Asranyias Saga - Anagard Kapitel 4

Anysa

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Kapitel 4 – Verluste

Kapitel 4 – Verluste (überarbeitet)

Es stellte sich als sehr schwierig heraus, die Kinder zu versorgen. Andero hatte gehofft, dass die von Sertor behandelte Milch eine Weile reichen würde. Doch das war ein Irrtum und zwar ein sehr großer. Mehrere Male am Tag fing eines der Kinder an zu schreien und als Reaktion darauf begann auch das Geschwisterchen damit. So mussten die Flüchtigen immer wieder eine Rast einlegen, um die Zwillinge in Ruhe zu füttern. Doch ihr Vorrat war schnell aufgebraucht und sie mussten Nachschub besorgen. Sie konnten aber nicht einfach zum nächsten Laden gehen und Milch kaufen oder zu einem Bauern. Sie würden mit Anysa und Aris auffallen, wie ein bunter Hund. Also hieß es, unbemerkt an die Nahrung zu kommen.
Denir entdeckte eine Weide, auf der sich mehrere Kühe tummelten. Friedlich grasten sie auf einer Lichtung, die von ein paar Brettern umzäumt war. Die Weide lag auf einer großen Alm, umgeben von hohen Bergen. Blumen wuchsen in den schönsten Farben, Bäume wiegten sich sanft im Wind. Es war niemand auf der Alm zu sehen.
„Wir brauchen die Milch dringend“, sagte Andero. „Der Zweck heiligt die Mittel“, versuchte er die Elbenkrieger zu überreden, einer Kuh etwas Milch abzunehmen und dies dem Bauern nicht mitzuteilen. Die Elben hüllten sich in ein unbehagliches Schweigen.
„Dies wäre Diebstahl, das ist Euch doch klar, Andero?“, fragte Tanako.
„Und Euch ist doch klar, dass meine Kinder verhungern, wenn sie keine Milch bekommen, oder?“, erwiderte der Vater gereizt.
Tanako grübelte nach und suchte nach einer anderen Lösung. Diebstahl würde durch nichts gerechtfertigt. Doch fiel ihm nichts anderes ein. Schweren Herzens stimmte er zu.
„Lernordo“, wendete er sich an den Elbenkrieger, „Ihr werdet die Milch besorgen. Aber bitte vorsichtig. Handelt unseren Regeln entsprechend.“ Lernordo gab mit einem Nicken sein Einverständnis und kletterte über die Umzäunung mit einem Eimer in der Hand.
Vorsichtig näherte er sich einer Kuh. Andero schaute gespannt zu, wie der Elb versuchen wollte, der Kuh die Milch zu entlocken. Er schaute nach rechts und links und bemerkte, dass auch die anderen Elben gebannt der Szenerie zusahen, aber mit ernsten Gesichtern. Andero richtete seinen Blick wieder nach vorn. Lernordo stand nun vor einer Kuh und verbeugte sich.
„Ehrenwertes Geschöpf dieser Erde, meine Name ist Lernordo Han’ Tromas aus Tharul. Ich komme als Bittsteller zu Euch, um Euch um Eure Hilfe zu bitten.“
Die Kuh rührte sich nicht von der Stelle, schaute nicht auf, sondern graste weiter friedlich auf der Weide. Sie nahm keinerlei Notiz von dem Elben. Dieser näherte sich vorsichtig dem Tier und sprach weiter beruhigend auf sie ein.
„Es geht hierbei um zwei Säuglinge, die dringend Milch brauchen. Wenn sie diese nicht bald bekommen, müssen sie verhungern. Da wir uns in einer gefährlichen Mission befinden, ist es uns nicht möglich, die Milch in einem Laden zu erwerben. Daher ist es uns auch nicht möglich, die Milch jetzt bei Eurem Herrn zu bezahlen.“
Die Kuh zeigte immer noch keinerlei Interesse. Lernordo wurde mittlerweile etwas unruhig.
„Ich hoffe, Ihr versteht unsere missliche Lage und werdet uns helfen.“
Nochmals verbeugte sich der Elbenkrieger vor der Kuh und bewegte sich Richtung Euter. Andero schaute dem Schauspiel mit wachsender Belustigung zu. Doch als er zur Seite schaute, bemerkte er keinerlei Heiterkeit auf den Gesichtern der Elben. Ganz im Gegenteil, diese nahmen das Verhalten Lernordos sehr ernst. Tanako drehte sich zu Andero um und strafte ihn mit einem bösen Blick. Sofort richtete dieser seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kuh und den Krieger.
Lernordo hatte die Kuh nun umrundet und legte seine rechte Hand auf das Hinterteil des Tieres. Die Kuh hob in diesem Moment den Kopf, blickte sich nach hinten um und trat einmal kräftig aus. Der Elb wurde frontal von dem Huf getroffen und flog ein paar Meter weit durch die Luft, ehe er im Gras liegen blieb. Doch die Kuh graste bereits friedlich weiter, als wäre nichts geschehen. Lernordo rappelte sich auf und ein Lachen drang an seine spitzen Ohren. Er schaute sich um und sah Andero, der sich am Zaun festhalten musste, um nicht vor Belustigung um zu fallen. Der Elbenkrieger verzog jedoch keine Miene. Wenn ihn Anderos Verhalten störte, so ließ er es sich nicht anmerken. Elben ließen sich generell nicht so schnell aus der Ruhe bringen und gaben ebenso wenig schnell auf. Daher ging er erneut zu der Kuh und begann wieder auf sie einzureden.
„Verzeiht mein vorschnelles Handeln, ehrenwertes Geschöpf dieser Erde. Ich bitte Euch noch einmal gnädigst, mir zu erlauben, Euch die Milch zu entnehmen. Ich verspreche Euch, die Milch bei eurem Herrn zu bezahlen, sobald die Mission erfüllt ist.“
Lernordo ging in die Knie und griff nach dem Euter. Die Kuh machte einen Schritt in die andere Richtung und entfernte sich so von dem Elbenkrieger. Lernordo kroch hinterher und versuchte erneut, nach dem Euter zu greifen. Doch die Kuh ging mit ein paar Schritten wieder von dem Elb weg. Dieses Schauspiel wiederholte sich mehrere Mal. Lernordo behielt die Ruhe und versuchte eins ums andere mal sein Glück, jedoch ohne Erfolg. Seine elbischen Gefährten sahen dem Ganzen mit wachsender Nervosität zu, da die Milch wichtig war. Nur einer fand die Situation sehr komisch: Andero.
„Man... stellt der sich... blöd an“, brachte Andero zwischen mehreren Lachanfällen heraus. Er haute sich mit der Hand auf den Oberschenkel, ging in die Knie und hatte seine Mühe, nicht vor Lachen umzufallen. Tränen rollten seine Wangen hinunter. Er strich sie mit den Fingern weg, beruhigte sich wieder und wendete seine Aufmerksamkeit der Kuh und dem Elben zu.
Lernordo unternahm gerade einen erneuten Versuch, der jedoch genauso kläglich scheiterte wie die anderen. Der Elbenkrieger rieb sich die schmerzende Stelle, wo die Kuh ihn getroffen hatte.
„Der macht das völlig falsch“, meinte Andero und verkniff sich ein weiteres Lachen.
„Und Ihr wisst, wie es richtig gemacht wird?“, fragte Tanako den völlig verdutzten Andero. Dieser nickte nur und meinte, er wisse schon, mit der Kuh umzugehen. Tanako zeigte mit der Hand zur Weide.
„Dann beweist Euer Können, Andero.“
Schnell hatte er die Tasche, in der Aris saß, abgeschnallt und gab sie Tanako. Er hielt die Hand auffordernd dem Elben entgegen, der ihn fragend ansah.
„Gebt mir bitte ein Seil“, verlangte Andero. Tanako kam der Aufforderung nach und kramte aus seinem Gepäck ein starkes Seil zu Tage. Dann kletterte Andero über den Zaun und ging auf Lernordo zu. Dieser verzog keine Miene, sagte aber auch kein Wort, als Andero ihn ansprach. Der Elbenkrieger drehte ihm den Rücken zu und ging zu seinen Gefährten. Andero schaute sich die Kuh genauer an. Diese weidete friedlich, zupfte das Gras büschelweise aus der Erde. Sie schenkte ihm keinerlei Beachtung. Dies änderte sich schlagartig, als er sich das Seil nahm und es um den Kopf der Kuh wickeln wollte. Plötzlich bewegte sie sich und versuchte davonzulaufen. Sie war aber nicht schnell genug. Andero hatte sie binnen Sekunden an der Leine und führte mit enormem Kraftaufwand das Tier zum Zaun. Dort band er sie an und wartete ab, bis sie sich beruhigt hatte. Er rieb seine Finger, bis sie warm waren und berührte vorsichtig das Euter der Kuh. Ein klägliches Muhen war zu hören, der Schwanz wedelte und versuchte, Andero zu treffen.
„Liebe Kuh, ich warne dich. Ich mache mir aus deinem Fell ein paar herrliche Stiefel. Mir gefällt dein Fell wirklich sehr.“ Um seine Aussage zu unterstreichen, fuhr er mit der Hand sanft über das leuchtende Fell. Die Kuh, nun ganz ruhig, wartete gespannt ab. Andero erwärmte noch einmal seine Finger und begann nun endlich, die Kuh zu melken. Nachdem er dies beendet hatte, band er das Tier ab und gab ihr einen Klaps auf das Hinterteil. Sogleich stampfte die Kuh davon, um in sicherer Entfernung wieder ihrer Beschäftigung auf zu nehmen: zu grasen. Mit dem vollen Eimer kehrte er zu seinen Gefährten zurück.
„Wie habt Ihr das gemacht?“, wollte Lernordo wissen.
„Zeigt mir Eure Hände“, bat ihn Andero. Der Elb tat, wie ihm geheißen und reichte dem Menschen seine Hände. Andero umklammerte sie und ließ auch gleich wieder los.
„Das dachte ich mir“, meinte er unbestimmt.
„Was dachtet Ihr Euch, wenn ich fragen darf?“, entgegnete der Elbenkrieger.
„Ihr habt sehr kalte Finger. Kühe mögen es nicht, wenn man ihr Euter mit kalten Fingern berührt. Ich weiß dies, weil ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin und stets die Kühe melken musste.“ Sein Tonfall ließ erkennen, dass er diese Arbeit nicht gern getan hatte.
„Was habt Ihr zu der Kuh gesagt?“, wollte Tanako von Andero wissen.
„Ich habe sie nicht verehrt, wie Euer Freund, sondern sie gewarnt und einfach gemolken. Da gibt es kein großes Gerede.“
„Ich heiße Euer Vorhaben nicht für gut. Aber wir haben die Milch.“ Tanako richtete das Wort an Sertor: „Nehmt bitte die Milch und tut Euer Bestes.“
Sertor nahm den Eimer und begann sogleich mit seiner Arbeit. Er stellte den Eimer auf den Boden und kniete sich davor nieder. Seine Hände ruhten über dem Eimer, seine Augen waren geschlossen. Leise murmelte er ein paar Worte. Die Milch begann daraufhin zu brodeln. Kleine Blasen bildeten sich auf der Oberfläche. Nach ein paar Minuten war es vorbei, die Milch war nun so behandelt, dass sie für die Zwillinge verträglich war. Andor füllte die beiden Fläschchen mit der Milch und gab eine davon Tanako. Nachdem die Zwillinge versorgt waren, machte sich die Gruppe wieder auf den Weg.
Als es dunkel wurde, suchten sie sich einen geeigneten Schlafplatz und schlugen ihr Lager für die Nacht auf. Ein Feuer wurde entzündet, ein jeder richtete sein Nachtlager ein. Lernordo kehrte erfolgreich von der Jagd zurück und brachte zum Abendessen ein paar Kaninchen mit. Nach dem Essen legten sich alle schlafen, nur Lordor übernahm die erste Wache. Er setzte sich etwas abseits des Lagers, so dass er sowohl seine Gefährten als auch die unmittelbare Umgebung im Blickfeld hatte.
Andero wickelte seine Kinder in das Fell ein, das Lernordo bei einen seiner Streifzüge mitgebracht hatte. Aris schlief bereits, hatte seine kleinen Äuglein geschlossen, atmete ganz ruhig. Anysa hingegen war noch sehr munter und spielte mit Anderos Fingern. Sie brabbelte fröhlich vor sich hin und die Kette ihrer Mutter funkelte sacht.
„Du siehst deiner Mutter bereits jetzt schon sehr ähnlich“, flüsterte er seiner Tochter zu. „Eines Tages wirst du genauso schön sein wie sie.“
Wehmütig betrachtete er das kleine Mädchen, sein Lächeln verschwand, als ihm wieder die Gefahr bewusst wurde und der schmerzliche Verlust seiner Frau.
„Euch wird nichts geschehen.“
Anysa sah ihn mit großen Augen ernst an, als ob sie verstehen würde, was ihr Vater sagte. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht, meine kleine Anysa“, sagte er zu ihr, legte sich hin und schloss die Augen. Anysa tat es ihm gleich und bald waren alle eingeschlafen. Nur Lordor saß auf seinem Wachposten und hielt die Augen offen. Das Feuer war fast ganz herunter gebrannt, glimmte nur noch ein wenig, so dass es kaum für Fremde zu sehen war. Drei Stunden dauerte seine Wache, dann würde er Denir wecken, der die zweite Schicht übernommen hatte.
Kalt wehte der Wind vom Gebirge herab und brachte einen Hauch von Gefahr mit sich. Lordor stand auf, als ob er dies spüren würde und ließ seine scharfen Augen über den dunklen Wald gleiten. Er sah nichts, hörte nichts und setzte sich wieder hin.



Perdur konnte die glimmende Glut des Lagerfeuers sehen, auch wenn die Elben das Feuer weitestgehend gelöscht hatten. Ihr Fehler war, es überhaupt zu entfachen. Sicherlich der Kinder wegen, dachte er sich. Aber auch ohne das Feuer hätte er sie gefunden. Perdur war der beste Fährtenleser in ganz Meridor, wenn nicht sogar in ganz Landory. Er konnte den Elben folgen, obwohl diese ihre Spuren sehr gut verwischt hatten und so kaum aufzuspüren waren. Dennoch war es Perdur gelungen, ihnen zu folgen. Auch wenn es vielleicht ein kleiner Verdienst des Magier war und seiner Leuchtkugel.
Von seinem Versteck aus konnte der Söldner beide Kinder sehen. Sie schliefen bei ihrem Vater. Dass es zwei waren, überraschte ihn, da er nur mit einem gerechnet hatte. Doch das war egal. Er tötete einfach beide Kinder, womit sein Auftrag erledigt war. Doch eines würde er sich nicht entgehen lassen: Tanako zu töten. Endlich kam er seinem Ziel näher.
Perdur schätzte die Elben ein, die er sehen konnte. Mit den Elbenkriegern fertig zu werden, würde nicht einfach werden. Der Mensch machte ihm keine Sorgen, der hatte keine Chance. Der Elbenmagier würde von Lacorto ausgeschaltet werden. Ein Elb schien Kundschafter zu sein, also auch kein Problem. Kundschafter waren nicht zum Kämpfen gedacht, nur zum Rennen. Und ihn würde er zum Rennen bringen.
Er zählte kurz durch. Seine Gruppe war in der Überzahl mit elf Mann gegen acht Feinde. Besser erschien ihm aber das Rechenbeispiel mit zehn gegen sechs, wenn er den Kundschafter und den Magier bei den Elben, Lacorto, bei seiner Gruppe nicht mit beachtet. Auf einen Elben würden dann zwei seiner Männer kommen und er konnte sich in Ruhe die Kinder und anschließend Tanako vornehmen. Das sollte zu schaffen sein.
Sein Unterkiefer knackte, als er die Zähne zusammen biss, um die aufkommende Freude zu unterdrücken. Die Jagd näherte sich dem Ziel. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Seine Augen erreichte es aber nicht, denn es war ein Lächeln, geboren aus lauter Mordlust, die Freude auf den bevorstehenden Kampf. Lautlos zog er sich wieder zurück, so dass der Elb, der Wache hielt, ihn nicht hören konnte. Nach ein paar hundert Metern traf er auf seine Gruppe.
„Macht Euch bereit. Es geht los“, flüsterte er seinen Männern zu. Er erläuterte seinen Plan, die Lage und informierte sie über seine Eindrücke über den Feind. Als alles besprochen war, setzten sie sich in Bewegung in Richtung des elbischen Lagers.



Lordor saß ruhig auf seinem Wachtposten. Es war kühler geworden, der Winter streckte bereits seine Finger aus und wollte die Herrschaft an sich reißen. Einem Menschen wäre sicherlich kalt geworden, aber nicht einem Elben. Aufmerksam beobachtete er den Wald. Dadurch bemerkte er auch sofort, dass die Geräusche des nächtlichen Waldes mit einmal verstummt waren. Er stand auf und lauschte in den Wald hinein. Nichts zu hören. Er brauchte nicht seine feinen Elbensinne zu beanspruchen, um die Gefahr zu bemerken, die von dieser unnatürlichen Ruhe ausging.
Lordor hörte einen Zweig knacken. Als wenn sich jemand anschleichen würde und auf einen Zweig getreten war. Er drehte sich um und zog gleichzeitig sein Schwert. Plötzlich begannen die Babys an zu schreien und der Elb drehte sich zu ihnen um. Dies kostete ihn das Leben. Denn diese eine Sekunde Unaufmerksamkeit nutzten seine Feinde sofort aus. Bevor er seine Gefährten warnen konnte, hörte er ein leises Sirren und spürte plötzlich einen starken Schlag gegen seinen Rücken, der ihn zu Fall brachte. Ein Bolzen von einer Armbrust steckte tief in seinem Körper. Blut sammelte sich in seinem Mund, er konnte nicht mehr atmen. Schon hörte er nichts mehr, spürte nur, dass viele Personen an ihm vorbei liefen. Ein dunkler Schleier legte sich über seine Gedanken, Müdigkeit ließ seine Augen schwerer werden. Dunkel wurde es um ihn herum, als er aufhörte zu atmen und nur noch die gebrochenen Augen in den nächtlichen Himmel starrten.

Als die Kinder zu schreien begannen, wachte Andero sofort auf. Schnell war er auf den Beinen und blickte sich in dem aufkommenden Chaos um. Er wurde Zeuge, wie Lordor von einem Pfeil niedergestreckt wurde. Plötzlich wurde die nächtliche Stille von Männergeschrei und Kampfeslärm zerrissen. Andero war augenblicklich klar, dass es sich bei den Angreifern nur um den Söldner Perdur und seine Männer handeln konnte. So schnell hatte er nicht mit einem Angriff gerechnet. Diese Unterschätzung der Fähigkeit Perdurs könnte ihn und seinen Kindern das Leben kosten. Instinktiv nahm der Vater seine Kinder an sich, um sie zu schützen. Sekunden später war er umringt von Tanako und den Elbenkriegern.
„Schützt die Kinder um jeden Preis!“, rief Tanako in den Lärm. Im nächsten Moment waren sie von den Feinden eingekreist. Ein Mann kam hervor. Eine Hand lässig am Schwertgriff, eine entspannte Haltung, die jedoch nicht die Vorfreude auf den kommenden Kampf verbergen konnte. Sein Gesicht war zu einer grausamen Maske verzogen. Ein Lächeln auf den Lippen, das noch nie in seinem Leben die Augen erreicht hatte. Sein grausamer Blick richtete sich auf einen ganz besonderen Elben. Einen, mit dem er bereits eine bewegte Vergangenheit hatte.
„Perdur Kondros!“, stellte Tanako emotionslos fest. Er taxierte den Söldner und stellte ein wenig erfreut fest, dass Perdurs Gesicht von einer langen Narbe entstellt war. Diese hatte er Tanako zu verdanken. Als ob Perdur die Gedanken des Elben erraten konnte, berührte er kurz seine Narbe im Gesicht, zog jedoch sofort die Hand zurück.
„Ja, ganz recht, Tanako. Ich bin’s, Euer alter Feind.“ Dabei verbeugte er sich, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen. „Schön, dass Ihr mich nach all den Jahren noch kennt.“ Ein Lachen erklang in die unnatürliche Stille. „Und nun werde ich euch endlich töten.“
Tanako ließ sich nicht beeindrucken, sondern gab vielmehr eine Drohung zurück.
„Verschwindet, Söldner, bevor ich Euch töten muss. Dieses mal werdet Ihr meiner Klinge nicht entkommen.“ Das Schwert leicht erhoben, verdeutlichte Tanako Absicht.
Perdur lachte nur ob dieser Unverfrorenheit des Elbenkriegers.
„Nicht so voreilig, Elb. Einen Eurer Männer haben wir bereits erledigt. Ihr seid eingekreist und sitzt in der Falle. Wir sind in der Überzahl.“ Mit nachdenklicher Miene, die Hand zum Kinn geführt, die einer Denkerpose gleich kam, fügte Perdur seinen Ausschweifungen sarkastisch hinzu: „Ich würde sagen, dass ich da einen gewissen Vorteil für mich sehe. Oder meint Ihr nicht?“ Tanako, völlig unberührt von Perdurs Spott, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Noch bevor er diesen Satz ganz zu Ende gesprochen hat, griff Perdur den groß gewachsenen Elben mit gezogenem Schwert an. Tanako hob seine Waffe empor und fing so die größte Wucht des Angriffs ab. Die übrigen Söldner erwachten zum Leben und stürzten sich schreiend auf ihre Gegner.
Denir musste sich gegen zwei Angreifer gleichzeitig wehren. Der eine, ein großer blonder Hüne mit einem wutverzerrten Gesicht, hackte auf ihn ein, als wolle er ein Stück Holz zerkleinern. Denir war gezwungen, in die Verteidigungsstellung zu gehen. Der zweite Söldner unterdes griff ihn von der anderen Seite an, in der Hoffnung, dass der Elb irgendwann seine Deckung aufgeben würde und sich eine Lücke in der Verteidigung öffnete. Das System bewährte sich in soweit, das es ein Patt mit sich brachte. Denir konnte nicht angreifen, die Söldner hielten ihn unter Kontrolle. Ein Elb weniger, der auf das Baby achten konnte. Denn die Söldner wollten den Tod des Kindes, die Elben waren ihnen egal. Auch wenn sie diese lieber tot als lebendig sahen und ihr möglichstes dafür unternahmen.
Ein grell blauer Blitz erhellte plötzlich den Kampfplatz, gefolgt von einem roten. Immer wieder wechselten sich die Blitze ab, tauchten die Kämpfenden in ein unheimliches Licht. Die beiden Magier hatten ihren eigenen Kampf begonnen.
Tanako gelang es durch einen vorgetäuschten Angriff, seinen Gegner zu verwirren. Mit der Breitseite seines Schwertes schlug er ihn schließlich zu Boden. Doch setzte er ihn nicht nach, sondern eilte in die Mitte des Kreises zu Andero. Noch bevor er mit dem Vater reden konnte, erklang Sertors Stimme hinter ihm. Sogleich drehte er sich um und hörte voller Schrecken die neuen Nachrichten.
„Tanako, sie haben zwei Tylokras dabei. Sie sind eine knappe Meile entfernt. Wir... .“ Sertor wurde in seinen Ausführungen unterbrochen, als Perdurs Magier ihn erneut mit einer Salve roter Blitze eindeckte.
Tanako hatte aber verstanden. Nie könnten sie gegen Tylokras gewinnen. Sie waren einfach zu wenig, um gegen die knapp drei Meter messenden, mit scharfen Krallen und Zähnen bewaffneten Wölfe zu bestehen. Er änderte augenblicklich seinen Plan.
„Andero“, sprach er zu dem Mann mit den zwei Babys, die er fest an sich gedrückt hielt, „wir müssen hier sofort weg. Sertor hat zwei Tylokras gesehen.“ Andero schaute ihn fragend an.
„Was sind Tylokras?“, wollte er von dem Elbenkrieger wissen. Tanako blieb ihm aber die Antwort schuldig und zog ihn mit sich in Richtung Wald. Der Kampf ging mit ungezügelter Wucht weiter. Schwerter klirrten, Rufe ertönten, Schmerzensschreie waren zu hören.
Aus diesen unterschiedlichen Stimmen hörte Tanako jemanden seinen Namen rufen und drehte sich nach der Stimme um. Es war erneut Sertor, der Elbenmagier. Dieser streckte die Arme von seinem Körper weg und schloss die Augen. Tiefe Konzentration zeichnete sein Gesicht. Kleine Blitze sammelten sich in seinen ausgestreckten Handflächen. Zuerst flackerten sie nur, sprühten wie Wunderkerzen ziellos umher. Dann verstärkte sich das Licht, bis ein dicker blauer Strang links und rechts von ihm explodierte und sich rasend schnell in beide Richtungen ausbreitete. Das blaue Licht durchdrang alles, was sich ihm in den Weg stellte. So wurden zwei Söldner, die nicht schnell genug fliehen konnten, von dem Strang getroffen und in Nichts aufgelöst. Während der Strang weiter sich ausbreitete, wuchs er in die Höhe, bis schließlich eine Wand aus hellblauem Licht zwischen den Söldnern und den Elben stand. Sertor nahm die Arme wieder herunter, Schweißperlen tropften von seinem Gesicht, das von Anstrengung gezeichnet war.
Lacorto fluchte leise und versuchte, mit seiner Magie die Barriere zu durchbrechen. Doch ohne Erfolg. Der Elbenmagier eilte zu Tanako. „Lang kann ich die Wand nicht halten. Ihr müsst jetzt fliehen.“ Tanako stimmte ihm zu und drehte sich um. „Dann los“, sagte er, doch Sertor schüttelte den Kopf und ging einige Schritte zurück. „Ich kann nicht mit Euch kommen“ begann er zu erklären. „Wenn ich mich von der Barriere zu weit entferne, bricht sie zusammen. Ihr flieht und ich halte die Söldner auf, so lang es mir möglich ist.“
„Aber das bedeutet Euren Tod!“
„Das mag sein. Doch mit dieser Möglichkeit hatte ich bereits bei Antritt der Reise gerechnet. Iliah gab ihr Leben für die Zwillinge, nun gebe ich das meinige.“
„Sertor“, begehrte Tanako auf, doch wurde er durch eine heftige Armbewegung Sertors unterbrochen: „Nein, geht sofort!“
Lernordo nickte dem Elbenmagier zu und zog Tanako mit sich. „Wir müssen gehen.“ Tanako schaute den Magier fragend an. „Bitte geht“, beharrte dieser weiterhin.
„Ich werde bei ihm bleiben, dann hat er eher eine Chance zu überleben“, warf plötzlich der Elbenkrieger Denir ein. Er bekräftigte seinen Entschluss, in dem er sich zu dem Magier stellte.
Ein Knall ließ alle Köpfe herumfahren. Lacorto hatte einen roten Strahl Magie gebündelt und richtete ihn auf eine Stelle der Barriere.
„Früher oder später wird er meine magische Wand durchbrochen haben. Also geht. Jetzt!“
Tanako sah die Aussichtslosigkeit der Lage ein. „Wie ihr wünscht.“ Er verneigte sich vor den beiden Elben. „Sertor Mag’ Riedra Fon und Denir To’ Kondra, ich wünsche Euch alles Gute und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen“, erwies er ihnen die Ehre. Dann drehte er sich um und verschwand mit den übrigen Personen.
Die beiden Zurückgebliebenen drehten sich grimmig dem Gegner zu. Sie wussten, dass sie dem Tod geweiht waren. Doch nur so hatten die anderen eine echte Chance.
Sertor und Denir bezogen Stellung. Sertor streckte seine Arme gerade aus und richtete einen blauen Energiestrahl auf seine Barriere, um diese zu stabilisieren. Denir zog sein Schwert und wartete in Verteidigungsstellung auf den Feind. Die blaue Wand, die die Söldner von den Elben trennte, wurde bereits merklich dünner. Nicht mehr lang und die Wand würde in sich zusammen brechen.



Schnell rannte Tanako zu den Pferden. Diese standen auf der richtigen Seite der Barriere und nicht bei den Söldnern. Augenblicklich waren sie aufgesessen und entfernten sich von der blauen Wand. Sie galoppierten so schnell es die Pferde zuließen, ohne dabei über Wurzeln oder Steine zu stolpern. Tanako drehte sich um, ob sie schon verfolgt wurden. Noch war nichts zu sehen, die blaue Wand stand nach wie vor. Schweigend ging es den Pfad entlang des Yanuzi Gebirges. Da sie nur sechzig Meilen geschafft hatten, waren es bis zum Wykportal über einhundertachtzig Meilen. Eine Entfernung, die sie unmöglich in einem Ritt schaffen würden.
Der aufgegangene Mond erhellte den Pfad ein wenig. Für das menschliche Auge noch zu dunkel, reichte es den Elben als Lichtquelle aus, um die Pferde schnell und zielsicher über den steinigen Waldboden zu jagen. Doch Andero hatte seine Probleme in dieser Finsternis. Deshalb ritt er zwischen den Elben und verfolgte jede ihrer Bewegungen.
Sindor war der Anführer, da er als Kundschafter am besten die jeweiligen Gegebenheiten des Waldes kannte. Andero war zwar im Yanuzi Gebirge aufgewachsen, doch konnte er wegen mangelndem Sehvermögen die Gruppe nicht anführen. Hinter Sindor preschte Tanako durch die Nacht, hielt die kleine Anysa im Arm, damit Andero besser reiten konnte. Anysa lag friedlich schlafend in der Tragetasche und bekam von der Flucht nichts mit. Zärtlich drückte Tanako das Mädchen an sich. Andero ritt mit seinem Sohn in der Mitte der Kolonne. Als Vorletzter folgte Enord, den Abschluss bildete Lernordo.
Nachdem sie bereits einige Meilen geschafft hatten, ertönte hinter ihnen plötzlich ein lauter Knall, gefolgt von einem zuerst blauen, dann rötlich schimmernden Licht. Die Welt rund um die Gefährten färbte sich blutrot, als ob die Umgebung in Flammen stehen würde. Die Pferde bäumten sich auf, waren nur schwer wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Reiter stiegen ab, hielten die Pferde an den Zügeln fest. Ein paar Sekunden später kam eine enorme Druckwelle auf die Reisegruppe zu. Lose Äste wurden umher geschleudert, schwache Bäume knickten einfach um. Nur schwer konnten sich Tanako und seine Gefährten auf den Beinen halten. So schnell wie die Druckwelle gekommen war, war sie auch wieder vorbei. Die Bäume nahmen ihre Ursprungshaltung wieder ein, die Pferde beruhigten sich. Woher dieser Sturm kam, war jedem klar.
„Sie sind tot“, sagte Tanako ohne jegliches Gefühl in seinen Worten. Für ihn war dies eine bestehende Tatsache, an der auch große Gefühlsausbrüche nichts ändern würden. Doch Andero verstand die elbische Gefühlswelt nicht und schaute den großen Elben ärgerlich an.
„Wie könnt Ihr dies nur so kalt sagen? Denir ist Euer Freund.“
„Er war mein Freund“, gab Tanako emotionslos zurück. Kurz senkte er die Augen, richtete den Blick auf den Waldboden und sagte: „Glaubt nicht, sein Tod mache mir nichts aus. Ganz im Gegenteil. Wir kannten uns länger als ein Menschenleben.“ Er hob den Kopf, schaute Andero in die Augen. Kurz war ein Zeichen der Trauer in dem elbischen Gesicht zu erkennen. „Aber Trauer ist jetzt unpassend. Ort und Zeit wird kommen, Denir Respekt zu zollen. Jetzt müssen wir weiter.“ Er drehte sich um und stieg auf sein Pferd. Andero folgte seinem Beispiel wortlos, ebenso die übrigen Reisenden. Schweigend folgten sie dem Weg weiter durch die Nacht.

Nach stundenlangem Ritt legten sie eine Rast ein. Die Sonne hatte bereits den Horizont erobert. Nur kleine Wolken zur Himmelsdekoration waren zu sehen. Obwohl es bereits Spätherbst war, wärmte die Sonne die Reisenden. Die Zwillinge mussten versorgt werden. Da es wieder hell war, erkannte nun auch Andero ihre Umgebung. Nicht weit von ihrer Raststelle befand sich ein kleines Dorf.
Auch befanden sich mehrere Bauernhöfe in unmittelbarer Nähe, wo schnell an Milch zu kommen war. Diese Besorgungen erledigte erneut Lernordo. Doch verkniff sich Andero dieses Mal jeglichen Kommentar. Als die Kinder versorgt, die Pferde getränkt und die Reiter ausgeruht waren, ging die Flucht zum Wykportal weiter. Andero übernahm die Führung. In gestrecktem Galopp ging es flussaufwärts. Die Berge rechts und links flogen vorbei, unwegsames Gelände kam und ging.
Nach mehreren Tagen anstrengender Reise waren es nur noch zehn Meilen bis zum Wykportal. Nun mussten sie zu dem anderen Ufer des Wyke gelangen und suchten eine seichte Stelle, wo sie den Fluss gefahrlos überqueren konnten. Als sie die gesuchte Stelle gefunden hatten und mit der Übersetzung begannen, schlug neben Andero etwas in den Fluss ein, welches das Wasser wie eine Fontäne hochspringen ließ. Nur schwer konnte Andero sein Pferd unter Kontrolle bringen. Ein schneller Blick zurück offenbarte ihm seine schlimmsten Befürchtungen: ihre Verfolger hatten sie gefunden.



Nachdem die Pferde beruhigt waren, trieb Tanako seines sofort an. Die anderen machten es ihm nach und preschten durch den Wyke.
Schon schlug die nächste Feuerkugel ein, dieses Mal vor Tanakos Pferd. Das Tier bäumte sich voller Panik auf. Der Elb drehte sich um und versuchte einen Überblick über ihre Lage zu gewinnen. Der Anblick, der sich ihm bot, gefiel ihm gar nicht. Bei Andero war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Lacorto stand am anderen Ende des Wyke, die Arme hoch erhoben, das Gesicht vor Konzentration erstarrt. Vor seinen Handflächen formte sich ein Feuerball, der unaufhörlich an Größe gewann. Er öffnete die Augen und schaute mit einem kalten Lächeln den Elben an.
Tanako schätzte schnell ihre Situation ein. Außer ihm waren nur noch Enord und Lernordo als kampferfahren zu bezeichnen. Sindor war nur Kundschafter, der sich zwar verteidigen konnte, doch gegen mehrere Söldner auf einmal nicht ankommen würde. Auch wenn er ein Elb war und sehr gut kämpfen konnte, war er nicht in der Lage, viel Schaden anzurichten. Andero hatte mit der Verteidigung seines Sohnes zu tun. Zwar hatte er schon einmal ein Schwert in der Hand gehalten, doch war dies kein Kampf gegen wilde Tiere in den Bergen oder Diebesgesindel, das sein Lager plündern wollte. Auch hatte er noch nie einen Menschen getötet. Gegen Söldner, die seinen Tod wollten, würde er nicht lang standhalten können. Tanako selbst war durch Anysa gehindert, seine Kampfkünste voll zur Geltung zu bringen. Er musste bei seinen Ausfallschritten darauf achten, sie nicht zu gefährden. Somit waren nur Enord und Lernordo voll kampffähig. Das schmälerte ihre Chancen erheblich. Schnell zählte er die Anzahl der Gegner, um das Verhältnis zu ermitteln. Am anderen Ufer stand der Magier, der seinen Feuerball in einer arroganten Weise von einer Hand in die andere gleiten ließ. An seiner rechten Seite stand der Söldner Perdur. In seinen Augen blitzte die pure Mordlust. Langsam zog der Söldner sein Schwert aus der Scheide. Die Luft wurde vom Klirren der Schwerter erfüllt, als die anderen Söldner seinem Beispiel folgten.
Im Ganzen war das Verhältnis der Krieger für die Elben nicht sehr gut. Mit einem wissenden Lächeln ob der schlechten Lage der Elben schaute Perdur Tanako drohend an. Doch der groß gewachsene Elb ließ sich davon nicht beeindrucken. Er taxierte weiter mit ruhiger Entschlossenheit seine Gegner, wägte ab, suchte nach Chancen. Mit Anysa würde es nicht leicht werden. Er wusste, welch ein guter Kämpfer der Anführer der Söldner war.
Sein Blick richtete sich nach rechts. Dort stand ein Bär von einem Mann, der auch ohne ein Schwert sehr gefährlich war. Ein Zweihänder, den er mühelos mit einer Hand hielt, war seine Waffe. Er umschloss den Griff mit einer Vertrautheit und Selbstsicherheit, die zeigte, dass er die mächtige Waffe zu gebrauchen wusste. Links neben diesem Mann stand ein etwas kleinerer Söldner, nicht minder gefährlich, völlig gelassen da. Das Schwert locker in der Hand haltend, die Spitze ruhte auf dem Boden, wirkte er desinteressiert. Herablassend schaute er auf die andere Seite des Ufers, freute sich schon auf den kommenden Sieg und die darauf folgende fette Belohnung. Seine Überheblichkeit und Unvorsichtigkeit würde ihn noch das Leben kosten, dachte sich Tanako. Hinter Perdur stand ein Söldner, den Tanako nicht richtig einzuschätzen wusste. Schloss man nach seinem Gesichtsausdruck, müsste dieser Mann vor Angst zittern. Doch war seine Haltung entspannt, als ob er einen Spaziergang machen würde.
Hinter dem Magier standen die letzten drei Söldner nebeneinander. Sie steckten die Köpfe zusammen und erübrigten nur manchmal einen Blick zur anderen Seite des Flusses. Sie schienen sich ihres Sieges ebenso sicher zu sein, waren jedoch wachsam und kontrollierten ständig die Umgebung.
Der Angriff der Söldner kam ohne jede Vorwarnung. Perdur spurtete los und war bereits über dem halben Fluss, bevor Andero überhaupt reagieren konnte. Dem Anführer der Söldner folgten sogleich seine Männer mit gezückten Schwertern. Ein leises Pfeifen war zu hören, dann kam ein Söldner ins Straucheln und fiel kopfüber ins Wasser. Ein Pfeil ragte aus seiner linken Seite. Der Verletzte versuchte sich zu erheben, wurde jedoch von einem zweiten Pfeil getroffen, der ihn tötete. Mit dem Gesicht nach unten wurde er von der Strömung des Wyke fort getragen. Andero schätzte die Richtung des Pfeils und erblickte Sindor im Gebüsch, der die Gegner von hinten angriff. Zumindest dürfte dann kein Hinterhalt auf uns warten, grübelte der Vater. Wie der Kundschafter unbemerkt auf die andere Seite gelangen konnte, blieb Andero ein Rätsel. Auch die Söldner hatten sich in die Richtung gedreht, aus der die Pfeile kamen. Zwar hatten sie Sindor noch nicht entdecken können, bewegten sich aber zielsicher auf sein Versteck zu.
Abgelenkt durch die Geschehnisse mit Sindor bemerkte Andero nicht, dass sich ein Söldner ihm näherte. Erst ein Warnruf Tanakos riss ihn vom Kundschafter los. Plötzlich sah er sich einem Feind gegenüber; seine Beschützer waren bereits in Nahkämpfe verwickelt. Ein Sprung nach hinten rettete ihm das Leben, als der Söldner mit dem Schwert ausholte, um sein Bein vom Leib zu trennen. Seine Nachlässigkeit hätte ihn beinahe sein Leben und das seines Sohnes gekostet. Das Schwert seines Gegners verfehlte ihn nur knapp, streift aber sein Pferd. Das Tier bäumte sich auf und rannte in schierer Panik los. Jedoch kam es nicht weit, die Wunde war zu tief. Schwer verletzt brach es wenige Meter weiter zusammen. Andero spürte das Wasser an seinen Beinen, dann stürzte er mitsamt dem Pferd in den Wyke. Er tauchte unter und mit ihm der anfänglich schreiende Aris. Die Schnallen des Rucksacks lösten sich, Andero spürte dies und versucht danach zu greifen. Seine Hände, starr vor Kälte wegen des eisigen Wassers, konnten den Rucksack nicht richtig greifen. Der provisorische Tragebeutel entwand sich seiner und war wenig später verschwunden. Er versuchte verzweifelt, wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen, seine Lungen schrien verzweifelt nach Luft.
Mit Mühe kämpfte er sich unter dem Pferd hervor und durchbrach die Wasseroberfläche. Er atmete tief ein, pumpte die ach so süße Luft in seine Lunge. Schnell schaute er sich nach seinem Sohn um. Doch nirgends konnte er ihn entdecken. Auch seine Gefährten waren nur noch aus weiter Ferne zu sehen. Er war in die starke Strömung des Wyke gelangt, was seinen sicheren Tod bedeuten konnte. Er rief nach Tanako, winkte ihm zu. Plötzlich tauchte sein Pferd vor ihm wieder auf, panisch um sich tretend und traf ihn frontal mit den Hufen am Kopf. Seine Sinne begannen zu schwinden, erneut tauchte er unter Wasser. Der schwarze Strudel der Bewusstlosigkeit bemächtigte sich seiner immer mehr. Minutenlang kämpfte er um sein Leben, immer wieder schaffte er es, kurz aufzutauchen, doch riss ihn die Strömung stets hinunter zu dem eiskalten Tod. Das Glück war aber mit ihm. Er gelangte an eine seichtere Stelle des Flusses, auf der er endlich Halt fand. Mit letzter Kraft schaffte es Andero ans Ufer. Gierig schnappte er nach Luft und brach wenig später zusammen. Seine letzten Gedanken galten seinen Kindern, seinem Versagen über das letzte Versprechen, das er seiner sterbenden Frau auf dem Totenbett gab. "Es tut mir so leid, Iliah", flüsterte er mit schwacher Stimme. Es wurde dunkel um ihn und er fiel in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Blut lief ihm von seiner Kopfwunde über das Gesicht und hinterließ auf dem steinigen Uferboden eine rote Lache.



Tanako sah mit Erschrecken, wie Andero plötzlich angegriffen wurde. Bevor er ihm zu Hilfe eilen konnte, bäumte sich dessen Pferd bereits auf. Binnen Sekunden war Andero mit samt dem Pferd in den Wyke gefallen. Und zusammen mit Aris. Bevor Tanako reagieren konnte, wurde er heftigst von Perdur bedrängt. Dieser sah seine Chance, den Elben endlich zu töten. Ein schneller Blick in die Richtung, wo Andero verschwunden war, zeigte dem Elben, wie Vater und Sohn untergingen. Dann waren beide verschwunden. Verschlungen von den Fluten des Wyke.
Ein Teil seiner Hoffnung schwamm mit dem Fluss mit. Aris war hoffnungslos verloren, von Andero fehlte jede Spur. Seine einzige Chance war es jetzt, Anysa zu retten. Und seine einzige Hoffnung war, dass das kleine Mädchen der besagte Asranyias war. Weiter drang Perdur auf ihn ein. Mehrere Schwerthiebe prasselten auf den Elb herab, die dieser zwar mühelos parieren konnte, doch stets darauf bedacht sein musste, Anysa zu schützen. Perdur steckte seine ganze Kraft in den Angriff, immer und immer wieder hackte er förmlich auf das schlanke Elbenschwert ein. Tanakos Arm ermüdete bereits unter der Wucht der Hiebe.
Diese Kampftechnik entsprach dem Wesen Perdurs. Er war groß und schwer, hatte viel Kraft in seinem massigen Körper und wusste dies zu seinem Vorteil auszunutzen.
Was ihm jedoch fehlte, war die Schnelligkeit, die Tanako sein Eigen nannte. Dieser besagten Eigenschaft konnte Perdur nichts entgegensetzen. Er versuchte zwar, mit Kraft dies auszugleichen, doch war Tanako stets schneller als er und sah bereits im Voraus den Schwerthieb kommen. Der Elb machte einen Ausfallschritt nach hinten, so dass Perdur nachsetzen musste. Dieses Nachsetzen kostete ihn nur eine Sekunde. Für Tanako war diese Zeit genug, in Angriffsstellung zu gehen und nun seinerseits Perdur zu bedrängen. Mit der linken Hand hielt er das Baby, mit der rechten kämpfte er gegen den Söldner. Er versuchte ihn mit gezielten Schlägen zu schwächen. In schneller Abfolge, so dass Perdur nur mit Mühe reagieren konnte, schwang er seine schlanke Klinge. Auf Perdurs Stirn zeigten sich bereits die ersten Schweißperlen. Immer wieder griff Tanako unvermindert an, gewann immer mehr an Boden. Mit einer schnellen Abfolge von Schlägen, die Perdur nur als eine einzige Bewegung wahrnahm, durchbrach Tanako die Deckung des Söldners und konnte ihm am Bauch eine empfindliche Wunde zufügen. Perdur brachte sich sofort ein paar Schritte in Sicherheit und hielt sich die stark blutende Verletzung.
„Ich würde sagen, das ist Treffer Nummer vierundzwanzig, Perdur Kondros“, sagte der Elb mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. Es schien, als sei der Gegner des Elben arg mitgenommen. Doch war dies eine beliebte Taktik von Perdur, um den Gegner zur falschen Sicherheit zu verleiten. Tanako kannte Perdur schon lange. Öfters waren sie bereits aneinander geraten und daher fiel der Elb nicht auf den Trick herein. Als der Söldner dies bemerkte, gab er seine Scharade auf und blickte seinen ärgsten Konkurrenten wütend an.
„Freut Euch nicht zu früh, Elb. Mir geht es heute nicht um Euch, sondern um das Balg da“, herrschte Perdur ihn an und zeigte mit dem Schwert auf Anysa. Tanako ließ sich aber nicht ablenken und konnte so den plötzlichen Angriff Perdurs ohne große Mühe parieren. Immer schneller und wütender schlug der Söldner auf ihn ein. Tanako ließ ihn einmal gewähren und gab ihm die offene Deckung, nach der er sich sehnte. Prompt fiel Perdur auf die Finte herein. Tanako drehte sich zu schnell für Perdurs Augen und sein großes Schwert wurde von der zarten Elbenklinge nach unten gezwungen. Bevor Perdur seine Waffe wieder befreien konnte, hatte ihm Tanako auch schon eine Schnittwunde an der linken Gesichtshälfte zugefügt. Unterhalb des Auges beginnend, verlief sie über die Wange bis zu seinem Mundwinkel.
Verdutzt betastete Perdur sein Gesicht und schaute ungläubig auf das Blut an seinen Fingern. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Zornig funkelte er den Elben an. „Ihr habt mich entstellt, Tanako!“, schrie er ihn an. Mit einem kalten Lächeln gab dieser zurück: „Da gibt es nichts zu entstellen. Euer Gesicht war so schon hässlich genug. Nun kommt Ihr bei Euren Weibern vielleicht besser an, mit einer großen Verletzung als Trophäe.“ Wütend stürzte sich Perdur auf Tanako, doch kam er nicht weit. Ein leises Sirren war zu hören und ein Pfeil traf genau da in die Erde, wo der Söldner gerade gestanden hatte. Tanako entdeckte Sindor, der immer noch Pfeile auf ihre Gegner schoss.
Perdur suchte Deckung hinter einem Baum. Er schaute sich nach seinem Magier um, der jedoch etwas hilflos da stand. Er konnte nicht seine Feuerkugeln auf das dichte Gewühl abwerfen, da er damit auch die Söldner treffen würde. Der Magier war also völlig wertlos. Perdur gab ihm ein Zeichen, dass er sich um Sindor kümmern sollte, woraufhin sich dieser in Bewegung setzte.
Lernordo tötete in dem Augenblick seinen Gegner und eilte Enord zur Hilfe, der es gleich mit drei Söldnern auf einmal aufnehmen musste. Sie schafften es schließlich, die Gegner auszuschalten. Dies verschaffte ihnen eine kleine Verschnaufpause. Tanako drehte sich nach dem Magier um und sah gerade noch, wie dieser im Wald verschwand. Die übrigen Söldner zogen sich zurück, um sich neu zu ordnen. Diese Chance zur Flucht nutzte Tanako und schwang sich auf sein Pferd. Sie schlugen die Richtung zum Wykportal ein. Wenig später schloss sich Sindor ihnen an. Tanako fragte ihn nach dem Magier. „Ich habe ihn kommen sehen und ihn mit einem Pfeil treffen können.“ Damit gab sich der Anführer der Elben erst mal zufrieden.
Die Verschnaufpause reichte nicht lange. Schon hörten sie Hufgetrappel hinter sich, die Verfolger rückten näher. An einer engen Stelle im Wald, der Weg umgeben von dicken Bäumen, blieb Enord stehen und drehte sich zu Tanako um. „Ich bleibe hier und halte sie auf, so lang es mir möglich ist.“ Tanako nickte nur. Er wusste, dass dies die einzig richtige Entscheidung war. Die Verfolger waren nah und die Zeit wurde knapp. Er legte dem Elbenkrieger eine Hand auf die Schulter. „Viel Glück, mein Freund.“ Schon drehte er sich um und folgte mit Lernordo und Sindor dem Weg zum Wykportal.
 

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Korrekturvorschläge:

Asranyias Saga - Anagard Kapitel 4
Veröffentlicht von Anysa am 30. 07. 2007 20:58
Kapitel 4 – Verluste

Es stellte sich als sehr schwierig heraus, die Kinder zu versorgen. Andero hatte gehofft, [red] das [/red] (dass) die von Sertor behandelte Milch eine Weile reichen würde. Doch das war ein Irrtum und zwar ein sehr großer. Mehrere Male am Tag fing eines der Kinder an zu schreien und als Reaktion darauf begann auch das Geschwisterchen damit. So mussten die Flüchtigen immer wieder eine Rast einlegen, um die Zwillinge in Ruhe zu füttern,[blue] ihnen die Flasche zu geben[/blue] (überflüssig) . Doch ihr Vorrat war schnell aufgebraucht und sie mussten Nachschub besorgen. Sie konnten aber nicht einfach zum nächsten Laden gehen und Milch kaufen oder zu einem Bauern. Sie würden mit Anysa und Aris auffallen, wie ein bunter Hund. Also hieß es, unbemerkt an die Nahrung zu kommen.
Denir entdeckte eine Weide, auf der sich mehrere Kühe tummelten. Friedlich grasten sie auf einer Lichtung, die von ein paar Brettern umzäumt war. Die Weide lag auf einer großen Alm, umgeben von hohen Bergen. Blumen wuchsen in den schönsten Farben, Bäume wiegten sich sanft im Wind. Es war niemand auf der Alm zu sehen.
„Wie brauchen die Milch dringend“, sagte Andero. „Der Zweck heiligt die Mittel“, versuchte er die Elbenkrieger zu überreden, einer Kuh etwas Milch abzunehmen und dies dem Bauern nicht mitzuteilen. Die Elben hüllten sich in ein unbehagliches Schweigen.
„Dies wäre Diebstahl, das ist Euch doch klar, Andero?“, fragte Tanako.
„Und Euch ist doch klar, dass meine Kinder verhungern, wenn sie keine Milch bekommen, oder?“, erwiderte der Vater gereizt.
Tanako grübelte nach und suchte nach einer anderen Lösung. Diebstahl würde durch nichts gerechtfertigt. Doch fiel ihm nichts anderes ein. Schweren Herzens stimmte er zu.
„Lernordo“, wendete er sich an den Elbenkrieger, „Ihr werdet die Milch besorgen. Aber bitte vorsichtig. Handelt unseren Regeln entsprechend.“ Lernordo gab mit einem Nicken sein Einverständnis und kletterte über die Umzäunung mit einem Eimer in der Hand.
Vorsichtig näherte er sich einer Kuh. Andero schaute gespannt zu, wie der Elb versuchen wollte, der Kuh die Milch zu entlocken. Er schaute nach rechts und links und bemerkte, dass auch die anderen Elben gebannt der Szenerie zusahen, aber mit ernsten Gesichtern. Andero richtete seinen Blick wieder nach vorn. Lernordo stand nun vor einer Kuh und verbeugte sich.
„Ehrenwertes Geschöpf dieser Erde, meine Name ist Lernordo Han’ Tromas aus Tharul. Ich komme als Bittsteller zu Euch, um Euch um Eure Hilfe zu bitten.“
Die Kuh rührte sich nicht von der Stelle, schaute nicht auf, sondern graste weiter friedlich auf der Weide. Sie nahm keinerlei Notiz von dem Elben. Dieser näherte sich vorsichtig dem Tier und sprach weiter beruhigend auf sie ein.
„Es geht hierbei um zwei Säuglinge, die dringend Milch brauchen. Wenn sie diese nicht bald bekommen, müssen sie verhungern. Da wir uns in einer gefährlichen Mission befinden, ist es uns nicht möglich, die Milch in einem Laden zu erwerben. Daher ist es uns auch nicht möglich, die Milch jetzt bei Eurem Herrn zu bezahlen.“
Die Kuh zeigte immer noch keinerlei Interesse. Lernordo wurde mittlerweile etwas unruhig.
„Ich hoffe, Ihr versteht unsere missliche Lage und werdet uns helfen.“
Nochmals verbeugte sich der Elbenkrieger vor der Kuh und bewegte sich Richtung Euter. Andero schaute dem Schauspiel mit wachsender Belustigung zu. Doch als er zur Seite schaute, bemerkte er keinerlei Heiterkeit auf den Gesichtern der Elben. Ganz im Gegenteil, diese nahmen das Verhalten Lernordos sehr ernst. Tanako drehte sich zu Andero um und [red] straffte [/red] (strafte) ihn mit einem bösen Blick. Sofort richtete dieser seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kuh und den Krieger.
Lernordo hatte die Kuh nun umrundet und legte seine rechte Hand auf das Hinterteil des Tieres. Die Kuh hob in diesem Moment den Kopf, blickte sich nach hinten um und trat einmal kräftig aus. Der Elb wurde frontal von dem Huf getroffen und flog ein paar Meter weit durch die Luft, ehe er im Gras liegen blieb. Doch die Kuh graste bereits friedlich weiter, als wäre nichts geschehen. Lernordo rappelte sich auf und ein Lachen drang an seine spitzen Ohren. Er schaute sich um und sah Andero, der sich am Zaun festhalten musste, um nicht vor Belustigung um zu fallen. Der Elbenkrieger verzog jedoch keine Miene. Wenn ihn Anderos Verhalten störte, so ließ er es sich nicht anmerken. Elben ließen sich generell nicht so schnell aus der Ruhe bringen und gaben ebenso wenig schnell auf. Daher ging er erneut zu der Kuh und begann wieder auf sie einzureden.
„Verzeiht mein vorschnelles Handeln, ehrenwertes Geschöpf dieser Erde. Ich bitte Euch noch einmal gnädigst, mir zu erlauben, Euch die Milch zu entnehmen. Ich verspreche Euch, die Milch bei eurem Herrn zu bezahlen, sobald die Mission erfüllt ist.“
Lernordo ging in die Knie und griff nach dem Euter. Die Kuh machte einen Schritt in die andere Richtung und entfernte sich so von dem Elbenkrieger. Lernordo kroch hinterher und versuchte erneut, nach dem Euter zu greifen. Doch die Kuh ging mit ein paar Schritten wieder von dem Elb weg. Dieses Schauspiel wiederholte sich mehrere Mal. Lernordo behielt die Ruhe und versuchte eins ums andere mal sein Glück, jedoch ohne Erfolg. Seine elbischen Gefährten sahen dem [red] ganzen [/red] (Ganzen) mit wachsender Nervosität zu, da die Milch wichtig war. Nur einer fand die Situation sehr komisch: Andero.
„Man... stellt der sich... blöd an“, brachte Andero zwischen mehreren Lachanfällen heraus. Er haute sich mit der Hand auf den Oberschenkel, ging in die Knie und hatte seine Mühe, nicht vor [red] lachen [/red] (Lachen) umzufallen. Tränen rollten seine Wangen[blue] herunter[/blue] (hinunter) . Er strich sie mit den Fingern weg, beruhigte sich wieder und [blue] richtete [/blue] (wendete) seine Aufmerksamkeit der Kuh und dem Elben zu.
Lernordo unternahm gerade einen erneuten Versuch, der jedoch genauso kläglich scheiterte wie die anderen. Der Elbenkrieger rieb sich die schmerzende Stelle, wo die Kuh ihn getroffen hatte.
„Der macht das völlig falsch“, meinte Andero und verkniff sich ein weiteres Lachen.
„Und Ihr wisst, wie es richtig gemacht wird?“, fragte Tanako den völlig verdutzten Andero. Dieser nickte nur und meinte, er wisse schon, mit der Kuh umzugehen. Tanako zeigte mit der Hand zur Weide.
„Dann [red] beweißt [/red] (beweist) Euer Können, Andero.“
Schnell hatte er die Tasche, in der Aris saß, abgeschnallt und gab sie Tanako. Er hielt die Hand auffordernd dem Elben entgegen, der ihn fragend ansah.
„Gebt mir bitte ein Seil“, verlangte Andero. Tanako kam der Aufforderung nach und kramte aus seinem Gepäck ein starkes Seil zu Tage. Dann kletterte Andero über den Zaun und ging auf Lernordo zu. Dieser verzog keine Miene, sagte aber auch kein Wort, als Andero ihn ansprach. Der Elbenkrieger drehte ihm den Rücken zu und ging zu seinen Gefährten. Andero schaute sich die Kuh genauer an. Diese weidete friedlich, zupfte das Gras büschelweise aus der Erde. Sie schenkte ihm keinerlei Beachtung. Dies änderte sich schlagartig, als er sich das Seil nahm und es um den Kopf der Kuh wickeln wollte. Plötzlich bewegte sie sich und versuchte davonzulaufen. Sie war aber nicht schnell genug. Andero hatte sie binnen [blue] von [/blue] (überflüssig) Sekunden an der Leine und führte mit [red] enormen [/red] (enormem) Kraftaufwand das Tier zum Zaun. Dort band er sie an und wartete ab, bis sie sich beruhigt hatte. Er rieb seine Finger, bis sie warm waren und [red] berührt [/red] (berührte) vorsichtig das Euter der Kuh. Ein klägliches [red] muhen [/red] (Muhen) war zu hören, der Schwanz wedelte und [red] versucht [/red] (versuchte Komma) Andero zu treffen.
„Liebe Kuh, ich warne dich. Ich mache mir aus deinem Fell ein paar herrliche Stiefel. Mir gefällt dein Fell wirklich sehr.“ Um seine Aussage zu unterstreichen, fuhr er mit der Hand sanft über das leuchtende Fell. Die Kuh, nun ganz ruhig, wartete gespannt ab. Andero erwärmte noch einmal seine Finger und begann nun endlich, die Kuh zu melken. [red] Nach dem [/red] (Nachdem) er dies beendet hatte, band er das Tier ab und gab ihr einen Klaps auf das Hinterteil. Sogleich stampfte die Kuh davon, um in sicherer Entfernung wieder ihrer Beschäftigung auf zu nehmen: zu grasen. Mit dem vollen Eimer kehrte er zu seinen Gefährten zurück.
„Wie habt Ihr das gemacht?“, wollte Lernordo wissen.
„Zeigt mir Eure Hände“, bat ihn Andero. Der Elb tat, wie ihm geheißen und reichte dem Menschen seine Hände. Andero umklammerte sie und ließ auch gleich wieder los.
„Das dachte ich mir“, meinte er unbestimmt.
„Was dachtet Ihr Euch, wenn ich fragen darf?“, entgegnete der Elbenkrieger.
„Ihr habt sehr kalte Finger. Kühe mögen es nicht, wenn man ihr Euter mit kalten Fingern berührt. Ich weiß dies, weil ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin und stets die Kühe melken musste.“ Sein Tonfall ließ erkennen, dass er diese Arbeit nicht gern getan hatte.
„Was habt Ihr [red] zur [/red] (zu) der Kuh gesagt?“, wollte Tanako von Andero wissen.
„Ich habe sie nicht verehrt, wie Euer Freund, sondern sie gewarnt und einfach gemolken. Da gibt es kein großes Gerede.“
„Ich heiße Euer Vorhaben nicht für gut. Aber wir haben die Milch.“ Tanako richtete das Wort an Sertor: „Nehmt bitte die Milch und tut Euer[red] bestes[/red] (Bestes) .“
Sertor nahm den Eimer [blue] voller Milch [/blue] (überflüssig) und begann sogleich mit seiner Arbeit. Er stellte den Eimer auf den Boden und kniete sich davor nieder. Seine Hände ruhten über dem Eimer, seine Augen waren geschlossen. Leise murmelte er ein paar Worte. Die Milch begann daraufhin zu brodeln. Kleine Blasen bildeten sich auf der Oberfläche. Nach ein paar Minuten war es vorbei, die Milch war nun so behandelt, [red] das [/red] (dass) sie für die Zwillinge verträglich war. Andor füllte die beiden Fläschchen mit der Milch und gab eine davon Tanako. Nachdem die Zwillinge versorgt waren, machte sich die Gruppe wieder auf den Weg.
Als es dunkel wurde, suchten sie sich einen geeigneten Schlafplatz und schlugen ihr Lager für die Nacht auf. Ein Feuer wurde entzündet, ein jeder richtete sein Nachtlager ein. Lernordo kehrte erfolgreich von der Jagd zurück und brachte zum Abendessen ein paar Kaninchen mit. Nach dem Essen legten sich alle schlafen, nur Lordor übernahm die erste Wache. Er setzte sich etwas abseits des Lagers, so dass er sowohl seine Gefährten als auch die unmittelbare Umgebung im Blickfeld hatte.
Andero wickelte seine Kinder in das Fell ein, das Lernordo bei einen seiner Streifzüge mitgebracht hatte. Aris schlief bereits, [red] hat [/red] (hatte) seine kleinen Äuglein geschlossen, atmete ganz ruhig. Anysa hingegen war noch sehr munter und spielte mit Anderos Fingern. Sie brabbelte fröhlich vor sich hin und die Kette ihrer Mutter funkelte sacht.
„Du siehst deiner Mutter bereits jetzt schon sehr ähnlich“, flüsterte er seiner Tochter [blue] leise [/blue] (überflüssig, flüstern ist immer leise) zu. „Eines Tages wirst du genauso schön sein wie sie.“
Wehmütig betrachtete er das kleine Mädchen, sein Lächeln verschwand, als ihm wieder die Gefahr bewusst wurde und der schmerzliche Verlust seiner Frau.
„Euch wird nichts geschehen.“
Anysa sah ihn mit großen Augen ernst an, als ob sie verstehen würde, was ihr Vater sagte. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht, meine kleine Anysa“, sagte er zu ihr, legte sich hin und schloss die Augen. Anysa tat es ihm gleich und bald waren alle eingeschlafen. Nur Lordor saß auf seinem Wachposten und hielt die Augen offen. Das Feuer war fast ganz herunter gebrannt, glimmte nur noch ein wenig, so dass es kaum für Fremde zu sehen[red] ist[/red] (war) . Drei Stunden dauerte seine Wache, dann würde er Denir wecken, der die zweite Schicht[blue] übernahm[/blue] (übernommen hatte) .
Kalt wehte der Wind vom Gebirge [blue] hinab [/blue] (herab) und brachte einen Hauch von Gefahr mit sich. Lordor stand auf, als ob er dies spüren würde und ließ seine scharfen Augen über den dunklen Wald gleiten. Er sah nichts, hörte nichts und setzte sich wieder hin.



Perdur konnte die glimmende Glut des Lagerfeuers sehen, auch wenn die Elben das Feuer [red] weites gehend [/red] (weitestgehend) gelöscht hatten. Ihr Fehler war, es überhaupt zu entfachen. Sicherlich der Kinder wegen, dachte er sich. Aber auch ohne das Feuer hätte er sie gefunden. Perdur war der beste Fährtenleser in ganz Meridor, wenn nicht sogar in ganz Landory. Er konnte den Elben folgen, obwohl diese ihre Spuren sehr gut verwischt hatten und so kaum aufzuspüren waren. Dennoch war es Perdur gelungen, ihnen zu folgen. Auch wenn es vielleicht ein kleiner Verdienst des Magier war und seiner Leuchtkugel.
Von seinem Versteck aus konnte der Söldner beide Kinder sehen. Sie schliefen bei ihrem Vater. Dass es zwei waren, überraschte ihn, da er nur mit einem gerechnet hatte. Doch das war egal. Er tötete einfach beide Kinder, womit sein Auftrag erledigt war. Doch eines würde er sich nicht entgehen lassen: Tanako zu töten. Endlich kam er seinem Ziel näher.
Perdur schätzte die Elben ein, die er sehen konnte. Mit den Elbenkriegern fertig zu werden(Komma) würde nicht einfach werden. Der Mensch machte ihm keine Sorgen, der [blue] hat [/blue] (hatte) keine Chance. Der Elbenmagier würde von Lacorto ausgeschaltet werden. Ein Elb schien Kundschafter zu sein, also auch kein Problem. Kundschafter waren nicht zum [red] kämpfen [/red] (Kämpfen) gedacht, nur zum[red] rennen[/red] (Rennen) . Und ihn würde er zum [red] rennen [/red] bringen.
Er zählte kurz durch. Seine Gruppe war in der Überzahl mit elf Mann gegen acht Feinde. Besser erschien ihm aber das Rechenbeispiel mit zehn gegen sechs, wenn er den Kundschafter und den Magier bei den Elben, Lacorto(Komma) bei seiner Gruppe nicht mit beachtet. Auf einen Elben würden dann zwei seiner Männer kommen und er konnte sich in Ruhe die Kinder und anschließend Tanako vornehmen. Das sollte zu schaffen sein.
Sein Unterkiefer knackte, als er die Zähne zusammen biss, um die aufkommende Freude zu unterdrücken. Die Jagd näherte sich dem Ziel. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Seine Augen erreichte es aber nicht, denn es war ein Lächeln(Komma) geboren aus lauter Mordlust, die Freude auf den bevorstehenden Kampf. Lautlos zog er sich wieder zurück, so dass der Elb, der Wache hielt, ihn nicht hören konnte. Nach ein paar hundert Metern traf er auf seine Gruppe,[blue] die er zurück gelassen hatte[/blue] (überflüssig).
„Macht Euch bereit. Es geht los“, flüsterte er seinen Männern zu. Jedem [blue] e er [/blue] (hier fehlt was) seinen Plan, die Lage und informierte sie über seine Eindrücke über den Feind. Als alles besprochen war, setzten sie sich in Bewegung in Richtung des elbischen Lagers.



Lordor saß ruhig auf seinem Wachtposten. Es war kühler geworden, der Winter streckte bereits seine Finger aus und wollte die Herrschaft an sich[red] reisen[/red] (reißen) . Einem Menschen wäre sicherlich kalt geworden, aber nicht einem Elben. Aufmerksam beobachtete er den Wald. Dadurch bemerkte er auch sofort, dass die Geräusche des nächtlichen Waldes mit einmal verstummt waren. Er stand auf und lauschte in den Wald hinein. Nichts zu hören. Er brauchte nicht seine feinen Elbensinne zu beanspruchen, um die Gefahr zu bemerken, die von dieser unnatürlichen Ruhe ausging.
Lordor hörte einen Zweig knacken. Als wenn sich jemand anschleichen würde und auf einen Zweig getreten war. Er drehte sich um und zog gleichzeitig sein Schwert. Plötzlich begannen die Babys an zu schreien und der Elb drehte sich zu ihnen um. Dies kostete [red] ihm [/red] (ihn) das Leben. Denn diese eine Sekunde Unaufmerksamkeit nutzten seine Feinde sofort aus. Bevor er seine Gefährten warnen konnte, hörte er ein leises Sirren und spürte plötzlich einen starken Schlag gegen seinen Rücken, der ihn zu Fall[red] bringt[/red] (brachte) . Ein Bolzen von einer Armbrust steckte tief in seinem Körper. Blut sammelte sich in seinem Mund, er konnte nicht mehr atmen. Schon hörte er nichts mehr, spürte nur, [red] das [/red] (dass) viele Personen an ihm vorbei liefen. Ein dunkler Schleier legte sich über seine Gedanken, Müdigkeit ließ seine Augen schwerer werden. Dunkel wurde es um ihn herum, als er aufhörte zu atmen und nur noch die gebrochenen Augen in den nächtlichen Himmel starrten.

Als die Kinder zu schreien begannen, wachte Andero sofort auf. Schnell war er auf den Beinen und blickte sich in [red] das [/red] (dem) aufkommenden Chaos um. Er wurde Zeuge, wie Lordor von einem Pfeil niedergestreckt wurde. Plötzlich wurde die nächtliche Stille von Männergeschrei und Kampfeslärm zerrissen. Andero war augenblicklich klar, [red] das [/red] (dass) es sich bei den Angreifern nur um den Söldner Perdur und seine Männer handeln konnte. So schnell hatte er nicht mit einem Angriff gerechnet. Diese Unterschätzung der Fähigkeit Perdurs könnte [red] ihm [/red] (ihn) und seinen Kindern das Leben kosten. Instinktiv nahm der Vater seine Kinder an sich, um sie zu schützen. Sekunden später war er umringt von Tanako und den Elbenkriegern.
„Schützt die Kinder um jeden Preis!“, rief Tanako in den Lärm. Im nächsten Moment waren sie von den Feinden eingekreist. Ein Mann kam hervor. Eine Hand lässig am Schwertgriff, eine entspannte Haltung, die jedoch nicht die Vorfreude auf den kommenden Kampf verbergen konnte. Sein Gesicht war zu einer grausamen Maske verzogen. Ein Lächeln auf den Lippen, das noch nie in seinem Leben die Augen erreicht hatte. Sein grausamer Blick richtete sich auf einen ganz besonderen Elben. Einen, mit dem er bereits eine bewegte Vergangenheit hatte.
„Perdur Kondros!“, stellte Tanako emotionslos fest. Er taxierte den Söldner und stellte ein wenig erfreut fest, [red] das [/red] (dass) Perdurs Gesicht von einer langen Narbe entstellt war. Diese hatte er Tanako zu verdanken. Als ob Perdur die Gedanken des Elben erraten konnte, berührte er kurz seine Narbe im Gesicht, zog jedoch sofort die Hand zurück.
„Ja, ganz recht, Tanako. Ich bin’s, Euer alter Feind.“ Dabei verbeugte er sich, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen. „Schön, dass Ihr mich nach all den Jahren noch kennt.“ Ein Lachen erklang in der unnatürlichen Stille[blue] hinein[/blue] (überflüssig oder in die unnatürliche Stille) . „Und nun werde ich euch endlich töten.“
Tanako ließ sich nicht beeindrucken, sondern gab vielmehr eine Drohung zurück.
„Verschwindet(Komma) Söldner, bevor ich Euch töten muss. Dieses mal werdet Ihr meiner Klinge nicht entkommen.“ Das Schwert leicht erhoben(Komma) verdeutlichte Tanako Absicht.
Perdur lachte nur ob dieser Unverfrorenheit des Elbenkriegers.
„Nicht so voreilig, Elb. Einen Eurer Männer haben wir bereits erledigt. Ihr seid eingekreist und sitzt in der Falle. Wir sind in der Überzahl.“ Mit nachdenklicher Miene, die Hand zum Kinn geführt, die einer Denkerpose gleich kam, fügte Perdur seinen Ausschweifungen sarkastisch hinzu: „Ich würde sagen, [red] das [/red] (dass) ich da einen gewissen Vorteil für mich sehe. Oder meint Ihr nicht?“ Tanako, völlig unberührt von Perdurs Spott, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Noch bevor er diesen Satz ganz zu Ende gesprochen hat, griff Perdur den groß gewachsenen Elben mit gezogenem Schwert an. Tanako hob seine Waffe empor und fing so die größte Wucht des Angriffs ab. Die übrigen Söldner erwachten zum Leben und stürzten sich schreiend auf ihre Gegner.
Denir musste sich gegen zwei Angreifer gleichzeitig[red] erwehren[/red] (wehren) . Der eine, ein großer blonder Hüne mit einem[red] wutverzehrtem Gesichtsausdruck[/red] (wutverzerrten Gesicht) , hackte auf ihn ein, als wolle er ein Stück Holz zerkleinern. Denir war gezwungen, in die Verteidigungsstellung zu gehen. Der zweite Söldner unterdes griff ihn von der anderen Seite an, in der Hoffnung, dass der Elb irgendwann seine Deckung aufgeben würde und sich eine Lücke in der Verteidigung öffnete. Das System bewährte sich in soweit, das es [red] einen [/red] (ein) Patt mit sich brachte. Denir konnte nicht angreifen, die Söldner hielten ihn unter Kontrolle. Ein Elb weniger, der auf das Baby achten konnte. Denn die Söldner wollten den Tod des Kindes, die Elben waren ihnen egal. Auch wenn sie diese lieber tot als lebendig sahen und ihr möglichstes dafür unternahmen.
Ein grell blauer Blitz erhellte plötzlich den Kampfplatz, gefolgt von einem[red] Roten[/red] (roten) . Immer wieder wechselten sich die Blitze ab, tauchten die Kämpfenden in ein unheimliches Licht. Die beiden Magier hatten ihren eigenen Kampf begonnen.
Tanako gelang es durch einen vorgetäuschten Angriff, seinen Gegner zu verwirren. Mit der Breitseite seines Schwertes schlug er ihn schließlich zu Boden. Doch setzte er ihm nicht nach(Komma) sondern eilte in die Mitte des Kreises zu Andero. Noch bevor er mit dem Vater reden konnte, erklang Sertors Stimme hinter ihm. Sogleich drehte er sich um und [red] hört [/red] (hörte) voller Schrecken die neuen Nachrichten.
„Tanako, sie haben zwei Tylokras dabei. Sie sind eine knappe Meile entfernt. Wir... .“ Sertor wurde [blue] mit [/blue] (in) seinen Ausführungen unterbrochen, als Perdurs Magier ihn erneut mit einer Salve roter Blitze eindeckte.
Tanako hatte aber verstanden. Nie könnten sie gegen Tylokras gewinnen. Sie waren einfach zu wenig, um gegen die knapp drei Meter messenden, mit scharfen Krallen und Zähnen bewaffneten Wölfe zu bestehen. Er änderte augenblicklich seinen Plan.
„Andero“, sprach er zu dem Mann mit den zwei Babys, die er fest an sich gedrückt hielt(Komma) „wir müssen hier sofort weg. Sertor hat zwei Tylokras gesehen.“ Andero schaute ihn fragend an.
„Was sind Tylokras?“, wollte er von dem Elbenkrieger wissen. Tanako blieb ihm aber die Antwort schuldig[blue] , sondern[/blue] (und) zog ihn mit sich in Richtung Wald. Der Kampf ging mit ungezügelter Wucht weiter. Schwerter klirrten, Rufe ertönten, Schmerzensschreie waren zu hören.
Aus diesen unterschiedlichen Stimmen hörte Tanako jemanden seinen Namen rufen und drehte sich nach der Stimme um. Es war erneut Sertor, der Elbenmagier. Dieser streckte die Arme von seinem Körper weg und schloss die Augen. Tiefe Konzentration zeichnete sein Gesicht. Kleine Blitze sammelten sich in seinen ausgestreckten Handflächen. Zuerst flackerten sie nur, sprühten wie Wunderkerzen ziellos umher. Dann verstärkte sich das Licht, bis ein dicker blauer Strang links und rechts von ihm explodierte und sich rasend schnell in beide Richtungen ausbreitete. Das blaue Licht durchdrang alles, was sich ihm in den Weg stellte. So wurden zwei Söldner, die nicht schnell genug fliehen konnten, von dem Strang getroffen und in Nichts aufgelöst. Während der Strang weiter sich ausbreitete, wuchs er in die Höhe(Komma) bis schließlich eine Wand aus hellblauem Licht zwischen den Söldnern und den Elben stand. Sertor nahm die Arme wieder herunter, Schweißperlen tropften von seinem Gesicht, das von Anstrengung gezeichnet war.
Lacorto fluchte leise und versuchte, mit seiner Magie die Barriere zu durchbrechen. Doch ohne Erfolg. Der Elbenmagier eilte zu Tanako. „Lang kann ich die Wand nicht halten. Ihr müsst jetzt fliehen.“ Tanako stimmte ihm zu und drehte sich um. „Dann los“, sagte er, doch Sertor schüttelte den Kopf und ging einige Schritte zurück. „Ich kann nicht mit Euch kommen“ begann er zu erklären. „Wenn ich mich von der Barriere zu weit entferne, bricht sie zusammen. Ihr flieht und ich halte die Söldner auf, so lang es mir möglich ist.“
„Aber das bedeutet Euren Tod!“
„Das mag sein. Doch mit dieser Möglichkeit hatte ich bereits bei Antritt der Reise gerechnet. Iliah gab ihr Leben für die Zwillinge, nun gebe ich das meinige.“
„Sertor“, begehrte Tanako auf, doch wurde er durch eine heftige Armbewegung Sertors unterbrochen: „Nein, geht sofort!“
Lernordo nickte dem Elbenmagier zu und zog Tanako mit sich. „Wir müssen gehen.“ Tanako schaute den Magier fragend an. „Bitte geht“, beharrte dieser weiterhin.
„Ich werde bei ihm bleiben, dann hat er eher eine Chance zu überleben“, warf plötzlich der Elbenkrieger Denir ein. Er bekräftigte seinen Entschluss, in dem er sich zu dem Magier stellte.
Ein Knall ließ alle Köpfe herumfahren. Lacorto hatte einen roten Strahl Magie gebündelt und richtete ihn auf eine Stelle der Barriere.
„Früher oder später wird er meine magische Wand durchbrochen haben. Also geht. Jetzt!“
Tanako sah die Aussichtslosigkeit der Lage ein. „Wie ihr wünscht.“ Er verneigte sich vor den beiden Elben. „Sertor Mag’ Riedra Fon und Denir To’ Kondra, ich wünsche Euch alles Gute und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen“, erwies er ihnen die Ehre. Dann drehte er sich um und verschwand mit den übrigen Personen.
Die beiden Zurückgebliebenen drehten sich grimmig dem Gegner zu. Sie wussten, dass sie dem Tod geweiht waren. Doch nur so hatten die anderen eine echte Chance.
Sertor und Denir bezogen Stellung. Sertor streckte seine Arme gerade aus und richtete einen blauen Energiestrahl auf seine Barriere, um diese zu stabilisieren. Denir zog sein Schwert und wartete in Verteidigungsstellung auf den Feind. Die blaue Wand, die die Söldner von den Elben trennte(Komma) wurde bereits merklich dünner. Nicht mehr lang und die Wand würde in sich zusammen brechen.



Schnell rannte Tanako zu den Pferden. Diese standen auf der richtigen Seite der Barriere und nicht bei den Söldnern. Augenblicklich waren sie aufgesessen und entfernten [red] scih [/red] von der blauen[red] wand[/red] (Wand) . Sie galoppierten so schnell es die Pferde zuließen(Komma) ohne dabei über Wurzeln oder Steine zu stolpern. Tanako drehte sich um, ob sie schon verfolgt wurden. Noch war nichts zu sehen, die blaue Wand stand nach wie vor. Schweigend ging es den Pfad entlang des Yanuzi Gebirges. Da sie nur sechzig Meilen geschafft hatten, waren es bis zum Wykportal über einhundertachtzig Meilen. Eine Entfernung, die sie unmöglich in einem Ritt schaffen würden.
Der aufgegangene Mond erhellte den Pfad ein wenig. Für das menschliche Auge noch zu dunkel, reichte es den Elben als Lichtquelle aus, um die Pferde schnell und zielsicher über den steinigen Waldboden zu jagen. Doch Andero hatte seine Probleme in dieser Finsternis. Deshalb ritt er zwischen den Elben und verfolgte jede ihrer Bewegungen.
Sindor war der Anführer, da er als Kundschafter am [red] Besten [/red] (besten) die jeweiligen Gegebenheiten des Waldes kannte. Andero war zwar im Yanuzi Gebirge aufgewachsen, doch konnte er wegen mangelndem Sehvermögen die Gruppe nicht anführen. Hinter Sindor preschte Tanako durch die Nacht, hielt die kleine Anysa im Arm, damit Andero besser reiten konnte. Anysa lag friedlich schlafend in der Tragetasche und bekam von der Flucht nichts mit. Zärtlich drückte Tanako das Mädchen an sich. Andero ritt mit seinem Sohn in der Mitte der Kolonne. Als Vorletzter folgte Enord, den Abschluss bildete Lernordo.
Nachdem sie bereits einige Meilen geschafft hatten, ertönte hinter ihnen plötzlich ein lauter Knall, gefolgt von einem zuerst blauen, dann rötlich schimmernden Licht. Die Welt rund um die Gefährten färbte sich blutrot, als ob die Umgebung in Flammen stehen würde. Die Pferde bäumten sich auf, waren nur schwer wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Reiter stiegen ab, hielten die Pferde an den Zügeln fest. Ein paar Sekunden später kam eine enorme Druckwelle auf die Reisegruppe zu. Lose Äste wurden umher geschleudert, schwache Bäume knickten einfach um. Nur schwer konnten sich Tanako und seine Gefährten auf den Beinen halten. So schnell wie die Druckwelle gekommen war, war sie auch wieder vorbei. Die Bäume nahmen ihre Ursprungshaltung wieder ein, die Pferde beruhigten sich. Woher dieser Sturm kam, war jedem klar.
„Sie sind tot“, sagte Tanako ohne jegliches Gefühl in seinen Worten. Für ihn war dies eine bestehende Tatsache, an der auch große Gefühlsausbrüche nichts ändern würden. Doch Andero verstand die elbische Gefühlswelt nicht und schaute den großen Elben ärgerlich an.
„Wie könnt Ihr dies nur so kalt sagen? Denir ist Euer Freund.“
„Er war mein Freund“, gab Tanako emotionslos zurück. Kurz senkte er die Augen, richtete den Blick auf den Waldboden und sagte: „Glaubt nicht, sein Tod mache mir nichts aus. Ganz im Gegenteil. Wir kannten uns länger als ein Menschenleben.“ Er hob den Kopf, schaute Andero in die Augen. Kurz war ein Zeichen der Trauer in dem elbischen Gesicht zu erkennen. „Aber Trauer ist jetzt unpassend. Ort und Zeit wird kommen, Denir Respekt zu zollen. Jetzt müssen wir weiter.“ Er drehte sich um und stieg auf sein Pferd[blue] auf[/blue] (überflüssig) . Andero folgte seinem Beispiel wortlos, ebenso die übrigen Reisenden. Schweigend folgten sie dem Weg weiter durch die Nacht.

Nach stundenlangem Ritt legten sie eine Rast ein. Die Sonne hatte bereits den Horizont erobert. Nur kleine Wolken zur Himmelsdekoration waren zu sehen. Obwohl es bereits Spätherbst war, wärmte die Sonne die Reisenden. Die Zwillinge mussten versorgt werden. Da es wieder hell war, erkannte nun auch Andero ihre Umgebung. Nicht weit von ihrer Raststelle befand sich ein kleines Dorf.
Des [red] weiteren [/red] (Weiteren, würde ich durch auch ersetzen) befanden sich mehrere Bauernhöfe in unmittelbarer Nähe, wo schnell an Milch zu kommen war. Diese Besorgungen erledigte erneut Lernordo. Doch verkniff sich Andero dieses Mal jeglichen Kommentar. Als die Kinder versorgt, die Pferde getränkt und die Reiter ausgeruht waren, ging die Flucht zum Wykportal weiter. Andero übernahm die Führung. In gestrecktem Galopp ging es [blue] den [/blue] (überflüssig) flussaufwärts. Die Berge rechts und links flogen vorbei, unwegsames Gelände kam und ging.
Nach mehreren Tagen anstrengender Reise waren es nur noch zehn Meilen bis zum Wykportal. Nun mussten sie zu dem anderen Ufer des Wyke gelangen und suchten eine seichte Stelle, wo sie den Fluss gefahrlos überqueren konnten. Als sie die gesuchte Stelle gefunden hatten und mit der Übersetzung begannen, schlug neben Andero etwas in den Fluss ein, welches das Wasser wie eine Fontäne hochspringen ließ. Nur schwer konnte Andero sein Pferd unter Kontrolle bringen. Ein schneller Blick zurück offenbarte ihm seine schlimmsten Befürchtungen: ihre Verfolger hatten sie gefunden.



Nachdem die Pferde beruhigt waren(Komma) trieb Tanako seines sofort an. Die anderen machten es ihm nach und preschten durch den Wyke.
Schon schlug die nächste Feuerkugel ein, dieses Mal vor Tanakos Pferd. Das Tier bäumte sich [red] volle [/red] (voller) Panik auf. Der Elb drehte sich um und versuchte einen Überblick über ihre Lage zu gewinnen. Der Anblick, der sich ihm bot, gefiel ihm gar nicht. Bei Andero war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Lacorto stand am anderen Ende des Wyke, die Arme hoch erhoben, das Gesicht vor Konzentration erstarrt. Vor seinen Handflächen formte sich ein Feuerball, der unaufhörlich an Größe gewann. Er öffnete die Augen und schaute mit einem kalten Lächeln den Elben an.
Tanako schätzte schnell ihre Situation ein. Außer ihm [red] warne [/red] nur noch Enord und Lernordo als kampferfahren zu bezeichnen. Sindor war nur Kundschafter, der sich zwar verteidigen konnte, doch gegen mehrere Söldner auf einmal nicht ankommen würde. Auch wenn er ein Elb war und sehr gut kämpfen konnte(Komma) war er nicht in der Lage, viel Schaden anzurichten. Andero hatte mit der Verteidigung seines Sohnes zu tun. Zwar hatte (er) schon einmal ein Schwert in der Hand gehalten, doch war dies kein Kampf gegen wilde Tiere in den Bergen oder Diebesgesindel, das sein Lager plündern wollte. Auch hatte er noch nie einen Menschen getötet. Gegen Söldner, die seinen Tod wollten, würde er nicht lang standhalten können. Tanako selbst war durch Anysa gehindert, seine Kampfkünste voll zur Geltung zu bringen. Er musste bei seinen Ausfallschritten darauf achten, sie nicht zu gefährden. Somit waren nur Enord und Lernordo voll kampffähig. Das schmälerte ihre Chancen erheblich. Schnell zählte er die Anzahl der Gegner, um das Verhältnis zu ermitteln. Am anderen Ufer stand der Magier, der seinen Feuerball in einer arroganten Weise von einer Hand in die andere gleiten ließ. An seiner rechten Seite stand der Söldner Perdur. In seinen Augen blitzte die pure Mordlust. Langsam zog der Söldner sein Schwert aus der Scheide. Die Luft wurde vom [red] klirren [/red] (Klirren) der Schwerter erfüllt, als die anderen Söldner seinem Beispiel folgten.
Im Ganzen war das Verhältnis der Krieger für die Elben nicht sehr gut. Mit einem wissenden Lächeln ob der schlechten Lage der Elben schaute Perdur Tanako drohend an. Doch der groß gewachsene Elb ließ sich davon nicht beeindrucken. Er taxierte weiter mit ruhiger Entschlossenheit seine Gegner, wägte ab, suchte nach Chancen. Mit Anysa würde es nicht leicht werden. Er wusste, welch ein guter Kämpfer der Anführer der Söldner war.
Sein Blick richtete sich nach rechts. Dort stand ein Bär von einem Mann, der auch ohne ein Schwert sehr gefährlich war. [red] Einen [/red] (Ein) Zweihänder, den er mühelos mit einer Hand hielt, war seine Waffe. Er umschloss den Griff mit einer Vertrautheit und Selbstsicherheit(Komma) die zeigte, dass er die mächtige Waffe zu gebrauchen wusste. Links neben diesem Mann stand ein etwas kleinerer Söldner, nicht minder gefährlich, völlig gelassen da. Das Schwert locker in der Hand haltend, die Spitze ruhte auf dem Boden, wirkte er desinteressiert. Herablassend schaute er auf die andere Seite des Ufers, freute sich schon auf den kommenden Sieg und die darauf folgende fette Belohnung. Seine Überheblichkeit und Unvorsichtigkeit würde [red] ihm [/red] (ihn) noch das Leben kosten, dachte sich Tanako. Hinter Perdur stand ein Söldner, den Tanako nicht richtig einzuschätzen wusste. Schloss man nach seinem Gesichtsausdruck, müsste dieser Mann vor Angst zittern. Doch war seine Haltung entspannt, als ob er einen Spaziergang machen würde.
Hinter dem Magier standen die letzten drei Söldner nebeneinander. Sie steckten die Köpfe zusammen und erübrigten nur manchmal einen Blick zur anderen Seite des Flusses. Sie schienen sich ihres Sieges ebenso sicher zu sein, waren jedoch wachsam und kontrollierten ständig die Umgebung.
Der Angriff der Söldner kam ohne jede Vorwarnung. Perdur spurtete los und war bereits über dem halben Fluss, bevor Andero überhaupt reagieren konnte. Dem Anführer der Söldner folgten sogleich seine Männer mit gezückten Schwertern. Ein leises Pfeifen war zu hören, dann kam ein Söldner ins [red] straucheln [/red] (Straucheln) und fiel kopfüber ins Wasser. Ein Pfeil ragte aus seiner linken Seite. Der Verletzte versuchte sich zu erheben, wurde jedoch von einem zweiten Pfeil getroffen(Komma) der ihn [blue] endgültig [/blue] (überflüssig, ist nur bei Untoten einzusetzen) tötete. Mit dem Gesicht nach unten wurde er von der Strömung des Wyke fort(getrennt)getragen. Andero schätzte die Richtung des Pfeils und erblickte Sindor im Gebüsch, der die Gegner von hinten angriff. Zumindest dürfte dann kein Hinterhalt auf uns warten, grübelte der Vater. Wie der Kundschafter [blue] auf die andere Seite unbemerkt [/blue] (unbemerkt auf die andere Seite) gelangen konnte, blieb Andero ein Rätsel. Auch die Söldner hatten sich in die Richtung gedreht, aus der die Pfeile kamen. Zwar hatten sie Sindor noch nicht entdecken können, bewegten sich aber zielsicher auf sein Versteck zu.
Abgelenkt durch die Geschehnisse mit Sindor bemerkte Andero nicht, [red] das [/red] (dass) sich ein Söldner ihm näherte. Erst ein Warnruf Tanakos riss ihn vom Kundschafter los. Plötzlich sah er sich einem Feind gegenüber; seine Beschützer waren bereits in Nahkämpfe verwickelt. Ein Sprung nach hinten rettete ihm das Leben, als der Söldner mit dem Schwert ausholte, um sein Bein vom Leib zu trennen. Seine Nachlässigkeit hätte [red] ihm [/red] (ihn) beinahe sein Leben und das seines Sohnes gekostet. Das Schwert seines Gegners verfehlte ihn nur knapp, streift aber sein Pferd. Das Tier bäumte sich auf und rannte in schierer Panik los. Jedoch kam es nicht weit, die Wunde war zu tief. Schwer verletzt brach es wenige Meter weiter zusammen. Andero spürte das Wasser an seinen Beinen, dann stürzte er mitsamt dem Pferd in den Wyke. Er tauchte unter und mit ihm der anfänglich schreiende Aris. Die Schnallen des Rucksacks lösten sich, Andero spürte dies und versucht danach zu greifen. Seine Hände, starr vor Kälte wegen des eisigen Wassers, konnten den Rucksack nicht richtig greifen. Der provisorische Tragebeutel [red] entwendete [/red] (entwand) sich seiner und war wenig später verschwunden. Er versuchte verzweifelt, wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen, seine Lungen [red] schreiten [/red] (schrieen) verzweifelt nach Luft.
Mit Mühe kämpfte er sich unter dem Pferd hervor und durchbrach die Wasseroberfläche. Er atmete tief ein(Komma) pumpte die ach so süße Luft in [red] seinen [/red] (seine) Lunge. Schnell schaute er sich nach seinem Sohn um. Doch nirgends konnte er ihn entdecken. Auch seine Gefährten waren nur noch aus weiter Ferne zu sehen. Er war in die starke Strömung des Wyke gelangt, was seinen sicheren Tod bedeuten konnte. Er rief nach Tanako, winkte ihm zu. Plötzlich tauchte sein Pferd vor ihm wieder auf, panisch um sich tretend und traf ihn frontal mit den Hufen am Kopf. Seine Sinne begannen zu schwinden, erneut tauchte er unter Wasser. Der schwarze Strudel der Bewusstlosigkeit bemächtigte sich seiner immer mehr. Minutenlang kämpfte er um sein Leben, immer wieder [red] schafft [/red] (schaffte) er es, kurz aufzutauchen, doch riss ihn die Strömung stets hinunter zu dem eiskalten Tod. Das Glück war aber mit ihm. Er gelangte an eine seichtere Stelle des Flusses, auf der er endlich Halt fand. Mit letzter Kraft schaffte es Andero ans Ufer. Gierig schnappte er nach Luft und brach wenig später zusammen. Seine letzten Gedanken galten seinen Kindern, seinem Versagen über das letzte Versprechen, das er seiner sterbenden Frau auf dem Totenbett gab. "Es tut mir so leid, Iliah", flüsterte er mit schwacher Stimme. Es wurde dunkel um ihn und er fiel in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Blut lief ihm von seiner Kopfwunde über das Gesicht und hinterließ auf dem steinigen Uferboden eine rote Lache.



Tanako sah mit Erschrecken, wie Andero plötzlich angegriffen wurde. Bevor er ihm zu Hilfe eilen konnte, bäumte sich dessen Pferd bereits auf. Binnen [blue] von [/blue] (überflüssig) Sekunden war Andero mit samt dem Pferd in den Wyke gefallen. Und zusammen mit Aris. Bevor Tanako reagieren konnte, wurde er heftigst von Perdur bedrängt. Dieser sah seine Chance, den Elben endlich zu töten. Ein schneller Blick in die Richtung, wo Andero verschwunden war(Komma) zeigte dem Elben, wie Vater und Sohn untergingen. Dann waren beide verschwunden. Verschlungen von den Fluten des Wyke.
Ein Teil seiner Hoffnung schwamm mit dem Fluss mit. Aris war hoffnungslos verloren, von Andero fehlte jede Spur. Seine einzige Chance war es jetzt, Anysa zu retten. Und seine einzige Hoffnung war, [red] das dass [/red] (dass das) kleine Mädchen der besagte Asranyias war. Weiter drang Perdur auf ihn ein. [red] Mehrer [/red] (Mehrere) Schwerthiebe prasselten auf den Elb herab, die dieser zwar mühelos parieren konnte, doch stets darauf bedacht sein musste, Anysa zu schützen. Perdur steckte seine ganze Kraft in seinen Angriff, immer und immer wieder hackte er förmlich auf [blue] Tanakos schlankes Elbenschwert ein. Dessen [/blue] (das schlanke Elbenschwert ein. Tanakos, sonst hat das Schwert einen Arm) Arm ermüdete bereits unter der Wucht der Hiebe.
Diese Kampftechnik entsprach dem Wesen Perdurs. Er war groß und schwer, hatte viel Kraft in seinem massigen Körper und wusste dies zu seinem Vorteil auszunutzen.
Was ihm jedoch [red] entscheidendes [/red] (Entscheidendes besser weglassen) fehlte, war die Schnelligkeit, die Tanako sein Eigen nannte. Dieser besagten Eigenschaft konnte Perdur nichts entgegensetzen. Er versuchte zwar(Komma) mit Kraft dies auszugleichen, doch war Tanako stets schneller als er und sah bereits im Voraus den Schwerthieb kommen. Der Elb machte einen Ausfallschritt nach hinten, so [red] das [/red] (dass) Perdur nachsetzen musste. Dieses Nachsetzen kostete ihn nur eine Sekunde. Für Tanako war dies Zeit genug, in Angriffsstellung zu gehen und nun seinerseits Perdur zu bedrängen. Mit der linken Hand hielt er das Baby, mit der rechten kämpfte er gegen den Söldner. Er versuchte ihn mit gezielten Schlägen zu schwächen. In schneller Abfolge, so [red] das [/red] (dass) Perdur nur mit Mühe reagieren konnte, schwang er seine schlanke Klinge. Auf [blue] seiner [/blue] (Perdurs) Stirn zeigten sich bereits die ersten Schweißperlen. Immer wieder griff Tanako unvermindert an, gewann immer mehr an Boden. [blue] Eine schnelle [/blue] (Mit einer schnellen) Abfolge von Schlägen, die Perdur nur als eine einzige Bewegung wahrnahm, durchbrach Tanako die Deckung des Söldners und konnte ihm am Bauch eine empfindliche Wunde zufügen. Perdur brachte sich sofort ein paar Schritte in Sicherheit und hielt sich die stark blutende Verletzung.
„Ich würde sagen, das ist Treffer Nummer vierundzwanzig, Perdur Kondros“, sagte der Elb mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. Es schien, als sei der Gegner des Elben arg mitgenommen. Doch war dies eine beliebte Taktik von Perdur, um den Gegner zur falschen Sicherheit zu verleiten. Tanako kannte Perdur schon lange. Öfters waren sie bereits aneinander geraten und daher fiel der Elb nicht auf den Trick herein. Als der Söldner dies bemerkte, gab er seine Scharade auf und blickte seinen ärgsten Konkurrenten wütend an.
„Freut Euch nicht zu früh, Elb. Mir geht es heute nicht um Euch, sondern um das Balg da“, herrschte Perdur ihn an und zeigte mit dem Schwert auf Anysa. Tanako ließ sich aber nicht ablenken und konnte so den plötzlichen Angriff Perdurs ohne große Mühe parieren. Immer schneller und wütender schlug der Söldner auf ihn ein. Tanako ließ ihn einmal gewähren und gab ihm die offene Deckung, nach der er sich sehnte. Prompt fiel Perdur auf die Finte herein. Tanako drehte sich zu schnell für Perdurs Augen und sein großes Schwert wurde von der zarten Elbenklinge nach unten gezwungen. Bevor Perdur seine Waffe wieder befreien konnte, hatte ihm Tanako auch schon eine Schnittwunde an der linken Gesichtshälfte zugefügt. Unterhalb des Auges beginnend(Komma) verlief sie über die Wange bis zu seinem Mundwinkel.
Verdutzt betastete Perdur sein Gesicht und schaute ungläubig auf das Blut an seinen Fingern. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Zornig funkelte er den Elben an. „Ihr habt mich entstellt, Tanako!“, schrie er ihn an. Mit einem kalten Lächeln gab dieser zurück: „Da gibt es nichts zu entstellen. Euer Gesicht war so schon hässlich genug. Nun kommt Ihr bei Euren Weibern vielleicht besser an, mit einer großen Verletzung als Trophäe.“ Wütend stürzte sich Perdur auf Tanako, doch kam er nicht weit. Ein leises Sirren war zu hören und ein Pfeil traf genau da in die Erde, wo der Söldner gerade gestanden hatte. Tanako entdeckte Sindor, der immer noch Pfeile auf ihre Gegner schoss.
Perdur suchte Deckung hinter einem Baum. Er schaute sich nach seinem Magier um, der jedoch etwas hilflos da stand. Er konnte nicht seine Feuerkugeln auf das dichte Gewühl abwerfen, da er damit auch die Söldner treffen würde. Der Magier war also völlig wertlos. Perdur gab ihm ein Zeichen, [red] das [/red] (dass) er sich um Sindor kümmern sollte, woraufhin sich dieser in Bewegung setzte.
Lernordo tötete in dem Augenblick seinen Gegner und eilte Enord zur Hilfe, der es gleich mit drei Söldnern auf einmal aufnehmen musste. Sie schafften es schließlich, die Gegner auszuschalten. Dies verschaffte ihnen eine kleine Verschnaufpause. Tanako drehte sich nach dem Magier um und sah gerade noch, wie dieser im Wald verschwand. Die übrigen Söldner zogen sich zurück, um sich neu zu ordnen. Diese Chance zur Flucht nutzte Tanako und schwang sich auf sein Pferd. Sie schlugen die Richtung zum Wykportal ein. Wenig später schloss sich Sindor ihnen an. Tanako fragte ihn nach dem Magier. „Ich habe ihn kommen sehen und ihn mit einem Pfeil treffen können.“ Damit gab sich der Anführer der Elben erst mal zufrieden.
Die Verschnaufpause reichte nicht lange. Schon hörten sie [blue] Hufgetrampel [/blue] (Hufgetrappel) hinter sich, die Verfolger rückten näher. An einer engen Stelle im Wald, der Weg umgeben von dicken Bäumen, blieb Enord stehen und drehte sich zu Tanako um. „Ich bleibe hier und halte sie auf, so lang es mir möglich ist.“ Tanako nickte nur. Er wusste, dass dies die einzig richtige Entscheidung war. Die Verfolger waren nah und die Zeit wurde knapp. Er legte dem Elbenkrieger eine Hand auf die Schulter. „Viel Glück, mein Freund.“ Schon drehte er sich um und folgte mit Lernordo und Sindor dem Weg zum Wykportal.

bin gespannt, wie es weitergeht.
lg
 



 
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