Black Metal

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
pharaonenauge
in dem die klangpyramide
sich umstülpt

Solche Musik, wenn auch Zerstörung eine Art von Zeugung ist, - sie kann es sein, - ist das Zurückgebären des Hörers in sexualisierte Materie, die das Anorganische begehrt. Wo eben noch der Vielzellenszustand des menschlichen Gehirns nach allen Seiten der Zeit stürzte, ist jetzt eine klare Einfalt des Augenblicks da, man wurde verführt, zur Amöbe, zum Tänzer im Schlafrock der Hypnose. Jede Bewegung ist Reim auf eine zweite Bewegung, auf eine dritte Bewegung, eine Vierte, wie jedes Ding ein Reim ist auf ein anderes Ding, alles ist Gleichklang, Gleichnis, verfädelt, ist Faden, ist Klang. Ein strahlender Wind steht über dem Ozean, steht, unbewegt, steht - und wenn die Sonne sich darüber senkt, Sonne der Musik, der Klänge, geht eine zweite Sonne strahlend auf, die Sonne des Werdens, des Vergehns. Zurück in der wirklichen Welt, in jenem Konzert also vieler Höllen aus Sinneseindrücken, Ungereimtheiten und Schmerzen, reißt der Hörer tobsüchtig die Konzertsäle ab, sich selber, alles. Was nach der Musik bleibt? – Ruinen vielleicht, Mauern, die Zeit bleibt, die nächste Entrückung, eben Musik.
 
Zuletzt bearbeitet:

Mimi

Mitglied
Hy Patrick,
ich bin gleich über den ersten Satz gestolpert...

"Solche Musik, wenn auch Zerstörung eine Art von Zeugen ist, -"

meinst Du nicht "Zeugung " wäre an dieser Stelle treffender?
Oder verstehe ich das falsch?!
Ansonsten gefallen mir größtenteils Deine Gedanken und den "Tänzer im Schlafrock der Hypnose" , finde ich sehr originell...

Gruß
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Das Schöne an der Musik und Gedichten ist die Endlichkeit, das Nachlassen des Schmerzes, Patrick.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Du packst sehr viel denkerische Energie in knappen Raum,Patrick. Ich würde mich auf zwei Gedanken beschränken, die der Leserschaft noch Gebiet zum Luftholen lassen.

Dass Led Zeppelin genial war, ist klar.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
im grunde, mein bester, sind es zwei gedanken. nicht mehr, wenn man von den kurz angerissen gabelungen in die eine, oder die andere philosophische richtung absieht. zum einen, der mystisch empfunde jetzt-zustand, in dem alles gleich, verbunden ist und jenem zerfallen in die glasperlen der doppelten augenblickserfahrung, wo also der augenblick in den augenblick springt und nicht mehr bei sich bleiben kann. hat diese so sehr reale welt den hörer einmal zurückgewonnen aus dem musikgeschehen, reißt diese welt den hörer ein, ich dreh das aus spott einfach mal um und lass den hörer die welt abreißen ... was am ende bleibt - na ja ... nach der musik gibt es die musik, davor nichts, danach nichts, nur als ästhetisches phänomen ist diese welt ewig gerechtfertigt, ihr wisst es ja ...
 
G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Mystik und Philosophie sind stets zu trennen, da sonst etwas Unnachvollziehbares entsteht.

Thomas Mann hat die Mystik im Zauberberg bewusst versteckt, da sein Werk sonst in der Esoterik des Zeitalters untergegangen wäre.

Das ist sozusagen sein Verdienst, seine Demut und Intelligenz im kunstschaffenden Wettbewerb.

Kunst ist Demut ist Intelligenz.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
ich hoffe das nichts von dem, was du geschrieben hast, wahr ist. außer das mit thomas mann, der kann mir gestohlen bleiben, den mag ich nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Man muss seine Lehrer auch nicht mögen, Patrick. Sonst wären es keine Lehrer.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Goethe, Schiller und Sartre stehen in den Regalen. Sie sagen uns wenig, selbst Sprachmeister Thomas Mann wirkt wie Fahrstuhlmusik.

Doch wenn man immer wieder hoch und runter fährt, ohne Ziel und Plan, kommt man hinter ihr Geheimnis.
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Patrick,
dein Text enthält viele sehr mächtige Bilder. Sie stehen so dicht beieinander, dass ich ihn ehrlich gesagt etwas überladen finde. Die einzelnen Formulierungen gehen in der schieren Bombastik unter.

Einige Dinge verstehe ich auch nicht.
ist das Zurückgebären des Hörers in sexualisierte Materie, die das Anorganische begehrt
Was soll in diesem Zusammenhang 'anorganisch' meinen? Soll es ein Symbol für den Tod sein? Das klingt für mich etwas geschraubt.

Ein strahlender Wind steht über dem Ozean, steht, unbewegt, steht - und wenn die Sonne sich darüber senkt, Sonne der Musik, der Klänge, geht eine zweite Sonne strahlend auf, die Sonne des Werdens, des Vergehns.
Hier hast du mich als Leser verloren. Dass "strahlend" und "unbewegt" nicht zu Wind passen, ist sicher gewollt. Aber ich habe keine Ahnung, was du damit sagen willst.

Viele Grüße
lietzensee
 



 
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