Das Ende aller Fragen

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anbas

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Das Ende aller Fragen

Es war im Jahr 2314 als das Fragezeichen endgültig abgeschafft wurde. Die Technik war schon lange so weit, dass man keine Fragen mehr stellen musste. Bereits Säuglingen wurde ein Chip ins Hirn eingepflanzt, der sie mit allem Wissen und allen Informationen von ihrem ersten Schrei an versorgte. Dieser wurde fortan ihr Leben lang permanent upgedatet. Hierbei wurden allerdings nur die Informationen weitergegeben, die der Mensch entsprechend seines Alters überhaupt verarbeiten konnte. Es gab aber bereits sehr erfolgsversprechende Forschungen, in denen es darum ging, Neugeborenen bereits kurz nach der Geburt sämtliches Wissen und alle anderen kognitiven Fähigkeiten einzuspeichern. Sie wären dann auch bereits wenige Tage nach ihrer Geburt in der Lage, zu sprechen und eine Vielzahl von kognitiven Aufgaben zu übernehmen.
Der Chip sandte und empfing außerdem sämtliche Signale, die Auskunft über eigene und fremde Befindlichkeiten gaben. Somit brauchte man sich auch nicht mehr gegenseitig zu fragen, wie es denn gerade so ginge. Doch das tat man im Grunde sowieso schon lange nicht mehr. Konversationen dieser Art waren aus der Mode gekommen.

Sicher, es gab weiterhin Dinge, die ungeklärt waren oder erforscht werden mussten. Doch hierfür wurden nicht mehr Fragen gestellt, sondern Thesen und Arbeitsaufträge formuliert. Der gesamte Sprachgebrauch hatte sich in Wort und Schrift dieser Entwicklung angepasst – eine Entwicklung, die auch nie in Frage gestellt wurde.
 

jon

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Teammitglied
Das ist eine tolle Idee für eine Geschichte.
Als eigenständigen literarischen Text finde ich es ungeeignet. Durch den Einstieg wird suggeriert, dass eine Mini-Geschichte oder "Spielszene" folgt. Tut es aber nicht. Ein anderer "Grund" für Kurzprosa wäre die Wiedergabe eine "Stimmungsszene". Das ist es auch nicht. Oder ein Spiel mit Sprache. Ein Spiel mit Ideen - das ist eigentlich nur eine Idee.
Was die Zeilen bieten, sind ein paar Einstiegspunkte für die Sachdiskussion über "Wissen per Chip" - aber das macht den Text nicht zu "Literatur" oder genauer: Belletristik.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ji Rina

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Hallo Anbas,

Was Jon sagt, sehe ich auch so. Es ist keine Geschichte. Aber wie sie sagt: Ein toller Einstieg in eine Geschichte. Als ich es las, löste dein Text ein beklemmendes Gefühl in mir aus. Allein die erste Zeile find ich schon grossartig. Ich habe mir das vorgestellt: Wozu noch Fragen? Am besten, niemand fragt mehr nach…Das würde doch alles lösen! Mich würde es nicht wundern, wenns noch dahinkäme.

Sehr gern gelesen!

Ji

(Wie schön, hier plötzlich soviel Kurzprosa zu sehen) :)
 

anbas

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Hallo Ihr beiden,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen (und auch die Sternchen :)).

Ich kann Eure Einwände nachvollziehen und bin durchaus "gewillt", an dem Text weiterzuarbeiten. Mal sehen, wann ich dazu die Ruhe habe und was dann dabei rauskommt ...

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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