Augenblicke im Café

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minimalist

Mitglied
Augenblicke im Café

Sie schaut herüber zu mir und lächelt. Streicht ihr schulterlanges Haar zurück. Ich weiß, dass ich mir nur etwas einbilde. Wahrscheinlich steht jemand hinter mir, auf den sich ihr Blick richtet. Hat jeder schon mal erlebt, diesen peinlichen Moment der Verwechslung. Doch ich schaue mich nicht um, will gar nicht wissen, wer es ist.
Ich kenne sie nicht, habe sie hier noch nie gesehen. Kann aber meinen Blick nicht von ihr lassen, denn da ist was.

Dann kommt, was ich erwartet habe. Sie steht auf, geht auf mich zu. Ich schaue weg, weiß, dass sie an mir vorbeigehen wird, um den Typen hinter mir zu begrüßen, vielleicht zu umarmen oder zu küssen. Steht er denn immer noch da?

„Stefan?“, fragt sie und bleibt an meinem Tisch stehen.
„Hanna?“ Nach vierzig Jahren.

Später, weit nach Mitternacht in der uralten Kneipe, gestehe ich ihr, wie verliebt ich damals war, wie viele Nächte ich nicht schlafen konnte, weil sie nie Notiz von mir genommen, nie mit mir gesprochen hat.
„Du hattest nur Augen für die anderen!“, lalle ich, als wir die Bar verlassen und sie sich bei mir unterhakt. Sie lacht. Und ihr Lachen hallt durch die dunkle Gasse.
„Hätte ich dich dann heute Abend wiedererkannt?“

Sie verspricht mir einen doppelten Espresso, bei ihr zuhause. Das hört sich gut an, immerhin gibt es noch so viel zu reden.
 

minimalist

Mitglied
Moin minimalist,

Gefällt mir richtig gut - sowohl inhaltlich als auch vom "handwerklichen" her.


Der Satz könnte aus meiner Sicht sogar noch gestrichen werden.

Liebe Grüße

Andreas
Hallo Andreas,

ich danke dir. Ja, tatsächlich könnte der Satz, den du erwähnst, noch gestrichen werden. Werde ich mir merken für dei nächste Überarbeitung.

LG
minimalist
 

Sammis

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Wann i oft a bissl ins Narrnkastl schau
Dann siech i a Madl mit Aug'n so blau
A Blau des laßt si' mit gar nix anderm vergleich'n ...

Hallo!

Sie schaut herüber zu mir und lächelt. Streicht ihr schulterlanges Haar zurück. Ich weiß, dass ich mir nur etwas einbilde. Wahrscheinlich steht jemand hinter mir, auf den sich ihr Blick richtet. Hat jeder schon mal erlebt, diesen peinlichen Moment der Verwechslung. Doch ich schaue mich nicht um, will gar nicht wissen, wer es ist.
Wenn er weiß, dass sie nicht ihn meint, sollte der erste Satz dann nicht eher: Sie schaut in meine Richtung, anstatt zu mir lauten?
Zudem würde ihn vermutlich weniger interessieren wer sondern ob da wer is, oder? Ich schaue mich nicht um, möchte in der Ungewissheit verweilen. Etwas in der Art.

Ich kenne sie nicht, habe sie hier noch nie gesehen. Kann aber meinen Blick nicht von ihr lassen, denn da ist was.
Er war so in sie verliebt und erkennt sie nicht. Und als sie dann zu ihm kommt, sagt er sogleich: Hanna

Dann kommt, was ich erwartet habe. Sie steht auf, geht auf mich zu. Ich schaue weg, weiß, dass sie an mir vorbeigehen wird, um den Typen hinter mir zu begrüßen, vielleicht zu umarmen oder zu küssen. Steht er denn immer noch da?
Ne, kommt nicht. Sie geht nicht vorbei, sondern kommt zu ihm.
Und wenn er davon ausgeht, dass sie ihn gleich umarmen, küssen wird, warum sollte er sich dann fragen, ob er da noch steht?

Später, weit nach Mitternacht in der uralten Kneipe, gestehe ich ihr, wie verliebt ich damals war, wie viele Nächte ich nicht schlafen konnte, weil sie nie Notiz von mir genommen, nie mit mir gesprochen hat.
Wozu muss die Kneipe uralt sein?

„Du hattest nur Augen für die anderen!“, lalle ich, als wir die Bar verlassen und sie sich bei mir unterhakt. Sie lacht. Und ihr Lachen hallt durch die dunkle Gasse.
Er trift nach Jahrzehnten die große Jugendliebe und lässt sich gleich mal volllaufen. Guter Plan!

Sie lacht. Und ihr Lachen hallt durch die dunkle Gasse.
„Hätte ich dich dann heute Abend wiedererkannt?“
Wozu ist die Gasse dunkel?
Hier wäre ein guter Schluß. Eine Art Pointe. Den Rest würde ich streichen.

Kann mich meinen Vorrednern nicht anschließen. Finde den Text unstimmig, zudem teils angefüllt mit unpassendem Standartgedöns.

Gruß,
Sammis
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Minimalist,
ich finde den Text sehr ist gut geschrieben. Aber inhaltlich fehlt mir da etwas. Es geht alles glatt für den Protagonisten, keine Hindernisse, keine Missverständnisse, alles läuft praktisch von selber. Da fühlt sich auch das traumhafte Ende nicht verdient an.
Meiner Meinung nach würde dem Text auch zumindest eine Andeutung gut tun, warum die Dame nach all den Jahren so viel Interesse hat. Die Psychologie erschließt sich mir nicht.

Viele Grüße
lietzensee
 

minimalist

Mitglied
Danke dir, lietzensee, für deinen ehrlichen Kommentar. Damit lässt sich etwas anfangen. Gute Punkte, die mir bei einer Nacharbeit hilfreich sein werden.

LG
minimalist
 



 
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