schreibfuchs
Mitglied
Während Mukhtar die Stadt erkundete und dabei mit dem immer größer werdenden Hunger kämpfte, hatte er das Armenviertel hinter sich gebracht und betrat plötzlich und unvermittelt den großen Basar. Der Basar bot auf seiner großen Freifläche, um die herum die ersten Häuser wohlhabender Bürger angeordnet waren, zahlreichen Händlern die Möglichkeit, ihren Geschäften nachzugehen. Hier tummelte sich alles, was Geld besaß und es herrschte seltsamerweise kein Gestank, sondern ein angenehmer Wohlgeruch vor. Mukhtar erblickte hauptsächlich Frauen, die das Kundenbild bestimmten. Die meisten dieser Frauen trugen, mit ihrer typischen schwarzen Abja (Ganzkörperkleid mit Gesichtschleier) ihren unbeugsamen muslimischen Glauben zur Schau. Andere Frauen hingegen, bezeugten mit den farbenfrohen Dischdas oder Jelbabs (Feiertagskleider ohne strenge Verschleierungsordnung) ein Stückchen Emanzipation, die sie hier, stolz, erhaben, gleich einer Trophäe, zur Schau trugen.
Die Händler, vornehmlich Männer, zumeist mit weißem Turban, vielfarbenen Kaftan und hohen Schnabelschuhen bekleidet, bestimmten das Gegengewicht zu den Frauen. Sie übertrafen sich, mit gurrenden Geschäftsrufen, einladenden Gesten und geschäftstüchtigem Gebaren. Denn sie alle verband ein Ziel: Kaufen, verkaufen, feilschen, handeln und keinen Gedanken an die Armen zu verschwenden, deren Reich, nur einen Steinwurf weit, gleich neben dem Basar begann. Weiter hinten, im guten Blickfeld der Augen, zeugten hohen, verglasten Rundbauten der sogenannten Kolonnaden, vom noblen Einkaufseldorado der Reichen. Dabei handelte es sich um ein einstöckiges, weitläufiges Bauwerk, deren einzelne Gebäude ringförmig zu einem Ganzen gefügt waren und einen gepflegten und schattigen Innenhof mit lauschigen Tavernen und gefälligem Springbrunnen besaßen…
Die Basar-Händler boten und priesen ihr Überangebot an Waren an. Waren, die so lecker dufteten und so ausgiebig vorhanden waren, dass sie fast die reich verzierten Einfassungen ihrer Auslagen sprengten. Mukhtar fiel nicht nur zwischen den vielen Frauen, die alle Einkäufe tätigten, sofort auf, sondern auch durch sein ärmliches Auftreten. Er reckte seine Nase einem herzhaften Duft nach, der ihn vor den Stand eines Fleischhändlers lotste. Hier befand sich die Quelle dieses verführerrischen Geruchs: Gesotten, gebraten oder gekocht, alles lag wie zum Anbeißen, Schlemmen und Genießen da! Es duftete so appetitlich, dass er den Händler, ohne es selbst zu wollen, bittend und aus hungrigen Augen anstarrte:
„Was glotzt du so blöd“, ereiferte sich sofort der Händler, „ du buckliger Derwisch, du Sohn eines Bettlers! Hier gibt es nichts zu schnurren! Wenn du kein Gold oder keinen Sultano in der Tasche hast, gibt es auch nichts zu beißen, also pack dich! Du vertreibst mir nur meine Kunden!“
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, denn bald sah man Mukhtar nicht nur mit scheelem Blick an, sondern zeigte auch drohend die Fäuste oder stieß widerwärtige oder frevlerische Flüche und verächtliches Gelächter, über sei hilfloses Gebaren, aus. So lief er von einem Stand zum nächsten, und fand kein Mitleid und niemanden, der sich barmherzig zeigte, sondern erntete immer neuen Hohn, Spott und Verwünschungen. Das konnte Mukhtar nicht länger ertragen und verließ schließlich tief gedemütigt und traurig den Basar. Diese Lehre, so schwor er bei allem, was ihm heilig ist, wollte er sich gut einprägen, um ähnliches nicht noch einmal erleben zu müssen.
So taumelte er mit schlotternden Knien, aber auch zornig und wütend, direkt in eine der Gassen und hörte mit Freude, endlich eine verheißungsvolle Stimme:
„Herbei, herbei, gekocht ist der Brei!“
Mukhtar wusste gar nicht, wie ihm geschah. Diese Stimme kam doch seinem knurrenden Magen mehr als gelegen. Die Vorfreude auf eine warme Mahlzeit begann sein Herz zu erwärmen:
„Allah sei Dank, für diesen Lichtblick! Die gute Alte lädt mich so freundlich ein. Beschwerlich war die Reise! Oh, ich bin fast am Verhungern: Immer nur Wandern und mühsam gesuchte Beeren essen! Die großen Wüstenschauspiele haben meinen ungeheuerlichen Hunger auch um kein Lot gemildert. Eine Krume Brot und ein Schlückchen Wasser würden mir jetzt ganz gut tun. Oh, ich habe so großen Hunger! Diese Frau wird bestimmt ein großer Menschenfreund sein. Ich glaube, ich habe meinen ersten Freund gefunden. Dass, das so schnell gehen würde, hätte ich nie für möglich gehalten, Allah sei Dank!“
Jetzt hört er wieder, diese glockenhelle und sanfte Stimme:
„Kommt alle zu mir, oh ihr samtpfötigen Mäusejäger!“
Mukhtar sah nun die Besitzerin der Stimme. Es war eine vollkommen verschleierte Frau, von der nur die Augen sichtbar waren. Mukhtar dachte bei sich:
„Samtpfötige Mäusejäger? Beim Scheitan, ich habe keine Pfoten und Samt schon gar nicht! Ist ja auch egal.“
Er lief zu der Alten und begrüßte sie herzlich:
„Allah zum Gruß, gute Frau.
Herzlichen Dank für eure seelengute Einladung!“
Die Frau fixierte Mukhtar mit einem stechenden Blick, sprach aber plötzlich mit einer ganz anderen unfreundlichen und derben Stimme:
„Einladung? Beim Derwisch, wer hat denn dich buckligen Vertreter der Altkleidersammlung zu mir eingeladen?“
Mukhtar war über die Wandlung der Frau total überrascht. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und erklärte den naiven spielend:
„Oh, ihr Tochter aller Garküchen, habt doch gerufen: „Herbei, herbei, gekocht ist der Brei!“
Die Frau schaute ihn vollkommen entgeistert an, war erst einmal sprachlos, fing sich aber schnell und feuerte nun eine Kanonade aus Schimpfwörtern auf ihn ab:
„Beim Barte des Propheten! Damit meinte ich doch nicht dich, du Ausgeburt aller Missgestalten! Damit meinte ich doch meine liebreizenden Kätzchen, für die ich jeden Tag einen leckeren Brei koche! Das weiß doch jeder hier!“
Mukhtar tat immer noch naiv und schaute die Frau aus großen und unschuldigen Augen an und sprach:
„Nein! Das ist ja zu putzig! Da müsst ihr aber eine große und herzensgute Frau sein. Wenn ihr schon zu eueren Katzen so ein auffallendes und gutes Verhältnis besitzt, wie groß wird dann erst die Liebe zu den Zweibeinern, ich meine den Menschen sein? Also ich für mein Teil, habe eure Worte als Einladung verstanden und fühle mich sehr geehrt und nehme natürlich an. Wahrscheinlich habe ich euch eben falsch verstanden, doch ich bin sicher, dass sich jetzt alles aufklären wird.“
Die alte Frau hob ihre Hände wie ein Greifvogel, der auf seine Beute herabstoßen will und geiferte:
„Du ungläubiger Hund! Falsch verstanden? Ich werde dir gleich lehren auf die Worte einer ehrbaren Frau aus der Sultanstadt zu hören und sie niemals falsch zu verstehen! Allah soll mir das Fleisch von den Knochen reißen und die Augen verdorren lassen, wenn meine Worte nicht die Wahrheit sind! Beim Leben meiner Katzen!“
Mukhtar erkannte seine ausweglose Situation und erklärte beschwichtigend:
„Wenn ich es mir recht überlege und mir eure Worte nochmals in Erinnerung zurückrufe, habe ich euch doch verstanden!“
Nach einer kleinen Weile, die aus gegenseitigen Belauern und Fixieren bestand, versuchte er seine Position nochmals zu verdeutlichen und rief trotzig wie ein kleines Kind aus:
„Ich bin aber trotzdem sehr hungrig!“
Die Alte schien nachzudenken. Dann tat sie den Mund auf und flötete süßsäuerlich:
„Nun, du Sohn einer schieläugigen Klapperschlange und einer stumpfsinnigen Mauleselin, ich will ja nicht als Rassist oder Menschenfeind dastehen und außerdem will ich nicht, dass du zu den Pressefuzzis von den „PALACE NEWS “ rennst und mich ausschmierst! Schließlich warten die ja, wie die Spinne im Netz, auf alles, was sich als Story gut verkaufen lässt und mein guter Name ist mir für diese Angelegenheit wirklich viel zu schade. Höre also zu: Wenn du schon mal da bist, deine kurzen Beine unter meinen Tisch baumeln lassen und die Reste meines Katzenbreies vertilgen willst, schlage ich dir ein Geschäft vor.
Mukhtar ergänzte schnell, in der Hoffnung es nicht schlecht zu treffen, ihre lauten Gedanken:
„Wenn ich also zu essen und einen Platz zum Schlafen bekomme...“
Die alte Frau ergänzte zufrieden über den Beginn seines Satzes:
„...kümmerst du dich um meine Katzen, gehst mit ihnen spazieren und bewachst mein Haus!“
Mukhtar, sichtlich froh über diesen leichten Dienst rief sofort laut und eilfertig:
„Top, abgemacht! Babysitter für Katzen wollte ich schon immer mal sein! Ich bin der geborene Katzenbabysitter, ihr könnt euch auf mich verlassen!“
Mukhtar hatte seinen Posten als Katzenbabysitter nun schon monatelang mit Bravour erfüllt. Die Alte hatte sich, da sie mit seiner Arbeit sehr zufrieden war, immer als großzügige Herbergsmutter gezeigt. Ihr Mann, ein höhergestellter und getreuer Diener am Hofe des Sultans, war schon seit Jahren tot. Sie besaß als seine Witwe und Universalerbin ein gutes Auskommen und galt bei ihren Standesgenossinen als ehrbares Mitglied und vorzügliche Gesprächspartnerin, wenn es galt über andere nicht anwesende Damen herzuziehen. In dieser Eigenschaft verkehrte sie oft und lange außer Haus und konnte sich, hinsichtlich ihrer zahlreichen Katzen, voll auf Mukhtars Ergebenheit und sein gutes Händchen verlassen. Mukhtar selbst hatte sich nach seinem Wüstenmarsch schon wieder soweit stabilisiert, dass er begann seine Situation, die nicht die schlechteste war, in Frage zu stellen und zu beklagen:
„Ach nun hüte ich euch schon seit vielen Monden - voller Milde und Geduld. Nicht das es mir keinen Spaß macht? Nein, aber die Erfüllung ist es nun auch gerade nicht!“
Mukhtar ging wie gewohnt, mit einem Auge auf die Katzen achtend, durch das Haus der Alten, dessen Räume aufs Prächtigste herausgeputzt, fast Puppenstubencharakter trugen. Sie waren voll gestopft mit wertvollen Pokalen, Möbeln, Teppichen, Krügen, Kannen und teuren Vasen aus aller Herren Länder. Manches, so entdeckte Mukhtar, trugen noch die Reste von Stempelaufdrucken des alten Eigentümers, nämlich des Sultans, so dass sich ihre Herkunft schnell bestimmen ließ. Bei vielen Exponaten wurde versucht den Ursprung wegzuschmirgeln, jedoch bei einigen, ließ er sich noch eindeutig nachweisen. Doch er kümmerte sich nicht weiter um dieses Diebesgut, sondern verrichtete getreulich seine Arbeit. So verging die Zeit bei der Alten. Die Tage reihten sich aneinander und glichen sich, wie eine Perle der anderen. Manchmal fühlte sich Mukhtar wie ein Museumswärter im Katzengehege. Die Katzen benahmen sich manchmal lieb und manchmal wie die Vandalen. Sie balgten sich herum, dass die Fetzen nur so flogen, was gerade in ihrer rolligen Zeit nicht verwunderlich war. So geschah es eines Tages, als sich die Katzen wieder einmal total übermütig benahmen…
„Huch, nicht so tollkühn. Vorsicht! Ach, ihr Katzen seid schlimmer, als ein Sack voller Flöhe!“
Aber in Wirklichkeit interessierten ihn die Katzen gar nicht mehr so richtig. Sein Interesse galt vielmehr einer ganz anderen Tatsache, nämlich dem Palast des Sultans und dort einer ganz bestimmten Person!
„Wenn man zum Fenster hinausschaut, hört man nichts anderes wie: Palast vorne und Sultan hinten. Das nervt manchmal, aber es würde mich doch wirklich mal interessieren, wie es im Inneren des Palastes aussieht. Der Sultan soll zwar, wie man hört, ein eitler und dummer Fatzke sein! Hmm, es scheint also kein Wunder, dass man ihm so einfach das Geschirr vom Tisch oder die Butter vom Brot klauen kann. Aber er soll auch gleichzeitig eine Tochter besitzen, die so schönen, wie der junge Morgen ist. Also Sachen gibt’s! Die Tochter soll Shakira heißen, eine echte Prinzessin und richtig wunderschön sein!“
Mukhtar hatte sich an diesem Gedanken entzündet. Seine Augen leuchteten und sein Herz ging auf, als er seufzte:
„Prinzessin Shakira! Wäre das nicht eine Super-Braut für mich? Mensch und so praktisch, wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl? Schließlich will ich nicht mehr oder weniger, als eine Braut mit festem Wohnsitz, bezauberndem Aussehen und festem Job. Aber, Moment mal: Prinzessin ist doch mehr als ein Job! Ist Prinzessin nicht sogar eine Lebensstellung. Ich glaube, Prinzessin ist noch mehr als Beamter? Gesetzt dem Fall ich könnte irgendwie ihr Herz gewinnen, wäre ich dann nicht auch automatisch der Prinz an ihrer Seite...? „
Mukhtar lächelt bei dieser Vorstellung, vergaß nun die Katzen vollends, nahm sich einen alten und schäbigen Mantel, legte ihn sich um die Schulter, stülpte sich einen prunkvollen Pokal verkehrt herum auf den Kopf, nahm einen großen Kochlöffel zur Hand, verbeugte sich tief und rief laut und theatralisch:
„Prinzessin Shakira, willst du meine Frau werden!“
In diesem Augenblick, hörte er ein lautes Rumoren. Er jammerte laut:
„Ihr blöden Katzenviecher, könnt ihr mir nicht mal einen schönen Traum gönnen?“
Doch die Katzen scherten sich keinen Deut um ihren Bewacher und seine Träume, sondern sprangen über Tisch und Stühle, Kommoden und Anrichten. Sie hingen und rissen an den schweren Brokatvorhängen, bis sie rauschend zu Boden gingen und sprangen mitten in die schönste Vasensammlung des Sultans hinein. Das wertvolle Inventar schepperte und klirrte laut. Mukhtar wusste sich keinen anderen Rat mehr als zu rufen:
„Bei Allah! Passt auf die teure, schöne Vase aus der dritten Ming Dynastie auf...!“
Doch alles half nichts. Ein lautes Scheppern unterbrach das Katzenspiel, das plötzlich, wie durch Magie, abbrach. Ein letztes kurzes Fauchen und Miauen beendete das Fiasko und wurde von einer beängstigenden Stille abgelöst…
Mukhtar sah mit Entsetzen, was die Katzen angerichtet hatten:
„Nein, die teure, unersetzliche, kostbare Chinesische Vase, nun ist sie entzwei!“
Mukhtar war, durch diese Katzen-Katastrophe, schnell aus seinem Traum in die Gegenwart zurückgebracht wurden. Er jammerte laut und hemmungslos:
„Oh, beim Scheitan, ihr treuloses Pack, ihr Söhne und Töchter der Gosse, ihr bärtigen Schwanzträger, was habt ihr angerichtet? Die Chinesische Vase ist entzwei! Die Alte wird mir alle Schuld geben und euch in Schutz nehmen! Oh, ihr fellgesichtigen Unglückstiere…!“
Mukhtar hielt die Augen geschlossen und verfiel in ein hemmungsloses Schluchzen! Alle Wünsche und Träume waren plötzlich wie ausgelöscht! Er hämmerte sich in seiner Verzweifelung mit den Fäusten gegen die Stirn. Dicke Tränen kullerten über sein Gesicht. Langsam öffneten sich seine Augen. Er zog geräuschvoll die Nase hoch, wischte sich die Tränen ab und sah staunend auf das Ergebnis von dem Malheur!
„Oh, was für Schätze sind denn hier zum Vorschein gekommen!
Hey, beim Barte des Propheten, was ist denn das?
Bei meinem Buckel, Pantoffeln?
Wie schön die sind!
Wenn das kein Wink Allahs ist, mich auf diesen Pantoffeln aus dem Staube zu machen.
Und ein Stöckchen!
Bah, mit einem so wunderschön verzierten Knauf!
Ah, das ist ja ein Löwenkopf!
Wie schwer der ist?
Ist der etwa aus Gold?
Sind das hier nicht Edelsteine?
Wenn ich das Stöckchen zum Basar trage, füllt es meine Reisebörse!“
Mukhtar raufte sich die Haare, schaute sich ein letztes Mal in der Wohnung um, fasste schnell einen Entschluss und rief freudig erregt:
„Bei Allah, so schnell kann es gehen! Adieu, Ihr mäusefangenden Bettvorleger!
Da hörte er plötzlich eine unbekannte, schnurrende Stimme:
„Halt ein Mukhtar, nicht so schnell! Höre gut zu! Ich bin Amina deine Lieblingskatze.
Mukhtar, dem die Ereignisse bei der Alten immer seltsamer anmuteten, verblüffte sich:
„Amina? Du kannst ja sprechen! Hey, bei allen Katzen- und Mäuseschwänzen, das gibt es doch gar nicht!“
Amina strich laut schnurrend durch seine Beine, richtete sich dann auf und legte ihre Vorderpfötchen gegen seine Schienbeine:
„Und ob! Pass jetzt auf! Du hast zwei wunderbare Zauberdinge gefunden. Pantoffeln zum Schnelllaufen und ein Stöckchen zum Gold finden! Schlüpfe in die Pantoffeln und staune über die Dinge, die dann geschehen! Und vergiss nicht das Stöckchen mitzunehmen!“
Sie schnurrte erneut sanft, fuhr sich mit ihrer kleinen Zunge einmal durchs Fell und fuhr sanft fort:
„Du bist zwar ein kleiner Träumer, aber so haben wir dich Lieben gelernt! Auch, weil du uns nie geärgert hast, sondern immer gerecht und gut zu uns warst.
Und solltest du je auf ein Weib treffen, das dich um deinetwillen liebt, so findet auch dein buckliges Dasein ein schnelles und jähes Ende! Aber auch dieses Wunder braucht seine Zeit und wird nicht nach der ersten Begegnung mit dem lieben Weib in Erfüllung gehen! Sie muss sich Bewähren, eure Liebe, erst dann sollst du erlöst sein und mit deinem Weib eine glückliche und sorglose Zeit haben. All unsere Gaben sollen dir Belohnung sein!
Zürne uns also nicht mehr wegen der Chinesischen Vase! Wisse: Sie war nur Mittel zum Zweck! Also Adieu, behalte deine schnurrenden und samtpfötigen Freunde immer in guter Erinnerung…!“
Die Händler, vornehmlich Männer, zumeist mit weißem Turban, vielfarbenen Kaftan und hohen Schnabelschuhen bekleidet, bestimmten das Gegengewicht zu den Frauen. Sie übertrafen sich, mit gurrenden Geschäftsrufen, einladenden Gesten und geschäftstüchtigem Gebaren. Denn sie alle verband ein Ziel: Kaufen, verkaufen, feilschen, handeln und keinen Gedanken an die Armen zu verschwenden, deren Reich, nur einen Steinwurf weit, gleich neben dem Basar begann. Weiter hinten, im guten Blickfeld der Augen, zeugten hohen, verglasten Rundbauten der sogenannten Kolonnaden, vom noblen Einkaufseldorado der Reichen. Dabei handelte es sich um ein einstöckiges, weitläufiges Bauwerk, deren einzelne Gebäude ringförmig zu einem Ganzen gefügt waren und einen gepflegten und schattigen Innenhof mit lauschigen Tavernen und gefälligem Springbrunnen besaßen…
Die Basar-Händler boten und priesen ihr Überangebot an Waren an. Waren, die so lecker dufteten und so ausgiebig vorhanden waren, dass sie fast die reich verzierten Einfassungen ihrer Auslagen sprengten. Mukhtar fiel nicht nur zwischen den vielen Frauen, die alle Einkäufe tätigten, sofort auf, sondern auch durch sein ärmliches Auftreten. Er reckte seine Nase einem herzhaften Duft nach, der ihn vor den Stand eines Fleischhändlers lotste. Hier befand sich die Quelle dieses verführerrischen Geruchs: Gesotten, gebraten oder gekocht, alles lag wie zum Anbeißen, Schlemmen und Genießen da! Es duftete so appetitlich, dass er den Händler, ohne es selbst zu wollen, bittend und aus hungrigen Augen anstarrte:
„Was glotzt du so blöd“, ereiferte sich sofort der Händler, „ du buckliger Derwisch, du Sohn eines Bettlers! Hier gibt es nichts zu schnurren! Wenn du kein Gold oder keinen Sultano in der Tasche hast, gibt es auch nichts zu beißen, also pack dich! Du vertreibst mir nur meine Kunden!“
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, denn bald sah man Mukhtar nicht nur mit scheelem Blick an, sondern zeigte auch drohend die Fäuste oder stieß widerwärtige oder frevlerische Flüche und verächtliches Gelächter, über sei hilfloses Gebaren, aus. So lief er von einem Stand zum nächsten, und fand kein Mitleid und niemanden, der sich barmherzig zeigte, sondern erntete immer neuen Hohn, Spott und Verwünschungen. Das konnte Mukhtar nicht länger ertragen und verließ schließlich tief gedemütigt und traurig den Basar. Diese Lehre, so schwor er bei allem, was ihm heilig ist, wollte er sich gut einprägen, um ähnliches nicht noch einmal erleben zu müssen.
So taumelte er mit schlotternden Knien, aber auch zornig und wütend, direkt in eine der Gassen und hörte mit Freude, endlich eine verheißungsvolle Stimme:
„Herbei, herbei, gekocht ist der Brei!“
Mukhtar wusste gar nicht, wie ihm geschah. Diese Stimme kam doch seinem knurrenden Magen mehr als gelegen. Die Vorfreude auf eine warme Mahlzeit begann sein Herz zu erwärmen:
„Allah sei Dank, für diesen Lichtblick! Die gute Alte lädt mich so freundlich ein. Beschwerlich war die Reise! Oh, ich bin fast am Verhungern: Immer nur Wandern und mühsam gesuchte Beeren essen! Die großen Wüstenschauspiele haben meinen ungeheuerlichen Hunger auch um kein Lot gemildert. Eine Krume Brot und ein Schlückchen Wasser würden mir jetzt ganz gut tun. Oh, ich habe so großen Hunger! Diese Frau wird bestimmt ein großer Menschenfreund sein. Ich glaube, ich habe meinen ersten Freund gefunden. Dass, das so schnell gehen würde, hätte ich nie für möglich gehalten, Allah sei Dank!“
Jetzt hört er wieder, diese glockenhelle und sanfte Stimme:
„Kommt alle zu mir, oh ihr samtpfötigen Mäusejäger!“
Mukhtar sah nun die Besitzerin der Stimme. Es war eine vollkommen verschleierte Frau, von der nur die Augen sichtbar waren. Mukhtar dachte bei sich:
„Samtpfötige Mäusejäger? Beim Scheitan, ich habe keine Pfoten und Samt schon gar nicht! Ist ja auch egal.“
Er lief zu der Alten und begrüßte sie herzlich:
„Allah zum Gruß, gute Frau.
Herzlichen Dank für eure seelengute Einladung!“
Die Frau fixierte Mukhtar mit einem stechenden Blick, sprach aber plötzlich mit einer ganz anderen unfreundlichen und derben Stimme:
„Einladung? Beim Derwisch, wer hat denn dich buckligen Vertreter der Altkleidersammlung zu mir eingeladen?“
Mukhtar war über die Wandlung der Frau total überrascht. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und erklärte den naiven spielend:
„Oh, ihr Tochter aller Garküchen, habt doch gerufen: „Herbei, herbei, gekocht ist der Brei!“
Die Frau schaute ihn vollkommen entgeistert an, war erst einmal sprachlos, fing sich aber schnell und feuerte nun eine Kanonade aus Schimpfwörtern auf ihn ab:
„Beim Barte des Propheten! Damit meinte ich doch nicht dich, du Ausgeburt aller Missgestalten! Damit meinte ich doch meine liebreizenden Kätzchen, für die ich jeden Tag einen leckeren Brei koche! Das weiß doch jeder hier!“
Mukhtar tat immer noch naiv und schaute die Frau aus großen und unschuldigen Augen an und sprach:
„Nein! Das ist ja zu putzig! Da müsst ihr aber eine große und herzensgute Frau sein. Wenn ihr schon zu eueren Katzen so ein auffallendes und gutes Verhältnis besitzt, wie groß wird dann erst die Liebe zu den Zweibeinern, ich meine den Menschen sein? Also ich für mein Teil, habe eure Worte als Einladung verstanden und fühle mich sehr geehrt und nehme natürlich an. Wahrscheinlich habe ich euch eben falsch verstanden, doch ich bin sicher, dass sich jetzt alles aufklären wird.“
Die alte Frau hob ihre Hände wie ein Greifvogel, der auf seine Beute herabstoßen will und geiferte:
„Du ungläubiger Hund! Falsch verstanden? Ich werde dir gleich lehren auf die Worte einer ehrbaren Frau aus der Sultanstadt zu hören und sie niemals falsch zu verstehen! Allah soll mir das Fleisch von den Knochen reißen und die Augen verdorren lassen, wenn meine Worte nicht die Wahrheit sind! Beim Leben meiner Katzen!“
Mukhtar erkannte seine ausweglose Situation und erklärte beschwichtigend:
„Wenn ich es mir recht überlege und mir eure Worte nochmals in Erinnerung zurückrufe, habe ich euch doch verstanden!“
Nach einer kleinen Weile, die aus gegenseitigen Belauern und Fixieren bestand, versuchte er seine Position nochmals zu verdeutlichen und rief trotzig wie ein kleines Kind aus:
„Ich bin aber trotzdem sehr hungrig!“
Die Alte schien nachzudenken. Dann tat sie den Mund auf und flötete süßsäuerlich:
„Nun, du Sohn einer schieläugigen Klapperschlange und einer stumpfsinnigen Mauleselin, ich will ja nicht als Rassist oder Menschenfeind dastehen und außerdem will ich nicht, dass du zu den Pressefuzzis von den „PALACE NEWS “ rennst und mich ausschmierst! Schließlich warten die ja, wie die Spinne im Netz, auf alles, was sich als Story gut verkaufen lässt und mein guter Name ist mir für diese Angelegenheit wirklich viel zu schade. Höre also zu: Wenn du schon mal da bist, deine kurzen Beine unter meinen Tisch baumeln lassen und die Reste meines Katzenbreies vertilgen willst, schlage ich dir ein Geschäft vor.
Mukhtar ergänzte schnell, in der Hoffnung es nicht schlecht zu treffen, ihre lauten Gedanken:
„Wenn ich also zu essen und einen Platz zum Schlafen bekomme...“
Die alte Frau ergänzte zufrieden über den Beginn seines Satzes:
„...kümmerst du dich um meine Katzen, gehst mit ihnen spazieren und bewachst mein Haus!“
Mukhtar, sichtlich froh über diesen leichten Dienst rief sofort laut und eilfertig:
„Top, abgemacht! Babysitter für Katzen wollte ich schon immer mal sein! Ich bin der geborene Katzenbabysitter, ihr könnt euch auf mich verlassen!“
Mukhtar hatte seinen Posten als Katzenbabysitter nun schon monatelang mit Bravour erfüllt. Die Alte hatte sich, da sie mit seiner Arbeit sehr zufrieden war, immer als großzügige Herbergsmutter gezeigt. Ihr Mann, ein höhergestellter und getreuer Diener am Hofe des Sultans, war schon seit Jahren tot. Sie besaß als seine Witwe und Universalerbin ein gutes Auskommen und galt bei ihren Standesgenossinen als ehrbares Mitglied und vorzügliche Gesprächspartnerin, wenn es galt über andere nicht anwesende Damen herzuziehen. In dieser Eigenschaft verkehrte sie oft und lange außer Haus und konnte sich, hinsichtlich ihrer zahlreichen Katzen, voll auf Mukhtars Ergebenheit und sein gutes Händchen verlassen. Mukhtar selbst hatte sich nach seinem Wüstenmarsch schon wieder soweit stabilisiert, dass er begann seine Situation, die nicht die schlechteste war, in Frage zu stellen und zu beklagen:
„Ach nun hüte ich euch schon seit vielen Monden - voller Milde und Geduld. Nicht das es mir keinen Spaß macht? Nein, aber die Erfüllung ist es nun auch gerade nicht!“
Mukhtar ging wie gewohnt, mit einem Auge auf die Katzen achtend, durch das Haus der Alten, dessen Räume aufs Prächtigste herausgeputzt, fast Puppenstubencharakter trugen. Sie waren voll gestopft mit wertvollen Pokalen, Möbeln, Teppichen, Krügen, Kannen und teuren Vasen aus aller Herren Länder. Manches, so entdeckte Mukhtar, trugen noch die Reste von Stempelaufdrucken des alten Eigentümers, nämlich des Sultans, so dass sich ihre Herkunft schnell bestimmen ließ. Bei vielen Exponaten wurde versucht den Ursprung wegzuschmirgeln, jedoch bei einigen, ließ er sich noch eindeutig nachweisen. Doch er kümmerte sich nicht weiter um dieses Diebesgut, sondern verrichtete getreulich seine Arbeit. So verging die Zeit bei der Alten. Die Tage reihten sich aneinander und glichen sich, wie eine Perle der anderen. Manchmal fühlte sich Mukhtar wie ein Museumswärter im Katzengehege. Die Katzen benahmen sich manchmal lieb und manchmal wie die Vandalen. Sie balgten sich herum, dass die Fetzen nur so flogen, was gerade in ihrer rolligen Zeit nicht verwunderlich war. So geschah es eines Tages, als sich die Katzen wieder einmal total übermütig benahmen…
„Huch, nicht so tollkühn. Vorsicht! Ach, ihr Katzen seid schlimmer, als ein Sack voller Flöhe!“
Aber in Wirklichkeit interessierten ihn die Katzen gar nicht mehr so richtig. Sein Interesse galt vielmehr einer ganz anderen Tatsache, nämlich dem Palast des Sultans und dort einer ganz bestimmten Person!
„Wenn man zum Fenster hinausschaut, hört man nichts anderes wie: Palast vorne und Sultan hinten. Das nervt manchmal, aber es würde mich doch wirklich mal interessieren, wie es im Inneren des Palastes aussieht. Der Sultan soll zwar, wie man hört, ein eitler und dummer Fatzke sein! Hmm, es scheint also kein Wunder, dass man ihm so einfach das Geschirr vom Tisch oder die Butter vom Brot klauen kann. Aber er soll auch gleichzeitig eine Tochter besitzen, die so schönen, wie der junge Morgen ist. Also Sachen gibt’s! Die Tochter soll Shakira heißen, eine echte Prinzessin und richtig wunderschön sein!“
Mukhtar hatte sich an diesem Gedanken entzündet. Seine Augen leuchteten und sein Herz ging auf, als er seufzte:
„Prinzessin Shakira! Wäre das nicht eine Super-Braut für mich? Mensch und so praktisch, wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl? Schließlich will ich nicht mehr oder weniger, als eine Braut mit festem Wohnsitz, bezauberndem Aussehen und festem Job. Aber, Moment mal: Prinzessin ist doch mehr als ein Job! Ist Prinzessin nicht sogar eine Lebensstellung. Ich glaube, Prinzessin ist noch mehr als Beamter? Gesetzt dem Fall ich könnte irgendwie ihr Herz gewinnen, wäre ich dann nicht auch automatisch der Prinz an ihrer Seite...? „
Mukhtar lächelt bei dieser Vorstellung, vergaß nun die Katzen vollends, nahm sich einen alten und schäbigen Mantel, legte ihn sich um die Schulter, stülpte sich einen prunkvollen Pokal verkehrt herum auf den Kopf, nahm einen großen Kochlöffel zur Hand, verbeugte sich tief und rief laut und theatralisch:
„Prinzessin Shakira, willst du meine Frau werden!“
In diesem Augenblick, hörte er ein lautes Rumoren. Er jammerte laut:
„Ihr blöden Katzenviecher, könnt ihr mir nicht mal einen schönen Traum gönnen?“
Doch die Katzen scherten sich keinen Deut um ihren Bewacher und seine Träume, sondern sprangen über Tisch und Stühle, Kommoden und Anrichten. Sie hingen und rissen an den schweren Brokatvorhängen, bis sie rauschend zu Boden gingen und sprangen mitten in die schönste Vasensammlung des Sultans hinein. Das wertvolle Inventar schepperte und klirrte laut. Mukhtar wusste sich keinen anderen Rat mehr als zu rufen:
„Bei Allah! Passt auf die teure, schöne Vase aus der dritten Ming Dynastie auf...!“
Doch alles half nichts. Ein lautes Scheppern unterbrach das Katzenspiel, das plötzlich, wie durch Magie, abbrach. Ein letztes kurzes Fauchen und Miauen beendete das Fiasko und wurde von einer beängstigenden Stille abgelöst…
Mukhtar sah mit Entsetzen, was die Katzen angerichtet hatten:
„Nein, die teure, unersetzliche, kostbare Chinesische Vase, nun ist sie entzwei!“
Mukhtar war, durch diese Katzen-Katastrophe, schnell aus seinem Traum in die Gegenwart zurückgebracht wurden. Er jammerte laut und hemmungslos:
„Oh, beim Scheitan, ihr treuloses Pack, ihr Söhne und Töchter der Gosse, ihr bärtigen Schwanzträger, was habt ihr angerichtet? Die Chinesische Vase ist entzwei! Die Alte wird mir alle Schuld geben und euch in Schutz nehmen! Oh, ihr fellgesichtigen Unglückstiere…!“
Mukhtar hielt die Augen geschlossen und verfiel in ein hemmungsloses Schluchzen! Alle Wünsche und Träume waren plötzlich wie ausgelöscht! Er hämmerte sich in seiner Verzweifelung mit den Fäusten gegen die Stirn. Dicke Tränen kullerten über sein Gesicht. Langsam öffneten sich seine Augen. Er zog geräuschvoll die Nase hoch, wischte sich die Tränen ab und sah staunend auf das Ergebnis von dem Malheur!
„Oh, was für Schätze sind denn hier zum Vorschein gekommen!
Hey, beim Barte des Propheten, was ist denn das?
Bei meinem Buckel, Pantoffeln?
Wie schön die sind!
Wenn das kein Wink Allahs ist, mich auf diesen Pantoffeln aus dem Staube zu machen.
Und ein Stöckchen!
Bah, mit einem so wunderschön verzierten Knauf!
Ah, das ist ja ein Löwenkopf!
Wie schwer der ist?
Ist der etwa aus Gold?
Sind das hier nicht Edelsteine?
Wenn ich das Stöckchen zum Basar trage, füllt es meine Reisebörse!“
Mukhtar raufte sich die Haare, schaute sich ein letztes Mal in der Wohnung um, fasste schnell einen Entschluss und rief freudig erregt:
„Bei Allah, so schnell kann es gehen! Adieu, Ihr mäusefangenden Bettvorleger!
Da hörte er plötzlich eine unbekannte, schnurrende Stimme:
„Halt ein Mukhtar, nicht so schnell! Höre gut zu! Ich bin Amina deine Lieblingskatze.
Mukhtar, dem die Ereignisse bei der Alten immer seltsamer anmuteten, verblüffte sich:
„Amina? Du kannst ja sprechen! Hey, bei allen Katzen- und Mäuseschwänzen, das gibt es doch gar nicht!“
Amina strich laut schnurrend durch seine Beine, richtete sich dann auf und legte ihre Vorderpfötchen gegen seine Schienbeine:
„Und ob! Pass jetzt auf! Du hast zwei wunderbare Zauberdinge gefunden. Pantoffeln zum Schnelllaufen und ein Stöckchen zum Gold finden! Schlüpfe in die Pantoffeln und staune über die Dinge, die dann geschehen! Und vergiss nicht das Stöckchen mitzunehmen!“
Sie schnurrte erneut sanft, fuhr sich mit ihrer kleinen Zunge einmal durchs Fell und fuhr sanft fort:
„Du bist zwar ein kleiner Träumer, aber so haben wir dich Lieben gelernt! Auch, weil du uns nie geärgert hast, sondern immer gerecht und gut zu uns warst.
Und solltest du je auf ein Weib treffen, das dich um deinetwillen liebt, so findet auch dein buckliges Dasein ein schnelles und jähes Ende! Aber auch dieses Wunder braucht seine Zeit und wird nicht nach der ersten Begegnung mit dem lieben Weib in Erfüllung gehen! Sie muss sich Bewähren, eure Liebe, erst dann sollst du erlöst sein und mit deinem Weib eine glückliche und sorglose Zeit haben. All unsere Gaben sollen dir Belohnung sein!
Zürne uns also nicht mehr wegen der Chinesischen Vase! Wisse: Sie war nur Mittel zum Zweck! Also Adieu, behalte deine schnurrenden und samtpfötigen Freunde immer in guter Erinnerung…!“