Das Date

halvalis

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Das Date: Kurzgeschichte



Er hat lange gebraucht, um endlich anzurufen. Der Anrufbeantworter sprang an und im selben Moment schaltete sich sein Gehirn aus. Er stammelte, stotterte und seine Stimme klang linkisch und verklemmt. „Ich würde mich freuen, wenn du mich zurückrufst und wir etwas zusammen unternehmen können, vielleicht ins Kino“, waren seine letzten Worte. Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, bog er sich vor Peinlichkeit.

Was muss die über mich denken, die ruft nie zurück, die denkt, ich bin ein Obertrottel.

Einige Zeit später war er aber froh doch angerufen zu haben.

Entweder -oder, von nichts kommt nichts, so schlimm war es doch nicht, ich habe es immerhin geschafft, besser als gar nicht anzurufen, das wäre feige gewesen und ich hätte mich nur wochenlang geärgert.

Es dauerte einige Tage, dann rief sie zurück. Diesmal hatte er seine Stimme im Zaum, keine Zuckungen und Versprecher, cool einfach cool. Das ist doch unser Mann, endlich bleibt er locker. Es gab eine Verabredung ins Kino: Am kommenden Wochenende sollte es ein Tarantino sein. Er hatte lange darüber nachgedacht. Action? Nicht gleich am Anfang das Proletenprogramm. Liebeskomödie? Er will die Frau ja nicht heiraten.

Das Wochenende kam näher, die obligatorischen Übungen vor dem Spiegel, bloß nicht komisch wirken, kein Freak sein, brav die Hand geben, nicht zu aufdringlich. Konversation. Themenschwerpunkte? Was finden Frauen gut? Politik ist langweilig, Haustiere kommen an, Frauen mögen Katzen und Pferde.

Am Wochenende steht die Frau vor ihm. Eine Stunde vor dem Film. Karten kaufen und noch schnell etwas Essen gehen. Noch ist Zeit. Sie sitzen im italienischen Restaurant. Sie isst eine Suppe, er trinkt eine Cola light. Sie reden.

Junge, worüber redest du denn, geschmeidig bleiben, immer in die Augen schauen, der Killerblick! Ich krieg dich Baby!

Die Unterhaltung schiebt sich dahin, das Kino beginnt. Die unerträgliche Werbung, der Film rauscht an ihnen vorbei.

Nach dem Kino schieben sie ihre Fahrräder nebeneinander. Es ist spät.

Er fragt sie, wie es nun weitergehen soll. Ich rufe dich wieder an, sagt er.

Sie hat nächste Woche keine Zeit. Aber du kannst ruhig anrufen, sagt sie zu ihm.

Wie ein Vertreter gibt er ihr zum Abschied die Hand.

Dann radeln sie davon, jeder in eine andere Richtung.
 



 
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