Hagen
Mitglied
Besuch in der Helenenstraße
Wir wohnten damals im Bremer ‘Ostertorschenviertel‘. Im ‘Ostertorschenviertel‘ gab es viele kleine Straßen in denen keine oder kaum Autos fuhren. In einer Ecke stand meistens ein Tempo Dreirad, welches Herrn Rosenkötter, ein seriöser Geschäftsmann, gehörte und der später der Grundstock seiner Speditionsfirma war.
An der Ecke war eine Klempnerei, die von dem Vater meines Freundes Günter betrieben wurde. Wir gingen oft zugucken und ich fand es ganz toll wenn die Männer in der Werkstatt flexten. Bei der Musik von Paul Kuhn – ‘Der Mann am Klavier‘, flogen so schöne Funken, dass ich ernsthaft erwog später auch Klempner zu werden.
Aber ich schweife ab!
Wie es sich für richtige Jungs gehörte spielte wir natürlich auf der Straße Fußball. Das ging noch weil, wie gesagt, kaum Autos rumfuhren. Aber Herr Rosenkötter kam jedes Mal aus dem Haus gerannt und jagte uns schimpfend und fluchend, sowie unter Androhung schwerster Repressalien, weg.
Nun war guter Rat teuer, denn Jungs ohne Fußball?
Das ging überhaupt nicht, aber mein Freund Günter wusste Rat:
„Ej, ‘n paar Straßen weider is ne Straße, da sind so Brädder vor, damit da keine Auddos fahren! Da gehen wir zu knullen hin!“
Gesagt, getan, unsere ‘Fünfergang‘ der Fußballer machte sich also, mit Günters Fußball unter dem Arm, auf den Weg.
Was wir damals noch nicht wussten, war das es sich bei der angestrebten Straße um die Helenenstraße handelte. Kurz nach der Errichtung wurde die Helenenstraße durch einen Erlass des Senats Bremens 1878 als Bordellstraße ausgewiesen. Die Prostitution sollte in der Hansestadt in Form einer „controllierten und reglementierten Prostitution“ stattfinden. Die Prostituierten wurden registriert und am Eingang der Straße eine Bretterwand als Sichtschutz sowie eine Polizeiwache eingerichtet, um Zuhälterei zu vermeiden. Zweck der Einrichtung war es vor allem die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten in Bremen zu unterbinden. Daher wurde auch streng auf die Benutzung von Kondomen und eine ärztliche Überwachung Wert gelegt. Die Gebäude waren mit Toiletten ausgestattet, es bestand eine Badestube. Den „Controlldirnen“ war es durch Polizeiverordnung untersagt, außerhalb der Straße Männer anzusprechen oder sonst wie anzulocken.
In der ‚autofreien‘ und gänzlich leeren Straße angekommen, malten wir ein Tor auf die Bretterwand, freuten uns und begannen mit dem Fußballspiel. Als wir gerade mächtig am Knullen waren, kam eine wunderschöne Dame aus einem der Häuser und schenkte uns jedem fünfzig Pfennige damit wir weggingen.
Da fünfzig Pfennig damals viel Geld waren, kamen wir dieser freundlichen Aufforderung gerne nach und gingen bei Ciamolera Eis essen.
Als ich dieses Erlebnis mit der wunderschönen Frau später ganz arglos beim Abendbrot erzählte, herrschte zunächst betretenes Schweigen am Tisch und dann wurde mir von meiner Großmutter das Versprechen abgenommen, diese Straße nie wieder aufzusuchen.
Ich hatte arg an der Diskrepanz der Erwachsenenwelt zu knacken, in der ich auf den rumpöbelnden Geschäftsmann zu hören hatte, aber die wunderschöne Frau nicht mehr besuchen durfte um wenigstens „Danke für die fünfzig Pfennig“ zu sagen, wie ich es in meinem Elternhaus gelernt hatte.
Wir wohnten damals im Bremer ‘Ostertorschenviertel‘. Im ‘Ostertorschenviertel‘ gab es viele kleine Straßen in denen keine oder kaum Autos fuhren. In einer Ecke stand meistens ein Tempo Dreirad, welches Herrn Rosenkötter, ein seriöser Geschäftsmann, gehörte und der später der Grundstock seiner Speditionsfirma war.
An der Ecke war eine Klempnerei, die von dem Vater meines Freundes Günter betrieben wurde. Wir gingen oft zugucken und ich fand es ganz toll wenn die Männer in der Werkstatt flexten. Bei der Musik von Paul Kuhn – ‘Der Mann am Klavier‘, flogen so schöne Funken, dass ich ernsthaft erwog später auch Klempner zu werden.
Aber ich schweife ab!
Wie es sich für richtige Jungs gehörte spielte wir natürlich auf der Straße Fußball. Das ging noch weil, wie gesagt, kaum Autos rumfuhren. Aber Herr Rosenkötter kam jedes Mal aus dem Haus gerannt und jagte uns schimpfend und fluchend, sowie unter Androhung schwerster Repressalien, weg.
Nun war guter Rat teuer, denn Jungs ohne Fußball?
Das ging überhaupt nicht, aber mein Freund Günter wusste Rat:
„Ej, ‘n paar Straßen weider is ne Straße, da sind so Brädder vor, damit da keine Auddos fahren! Da gehen wir zu knullen hin!“
Gesagt, getan, unsere ‘Fünfergang‘ der Fußballer machte sich also, mit Günters Fußball unter dem Arm, auf den Weg.
Was wir damals noch nicht wussten, war das es sich bei der angestrebten Straße um die Helenenstraße handelte. Kurz nach der Errichtung wurde die Helenenstraße durch einen Erlass des Senats Bremens 1878 als Bordellstraße ausgewiesen. Die Prostitution sollte in der Hansestadt in Form einer „controllierten und reglementierten Prostitution“ stattfinden. Die Prostituierten wurden registriert und am Eingang der Straße eine Bretterwand als Sichtschutz sowie eine Polizeiwache eingerichtet, um Zuhälterei zu vermeiden. Zweck der Einrichtung war es vor allem die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten in Bremen zu unterbinden. Daher wurde auch streng auf die Benutzung von Kondomen und eine ärztliche Überwachung Wert gelegt. Die Gebäude waren mit Toiletten ausgestattet, es bestand eine Badestube. Den „Controlldirnen“ war es durch Polizeiverordnung untersagt, außerhalb der Straße Männer anzusprechen oder sonst wie anzulocken.
In der ‚autofreien‘ und gänzlich leeren Straße angekommen, malten wir ein Tor auf die Bretterwand, freuten uns und begannen mit dem Fußballspiel. Als wir gerade mächtig am Knullen waren, kam eine wunderschöne Dame aus einem der Häuser und schenkte uns jedem fünfzig Pfennige damit wir weggingen.
Da fünfzig Pfennig damals viel Geld waren, kamen wir dieser freundlichen Aufforderung gerne nach und gingen bei Ciamolera Eis essen.
Als ich dieses Erlebnis mit der wunderschönen Frau später ganz arglos beim Abendbrot erzählte, herrschte zunächst betretenes Schweigen am Tisch und dann wurde mir von meiner Großmutter das Versprechen abgenommen, diese Straße nie wieder aufzusuchen.
Ich hatte arg an der Diskrepanz der Erwachsenenwelt zu knacken, in der ich auf den rumpöbelnden Geschäftsmann zu hören hatte, aber die wunderschöne Frau nicht mehr besuchen durfte um wenigstens „Danke für die fünfzig Pfennig“ zu sagen, wie ich es in meinem Elternhaus gelernt hatte.
Zuletzt bearbeitet: