BULGARIA Montag 2. Tag

Hoermen

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2. Tag
Montag der 15. September 2003 00.00 Uhr


„Worauf warten Sie denn? Kann ich Ihnen weiterhelfen?“, sprach er in seinem gebrochenen Deutsch weiter, da ihn alle nur mit offenen Mund anstarrten.
„Auf unsere Koffer natürlich!“, rief einer der Passagiere. Von hinten ertönten weitere Koffer und Gepäck rufe.
„Aber es gibt keine Koffer mehr“, stellte der junge Manager fest, „Das Flugzeug ist leer. Und im Keller liegen auch keine mehr.“

dpa-Meldung vom 15.09.2003
Mit dem Beginn des normalen Montagbetriebs um 6.00 Uhr hat sich die Lage nach Aussage eines Flughafensprechers weitgehend normalisiert. In Einzelfällen käme es noch zu mehrstündigen Verspätungen. Außerdem müssen noch 4500 Gepäckstücke nach geflogen werden, die während des Bombenalarms zurückgehalten wurden.

Empörte Rufe klangen durch den kleinen Terminal. Man machte sich lautstark Luft. Der junge Bulgare ging vorsichtshalber einige Schritte rückwärts und hob dabei beide Hände.
„Wir wollen unsere Koffer! Und das sofort!“, brüllte einer aus der Kegelfraktion.
Seine Kumpane fielen grölend ein. Nach wenigen Augenblicken brüllten alle und man verstand gar nichts mehr.
„Meine Damen, meine Herren“, rief der Airportangestellte mehrmals um ruhe bittend, „Wenn Sie ihre Koffer vermissen, müssen sie eine Suchmeldung oder eine Verlustanzeige ausfüllen. Kommen Sie bitte.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zu einem winzigen verglasten Schalter der sich in der äußersten Ecke der Halle befand. Dahinter saß eine junge Frau im gleichen Airport Outfit.
Der junge Mann redete wie ein Maschinengewehr auf die Frau ein und zeigte dabei mehrmals auf die nachrückende Meute.
„Bitte geben Sie hier Ihre Anzeige auf. Die Damen wird die entsprechenden Formulare ausfüllen.“, erklärte er, uns dabei näher winkend.
Sofort bildete sich ein wirres Knäuel vor dem Schalter. Wir stellten uns ein wenig Abseits des Trubels und schickten Helmut los, sich ebenfalls anzustellen.
Der junge Mann aber verschwand wie der Blitz durch eine der Seitentüren und ward von da an nicht mehr gesehen.
Es stellte sich schnell heraus, dass die junge Frau nur Bulgarisch sprach und die Formulare alle in Kyrillisch abgefasst waren. Dementsprechend lange dauerte das jeweilige Ausfüllen dieser Blätter.
Nach einiger Zeit suchte sich jede Gruppe einen Antragsteller aus, so dass sich das Knäuel vor dem Schalter etwas lichtete.
Helmut ließ sich zwischendurch von Roswitha ablösen um sich kurz einen Suchtstängel anzuzünden.
Sitzgelegenheiten gab es in diesem Saal nicht. Dafür eine Wechselstube (vor der aber schon im Urlaubsprospekt gewarnt wurde), eine Zöllnerstation sowie die Kofferrondelle.
Die Beine wurden uns müde und der Durst quälte uns auch wieder.
Es dauerte geschlagene anderthalb Stunden, bis auch Helmut triumphierend mit einem ausgefüllten Formular aus der Menge auftauchte.
„Herzlichen Glückwunsch zum Kauf einer bulgarischen Waschmaschine“, frotzelte ich, „Überleg dir schon mal, wie du die nach Hause bringst.“
„Dann lärnen die mich abba richtich kännen!“, grinste er.
„Kann doch keine Sau lesen, dieses Kyrillisch. Hoffentlich geht das mal gut.“, sagte ich und schüttelte den Kopf.

Bewaffnet mit unseren anderthalb Koffern marschierten wir endlich durch die Pendeltüren und gelangten so in den Vorraum des Flughafens.
Hier gab es eine kleine Bar, Ticketschalter - die aber geschlossen waren - sowie eine in der Mitte des Raumes nach unten führende Treppe, auf der man offensichtlich zu den Toiletten gelangte.
Es war halb zwei Uhr Morgens und wir waren todmüde, hungrig und durstig.

Auf dem Vorplatz standen einige Kleinbusse. Wir mussten einige Minuten suchen bis wir den für unsere Urlaubsgesellschaft zuständigen gefunden hatten und ließen unsere Koffer einladen.
Nach und nach trafen auch die anderen Koffergeschädigten mit ihren Formularen ein und checkten in den Bus ein. Leider war auch der gesamte Kegelverein darunter.
Die Kegelprofis ließen sich inzwischen etwas hängen. Anscheinend war ihr Bierpegelstand an der Maximum Grenze gelangt, denn in minutenschnelle fingen die meisten an zu schnarchen, kaum das sie im Bus Platz genommen hatten.

Nach einer weiteren halben Stunde, die Helmut meist rauchend draußen verbracht hatte, trudelten keine weiteren Urlauber mehr ein. Helmut und ich befragten deshalb den Busfahrer mit Händen und Füssen worauf er noch warten würde. Wir wollten endlich ins Bett.
Es stellte sich heraus, dass durch das ganze Chaos am Düsseldorfer Flughafen auch in den Urlaubsflughäfen alles durcheinander geraten war. Um zwei Uhr sollte noch eine Maschine voller Urlauber aus Berlin landen. Darunter befanden sich ebenfalls Gäste unserer Gesellschaft. Und genau diese wollte unser Buschauffeur noch abwarten, damit er sich eine weitere Tour in dieser Nacht ersparen konnte.
Ich krächzte nur noch, so trocken war inzwischen meine Kehle geworden. Wie Helmut so ausgetrocknet noch rauchen konnte, war mir ein Rätsel.
Ich marschierte wieder in den Flughafen, da ich vorher bemerkt hatte, dass die kleine Bar im Vorraum noch geöffnet hatte. Ich kaufte dort vier Dosen holländisches Heinecken Bier und hatte damit in Helmut wieder einen Freund fürs Leben gefunden.
Im schummerigen Licht des Busses entzifferten wir die Inschrift auf den Bierdosen. >BROWED IN BULGARIA<. Nix Holland.
Es war uns total egal. Es schmeckte trotzdem.

Bis die Gäste aus Berlin eintrudelten, dauerte es noch eine ganze Weile. Sollten auch deren Koffer nicht mit geflogen sein, würden wir vermutlich noch bis nach dem Frühstück hier stehen. Wir drückten im Geiste die Daumen, dass es in Berlin keine Bombendrohung gegeben hatte.

Inzwischen drückte auch das bulgarische Heinecken Bier. Ich erinnerte mich wieder an die Treppe im Vorraum des Flughafens und dem Schild, das daran hing. Es war mit einem Piktogramm beschriftet. Auf Deutsch: mit einem Toilettenmännchen bemalt.

Helmut und meine Wenigkeit marschierten also nochmals in den Flughafen um einen Teil des einheimischen Bölkstoffes zurück zu bringen.
Bereits auf den ersten Stufen aber stockte unser Schritt. Beim weiteren Abstieg in die Katakomben des Flughafens wurde unserem Magen anders. Unerwartete und unglaubliche Düfte schlugen uns wie eine massive Wand entgegen.
Wir schauten uns an, holten tief Luft und stürzten auf die Männertoilette um dann mit cirka 3 bis 4 atü die Blase zu entleeren. Leider schaffte ich es nicht ohne zwischendurch kurz nach Luft zu schnappen. Aber ich kam ohne Magenentleerung die Treppe wieder hinauf. Oben grinste mich schon Helmut an, der aber auch nach Luft rang.
„Pumakäfich is nix dagegen, wa Hämann.“, keuchte er.
Wir schworen uns, auf diesem Airport keine Flüssigkeiten mehr zu uns zu nehmen. Eine derartige Expedition schaffe ich ohne Gasmaske nur einmal am Tag. Da hinunter hätte man mich nur noch mit Waffengewalt zwingen können.

Es war bereits nach drei Uhr in der Früh als der Bus sich endlich in Bewegung setzte.
Der Transfer dauerte etwas über eine Stunde. Das einzige was man während der Fahrt erkennen konnte war das hell erleuchtete Varna. Ansonsten war es auf den Straßen Bulgariens stockfinster.
Kurz nach vier Uhr Morgens hielten wir endlich vor unserem Hotel. Leider stieg auch der gesamte Kegelverein mit aus.

Die junge Frau an der Rezeption verstand gut genug Deutsch, um uns alle recht schnell einzuchecken. Helmut ging derweil auf Erkundung. Mit strahlenden Augen stellte er sich wieder zu uns.
„Bar iss no offen. Un Bier gibbet auch.“, meinte er. Helmut denkt immer zuerst an das wichtigste.
„Okay, ich gebe uns 15 Minuten für die Koffer, dann treffen wir uns hier unten.“, kommandierte ich.
Alle waren zwar todmüde, aber selbst die Frauen waren nicht abgeneigt sich noch einen Schlummertrunk zu genehmigen. Der Körper verlangte einfach ein wenig Entspannung und Flüssigkeit nach diesem stressigen Tag.
Wir griffen unsere Koffer und drückten den Knopf des einzigen Aufzuges. Der Anzeige nach gab es fünf Stockwerke und unser Zimmer lag im Vierten.
Helmut zog die Türe auf und quetschte sich mit seiner Frau in die Kabine. Den Koffer reichte ich ihm von außen nach. Ich selber konnte die Kabine nicht mehr betreten, da es einfach zu eng war.
„Fahr ruhig rauf und schick die Kabine wieder runter. Ich warte derweil hier.“, beruhigte ich ihn.
Schon wenige Minuten später konnten auch meine Frau und ich die Kabine betreten.
Im Geiste machte ich drei Kreuzzeichen als der Aufzug ruckelnd nach oben fuhr. Erschrocken stellte ich dabei fest, dass er gar keine Innentüre besaß. Die nackte Wand rauschte an uns vorüber. Man konnte die Altersschichten des Hotels an den verschiedenen Kachelnsorten erkennen, die man irgendwann zur Verschönerung an die Schachtwände geklebt hatte.
Ich achtete darauf, ja nicht mit meinen Sachen an dieser Wand hängen zubleiben. Das hätte womöglich in einem blutigen Fiasko geendet, da der Aufzug mit Sicherheit keine Notbremse besaß.
In der vierten Etage erwatete uns ein winziges Zimmer. Die Einrichtung war spartanisch bis gar nicht vorhanden.

Hotelbewertung Akazia II August 2003 http://www.Holidaycheck.de
Die Anlage und Zimmer waren dreckig und nicht gepflegt. Im Katalog stand "frisch renoviert", wovon man aber nichts mitbekommen hat. Die Zimmer sind dreckig und sehr klein. Ich hatte das Bett an der Seite zum Badezimmer. Die Wand war feucht und mit Schimmel überzogen.

Wir sahen uns aber nicht groß um, luden den Koffer und die Tasche ab und fuhren wieder nach unten um die Bar aufzusuchen. Helmut und Roswitha saßen bereits dort und hatten auch schon vier Bier geordert. Wie gesagt ist Helmut sehr praktisch veranlagt.
Endlich einmal in Ruhe sitzen, verschnaufen und etwas Kühles trinken. Selten hat mir ein Bier so gut geschmeckt.
Die Bar war klein und schummerig beleuchtet. Mehrere Barhocker standen vor dem Tresen und an der Seite befand sich eine kleine Sitznische in der wir vier soeben Platz fanden.
Hinter der Bar stand ein junger Mann und bediente uns. Er war vielleicht um die zwanzig Jahre alt, schlank, schwarzhaarig und hatte ein lustiges Lachen im Gesicht. Die Damen waren sofort von ihm angetan.
Wir ließen noch einmal den ganzen letzten Tag Revue passieren und freuten uns doch noch angekommen zu sein. Als Helmut die Zigaretten ausgingen, sprach er den jungen Mann hinter der Theke darauf an. An der Bar selber durfte man keine Zigaretten verkaufen, erklärte uns der Barkeeper.
Er sprach ein gebrochenes Deutsch mit schwerem Akzent. Aber er war offensichtlich stolz auf seinen Wortschatz und erklärte auch gleich, dass er sich in Deutsch und Englisch weiterbilden wolle und deshalb immer fleißig mit den Gästen übe.
„Kain Problehm!“, meinte Helmut, „Ärste Läktion. Besorch ma Zigaretten, Am besten Marlboro.“
Der junge Mann nickte kurz, warf sein Abwischtuch hin und verschwand einfach. Schon nach wenigen Minuten tauchte er mit einer Schachtel Zigaretten in der Hand triumphierend wieder auf.
„Äh, wo isn dä Automat.“, fragte ihn daraufhin Helmut.
„Kein Automat. Geschäft nebenan. Immer auf.“, erklärte er uns.
Gut, dass diese Worte kein Politiker aus Deutschland hören konnte. Ladenschlussgesetze gab es hier wohl überhaupt nicht. Das war ja glatte Anarchie. Hier hatten tatsächlich Geschäfte, Bars und Restaurants rund um die Uhr auf. Zumindest solange es Touristen gab und diese einkehrten.

Neugierig geworden fragten wir auch nach seinen Arbeitszeiten. Wann er denn abgelöst würde und wie lange seine Schicht geht. Die Antwort warf uns glatt um. Der Arme hatte eine 48 Stunden Schicht und danach 12 Stunden frei. Kapitalismus pur. Aber dieses Phänomen konnten wir in den nächsten Tagen noch öfter beobachten.

Gegen halb sechs schlichen wir endlich auf unsere Zimmer.
Total erschöpft schaffte ich es noch soeben mich von Hemd und Hose zu trennen. Wie mein Kopf aufs Kissen aufschlug habe ich schon nicht mehr in Erinnerung.

Doch die Nacht war leider nur kurz. Bereits nach 3 Stunden, also um halb neun weckte uns Straßenlärm. Vielleicht waren es aber auch die ungewohnten Betten. Da nur bis halb zehn Frühstück serviert wurde, mussten wir uns also beeilen.
Der gestrige Tag hatte ein großes Loch in unseren Mägen hinterlassen und wir waren entsprechend hungrig.
Mit verquollenen Augen schmiss ich mir einige Tropfen Wasser ins Gesicht, putzte die Zähne und fuhrwerkte etwas mit dem Nassrasierer herum.
Rita hatte schon erfolgreich bei unseren Freunden geklopft. Gemeinsam gingen wir die vier Etagen sicherheitshalber zu Fuß nach unten um den Frühstücksraum zu suchen.
Wir folgten einfach einem Strom älterer Leute, die an der Rezeption und der Bar vorbei in einen dunklen Gang verschwanden. Hinter der Bar stand immer noch unser junger Freund und grüßte freundlich. Seine Schicht war erst am nächsten Morgen vorüber.
Nach der Bar kam nach einem kurzen Gang eine verglaste Doppeltür die direkt in den Speiseraum führte. Vor der Glastüre parkten zwei Gehhilfen.
„Gehhilfen sin au schon da. Sind wo im Altenheim gelandet?“, staunte Helmut.
Kurz entschlossen drückte ich die Glastüre auf und betrat einen großen Saal. Trotz unseres fortgeschrittenen Alters fühlten wir uns beim Anblick der anderen Gäste fast jungendlich.
An den Wänden entlang standen Tische aufgereiht an denen jeweils zwischen 6 und 8 Leute Platz nehmen konnten. Die Mitte wurde beherrscht von einen großen Karree aus Tischen auf denen die unterschiedlichsten Frühstückssachen aufgebaut waren.
In der Decke war eine große Lichtkuppel eingelassen, durch deren gelbliches Glas schummeriges Licht drang. Ob das Glas immer gelb gewesen war oder es durch lange Jahre mit Zigarettenqualm so geworden ist, ließ sich von unten nicht genau bestimmten

Durch eine verglaste Seitentüre gelangte man in einen weiträumigen Wintergarten in dem die Lichtverhältnisse bedeutend besser waren. Allerdings war dieser Saal vollbesetzt, so dass wir uns in dem dunkleren Buffetsaal einen freien Tisch suchen mussten.

Hotelbewertung Akazia II Mai 2003 http://www.cooleferien.com
1 Speisesaal viel zu dunkel (war bei der Essensvielfalt wahrscheinlich auch angebracht)
Die Brötchen waren ungenießbar (teilweise etwa 3 Tage alt), Kaffee dünn aber wenigstens heiß, jeden Morgen das gleiche Frühstück

Hotelbewertung Akazia II August 2003 http://www.Holidaycheck.de
Im Frühstücks-/Abendessensraum liefen die Kakerlaken über den Boden. Als ich einmal in den geschnittenen Tomaten, die in Kühlboxen aufbewahrt wurden, rumstocherte, waren auch einige schimmlige darunter. Das Essen war sowieso mehr als mies... ich habe kaum dort gegessen und im Urlaub 2 Kilo abgenommen.

Das Angebot war mehr als bescheiden. Hin und her gerissen zwischen knallharten Brötchen, seltsamen Graubrot und pappigen Toastbrot entschied ich mich für das Toastbrot. Richtig lange im Toaster gebrutzelt war es fast genießbar.
Zwei Sorten Wurst und einige Scheiben Käse rundeten die Eiweißpalette ab. Verschiedene Sorten Korn- und Maisflocken waren auf der anderen Seite des Karrees aufgebaut. Das Highlight waren Eier sowohl gekocht als auch gebraten. Beides inzwischen allerdings kalt.
Eine kleine Schüssel mit Tomaten- und Gurkenstücken sollten wohl den Vitaminbedarf abdecken.

Uns war bereits beim Buchen dieser Reise klar gewesen, dass wir gegenüber einer Türkeireise gewisse Abstriche hinnehmen müssten. Aber dieses Frühstückbuffet war so ziemlich das traurigste am ganzen Urlaub.

Bevor wir das Hotel verließen, tauschten wir an der Rezeption noch einige Euro in die hiesige Währung Lewa um. Ein Lewa entsprach etwa 0,50 Cent. Das war das gleiche Verhältnis wie DM zu Euro. Da diese Umrechnung noch jeder von uns im Kopf hat, war die Umstellung ein Kinderspiel. Das Kleingeld hieß Stotinki, von den Deutschen auch gerne Stinkis genannt.

Wir verließen gegen halb zehn das Hotel um uns erst einmal am Goldstrand zu orientieren. Der Himmel war ziemlich bedeckt, mit grauen Wolken überzogen und vom Meer blies ein recht frischer Wind. Die Temperatur hatte meiner Meinung nach nicht einmal die zwanzig Gradmarke erreicht.
Gut das wir alle unsere Windjacken mitgenommen hatten. Da unsere Damen leicht fröstelten, vermutlich auch wegen dem fehlenden Schlaf, kehrten sie noch einmal zurück, um ihre dicksten Pullover anzuziehen.

Vor dem Hotel verlief eine schmale Zufahrt. Diese war von der Hauptstraße durch einen kleinen, etwa 20 Meter breiten Grünstreifen, getrennt, auf dem auch einige exotische Palmen und Büsche gepflanzt waren.
Die Hauptstraße trennte die Hotels, die rechts wie links bis in der Ferne aufgereiht standen, vom eigentlichen Strand.
Auf der anderen Straßenseite befanden sich Swimmingpools, die vor der Straße durch kleine Hecken und Büsche ein wenig geschützt wurden.
Mindestens ein gutes Dutzend verschiedenartiger Pools zogen sich wie Perlen an einer Kette die Straße entlang.
Hinter den Swimmingpools verlief nochmals ein asphaltierter Gehweg der von unzähligen Fressbuden, Souvenirshops, Schmuck- und Uhrenläden, Schuhständen und was weiß ich noch alles gesäumt war.
Langsam gingen wir einige Schritte in Richtung der Strandstraße und schauten uns von dem Grünstreifen aus gründlich um. Der Blick zurück zu unserem Hotel ließ uns mitten im Schritt erstarren.
Das Gebäude hatte seine beste Zeit bereits vor Jahrzehnten gehabt. Es war 5 Stockwerke hoch und gebaut wie der Prototyp der ehemaligen Plattenbauten der ebenfalls ehemaligen DDR. Die Fassade blätterte überall ab und es wirkte wie kurz vor dem Zusammenbruch.

Erschüttert gingen wir über die Straße zwischen den Swimmingpools in Richtung Strand.
Waren wir schon vom Anblick des Hotels erschüttert, so traf es uns nun mit voller Härte. Es war wie ein Schlag in den Magen. Mir ist es bis heute ein absolutes Rätsel wie man diese schönen Bilder mit Swimmingpools und lachenden Menschen in die Kataloge bekommen hat. Es konnte sich doch dabei nur um Computersimulationen handeln.
Von den gesprungenen, teilweise aufgeschlagenen Kacheln mal ganz abgesehen, näherte sich der Zustand des Wassers im Pool bedenklich der einer Kloake. Den Beckengrund konnte man nicht mehr erkennen. Schemenhaft sah man gewisse Dinge wie Liegen und Sonnenschirme unter Wasser liegen. Andere Sachen, deren Namen ich noch nicht einmal schreiben möchte, trieben auf der Oberfläche.

Da ich nicht besonders gerne im Meer schwimme, hatte ich mich eigentlich auf eine Abkühlung in den hiesigen Pools gefreut. Nun bemühte ich mich den ganzen Urlaub krampfhaft nicht in deren Nähe zu kommen. Die Gefahr hineinzufallen war einfach zu groß.
Es ging in der deutschen Gemeinde auch das Gerücht um, das man sich beim hereinfallen bestimmte, nicht mehr heilbare Krankheiten zuziehen konnte. Wir glaubten es unbesehen.

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Akazia 1&2 ist der letzte scheiß! kakerlaken, schimmel, dreck Hotel
Das Hotel ist absolut nicht zu empfehlen! Die Hotelanlage ist ziemlich klein. Es gibt nur die beiden Gebäude von Akazia1 und Akazia2. Die Hotels sehen aus, wie alte DDR-Bauten. Für junge Leute ok, wenn sie sich von Schimmel, Dreck etc. nicht abschrecken lassen. Älteren Menschen und Familien ist die Region und das Hotel nicht zu empfehlen.
Des Weiteren stand im Katalog, dass der Pool am Hotel wäre und auch dazu gehöre. Der Pool war aber weiter vom Hotel entfernt und es lagen dort auch andere Urlauber. Die Fliesen vom Pool waren alle kaputt, man musste aufpassen, dass man sich nicht die Füße aufschneidet! Auch dort alles dreckig.

Vorsichtig umgingen wir den ersten Pool und gelangten so auf den asphaltierten Gehweg. Dieser Gehweg bildete die Grenze zum eigentlichen Strand der an dieser Stelle fast 100 Meter breit ist. Er zieht sich über dreieinhalb Kilometer vor der Kulisse des Nationalparks „Goldstrand“ mit einem einzigartigen Baumbestand hin. Ich kann zwar nur Eichen und Birken genau von einander unterscheiden, war aber trotzdem von den vielen Baumarten die reichlich zwischen den Hotelanlagen wuchsen, begeistert.

Wegen des schlechten Wetters waren nur vereinzelt Menschen am Strand. Die Liegen und Sonneschirme standen wie Soldaten aufgereiht und zusammengeklappt am Wasser. Der Strand ist unglaublich feinsandig, goldgelb und das bisher schönste was ich von Bulgarien gesehen hatte.
Piraten, so erzählt die Legende, vergruben einst ihre geraubten Schätze am Ufer des Schwarzen Meeres. Die Erde aber schlug den Seeräubern ein Schnippchen: Sie zersetzte die Goldmünzen zu goldenem Sand, der im Sonnenschein hell aufleuchtete und allen, die hierher kamen, einen prächtigen Anblick bot. Ich konnte dieser Legende nur zustimmen.

Wir schauten uns um und überlegten in welche Richtung wir dem Weg folgen sollten. Er wirkte wie ein unendlich langer Bazar. Viele Stände und Geschäfte waren nur notdürftig aus einigen Steinen und Wellpappe geschustert, manche bestanden aus Segeltuch und Stangen, für andere reichte ein einfacher Hocker und nicht wenige liefen mit einem Bauchladen herum.
Gleich am Anfang unseres Weges befand sich ein großer Imbissstand wo bereits fleißig gebrutzelt wurde. Vor der Imbissbude waren kleine Tische aufgebaut auf denen man dabei war, verschiedene Gerichte mit Pommes Frites, Frikadellen, Würstchen, Steaks, Salaten usw. in kleinen Schälchen aufzuschichten.
„Wär solln dat futtern um die Uhrzeit“, dachte Helmut laut nach, „bis heut Mittach is dat allet aaschkalt.“
Interessiert verfolgten wir das Treiben eine Weile, konnten uns darauf aber nicht wirklich einen Reim machen. Als uns der Besitzer groß anlächelte und uns mit großer Geste einlud näher zu treten lehnten wir dankend ab.

Langsam schlenderten wir den Weg in nördlicher Richtung entlang. Alle paar Meter wurde etwas anderes geboten. Langweilig wurde es auf dem ganzen Stück nicht. Nach etwa einem Kilometer ging der Weg wieder in die Hauptstraße über, die aber auf diesem Teil für Fahrzeuge gesperrt war.
Hier hörte auch die Kette der Swimmingpools auf die sich alle mehr oder weniger in einem kloakenähnlichen Zustand befunden hatten. In einigen hätte man sicher ohne Probleme mehrere Leichen versenken können.
Es war fast unvorstellbar, dass darin in der Hochsaison Kinder oder überhaupt Menschen geplanscht haben sollten.

Auf der Hauptstrasse verlief sich das Gedränge ein wenig und man hatte etwas mehr Platz zum flanieren. Die einfachen Buden wurden hier abgelöst von richtigen Restaurants und Geschäften. Aber auch mitten auf der Straße standen und saßen Künstler und Verkäufer aller Art. Maler, Perlenbastler, Fotografen boten ihre Kunst feil und sogar Rastazöpfe konnte man sich hier machen lassen.
Direkt an der Hauptstraße waren die größten Hotels gebaut worden. Fast alle waren neueren Datums und unterschieden sich in nichts von denen der anderen europäischen Urlaubszentren. Kleinere Straßen die ins Hinterland führten waren gesäumt von kleinen Hotels und Pensionen.

Gegen Mittag aßen wir in einem einfachen, rustikal aufgemachten Lokal direkt am Strand. Die Preise für das Essen, bestehend aus Steak, Pommes und Salat, waren wirklich sehr günstig. Die Portion, die auch sehr gut bemessen war, kostete keine 10 Lewa. Das Bier dazu, gereicht in großen Krügen, kam pro Krug auf 70 Stotinki, also noch nicht einmal eine alte DM.

Es blieb den ganzen Tag kühl und windig, so dass man die Jacken nicht ausziehen konnte. Es blieb uns also nicht viel anderes übrig als weiterhin das Geschäftsleben am Goldstrand zu studieren.
Beim Studium der verschiedenen Lokalitäten fiel uns besonders eine mit Schalke Symbolen bestückte Kneipe auf. Da auch Helmut mit seinem lädierten Bein nicht so lange laufen kann, betraten wir kurz entschlossen das Lokal.
Rustikale Holzbänke und Tische erwarteten uns. Die Wände waren geschmückt mir Schals, Wimpeln und großen Fotos, die alle auf Schalke hinwiesen. Meine Frau und Helmut waren Happy. In unserer kleinen Gemeinschaft sind diese beiden die Fußballnarren. Sie fühlten sich hier auf Anhieb wohl.
Roswitha und ich hingegen betrachteten die auf einigen Bänken grölenden Fans mehr mit Argwohn. Wir drangen deshalb darauf einen der hinteren Tische zu besetzen, etwas abseits des herrschenden Trubels.
Von den Fußball Accessoires abgesehen wirkte das Lokal recht gemütlich.
Wir nahmen an einem der hinteren Holztische Platz, vor dem jeweils zwei Bänke mit Rückenlehne standen. Auf die Frage des Kellners welches Bier wir möchten, konnten wir nur mit den Schultern zucken.
„Bring ma sonn einheimischet Pilsken“, orderte Helmut.
Der Kellner, der recht gut deutsch sprach, klärte uns ein wenig über die heimischen Biermarken auf. Am beliebtesten war wohl die Marke namens Kamaniza. Von den Deutschen oft Kamikazebier genannt.
„Dann bring uns ma vier Kamikaze Bierken, abba große, damitte dich nich die Füße platt läufs.“

Das Bier war ausgesprochen gut, die Atmosphäre interessant und angenehm. Wir beobachteten eine ganze Weile die Schalke Artikel und auch die Schalke Fans, die in der Mitte des Raumes lautstark feierten. Schlachtgesänge und Hochrufe auf Schalke kamen sogar auf.
„Eigentlich kann ich die Schalkeköppe ga nich leiden“, maulte Helmut, „Wenn ich zu Hause erzähl wo ich mein Bierken getrunken hab, glaubt mich dat kein Schwein.“
Im Gegensatz zu ihm waren seine Bottroper Thekenfreunde alles Schalkefans.

Den Rest des Nachmittages verbrachten wir wieder auf der Promeniermeile und besuchten anschließend noch einmal die Hotelbar. Unser Barkeeper sah inzwischen recht müde aus.
Trotzdem lächelte er uns freundlich an und beeilte sich, uns die gewünschten Getränke zu bringen. Langsam aber sicher spürten wir alle den letzten Tag in jedem einzelnen Knochen. Man wird eben nicht jünger und die Zeiten wo wir durchgemacht hatten, lagen lange zurück.
Wir waren deshalb froh als es endlich 19 Uhr wurde und wir uns umziehen konnten für das Abendessen. Das Frühstück noch vor Augen gingen wir ohne besonders große Erwartung in den Speisesaal.

Hotelbewertung Akazia II August 2003 http://www.Holidaycheck.de
Die Qualität lässt zu wünschen übrig, auch die Quantität, da oft nach der 1 Stunde des Abendessens Fleisch und Fisch weg waren. Sauberkeit und Hygiene auch besch...en. Wer möchte denn nicht mit kleinen "Freunden" (Kakerlaken etc.) an einem Tisch essen?? Wer 2 Wochen bleibt, muss sich darauf einstellen, dass es in der 2. Woche das gleiche gibt wie in der 1. Woche. Manchmal gibt es auch das Übriggebliebene vom letzten Abend. Der Küchenstil war international, aber mit sehr bulgarischem Einschlag. Für die Kinder gab es Pommes und Fleisch, was man oft nicht identifizieren konnte.

Hotelbewertung Akazia II Mai 2003 http://www.cooleferien.com
Zum Abendessen gab es grundsätzlich dieselben Beilagen, Fleisch variierte bescheiden. Was übrig blieb kam prompt am nächsten Tag wieder aufs Buffet. Für Leute mit Kindern kaum zu empfehlen!!! Ansonsten bleibt bei Buchung mit HP nur Augen zu und durch!!!

Ich kann mich den oben aufgeführten Hotelbewertungen nur anschließen. Leider habe ich sie auch erst viel später in Internet gefunden. Mehrbeinige Tierchen konnte ich zwar keine sehen, aber das kann genauso gut an meinen schlechten Augen liegen.
Helmut, leider auch von einigen Allergien geplagt, aß fast nur von den Tomaten und dem Weißbrot. Zumindest an den Nudeln und Kartoffeln kann man nicht allzu viel falsch machen, dachte ich, und lud mir davon auf. Die Menge reichte sogar, um uns satt zu machen.
Um uns herum waren viele sächsische Töne zu vernehmen. Bei dem hohen Alter der meisten Urlaubsgäste konnte es sich nur um Bewohner von sächsischen Altersheimen handeln.
Durch aufgeschnappte Gesprächsfetzen wurde mir schnell klar, dass viele aus Gewohnheit seit Jahren hier Urlaub machten. Die Bewohner der ehemaligen DDR hatten damals nicht die freien Möglichkeiten der Urlaubsortwahl und waren den Service und das Essen hier seit Jahrzehnten gewohnt. Sogar Honecker soll hier regelmäßig seinen Sommerurlaub verbracht haben. Nur die verwöhnten Wessis hatten natürlich wie immer etwas zu nörgeln.

Wir nahmen danach noch einige Schlummertrunks an der Bar zu uns. Roswitha holte Karten und wir frönten einer Zeitlang unserem Hobby, dem Rommespielen.
Es war noch nicht einmal 22 Uhr als wir uns todmüde auf unsere Zimmer begaben. Von draußen drang die Geräuschkulisse der belebten Hauptstraße herein. Abgelöst wurde diese aber schlagartig nach 22 Uhr von einem dröhnenden Bass. Genau gegenüber dem Hotel befand sich eine Openairdisco am Strand.

Hotelbewertung Akazia II Mai 2003 http://www.cooleferien.com
Schlafen bei geöffnetem Balkon absolut nicht möglich, bei geschlossenem aber auch kaum, den Goldstrand zeichnet eine Vielzahl von Musikanlagen mit kräftigen Bässen aus. Party bis zum Wecken... wenn man denn zum Schlafen kommt. Ballermann ist harmlos!!!!!

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Lärmbelästigung durch das rege Nachtleben direkt vorm Hotel (s. Disco direkt vorm Hotel). Tipps & Empfehlung Fahren sie auf gar keinen Fall als älteres Ehepaar zum Goldstrand. Für junge Leute, die Party machen wollen ist der Goldstrand eine super Alternative zum Ballermann. Eigentlich noch besser, da alles billiger ist.

Kurz entschlossen dreht ich mir die zur Sicherheit mitgenommen Wachspfropfen in die Ohren und drehte mich auf die Seite.
Mit dem hämmernden Rhythmus des neuesten Ballermannsong „Ich bin der Anton von Tirol“ schlief ich recht schnell ein.
 



 
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