Das Klappern

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DAS KLAPPERN

Eine schmale Straße voll Kopfsteinpflaster im sanften Licht der untergehenden Sommersonne, rechts und links vereinzelt parkende Autos älterer Baujahre, kein Windhauch in den jungen Bäumen am Rande des Fußwegs. Die meisten Fenster der direkt angrenzenden Wohnhäuser stehen offen. Tische werden gedeckt. Du hörst vereinzelt, wie sich Besteck und Geschirr berühren. Müde Hände waschen frisches Obst.

Weithin zu hören ist das Klappern der Schuhe von spielenden Kindern, die noch nicht nach Hause an den Abendbrottisch gerufen worden sind. Die Kinder sind glücklich. Das spürst Du. Sie sind glücklich verloren. In ihrem Spiel.

Eine alte Frau hat sich währenddessen auf ein Fensterbrett gestützt und schaut interessiert und dabei auch nachdenklich zu den Kindern. Zu den spielenden Kindern. Sehr lange ist es her, seit sie sich das letzte Mal so unbeschwert gefühlt hat wie die Kinder da unten, denkt sie noch.

Und dann stürzt sie. Genauer gesagt, rutscht sie zuerst seitlich nach hinten weg und stürzt erst dann, als Konsequenz dessen, auf die alten harten Dielen ihres Schlafzimmerbodens. Den Schmerz spürt sie noch deutlich, bevor sie das Bewusstsein verliert.

Danach herrscht in dem Zimmer eine große Stille. Jedoch weiterhin zu hören ist das Klappern. Das Klappern von Besteck und Geschirr. Und von Kinderschuhen.
 

Bo-ehd

Mitglied
Was sind das für Kinderschuhe, die klappern? Und ob Besteck und Geschirr beim Aufeinandertreffen klappern können, ist - streng genommen - auch zu hinterfragen.
 

anbas

Mitglied
Moin,

der Text hat was. Ob heute noch Kinderschuhe auf dem Kopfsteinpflaster klappern, lass ich mal so stehen. Mir war aber klar, was gemeint war.

Es gibt zwei Stellen, an denen aus meiner Sicht noch etzwas gefeilt werden sollte:

Zum einen ist da der erste Satz. Ich würde daraus drei Sätze machen, also überall dort, wo ein Komma ist, einen Punkt setzen.

Und auch hier würde ich zwei Sätze draus machen, da mich die zwei kurz hintereinander folgenden "und" stören:
Eine alte Frau hat sich währenddessen auf ein Fensterbrett gestützt. Sie schaut interessiert und dabei auch nachdenklich zu den Kindern.

Liebe Grüße

Andreas
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Klabautermann Spiegel,

ich denke, anbas hat Recht.
Mir fiel sofort diese ausgewiesene Parallelität von 'jung' und 'alt' auf - die alten Autos, die jungen Bäume; sie bereiten schon den Höhepunkt vor: die spielenden Kinder kontrastieren die alte Frau am Fenster. Und das Klackern erscheint mir als ein Bild für die verrinnende Zeit in einer doch entspannten Atmosphäre. Ein Tag vollendet sich, vielleicht auch ein Leben. Mit schönen Bildern vom Vergehen der Zeit und wie sie Leben beinhalten.

Trotz der streng beschreibenden, sachlichen Sprache ein poetischer Text!

Liebe Grüße
Petra
 



 
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