Auf dem Weihnachtsmarkt

Nigra Daen

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Ein Kind wird entführt

Das Kind bekam gerade ein Lebkuchenherz und freute sich sehr, doch die alte Frau hatte dabei nichts gutes im Sinn. Etwas musste sie das Kind noch hinhalten, denn die Leute wurden aufmerksam, nach einer Stunde, mit Autoscooter und noch einer Zuckerwatte, ging es dann hinunter vom alten Marktplatz, die Luft war rein, niemand hatte etwas mitgekriegt und nun war die nächste Hürde zu nehmen, das Kind durch die Stadt zu geleiten.

Es war wirklich sehr hippelig und schöpfte dauernd verdacht, doch ob es nun Angst hatte oder sehr vergesslich, das wusste die Frau nicht. In ihrem Alter hatte sie schon einiges gesehen, darum wusste sie instinktiv was das Kind als nächstes tun würde. Natürlich je tiefer sie hineingezogen wurde in ihr Kidnapping, je größer wurde ihre Kopfschmerzen und immer genau dann, zog sie das Kind, als wenn es nicht artig gewesen wäre und immer dann auch fühlte sie sich immer schwächer. Sie konnte aber nicht verstehen warum.

Dann vor ihrer Haustür kam ein Nadelöhr. Sie musste gleichzeitig das Kind festhalten und ihren Schlüssel rausholen, da rannte das Kind weg. Sehr erschrocken rannte die korpulente Frau gleich hinterher und die Szene sah aus in der dunklen nacht, als wenn das Kind, Michael, nicht hören konnte.

Warum ist sie nicht gleich auf die Idee gekommen? So im Arm lies sich Michael doch viel leichter tragen und die Leute würden eben denken, er mache Zicken, wie Kinder nunmal so sind. So war die Wohnungstür auch kein Problem und drinnen lag schon das Messer bereit, gleich am Eingang. Sie wollten das behalten, mit aller Gewalt die dazu nötig ist. Ein Entschluss den die allein lebende Frau schon vor langem gefasst hatte.

Menschen bedeuteten ihr nicht viel, genauso rüde befahl sie dem kleinen Jungen auch sich auszuziehen, damit sie gleich beginnen konnte. Das dass Kind vielleicht zu schreien anfangen könnte, daran dachte sie die ganze Zeit nicht eine Sekunde nach oder auch, dass sie dafür im Gefängnis landen könnte.

Das Kind machte ganz zaghafte Bemühungen, den Anweisungen folge zu leisten und zupfte an seinem kleinen T-Shirt rum. Ein Nachbar ging die Treppe hinunter, noch am Eingang stehend hörte beide seine Schritte. Doch sei es drum, dachte die Frau, denn die Nachbarn würden sowieso jedes Geräusch durch die Wände hören. Vielleicht muss sie ja das Kind K. o. schlagen, wenn es zu laut wird.

Das T-Shirt war schon unten und sie muckierte sich wie es eine alte Kindergärtnerin nunmal tut und rollte mit den Augen, da musste sie weinen. Als hätte sie sich selbst beobachtet ging sie in die Küche und kam mit einem Orangensaft wieder. Das Kind stand schon zur Tür zugewandt, gleich würde es den Griff betätigen, da ließ die Kindergärtnerin das Glas fallen und dieses zerbrach am Boden. Schade erschall eine Stimme in ihrem Kopf, denn das Kind war bestimmt durstig gewesen.

Nun kam eine lange Gedächtnislücke. Sie konnte sich nicht mehr erinnnern, was sie die letzten 2 tage getan hat. Sie "wachte" plötzlich wieder auf, auf der Bank einer Bushaltestelle, die Beine krampfhaft angedrückt und ein ängstliches Gesicht, als hätte gerade ein Polizist oder ein älterer Mann ihr eine Standpauke gehalten.

Der Bus kam und nur mit letzter Kraft, erreicht sie die Tür, das war ihr letzter Tag in Freiheit ...


In der Nervenheilanstalt

Eine Frau mit einer Spritze stand vor der alten Frau, diese trug eine locker angelegte Zwangsjacke. Laut musste sie rumschreien, denn sie wusste nicht ganz wo sie war und was das alles zu bedeuten hatte. Vermöge ihrer Schwäche stürzte sie im Bus und das gab ihr den Rest. Nach einem Tobsuchtsanfall und durch den Stress der Festnahme der Polizei, hatte sie wieder eine ganze Lücke im Gedächtnis.

Sie wurde in einen Raum eingesperrt und dort blieb sie mehrere Wochen lang. Währendem kam bundesweit im Fernsehen in den Nachrichten "Tatort Weihnachtsmarkt - Kleiner 8 jähriger Junge entführt". Man wartete bis die Frau nach ansicht der Ärzte vernehmungsfähig war, denn alle wollten wissen, was sich in den zwei Tagen in der Wohnung ereignet hatte. Den Jungen wollte man nicht fragen, denn obgleich er so schüchtern war, wollte sowieso niemanden einem Kind solch eine Last aufbürden und nach Meinung der Polizei bestünde ja auch keine Gefahr.

Die Wohnung wurde kurz nach weiteren Kindern durchsucht und nach der vertrauens-würdigen Angabe des Vermieters, gab es auch keinen Keller oder keine Garage. Verwandte oder Freunde hatte die Frau auch keine, das wusste man auch.

Sehr wunderten sich die Polizisten, über die doch so bidere Wohnungseinrichtung und wollten das Kind schon Lügner schellten, gäbe es nicht soviele andere Aussagen vom Weihnachts-markt. Die Zeugen gaben alle an, deutlich gesehen zu haben wie ein Kind gewaltsam entführt wurde. Die Polizei schrieb sich ein paar auf, um diese anzuzeigen wegen Mittäterschaft, denn wenn man sowas sieht, müsse man ja gleich die Polizei verständigen und das sei nicht geschehen.

Der Polizist wusste nicht warum, aber er wurde kreidebleich bei dem Gedanken und seine Magenschmerzen surrten wieder langsam herauf, also lies er seinen Einfall bleiben, mit den, für ihn so brisanten Anzeigen, um seine Position gegen die forsche Jugend zu verteidigen. An seinen Lebensstil hatte er sich gewöhnt und wollte ihn um keinen Preis hergeben. Schließlich soll man ja auch immer alles nehmen, was man kriegen kann!

Aber zurück - nach diesen vielen Wochen, konnte die Frau immernoch nicht sprechen. Sie stammelte nur, das alles nahm sie wirklich sehr mit. Sie dachte auch immer, jeden Moment würde ein Verwandter hereinkommen und sie Herzen, aber das waren ja nur Szenen aus dem Fernsehen, sie träumte doch, das erregte sie und sie fühlte sich glücklich. Draußen war auch ein Baum zu sehen, den sie im Stehen beobachten konnte.

Da kam in ihr der Gedanke hoch, dass es in dieser Gummizelle langweilig ist und sie beschloss sich mitzuteilen. Mit aller Kraft sammelte sie sich und brüllte durch das offene Sprechfenster an der Tür über den ganzen Flur: "Es tut mir leid", immer wieder bis die Wärter kamen. Sie dachten die Frau würde wieder durchdrehen und stellten sie sofort ruhig mit Tabletten und mit einer Spritze. Die beiden kräftigen Männer hatten sie so nach einigem Ringen zu Boden, dann kam der Direktor.

Er hatte schlussendlich keine Lust mehr auf die Frau. Seit langem sind keine schlimmen Fälle mehr vorgekommen und er war nun außerhalb solcher Denkensweisen. Er raf die Polizei an und schilderte es sei aussichtslos etwas aus der Frau herauszubekommen. So wurde sie auf freien Fuß gesetzt, denn es lagen ja keine Beweise vor und nicht der kleinste Hinweis, was geschehen sein könnte. Das Kind blieb auch sprachlos, wie kinder nunmal sind. Auch hörten ihm seine Eltern gar nicht zu ... Ende
 



 
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