Das Artefakt

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RoToll

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Anmerkung: Die Erzählung wurde inspiriert durch das Fresko Dreifaltigkeit des Malers Masaccio. Es wurde zwischen 1425 und 1428 angefertigt und befindet sich heute in der Kirche Santa Maria Novella zu Florenz. Mehr Informationen zu diesem Kunstwerk gibt es hier.



Nach der längst verstorbenen Gattin des ersten und ebenfalls längst verstorbenen Präsidenten der Weltrepublik hatten sie jenen Planeten benannt, der tatsächlich Leben beheimatete; Cleo. In etwa achtzig Lichtjahren Distanz von der Erde kreiste Cleo um einen Roten Zwerg. Der Himmelskörper besaß eine gebundene Rotation, was bedeutete, dass eine Seite stets dem Stern zugewendet war, während die andere von ihm wegzeigte. Sowohl auf der einen als auch der anderen Hälfte konnte weder eine höhere Flora noch Fauna sich entwickeln, aber es gab eine Zone dazwischen, etwas, das sie Schattenwelt getauft hatten. Diese besuchten als Pioniere vom Planeten Erde zuerst das Mensch-Maschine(KI)-Gespann Michael und Draig. Obwohl die Atmosphäre jener der Erde nicht unähnlich war, trug der menschliche Teil der Expedition sicherheitshalber eine Sauerstoffmaske über dem rasierten Gesicht. Auf irdische drei Wochen war die Mission angesetzt, von deren Zeit bereits gut zwei Drittel vergangen waren. Das Duo hatte in der Schattenwelt bislang lediglich Insekten, Pilze, sowie Pflanzen mit dunklen Blättern ausgemacht, dazu einige Exemplare, die primitiven Vögeln glichen. Eine Drohne, die auf der Nachtseite unterwegs war, sendete Bilder aus der ewigen Dunkelheit, die wegen der günstigen Atmosphäre Cleos relativ warm gehalten wurde. Hier schien es ganze Schwärme selbstleuchtender Insekten zu geben, die wohl in einer engen Beziehung zu einer ebenfalls fluoreszierenden Pflanze von einfachem Niveau standen. Von der Tagseite, dort wo immer um die achtzig Grad Celsius herrschten, war von der zweiten Aufklärerin noch keinerlei Hinweis auf Leben übermittelt worden. Die Kommunikation mit den intelligenten autonomen Flugmaschinen, die allerdings über kein Bewusstsein verfügten, erfolgte durch einen kleinen Satelliten, welchen das Sternenschiff vor der Landung in Cleos Orbit platziert hatte. Es existierten Ozeane und Flüsse. Ins Meer war ein Schwimmdrohne gesetzt worden. Doch ihre Daten konnten erst kurz vor Ende der Mission, wenn man sie wieder einfing, ausgewertet werden.

Am vorletzten Tag der Reise stiegen Draig und Michael einen Bergkamm hinauf. Die Maschine(KI) ähnelte dem Menschen, doch bestand ihre Haut aus silbernem Metall und der Kopf war eckig und haarlos. Natürlich hätte man die Roboter ebenso aussehen lassen können wie die Erschaffer, aber das wollten weder die Menschen noch die Maschinen. Hinter seiner Maske schnaubte Michael aufgrund der Anstrengungen des Aufstieges. Immerhin lag die Temperatur hier in der Schattenwelt bei über zwanzig Grad Celsius und der Berg stieg recht steil an. Über gräuliche Gesteinsbrocken - laut Draigs Schnellanalyse handelte es sich um Kalk - stiegen sie hinweg und vorbei an kleinen dunklen Büschen, um endlich auf den Kamm zu gelangen und zu sehen, was sich dahinter verbarg. Nun entwich ihnen beiden synchron ein Ausdruck der Überraschung, des höchsten Erstaunens und hätte Draig ein Herz besessen, es hätte nicht minder laut geschlagen als das seines menschlichen Freundes.

Unter ihnen erstreckte sich eine Ebene bis hinaus zum Horizont, um sich dort im Zwielicht dieser Welt zu verlieren. Und in der Ebene lag dort zu Füßen des Berges, auf dem sie standen, ein seltsames Gebilde von beträchtlicher Größe.

"Es sieht aus, wie viele Hügel aus geschmolzenem Metall, zwischen denen Straßen entlangführen", brach Draig schließlich das andächtige Schweigen.

"Das ist nicht natürlichen Ursprungs. Pfeif eine der Drohnen herbei. Wir wollen uns das mal genauer ansehen", schlug Michael vor und seine Stimme konnte die Aufregung nicht verbergen.

Die Maschine(KI) gab einen telepathischen Befehl an jene Drohne, welche den beiden Pionieren augenblicklich am nächsten war. Im ewigen Tage änderte daraufhin das ehebettgroße Objekt die Flugrichtung und raste mit Höchstgeschwindigkeit heran, so dass es in weniger als einer Stunde die Schattenwelt erreichte. Mehrfach kreiste es über dem seltsamen Gebilde dort unten, bis sie mit Draig Kontakt aufnahm und dieser umgehend Michael informierte: "Dort unten ist nichts verseucht oder ähnliches. Wir können problemlos runter und uns die ganze Sache in Ruhe ansehen."

So stiegen sie hinab im Dämmerlicht und bewegten sich bald durch eine seltsame Szenerie. Zerborstene Straßen führten an einer Flut von Objekten vorbei, die aussahen, als hätte das zerstörerisch veranlagte Kind eines Riesen mit einem gigantischen Schmiedehammer Stangen glühenden Metalls zu einem meterhohen unförmigen Etwas zusammengeknüppelt. Die Objekte besaßen keine Eingänge, keine Fenster, keine Treppen und keine Balkone. Sie wirkten einfach, wie vor langer Zeit geschmolzen und seit Ewigkeiten erstarrt. Die Drohne kreisten über ihren Köpfen, sammelte Daten, analysierte. Mensch und Maschine(KI) waren sich auf ihrem gemeinsamen Weg rasch einig, dass eine gewaltige Katastrophe diesen Ort in seinen jetzigen Zustand gebracht haben musste. Dann telepahtierte die Drohne ein Signal an Draig und der erklärte seinem Freund: "Hier fand vor Äonen ein Schlag mit thermonuklearen Waffen statt. Die Strahlung ist abgeklungen, aber Spuren davon sind noch reichlich vorhanden. Ein Atomkrieg hat diese Stadt vollkommen ausgelöscht." Draig hatte kaum ausgesprochen, da heulte ein fast furchteinflößender Windhauch durch diese gespenstischen Straßen. Michael kam es vor, als wollten die Geister der hier Verstorbenen die Analyse der Drohne unheilvoll bestätigen.

Eine gute Stunde später fanden sie den Zugang. Er befand sich mittig auf einem ehemals wohl kreisrunden Platz und besaß die Form eines winzigen Häusleins mit flachem Dach. Das Objekt bestand aus einem Gestein, welches es geschafft hatte, dem nuklearen Höllenfeuer zu widerstehen. Der Zugang wurde durch eine dicke Tür aus einer fremdartigen Legierung gesichert, doch Draigs Geschick knackte das Schloss recht rasch. Eine Treppe führte dahinter hinab und Maschine(KI) sowie Mensch folgten ihr. Hätte Michael seine Atemmaske nicht getragen, wäre ihm ein unangenehmer, gar beißender Geruch in die Nase gestiegen; der Muff der Jahrtausende. Draig merkte dazu an: "Gut, dass du das Ding auf deiner Rübe trägst. Die Luft hier wird langsam giftig", worauf der Mensch antwortete mit einem Grinsen unter der Maske: "Gut, dass ich dich habe. Sonst würde es mir wohl gehen wie manchen der Schatzjäger aus dem Alten Ägypten." Mensch und Maschine klopften sich darauf beim Treppensteigen kameradschaftlich auf die Schultern.

"Meine Güte! Das ist schrecklich", rief Draig aus, als sie am Fuße der steinernen Treppe angelangt waren.

"Liebes Großes Gesichtsloses Wesen! Was muss hier passiert sein", gab Michael zu bedenken.

Beide, Maschine und Mensch, standen dort und starrten mit offenen Mündern auf das, was die fliegende Lichtkugel, die Draig aktiviert hatte und die sie begleitete, dort vor ihnen erhellte. Der Raum mochte so groß sein wie die Turnhalle einer ordinären Grundschule, die es gegeben hatte vier Jahrhunderte, bevor Draig und Michael in das Licht der Erde gekommen waren. Die Wände, die etwa drei Meter Höhe messende Decke und der Boden bestanden aus grauem Beton, jedenfalls sah das Material so aus. Der Ort war angefüllt mit Skeletten, die denen des Menschen ähnelten. Es existierten Torso, zwei Beine sowie zwei Arme. Die Unterschiede waren, dass die Schädel in keilförmigen Kiefern ausliefern und es sowohl sechs Finger als auch sechs Zehen auf jeder Seite gab. Hier lagen große Knochen und sehr kleine. Vom Säugling bis zum Greis; sie alle waren vor langer Zeit hierher gekommen und zusammen gestorben.

"Das ist ein Schutzbunker. Sie sind hierher gekommen, um dem Atomschlag zu entfliehen und dann sind sie hier trotzdem verendet. Die armen Tröpfe", murmelte Michael vor sich hin.

"Wahrscheinlich ist ihnen die Nahrung oder die Atemluft ausgegangen. Das ist wirklich traurig", merkte Draig wahrlich bewegt an.

"Du meine Güte! Sieh mal da!", rief Michael aus und streckte den Arm in eine bestimmte Richtung.

Dort hing an der Wand ein großes Fresko, kunstvoll und mit perfekter Perspektive gemalt. Es zeigte ein gekreuzigtes humanoidähnliches Wesen, welches jedoch einen Kopf hatte, der Mensch und Maschine entfernt an jenen eines Flughundes erinnerte. Hinter dem Gekreuzigten gab es ein weiteres dieser Wesen. Es überragte ihn und vollführte eine gutmütige Geste. Dem Kreuz zu Fuße standen vier weitere der Flughunde auf zwei Beinen, die sich ebenfalls in der Höhe ihrer Position unterschieden. Um den Kopf des Gekreuzigten herum flog eine Art Vogel. Und dann war da das Skelett, welches aufgebahrt unter all dem Gezeigten ruhte und dessen keilförmiger Schädel zu den Lebenden aufschaute. Hier konnte Schrift erkannt werden, die jedoch keinerlei Ähnlichkeit zum Irdischen Standard aufwies. Gänzlich fremd kam sie daher. Draig und Michael betrachteten das Fresko, ohne dabei ein Wort zu sagen. Stunden verstrichen und dann brach Draig, der auf die Entschlüsselung fremder Sprachen programmiert war, die Stille.

"Ich habe es übersetzt. Da bei dem Skelett steht: Ich war was ihr seid und was ich bin, werdet ihr sein", übersetzte Draig und war froh, nun nicht das denken zu müssen, was Michael denken musste.
 

jon

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Für mich ist das keine gute Geschichte. Sie ist auch nicht wirklich spannend. Das meiste ist reine Information, die Sprache ist z. T. verkünstelt, es gibt viele sachlich unlogischen Elemente und - und das stört mich am meisten - der moralische Zeigefinger überragt jede Entdeckerfreude und Spannung.

Tipp 1: Entferne den moralischen Zeigefinger.
Tipp 2: Mach eine echte Geschichte draus, nicht nur eine von reichlich Informationen umrankte Lang-Szene.
Tipp 3: Versuche, einen griffigeren, dem Gesprochenen näheren Sprachestil zu finden.
 

RoToll

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@Michael Kempa Vielen Dank für Deine netten Worte, über welche ich mich ziemlich freue. Eine Fortsetzung ist nicht geplant. Ich überlege, eventuell eine Geschichte zu verfassen, welche endlich lose auf Das Artefakt aufbaut.
 
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RoToll

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@jon Vielen Dank auch an Dich für die Kritik und die Zeit, welche Du in meine Zeilen gesteckt hast. Natürlich liest man als Autor lieber positivere Kritiken, aber die negativen sind endlich doch die lehrreichsten, wenn man sie denn annimmt, was ich selbstverständlich tun werde. Nur bitte erkläre mir, wo hier ein moralischer Zeigefinger sein soll?
 

jon

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Hallo RoToll,

der moralische Zeigefinger ist nicht an einem Satz oder Absatz festzumachen, sondern besteht aus
  • der Beschreibung der „Ziviliationsreste“
  • plus der quasi aus dem Nichts kommenden Feststellung
    Hier fand vor Äonen ein Schlag mit thermonuklearen Waffen statt … Ein Atomkrieg hat diese Stadt vollkommen ausgelöscht.
  • plus der Zuspitzung, dass nicht mal Schutzumaßnahmen was gebracht haben.
Dadurch, das das alles nicht mal mit einer echten Erkundung/Erforschung/Entschlüsslung der damaligen Ereignisse verknüpft ist, sondern diese Dinge den beiden Personen und dem Leser ohne jeden Umweg (Geheimnis entschlüsseln oder sowas) präsentiert wird, macht es besonders „zeigefingrig“.
 



 
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