Blätterfarben zählen

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Walther

Mitglied
Blätterfarben zählen


Wer zählt der Blätter viele bunte Farben,
Nachdem der Frost sie nachts im Nebel küsste?
Und wenn ich jetzt aus diesem Leben müsste,
Vergess ich, wie wir glücklich um uns warben?

Wir schlendern durch den Herbst des alten Jahres.
Der Atem ist weiß sichtbar - nur ein Hauch.
Du hast ganz rote Bäckchen - wie ich auch!
Die Luft hat etwas Kühles und doch Klares.

Bist Du die Antwort auf die Daseinsfragen?
Du merkst es nicht, bist selbstverständlich da.
Du nestelst lächelnd da am Mantelkragen:

So wie der Schal wär ich dir gerne nah.
Ich suche deine Hand und seh Verstehen:
Du möchtest Blätterfarben zählen gehen!
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Ach Walther,

um wie viel besser gefällt mir doch ein Gedicht im korrekten Schriftdeutsch als in Klein- und Auseinanderschreibung.

Was mich ein wenig stört: dreimal „da“ in Strophe 3. Vielleicht „Lebensfragen“ statt „Daseinsfragen“, dann wäre schon eines weniger. Für das „da am Mantelkragen“ habe ich im Moment nichts Besseres – aber ich bin sicher, dass Dir etwas einfallen würde, wenn Du meiner Meinung wärst. ;)

Gruß Ciconia
 

Walther

Mitglied
Blätterfarben zählen


Wer zählt der Blätter viele bunte Farben,
Nachdem der Frost sie nachts im Nebel küsste?
Und wenn ich jetzt aus diesem Leben müsste,
Vergess ich, wie wir glücklich um uns warben?

Wir schlendern durch den Herbst des alten Jahres.
Der Atem ist weiß sichtbar - nur ein Hauch.
Du hast ganz rote Bäckchen - wie ich auch!
Die Luft hat etwas Kühles und doch Klares.

Bist Du die Antwort auf die Daseinsfragen?
Du merkst es nicht, bist selbstverständlich da.
Du nestelst lächelnd kurz am Mantelkragen:

So wie der Schal wär ich dir gerne nah.
Ich suche deine Hand und seh Verstehen:
Du möchtest Blätterfarben zählen gehen!
 

Walther

Mitglied
Blätterfarben zählen


Wer zählt der Blätter viele bunte Farben,
Nachdem der Frost sie nachts im Nebel küsste?
Und wenn ich jetzt aus diesem Leben müsste,
Vergess ich, wie wir glücklich um uns warben?

Wir schlendern durch den Herbst des alten Jahres.
Der Atem ist weiß sichtbar - nur ein Hauch.
Du hast ganz rote Bäckchen - wie ich auch!
Die Luft hat etwas Kühles und doch Klares.

Bist Du die Antwort auf die Lebensfragen?
Du merkst es nicht, bist selbstverständlich da.
Du nestelst lächelnd kurz am Mantelkragen:

So wie der Schal wär ich dir gerne nah.
Ich suche deine Hand und seh Verstehen:
Du möchtest Blätterfarben zählen gehen!
 

Walther

Mitglied
hi ciconia,

danke für deine tips. so ist das mit der betriebsblindheit des autors. und warum ein guter lektor (oder kluge leser/innen) ein gedicht besser machen können. :)

danke und lieber gruß w.
 

Walther

Mitglied
Blätterfarben zählen


Wer zählt der Blätter viele bunte Farben,
Nachdem der Frost sie nachts im Nebel küsste?
Und wenn ich jetzt aus diesem Leben müsste,
Vergess ich, wie wir glücklich um uns warben?

Wir schlendern durch den Herbst des alten Jahres.
Der Atem ist kaum sichtbar - nur ein Hauch.
Du hast ganz rote Bäckchen - wie ich auch!
Die Luft hat etwas Kühles und doch Klares.

Bist Du die Antwort auf die Lebensfragen?
Du merkst es nicht, bist selbstverständlich da.
Du nestelst lächelnd kurz am Mantelkragen:

So wie der Schal wär ich dir gerne nah.
Ich suche deine Hand und seh Verstehen:
Du möchtest Blätterfarben zählen gehen!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wie viele Sonette ist auch dieses Gedicht ein Liebesgedicht - oder es scheint mir so.
Außerdem kann man es lesen als ein Gedicht über die Zeit, über die Änderungen in der Zeit, über das Altern.
Der Herbst hat viele Farben.
Die Blätter fallen wie die Lebensjahre und haben viele Farben, die verfallen und vergehen werden.

Klanglich ist das Sonett fröhlich, erhaben, gelassen, würdevoll, Wanderer zwischen Gefühlen.

Blätterfarben zählen als Metapher für die vergangene Zeit.
 

JANKO

Mitglied
Blätter zählen

Guten Tag,Herr Walther!
Die Stimmung des Sonetts empfand ich ähnlich, wie Bernd
es beschrieben hat. Allerdings paßt m.E. S2Z3 nicht so
gut dazu, erinnern die "ganz roten Bäckchen" des LD + Li
doch sehr an Kindliches - oder war vllt. ein Schnäpschen
im Spiel?
FG
 

Walther

Mitglied
moin janko,

die sprache der liebsten untereinander ist "kindlich", das paßt also genau. und es war kein schnäpschen dabei, es reichten die dafür vorgesehenen endorphine.

danke für deinen eintrag.

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sprache der Liebsten ist auch und bleibt im Herbst heiter.
Diese schöne Erkenntnis gibt das Sonett.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Walther,

die Schlusszeile deines schönen, liebevollen Gedichts empfinde ich als etwas zu gewunden; ich könnte mir Folgendes vorstellen:

Zeile 1:

Wer [blue]kennt[/blue] der Blätter viele bunte Farben,

Schluss:

Ich greife deine Hand und dein Verstehen:
Du kannst im dunklen Blatt die Farben sehen.

vielleicht würde es zu sehr in deine bisherige Idee und Stoßrichtung eingreifen? - das kann ich nicht beurteilen.

lg wüstenrose
 

Walther

Mitglied
hi bernd,

danke für deinen freundlichen hinweis.

lg w.


lb. wüstenrose,

danke für deine überlegungen, die ich allerdings nicht ganz nachvollziehen kann:

(1) "verstehen" kann nicht ge-, sondern nur begriffen (im sinne von verstanden werden. daher geht dieser vers einfach nicht auf.

(2) die letzte zeile sagt nicht aus, worum es mir geht. im dunklen blatt kann man keine farben sehen, weil es dunkel ist.

meine fassung beschreibt genau, was das sonett auf beiden ebenen aussagen soll. daher möchte diese beiden verse 1 und 14 nicht ändern.

danke für dein verständnis.

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
IIch sehe auch das "Blätterfarben zählen" als viel stärkeres Motiv bzw. Bild.
Es gibt deren unglaublich viele.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Walther,
selbstverständlich ist und bleibt es dein Gedicht und das respektiere ich ohne Weiteres.

Mich sprechen deine Zeilen insbesondere auf der Ebene "Liebesgedicht" an und da meine ich aus ihnen etwas herauszuhören, das sagt:
Du trotzt dem Herbst, Du machst, dass Helles, Freundliches bleibt - einfach dadurch, dass du da bist.

Und in diesem Sinne gefiel mir der von mir eingeworfene Gedanke: Der Wunsch, ihr nah zu sein (Z 12). Das Greifen der Hand. Und indem die Hand ergriffen wird - der Intimität des Augenblicks sei's gedankt - gelingt es ihm auch, ihre Gedankenwelt zu greifen und zu begreifen, was er an ihr liebt: Sie hat die Gabe, die Welt zu verwandeln, sie spendet Licht, wo Schatten ist, sie kann "Stroh zu Gold spinnen".

All das kommt auch in deiner Version, so wie sie für dich passt und stimmig ist, atmosphärisch bei mir an und es ist diese Seite deines Gedichts, welche mich besonders rührt.

lg wüstenrose
 



 
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