Blick

petrasmiles

Mitglied
Liebe(r) schwoeps,

Dein LyrI steht erst am Anfang. Nach dem Leiden kommt das Begreifen und Einsicht. Man kann nur sich selbst davon abhalten, anderen etwas anzutun, und das sind dann 100%.
Was mich als Bild stört: dieses von oben herab - wenn es auch nur der Blick ist.
Und das Menschsein ist viel mehr als ein Fels - und viel weniger.

Liebe Grüße
Petra
 

schwoebs

Mitglied
Ja, man kann sich nur selber aufhalten, aber das geschieht nicht, ganz im Gegenteil.

Wenn du genau hinschaust, wirst du merken, der Blick kommt nicht von oben sondern ist mitten drin. Mitten im Schmerz und in der Trauer.

Das Bild vom Fels in der Brandung. Menschlichkeit als Fels in der Brandung!

LG Tom
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Tom,

so wie Du den Begriff verwendest, hat es den Anschein, als wäre Menschlichkeit etwas, was uns bei Geburt mitgegeben wurde. Das ist leider ein frommer Wunsch. Die Menschlichkeit, die Du meinst, ist die Frucht der Erziehung zu sozialem Verhalten. Seine Grundlage sind die Werte, die in Familien vermittelt werden. Daraus kann sich eine Haltung entwickeln - ein Ethos. Muss aber nicht.

Haltung zeigt sich nicht in Weltschmerz oder den richtigen Parolen und Meinungen. Sie ist harte Arbeit, jeden Tag ist ein Mensch zigmal gefordert, sich zwischen Eigennutz und dem Wohl der Allgemeinheit zu entscheiden.
Wenn man meint, man hat sie schon, ist man am weitesten von ihr entfernt.

Das reine Menschsein unterscheidet uns nicht von anderen Arten, die auf die eingepflanzten Aufträge der Natur reduziert zu sein scheinen: Überleben und Fortpflanzung. Diese Aufträge kennen keine Rücksicht oder Ressourcenschonung, sondern finden ihre Begrenzung in der Größe ihrer Mägen oder der Schärfe ihrer Zähne.

Die Hybris fängt da an, wo wir glauben, die 'anderen' seien nicht 'menschlich' genug und wenn die 'anderen' nur 'menschlicher' wären, würde die Welt zu einem besseren Ort.

Die erste Stufe zur Menschwerdung ist das Verständnis und der Respekt für die Interessen anderer Individuen, und nicht nur derjenigen, die so sind wie wir. Die nächste die Erkenntnis, dass wir nur glauben, alles zu wissen, wenn wir wenig wissen. Wenn wir viel wissen, wissen wir auch, wie wenig wir immer noch wissen. Das macht vorsichtiger gegenüber 'Dummheit'. Danach kommt die Einsicht in die eigene Fehlbarkeit und die Tatsache, dass wir alle mehr Liebe brauchen als wir verdient haben. Das sollte uns nachsichtiger gegenüber der Fehlbarkeit anderer machen. Und ziemlich weit ist man gekommen, wenn wir verstehen, dass niemand - und zuletzt unser Planet - uns wirklich braucht und dass all unser Streben in erster Linie und ohne Abstriche eine zutiefst egozentrische Angelegenheit ist. Das sollte bescheidener machen.
Was macht Deines oder meines 'besser' oder wervoller als das von anderen?

Du kannst gerne weiter 'den Mond anheulen', oder versuchen herauszufinden, warum die anderen so handeln wie sie handeln, und was ihre berechtigten Interessen dahinter sind - und was wirklich schief läuft, wenn dieses Handeln nicht darin mündet, dass diese Welt ein guter Ort ist.

Liebe Grüße
Petra
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Schwoebs,

gutgemeint, sicher. So klagt man, wenn man ratlos ist und die Dinge, die passieren, nicht einordnen kann. Es liegt sicher an mir, dass ich mit solcher Klagerei nicht viel anfangen kann, wenn nicht zugleich der Hintergrund der Misere wenigstens angedeutet wird.

Was das Stilistische angeht, so ist es stark eingeengt auf das unbedingt Nötige. Aber damit erklärst du nichts. Jemand, der zwei Jahre im Koma lag und jetzt erwacht, versteht kein Wort. Für ihn ist die Welt in Ordnung. Und glaubt man den Medien, dann geht es so den meisten Leuten im Land. Er braucht wenigstens Anhaltspunkte, um zu verstehen, dass und warum die Welt nicht in Ordnung ist. Ich will damit sagen, mit diesem Text rütteltst du niemanden auf. Dass du besorgt bist, geht eindeutig aus ihm hervor. Aber reicht das?

Lieben Gruß, Hanna
 



 
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