janetandersoncgn
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Das glaubst du??
Ich möchte von mir und Gott erzählen. Jeder, der nicht glaubt, glauben will oder glauben kann, darf ruhig den weiteren Text ignorieren. Bin ich nicht böse drum. Mir geht es lediglich darum, ein paar Begebenheiten aus meinem Leben zu teilen - ohne Wertung, ohne Erwartung, ohne Hintergedanken.
Der Anfang. Wo fängt man an, wenn alles erdrückend ist, wenn überall Chaos ist - im Kopf, in der Wohnung, im Rhythmus, im Leben, in den Gewohnheiten, in den Verpflichtungen.....
05:14 Uhr - ich kann nicht mehr schlafen - was heißt nicht mehr, ich habe ja noch gar nicht geschlafen. Ich habe krampfhaft versucht, mich auf mein Hörbuch zum Einschlafen zu konzentrieren, mich zu entspannen, müde zu werden, einzuschlafen. Keine Chance. Einer meiner Lieblingscharaktere wurde erhängt. Ja toll. Was soll das? Jetzt kann ich mir noch nicht mal in meiner gewählten Phantasiewelt Wünsche erfüllen und jemand lebendig halten. Wie soll ich denn in meinem Leben etwas oder jemand lebendig halten, meiner Phantasie freien Lauf lassen, grenzenlos werden, los lassen (beliebtes Wortspiel aus allen möglichen Lebensbereichen)?
Depression ist ein Arschloch. Mit Depressionen verlierst du den Antrieb, die Freude, die Struktur in deinem Leben. Doch was heißt das wirklich? Dass du lieber hungerst, als nach draußen zum Einkaufen zu gehen, weil du Leuten begegnest (ist halt in einer Stadt so - ich wohne hier ja nicht alleine...). Vielleicht spricht dich eine dieser Personen an, und du hast so gar keinen Bock, etwas zu erwidern, dem Gesagten überhaupt Beachtung zu schenken, weil das in deinem Zustand gerade einfach nicht möglich ist; zumal wenn die Person evtl. eine vernünftige Konversation oder zumindest eine zusammenhängende Erwiderung erwarten könnte....
Vielleicht warst du schon Tage nicht mehr vor der Tür und an deinem Briefkasten, weil eh alles wurscht ist. Auf dem Weg zum Supermarkt hast du entweder ungeöffnete Briefe in deiner Tasche, die du irgendwann lesen musst oder du liest sie vielleicht auf dem Weg, um nicht mit deiner Umgebung in Interaktion treten zu müssen, weil du ja schließlich den Fokus gerade anderweitig gelegt und eine prima sichtbare Ausrede hast; und vielleicht geht dir durch den Kopf, dass du trotz dieser bestens zurecht gelegten Strategie irgendwann schon einmal jemand Rede und Antwort stehen musstest....
Und dann erst im Supermarkt: Vorbei an Leuten, die dich ansehen, denen evtl. auffällt, dass du ungeduscht mit ungewaschenen Haaren und den gleichen Klamotten, wie die letzten 3 Wochen unterwegs bist, weil du die eh nur anziehst, wenn du wirklich aus dem Haus musst. Du weißt das. Ist dir auch peinlich. Aber was dagegen getan hast du vorher nicht. Keine Kraft. Keine Lust. Kein Antrieb. Keine Struktur. Kein normales Leben mehr....
Du wirst angesehen, nimmst Rücksicht beim Griff in die Regale, um nur ja keinem ins Gehege zu kommen oder andere aus Versehen dazu zu nötigen, DIR ins Gehege zu kommen. Du fährst mit gesenktem Kopf deinen Wagen durch den Markt, grabschst förmlich willkürlich Dinge aus den Regalen, um dieser Situation möglichst schnell zu entkommen, bloß keine Konversation ertragen zu müssen, bitte nicht angeatmet, angestarrt, angesprochen oder gar (ganz schlimm) aufgehalten zu werden. Bloß und bitte bitte schnell nach Hause in die sichere Zuflucht, wo du keinen sehen oder hören musst, und wo du einfach Telefon und Klingel abstellst, damit das ja so bleibt.....
Ja, solche Zeiten habe ich auch schon durch. Gerade ist es aber eher die fehlende Tagesstruktur, die mich spät abends spannende Filme oder Serien im Fernsehen finden läßt, die mich meist bis weit nach Mitternacht aufbleiben lassen und nach denen ich das Licht ausmachen kann, wie ich möchte, ich finde sowieso keinen Schlaf. Und wenn ich tatsächlich mal müde sein sollte und schlafen will, stören Nachbarn, Leute aus der Siedlung, rücksichtslose Autofahrer, Jugendliche im Viertel oder ganz schlimm - mein eigener Kater - das Schlafvorhaben. Manchmal muss ich geradezu darum kämpfen, was jetzt nicht gerade schlaffördernd ist. Ja. Wie sage ich immer? Welcome into my life.
Manchmal, ganz selten allerdings, bete ich dann. Da Gebet ja eine Unterhaltung mit Gott (oder Jesus oder dem Heiligen Geist; kann ja durchaus unterschiedlich sein und ist doch das Gleiche) sein soll, scheiße ich Gott dann auch mal ordentlich zusammen und beschwere mich. Schließlich soll ich mit meinen Sorgen zu ihm kommen; meine Sorgen „auf ihn werfen“. Steht in der Bibel. Und aktuell ist meine Sorge, dass ich nicht schlafen kann. Warum auch immer. Ich meckere dann über die Lärmquelle, die ich dafür verantwortlich mache oder die Gedanken, die in meinem Kopf kreisen oder die Sorgen, die ich mir (aus welchen Gründen auch immer) machen muss, aber nicht soll. Und dann frage ich Gott, was die ganze verfluchte Scheiße denn soll. Wieso ich nicht wie jeder normale Mensch einfach schlafen kann, verdammt nochmal.
Und dann entschuldige ich mich bei Gott. Man soll ja nicht fluchen oder Fäkalsprache benutzen. Steht jetzt NICHT SO DIREKT in der Bibel, aber irgendwie durch die Blume halt schon. Dass Gott das regelt. Dass ich mit Gott jederzeit sprechen kann. Dass ich mich auf Gott verlassen kann. Dass Gott immer für mich da ist. Dass ich Gott jederzeit bitten soll. Und dass ich nicht erwarte, dass Gott von alleine kommt, sondern ich ihn bewusst in mein Leben einlade und ihn dazu ermutige, etwas für mich zu tun. Das steht tatsächlich haufenweise in der Bibel.
Warum glauben wir Menschen? Was macht Gott so besonders? Was kann ich tatsächlich im 21. Jahrhundert aus der Bibel in die heutige Zeit übernehmen? Kann ich euch sagen: ALLES. Gott sei Dank gibt es ja unterschiedliche Übersetzungen, denn früher bin ich schier verzweifelt bei dem hochtrabenden Geschwätz der vorigen Jahrhunderte und Jahrtausende. Es gibt noch immer Bibelstellen, die ich gründlich diskutieren muss, weil sie mir nicht einleuchten, ich sie unfair finde oder ganz einfach die Wortwahl damals etwas anderes bedeutete, als das heute der Fall ist, weil sich die ganze Gesellschaftsordnung revolutioniert hat.
Gott ist lebendig und möchte das auch in jedes einzelne Leben bringen. Er möchte für uns da sein, uns zuhören, uns ermutigen oder manchmal auch stoppen, wenn wir im Begriff sind, etwas völlig idiotisch anzugehen oder uns Dinge zu wünschen, die uns nicht gut tun. Dazu muss man aber die Augen aufmachen und die Ohren aufsperren und für Gottes tägliche Botschaft offen sein. Dann kann man auch im 21. Jahrhundert noch wahre Wunder sehen, hören, fühlen. Und das tatsächlich im eigenen Leben! Am eigenen Leib! In der eigenen Seele!
Ich möchte etwas aus meiner Jugend erzählen. Das ist sozusagen mein erstes Erlebnis mit Gott, das Spuren in mir hinterlassen hat, weil es schier unglaublich und wirklich fantastisch (im wahrsten Sinne des Wortes) ist; Gott hat tatsächlich mein Leben gerettet!
Ich war 14, hatte ganz normale alltägliche Teenagerprobleme und die üblichen Querelen zu Hause mit meiner Mutter; so würde man es wohl oberflächlich umschreiben wollen. Für mich aber brach mein Leben auf vierlerlei Ebenen gerade völlig zusammen, weil NICHTS normal lief, normal oder üblich war und ich völligst überfordert mit mir, meiner Umwelt und meinem Leben.
Depressionen hatte ich schon sehr früh, tatsächlich auch schon weit vor meiner Pubertät. Damals hat man das nur nicht so genannt oder diagnostiziert oder gewusst oder whatever. Jedenfalls war ich schon immer ein „Problemkind“ hatte 1 Jahr zuvor das Ende meiner Klemptomaniephase jäh erlangt, als meine Mutter mich höchst selbst beim Klauen erwischte und anschließend eine Hausdurchsuchung in meinem Zimmer so viel Diebesgut vorbrachte, dass meine Mutter meinen damaligen Klassenlehrer darum bat, unauffällig und anonym das besagte Diebesgut zurückzugeben in dem Laden, in dem ich schließlich schon seit Jahren meine Schulbücher kaufte oder wir unseren Bürobedarf kauften. Und wofür ich ihm heute noch dankbar bin: Er hat das gemacht! Er hat sich auch in der Schule täglich für mich eingesetzt, mich besonders gelobt oder auch besonders getadelt, einen Elternbrief geschrieben, weil meiner Mutter die Betreuungsmöglichkeit für mich wegbrach und oft und viel mit mir geredet oder auch tatsächlich öfters mit meiner Mutter. Wirklich engagiert und herzensgut war er.
Natürlich ist Mitschülern weder der Hintergrund bekannt, noch wissen sie, wie sehr er mich wirklich unterstützt und gefordert hat. Förderlich für die Klassengemeinschaft und meine Stellung darin war dieser Umstand aber keineswegs. Mobbing in der Schule war ich ja schon seit der Grundschule gewöhnt - mal mehr und mal weniger. Meine Strategie, über Unwegbarkeiten oder unangenehme Situationen einfach durch ignorieren wegzugehen verfehlte aber immer öfter die bekannte Wirkung, so dass ich zunehmend unter der ganzen Situation litt.
Zu Hause gab es täglich Ärger, Diskussionen, Wegignorieren von Problemen (habe ich brav bei meiner Mutter abgeguckt und TIEF verinnerlicht) und dann und wann auch Prügel. Okay, ich war ja älter, also wurde die Prügel seltener im Gegensatz zum Kleinkindalter oder in der Grundschule. Meine Mutter kam ja schließlich auch in die Wechseljahre und hatte auch nicht mehr den „jugendlichen Elan“, den man als junge Mutter noch hat.... Egal. Jedenfalls war mein zu Hause keineswegs wirklich ein gutes zu Hause, in dem man sich geborgen, angenommen, geliebt und gut aufgehoben fühlen kann. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass es das für meine Mutter wohl auch nicht war. Schließlich will man ja seinem Unmut als Kind auch Luft machen und wird als Teenie das volle Ekelpaket, dem auch eine ab und zu wohlwollend gestimmte Mutter gar nichts mehr Recht machen kann.
So. Hatten wir also schon Schule und zu Hause. Kam noch Freundeskreis dazu. Naja. Freundeskreis kann man das schwerlich nennen. Die Clique, in der ich allenfalls geduldet war, und weshalb ich tunlichst mit dem Rauchen angefangen habe, um ja cool zu sein und dazugehören zu dürfen, war auch nicht das Gelbe vom Ei. Da ich aber eine entsprechende Vorgeschichte aufweisen kann und mir Freunde wirklich nicht zugeflogen kamen und ich deshalb schlicht keine hatte, lief es in der Clique auch wahrlich nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Zumal es natürlich (wie in jeder Gruppe) ein gutaussehenes Mädchen gab, das den Ton angeben durfte und nach dem sich sämtliche Jungs und Mädels gerichtet haben - und ich war das sicher nicht. Da kommen wir nämlich zu einem weiteren Problem: Meine Mutter war alleinerziehend und ganztags berufstätig. Heute würde man wohl sagen, dass sie im Geringverdienstsektor tätig war. Also konnten wir uns nie hippe Klamotten oder schicke Brillen oder einfach den neuesten Kram leisten. Das schlug sich in meiner Garderobe sehr stark nieder. Und natürlich missfällt das besonders Jugendlichen, die mit so jemand rumziehen müssen. Setzte meinen Beliebtheitsgrad nicht gerade herauf.
Ich kann tatsächlich behaupten, dass ich mir wirklich alle Mühe gegeben habe, bei irgendeinem der Jungs ernsthaft zu landen und eine längerfristige Beziehung zu erreichen. In meinem schräg denkenden jugendlichen Hirn hatte sich manifestiert, dass man als Single in meiner Situation absolut null Chancen hatte, den Stand jemals verbessern zu können, und dass man zumindest, wenn man in der Clique sehe, dass selbst ich einen Freund habe, mir das zu mehr Ansehen und weniger Pöbeleien verhelfen würde. Man darf ruhig raten, wie erfolgreich dieses Ansinnen war. Gar nicht ist wirklich noch geprahlt. Und peinlich war es obendrein noch, denn was ich in meiner Kurzsichtigkeit nicht bedacht hatte war ja eindeutig, dass ich mit den Mädels und den ganzen umsonst angebaggerten Jungs ja noch meine Freizeit verbringen wollte....
Okay. Dann hatten wir sie also, die beschissene Situation, dass auch gar nichts in meinem Leben wertvoll ist, ich nichts auf die Reihe kriege, in keinster Weise jemals beliebter werden kann und ich mein Leben hasse. Und verzweifelt bin. Und keinen Bock mehr habe.... Ihr ahnt es: Ich beschloss, mich umzubringen. Jetzt war ich ja immer schon feige und habe definitiv beschlossen, mir nicht die Pulsadern aufzuschlitzen, mich nicht vor einen Zug, einen Lkw oder irgendwas zu werfen und tunlichst was zu finden, was schnell und möglichst schmerzlos geht. Tabletten. Schlaftabletten. Nimmt man, schläft ein, und das wars dann. Aus die Maus. Nix Schmerzen. Nix Probleme. Alles sauber. Niemand traumatisiert durch zerfetzte Körperteile oder ähnlich blutige Szenarien. So dachte ich....
Ich weiß noch, dass es Samstag war. Die Sonne schien schön. Es wehte ein leichter Wind durch Bäume und Sträucher, so dass die Temperatur sehr erträglich war. Egal. Heute ist der Tag der Tage. Ich hab keinen Bock mehr. Heute passierts.
Bei meiner Mutter habe ich mich ganz normal abgemeldet und gesagt, ich führe ein bisschen Rad und käme am Nachmittag wohl irgendwann wieder. Ihr wars Recht, kein störendes Kind zu Hause am Samstag Vormittag.
Ich fuhr also mit meinem Rad in unser EKZ, hielt vor der Apotheke und besorgte mir mit einer sehr infamen Lüge 2 Packungen rezeptpflichtige Schlaftabletten. Ich war ja schlau; wenn die nicht rezeptpflichtig sind, bringen sie ja nichts. Dass der Apotheker seine Lizenz hätte verlieren können, weil er meiner Lüge Glauben schenkte, dass das Rezept für meine Mutter nachgeliefert werden würde, hat mich zu diesem Zeitpunkt nicht interessiert, weil ich schlicht nicht darüber nachgedacht habe. Für mich war die Hauptsache, dass ich die Tabletten bekam.
Ich kaufte mir noch eine Dose Cola (wird noch wichtig) und fuhr ganz normal in meinem Viertel rum, als sei nichts und gelangte schließlich in den angrenzenden Stadtwald. Schöner sonniger Junitag regt Spaziergänger an. Gerade im kühlen Wald. Aber der Teenie ist ja schlau und denkt, er sei allein im Wald. An einem Aussichtspunkt mit Bank hielt ich an, stieg ab, lud meine Utensilien ab und setzte mich auf die Bank. Nochmal schnell resümieren und dann Tabletten schlucken. Scheiß auf rezeptpflichtig. Mit Überzug hätten die mal sein sollen!! Coladose mit 0,33 L. Kohlensäurehaltiges Getränk. Tabletten, die sich gleich nach Kontakt mit Feuchtigkeit auflösen. Prima. Der Apotheker war schlau und hat mir ja erstmal nur eine 20iger-Packung gegeben. Da selbst mir klar war, dass das nicht ausreicht, drängte ich ihn wenigstens zu einer weiteren 20iger-Packung. Nun war aber dieser fehlende Überzug gepaart mit Kohlensäure echt ein Problem, so dass ich 28 schluckte, Nr. 29 auskotzte und schwuppdiwupp die Cola leer war. Ich allein im Wald. 11 Tabletten übrig, das Getränk aber leer.
Der dumme Teenie denkt sich, dass es jetzt sowieso zu spät sei, er sich einfach auf die Bank legen und hoffen müsse, dass es auch so klappe.
Ja. Dann lag ich da. Mitten im Wald. Auf der Bank. Mir war sowas von schlecht. Und die Zeit, die verging, bis ich einschlief....; es wurde immer länger, immer länger. Und es tat sich nichts. Oder? Nein, ist nicht richtig. Meine Fingerspitzen schliefen ein. Irgendwann kribbelten beide Hände. Mir war übelst schlecht, und Versuche, die Augen zu öffnen, brachten nur noch mehr Übelkeit, weil sich alles drehte, als hätte ich warmes Bier getrunken (naja, damals hatte ich noch wirklich keinen Vergleich oder Erfahrung mit alkoholischen Getränken und deren Nebenwirkungen). Was sollte ich tun? Mit meinem Fahrrad irgendwohin fahren kam nicht mehr in Frage. Kotzen wollte ich nun auch nicht wirklich, weil die Tabletten bestimmt dreimal so übel schmecken würden, als bei der eigentlichen Einnahme. Und zu allem Überfluss kam dann noch das Gewissen: Gibt es nicht doch eine andere Lösung? War das wirklich richtig, Tabletten zu nehmen? Selbstmord ist für Gott eigentlich eine Todsünde.... Wenn das jetzt auch nicht klappt, wie wird dann mein Leben weiter verlaufen? Vielleicht finde ich ja doch jemand, der mich liebt, anerkennt, in den Arm nimmt und tröstet und mir sagt, dass alles halb so schlimm ist.....
Spätestens mit diesen Gedanken griff der Überlebensinstinkt. Ich wollte aufstehen und stellte entsetzt fest, dass mir das kaum noch gelang. Mein Blickfeld war arg eingeschränkt, mein Gleichgewichtssinn praktisch kaum noch intakt und ich allein im Wald! Ich habe mein Fahrrad, die leeren und halbleeren Tablettenblister und die Coladose einfach im Wald stehen lassen und lief einen Weg zur Bundesstraße runter. Naja. Laufen ist relativ. Ich stolperte mehr, als dass ich lief, wobei ich mich aber tunlichst bemühte, nicht zu fallen aus Angst, ich könne evtl. nicht mehr aufstehen. An der Bundesstraße angekommen blickte ich nach links. Ich wusste, dass der nächste Ort hinter den nächsten 2 bis 3 Kurven lag, die aber ungefähr 6 km auseinander lagen. Dann blickte ich nach rechts. Auch 1 bis 2 Kurven, aber eindeutig weniger km. Und zu meiner Erleichterung stand ca. 200 m entfernt ein Kombi mit geöffnetem Kofferraum, aus dem der Fahrer gerade auslud. Ich lief völlig verheult und nicht mehr so ganz Herr meiner Sinne zu ihm, stammelte irgendwas von Krankenhaus und Tabletten, woraufhin er nur den Kofferraum zuknallte, den Bierkasten, den er gerade ausgeladen hatte, noch in seine Grillhütte trug und ohne abzuschließen und ohne sich anzuschnallen sofort mit mir in die nächste Kinderklinik fuhr, um mich dort in der Notaufnahme abzuladen. Den Weg von der Notaufnahme bis auf die Intensivstation habe ich gar nicht mehr mitbekommen. Ich wurde pünktlich wach, als mein Magen irgendwie voll kalt wurde und ich merkte, dass ich einen übel schmeckenden fetten Gummischlauch in der Speiseröhre hatte, weil mir gerade der Magen ausgepumpt werden sollte. Der Arzt freute sich regelrecht, dass ich das Bewusstsein widererlangt hatte und forderte mich aktiv zum Übergeben auf. Ich hab erstmal so Panik bekommen, dass ich den Schlauch halb durchbiss und da gar nichts mehr gespült werden konnte....
Zwischenzeitlich (was ich natürlich nicht wusste), hatten Spaziergänger meine Hinterlassenschaften im Wald gefunden, unverzüglich die Polizei informiert, die samt Hubschrauber eine groß angelegte Suchaktion startete ohne zu ahnen, dass der suizidale Teenie schon längst ärztlich versorgt wurde. Ich (oder vielmehr meine Mutter) hatte echt Schwein gehabt, dass wir diesen Einsatz nicht noch nachträglich bezahlen mussten....
Auf Grund meiner erzählten Vorgeschichte durfte ich 4 Wochen nicht nach Hause. Man hatte Angst, ich würde instabil in meiner gewohnten Umgebung und würde evtl. erneut einen Suizidversuch unternehmen. Da ein 14-jähriger Teenie aber halbwegs eingeht, wenn er 24/7 im Krankenhaus eingesperrt ist, hat mir die Oberschwester nach 2 Wochen Ausgang mit meiner Mutter verordnet. Und meine Mutter nutzte die Situation gleich, indem sie mir sagte, dass wir uns jetzt mal bei dem unbekannten Mann bedanken fahren sollten. Da ich keine genauen Angaben machen konnte zum Kennzeichen oder zur wirklich genauen Lage der Grillhütte, verließ sie sich darauf, mit einem „Augenzeugen“ größeren Erfolg zu haben. Also fuhren die Bundesstraße entlang und suchten die Grillhütte. Wir drehten auch um, als wir schon den nächsten Ort erreichten und keine Hütte gesehen hatten. Aber auch auf der Rückfahrt war die Hütte unauffindbar.
Es gab sehr wohl ca. 200 m von der Stelle, an der der Waldweg auf die Bundesstraße trifft, eine Stelle mit „wildem Gras“, das wächst, wenn die Natur sich etwas zurückerobert hat. Aber eine Hütte fanden wir nicht....
So habe ich das erste Mal spürbar Gott in meinem Leben erlebt. Ich selbst hätte unmöglich Rettung suchen können in meinem Zustand. Und Tatsache war ja nun einmal, dass ein Mann mich in die Notaufnahme gebracht hatte und seltsamerweise sich niemand Name, Adresse oder Kennzeichen notiert hat, weil der suizidale Teenie Vorrang hatte.
Das ist jetzt bald 30 Jahre her. Und noch immer bekomme ich (oder erzeuge ich) Gänsehaut, wenn ich diese Geschichte erzähle. Und das meine ich, wenn ich sage, dass es auch heute noch in jedem Leben, an jedem Tag und in jeder noch so ausweglosen Geschichte immer wieder ein Wunder geben kann, wenn man es nur zulässt, dass Gott im Leben wirken darf, dass er auf seine Weise mit uns spricht, uns mitteilt, was er für uns vorgesehen hat und was für unser Leben gerade das Beste ist.
Wann kommen Menschen zum Glauben? Richtig. Wenns ihnen voll beschissen geht. Wenn eigentlich das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und eigentlich auch Gott nichts mehr richten kann, weil sowieso Hopfen und Malz verloren scheint. Und wenn man so hoffnungslos ist, so tief am Boden, schon mit allem abschließen will oder abgeschlossen hat, fällt es Gott sehr leicht, durch eine Kleinigkeit in dein Leben einzugreifen, sichtbar - ja greifbar und erfahrbar zu werden! Denn wenn du keine Hoffnung mehr hast, keinen Glauben mehr spürst, ist die Barriere in deinem Kopf auch weg, dass es ein höheres Wesen geben könnte, mit dem du tatsächlich in Kontakt treten kannst und das möchte, dass es dir gut geht und du Freude empfindest.
Wenn du in dieser Situation dein Herz öffnest und dir selbst erlaubst, neue Möglichkeiten zu entdecken, neue Wege zu gehen und Prioritäten neu zu setzen, kannst du die ganze Gnade Gottes erleben und erfassen. Dass Gott mich liebt, weil ich sein Kind bin (Gott ist ja unser aller Vater, nicht nur der von Jesus....), dass er seinen Sohn geopfert hat am Kreuz, weil meine Sünden schon im Voraus alle damit abgegolten wurden durch ihn, durch Jesus, dass Gott mich liebt, sich für mich interessiert, ihm an meinem Wohlergehen liegt und er möchte, dass ich mit ihm in Kontakt trete, mich ihm anvertraue (wünschen sich ja alle Eltern) und eine lebendige Beziehung zu ihm haben kann, darf, soll.
Die Bibel ist Gottes Wort. Und Gottes Wort hat Bestand, egal, wie alt die Niederschrift ist, egal, welche Lebensumstände wir jetzt gerade haben, egal, welche Rasse, Hautfarbe, Geschlecht usw. du hast: Gott liebt dich! Und du brauchst dafür noch nicht einmal was zu tun. Das ist so. Ohne Erwartung. Ohne schlechtes Gewissen. Vollkommen. Ganzheitlich.
An dieser Stelle könnte die Frage kommen: Das glaubst du?? Wieso bist du dir da so sicher? Gott kann man nicht sehen, und Menschen haben aufgeschrieben, was in der Bibel steht. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir doch gar nicht mehr wissen, ob das nicht doch alles erfunden ist.
Dann kann ich dir sofort antworten: Mach die Augen auf! Lebe bewusst! Nimm auch du die vielen täglichen kleinen Wunder wahr! Höre ihm zu, wenn er mit dir spricht!
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. In meinem Oberstübchen ist alles okay. Ich habe noch nie ein Zwiegespräch mit Gott, Jesus oder dem Heiligen Geist gehabt, wie mit einem Pastor, Freund oder Verwandten.
Aber dennoch spricht Gott mit mir. Jeden Tag, wenn ich das will. Früher nannte ich das „Bauchgefühl“. Warum fahre ich jetzt links und nicht rechts rum? Weil ich später in den Verkehrsnachrichten höre, dass ein Unfall passierte, in den ich verwickelt worden wäre, hätte ich nicht auf Gott gehört und wäre andersrum gefahren z. B.
Kein Witz! Als ich 20 war, fuhr ich in Kur an die Ostsee. Damals hat die Krankenkasse noch großzügig alles brav bezahlt, also hatte ich eine Hin- und Rückfahrkarte für die Bundesbahn. Mein damaliger Freund kam in meiner letzten Woche zu Besuch, übernachtete in der Nähe und wollte mich partout mit seinem Auto mitnehmen. Sightseeing in Berlin wollte er machen. Ich fand das voll albern, weil ich ja bereits eine bezahlte Fahrkarte mein Eigen nannte. Schließlich ließ ich mich doch überreden, und wir hörten angekommen auf dem Avusring völlig entsetzt, dass der Zug, mit dem ich hätte fahren sollen, tatsächlich mit einem Güterzug zusammengestoßen war, es auch ein paar Verletzte gab und der Zugverkehr auf unbestimmte Zeit auf der Strecke zum Erliegen komme. Und ich saß völlig unbeschadet im Auto meines Freundes und freute mich auf Hotel Adlon in Berlin! Ja. So ist Gott! Gott ist gut! Er will auch nur Gutes für dich und mich! Wir müssen ihm aber auch zuhören und ihm den Eingriff in unser Leben auch erlauben!
Ich habe noch jede Menge solcher Geschichten auf Lager.... Ich habe Gott schon sehr oft (und tatsächlich auch noch viel früher, als mit 14 Jahren) in meinem Leben erfahren dürfen. Ich durfte sehen, was er mit mir an anderen Menschen vollbracht hat und vollbringen durfte. Natürlich bin ich keine heilige Person und kämpfe immer noch mit Depressionen und deren lästigen Begleiterscheinungen. Aber eins habe ich schon immer mein ganzes Leben lang gesagt: Ich war nie wirklich allein. Ich hatte immer zumindest eine „Vertrauensperson“, einen Ansprechpartner. Gott hat mich nie allein gelassen. Sicherlich gab es auch in meinem Leben schwache Momente, in denen mir das nicht bewusst war oder ich hoffnungslos in die Zukunft blickte - aber Gott hat mich so gemacht und sich dabei etwas gedacht. Und egal, was ich von mir halte - Gott liebt mich. Genau so, wie ich bin. Mit allen Macken, Fehlern, gravierenden Mängeln usw. Das hat alles zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Situation für einen ganz bestimmten Menschen einen Sinn. Das glaube ich ganz fest, weil das meine Erfahrung ist.
Ich möchte keinen missionieren. Ist nicht eine meiner Geistesgaben. Da hat Gott mir tatsächlich andere gegeben. Ich möchte aber jedem, der das liest, einfach mitteilen, was mir passiert ist, und dass das AUCH DIR passieren kann. Und das ist kostenlos. Ohne Hintergedanken. Ohne Erwartung. Aber mit jeder Menge Liebe. Für mich, für dich, für das Leben und alles, was Leben ausmacht und in unserem Leben vorkommt.