Tim van Laan
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Gebückt sitzt er da, die schwarzen Locken fallen ihm ins Gesicht. Auf den markantigen Wangenknochen zeichnet sich ein leichter Bartschatten ab. Trotz seiner erst 23 Jahre sieht er aus, als habe er schon Einiges mit gemacht. Neben den Augen zeichnen sich auf den zweiten Blick kleine Fältchen ab und in seinen Worten schwingt immer eine Tiefe mit, wie ich sie eher von älteren Menschen kenne. Seine Hände reichen knochig aus einem hellgrauen Pullover heraus und spielen nervös an dem Glas herum, dass er schon seit einigen Minuten immer wieder von rechts nach links vor sich über den Tisch schiebt. Es hat sich schon eine nasser Film gebildet, doch davon bekommt er gar nichts mit.
Ich schaue mich um und erblicke viele junge Menschen an weiteren Holztischen. Hinter der Theke steht auf einer handbeschriebenen Kreidetafel die Getränkekarte. Nur feinste belgische Biere, sauber untereinander aufgereiht. Jedes kategorisiert nach Süße, Bitterkeit, Alkoholgehalt und so weiter. Unheimlich stolz sind sie hier auf ihr Bier, wie sollte es auch anders sein in einer Kneipe mitten in Brüssel, gerade einige Steinwürfe vom Manneken pis entfernt. Wie ein Saloon gestaltet ist der Raum, zerkratztes Parkett, zusammengewürfelte Stühle, an den Wänden hängen Schilder mit dämlichen Sprüchen über Alkohol, ein Relikt vergangener Zeiten. Der perfekte Ort für einen Abend mit seinen Freunden.
"Kirschbier ist schwul", sagt Nico und reißt mich aus meinen Gedanken. Er scheint schon länger geredet zu haben, jedenfalls wirkt Emil, unser dritter Begleiter, nicht annähernd so verwirrt wie ich. "Und das Craft Beer hier drüben" fährt er fort "das ist hetero.". Er zögert eine kurze Sekunde, als wäre er nicht sicher, ob er weiterreden möchte. Doch dann überwindet er sich: "Ich würde sagen ich bin hier" sagt er und zeigt auf ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit, die von einer üppigen Schaumkrone gesäumt ist. Zehn Biere stehen in einem Träger nebeneinander auf dem Tisch, das Ale auf das er gerade seinen Finger gelegt hat steht an achter Position, nur ein Glas Abstand hat es zum Kirschbier. "Ich schlafe auch gerne mit Mädels, wirklich, aber Jungs sind einfach unkomplizierter." Wissend blickt er uns an und wartet auf eine Reaktion. Emil zuckt nahezu gleichgültig mit den Schultern und schaut mir ebenfalls in die Augen. Er hätte das schon gewusst, auf seine Reaktion würde Nico nicht warten, sagt er an mich gerichtet.
Ich richte meinen Blick wieder auf Nico und sage, ich hätte es auch schon gewusst. Naja, zumindest gedacht hätte ich es mir, aber es sei mir auch egal, so lange ich das Kirschbier auftrinken dürfe. Wir waren schließlich immer noch bei einer Bierverkostung. Sichtlich erleichtert nimmt er das Glas aus dem Ständer und stellt es ruckartig vor mir auf den Tisch. Ich nehme es in die Hand und lasse mir einen kleinen Schluck von dem süßen Getränk in den Mund laufen. Nach kurzem Abwarten schlucke ich es hinunter und spüre es meine Kehle hinablaufen. Dann richte ich mich auf, lehne mich über den Tisch und lege ebenfalls einen meiner Finger auf einen Glasrand. "Hier bin ich, falls es euch interessiert." Wieder zuckt Emil mit den Schultern und grinst mich dann aufmunternd an. Auf Nicos Gesicht kann ich hingegen einen zufriedenen Ausdruck erkennen. Und ich meine sogar einen kleinen Schimmer von Stolz durchscheinen zu sehen. "Ich mag alle Biere, Bier ist Bier" verkündet Emil, prostet uns zu und lehrt sein Glas in zwei Schlücken. Währenddessen schaue ich auf meine Hände und entdecke ein bisschen Schaum auf meiner Fingerkuppe. Wäre er nicht vom Licht angestrahlt worden hätte ich ihn womöglich gar nicht bemerkt. Ich lecke den Finger ab und muss grinsen, denn nach Craft Beer hat das definitiv nicht geschmeckt…
Ich schaue mich um und erblicke viele junge Menschen an weiteren Holztischen. Hinter der Theke steht auf einer handbeschriebenen Kreidetafel die Getränkekarte. Nur feinste belgische Biere, sauber untereinander aufgereiht. Jedes kategorisiert nach Süße, Bitterkeit, Alkoholgehalt und so weiter. Unheimlich stolz sind sie hier auf ihr Bier, wie sollte es auch anders sein in einer Kneipe mitten in Brüssel, gerade einige Steinwürfe vom Manneken pis entfernt. Wie ein Saloon gestaltet ist der Raum, zerkratztes Parkett, zusammengewürfelte Stühle, an den Wänden hängen Schilder mit dämlichen Sprüchen über Alkohol, ein Relikt vergangener Zeiten. Der perfekte Ort für einen Abend mit seinen Freunden.
"Kirschbier ist schwul", sagt Nico und reißt mich aus meinen Gedanken. Er scheint schon länger geredet zu haben, jedenfalls wirkt Emil, unser dritter Begleiter, nicht annähernd so verwirrt wie ich. "Und das Craft Beer hier drüben" fährt er fort "das ist hetero.". Er zögert eine kurze Sekunde, als wäre er nicht sicher, ob er weiterreden möchte. Doch dann überwindet er sich: "Ich würde sagen ich bin hier" sagt er und zeigt auf ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit, die von einer üppigen Schaumkrone gesäumt ist. Zehn Biere stehen in einem Träger nebeneinander auf dem Tisch, das Ale auf das er gerade seinen Finger gelegt hat steht an achter Position, nur ein Glas Abstand hat es zum Kirschbier. "Ich schlafe auch gerne mit Mädels, wirklich, aber Jungs sind einfach unkomplizierter." Wissend blickt er uns an und wartet auf eine Reaktion. Emil zuckt nahezu gleichgültig mit den Schultern und schaut mir ebenfalls in die Augen. Er hätte das schon gewusst, auf seine Reaktion würde Nico nicht warten, sagt er an mich gerichtet.
Ich richte meinen Blick wieder auf Nico und sage, ich hätte es auch schon gewusst. Naja, zumindest gedacht hätte ich es mir, aber es sei mir auch egal, so lange ich das Kirschbier auftrinken dürfe. Wir waren schließlich immer noch bei einer Bierverkostung. Sichtlich erleichtert nimmt er das Glas aus dem Ständer und stellt es ruckartig vor mir auf den Tisch. Ich nehme es in die Hand und lasse mir einen kleinen Schluck von dem süßen Getränk in den Mund laufen. Nach kurzem Abwarten schlucke ich es hinunter und spüre es meine Kehle hinablaufen. Dann richte ich mich auf, lehne mich über den Tisch und lege ebenfalls einen meiner Finger auf einen Glasrand. "Hier bin ich, falls es euch interessiert." Wieder zuckt Emil mit den Schultern und grinst mich dann aufmunternd an. Auf Nicos Gesicht kann ich hingegen einen zufriedenen Ausdruck erkennen. Und ich meine sogar einen kleinen Schimmer von Stolz durchscheinen zu sehen. "Ich mag alle Biere, Bier ist Bier" verkündet Emil, prostet uns zu und lehrt sein Glas in zwei Schlücken. Währenddessen schaue ich auf meine Hände und entdecke ein bisschen Schaum auf meiner Fingerkuppe. Wäre er nicht vom Licht angestrahlt worden hätte ich ihn womöglich gar nicht bemerkt. Ich lecke den Finger ab und muss grinsen, denn nach Craft Beer hat das definitiv nicht geschmeckt…