Heute war Montag. Herr Oppenheimer war, nach einem anstrengenden Tag im Büro, endlich nach Hause zurückgekehrt. "Heute habe ich es mir redlich verdient und sogar noch mehr, ich benötige es mal etwas für meinen kulturellen Hintergrund zu tun." Um ehrlich zu sein, wusste er nicht viel über Kultur. Er wusste nur, dass in der Zeitung immer steht wie wichtig sie sei. Also überlegte er sich, womit er denn nun seinen restlichen freien Tag verbringen könnte. Die Zeitung wurde durchblättert, dort standen schwarz auf einem mehr gelb als weiß, Anzeigen wie "Uraufführung im Hölderlintheater" oder "Filmauslese der Klassiker im Kaisersaal". Sollten Sie es nicht wissen, das ist das hiesige Kinoblockhaus mit seinen grauen Fassaden. Eine Anzeige gefiel ihm aber schon besser. Anscheinend wurde ein neues Museum eröffnet. "Das soll es sein. Ein Museum...ja das ist Kultur. Da werden meine Kollegen gucken, wenn ich sage, wo ich war".
So war der Entschluss gefasst und Herr Oppenheimer schnappt sich Mantel und seinen Hut mit einer außergewöhnlich großen Krempe von dem Kleiderständer und verlies seine kleine Mietwohnung. Dort angekommen lief er durch mehrere Glastüren, die alle eine eher milchige Transparenz aufwiesen, als würde man den Besuchern sagen wollen "Kommt nur her, hier ist alles frei zu betreten." aber dann kommt eben doch der Schalter an dem man wie überall sonst auch bezahlen muss. Fünf Mark kostete der Eintritt, viel Geld wie er fand, aber der Entschluss stand fest. Nun befand er sich kurz vor dem Beginn der Ausstellung und lief frohen Mutes hurtig hinein. Im Augenwinkel sah er noch ein kleines Poster "Porträtausstellung nur noch bis zum Wochenende.“, eilte aber schnell daran vorbei. Er ging hinein und von den Wänden starrten ihn überall große Gemälde mit verzierten goldenen Rändern an. Genauer gesagt waren es nicht sie, sondern die Personen auf den Bildern, die seit Jahrhunderten von dort oben herabsahen. Es waren freundliche, grimmige, arme, reiche, junge, alte und noch viele andere Personengruppen vertreten. Herr Oppenheimer interessierte sich nicht groß für die Bildunterschriften und überflog diese nur gelegentlich. Sie gaben Auskunft über Ort und Hintergrundgeschichte des Bildes. Hauptsächlich fokussierte er sich auf die Gesichter der Personen, studierte deren Falten, Mimik und hin und wieder blieb sein Blick an einem Makel, wie einer Narbe auf der Backe, hängen.
Doch als er den nächsten Raum betrat, war etwas anders. Der Raum war verhältnismäßig klein, in reinem weiß gestrichen und in der Mitte stand lediglich eine kleine Bank. Beim Vorbeilaufen schon als unspektakulär abgestempelt, wäre er schon fast wieder vor dem Raum umgekehrt. Jedoch sah er sie in diesem Moment. Sie hatte wallendes kastanienbraunes Haar, in jedem Ohr einen goldenen Ohrring und trug ein hellrotes Kleid, welches einen unbeschreiblichen Kontrast zu ihren Haaren darstellte. Nachdem er sie so ein wenig angestarrt hatte entschloss er sich dazu, auf sie zuzukommen. Er ging, unerklärbarer Weise von jeglicher Schüchternheit befreit, auf die Dame zu. Er stellte sich vor, meinte, dass er sonst eigentlich nie in Museen ginge und berichtete stolz wie ein Kind von seinen heutigen Erfahrungen hier. Die Frau lächelte ihn aufmunternd an und hörte ihm eifrig zu, was ihn nicht weniger überraschte. In diesem Moment aber klopfte jemand auf seine Schulter. „Entschuldigen Sie, anscheinend haben Sie die Durchsagen überhört. Aber wir schließen.“ Es war eine der Museumsangestellten, die ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue streng musterte, bestimmt hieß sie Frau Schmidt. Peinlich berührt verabschiedete er sich von der Dame im roten Kleid und er meinte fast, dass sie ihm ein wenig winkte als er hastig den Raum verließ. Zu Hause angekommen wurde ihm sein Fehler klar. Er hatte die Dame nicht gefragt, wie sie hieß, geschweige denn, ob sie sich wiedersehen konnten. „Sie sah aber aus wie eine Frau von Welt, sie fühlte sich wohl in diesen vier Wänden. Ich komme einfach so oft wieder, bis ich sie wiederum dort treffe.“
Gesagt getan. Sobald Herr Oppenheimer seine Arbeit am nächsten Tag hinter sich gebracht hatte, fuhr er besessen von der Dame in rot erneut zum Museum. Und tatsächlich. Er traf sie erneut. Dort in jenem kleinen Raum, in dem sonst nichts und niemand war. Als sie ihn sah, lächelte sie ihm schon von weitem entgegen. Er setzte sich zu ihr und erfuhr heute mehr über sie. Ihr Name war Lorelette und sie kam aus Frankreich. Während er redete und sah, wie sie ihn anlächelte dachte er wieder und wieder bei sich „Sie ist viel zu schön, als dass es wahr sein könnte.“ Und tatsächlich, die Dame mit dem roten Kleid, die wieder goldene Ohrringe trug, konnte mit ihren kleinen Grübchen und dem spitzen Kinn, jeden von sich überzeugen. So kam es dazu, dass unser lieber Herr Oppenheimer jeden Tag kam, nur um sie zu treffen. Jeden Tag war sie dort und er verliebte sich mehr und mehr in sie. Ihre Augen waren übrigens grün. Doch am Freitag war alles anders. Er ging zu Arbeit, fuhr zum Museum, wie die ganze Woche schon. Jedoch war er dieses Mal niedergeschlagen und deprimiert. Nur dachte er unablässig den Gedanken „Heute ist der letzte Tag“. Wenn Sie mich fragen würden, könnte ich keinerlei Antwort geben, woher diese Gedanke stammt. Erneut traf er Lorelette, die lächelnd auf ihn wartete in dem selben kleinen weißen Raum wie immer. Sofort wurde ihm warm ums Herz. Sie unterhielten sich wie immer und ihre Augenpartie nahm er heute intensiver wahr denn je. „Viel zu schön, um wahr zu sein“ schoss ihm kurz durch den Kopf. Doch als die Öffnungszeit des Museums sich dem Ende neigte, wurde er hektischer und hektischer. Er fragte sich, wie sie ihn so entspannt anlächeln konnte, da es doch gleich vorbei sei. Da redete er hektisch auf sie ein, was ihre Pläne seien und was sie in Zukunft tun könnten, um sich weiterhin sehen zu können. Als sie darauf nicht weiter einging und er die Dame, die wahrscheinlich Frau Schmidt hieß, erneut auf sich zulaufen sah, schnappte er sich eher grob als liebevoll Lorelette und rannte mit ihr aus dem Museum. Die Angestellten dort riefen ihm einiges hinterher, doch war es viel zu laut, um sie noch verstehen zu können. Er sprang in ein Taxi, fuhr den größten Teil der Strecke zurück, stieg kurz darauf wieder aus und rannte den Rest des Weges zu seiner Wohnung.
Dort angekommen machte er erstmals halt. Erst jetzt konnte er wieder entspannen. Er machte sich einen Tee und genoss es einfach nur, mit ihr dort am Tisch zu sitzen. Ein Traum wurde wahr „viel zu schön um wahr zu sein“, dachte er sich erneut. Er nahm die Dame im roten Kleid in die Hand und fing an mit ihr zu tanzen. Erst langsam und bedächtig, dann immer schneller. So geschah es, dass er sich nahezu in Ektase tanzte. Er wirbelte Lorelette herum und hatte sich kaum noch unter Kontrolle vor Freude. Und dann geschah es. Mitten in einer der wildesten Umdrehungen bisher, entglitt sie und fiel ihm unkontrolliert aus der Hand. Sie prallte sehr stark gegen den viel zu nah stehenden Tisch in der kleinen Wohnung und nicht nur ihr Kleid zerriss komplett. Das helle rot des Kleides wurde dunkler und dunkler, während Herr Oppenheimer zum Telefon spurtete. „Ja hallo Polizei, Norman Oppenheimer hier, meine Frau ist gestürzt und schwer verletzt. Ich brauche Hilfe!“ Doch nichts verwunderte ihn mehr, als auf der anderen Seite nach einem kurzen Rauschen nur ein „Bleiben sie ruhig Herr Oppenheimer, ein Wagen wurde bereits zu Ihnen gesandt.“ ertönte. Wie konnte es auch sein, dass schon ein Wagen geschickt worden sei, bevor er angerufen hatte? Jedoch blieb ihm nicht viel Möglichkeit diesen Gedanken weiter zu spinnen, denn in diesem Moment, flog die Tür aus den Angeln. Mehrere Polizisten traten, die Waffen im Anschlag, in die kleine Wohnung ein. Norman zeigte wie wild auf seine verwundete Geliebte und verstand die Reaktion die Polizei nicht. Sie rannten auf ihn zu, legten ihm grob Handschellen an und sprachen mehrfach in ein Funkgerät „Wir haben ihn!“. Während der nichts verstehende Norman abgeführt wurde, sah die Wohnung aus wie immer. Nur zu seinen Füßen lag ein zerrissenes Gemälde, mit verziertem goldenen Rahmen.
So war der Entschluss gefasst und Herr Oppenheimer schnappt sich Mantel und seinen Hut mit einer außergewöhnlich großen Krempe von dem Kleiderständer und verlies seine kleine Mietwohnung. Dort angekommen lief er durch mehrere Glastüren, die alle eine eher milchige Transparenz aufwiesen, als würde man den Besuchern sagen wollen "Kommt nur her, hier ist alles frei zu betreten." aber dann kommt eben doch der Schalter an dem man wie überall sonst auch bezahlen muss. Fünf Mark kostete der Eintritt, viel Geld wie er fand, aber der Entschluss stand fest. Nun befand er sich kurz vor dem Beginn der Ausstellung und lief frohen Mutes hurtig hinein. Im Augenwinkel sah er noch ein kleines Poster "Porträtausstellung nur noch bis zum Wochenende.“, eilte aber schnell daran vorbei. Er ging hinein und von den Wänden starrten ihn überall große Gemälde mit verzierten goldenen Rändern an. Genauer gesagt waren es nicht sie, sondern die Personen auf den Bildern, die seit Jahrhunderten von dort oben herabsahen. Es waren freundliche, grimmige, arme, reiche, junge, alte und noch viele andere Personengruppen vertreten. Herr Oppenheimer interessierte sich nicht groß für die Bildunterschriften und überflog diese nur gelegentlich. Sie gaben Auskunft über Ort und Hintergrundgeschichte des Bildes. Hauptsächlich fokussierte er sich auf die Gesichter der Personen, studierte deren Falten, Mimik und hin und wieder blieb sein Blick an einem Makel, wie einer Narbe auf der Backe, hängen.
Doch als er den nächsten Raum betrat, war etwas anders. Der Raum war verhältnismäßig klein, in reinem weiß gestrichen und in der Mitte stand lediglich eine kleine Bank. Beim Vorbeilaufen schon als unspektakulär abgestempelt, wäre er schon fast wieder vor dem Raum umgekehrt. Jedoch sah er sie in diesem Moment. Sie hatte wallendes kastanienbraunes Haar, in jedem Ohr einen goldenen Ohrring und trug ein hellrotes Kleid, welches einen unbeschreiblichen Kontrast zu ihren Haaren darstellte. Nachdem er sie so ein wenig angestarrt hatte entschloss er sich dazu, auf sie zuzukommen. Er ging, unerklärbarer Weise von jeglicher Schüchternheit befreit, auf die Dame zu. Er stellte sich vor, meinte, dass er sonst eigentlich nie in Museen ginge und berichtete stolz wie ein Kind von seinen heutigen Erfahrungen hier. Die Frau lächelte ihn aufmunternd an und hörte ihm eifrig zu, was ihn nicht weniger überraschte. In diesem Moment aber klopfte jemand auf seine Schulter. „Entschuldigen Sie, anscheinend haben Sie die Durchsagen überhört. Aber wir schließen.“ Es war eine der Museumsangestellten, die ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue streng musterte, bestimmt hieß sie Frau Schmidt. Peinlich berührt verabschiedete er sich von der Dame im roten Kleid und er meinte fast, dass sie ihm ein wenig winkte als er hastig den Raum verließ. Zu Hause angekommen wurde ihm sein Fehler klar. Er hatte die Dame nicht gefragt, wie sie hieß, geschweige denn, ob sie sich wiedersehen konnten. „Sie sah aber aus wie eine Frau von Welt, sie fühlte sich wohl in diesen vier Wänden. Ich komme einfach so oft wieder, bis ich sie wiederum dort treffe.“
Gesagt getan. Sobald Herr Oppenheimer seine Arbeit am nächsten Tag hinter sich gebracht hatte, fuhr er besessen von der Dame in rot erneut zum Museum. Und tatsächlich. Er traf sie erneut. Dort in jenem kleinen Raum, in dem sonst nichts und niemand war. Als sie ihn sah, lächelte sie ihm schon von weitem entgegen. Er setzte sich zu ihr und erfuhr heute mehr über sie. Ihr Name war Lorelette und sie kam aus Frankreich. Während er redete und sah, wie sie ihn anlächelte dachte er wieder und wieder bei sich „Sie ist viel zu schön, als dass es wahr sein könnte.“ Und tatsächlich, die Dame mit dem roten Kleid, die wieder goldene Ohrringe trug, konnte mit ihren kleinen Grübchen und dem spitzen Kinn, jeden von sich überzeugen. So kam es dazu, dass unser lieber Herr Oppenheimer jeden Tag kam, nur um sie zu treffen. Jeden Tag war sie dort und er verliebte sich mehr und mehr in sie. Ihre Augen waren übrigens grün. Doch am Freitag war alles anders. Er ging zu Arbeit, fuhr zum Museum, wie die ganze Woche schon. Jedoch war er dieses Mal niedergeschlagen und deprimiert. Nur dachte er unablässig den Gedanken „Heute ist der letzte Tag“. Wenn Sie mich fragen würden, könnte ich keinerlei Antwort geben, woher diese Gedanke stammt. Erneut traf er Lorelette, die lächelnd auf ihn wartete in dem selben kleinen weißen Raum wie immer. Sofort wurde ihm warm ums Herz. Sie unterhielten sich wie immer und ihre Augenpartie nahm er heute intensiver wahr denn je. „Viel zu schön, um wahr zu sein“ schoss ihm kurz durch den Kopf. Doch als die Öffnungszeit des Museums sich dem Ende neigte, wurde er hektischer und hektischer. Er fragte sich, wie sie ihn so entspannt anlächeln konnte, da es doch gleich vorbei sei. Da redete er hektisch auf sie ein, was ihre Pläne seien und was sie in Zukunft tun könnten, um sich weiterhin sehen zu können. Als sie darauf nicht weiter einging und er die Dame, die wahrscheinlich Frau Schmidt hieß, erneut auf sich zulaufen sah, schnappte er sich eher grob als liebevoll Lorelette und rannte mit ihr aus dem Museum. Die Angestellten dort riefen ihm einiges hinterher, doch war es viel zu laut, um sie noch verstehen zu können. Er sprang in ein Taxi, fuhr den größten Teil der Strecke zurück, stieg kurz darauf wieder aus und rannte den Rest des Weges zu seiner Wohnung.
Dort angekommen machte er erstmals halt. Erst jetzt konnte er wieder entspannen. Er machte sich einen Tee und genoss es einfach nur, mit ihr dort am Tisch zu sitzen. Ein Traum wurde wahr „viel zu schön um wahr zu sein“, dachte er sich erneut. Er nahm die Dame im roten Kleid in die Hand und fing an mit ihr zu tanzen. Erst langsam und bedächtig, dann immer schneller. So geschah es, dass er sich nahezu in Ektase tanzte. Er wirbelte Lorelette herum und hatte sich kaum noch unter Kontrolle vor Freude. Und dann geschah es. Mitten in einer der wildesten Umdrehungen bisher, entglitt sie und fiel ihm unkontrolliert aus der Hand. Sie prallte sehr stark gegen den viel zu nah stehenden Tisch in der kleinen Wohnung und nicht nur ihr Kleid zerriss komplett. Das helle rot des Kleides wurde dunkler und dunkler, während Herr Oppenheimer zum Telefon spurtete. „Ja hallo Polizei, Norman Oppenheimer hier, meine Frau ist gestürzt und schwer verletzt. Ich brauche Hilfe!“ Doch nichts verwunderte ihn mehr, als auf der anderen Seite nach einem kurzen Rauschen nur ein „Bleiben sie ruhig Herr Oppenheimer, ein Wagen wurde bereits zu Ihnen gesandt.“ ertönte. Wie konnte es auch sein, dass schon ein Wagen geschickt worden sei, bevor er angerufen hatte? Jedoch blieb ihm nicht viel Möglichkeit diesen Gedanken weiter zu spinnen, denn in diesem Moment, flog die Tür aus den Angeln. Mehrere Polizisten traten, die Waffen im Anschlag, in die kleine Wohnung ein. Norman zeigte wie wild auf seine verwundete Geliebte und verstand die Reaktion die Polizei nicht. Sie rannten auf ihn zu, legten ihm grob Handschellen an und sprachen mehrfach in ein Funkgerät „Wir haben ihn!“. Während der nichts verstehende Norman abgeführt wurde, sah die Wohnung aus wie immer. Nur zu seinen Füßen lag ein zerrissenes Gemälde, mit verziertem goldenen Rahmen.