Bittersüßes Leben

Kitty-Blue

Mitglied
Bittersüßes Leben

Ich hab viele Jahre im Dunkeln gelebt,
zu oft hat ganz still meine Erde gebebt.
Ganz selten nur hab ich die Sonne erblickt,
wär fast an der eigenen Seele erstickt.

Ich weiß noch genau wie am Abgrund ich stand,
die Füße voll Schmerz, und die Augen voll Sand.
Ich wär fast gefallen, und bin es doch nicht,
ich ging schließlich langsam vom Schatten ins Licht.

Ich war mir oft selber mein bitterster Feind,
hab zu viele salzige Tränen geweint.
Und doch hab ich niemals die Hoffnung gedämpft,
hab langsam und leis mir die Freiheit erkämpft.

Ich hab mich ganz still von den Fesseln befreit,
ich bin endlich nun für das Leben bereit.
Jetzt bin ich wohl stärker als jemals zuvor,
ich finde nun wieder, was ich einst verlor.

.
 

sufnus

Mitglied
Hey Kitty!
Das hat der Amphibrachys getan! ;)
Ich habe Dich auf der Lupe schon oft mit viel Genuss als rhythmisch und reimbildnerisch versierte, traditionell dichtende Poetin erlebt, aber hier kann ich nicht so ganz mitgehen. Sicher: Das Metrum ist ohne Fehl und Tadel durchgebidet (mir persönlich hätten ein paar rhythmische Reibungen, zart eindosiert, wohlgetan, aber das ist nicht der Punkt), auch sind einige Sprachbilder durchaus kraftvoll und eindrücklich (an de eigenen Seele ersticken, sich selbst der bitterste Feind sein), aber... aber...
... es sind hier wirklich zu viele Reim-Dich-oder-ich-fress-Dich-Passagen enthalten, in denen Formulierungen unfreiwillig komisch sind oder der Text ins Triviale absinkt. M nur ein paar Eklatanzen zu nennen: Was sollen "Füße voll Schmerz" sein und dann noch in Tateinheit mit "Augen voll Sand"? Das ist viel zu doll auf die Tube gedrückt. Und "ins Licht" geht man, wenn man den Löffel abgibt - das st wohl nicht gemeint. Auch das Tränen nun mal salzig sind braucht nicht extra erklärt zu werden, man fragt sich da, wie oft das LyrIch wohl schon Tränen in anderer Geschmacksrichtung ausgeschieden hat. Auch eine "gedämpfte Hoffnung" klingt in der aktivisch formulieren Wendung eher nach einer schicken Garmethode als nach einem Seelenzustand. Naja.. das zieht sich insgesamt so durch.
Im Prinzip sind aber alle Anlagen für ein schönes Gedicht da - ich glaube nur, dass Du dem Text mit dem erzwungenen Walzerklang eines Amphibrachys keinen sonderlichen Gefallen getan hast und alle weiteren, sprachlichen Verscherungen ergaben sich dann quasi wie von selbst.
So jedenfalls mein Eindruck...
... hoffentlich kommt es nicht zu garstig rüber (manchmal fällt es mir schwer die Deutlichkeit zu wahren und zugleich die vorhandene Grundsympathie rüberzubringen).
Falls Du jetzt denkst: Was für ein Esel!!! ... ja ... schon manchmal ... aber es ist nicht bös gemeint ...
LG!
S.
 

Kitty-Blue

Mitglied
Hallo Sufnus,
erstmal danke für deine Kritik. Keine Sorge, ich nehme so etwas nicht übel.

Ob ein Gedicht gefällt ist natürlich immer Geschmackssache. Ich verwende gerne viele Metaphern,
um etwas poetisch auszudrücken. Manchmal wird vielleicht nicht gleich klar, was damit gemeint ist,
aber das soll den Leser dann auch zum Nachdenken anregen.
"An der eigenen Seele ersticken" drückt für mich genauso viel Verzweiflung aus wie "Füße voll Schmerz"
oder "Augen voll Sand". Wenn die Füße voll Schmerz sind kann man keinen Schritt mehr gehen, man ist
wie gelähmt. Wenn die Augen voll Sand sind, dann kommen einem die Tränen, man weint.
Auch "salzige Tränen" ist für mich nicht verkehrt, denn das verstärkt noch mal die Aussage, als wenn
ich einfach nur "Tränen" geschrieben hätte.
All diese Zeilen sollen die ganze Verzweiflung ausdrücken, die hier empfunden wird.
Aber das Ende ist ja dann auch wieder hoffnungsvoll. Das "Lyrische Ich" befreit sich von den Fesseln,
es tritt aus dem Schatten heraus und geht ins Licht, es versteckt sich nicht mehr und will wieder gesehen werden.

Und es ist genau wie Mondnein sagt: ich verwende sehr viele poetische Stilmittel.
 
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