Hallo laluni,
vom Schreibstil her finde ich es eigentlich ganz okay; auch verspricht es, interessant weiter zu gehen, für den, der wissen will, was Dir widerfahren ist.
Ich weiß, wenn ich jetzt sage, dass das Schreiben einer Biografie eines nicht darf: nämlich die Abschrift einer tatsächlich erlebten Realität zu sein - Du an die Decke springst. Aber nicht vor Freude, sondern weil Du denkst: sowas kann man doch nicht machen; einfach am Realgeschehen herumfuhrwerken, als sei es eine Bastelarbeit.
(Es ist wichtig, zu entscheiden, ob es tatsächlich eine Dokumentation Deiner persönlichen Geschichte sein soll.)
Und doch glaube ich fest daran, dass es das Schreiben besser macht, weil Du ein bisschen über- und untertreiben kannst, Dinge hinzuerfinden, Dinge weglassen, Dinge verdrehen. Du gewinnst dadurch auch Abstand zum persönlich Erlebten, siehst, dass es Deins ist. Du kannst damit machen, was Du willst. Und es macht Dich weniger verletzlich gegenüber der Meinung Anderer zu diesen Erlebnissen, die in ihrer unverändert festgehaltenen Form sonst zu einem Bollwerk werden können, das Du einmal heraufbeschworen, vielleicht unerwünscht lange nicht wieder los wirst. Wenn jemand etwas an einer Geschichte kritisiert, wiegt es nicht so schwer. Sagt jemand etwas gegen Deine schriftlich fixierte Vergangenheit, ist es ein Schlag ins Kontor.
Auch für einen Leser ist es irgendwie ein beruhigendes Gefühl, nicht zu wissen, wieviel tatsächlicher Realitätsgehalt in einer vermeintlichen Biografie drinsteckt. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass uns medienbedingt heute zu viele festgeschriebene Schicksale mitgeteilt werden, ohne dass wir uns dagegen wehren können. Ohne, dass es den Beteiligten noch etwas helfen könnte.
Vielleicht wünschen wir uns aber auch insgeheim nur einen Spielraum - und sei es auch nur ein eingebildeter -, einen Platz für Illusionen, Hoffnungen und Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, uns selbst und die Dinge um uns herum wenigstens ein klein wenig ändern zu können. Die Welt ein bisschen nur zum Guten zu wenden.
Ich weiß nicht, wo das herkommt, dass sich etwas sträubt in mir; das will nicht lesen: "so, genau so ist es mir passiert".
Entschuldige, dass ich das so sage, Dir, die sich mit diesem Schriftstück wahrscheinlich etwas von der Seele schreiben wollte/will. Wie würdest Du entscheiden, wenn Du die Wahl hättest?
Es vernichten/verdrängen weil das der Befreiungsschlag sein kann.
Daran festhalten, auch wenn Du es dadurch vielleicht nie wieder richtig los wirst, weil Du nicht anders kannst.
Es gibt diese zwei Strategien für Menschen mit traumatischen Erlebnissen. Wer aber weiß, was für den Einzelnen der richtige Weg ist?
Vielleicht tendiere ich daher beim literarischen Verarbeiten von Schicksalsschlägen zu dem vorgeschlagenen Mittelweg der verfremdeten Vergangenheit.
Ich wünsche Dir ein guten literarischen Start, hier in der Leselupe und schreibe Dir dann per mail, wie Du nach und nach weitere Teile veröffentlichen kannst.
Grüße von Elke