BULGARIA Donnerstag 5. Tag

Hoermen

Mitglied
5. Tag
Donnerstag der 18. September 2003 08.00 Uhr


Mit müden Knochen und in dem Bewusstsein wieder ein Jahr älter geworden zu sein, erwachte ich an meinem Geburtstagsmorgen.
Der Schimmel summte mir beim Duschen ein fröhliches „Happy birthday lieber Hörmi“ und aus dem Nachbarbad donnerte mir ein Geburtstagssalut entgegen.

Mit dem Gedanken das alles bald überstanden zu haben machten wir uns gemeinsam auf den Weg in den Frühstücksraum.
Beim durchqueren der Rezeption fiel uns Vater Kugelbauch an der Empfangstheke auf. Er war nicht nur schon wach sondern sogar sichtbar nüchtern. Was aber nicht hieß, dass nun sein Gehirn vernünftig arbeiten würde.
Er sprach mit der jungen Frau, die für den Empfang zuständig war, in einem ziemlich ungehaltenen Ton.
„Was ist das für eine Wetter hier?“, motzte er „Das ist ja nicht normal – so ein kalter Wind.“
„Nun “, entgegnete sie, „in Bulgarien ist auch Herbst, da ist es schon mal kühler als im Hochsommer. Und eben auch ein wenig windig.“
„Nein, das ist nicht normal für diese Jahreszeit!“, stellte er kategorisch fest.
Die junge Frau schaute ein wenig genervt zu uns herüber. Sie wedelte ein wenig mit der Hand, als wollte sie den ungeliebten Gast verscheuchen wie eine lästige Fliege.
„Also ich kann Ihnen sagen, der Herbst ist hier immer so“, sagte sie wieder zu unserem Kegelveteranen.
„Nein!“, trumpfte er nun auf, „Ich war vor 10 Jahren hier und da war es sehr warm und kein Wind.“
Ihr entgeisteter Gesichtsausdruck war das letzte, was wir mitbekamen, als wir lachend zum Speisesaal einbogen.

Wir lachten noch bis wir uns dem Frühstück gegenüber sahen.
Erfreuliches gab es dort nur bei den Eiern, die dieses Mal heiß und gebraten waren. Weniger erfreulich war das Auftauchen unseres fünften Rades. Ungefragt platzierte er seinen Beamtenhintern an unserem Tisch und qualmte uns voll. Wenn er wenigstens dabei still geblieben wäre, hätte er fast zu einem Freund werden können.

Den gleichen Trick wie gestern konnten wir wohl schlecht nochmals aufführen. Der Kerl hing wie Kaugummi an unseren Hacken. Ich sah wie es in Helmuts Gehirnkasten anfing zu arbeiten.
Völlig überraschend bot der Kleine selbst einen Ausweg an.
„Heute morjen ist ziemlich windich, wa? Ick fahr noch ma nach Varna uffn Markt billje Socken koofen. Wollter nich mit?“
Wir lehnten dankend ab und gaben vor, uns die Ausflugsmöglichkeiten am Ort anschauen zu wollen. Auf seine Frage, wohin wir denn einen Ausflug planen, gaben wir nur ausweichend Antwort. Sein Interesse aber war geweckt.

Der Wind der uns vor dem Hotel erwartete war an diesem Morgen kühl und immer noch unangenehm. Wir schlenderten deshalb mit Windjacken die Promenade hinauf um hier und da in den verschiedenen Touristikbüros hinein zu schauen. Uns interessierte ein Ausflug nach Istanbul. Vom Goldstrand aus ist es fast ein Katzensprung bis dorthin. Von der türkischen Riviera ist es wesentlich weiter, denn von dort war die Strecke nur mit dem Flugzeug zu bewältigen. Warum also nicht die Möglichkeit einer kurzen Busreise nutzen.
Leider wurde dieser Ausflug nur als 2 Tages Trip angeboten. Auf einem Plakat beim größten Reisebüro am Platz stand:

Istanbul:
Unser zweitägiger Ausflug, inklusive einer Übernachtung, führt uns in die Welt von 1001 Nacht. In Istanbul, die einzige Stadt der Welt auf zwei Kontinenten, die durch die Meerenge des Bosporus getrennt wird, erwarten uns die Superlative: Bestaunt mit uns die Hagia Sophia, den Topkapi-Palast oder Dolmabahce-Palast oder genießt mit uns die unvergessliche Atmosphäre auf dem großen Basar. 120 Lewa Pro Person im Doppelzimmer.
Abfahrt jeden Freitag 6:30 Uhr

Helmut und ich waren nicht abgeneigt. Den Damen aber war diese Investition für zwei Tage Stress eindeutig zu viel. Sie rechneten den Gesamtbetrag bereits in Jeans und Badeanzüge um.
Wir nahmen einige der kleinen Prospekte mit, um sie später eventuell zu diskutieren. In dem Touristikbüro kündigte ein Plakat sogar einen Auftritt von Mickey Krause, dem Mallorca Anheizer, an. Ballermann ließ grüßen.

Mittlerweile hatte sich der Wind gelegt und es wurde schön warm. Die letzten Wolken flitzten vom Himmel und ließen die Sonne von einem wunderbar blauen Himmel scheinen.
Welche Überraschung, Urlaubswetter schon nach 3 Tagen. Wir machten uns auf den Heimweg um endlich einmal den Strand zu testen.

In kurzen Shorts mit darunter gezogenen Badehosen sowie mit Handtüchern bewaffnet eroberten wir den Strand.
Die Auswahl war enorm. Von den Liegestühlen und Sonnenschirmen war vielleicht 1 bis 2 Prozent besetzt. Wir steuerten deshalb schnurstracks vom Hotel in gerader Linie zum Meeresufer und blieben zwischen den zusammen gefalteten Sonnenschirmen stehen.
Es dauerte auch keine zwei Minuten bis eine stämmige junge Frau mit Windjacke uns ansprach.
Die Windjacke sah mehr nach einer Uniform aus. Die Frau wirkte durch ihr enorm breites Kreuz sehr kompakt. Genauso stellte ich mir bulgarische Rettungsschwimmerinnen vor. Die kamen vermutlich aus dem gleichen Kader wie ihre Schwestern, die bulgarischen Kugelstoßerinnen.
Ich fasste sogleich Vertrauen zur ihr und traute ihr ohne weiteres zu sogar mich als Walfisch aus dem Wasser zu ziehen. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und fragte auch gleich wie viele Liegestühle wir gerne hätten.
Zwei Stühle plus einen Sonnenschirm kosteten für den ganzen Tag nur 8 Lewa. Ein echtes Schnäppchen wenn ich da an die Preise der Nordsee oder Adria denke.
Wir ließen uns die Schirme und Liegestühle fachgerecht aufbauen und fühlten uns endlich wie im Urlaub.
Strand, Sonne, Liegestuhl, Meer und eine leichte Brise. So ließ es sich leben.

Unsere Baywatch Pamela kam nach einiger Zeit angeschlendert und ließ sich neben uns in den Sand fallen. Sie sprach ein recht verständliches Deutsch, zumindest die wichtigsten Vokabeln kannte sie sehr gut. Solche wie umtauschen, essen und billig. Aber auch Hauptwörter wie Bier, Hotel, Bank und Gangster konnte sie gut aussprechen.
Mit kleinen Umstellungen und dem einen oder anderen Adjektiv konnte sie damit eine ganze Unterhaltung bestreiten. Sie bot uns nicht nur sehr günstig kaltes Kamikazebier aus Dosen an, sondern wollte uns auch Essen holen von jedem gewünschten Brutzelstand oder Restaurant.
Nach einigen gruseligen Erzählungen über die einheimischen Wechselstuben lockte sie uns mit einen überraschend guten Wechselkurs. Versuchsweise wechselte ich 20 Euro und konnte mit den Lewascheinen später sogar anstandslos in den Geschäften bezahlen.
Sollten wir weitere oder andere Wünsche haben, sie hätte für alles ein offenes Ohr. Sie besorgte uns einfach alles. Das war der Ultimative Kundenservice.
An diesem Tag erhob ich mich nur noch für den Toilettengang aus meinem Liegestuhl. Das Umblättern in meinem Taschenbuch schaffte ich noch soeben selbst.

Ein kaltes Bier in der rechten und ein Buch in der linken Hand, die Damen weit genug weg damit ihr Geplapper nicht beim lesen störte und die Sonne auf den Bauch. So hatte ich mir den ganzen Urlaub vorgestellt.
Helmut, der zwar wegen seinem lädierten Bein nicht so lange wandern, aber auch nicht damit längere Zeit still sitzen kann, begann nach einiger Zeit seine üblichen kurzen Rundgänge zu machen. Er stürzte sich in den Trubel an der Promenade, trank irgendwo ein Bier und kam meist nach einer halben Stunde kontrollieren, ob bei uns alles im Lot war.
Die Damen wagten sich nach der Mittagszeit sogar ins Wasser.
„Hämman, Hämann!!“, drang es laut an mein Ohr, so dass ich nach dem wiederholten Ruf mein Buch sinken lassen musste.
„Komm rein. Is wirklich nich kalt. Gaaanz toll dat schwatte Meer.“, rief Roswitha und tauchte bis zum Hals in die Fluten.
„Du willz do wohl nich na Hause fliegen ohne ma im Meer gewesen zu sein.“, rief sie.
Danach spritzte sie Rita nass die noch recht zögerlich, nur bis an den Knöcheln im Wasser, am Ufer stand.
„Nein danke“, rief ich zurück, „ aber in Leichenwasser geh ich nicht schwimmen.“
„Oller Spinner“, war noch das Netteste was sie mir daraufhin an den Kopf warf.
Ich nahm lieber noch einen Schluck Bier, sah dem Strandtreiben der Grazien zu und vertiefte mich wieder in meinen Schmöker. Es ging mir richtig gut.

Als plötzlich ein Schatten auf mein Buch fiel, sah ich recht unwillig auf.
„Wat lieste denn da?“, quatschte mich unser Bonsai Berliner an. Er stand vor mir und schaffte es tatsächlich trotz seinen schmächtigen Schultern und seiner geringen Körpergröße mir die ganze Sonne wegzunehmen.
„Hier, kiek ma. Hab ick dir aus Varna mitjebracht.“, redete er weiter und schmiss mir eine Plastiktüte auf den Bauch.
Was blieb mir übrig, ich schaute hinein. Ein dreier Pack Unterhosen XXL. Vor Freude fand ich zuerst keine Worte.
„Ham nur een Lewa jekostet, ick hab jleich an dir denken müssen.“, kicherte er.
Ein Geschenk für mich. Von unserem Haus und Hof Berliner. Ich fand immer noch keine Worte. Wer hatte ihm bloß verraten, dass heute mein Geburtstag war? Schnell schaute ich mich um, ob das auch keiner beobachtet hatte. Helmut grinste ganz ungeniert, Roswitha feixte und Rita freute sich. Vermutlich befand sich der Verräter unter ihnen.
„Danke“, stammelte ich nach einiger Zeit, „Aber das wäre bestimmt nicht nötig gewesen.“
„Mach ick doch jern. Ick hab spontan an dir jedacht als ick se hab liejen sehn. Is doch nur een Lewa, Mensch, fuffzich Fennje.“
„So viele und alle für mich. Nochmals danke.“ Mehr fiel mir einfach nicht ein. Ich hatte aber auch Angst. Reagierte ich zu überschwänglich, kaufte er mir morgen vielleicht Dessous.
Dann fing er an zu erzählen wie er an seine billigen Socken gekommen ist und was alles auf dem Markt zu kaufen war.
Helmut nickte ein oder zweimal, verdrehte die Augen, stand auf und machte sich auf seinen nächsten Rundgang. Toll, dachte ich, jetzt haben wir Schmitti allein an der Backe.
Ich verstaute die Plastiktüte unter meinen Liegestuhl und widmete mich wieder meinem Taschenbuch.
„Wat lieste denn nu?“, quälte er mich weiter.
„Grisham. Gerichtsthriller.“, antwortete ich kurz angebunden.
Plumps machte es.
Ich sah zur Seite und bemerkte dass sich Schmitti genau in den Schatten meines Liegestuhls, cirka 25 cm von mir entfernt, in den Sand gesetzt hatte. Anscheinend war im warm, aber seine Windjacke zog er deswegen noch lange nicht aus.
„Wie issem det Wasser.“, nervte er weiter.
„Da musst du die Damen fragen.“
Ich versuchte weiter zu Lesen. Zwei Zeilen hatte ich fast geschafft.
„Bier jibt’s hier ooch?“ Er hatte meine leere Bierdose im Sand bemerkt.
„Du musst nur der Dame auf dem Hochsitz da oben winken. Kostet 1 Lewa die große Dose.“
„Ville zu teuer, ins Restaurant kostet et nur 70 Stinkis.“, maulte er gleich.
„Fein “, sagte ich, „ aber die bringen es dir nicht an den Strand.“
und versuchte die zweite Zeile zu Ende zu lesen.
„Jefällt dir nu dein Schachspiel?“, ging es weiter.
„Ja.“
„Spielste ville?“
„Nein, keine Partner die Lust darauf haben.“
„Weswejen koofste dir denn eens?“
„Weil es mir gefiel.“
Er ließ sich immer soviel Zeit zwischen den Fragen, dass ich beim Lesen genau in die nächste Zeile kam. Irgendwie bemerkte er an meiner Augenstellung oder an minimalen Veränderungen der Sehlinse wann ich genau mitten in einem Satz war und schoss die nächste Frage ab.
„Isser spannend?“
„Die Unterhaltung?“, fragte ich genervt zurück.
„Nee, dein Schinken, den da liest“, blieb er konsequent beim Thema.
„Es war mal spannend.“
Die Damen hatten inzwischen angefangen zu kichern und zu lästern. Nun konnte ich mich gar nicht mehr auf das Buch konzentrieren. Also beugte ich mich der Gewalt und begann meinerseits Fragen zu stellen.
„In welchem FI-Amt darfst du denn die Leute quälen, Schmitti“, begann ich mein Verhör.
„Viehamt? Ick arbeete nich uffn Schlachthof.“
„Das ist die Abkürzung für das Finanzamt“, klärte ich ihn auf.
„Ick bin selbstständig“, sagte er daraufhin stolz wie Oskar.
„Notierst du Falschparker auf Provisionsbasis?“, nahm ich ihn hoch.
Er schaute mich leicht irritiert an.
„Provisionsbasis ist korrekt, ick arbeete für de GEZ. Ick spür Leute uff die keene Jebühren bezahlen. Wat gloobste wat ick mir Tricks infallen lassen muss.“, kicherte er, „Überrumpeln muss man die. Wenn ick erstma inne Bude bin un die Glotze seh un denn noch frare ob die Kinners noch Arbeet ham: denn hab ick jewonnen. Wenn nämlich Jören alt jenuch sind zum arbeeten, müssense ooch GEZ bezahln.“ Er seufzte laut.“ Aber det jebe ick bald wieder uff, lohnt sich nich mehr. Die Leute sin einfach zu misstrauisch.“
Ein GEZ Jäger. Himmel noch mal. Nun wusste ich auch woran mich seine Art die ganze Zeit erinnerte.
Erst vor einigen Monaten überrumpelte solch ein GEZ Heini meine Frau und war Ratz Fatz im Zimmer meines Sohnes gewesen. Der gab auch noch mit seiner Arbeit an und durfte 240 Euro GEZ-Gebühren nachzahlen. Diese Ratten waren schlimmer als Finanzbeamte.

Ich betrachtete die Gegend um festzustellen wie viel Leute uns beobachteten. Wenn ich jetzt schnell zuschlug und ihn im Sand verbuddelte, würde man ihn sicher erst in der nächsten Saison finden.
Helmut trudelte wieder ein und bewahrte mich vor einer Dummheit.
„Allet paletti for Morgen. Ich hab gebucht!“, rief er schon von weitem und schwenkte die morgens mitgenommenen Prospekte von Istanbul.
Roswitha schaute zuerst erschrocken, sah dann aber wie Helmut grinste und mit den Augen zwinkerte. Sie stand sofort auf um Rita zu beschäftigen, die soeben perplex aufstand und sich anschickte zu protestieren.
Ich hingegen rief gleich: „Wunderbar, dann kann es ja morgen losgehen. Ich freu mich schon wahnsinnig auf Istanbul.“
Meine Frau wurde gerade heftig von Roswitha in Richtung Ufer gezogen. Ich betete, dass sie jetzt nichts Dummes machte.
„Wo wollter hin? Nach Istanbul?“, biss das Frettchen sofort an.
„Jau, morgenfrüh. Ich hab grad gebucht. 6:30 Uhr geetz los.“, erklärte ihm Helmut, „Wir wollten da immer schoma hin. Jätz nutzen wo die Gunst der Stunde, is ja au nich weit von hier. Un dat Pogramm is ächt super. Wat man da allet sehen kann.“, schwärmte er.
Helmut hielt ihm das Prospekt vor die Nase und Schmitti griff gierig danach. Nach einer Weile sprang er auf und klopfte sich den Sand von der Hose,
„Dat war auch dat günstigste Angebot watt wo gefunden haben. Gleich hier vorne dat Bürro vonne Touristik.“, heizte Helmut ihn weiter an.
Schmitti nickte mit dem Kopf in die Richtung Touristikbüro.
„Genau, dat große Dingen am langen Platz.“, bestätigte Helmut.
Grußlos zog Schmitti los.
Das letzte war wir von Schmitti in diesem Urlaub sahen, war seine helle Windjacke die langsam in der Ferne verschwand. Helmut und ich schauten uns an. Roswitha kam mit Rita vom Ufer herüber gelaufen.
„Ich will aber nicht nach Istanbul“, krähte Rita gleich.
„Nich so laut, mönsch, wir doch au nich.“, sagte Helmut und schaute sich rasch um. Schmitti lief mit schnellen Schritten in Richtung Touristikbüro,
Ich orderte bei unserer Strandhostess vier Bier und wir ließen Istanbul hochleben.
Den Rest des späten Nachmittages lies uns unser GEZ Jäger alleine. Wir ließen die hellen Tagesstunden wieder an der Hawaii Bar ausklingen bis es Zeit zum Abendessen war.

Diesmal allerdings machten wir nicht den Weg in den Speisesaal sondern ich hatte zur Feier des Tages alle zum Essen eingeladen. Wir schlenderten die ganze Promenade hinauf, betrachteten viele Speisekarten, die meist in deutsch oder englisch abgefasst waren und konnten uns nicht so recht entscheiden. Am Ende landeten wir wieder in unserem Schalker Lokal wo wir zuerst den Kellner weckten und nach der Speisekarte verlangten.
Helmut und ich riskierten das Steak mit Bratkartoffeln und Salat, die Damen legten sich auf ein Schnitzel mit Fritten fest. Mit einem in Deutschland servierten Steak ließ sich das Essen zwar nicht vergleichen, aber für den Preis und in Bulgarien gebraten war es annehmbar. Die Bratkartoffeln waren sogar kross. Das mehr Knoblauchzehen als Kartoffelstücke auf dem Teller lagen, war etwas gewöhnungsbedürftig. Da alles sehr stark gewürzt war, hatten wir bereits eine gute Portion Knoblauch und Bratkartoffel verputzt, bevor wir die Zehen als Knoblauch erkannt hatten. Das verschaffte uns für die nächsten zwei Tage einen gewissen Freiraum um uns herum, da niemand mehr Nahe an uns heran treten wollte.

Zum Geburtstagsromme begaben wir uns danach in die Bar von Akazia I. Hier wurde es langsam aber sicher richtig voll. Die Bar besaß aber noch eine zweite Etage, an der noch alle Tische frei waren. Die nette Bedienung auf dieser Etage war dadurch nicht ausgelastet, was uns wiederum zu gute kam.
Das Bier wurde deshalb auch nicht warm in den Krügen.
Ohne Schmitti an diesem Abend noch einmal zu begegnen, gelangten wir noch zu einem Absacker in unsere Hotelbar, wo es nur noch importiertes Heinecken Bier gab. Unser junger Freund hatte wieder einmal seine lange Schicht begonnen und verlangte nach deutschen Witzen.
Wir kramten sicher noch über eine Stunde in den letzten Gehirnwindungen nach lustigen Geschichten, die auch unser Barkeeper verstehen konnte.
Es war aber auch zu schön ihn zu beobachten, wie er sich wiehernd über die Theke schmiss wenn er einen Witz verstanden hatte. Besonders die Frage nach den besonderen Eigenschaften von Sperma light hatte es ihm angetan. Davon wird man übrigens auch schwanger, macht aber nicht dick. Diesen Witz erzählte er die nächsten Tage jedem, der sich als Deutscher an seiner Bar zu Erkennen gab.

Gegen Mitternacht gingen wir satt, zufrieden und müde auf unser Zimmer, um der allnächtlichen Diskothek zu lauschen.
 



 
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