autobahn

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wiesner

Mitglied
autobahn


wenn er sich umdrehte
in alter zeit nickte er
es stand gut um die böden
die früchte für das leben
sein leben lang

der härte segensreicher schweiß
kühlte stets und der blick
am abend zum horizont war frei
frei von silhouetten
ungewohnter art

und ahnte er die asphaltierten
schneisen quer zur armen erde
würgte ihn das bessre
was die anderen wollten
in neuer zeit

mit bloßen händen grub er
nach beistand den er gott nannte
trostloser staub nur
rann das gesicht hinab
zurück in furchen

die bald für ratten
noch vor dem aushub
zu rennstrecken verkamen
und dann in großer spur
sich zeigen sollten


(nicht neu, doch an einigen Stellen leseflüssiger gemacht)
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Béla,
vom Graben, Finden und Überbleiben.
Mit Antwort und unbeantworteter Frage.
Ein wunderbares Gedicht.
Lieben Gruß
ubertas
 

Rachel

Mitglied
Hei Béla, fühlte mich stellenweise an John Steinbecks "Die Früchte des Zorns" erinnert und mit diesem "autobahnen" Überbau fing dein Gedicht an, mir richtig gut zu gefallen.

LG, Rachel
 

wiesner

Mitglied
Euch beiden, Ubertas und Rachel, allerbesten Dank für Besuch und Kommentar!

So ists - der Kampf für das (eigene) Überleben und gegen die Untergänge menschlicher Exitenzgrundlagen. Gewiss, ein Hauch von The Grapes of Wrath, wenn auch dort die ausbeuterischen Großgrundbesitzverhältnisse motivbegründet sind, während hier die Modernität zur Landräuberin wird.

Gruß
Béla
 

Tula

Mitglied
Hallo Béla
Gefällt mir ebenfalls sehr, würde persönlich allerdings auf die letzte Strophe verzichten. Das Bild von Staub und Tränen in die Furchen ist stark genug und bleibt offen für weitergreifende Deutungen.

LG Tula
 

wiesner

Mitglied
Hoppla, ich habe keine weiteren Stellungsnahmen erwartet. Pardon, Tula, und herzlichen Dank für den Besuch!

Oh, die letzte Strophe ... hm ... hängt wie ein Relativnebensatz der vorletzten an und ist somit schwer wegzudenken. Überdies finde ich die Paarungen Ratte-Mensch und Furche-Rennstrecke ausgesprochen reizvoll. Ich mag dieses Gedicht, es ist mir nah.

Gruß
Béla
 



 
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