Das Glück der Kommenden

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Walther

Mitglied
Das Glück der Kommenden


Du sprichst von einer neuen jungen Zeit.
Als ob sich Zeiten danach richten würden!
Bedacht mit hoffnungsschweren Lasten, Bürden,
Die keiner tragen würde, der, befreit,

Die Zukunft gut gestaltete, und so versagt:
Du fragst nicht einen Augenblick nach Hürden,
Die, aufgehäuft von falsch verstandnen Würden,
Als Hindernis, das in das Morgen ragt,

Den Weg verengen. Nimm sie, deine Träume,
Und lege sie als ungeträumt zu Seite.
Es öffnet Horizonte, weitet Räume,

Für das, was nach dir wächst und wird: Bereite
Den Abschied, dass er fördert, nicht beschwert
Und so den Kommenden das Glück verwehrt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
jaja, diese hoffnungsschweren Bürden

Das singt sich nicht. Mit so viel Bürdenlehm am klobigen Stiefel, wer kann da tanzen? (Marschieren will ich nicht.)

"mit hoffnungsschweren Lasten, Bürden"

In der Tat: Das trägt sich nicht.
Muß auch ein armes Schwein sein, das derartig mit Hoffnung "beschwert" wird; 's ist also eine Art Mitleidslied für die Kommenden, denen die Zukunft durch offene Türen verrammelt wird.
 

Walther

Mitglied
hi mondnein,

danke für deinen äußerst bedeutungsschwangeren eintrag. in der tat spricht das gedicht von lasten. aber, was wunder, die wörter stehen da ja auch, nicht wahr?

nun ist "hoffnungsschwer" ja eine contradictio in adiecto, also ein widerspruch in sich. das stellt wiederum die frage, ob der dreiklang "lesen-verstehen-handeln" nicht wenigstens spätestens beim zweiten schritt assonant wurde. man findet den falschen ton jedenfalls im obigen statement.

aber, nun denn, das verstehen ist nicht jedem gegeben. was aber zumeist nicht am darüber reden hindert.

lg w.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
mit Hoffnung beschwert

Gut machst Du das, fein, Walther: Du liest, verstehst und handelst.
Du liest das Wort "hoffnungsschwer" (und hast Du es nicht selbst geschrieben?), und ja, Du verstehst es auch: Es ist eine contradictio in adiecto. Ja, Du sagst es selbst. Und damit verstehst Du auch meinen kleinen Beitrag. Denn nichts anderes habe ich angemerkt. Hoffnung mit "schwer" zu verbinden, das ist eben das, was ich bildhaft mit "Lehm am Stiefel" verglichen habe. Siehst Du, genau das habe ich geschrieben, was Du, Walther, mir nun zeigen willst.
Danke, hab's schon gesehen. Eben. Richtig. Gut, weiter so!
 

M. Famusch

Mitglied
Hallo Walther,
ein sehr trauriges Gedicht, da bleibt einem ja die Hoffnung im Hals stecken ... und wenn selbst die Träume abhanden kommen, was bleibt dann noch übrig ... jede Generation baut auf der nächsten auf, -warum sollte man sich also vor der nächsten wegdrücken (lassen) freiwillig ...?!
Sonnige Grüße
M.F.
 

Walther

Mitglied
was,

lb. mondnein,

hat das bild lehm am stiefel mit "hoffnungsschwer" zu tun? nichts. wer ohne stiefel in dem lehm geht, handelt wie der lehrer, der meint, er wisse bescheid, wenn ihm ein schüler erklärt, daß er daneben liegt. weiß er nicht, und das ist auch alles, was er weiß. und nun geht es um souveränität und nicht um kleinliches besserwissen.

dein wort ist tönernd und beleerend (das h ist hier bewußt durch ein e ersetzt). daran liegt es auch, daß du selbst dort persistent beckmesserst, wo schweigen klug wäre.

das gedicht hat sicherlich schwächen, aber eben nicht fort, wo du meinst, sie gefunden zu haben. ich denke, wir lassen dieses wichtigreden jetzt. es bringt nichts. und dir hilft es nicht aus der lage, in die du dich hineinmanövriert hast.

lb w.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Du widersprichst Dir selbst: Du sagst, Du willst "es lassen", willst aufhören, und dennoch kannst Du einfach nicht aufhören. Du meinst, ich soll schweigen, aber Du kannst es nicht, also nennst Du mich "wir". Nett.
 

Walther

Mitglied
hallo m. famusch,

der generationenwechsel ist ein schwieriges unterfangen. beide seiten haben häufig positionen, die nur schwer vereinbar sind.

die ältere überfordert die jüngere zumeist mit vorgaben und erwartungen. die jüngere hingegen meint häufig, daß das althergebrachte nicht mehr zeitgemäß sei. im gedicht geht es darum, den nachfolgenden die chance auf eigene träume zu geben und die bürden der vergangenheit zu erleichtern.

erwartungen können, sinnvoll ausgesprochen, ansporn sein. übertreibt man sie, können sie lähmen und das scheitern herbeiführen. fairness, auch unter den generationen, verlangt wechselseitigen respekt und empathie. daraüber denkt dieser text in einigen aspekten nach.

lieben dank für deinen interessanten beitrag!

lg w.
 

molly

Mitglied
Danke Walther, für Dein bedenkenswertes Gedicht.
Wenn ein älterer Mensch sich daran erinnert, welche Erwartungen und Träume er als junger hattet, dürfte der Abschied nicht so schwer sein. Trotzdem ist dieser Weg nicht immer leicht. Das wichtigste ist, was Du auch gesagt hast: Fairniss, von beiden Seiten.

Liebe Grüße und einsonniges Wochenende

molly
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Spieglein Spieglein an der Wand

"dein wort ist tönernd und beleerend (das h ist hier bewußt durch ein e ersetzt). daran liegt es auch, daß du selbst dort persistent beckmesserst, wo schweigen klug wäre."

Wie originell: "beleerend (das h ist hier bewußt durch ein e ersetzt).

Walther, ich habe im Grunde das Gleiche gesagt wie Famusch, ich hatte nur leider das Pech, als Erster meinen Ersteindruck zu formulieren, und diese bekümmert fragende Frische nimmst Du mir übel, während Du auf Famusch erklärend eingehst.
Entwickel Dich nicht zu einem dritten Fettauge, bitte, bitte nicht!
 

Label

Mitglied
Lieber Walther

ein sehr wichtiges Thema, das auch mich schon mal dazu umtrieb es in völlig anderer Art zu formulieren.
Mir gefällt dein Gedicht inhaltlich sehr, allerdings wird mein Genuss doch geschmälert, durch die in diesem Fall sehr konstruiert wirkende Form.
Durch die vielen Satzeinschübe verliert es an Eleganz und Leichtigkeit und ich habe es zu Ende gelesen und bedacht, weil mich das Thema sehr interessiert.

dir ein lieber Gruß
Label
 

Walther

Mitglied
hi molly,

danke für deinen freundlichen eintrag. in der tat ist die intergenerationenkommunikation nicht immer leicht. :)

fairness muß von beiden seiten ausgehen, die waage muß im gleichgewicht bleiben. das ist das schwerste, weil jede seite dem eigenen argument zuerst immer mehr gewicht einräumt, verständlicherweise.

lg w.
 

Walther

Mitglied
hi label,

in der tat ist die form nicht so rund, wie ich sie selbst gerne hätte. das ist auch die echte schwäche, auf die ich weiter oben hinwies. ich habe bisher allerdings keinen vorschlag gelesen, wie das evtl. schöner klingen könnte; aber ich baue ja eh an meinen texten dauernd herum, vielleicht platzt noch der knoten, man soll immer hoffen. ;)

sobald ich eine neue version habe, melde ich mich, bleibe aber für vorschläge immer offen.

lg w.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Walther

Erinnert mich ein wenig an das Stufengedicht, nimm Abschied und gesunde.

Mag ja sein, daß es sich nicht so einfach herunterliest. Das ist bei Sonetten meist der Fall, weshalb ich das nicht als ein Weniger zähle.
Mir sagt der Inhalt zu, die Form ist eingehalten. Gefällt.


Liebe Grüße
Thylda
 

Label

Mitglied
Lieber Walther

ich habe gebastelt, aber du weißt ja, dass ich mich mit Sonetten schwer tue. (Lesen ist viiel einfacher als machen :D) Vielleicht ist trotzdem etwas brauchbares für dich dabei

Du sprichst von einer neuen jungen Zeit.
Als ob sich Zeiten danach richten würden!
Die Hoffnung schwer belastet und mit Bürden,
Wollt keiner tragen, der wenn er befreit,

Die Zukunft gut gestaltete, doch so versagt:
Du fragst nicht einen Augenblick nach Hürden,
Die aufgetürmt von falsch verstandnen Würden,
Und stetig hindernd in das Morgen ragt,

Den Weg verengen. Nimm doch deine Träume,
Und leg sie dir als ungeträumt zu Seite.
Das öffnet Horizonte, weitet Räume,

Für das, was nach dir wächst und wird: Bereite
Den Abschied, dass er fördert, nicht beschwert
Und so den Kommenden kein Glück verwehrt.

Dir einen lieben Gruß
Label
 

Walther

Mitglied
hi thylda,

danke für deinen eintrag und die wertung. wenigstens eine freundliche stimme mehr. :) aber der fluß der sprache ist in der tat optimierungswürdig, das sehe ich selbst so.

lg w.

ps: label muß sich noch etwas gedulden. das wird sonst wieder als pushing verstanden. :)
 
D

Die Dohle

Gast
a dark angels blues, so les ich das.

Hallo Walther,
formal hm, der reim jedenfalls stimmt, inhaltlich hm,
ich denk das läuft gemeinsam, die form der inhalt. so wie´s dasteht, stellt es das, was dasteht auf den kopf.
allerdings:
ich rechne damit, dass das gewollt ist. ein bitterer fluch, glück genannt, über die kommenden?
jo, so steht´s geschrieben allhier ...

lg
die dohle
 

Walther

Mitglied
Hi dohle,

das gedicht muß noch geschliffen werden, damit gehe ich überein. meine doppeldeutigkeiten sind in der tat absicht.

danke für deine wertvollen überlegungen, die ich bei der bearbeitung aufgreifen werde.

lg w.
 

Walther

Mitglied
Das Glück der Kommenden


Du sprichst von einer neuen bessren Zeit.
Als ob die Zeit sich danach richten würde!
Die fremde Hoffnung führt zur schweren Bürde,
Die keiner leichthin trägt. Wär er befreit,

Gelänge ihm die Zukunft. Wer versagt,
Der fragt mit Recht nach dieser hohen Hürde,
Die, aufgehäuft aus falsch verstandner Würde,
Als Hindernis, das in das Morgen ragt,

Den Weg verengt. Hier, nimm sie, deine Träume,
Und lege sie als ungeträumt zu Seite!
Das öffnet Horizonte, weitet Räume,

Für das, was nach dir wächst und wird: Bereite
Den Abschied, dass er fördert, nicht beschwert
Und so den Kommenden das Glück verwehrt.
 

Walther

Mitglied
Hi label,

danke für deine hilfestellung, die ich als hinweistafel für meinen umbau benutzt habe, der oben steht. damit sollte die form und der inhalt besser in einander fließen. manchmal will man einfach zu viel! :)

lg w.
 



 
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