März
Die letzten Wochen unserer „Beziehung“ hielt mich Timo ziemlich auf Abstand und wir sahen uns so gut wie gar nicht mehr. So saß ich wie fast jeden Abend alleine auf meinem mittelmäßig bequemen Sofa, in meiner passablen Wohnung, hatte den Fernseher - mit dem integrierten Henkel zum Wegwerfen - an und chattete im Internet. Wie jeden Abend überkam mich die Langeweile...ich postete sinnloses Zeug ins Netz, in der Hoffnung ein wenig Unterhaltung zu bekommen. Ich litt unglaublich unter der Situation mit Timo. Auch der Liebeskummer fühlte sich an wie mit 15, als mir der große käsige Junge mit den rehbraunen mandelförmigen Augen, den ich aus dem Zug kannte, erklärte, dass er eher auf Pamela Anderson steht, als auf mich. Zahnspange, braune fast kurze Haare und eine Oberweite wie ein Surfbrett fand er anscheinend nicht so prickelnd.
Ich saß zuhause auf meinem Sofa und bettelte förmlich nach Unterhaltung um die Abende relativ tränenarm rumzukriegen. Und es funktionierte. Mich schrieben die verrücktesten Vögel an. Ich lachte viel und heulte ebenso viel. Ich fühlte mich unglaublich einsam und genauso mitten im Leben... so während dem Schreiben.
Eines Abends postete ich – wie ja eigentlich jeden Abend – dass mir langweilig war und bekam schlagartig – wie ja jeden Abend – Unmengen von Nachrichten von irgendwelchen Typen, die meinten sich auf irgendwelche lustigen, unlustigen oder auf einfach nur bekloppten Arten und Weisen mit mir unterhalten zu können. Blöde Anmachen ignorierte ich komplett und Leute die mich einigermaßen normal anschrieben, denen erzählte ich gleich, dass ich tierisch Liebeskummer hatte und doch bitte etwas nett unterhalten werden wollte. Ich hatte festgestellt, dass diese Information so ziemlich jeden Mann verschreckte und dieser sich nie wieder bei mir gemeldet hat.
Unter diesen zigmillionen Nachrichten bekam ich auch eine Mail von einem gewissen „Riddick“ „Hey, ich dachte ich schreib dich mal an. Vielleicht hast du ja mal Lust zu antworten. LG“ „Mal keine blöde Anmache, oder irgendwelche einstudierten Texte, die bei jeder zweiten Tussi angewendet werden“ dachte ich und schrieb zurück.
Jetzt im Nachhinein denke ich mir:
Hätte ich das doch einfach nur gelassen.
Wir kamen ziemlich schnell ins Gespräch und es war unbeschreiblich, wie gut wir uns von Anfang an verstanden. Das Beste war, dass er mir sogar wieder antwortete, als ich ihm von meinem schrecklichen Liebeskummer erzählte. Das war mal ein richtig netter und lieber Kerl, dieser Jens. Er gab mir seinen Rat bzgl. Timo und versuchte mich irgendwie zu trösten. Wir schrieben die ganze Nacht, über so ziemlich jedes Thema was uns einfiel. Über meine Kinder, über das Ultraschallbild in seinem Profil. Er erzählte mir, dass seine Exfreundin schwanger von ihm sei und sein Sohn im Juli auf die Welt kommen würde. „Wow“ dachte ich nur. Ich freute mich für ihn. Und er freute sich auf das Baby, obwohl er mit der Mutter des Zwerges nicht mehr zusammen war. Sowas gibt es selten…
Wir redeten über ernste Themen, über weniger ernste Themen, über Musik, Filme, Gewohnheiten, einfach über alles. Diese Unterhaltungen mit Jens taten mir so gut, dass ich ganz beflügelt wurde. Wir verabredeten uns nun jeden Abend zum Chatten. Sobald ich online war, hatte ich eine Nachricht von ihm in meinem Postfach, wie es mir geht, ob es was Neues gibt usw. Doch es gab nichts Neues. Noch nicht…
Es waren noch 2 Wochen bis Timo zur Bundeswehr gehen würde. Ich hatte ihm einen Brief geschrieben. Typisch Frau oder? Mit all meinen Ängsten, Gedanken und all meiner Liebe zu ihm. Auf meine SMSn antwortete er nicht und ich wollte ihn ja schließlich auch nicht unter Druck setzen oder nerven, in dem ich alle 5 Minuten schreibe. So etwas machen doch nur 15 jährige Mädchen.
Ostersonntag dann – ich war gerade mit meinen Eltern und den Kindern spazieren – bekam ich von Timo eine SMS. „Ich habe Deinen Brief gelesen“ Ok das sagte mir alles. Es war Schluss. Nach einer Woche Auszeit. Wow sehr männlich per SMS, dachte ich mir.
Ich wollte, dass er es mir erklärte. Ich wollte wissen warum. Noch vor 3 Woche sprach er so positiv über unsere Zukunft. Er sagte mir nach 4 Tagen, dass er mich liebt. Es war bei uns beiden Liebe auf den ersten Blick. Ich konnte das einfach nicht verstehen und wollte eine Erklärung. Jetzt sofort! Doch Timo hatte wie immer keine Zeit. Ich war am Boden zerstört und konnte mich nicht zurück halten. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Kommentar meiner Mama zu meinem Dad „Die heult ja schon wieder“ Na vielen Dank auch. Das half mir ja total weiter. Aber naja, Mütter halt.
Nun ja, meine neue, voll nette und verständnisvolle Internetbekanntschaft Jens und ich hatten uns abends verabredet zu telefonieren. Ich hatte ihn gleich gewarnt, dass ich heule und er sich gleich mal darauf vorbereiten sollte. Es machte ihm gar nichts aus.
Schlagen Männer nicht normalerweise den Rücktritt an, wenn eine Frau heult? Aber Jens war anders.
Ich hatte mich also ca. ne halbe Stunde ausgeheult. Einen Bacardi auf Ex runter gepumpt (ich hasse dieses Zeug) und dann ging es mir besser. Ich erzählte Jens von der SMS, von dem Geschreibe und er versuchte mir eine Erklärung aus Sicht eines Mannes zu liefern „Ich denke, er liebt Dich immer noch. Deshalb will er sich nicht mit Dir treffen. Weil er Dich nicht so sehen kann. Er weiß, dass er einen Fehler macht, aber denkt, dass es so das Beste ist“…Mmmmh ob mir das jetzt helfen sollte, weiß ich nicht.
So nach und nach beruhigte ich mich aber und wir begannen auch wieder über alltägliche Dinge zu reden. Als die Tränen endlich restlos getrocknet waren und ich nicht nur mein Schluchzen im Ohr hatte war mir das erste Mal aufgefallen was Jens für eine schöne Stimme hat. Wow ganz schön männlich. So unheimlich tief, ruhig und sanft.
Kennst du das, wenn dich eine Stimme total fesselt?
Das ist der Wahnsinn oder?
Wir telefonierten die ganze Nacht durch, bis mir vor lauter Müdigkeit fast die Augen zugefallen sind. Und so ging das die nächsten Tage weiter. Da Jens ja wusste, dass die Trennung von meinem „Traummann“ gerade erst ein paar Tage her war, musste ich mir auch keine Gedanken machen, dass er sich da jetzt irgendwelche Hoffnungen machte. Zudem wohnte er ca. 200 km entfernt und von Fernbeziehungen halte ich sowieso nichts.
Nach einigen Telefonaten stellten wir fest, dass wir uns so unheimlich ähnlich sind. Die gleichen Lieder, die gleichen Filme. Gewisse Gewohnheiten, und wenn es nur das Singen unter der Dusche oder der Kaffee mit 2 Stück Zucker und Milch war. Wir passten zusammen wie Sommer und Eiscreme. Er war ein wirklich guter Freund, obwohl wir uns noch nie gesehen haben. Wir konnten über die intimsten Sachen reden und ich fühlte mich irgendwie sicher bei ihm. Vielleicht lag es daran, dass ich sicher sein konnte, abends unterhalten zu werden. Es war ein routinierter Ablauf. jeden Abend um halb 8 klingelte das Telefon. Wie wenn der Mann abends um 7 von der Arbeit kommt. „Schatz ich bin zu Hause“ So fühlte es sich an. Komisch oder?
Deshalb beschlossen wir uns zu treffen. Rein freundschaftlich.
April
Und so kam Jens dann tatsächlich 2 Wochen später freitags mit dem Zug zu uns gefahren. Die Kinder und ich standen voller Spannung am Bahnsteig. Ich wusste ja wie er aussah. Durch die Bilder in seinem Profil stand ich wenigstens nicht ganz planlos da rum. Ich freute mich auf seine stahlblauen Augen. Ich freute mich darauf, sie live zu sehen. Als er ausstieg war mein erster Gedanke „Hmmm ja gut“. Er kam mit einem komischen Pulli an, den ich ziemlich schrecklich fand, ich sah auf den ersten Blick dass er kaum noch Zähne im Mund hatte und die dicken Brillengläser machten das Bild auch nicht wirklich runder (Auf den Fotos wirkte das nicht so extrem). Aber naja gut. Es sollte ja alles rein freundschaftlich sein. Jens war ziemlich nervös, das sah ein Blinder mit Krückstock. Ich fand das ziemlich niedlich. Unsere Begrüßung fiel somit auch ziemlich verhalten aus. Aber das änderte sich ziemlich schnell und wir beschlossen mit den Kids erst einmal Eis essen zu gehen.
So langsam kamen wir ins Gespräch – es ist ja am Anfang immer etwas verklemmt irgendwie, wenn man jemand neues Kennenlernt, egal ob gleichgeschlechtlich oder vom anderen Geschlecht. Wir unterhielten uns über seine 13 jährige Tochter. Sie lebt bei ihrer Mutter – seiner Exfrau. Sie sahen sich das letzte Mal vor 4 Monaten, erzählte er. Aber sie hätten wohl telefonischen Kontakt und per Email. „Schön“ dachte ich mir „Endlich mal ein Vater, der sich um sein Kind kümmert“. Der Vater meiner Kinder hat, nachdem der Kleine auf die Welt kam, genau 6 Monate versucht, Super-Daddy zu spielen, um sich dann schlagartig nie wieder zu melden. Wir haben ihn jetzt seit knapp 5 Jahren nicht mehr gesehen. Deshalb freute es mich sehr für Jens bzw. seine Tochter, dass sie wohl ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und so langsam wurde die ganze Atmosphäre entspannter. Auch mit meinen Zwergen ist er gleich warm geworden. Das gefiel mir natürlich am besten.
Und plötzlich störte mich auch der hässliche Pulli, die fehlenden Zähne und die dicken Brillengläser nicht mehr. Ich übersah es einfach. Ich hatte irgendwie das Gefühl eine Familie zu sein...Irrsinnig oder? Schließlich hatte ich gerade erst meine große Liebe verloren und verschwendete nicht im geringsten einen Gedanken daran, eine neue Beziehung einzugehen.
Jens blieb also eine Nacht bei mir. Wir betranken uns maßlos mit Weißwein und schauten 'Zweiohrküken' mit Till Schweiger. Genau das richtige Programm für eine Frau mit erst kürzlich abgelegtem Liebeskummer. Mich wunderte es, dass ich an diesem Abend noch halbwegs gerade ins Bett laufen konnte, so betrunken wie ich war. Jens hingegen war schön brav im Wohnzimmer geblieben und hat die Nacht auf dem Sofa verbracht.
Als er samstags im Zug nach Hause saß, schrieben wir wieder miteinander. Wir unterhielten uns über den gemeinsam erlebten Tag und darüber, dass wir das unbedingt wiederholen müssten. Und plötzlich schrieb Jens, dass er sich in mich verliebt hat.
Hm was sollte ich jetzt mit der Information anfangen? „Ich weiß gar nicht war ich dazu sagen soll. Momentan für keine Beziehung bereit, ich denke das weißt Du auch. Aber Du bist ein super lieber und wirklich toller Mann. Und aus dem Grund will ich Dich auf jeden Fall kennen lernen. Wer weiß, was sich daraus entwickelt“ Das war das ehrlichste, was ich ihm antworten konnte. Und Jens war mit dieser Antwort mehr als zufrieden „Ich werde auf Dich warten“
So etwas hat noch kein Mann zu mir gesagt.
Und so begann der in Liebeskummer und Glücksgefühlen ertränkte Kopf an zu rattern.
Kennst du das, wenn du nicht weißt was du machen sollst?
Wenn du eigentlich noch nicht bereit für was Neues bist?
aber dein Herz förmlich danach schreit?
Ich saß abends da und überlegte mir, was dagegen und was dafür sprach. Eine klassische Pro- und Contraliste quasi.
Dagegen sprach:
Ich war frisch von Timo getrennt.
Timo war mein absoluter Traummann, meine große Liebe und eigentlich hätte ich ihn gerne zurück
Dafür sprach:
Jens gab mir eigentlich genau das Gefühl, was ich mir als Frau wünsche
Er war wundervoll zu meinen Kindern
Er hatte einen tollen Job bei einer großen Mobilfunkfirma
Keine Schulden
Verdiente gut
Wir dachten gleich
Wir fühlten gleich
Wir handelten gleich
Wir hatten die gleichen Ansichten
und die gleichen Zukunftspläne
Tja nun stand ich da, mit meiner Pro- Contraliste in der Hand und hatte folgenden Entschluss gefasst: Ich wollte ihn wieder sehen. Den Mann mit der tollen Stimme und den schönen stahlblauen Augen. Wir telefonierten wieder jeden Tag und er machte mir ganz eindeutig klar, dass er auf jeden Fall in mich verliebt war und auch warten würde, bis ich soweit bin. Wie süß.
Eine Woche nach unserem ersten Treffen war Jens freitags wieder mit dem Zug auf dem Weg zu mir gekommen. Ich hatte mittlerweile einen Halbtagsjob in einem Restaurant. Ich war noch arbeiten und wir machten aus, dass er direkt durchfahren und zu mir ins Restaurant kommen würde.
Ich saß da und hatte gerade nichts zu tun, hatte die große Klatschzeitung schon ca. 3 mal durch, von den Tischen fast den Lack durchgewischt, die Gläser in den Schränken hin- und hergeräumt und von Jens kam den ganzen Morgen keine Reaktion. Ich wurde noch verrückt. War was passiert? Versetzt er mich? Was war nur los? Um kurz vor 11 die erste Nachricht „Scheiße ich hab total verschlafen. Es tut mir so unendlich leid. Ich beeile mich den nächsten Zug zu kriegen. Dann bin ich heute Nachmittag da“ „Ok kein Problem“ dachte ich mir. Auch wenn ich natürlich ein wenig traurig war. So ging ich also weiter meiner nichtvorhandenen Arbeit nach – wo waren denn die ganzen Gäste…ausgerechnet an dem Tag langweilte ich mich noch dazu ohne Ende – und schrieb nebenher mit Jens. Als die Tür aufging drehte ich mich um und begrüßte meinen neuen Gast wie üblich mit meinem höflichsten „Guten Morgen“ und erstarre. Da stand er. Jens. Im schwarzen Anzug und Krawatte mit einem Strauß Rosen in der Hand. „Überraschung!!!“
Kennst du das, wenn du die ganze Welt umarmen könntest?
Wenn dein Herz fast zerspringt wenn du ihn ansiehst?
Wenn du an seinen Lippen hängst, wenn er dir irgendeinen belanglosen Schwank aus seinem Leben erzählt?
Ich ließ mich absolut hinreißen und so kam es dass wir abends das erste Mal knutschten, am nächsten Abend das erste Mal Sex hatten und es fühlte sich richtig an. Ich war glücklich.
Das war es also! Auch wenn ich noch häufig an Timo dachte. Ich wusste, dass Jens einfach der Richtige für mich war. DER Mann überhaupt.
Ich verliebte mich in seine Ruhe, in seinen Blick, er schaute so schön treudoof. Wenn ich beschäftigt war, saß er da und beobachtete mich. Es fehlte nur noch dass er ein Schild in der Hand hielt „Ich liebe diese Frau“ Er machte es jedem Menschen klar verständlich – egal ob mit Gesten oder Worte – dass ich „Seins“ war. Dass wir zusammen gehörten. Ich verliebte mich in seine Aufmerksamkeit. In seine Fürsorge. Ich liebte alles an ihm. Er war da. Nicht wie Timo, der nur alle paar Wochenenden mal nach Hause gekommen wäre, oder gar für Monate ins Ausland müsste. Jens war da und ging auch nicht mehr. Nach dem Wochenende hatte er Urlaub genommen. Freitags drauf fuhr er in aller herrgotts Früh nach Hause um ein paar Sachen zu holen und mittags sollte ich ihn wieder am Bahnhof holen. Er sagte schon am Telefon, dass er eine Überraschung für mich hat.
Warum er alles mit dem Zug erledigte, stunden lang Weg in Kauf nahm erklärte er mir so, dass er das Auto seiner Exfreundin überlassen hatte. Schließlich sei sie auf ein Auto angewiesen, so als Schwangere… Ja klingt logisch.
Ich fuhr also nach Feierabend los und düste zum Bahnhof, um ihn abzuholen. Ich lief ihm entgegen und sah ihn auf einem Mäuerlein sitzen, wie ein kleiner Schuljunge mit Käppi und Rucksack und einem riesen Karton vor sich. Er war so süß wie er da saß. Ja da war er also wieder, mit der kleinen Überraschung. Einem Riesen Plasma-Fernseher. Wahnsinn!
Die Woche darauf hatte er sich krank gemeldet und dann eine Woche später gekündigt. Na so einfach ging das. Eine weitere Woche später hatte er seinen Kram aus seiner alten Wohnung geholt und so hatte ich innerhalb von 4 Wochen nicht nur eine neue Beziehung sondern auch gleich einen neuen Mitbewohner und „Ersatzpapa“ für meine Kinder gehabt.
Und das war gut so. Ich fühlte mich absolut vollkommen. Wir unternahmen viele tolle Sachen. Ich konnte meinen Kindern plötzlich eine Familie bieten. Eine Familie, die sonntags in den Zoo fuhr, die abends zusammen grillte, die zusammen auf den Spielplatz ging. Einen „Papa“ der sich für die Kinder auf der Hängebrücke zum Vollhorst machte, eine glückliche Mama die lachend auf der Bank saß und alles per Kamera fest hielt. Wir kuschelten und knutschten wie verliebte Teenager.
Ich habe eine Freundin, die seit über 10 Jahren mit ihrem Freund zusammen war. Vor kurzem haben sie erst geheiratet. Immer wenn ich sie sehe beneide ich sie. Sie sind so süß zusammen. Sie wirken immer so frisch verliebt. Und mit Jens hatte ich auf einmal genau das gleiche Erlebnis. Es war einfach nur wunderschön.
Ich hatte einfach den perfekten Mann an meiner Seite. Ich erinnere mich noch genau. Ich war beim Friseur. Alles ging dort ein wenig schneller als erwartet. Als ich nach Hause kam, standen die Räder draußen und aus der Wohnung hörte ich den Staubsauger brummen. Als ich völlig überrascht die Tür öffnete, stand Jens noch überraschter vor mir und sagte „Ach Schatz du bist ja viel zu früh, ich wollte hier nur schnell noch ein bisschen Ordnung machen und dann mit den Kids auf den Spielplatz fahren, dass du ein bisschen Zeit für dich hast“
Hast du so was schon einmal erlebt?
Einen Mann der auch mal an Deine Bedürfnisse denkt?
Ich war im Paradies!
Und nicht nur das. Nicht nur, dass er mir im Haushalt unglaublich viel half, er teilte mit mir die Erziehung, war ein unglaublicher Gesprächspartner, mein bester Freund, und ein wundervoller Liebhaber. Es war fast zu schön um wahr zu sein. Wo verdammt noch mal ist der riesengroße Fleischerhaken? Ich konnte einfach keinen finden.
Die letzten Wochen unserer „Beziehung“ hielt mich Timo ziemlich auf Abstand und wir sahen uns so gut wie gar nicht mehr. So saß ich wie fast jeden Abend alleine auf meinem mittelmäßig bequemen Sofa, in meiner passablen Wohnung, hatte den Fernseher - mit dem integrierten Henkel zum Wegwerfen - an und chattete im Internet. Wie jeden Abend überkam mich die Langeweile...ich postete sinnloses Zeug ins Netz, in der Hoffnung ein wenig Unterhaltung zu bekommen. Ich litt unglaublich unter der Situation mit Timo. Auch der Liebeskummer fühlte sich an wie mit 15, als mir der große käsige Junge mit den rehbraunen mandelförmigen Augen, den ich aus dem Zug kannte, erklärte, dass er eher auf Pamela Anderson steht, als auf mich. Zahnspange, braune fast kurze Haare und eine Oberweite wie ein Surfbrett fand er anscheinend nicht so prickelnd.
Ich saß zuhause auf meinem Sofa und bettelte förmlich nach Unterhaltung um die Abende relativ tränenarm rumzukriegen. Und es funktionierte. Mich schrieben die verrücktesten Vögel an. Ich lachte viel und heulte ebenso viel. Ich fühlte mich unglaublich einsam und genauso mitten im Leben... so während dem Schreiben.
Eines Abends postete ich – wie ja eigentlich jeden Abend – dass mir langweilig war und bekam schlagartig – wie ja jeden Abend – Unmengen von Nachrichten von irgendwelchen Typen, die meinten sich auf irgendwelche lustigen, unlustigen oder auf einfach nur bekloppten Arten und Weisen mit mir unterhalten zu können. Blöde Anmachen ignorierte ich komplett und Leute die mich einigermaßen normal anschrieben, denen erzählte ich gleich, dass ich tierisch Liebeskummer hatte und doch bitte etwas nett unterhalten werden wollte. Ich hatte festgestellt, dass diese Information so ziemlich jeden Mann verschreckte und dieser sich nie wieder bei mir gemeldet hat.
Unter diesen zigmillionen Nachrichten bekam ich auch eine Mail von einem gewissen „Riddick“ „Hey, ich dachte ich schreib dich mal an. Vielleicht hast du ja mal Lust zu antworten. LG“ „Mal keine blöde Anmache, oder irgendwelche einstudierten Texte, die bei jeder zweiten Tussi angewendet werden“ dachte ich und schrieb zurück.
Jetzt im Nachhinein denke ich mir:
Hätte ich das doch einfach nur gelassen.
Wir kamen ziemlich schnell ins Gespräch und es war unbeschreiblich, wie gut wir uns von Anfang an verstanden. Das Beste war, dass er mir sogar wieder antwortete, als ich ihm von meinem schrecklichen Liebeskummer erzählte. Das war mal ein richtig netter und lieber Kerl, dieser Jens. Er gab mir seinen Rat bzgl. Timo und versuchte mich irgendwie zu trösten. Wir schrieben die ganze Nacht, über so ziemlich jedes Thema was uns einfiel. Über meine Kinder, über das Ultraschallbild in seinem Profil. Er erzählte mir, dass seine Exfreundin schwanger von ihm sei und sein Sohn im Juli auf die Welt kommen würde. „Wow“ dachte ich nur. Ich freute mich für ihn. Und er freute sich auf das Baby, obwohl er mit der Mutter des Zwerges nicht mehr zusammen war. Sowas gibt es selten…
Wir redeten über ernste Themen, über weniger ernste Themen, über Musik, Filme, Gewohnheiten, einfach über alles. Diese Unterhaltungen mit Jens taten mir so gut, dass ich ganz beflügelt wurde. Wir verabredeten uns nun jeden Abend zum Chatten. Sobald ich online war, hatte ich eine Nachricht von ihm in meinem Postfach, wie es mir geht, ob es was Neues gibt usw. Doch es gab nichts Neues. Noch nicht…
Es waren noch 2 Wochen bis Timo zur Bundeswehr gehen würde. Ich hatte ihm einen Brief geschrieben. Typisch Frau oder? Mit all meinen Ängsten, Gedanken und all meiner Liebe zu ihm. Auf meine SMSn antwortete er nicht und ich wollte ihn ja schließlich auch nicht unter Druck setzen oder nerven, in dem ich alle 5 Minuten schreibe. So etwas machen doch nur 15 jährige Mädchen.
Ostersonntag dann – ich war gerade mit meinen Eltern und den Kindern spazieren – bekam ich von Timo eine SMS. „Ich habe Deinen Brief gelesen“ Ok das sagte mir alles. Es war Schluss. Nach einer Woche Auszeit. Wow sehr männlich per SMS, dachte ich mir.
Ich wollte, dass er es mir erklärte. Ich wollte wissen warum. Noch vor 3 Woche sprach er so positiv über unsere Zukunft. Er sagte mir nach 4 Tagen, dass er mich liebt. Es war bei uns beiden Liebe auf den ersten Blick. Ich konnte das einfach nicht verstehen und wollte eine Erklärung. Jetzt sofort! Doch Timo hatte wie immer keine Zeit. Ich war am Boden zerstört und konnte mich nicht zurück halten. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Kommentar meiner Mama zu meinem Dad „Die heult ja schon wieder“ Na vielen Dank auch. Das half mir ja total weiter. Aber naja, Mütter halt.
Nun ja, meine neue, voll nette und verständnisvolle Internetbekanntschaft Jens und ich hatten uns abends verabredet zu telefonieren. Ich hatte ihn gleich gewarnt, dass ich heule und er sich gleich mal darauf vorbereiten sollte. Es machte ihm gar nichts aus.
Schlagen Männer nicht normalerweise den Rücktritt an, wenn eine Frau heult? Aber Jens war anders.
Ich hatte mich also ca. ne halbe Stunde ausgeheult. Einen Bacardi auf Ex runter gepumpt (ich hasse dieses Zeug) und dann ging es mir besser. Ich erzählte Jens von der SMS, von dem Geschreibe und er versuchte mir eine Erklärung aus Sicht eines Mannes zu liefern „Ich denke, er liebt Dich immer noch. Deshalb will er sich nicht mit Dir treffen. Weil er Dich nicht so sehen kann. Er weiß, dass er einen Fehler macht, aber denkt, dass es so das Beste ist“…Mmmmh ob mir das jetzt helfen sollte, weiß ich nicht.
So nach und nach beruhigte ich mich aber und wir begannen auch wieder über alltägliche Dinge zu reden. Als die Tränen endlich restlos getrocknet waren und ich nicht nur mein Schluchzen im Ohr hatte war mir das erste Mal aufgefallen was Jens für eine schöne Stimme hat. Wow ganz schön männlich. So unheimlich tief, ruhig und sanft.
Kennst du das, wenn dich eine Stimme total fesselt?
Das ist der Wahnsinn oder?
Wir telefonierten die ganze Nacht durch, bis mir vor lauter Müdigkeit fast die Augen zugefallen sind. Und so ging das die nächsten Tage weiter. Da Jens ja wusste, dass die Trennung von meinem „Traummann“ gerade erst ein paar Tage her war, musste ich mir auch keine Gedanken machen, dass er sich da jetzt irgendwelche Hoffnungen machte. Zudem wohnte er ca. 200 km entfernt und von Fernbeziehungen halte ich sowieso nichts.
Nach einigen Telefonaten stellten wir fest, dass wir uns so unheimlich ähnlich sind. Die gleichen Lieder, die gleichen Filme. Gewisse Gewohnheiten, und wenn es nur das Singen unter der Dusche oder der Kaffee mit 2 Stück Zucker und Milch war. Wir passten zusammen wie Sommer und Eiscreme. Er war ein wirklich guter Freund, obwohl wir uns noch nie gesehen haben. Wir konnten über die intimsten Sachen reden und ich fühlte mich irgendwie sicher bei ihm. Vielleicht lag es daran, dass ich sicher sein konnte, abends unterhalten zu werden. Es war ein routinierter Ablauf. jeden Abend um halb 8 klingelte das Telefon. Wie wenn der Mann abends um 7 von der Arbeit kommt. „Schatz ich bin zu Hause“ So fühlte es sich an. Komisch oder?
Deshalb beschlossen wir uns zu treffen. Rein freundschaftlich.
April
Und so kam Jens dann tatsächlich 2 Wochen später freitags mit dem Zug zu uns gefahren. Die Kinder und ich standen voller Spannung am Bahnsteig. Ich wusste ja wie er aussah. Durch die Bilder in seinem Profil stand ich wenigstens nicht ganz planlos da rum. Ich freute mich auf seine stahlblauen Augen. Ich freute mich darauf, sie live zu sehen. Als er ausstieg war mein erster Gedanke „Hmmm ja gut“. Er kam mit einem komischen Pulli an, den ich ziemlich schrecklich fand, ich sah auf den ersten Blick dass er kaum noch Zähne im Mund hatte und die dicken Brillengläser machten das Bild auch nicht wirklich runder (Auf den Fotos wirkte das nicht so extrem). Aber naja gut. Es sollte ja alles rein freundschaftlich sein. Jens war ziemlich nervös, das sah ein Blinder mit Krückstock. Ich fand das ziemlich niedlich. Unsere Begrüßung fiel somit auch ziemlich verhalten aus. Aber das änderte sich ziemlich schnell und wir beschlossen mit den Kids erst einmal Eis essen zu gehen.
So langsam kamen wir ins Gespräch – es ist ja am Anfang immer etwas verklemmt irgendwie, wenn man jemand neues Kennenlernt, egal ob gleichgeschlechtlich oder vom anderen Geschlecht. Wir unterhielten uns über seine 13 jährige Tochter. Sie lebt bei ihrer Mutter – seiner Exfrau. Sie sahen sich das letzte Mal vor 4 Monaten, erzählte er. Aber sie hätten wohl telefonischen Kontakt und per Email. „Schön“ dachte ich mir „Endlich mal ein Vater, der sich um sein Kind kümmert“. Der Vater meiner Kinder hat, nachdem der Kleine auf die Welt kam, genau 6 Monate versucht, Super-Daddy zu spielen, um sich dann schlagartig nie wieder zu melden. Wir haben ihn jetzt seit knapp 5 Jahren nicht mehr gesehen. Deshalb freute es mich sehr für Jens bzw. seine Tochter, dass sie wohl ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und so langsam wurde die ganze Atmosphäre entspannter. Auch mit meinen Zwergen ist er gleich warm geworden. Das gefiel mir natürlich am besten.
Und plötzlich störte mich auch der hässliche Pulli, die fehlenden Zähne und die dicken Brillengläser nicht mehr. Ich übersah es einfach. Ich hatte irgendwie das Gefühl eine Familie zu sein...Irrsinnig oder? Schließlich hatte ich gerade erst meine große Liebe verloren und verschwendete nicht im geringsten einen Gedanken daran, eine neue Beziehung einzugehen.
Jens blieb also eine Nacht bei mir. Wir betranken uns maßlos mit Weißwein und schauten 'Zweiohrküken' mit Till Schweiger. Genau das richtige Programm für eine Frau mit erst kürzlich abgelegtem Liebeskummer. Mich wunderte es, dass ich an diesem Abend noch halbwegs gerade ins Bett laufen konnte, so betrunken wie ich war. Jens hingegen war schön brav im Wohnzimmer geblieben und hat die Nacht auf dem Sofa verbracht.
Als er samstags im Zug nach Hause saß, schrieben wir wieder miteinander. Wir unterhielten uns über den gemeinsam erlebten Tag und darüber, dass wir das unbedingt wiederholen müssten. Und plötzlich schrieb Jens, dass er sich in mich verliebt hat.
Hm was sollte ich jetzt mit der Information anfangen? „Ich weiß gar nicht war ich dazu sagen soll. Momentan für keine Beziehung bereit, ich denke das weißt Du auch. Aber Du bist ein super lieber und wirklich toller Mann. Und aus dem Grund will ich Dich auf jeden Fall kennen lernen. Wer weiß, was sich daraus entwickelt“ Das war das ehrlichste, was ich ihm antworten konnte. Und Jens war mit dieser Antwort mehr als zufrieden „Ich werde auf Dich warten“
So etwas hat noch kein Mann zu mir gesagt.
Und so begann der in Liebeskummer und Glücksgefühlen ertränkte Kopf an zu rattern.
Kennst du das, wenn du nicht weißt was du machen sollst?
Wenn du eigentlich noch nicht bereit für was Neues bist?
aber dein Herz förmlich danach schreit?
Ich saß abends da und überlegte mir, was dagegen und was dafür sprach. Eine klassische Pro- und Contraliste quasi.
Dagegen sprach:
Ich war frisch von Timo getrennt.
Timo war mein absoluter Traummann, meine große Liebe und eigentlich hätte ich ihn gerne zurück
Dafür sprach:
Jens gab mir eigentlich genau das Gefühl, was ich mir als Frau wünsche
Er war wundervoll zu meinen Kindern
Er hatte einen tollen Job bei einer großen Mobilfunkfirma
Keine Schulden
Verdiente gut
Wir dachten gleich
Wir fühlten gleich
Wir handelten gleich
Wir hatten die gleichen Ansichten
und die gleichen Zukunftspläne
Tja nun stand ich da, mit meiner Pro- Contraliste in der Hand und hatte folgenden Entschluss gefasst: Ich wollte ihn wieder sehen. Den Mann mit der tollen Stimme und den schönen stahlblauen Augen. Wir telefonierten wieder jeden Tag und er machte mir ganz eindeutig klar, dass er auf jeden Fall in mich verliebt war und auch warten würde, bis ich soweit bin. Wie süß.
Eine Woche nach unserem ersten Treffen war Jens freitags wieder mit dem Zug auf dem Weg zu mir gekommen. Ich hatte mittlerweile einen Halbtagsjob in einem Restaurant. Ich war noch arbeiten und wir machten aus, dass er direkt durchfahren und zu mir ins Restaurant kommen würde.
Ich saß da und hatte gerade nichts zu tun, hatte die große Klatschzeitung schon ca. 3 mal durch, von den Tischen fast den Lack durchgewischt, die Gläser in den Schränken hin- und hergeräumt und von Jens kam den ganzen Morgen keine Reaktion. Ich wurde noch verrückt. War was passiert? Versetzt er mich? Was war nur los? Um kurz vor 11 die erste Nachricht „Scheiße ich hab total verschlafen. Es tut mir so unendlich leid. Ich beeile mich den nächsten Zug zu kriegen. Dann bin ich heute Nachmittag da“ „Ok kein Problem“ dachte ich mir. Auch wenn ich natürlich ein wenig traurig war. So ging ich also weiter meiner nichtvorhandenen Arbeit nach – wo waren denn die ganzen Gäste…ausgerechnet an dem Tag langweilte ich mich noch dazu ohne Ende – und schrieb nebenher mit Jens. Als die Tür aufging drehte ich mich um und begrüßte meinen neuen Gast wie üblich mit meinem höflichsten „Guten Morgen“ und erstarre. Da stand er. Jens. Im schwarzen Anzug und Krawatte mit einem Strauß Rosen in der Hand. „Überraschung!!!“
Kennst du das, wenn du die ganze Welt umarmen könntest?
Wenn dein Herz fast zerspringt wenn du ihn ansiehst?
Wenn du an seinen Lippen hängst, wenn er dir irgendeinen belanglosen Schwank aus seinem Leben erzählt?
Ich ließ mich absolut hinreißen und so kam es dass wir abends das erste Mal knutschten, am nächsten Abend das erste Mal Sex hatten und es fühlte sich richtig an. Ich war glücklich.
Das war es also! Auch wenn ich noch häufig an Timo dachte. Ich wusste, dass Jens einfach der Richtige für mich war. DER Mann überhaupt.
Ich verliebte mich in seine Ruhe, in seinen Blick, er schaute so schön treudoof. Wenn ich beschäftigt war, saß er da und beobachtete mich. Es fehlte nur noch dass er ein Schild in der Hand hielt „Ich liebe diese Frau“ Er machte es jedem Menschen klar verständlich – egal ob mit Gesten oder Worte – dass ich „Seins“ war. Dass wir zusammen gehörten. Ich verliebte mich in seine Aufmerksamkeit. In seine Fürsorge. Ich liebte alles an ihm. Er war da. Nicht wie Timo, der nur alle paar Wochenenden mal nach Hause gekommen wäre, oder gar für Monate ins Ausland müsste. Jens war da und ging auch nicht mehr. Nach dem Wochenende hatte er Urlaub genommen. Freitags drauf fuhr er in aller herrgotts Früh nach Hause um ein paar Sachen zu holen und mittags sollte ich ihn wieder am Bahnhof holen. Er sagte schon am Telefon, dass er eine Überraschung für mich hat.
Warum er alles mit dem Zug erledigte, stunden lang Weg in Kauf nahm erklärte er mir so, dass er das Auto seiner Exfreundin überlassen hatte. Schließlich sei sie auf ein Auto angewiesen, so als Schwangere… Ja klingt logisch.
Ich fuhr also nach Feierabend los und düste zum Bahnhof, um ihn abzuholen. Ich lief ihm entgegen und sah ihn auf einem Mäuerlein sitzen, wie ein kleiner Schuljunge mit Käppi und Rucksack und einem riesen Karton vor sich. Er war so süß wie er da saß. Ja da war er also wieder, mit der kleinen Überraschung. Einem Riesen Plasma-Fernseher. Wahnsinn!
Die Woche darauf hatte er sich krank gemeldet und dann eine Woche später gekündigt. Na so einfach ging das. Eine weitere Woche später hatte er seinen Kram aus seiner alten Wohnung geholt und so hatte ich innerhalb von 4 Wochen nicht nur eine neue Beziehung sondern auch gleich einen neuen Mitbewohner und „Ersatzpapa“ für meine Kinder gehabt.
Und das war gut so. Ich fühlte mich absolut vollkommen. Wir unternahmen viele tolle Sachen. Ich konnte meinen Kindern plötzlich eine Familie bieten. Eine Familie, die sonntags in den Zoo fuhr, die abends zusammen grillte, die zusammen auf den Spielplatz ging. Einen „Papa“ der sich für die Kinder auf der Hängebrücke zum Vollhorst machte, eine glückliche Mama die lachend auf der Bank saß und alles per Kamera fest hielt. Wir kuschelten und knutschten wie verliebte Teenager.
Ich habe eine Freundin, die seit über 10 Jahren mit ihrem Freund zusammen war. Vor kurzem haben sie erst geheiratet. Immer wenn ich sie sehe beneide ich sie. Sie sind so süß zusammen. Sie wirken immer so frisch verliebt. Und mit Jens hatte ich auf einmal genau das gleiche Erlebnis. Es war einfach nur wunderschön.
Ich hatte einfach den perfekten Mann an meiner Seite. Ich erinnere mich noch genau. Ich war beim Friseur. Alles ging dort ein wenig schneller als erwartet. Als ich nach Hause kam, standen die Räder draußen und aus der Wohnung hörte ich den Staubsauger brummen. Als ich völlig überrascht die Tür öffnete, stand Jens noch überraschter vor mir und sagte „Ach Schatz du bist ja viel zu früh, ich wollte hier nur schnell noch ein bisschen Ordnung machen und dann mit den Kids auf den Spielplatz fahren, dass du ein bisschen Zeit für dich hast“
Hast du so was schon einmal erlebt?
Einen Mann der auch mal an Deine Bedürfnisse denkt?
Ich war im Paradies!
Und nicht nur das. Nicht nur, dass er mir im Haushalt unglaublich viel half, er teilte mit mir die Erziehung, war ein unglaublicher Gesprächspartner, mein bester Freund, und ein wundervoller Liebhaber. Es war fast zu schön um wahr zu sein. Wo verdammt noch mal ist der riesengroße Fleischerhaken? Ich konnte einfach keinen finden.