Autofahrt

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Mitglied
“Stabilität.”
“Stabilität?”
“Stabilität und Selbstbewusstsein. Wünsche ich dir. Und fordere ich ein. Ich brauche das in einer Beziehung. Ich bin eine selbstbewusste Frau, mein Mann sollte das auch haben.”
“Okay…” George überlegte “Ich wollte dir das vermitteln.”
“Das hat bisher nicht so geklappt.”
“Es ist nicht meine starke Seite, aber ich stehe hinter dir.”
“Stehst du auch hinter dir? Hinter dem, was du den ganzen Tag machst? Das frag ich mich.”

Esther setzte zum überholen an. Der schwarze BMW beschleunigte, der Regen und die Nacht machten das Sehen schwierig. George wurde in den Sitz gedrückt.

“Halt mal an der nächsten Tanke an. Ich dreh grad eine.”
“Wirklich? In 40 Minuten können wir in Moabit sein.”
George zuckte mit den Schultern. “Ich dreh auf jeden Fall eine.”

“Lust auf “Berlin Calling Soundtrack”?” George wusste, dass Esther den mochte. Sie nickte und George steckte sein Handy ans Auto an.
Schweigend rasten sie durch Nacht, Regen und Lichtkegel. Am Rand war ein Waldgebiet gespenstisch zu sehen. Das Tempolimit war 130 km/h. Esther interessierte das nicht.

“Weisst du…”
George sah sie an.
“Es funktioniert so nicht.”
Er blieb eine Weile ruhig. Es war wie er befürchtet hatte. Hamburg hatte das unterstrichen.
“Ich.. Ich liebe dich. Du weisst das.”
“Du gibst dir Mühe. Du machst mir Komplimente. Aber du unterstützt mich nicht… nicht so, wie ich es brauche.”


Esther sah gut aus in ihrem hochgeschlossenen, monochromen Kleid. Ihre Brüste waren zu sehen, aber nicht überbordend. Ihr langes Haar war streng nach hintengezurrt, aber dann spielerisch zu einem Dutt gesteckt. Sie war einige Jahre älter als George. Lange Zeit hatte er gehofft sich ihr hingeben zu können, ihr zu vertrauen und in der Gemeinsamkeit Kraft für beide zu gewinnen. Wie es schien, litt sie aber sehr.
“Du bist eine richtig attraktive Frau.” Sagte er zögernd. Fügte hinzu “Ich bin glücklich mit dir zusammen zu sein.”
Es lief “Azure”. Smoothe Beats, ein Ohrwurm für Berliner Techno-Fans und Andere. Die Stimmung im schwarzen BMW löste sich nur etwas. Beide hingen ihren Gedanken nach. Langsam ging die Autobahn über in die dichter befahrene Stadtautobahn.
“Ich weiss nicht, George.”
“Ich auch nicht.”
“Das ist genau dein Problem.”
“Ich weiss, dass ich dich will.”
“Ich muss mich konzentrieren.”
George spielte mit seiner Zigarette.
“Und du rauchst.”
“C`mon, bin ich deswegen ein schlechter Mensch?” Jetzt regte sich George auf. “Ja ich RAUCHE. Ich sauge auch gerne an Nippeln, aber die gibts nicht für die Hosentasche!”
“Ich meine es ernst! Du tust dir nichts Gutes!”
George hustete provokativ. Esther schickte ihm einen strengen Seitenblick. Das hatte er davon immer auf ältere Frauen zu stehen.
Von der Stadtautobahn abgebogen, hatten sie es nicht mehr weit.
George stieg schon einmal aus und rauchte, während Esther einen Parkplatz noch in der Strasse fand. Er kam zu ihr geschlendert, den Glimmstengel abwechselnd zwischen den Lippen und in der Hand.
“Da sind wir.” Begrüsste er sie.
Esther zog sich ihre Jacke über und öffnete den Kofferraum, George nahm seinen Rucksack und ihren Koffer. In seiner Wohnung machte er Licht, es war gegen 11 Uhr abends.
“Bleibst du heute hier?”


Sie gab ihm einen Kuss auf den Mund. Der dauerte an.
George nahm Esther in die Arme. Jetzt war sie wohl wieder anlehnungsbedürftig. Aber er konnte nicht widerstehen. Der Kuss verfestigte sich und George drückte Esther an sich. Auch ihre Zungen berührten sich. George spielte, mit schnellen Zungenschlägen kitzelte er eine Reaktion aus ihr heraus. Sie umfasste ihn an den Schultern und strich ihm zärtlich über den Rücken, öffnete ihren Mund dabei weit. Esther fühlte sich auf einmal geborgen. Die ganze Fahrt hatte sie George kritisiert, sich alleine auf der Welt gewähnt und war wütend über ihre Einsamkeit trotz Georges Gegenwart. Sie merkte, wie sie dahinschmolz, aber sie hatte es so gewollt. Ihn noch einmal spüren, intim werden mit dem Mann, der sie begehrte.
George war widerwillig. Er hatte sich einiges anhören müssen, sodass er selbst immer mehr verstummt war. Jetzt schien sie wie ausgewechselt. Er mochte Esther, ob er sie liebte wusste er nicht, aber er gab nicht viel drauf. Sie war heiß, auch jetzt war ihr Mund heiß. George berührte ihren Hintern, der sich traumhaft anfühlte. Es war schwierig mit ihr, aber auch sehr schön. Zärtlich strich er von den Pobacken über das Kleid nach oben entlang des Reißverschlusses. Knetend befühlte er ihre Schulterblätter. Sie legte den Kopf leicht zur Seite und nach unten, er hielt sie. Immer noch Mund an Mund und umschlungen wanderten sie ins Schlafzimmer.
Es war wie ein ruhiger Tanz. In dem Zimmer war es dunkel, nur von der anderen Seite des Hofes fiel Licht aus einem Fenster herein.
 



 
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