Das Licht der Hajeps II - Zarakuma -

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Doska

Mitglied
Kapitel 17

Ziemlich missmutig lief Gesine die Straße entlang. Das war jetzt das dritte Mal, dass man sie so behandelte. Dabei war sie so fleißig gewesen! Sie wollte nach Kitzingen, weil sie sich dort etwas nettes zu erhandeln erhoffte und dabei natürlich auch wieder mal ne` Kleinigkeit ´mitgehen´ lassen konnte. Deshalb hatte sie das Babysitten Ilse überlassen und mitgeholfen, ein ganzes Feld junger Salatpflänzchen einzupflanzen - das Kreuz tat ihr noch immer davon weh und die Hände waren rissig und rau geworden. Aber als Gesine darum gebettelt hatte, in einem der Jambutos mitgenommen zu werden, die Richtung Kitzingen fuhren, hatte sie keiner mitgenommen.
Das war richtig fies. He, das würde sie sich merken, denn zu Fuß war`s ja wohl ein bisschen schlecht, bis dort hin zu kommen. Gerade als sie über diese Gemeinheit mit den Tränen am kämpfen war, sah sie in der Ferne einen Jambuto ihr entgegen kommen. Zunächst hüpfte ihr Herz freudevoll, aber dann warf sie sich mit trotziger Miene die Zöpfe zurück über die Schultern und machte nur für den Jambuto Platz, denn bestimmt war auch dieser Wagen völlig überfüllt.
Je näher der Jambuto kam um so mehr hatte sie Mühe ihre Tränen zurück zu halten, denn der Wagen war tatsächlich wieder überladen. Ach, die ganze Zeit schon hatte sie sich so auf Kitzingen gefreut und nun war alles für die `Katz` gewesen. Plötzlich bremste der Jambuto direkt neben ihr und Rita, die diesmal hinter dem Steuer saß, lehnte sich weit zu Gesine hinaus.
„He, was is`n los?” fragte sie. ”Was hat dir denn heute die Petersilie verhagelt?“
„Och, nichts! Darf nur wieder nicht nach Kitzingen!“ schniefte Gesine und wischte sich dabei eine Träne weg, die ihr nun doch dummerweise gekommen war.
„Was schon wieder durftest du nicht?“ empörte sich Rita.
Gesine nickte und wischte sich dabei mit dem Handrücken über die Nase.
„Also, wenn`s weiter nichts ist. Wir wollen zum Hegershof, das ist nicht weit von Kitzingen entfernt. Wir rücken alle etwas zusammen, nicht wahr Leute?“
„Mann, noch enger?“ murrte Erkan, der sich mit Gesine seit Zarakuma eigentlich noch immer nicht richtig versöhnt hatte, doch die anderen jammerten auch.
„He, habt euch nicht so!“ schimpfte Rita. “So`n bisschen enger sitzen ist ja wohl nicht das Allerschlimmste!“

#

„Danke!“ sagte Gesine etwa eine dreiviertel Stunde später, als der Wagen hielt, um auch die letzte Person
abzusetzen. „Ich stehe tief in deiner Schuld! Das war wieder richtig lieb von dir, Rita!“
„Och, du hast mich doch während der Fahrt so nett unterhalten! Das reicht schon als Entschädigung“,
erklärte Rita lachend. Gesine gab ihr einen Kuss zum Dank auf die Wange und dann sprang sie vom Jambuto.
„Ich verspreche dir trotzdem, dass ich mich revanchieren werde!“ erklärte Gesine und winkte Rita noch zum Abschied zu.
Als Rita in die nächste Straße hinter einem dicht bewachsenen Hügel eingebogen war, holte sie das Handy hervor. „Hallo, Franki, ich hab` jetzt alles so gemacht, wie du mir geraten hattest und nun?“
„Was heißt hier gemacht, verdammt noch mal, drück dich doch mal genauer aus, Rita“, hörte sie ihn zu ihrer Überraschung ziemlich ungehalten durchs Mikro. „Hast du Gesine aufgelesen?“
„Ja, du hattest Recht“, wisperte Rita aufgeregt. „Sie wollte so gerne nach Kitzingen. Keiner hatte sie mitgenommen.“
Frank holte vor Erleichterung tief Atem. „Mann, das passt aber gut. Da wird sie dir sicher vor lauter Dank aus der Hand gefressen haben, richtig?“
„Sehr richtig, Frankilein!“
„Frankilein, Frankilein!“ äffte er sie ungeduldig nach. „Und hast du sie nun gefragt?“
„Was gefragt?“
„Na, was ich dir vorhin gesagt habe! Gesine schleicht doch immer um diese Glucke herum, und da ist diesem neugierigen Mädel bestimmt nicht entgangen, wo deren verrückte Familie ihre Bleibe hat. Also, hat sie nun darüber geplappert oder nicht?“
„Ich .. ich weiß nicht!“ Rita überkamen nämlich auf einmal Gewissensbisse. Obwohl sie sehr für den muskelbepackten Frank schwärmte und dieser in letzter Zeit Anspielungen gemacht hatte, dass er dergleichen für sie empfinden würde, fand sie ihn doch ein wenig rau im Umgang mit Menschen. Na ja, er gehörte eben zu den Spinnen und die waren schon etwas anderes als die Maden, halt richtig verwegene Guerillas. Aber heute war er so mür¬risch und sie hatte mit einem Male irgendwie gar kein rechtes Vertrauen zu ihm. Was war, wenn er alles, was sie soeben von Gesine erfahren hatte, an Mike weiter erzählen würde? He, weshalb wollte er überhaupt so viel über Margrits Familie wissen. Was ging ihn das eigentlich an? Diese Fragen stellte sie ihm dann auch.
„Aber Ritalein, meine Süße“, sagte er mit wesentlich sanfterer Stimme, kaum dass sie geendet hatte. „Du brauchst mir gegenüber nun wirklich nicht so misstrauisch zu sein! Wir kennen uns doch schon ein bisschen - oder? Außerdem mache ich nicht alles, was Mike sagt, bin doch nicht sein Sklave. Und du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass Mike sich ausgerechnet wieder das alte Muttchen und die zwei unternährten Kinder einfangen würde! Nein, so schlimm ist der Mike nun auch wieder nicht!“ Rita hörte ihn jetzt amüsiert auflachen. Ach, er hatte so eine süße Lache!
„Es ist nur so“, erklärte er weiter, „dass ich hier ein paar richtig tolle Decken und schöne Kleidung habe, die ich gerne dieser netten Familie bringen würde und ... he, wann könnten wir zwei Hübschen uns eigentlich wieder mal treffen, hm?“
„Du willst dich mit mir treffen?“ keuchte sie mit hochrotem Kopf.
„Nur mit dir Süße und mit sonst niemandem!“ flötete er.
„Nun übertreib mal nicht ganz so sehr, Sklave!“ wisperte ihm Mike zu, neben welchem Frank gerade im Jambo saß. „Und vor allem - mach schnell. Es wäre schon besser, diese verrückten Hammel zu fangen, bevor Margrit und George bei ihnen sind. Die leisten bestimmt Gegenwehr!“

#

Worgulmpf zerhackte das Holz sorgfältig in kleine Stückchen. Bei Ubeka, das würde abends ein sehr schönes Feuerchen im Kamin abgeben. Die Sonne ging schon rot hinter den Wipfeln des wunderschönen Waldes unter, in welchem die kleine Hütte stand. Kontriglusi, es war gut, nach allem, was sie so ausgestanden hatten, ein solch geräumiges Häuschen zu finden, denn es bot nicht nur für ihn und seinen Sohn Gulmur sondern auch noch für alle seine mit ihm befreiten Freunde Bagala, Orgoro und Djebawa genügend Platz.
Xorr, leider war es dem tapferen und wagemutigen Gulmur nicht geglückt, auch noch Trukir und dessen Mutter zu befreien. Obwohl Worgulmpf glücklich war, endlich wieder frei sein zu dürfen und auch Chiunatra aufrichtig dafür dankbar war, bereitete es ihm doch großen Kummer, seinen jüngsten Sohn und seine Frau noch immer unter entsetzlichen Bedingungen gefangen zu sehen, zumal in Aussicht stand, dass die Beiden sowie einige Jisken und Loteken und etliche sogenannte Volksverräter – dazu gehörten sogar drei der einstigen Mandios und der Undasubo Gisterupa - morgen hingerichtet werden sollten. Hajeps waren grausam, nicht einmal auf Kinder nahmen sie Rücksicht und daher würde wohl bei Trukir keine Ausnahme gemacht werden.
Worgulmpf packte mit seinen kräftigen Pranken das Holz in die Kiepe. Der Sabber lief ihm dabei aus seinem breiten Maul. Hoffentlich hatten Gulmur, Bagala und Orgoro schon Beute gemacht, denn er verspürte einen mächtigen Hunger. In den letzten Tagen hatten sie reingehauen wie die Millike, wenn sich nur etwas Essbares anfand, denn sie hatten bei den Hajeps kaum Nahrung bekommen. Wie mochte es wohl seinem kleinen Trukir gerade ergehen? Er seufzte bei diesem Gedanken tief bekümmert, während er sich die Kiepe auf den Rücken wuchtete und dann lief er los. Geschickt hob er dabei die krallenbewehrten Füße über Würzelchen und Gestein, denn er wollte leise sein. Diese Vorsichtsmaßnahme hatte sich bisher schon sehr gelohnt. So hatten sie sich alle gemeinschaftlich anschleichen können, als gerade zwei große, muskelbepackte Männer – einer mit gelben, langen Haaren, der andere eher dunkler - eine laut jammernde alte Frau mit zwei Kindern aus diesem Häuschen getrieben hatte. Zwar besaßen Worgulmpf und Gulmur seit dem Überfall auf Zarakuma inzwischen recht gute Waffen, aber sie hatten keine Lust auf eine Schießerei gehabt und daher in aller Ruhe gewartet, bis diese Männer die Familie in ihr komisches Auto verfrachtet hatte und dann waren sie alle einfach in diese Hütte eingezogen, denn es hatte nicht so ausgesehen, als ob diese Familie so schnell wiederkommen würde.
Jedoch nach ungefähr einer halben Stunde – nach menschlicher Zeitrechnung - war plötzlich ein Jisk erschienen. Worgulmpf hatte sich zunächst auf diesen stürzen wollen, um die Hütte zu verteidigen, doch Gulmur hatte sie alle gebremst und ihnen dabei leise erklärt, dass Jisken hochgefährlich wären. Der Jisk, welcher erstaunlicherweise recht verhutzelt aussah, war wohl ziemlich schlau und kampferprobt, hatte schnell die neue Situation erkannt, die Gefahr beizeiten gewittert und sich dem Haus einfach nicht weiter genähert, aber immerzu die Namen der ehemaligen Bewohner mit leiser Stimme gerufen. Dann hatte er plötzlich die Spuren des komischen Autos in Erdreich und Moos entdeckt und sofort vollends kehrt gemacht. Er war der Spur gefolgt und seitdem nicht wiedergekommen.
Xorr, Worgulmpf wollte weiterhin vorsichtig sein, denn wer wusste schon, wer sonst noch alles kommen konnte?
Bei den Göttern des Alls, leichtsinnig waren er und seine Freunde schon, einfach in Hajepgebiet nächtigen zu wollen, aber das taten sie alle, auch die Loteken. Chiunatra hatte Worgulmpf prophezeit, dass die Zeit der herrschsüchtigen Hajeps bald vorbei sein würde. Sie würden mit der Unterstützung der Jisken rechnen und somit wären bald die Gebiete der Hajeps in der Hand aller freier Lebewesen.
Außerdem war es für Worgulmpf noch ein sehr langer Weg, um in lotekische Gebiete zu kommen und irgendwie traute er Chiunatra trotz der großartigen Prophezeiungen nicht so recht über den Weg. Er würde über alles noch viel nachdenken und darüber mit Gulmur sprechen müssen – mit seinem guten Sohn! Bei Ubeka - was war jetzt? Er hielt verdutzt inne. Nein, der alte, zerfledderte Gürtel war jetzt vollends durchgerissen, nur weil er sich damit in einem der hier herab hängenden Zweige verhakt hatte und jetzt polterte das ganze Zeugs natürlich zu Boden, ohne dass er das so schnell verhindern konnte. Er knurrte laut und verärgert darüber und fletschte die langen, gelben Zähne.

#

Margrit verharrte entsetzt und duckte sich plötzlich im Dickicht. „Bloß nicht weiter laufen George!“
„Wieso? Hast du etwa Angst, dass du deine Mutter beim Baden überraschst?“
„Hä, hä, George! Wie gut, dass wir diese Abkürzung genommen haben statt den normalen Weg, das kann ich dir nur flüstern.“
George duckte sich nur unwillig neben Margrit. „Bist ganz schön schreckhaft in letzter Zeit, Margrit, denn ich sehe nichts!“
„Aber ich habe eben etwas gehört!“
„Gehört, sehr schön!“ Er grinste schief. „Wird sicher ein Wildschwein gewesen sein, das wir hochgescheucht haben. Hoffentlich keine Bache mit Frischlingen, sonst sage ich dir nur: Viel Spaß!“
„Weiß gar nicht, ob die Bachen im Frühling schon Junge haben, George. Außerdem habe ich bessere Ohren als du.“
„Mann, lauf doch endlich weiter Margrit. Da war nichts, glaube mir!“
„Schscht! Nimm dein Fernrohr und guck mal lieber nach links!“
„Links!“ äffte er sie sehr unwillig nach, holte aber dennoch den Jawubani hervor. “Hast du dort etwa einen Waldfurz entdeckt?“
„Du bist heute wirklich zuuu süß, George. Nein, nur einen Schatten, der ...“
„Oh, verdammt, verdammt ... puh ... muss jetzt Abbitte leisten. Da vorne links sammelt gerade ein Trowe irgendetwas ein und packt es in einen Behälter.“
„Gib mir mal auch das Fernrohr...“
„Das ist kein normales Fernrohr sondern ein Jawubani, aber du kriegst das gute Stück trotz dieser Beleidigung!“
Margrit schaute nun auch in die Richtung und schluckte schließlich. „Himmel, das ist ja Muttschs Kiepe! He - und jetzt nimmt er auch noch den Weg zum Haus!“
„Verdammt!“ schnaufte George und holte dabei seine Pistole aus dem Gürtel. „Wo ein Trowe ist, da sind meist mehrere. Wir müssen zusehen, dass wir von hier abhauen ...“
„Nein, denn womöglich können wir ja Muttsch und die Kinder noch retten! Schade, dass sie kein Handy hat, so kann man sie nicht warnen!“
„Quatsch, die ist doch gar nicht mehr in dem Haus. Ist doch pfiffig!“
„Pfiffig? Pah, so`n altes Frauchen! Woher soll die wissen, dass Trowes im Anmarsch sind!“
„Also Margrit, gib mir mal noch mal den Jawubani rüber ... danke!“ er blickte wieder durch die Linse. „Dieser Trowe, Mensch, den kenn` ich doch? He, ich glaube, das ist Wogulmpf! Bin mir aber nicht sicher, da ich ihn nur von hinten sehe. Also, wenn der sich bereits diese Kiepe geholt hat, welche sich bestimmt in der Nähe des Hauses befunden hatte, dann war der schon längst dort!“
„Oh Gott, meinst du ... äh ...Worgulmpf ist meiner Familie gefährlich geworden?“
„Weiß nicht, habe von irgendwo gehört, dass sich die Trowes sehr verändert hätten. Ja, zum Bespiel damals, als ich dich gemeinsam mit Gesine gesucht habe, da haben Trowes einfach wahllos auf uns gefeuert, sind richtig hinter uns her gewesen, sollen jetzt übrigens sogar Fleisch essen!“
„Könntest du den hier nicht mal ansprechen, wenn du ihn kennst?“
„Ansprechen? Du bist niedlich! Was mache ich, wenn ich mich geirrt habe und es ist gar nicht Worgulmpf? Weißt du, mit Trowes ist in letzter Zeit wirklich nicht zu spaßen. Außerdem tragen sie inzwischen ebenfalls außerirdische Waffen. Und übrigens, hattest du mir nicht damals selber erzählt, dass einer von denen sogar Oworlotep den Kopf absäbeln wollte?“
„Schrecklich, ja – du lieber Himmel – das stimmt, soll Gulmur, ein Sohn von Worgulmpf gewesen sein.“
„Du ich glaube“, ächzte George betreten, „der mich und Gesine damals verfolgt hatte, war auch dieser Gulmur gewesen. War schrecklich scharf auf den Jambuto gewesen. Also, wenn das hier nur ein einziger Trowe ist, könnte ich mich vielleicht noch von dir überreden lassen“, George ließ den Jawubani am Band hinab baumeln, „aber mit einer ganzen Horde lege ich mich nicht an.“
„Angsthase!“ knirschte sie
„Dummerlein ... oh nein, da kommt ja noch jemand von der anderen Seite?“ ächzte er entsetzt und hatte sofort wieder den Feldstecher vor Augen

#

Norbert war richtig verärgert. Nicht nur, dass er sich mit seinem dämlichen Handy für seinen Chef hatte herumquälen müssen und zuletzt Mike durch den mistigen Lautsprecher nicht hatte verstehen können, hinzu kam jetzt auch noch diese verrückte Lauferei durch den Wald. Er hielt erst mal an um kurz zu verschnaufen. He, wo war jetzt diese halb verrückte Margrit schon wieder?
Na klar, er hatte sie, wie schon so oft, aus den Augen verloren und wo befand sich dieses Weichei George? Ach, er verstand das ganze Theater überhaupt nicht. Warum machte Günther Arendt die beiden nicht gleich dingfest und prügelte sie so ein bisschen, dann würden die schon noch gefügiger werden. Ja, er kannte Tricks, mit denen er aus den zweien schon ... huch? Was war denn das? „Aaaaarrgh!“ schrie Norbert plötzlich gellend und schmerzerfüllt. Es war der letzte Schrei seines Lebens, der seinen blassen Lippen entwich, dann stürzte er erschlafft zu Boden.
Gulmur kostete das Blut. Eigentlich lecker! Sie hatten heute nicht gerade reiche Beute heimgebracht. Aber so ein leckerer Lumanti tat es vielleicht auch und würde ganz gewiss für sie alle reichen! Der Sabber lief ihm aus dem Maul, als er Bagala und Orgoro herbeirief um sie zu fragen, was sie von dieser Idee hielten.

#

„Noch ein Trowe!“ keuchte George.
„Entsetzlich!“ wisperte Margrit. „Gib mir mal das Fernrohr rüber ... Tatsache! Von der anderen Seite kommt auch so`n Viech geschlichen und ... hast du diesen Schrei gehört?“
„Ja, hab` ich, siehst du nicht, wie ich gerade kehrt mache? Sei vernünftig, Margrit, kehre auch um!“
„Feigling!“ schnaufte sie abermals.
„Es gibt da einen alten Spruch Margrit - du bist doch so für Sprüche!“ knurrte er, während er schnell und sehr vorsichtig weiter schlich. „Und der lautet: Die Angst der anderen nennt man Feigheit, seine eigene Vorsicht. Also“, er wendete sich nach ihr um und blieb für einen Moment stehen, „schieß doch selber, wenn du dich so gerne mit denen anlegen willst ... hier hast du meine Pistole!“ Und er warf ihr tatsächlich die Waffe zu und schlichh weiter Richtung Jambuto. „Schade, die Trowes scheinen sich inzwischen wirklich mächtig verändert zu haben!“ murrte er noch, während er dabei einige Äste zur Seite bog, die im Wege waren. „Ich traue selbst Worgulmpf inzwischen nicht mehr über den Weg. Sind wohl inzwischen völlig verwildert!“
„Du redest von ihnen als wären es Tiere, George!“ knurrte sie ziemlich dicht hinter ihm.
Er wendete sich wieder nach ihr um und grinste übers ganze Gesicht. „Ach nein, wen haben wir denn da?“ tat er überrascht und dann lief er einfach weiter. „Hat wohl doch plötzlich ziemliches Muffensausen bekommen, unsere tapfere Kämpferin.“
„Hä hä, was haben wir gelacht!“ zischelte sie erbost, musste sich aber große Mühe geben, seinen langen Beinen zu folgen.
Schließlich standen sie wieder vor dem Jambuto „Na, hopp rein mit dir in den Sitz!“ krächzte er keck.
„Nein George, guck mal da hinten ... sind das nicht Radspuren im Sand?“ Sie schaute sich suchend um. „He, da im Gebüsch steht ja auch der Mercedes. Günther Arendts Chauffeur hat uns also verfolgt! Dein lieber Präsident will wohl doch meine Familie haben und du hast ihn, den guten, ach, den so Tapferen, die ganze Zeit vor mir verteidigt.“ Sie stemmte bei dieser Feststellung traurig und sehr zornig ihre kleinen Fäuste in die Hüften.
„He, meinst du wirklich ...“, er wagte auf einmal nicht in den Jambuto zu klettern, „... dass der Günther so fies sein könnte und ...?“ tief betroffen brach er ab.
„Ja, ja, und nochmals ja!“ fauchte sie unter Tränen. „Aber du glaubst mir ja diese ganze Geschichte mit dem Refe ... na, Dings nicht! Erzählst mir immer wieder, ich wäre nur hysterisch gewesen, hätte mich ja ganz bestimmt verhört. Aber, halt mal ... he ... ob das wohl dieser Chauffeur war, der eben so laut und schrecklich ...“, die letzten Worte blieben ihr fast im Halse stecken, „... geschrieen hat?“
„Mensch, ja“, ächzte jetzt George ebenso betroffen, „wenn ich mir diesen Todesschrei so in Erinnerung rufe, das war ganz sicher seine Stimme!“
„Puh, ist mir schlecht ... ich glaub ich muss kotzen!“
„Reiß dich zusammen Margrit, spring lieber schleunigst in den Jambuto.“ George riss für Margrit die Tür auf und flitzte dann um den Jambuto herum, weil er schnellstens hinter dem Lenkrad Platz nehmen wollte.
„Aber warum?“ keuchte sie immer noch käseweiß im Gesicht als sie neben ihm saß.
„Na, dann schau dich mal um...“

#

Also das war ja so ziemlich der Gipfel! Munk schaute fassungslos drein und ließ dabei die Schnurrhaare hängen. Wie gut, dass er ihnen die dritte Maus nicht gebracht sondern lieber selbst gefressen hatte. Einfach, ohne ihm etwas zu sagen, wegzulaufen und ihn hier alleine zurückzulassen. Tja, so waren eben Zweibeiner, immer hektisch und daher machten sie auch nie etwas Vernünftiges!
Nanu? Wer hatte denn jetzt die schöne Hütte bezogen? Er hörte Stimmen, den Lärm von anderen Zweibeinern. Munk machte einen langen Hals, schaute hinter einem Busch hervor und witterte. Es waren wohl dieselben felligen Zweibeiner, denen er schon einmal begegnet war. Puh, wie das komisch aus dem Küchenfenster stank! Die hatten da wohl irgendetwas fleischiges gekocht, welches sie gerade verspeisten. Aber was konnte das sein? Er hatte noch nie dergleichen gerochen und ihm war dabei irgendwie ekelig zumute - er wusste auch nicht weshalb. Wo sollte er jetzt nur hin so mutterseelenallein?

#

Gulmur schaute Richtung Fenster und sein grünes Gesicht erhellte sich freudevoll. Zwar hat das Fleisch des Lumanti gar nicht mal so übel geschmeckt, aber so ein kleiner Nachtisch wie der, welcher gerade hinter dem Busch hervorkam, war vielleicht gar nicht mal so schlecht! Der Sabber lief ihm schon wieder aus seiner breiten Schnauze, während er seinen Vater in die Seite stupste, der gerade mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen einen Knochen des Lumanti gründlich benagte.

#

Munk war ein wenig unschlüssig. Er lief zum nächsten Busch. Sollte er nun zum Haus laufen um nachzuschauen, ob seine Zweibeiner womöglich inzwischen zurück gekommen waren, denn es roch hier plötzlich so nach ihnen, oder ...? Er kam nicht mehr weiter, denn schon schnellte eine kräftige Hand hinter ihm aus dem Busch hervor, packte ihn beim Genick.
Er zappelte erschrocken, fauchte, versuchte zu kratzen, doch er konnte nicht mehr entkommen. Schon fühlte er sich empor gehoben, die Pfoten wirbelten dabei hilflos durch die Luft, und dann stopfte die schreckliche Faust den armen Munk einfach in einen dunklen, schwarzen Behälter.
„Mauuu?“ brüllte er verzweifelt von innen, als sich der Deckel unbarmherzig über ihm schloss.

#

„Ach, der arme Chauffeur! Irgendwie tut er mir echt leid!“ jammerte Margrit. „Aber ich glaube nicht, dass die Trowes auch noch uns etwas antun wollten.“ Sie band sich die Zipfel des Kopftuches noch etwas straffer, denn die Sonne war inzwischen fast untergegangen und der Abendwind war ziemlich frisch.
„Aber es war doch gut, dass wir die lieben, kleinen Trowes sicherheitshalber trotzdem hinter uns gelassen haben, nicht wahr?“ George grinste Margrit breit an.
Sie nickte verstohlen. „Weißt du, ich wollte ja nur mit denen reden, weil ich solche Angst um Muttsch und die Kinder hatte.“ Und dann setzte sie etwas lauter hinzu: „Und finde es übrigens lieb von dir, dass du dieser Reifenspur die ganze Zeit folgst.“
„Aber ich bin mir nicht sicher, dass das tatsächlich die Reifenspuren von Mikes Jambo sind.“
„Ach ja? Du hast doch erst gesagt, du erkennst sie an den Profilen, weil er stets die besten Reifen drauf hat.“
„Ja, habe ich behauptet. Ach, was sagt man nicht alles und außerdem hat dieser Jambo jetzt die Straße und keine Abkürzung mehr über die Wiesen und Äcker genommen. Also ... aus ist es mit der Spurensuche!“
„Ist es gar nicht!“ knurrte sie aufgeregt. „Weil ...“
„Doch, doch!“ fiel er ihr ins Wort. „Und dann wird es auch noch zunehmend dunkler. Außerdem, woher willst du wissen, dass Mike tatsächlich deine Muttsch und die Kinder entführt hatte, noch bevor die Trowes kamen.“
„Ganz einfach, was ist zum Beispiel das hier?“ Margrit hielt eine kleine Faltarbeit aus einer alten Zeitung in die Höhe.
Er warf einen kurzen Blick darauf. „Ein Papierpferdchen, ja und?“
„Das war Jule!“ Margrits Augen leuchteten hoffnungsfroh. „Hat sie aus Mikes Jambo geworfen. Hab` das Pferdchen nämlich direkt neben der Spur gefunden, als wir angehalten haben, weil du dir noch die Profile neben dem ehemaligen Hühnerhof gründlicher begucken wolltest.“ Ihre Miene wirkte jetzt richtig stolz. „Julchen kann ganz schön listig sein, hehe!“
„Ach, komm ...“ Er winkte ab. „Sowas könnte auch sonst wer gefaltet haben und der ... oh, Mann? “George bremste plötzlich sehr scharf und starrte dabei wie gebannt in die Ferne. Er schnaufte aufgeregt und seine Kinnlade zuckte dabei merkwürdig.
„Puh, bist du verrückt?“ fauchte sie und starrte ihn fassungslos an. „Immer deine blöde Bremserei. Ich bin fast vom Sitz geflogen! Was ist denn los?“
Er erwiderte nichts, holte nur mit zitternden Fingern sein Fernrohr hervor. “D .. das ist ja unglaublich!“ stammelte er endlich.
„Was ist hier unglaublich? Mann, nun sag doch mal richtig, was passiert ist!“ murrte sie und schaute in die selbe Richtung wie er, konnte aber nichts besonderes am Horizont entdecken, als dass da irgendwie Bewegung war. Sie machte die Augen ganz schmal und da sah sie – zwar nur schemenhaft – irgendwelche Schatten über die Äcker und Wiesen staksen oder eher fahren? So richtig war das von hier aus eigentlich nicht erkennbar.
„Verdammt!“ brummte George und seine Augen suchten immer weiter mit dem Jawubani den Horizont ab. „Es sind wohl Quafune, die sich von allen Seiten durch die Wälder geschlichen haben und nun, da es dunkel wird, ganz offensichtlich auf Kitzingen zu bewegen.“
„Auf Kitzingen? Oh nein, meinst du etwa, die Stadt wird plötzlich angegriffen? Warum? Oder wollen die komischen ... äh ... Qua ... Dinger nur daran vorbei?“
„Weiß ich nicht! Es könnte sein, dass sie jemanden verfolgen ... aber sie sind sehr langsam.“
„Kann man nicht die Stadt warnen?“
„Tja, so weit reichen die alten Handys leider nicht. Die restlichen Bodenstationen, welche die Hajeps noch nicht zerstört haben, haben nicht die Reichweite wie damals die Satteliten“, bemerkte er traurig.
„Dann sollten wir vielleicht diesen Dingern einfach hinterher, nur um zu gucken, was die überhaupt machen!“
„Bist du lebensmüde? Quafune sind hochgefährlich und außerdem viel größer als sie von hier aus aussehen!“
„Brrr!“ Sie schüttelte sich. „Hoffentlich sind die nicht Mike und meiner Familie begegnet. Oh Gott, ich hab` plötzlich solchen Bammel, dass sie erwischt worden sind!“
„Glaube ich nicht. Mike ist doch pfiffig. Vielleicht befinden sich deine Lieben ja schon längst in den unterirdischen Tunneln der Spinnen.“
„Hoffen wir`s! Und was kannst du noch durch dein Fern ... äh ... deinen Jawudings sehen?“
„Jawubani bitte! Ich suche nach Chilkis!“
„Chilkis? He, sind das nicht Winzroboter?“ Sie streckte die Hand zu ihm aus. „Gib` mir mal auch den ... hm ... Jawubani rüber!“
„Hier bitte ... ja, Chilki ist eigentlich ein Sammelbegriff für alle Roboter, die nicht größer als ein Meter sind.“
„Und in diese Rubrik gehörte wohl auch Danox, der nur etwa handgroß war?“ Sie blinzelte angespannt durch die Linse. “Komisch, ich kann hier gar nichts entdecken!“
„Schaust ja auch in die falsche Richtung. Diese Erkundungschilkis sind vom Aussehen her dem kleinen Danox tatsächlich ziemlich ähnlich, haben aber wohl andere Fähigkeiten.“
„Und auf welche Weise arbeiten sie? He, ich seh` immer noch keine Quafune und auch keine Chilkis!“
„Musst eben weiter nach rechts. Erkundungschilkis sind ja auch viel kleiner und daher auch nicht mit diesem Jawubani auszumachen. Diese Chilkis können mit ihren langen Fühlern die Wege der Feinde erschnüffeln. Sie sind fähig, dabei zu fliegen ...“
„Das konnte Danox auch!“ erklärte sie stolz. “Hach, das gibt`s doch nicht!“ fauchte sie. “Sehe viele Bäume und sonst nichts!“
„Sie sind fähig zu klettern, zu schwimmen ...“
„Konnte er auch!“ Sie senkte entnervt den Jawubani und rieb sich erst einmal die Augen.
„... und sogar in geheime Gänge zu krabbeln und sie ...“
„Oh Gott“, unterbrach ihn Margrit, „wenn diese komischen Erkundungsviecher nun in die Gänge der
Spinnen hinein gekrochen sind?“
Auch George schluckte, ehe er Margrits Satz vollenden konnte. „Tja, dann haben diese Chilkis auch ganz gewiss unsere Guerillas entdeckt und mit ihren komischen Augen gefilmt und zu den Quafunen gesendet. Manchmal erhalten Chilkis auch den Befehl, sich selbst zu sprengen und somit das Versteck des Feindes und alles, was sich dort befindet.“
„Grässlich!“ keuchte Margrit. Beide starrten sich jetzt, erheblich blasser im Gesicht geworden, fragend an. „M ... meinst du ... die Gänge der Spinnen sind bereits ...“, Margrit holte tief Atem, „... ge ... gesprengt, George? Aber dann hätten wir das doch längst gehört?“
Er schüttelte sein gesenktes Haupt. „Unterirdische Sprengungen müssen nicht unbedingt von oben zu hören sein!“
„Aber woher willst du denn wissen, dass diese komischen Qua ... na ... Dinger, solche Viecher losgeschickt haben? Hast du denn welche gesehen?“
„Weil die Hajeps das nach unseren Beobachtungen immer so machen, Margrit, damit der Weg für die langbeinigen Quafune frei ist.“
„Es sind also Hajeps gewesen, die diese Dinger losgeschickt haben?“
„Ich vermut es!“
„Aber es können doch auch Jisken oder Loteken gewesen sein?“
„Loteken wohl kaum, da sie inzwischen nicht mehr von Gistrupa unterstützt werden!“
„Ach, das hat Gisterupa getan? Günther Arendt erzählte mir heute ganz etwas anderes!“
„Dann wird das auch stimmen. Gisterupa hat so manches gegen sein eigenes System unternommen. Da könnte man eine ganze Liste schreiben.“
„Und was machen diese fürchterlichen Quafune?“
„Hast du noch nie die sonderbaren Geräte gesehen, mit welchen die Hajeps immer die .. verdammt!“ erschrocken brach er ab. „Hörst du das auch?“
„Ja, sind zwar ein bisschen komisch die Geräusche, aber es kommt wohl ein Gewitter auf!“
„Nee, Margrit, ich meine damit dieses seltsame Knistern direkt über uns.“
Sie blickte stirnrunzelnd zum Himmel. „Puh, George, hast Recht, das ist kein normales Gewitter!“ ächzte sie entsetzt. „Das knackst und knirscht ja immer lauter!“
„So ein Mist, was könnte das sein?“ Er suchte den Himmel mit dem Jawubani ab. „Es hört sich an, als ob plötzlich über uns enorm viel Elektrizität in Wellen durch die Luft schwirrt und danach in die Ferne wandern würde.“
„Sehr richtig, das Gefühl habe ich auch“, keuchte sie mit hochgezogenen Schultern. „Mann, Mann, wir müssen hier schnellstens weg, George!“
„Aber wohin?“ knurrte er. „Das sage mir mal, denn da hinten knirscht es ebenso und ganz rechts inzwischen auch.“
Beide zitterten um die Wette, während sie ihre Ohren gespitzt hielten und in der Dämmerung verzweifelt irgendetwas zu erkennen suchten. „Es scheint überall so zu sein ... furchtbar!“ wisperte Margrit kaum hörbar.
Er hatte zwar nichts verstanden, nickte aber trotzdem. „Weißt du, ich setze den Jambo jetzt einfach ein Stück zurück unter einen Baum.“
„Und warum?“
„Weiß ich auch nicht!“ erklärte er ziemlich hirnrissig.
Gerade als er den Motor anlassen wollte, kreischte Margrit: „He, jetzt verwandelt sich das Knistern auch noch in ein dröhnendes Rumpeln!“
„Egal wir fahren jetzt einfach zurück!“ brüllte er so laut wie sie.
„Nein George, brauchst du nicht mehr. Es rumpelt jetzt nicht mehr in unserer Nähe ... nur am Horizont!“ keuchte sie erleichtert. “Hörst du`s? Dort poltert es, als wenn sich da irgend etwas ganz Gewaltiges zusammenbrauen würde!“
„Oh Gott, dann sind wenigstens wir erst mal gerettet!“ krächzte er und ließ sich mit einem lauten Seufzer etwas entspannter in den Sitz zurück fallen. „Aber es wird bestimmt irgendetwas Furchtbares direkt über Kitzingen losgehen, das sage ich dir!“
„Die armen Menschen!“ jammerte Margrit jetzt, kaum dass sie sich von dem ersten Schock erholt hatte. „Ich drücke die Daumen, dass die Leute noch genügend Zeit haben die Stadt zu verlassen! Hoffentlich haben sie die Gefahr überhaupt bemerkt!“
„War nicht zu überhören. Bestimmt werden sie Hals über Kopf durch die Straßen jagen.“
„Himmel, aber die Gänge der Spinnen verlaufen doch in der Nähe von Kitzingen!“
George und setzte sich wieder aufrecht hin, um weiter durch den Jawubani Richtung Horizont zu schauen.
„Tja, wir können leider nirgendwo helfen, Margrit!“
„Sind es nun Jisken, welche die Stadt angreifen oder Hajeps?“
„Kann ich dir immer noch nicht sagen, es ist absolut nichts zu sehen. Die Angreifer haben sich getarnt. Auch von den Quafunen ist plötzlich nichts mehr zu sehen. Ist schon ein komisches Gefühl, überhaupt nichts mit den Augen wahrzunehmen und trotzdem zu wissen, dass da jemand ist! He, d ... das ist ja verrückt ... siehst du das auch? Ach, kannst du ja gar nicht ohne Jawubani!“
„Doch kann ich, ist auch ohne Fernglas erkennbar! Lauter glühende Funken plötzlich über Kitzingen!“
Das Knirschen in den plötzlich erleuchteten Wolken war - auch wenn es aus weiter Ferne kam - inzwischen derart unerträglich geworden, dass die beiden meinten, ihr Trommelfell würde davon kaputt gehen und dann ergossen sich mit einem berstendem Knall Ströme aus rotglühender Flüssigkeit wie lange Feuerzungen über Kitzingen, der nahe gelegenen Stadt, welche Margrit noch heute Mittag aufgesucht hatte, um Günther Arendt zu besuchen. Das komische Zeug sah so ähnlich wie Lava aus und schien aus einigen Teilen der Wolken einfach hervor zu sprudeln.
Feuer brandete nach und nach von unten auf, einige Häuser brannten lichterloh, während sich die gelbroten, breiigen Flüsse wie aus dem nichts immer weiter über die Stadt ergossen. Schließlich ließ das Poltern im Himmel nach und es regnete nur noch etwas hinab, das wie kleine, glühende Kohlestückchen aussah.
„Das ist eine furchtbare Katastrophe!“ keuchte George, senkte endlich wieder den Feldstecher und Margrit nahm die Hände von ihren Ohren.
„So etwas habe ich noch nie gesehen!“ ächzte er.
„Warum sind immer wir Menschen dran?“ Margrit traten Tränen in die Augen. „Wir haben doch gar nichts getan?“
Ehe George noch etwas dazu sagen konnte, hörten sie ein leichtes Rauschen über sich am dunklen Abendhimmel und dabei auch die Geräusche leiser Motoren, Düsen und dazu das Flattern gewaltiger Schwingen.
„Trestine!“ keuchte George.
Margrit und er schauten zunächst nach oben, aber da war wieder nichts zu sehen. Sie duckten sich schließlich instinktiv, machten sich möglichst klein in ihrem Jambuto. Sie wussten zwar, dass ihnen so etwas kaum nützen würde, aber sie waren wie ängstliche Tierchen, kauerten sich dicht aneinander.
Wenig später hörten sie außerirdische Bordkanonen in der Nähe von Kitzingen knattern und zischeln und dann sah George, wie sich eine der dunklen Wolken auflöste und den Blick auf ein hajeptisches Trestin freigab. Es zischelte abermals und schon war auch der lotekische Verteidiger von Kitzingen, der leider viel zu spät gekommen war, zu sehen. Scheinbar ziellos segelten beide nun mit ihren riesigen Flügeln umher, wohl um eine mög¬lichst gute Angriffmöglichkeit beim Gegner zu finden und dann tauchte ein weiteres lotekisches Kriegsschiff plötzlich ebenfalls wie aus dem Nichts auf.
Unwahrscheinlich viel Staub wirbelte dabei durch die Luft und inzwischen brannten viele Teile der Stadt. Noch mehr dieser eleganten Flugzeuge wurden nach und nach sichtbar und ein gewaltiges Gefecht hoch am Himmel nahm dabei seinen Anfang.
Doch lange konnten Margrit und George nicht Zuschauer dieses unheimlichen Spektakels sein, denn nun ereignete sich wieder etwas am Boden, was ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Ebenfalls vom Tarnnebel befreit, gewahrte George wieder die sechs bis acht riesigen, Scheibenförmige Quafune, welche auf ihren langen, giraffenartigen Beinen noch immer Richtung Kitzingen wanderten. Unterhalb der Scheiben saßen in Drahtstühlen kleine, grauhäutiges, halbnackte Wesen mit großen Facettenaugen im birnenförmigen Gesicht, welche wohl die jeweilige Scheibe zu lenken hatten. Er gab Margrit das Fernrohr.
„Jetzt kannst du sie sehen!“ wisperte er.
„Oh, Gott!“ stöhnte Margrit. „Die ... die Männlein schauen ja nicht gerade hübsch aus und was soll das?“
„Hast du noch nie gesehen, wie die künstlichen Erdbeben herbei geführt werden?“ flüsterte George traurig. „Die Quafune wollen Kitzingen den Rest geben!“
Margrit schüttelte mit zusammen gebissenen Zähnen den Kopf. „Furchtbar! Aber zu wem gehören nun diese entsetzlichen Maschinen und deren Roboter. Ich bring sie bald alle durcheinander!“
„Das ist doch ganz einfach, Margrit. Ich denke, du hast keine Sehschwierigkeiten mehr!“
„Schon wieder Hajeps!“ krächzte sie zornig und verzweifelt nach einem weiteren Blick durch die Ferngläser, denn sie hatte den weißen Drachen in der Mitte der silbernen Scheiben jetzt deutlich erkannt. „He, warum tun Hajeps all das? Verdammt, da kann man ja fast Günther Arendt verstehen!“
„Sag ich doch!“ George versuchte zu Grinsen, aber das konnte ihm nicht mehr so recht gelingen, denn schon begann die Erde zu erbeben. Das furchtbare Krachen und Bersten zog sich über Wiesen und Äcker dahin, bis das Erdreich in der Nähe von Kitzingen plötzlich mit aller Gewalt aufzuspringen schien, als würde deren Inneres kochen. Riesige Erklumpen und Gesteinsbocken wirbelten dabei gemeinsam mit viel schwarzem Staub durch die Luft. Grasballen flogen in die Gegend, Büsche und Bäume krachten reihenweise zu Boden und vieles davon stürzte in klaffende, sehr tiefe Spalten. Nun begannen auch die restlichen Häuser und prächtigen Bauten Kitzingen zu wanken, schienen mit einem Male in einzelne Teile zerrissen zu werden. Während Steine hinabprasselten, Dächer einstürzten und die Erde mit grässlichem Knarren auch dort aufsprang, wölbten sich fast gleichzeitig Strassen nach oben, wurden kleine Gässchen zu hässlichen Bergen und überall breitete sich ungehemmt weiter das Feuer aus.
Schon wendeten sich die tödlichen Scheiben in die entgegengesetzte Richtung - leider dorthin, wo sich Margrit und George befanden. Entsetzt schrieen George und Margrit auf, die das alles durch den Jawubani hatten beobachten können. Doch ehe die Quafune mit ihren sonderbaren, magnetischen Schwingungen die Erde erneut zum Zittern bringen konnten, nahmen zwei lotekische Trestine diese schrecklichen Scheiben endlich unter Beschuss und immer wenn sie getroffen hatten, wirbelten funkelnde Trümmer durch die Luft wie glitzernde Scherben.
Schon rauschten gleich drei hajeptische Kriegsschiffe herbei, aber der eine der zwei lotekischen Flieger traf sofort den ersten Angreifer so gut, dass dieser nur noch als glühende Fackel hinab segeln konnte. Die anderen beiden hajeptischen Jäger ließen währenddessen wieder die flachen, etwa unterarmlangen, insektenartigen Metallwesen aus einer Luke an ihrem Heck hervorsausen.
„Scheiße! Chilkis!“ krächzte George, kaum dass er das gesehen hatte. “Genau in unsere Richtung! Was machen wir jetzt nur?“
„Einfach ganz ruhig bleiben, George!“ bemerkte Margrit ziemlich einfallslos und kuschelte sich noch enger an ihn.
„Wir haben Glück!“ brummelte er wenig später hinter seinem Jawubani hervor. „Die schrecklichen Viecher sollen wohl nur zu den lotekischen Schiffen fliegen und sich in deren Flügeln festhaken.“
Nun kamen vier weitere lotekische Flugzeuge aus der Richtung des zerstörten Kitzingen hinzu und nahmen die käferartigen Roboter unter Beschuss. Fast gleichzeitig aber feuerten die kleinen Zwergwesen, die noch übrig geblieben waren Puktis aus langen, spitzen Gewehren ab, die sofort in die Luken der Gegner hineinsummten.
Das furchtbares Gemetzel fand nicht nur oben am Himmel statt sondern auch unten auf der Erde, denn inzwischen waren sowohl hajeptische als auch lotekische Bodentruppen angekommen. Trotz der dichten Wälder waren für Margrit und George die Schüsse der sonderbaren außerirdischen Waffen auch aus weiter Ferne hörbar.
Nach endlos erscheinender Zeit sah es so aus, als würden die restlichen hajeptischen Jäger fortfliegen. Die Loteken jagten ihnen hinterher, wohl um sie aufzuhalten. Zerstörte Quafune und Wrackteile der abgeschossenen hajeptischen Tristine blieben zurück und immer noch waren die Bodentruppen am kämpfen.
Als auch das vorbei zu sein schien, der Lärm am Boden sich ebenfalls verzogen hatte und nur noch in der Ferne zu erahnen war, fielen sich George und Margrit erst einmal schluchzend in die Arme, glücklich darüber, dass sie das alles unverletzt überstanden hatten. Doch als sie umher schauten, blickten sie über eine Landschaft, welche nicht nur völlig verwüstet aussah, sondern wo auch das Erdreich tiefe Schrunden bekommen hatte.
Sie brauchten daher lange, bis sie endlich wieder völlig zu sich kamen.
„Also hat der schreckliche Krieg viel früher begonnen als es Munjafkurin vorausgesagt hatte“, fand Margrit als erste die Worte wieder, nachdem sie einen großen Schluck aus der Feldflasche genommen hatte. „Günther Arendts Plan, Menschen nach Zarakuma zu schicken ist hiermit so gut wie geplatzt- oder?“
Er nahm ihr die Flasche ab und ebenfalls einen Schluck. “Weiß nicht, womöglich konnte Günther Arendt auch rechtzeitig entkommen und dabei noch alles Wichtige mitnehmen?“ Er wischte sich mit dem Handrücken sehr nachdenklich den Mund trocken.
„Meinst du etwa mit wichtig das Refenin?“ Ihre Augen funkelten ihn zornig an. “Weißt du, dass er damit zwanzig Menschen infizieren wollte?“
„Das finde ich auch nicht in Ordnung- sofern es denn stimmen sollte.“ Er grinste Margrit dabei freundlich an, aber ärgerte sich doch. Warum konnte Margrit nicht glauben, dass er nun mal die bessere Menschenkenntnis hatte und Margrit recht oft überreagierte und daher auch vieles missverstand!
„Hach, Margrit nun guck nicht so böse. Gib mir lieber einen Kuss die Wange, denn wir werden jetzt nach deiner Familie suchen, okay?“
Nachdem sie ihm das ganze Gesicht abgeküsst hatte und er dabei vor lauter Verlegenheit fürchterlich hatte lachen müssen, startete er den Jambo. Er fuhr nicht zu schnell, weil er dabei Acht gab, ob womöglich eine Spur von der Straße hinunter führte. Aber überall lag dieser entsetzliche Staub und die Straße wies Risse und Sprünge auf, so dass sie oft selbst vom Asphalt hinunter mussten. Als sie etwa eine halbe Stunde mit dem Jambo unterwegs gewesen waren, entdeckte Margrit plötzlich eine leicht taumelnde Gestalt am Straßenrand, die ihr irgend¬wie bekannt vorkam. Diese hatte sich auf einen Stock gestützt, hielt sich nur mühsam auf den Beinen, aber nun hatte sie den Jambuto gesehen, riss sich zusammen und winkte ihnen mit großer Kraftanstrengung zu.
„D ... das ist ja Renate?“ ächzte Margrit betroffen. „George du musst unbedingt anhalten.“
George nickte mit zusammen gebissenen Zähnen.
Renate konnte zwar noch lächeln, denn sie war sehr erleichtert, den beiden begegnet zu sein, aber George erkannte sofort, dass Renates Verletzungen so furchtbar waren, dass sie sie das Leben kosten würden, käme sie nicht sofort zu einem Arzt.
Einen Teil der Strecke fuhr Margrit noch mit und hörte Renate zu, die ihnen noch kurz schildern konnte, was vorhin Schreckliches passiert war. Mike hatte Margrits Familie tatsächlich entführt, um sie Günther Arendt zu bringen, aber nicht damit gerechnet, dass die Loteken, von einer Überzahl Robotern in den Wäldern entdeckt, zu den Menschen flüchten würden. Mike hatte mit den Loteken verhandelt und sie gebeten, diese Gebiete wieder zu verlassen, doch die Loteken hatten in ihrer Verzweiflung nicht auf Mike gehört und waren sogar aggressiv geworden. Schließlich war er gemeinsam mit Margrits Familie vor den Angriffen der Loteken geflüchtet und hatte sich in die Gänge seiner Organisation verzogen, wo er erst einmal abwarten wollte. Renate hatte ihn gerade in dem Moment aufgesucht, als er die Kinder und Margrits Mutter in einer Kammer einschloss.
Währendessen waren von den Chilkis so nach und nach die Eingänge zu den unterirdischen Behausungen der Spinnen entdeckt worden. Die Chilkis stießen dabei auch auf die unterirdischen Waffenarsenale, welche Günther Arendt besonders reichlich bei den Spinnen hatte anlegen lassen. Das Ergebnis hatten dann Margrit und George miterleben müssen. Renate war wenig später bei einer Selbstsprengung zweier Chilkis gemeinsam mit weiteren sechs Guerillas schwer verletzt worden. Zwei waren in Stücke gerissen worden, drei langsam verblutet und der Letzte nicht mehr zu laufen fähig.
Es schien wirklich besser, wenn George Renate zu Werner, dem Chirurgen der Organisationen rund um Zarakuma, brachte, weil George Renate notfalls auch über einen etwas längeren Zeitraum tragen konnte und so las¬tete die Suche nach Margrits Familie und den übrigen Spinnenmitgliedern allein auf ihren Schultern.
Kaum war der Jambuto davon gebraust, war Margrit auch schon losgelaufen. Im Gürtel trug sie, außer einer Handfeuerwaffe, Georges Jawubani und hielt ihr Funkgerät kontaktbereit. Sie trug eine Taschenlampe in der Hand und hatte die Karte, die sie zur Sicherheit von George mitbekommen hatte und in welcher sämtliche Eingänge der Spinnen verzeichnet waren, immer griffbereit.
Weil sie sich die Weg abkürzen wollte, hastete sie oft quer über die Felder und Äcker. Doch das war manchmal keinesfalls besser, eher komplizierter, da die frisch entstandenen und oft metertief klaffenden Risse im Erdreich Margrit dazu zwangen im weiten Bogen um diese herum zu laufen. Selten waren die Spalten so schmal und der Boden einigermaßen fest, dass sie es wagen konnte, einfach darüber zu springen. Endlich angekommen, musste sie dann auch noch feststellen, dass sie gar nicht mehr in die Gänge hinein konnte, da diese durch die Sprengungen der Chilkis meist völlig in sich zusammen gefallen waren. Oft war es aber auch so, dass die Eingänge noch unbeschädigt aussahen, dahinter jedoch trotzdem alles eingestürzt war.
Ein Eingang war noch in Ordnung und so kletterte sie tiefer hinein, doch dann schien es plötzlich von unten her sonderbar zu rascheln und schon war Margrit wieder die Leiter hinauf. Oben im Tageslicht angekommen schalt sie sich für ihre Feigheit aus, doch als das Rascheln aus dem Gang zunahm und sogar immer hastiger hinauf tönte, nahm Margrit doch lieber die Beine in die Hand und jagte davon.
Erst nach dem sie auf einen Baum geklettert war und dabei im Stillen ihre neu gewonnene Jugend pries schaute sie zurück und gewahrte tatsächlich einen Erkundungschilki, welcher ihr die ganze Zeit hinterdrein galoppiert war. Das Geschöpf, halb Tier halb Roboter, war wesentlich plumper als Danox gebaut und auch erheblich größer. Unten an Margrits Baumstamm angekommen, verharrte es erst einmal. Seine Metallstirn hatte es dabei gegen die Rinde des Stammes gepresst und schien auf diese Weise die Bewegungen oben in der Baumkrone wahrnehmen zu wollen. Margrit entdeckte, dass es beschädigt war. Einige Kabel hingen aus seinem zerbeulten Unterleib heraus, sodass es sich wohl deswegen vorhin in den Gängen der Spinnen nicht gemuckst hatte und darum vermutlich auch dort zurückgelassen worden war. Selbst jetzt schien es irgendwie nicht richtig zu funktionieren, denn unten am Baum, zwischen den schönen langen Grashalmen, döste es nach etwa zehn Minuten ein. War es nur ein leichter Schlaf, oder ...? Ewig wollte Margrit jedenfalls nicht hier oben bleiben. Deshalb kletterte sie, allerdings äußerst vorsichtig, hinab.
Manchmal hatte Margrit auch Glück und fand weitere Gänge der Spinnen, die bis tief hinein noch völlig in Ordnung waren, aber sie schienen völlig menschenleer zu sein. In solchen Fällen wagte Margrit dann, die Namen von Spinnenmitglieder zu rufen, trotz ihrer Angst, neue Chilkis dadurch auf sich aufmerksam zu, doch antwortete niemand. Ach, schon ein simples öffnen von Türen konnte sich zu einem wahren Albtraum entwickeln, wenn Margrit dahinter die Leichen von mancher ihr vertrauten Person entdecken musste.
Je näher Margrit Kitzingen kam, um so intensiver nahm sie nicht nur den sonderbaren Brandgeruch wahr, die Umgebung wurde auch heller, weil die lodernden Flammen der Stadt die Dunkelheit wie eine riesige Fackel beleuchtete. So konnte sie auch die einzelnen Wrackteile der zerschossenen Quafune recht gut ausmachen. Auch hier meinte sie, oft halb zerfetzte Leichen im hohen Grase zu erkennen.
Als sie etwa nur zwei Meter von einer zum Teil zerbröselten Scheibe entfernt vorbei schlich, glaubte sie plötzlich, aus dem Augenwinkel eine Bewegung zu sehen. Sie lief schneller, versuchte sich von der Scheibe zu ent¬fernen und wagte dabei einen Blick zurück über die Schulter, und so schaute sie zum ersten Male einem Erdbe¬benchilki direkt in die großen, schwarzen Facettenaugen. Das kleine, graue Wesen mit dem birnenförmigen Kopf kauerte hinter seiner zertrümmerten Scheibe, hatte sein komisches, spitzes Gewehr auf Margrit gerichtet und die scharfen, gelben Zähnchen in dem winzigen Mäulchen klapperten ihm.
Und wieder dankte Margrit im stillen Oworlotep, denn mit der Reaktionsschnelligkeit eines jungen Mädchens hatte sie sich auch schon zu Boden geworfen und der rot glühende Feuerstrahl sauste über sie hinweg. Nach dem Schuss flitzte sie los und verbarg sich hinter einer der seltsamen Scherben.
„Ke, Chilki“, krächzte sie hinter dieser hervor. „Wenn du noch mal schießt, dann ich auch! Ault to da tista xunz far noi rir!” raffte sie mühselig ihre ganzen Vorkabelkenntnisse zusammen. „Habe eine gefährliche Waffe bei mir ... hm ... ato ae takuna tlebio hiat me ... sehr gefährlich ... tumi takun! “ fügte sie recht laut hinzu. Und dann schob sie den Lauf ihres altertümlichen Revolvers hervor. Ach, sie musste sich große Mühe geben, dass ihre Hand nicht dabei zitterte. Sie spürte richtig, wie der kleine Chilki hinter seiner Scheibe überrascht war, dass Margrit seine Sprache beherrschte und daher überlegte. Mit zitternden Knien kroch Margrit in möglichst stolzer Haltung wieder aus ihrem Versteck und lief einfach weiter.
Immer noch zögerte der Chilki. Bestimmt fragte er seine Programme dabei ab und dann zischelte es wieder durch die Nacht. Diesmal sauste der Strahl wirklich nur sehr knapp an ihr vorbei.
Da wendete sie sich um und feuerte zurück mitten in die Dunkelheit hinter sich. Ein überraschtes Quarren war hinter der Scheibe zu hören und dann ein leises Schnaufen. Anscheinend hatte sie sogar getroffen. Margrit schaute sich jedoch nicht lange um, sondern rannte einfach los, so schnell sie die Beine nur tragen konnten. Gott sei Dank hatte sie große Ausdauer und kam daher bald aus der Schusslinie des Chilkis, den seine Verletzung zwang, weiterhin in seinem Versteck zu bleiben.
Margrit gönnte sich auch später keine Ruhe und kam dadurch Kitzingen immer näher. Der Rauch stieg ihr, immer unangenehmer werdend, in die Nase. Sie sah die nachtschwarzen Schatten der zerstörten Häuser deutlich vor sich. Scherenschnitten gleich hielten sich einige von ihnen noch tapfer inmitten prasselnder, hellroter und gelber Feuerzungen und unablässig wanderten dabei graue Schwaden zum Himmel hinauf.
Dort in jenem Hügel war ein weiterer Eingang der Spinnen, den Margrit noch aufzusuchen hatte. Doch sie musste schon von weitem erkennen, dass kein Leben in diesen unterirdischen Tunneln mehr vorhanden sein konnte, weil daraus noch immer Flammen empor züngelten. Also waren die Lavamassen von Kitzingen bereits in diese Gänge gelangt.
Die kleine Waldschenke, einst beliebter Treff der Maden und Spinnen, war ebenfalls ein Opfer der gierigen Flammen geworden. Nachdem Margrit halb verkohlte Spinnenmitglieder, darunter waren auch zwei kleine Körper von Kindern und einer alten Frau, in diesen zum Teil eingestürzten Gängen gefunden hatte, warf sie sich in ihrer Verzweiflung mitten ins Ackerfeld zwischen die Salatpflanzen, weinte laut und schrie und beklagte den Tod ihrer Familie, denn sie meinte, dass nun alles umsonst gewesen sei.
Sie trommelte dabei mit ihren Fäusten und Füßen auf den Boden und riss einige Salatpflanzen aus, wobei sie sich vorstellte, es wären die steilen Haarkämme der Hajeps, denn sie konnte nicht begreifen, weshalb die Hajeps immer wieder solche furchtbaren Dinge den Menschen antaten.
Erst nach einer ganzen Weile kam sie schließlich zu sich und sprang wieder auf, hatte den Mut einer Wahnsinnigen gefasst. Sie wusste zwar, dass kaum jemand von den Spinnen dieses Massaker hatte überleben können, aber dennoch bildete sie sich ein, dass ihre Familie noch leben musste, denn hatte Mike nicht auch andere Menschen, besonders Kinder, von je her versklavt? Woher konnte sich Margrit denn so sicher sein, dass die verkohlten Überreste dieser Menschen ausgerechnet ihre Familienmitglieder waren? Womöglich war ja auch Mike früher zu Günther Arendt in die Stadt gefahren, um ihm Margrits Familie zu übergeben.
Wie dem auch sein sollte, Margrit hatte sich vorgenommen, nach ihrer Familie zu suchen und zwar so lange, bis sie erschöpft zu Boden fallen würde.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Korrekturvorschläge:

Das Licht der Hajeps II - Zarakuma -
Veröffentlicht von Doska am 18. 07. 2006 18:09
Kapitel 17

Ziemlich missmutig lief Gesine die Straße entlang. Das war jetzt das dritte Mal, dass man sie so behandelte. Dabei war sie so fleißig gewesen! Sie wollte nach Kitzingen, weil sie sich dort etwas [red] nettes [/red] (Nettes) zu erhandeln erhoffte und dabei natürlich auch wieder mal ne` Kleinigkeit ´mitgehen´ lassen konnte. Deshalb hatte sie das Babysitten Ilse überlassen und mitgeholfen, ein ganzes Feld junger Salatpflänzchen einzupflanzen - das Kreuz tat ihr noch immer davon weh und die Hände waren rissig und rau geworden. Aber als Gesine darum gebettelt hatte, in einem der Jambutos mitgenommen zu werden, die Richtung Kitzingen fuhren, hatte sie keiner mitgenommen.
Das war richtig fies. He, das würde sie sich merken, denn zu Fuß war`s ja wohl ein bisschen schlecht, bis dort hin zu kommen. Gerade als sie über diese Gemeinheit mit den Tränen[blue] am kämpfen war[/blue] (kämpfte), sah sie in der Ferne einen Jambuto ihr entgegen kommen. Zunächst hüpfte ihr Herz freudevoll, aber dann warf sie sich mit trotziger Miene die Zöpfe zurück über die Schultern und machte nur für den Jambuto Platz, denn bestimmt war auch dieser Wagen völlig überfüllt.
Je näher der Jambuto kam(Komma) um so mehr hatte sie Mühe(Komma) ihre Tränen zurück zu halten, denn der Wagen war tatsächlich wieder überladen. Ach, die ganze Zeit schon hatte sie sich so auf Kitzingen gefreut und nun war alles für die `Katz` gewesen. Plötzlich bremste der Jambuto direkt neben ihr und Rita, die diesmal hinter dem Steuer saß, lehnte sich weit zu Gesine hinaus.
„He, was is`n los?” fragte sie. ”Was hat dir denn heute die Petersilie verhagelt?“
„Och, nichts! Darf nur wieder nicht nach Kitzingen!“(Komma) schniefte Gesine und wischte sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) eine Träne weg, die ihr nun doch dummerweise gekommen war.
„Was(Komma) schon wieder durftest du nicht?“(Komma) empörte sich Rita.
Gesine nickte und wischte sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) mit dem Handrücken über die Nase.
„Also, wenn`s weiter nichts ist. Wir wollen zum Hegershof, das ist nicht weit von Kitzingen entfernt. Wir rücken alle etwas zusammen, nicht wahr(Komma) Leute?“
„Mann, noch enger?“(Komma) murrte Erkan, der sich mit Gesine seit Zarakuma eigentlich noch immer nicht richtig versöhnt hatte, doch die anderen jammerten auch.
„He, habt euch nicht so!“(Komma) schimpfte Rita. “So`n bisschen enger sitzen ist ja wohl nicht das Allerschlimmste!“

#

„Danke!“(Komma) sagte Gesine etwa eine dreiviertel Stunde später, als der Wagen hielt, um auch die letzte Person (kein Absatz)
abzusetzen. „Ich stehe tief in deiner Schuld! Das war wieder richtig lieb von dir, Rita!“
„Och, du hast mich doch während der Fahrt so nett unterhalten! Das reicht schon als Entschädigung“,(kein Absatz)
erklärte Rita lachend. Gesine gab ihr einen Kuss zum Dank auf die Wange und dann sprang sie vom Jambuto.
„Ich verspreche dir trotzdem, dass ich mich revanchieren werde!“(Komma) erklärte Gesine und winkte Rita noch zum Abschied zu.
Als Rita in die nächste Straße hinter einem dicht bewachsenen Hügel eingebogen war, holte sie das Handy hervor. „Hallo, Franki, ich hab` jetzt alles so gemacht, wie du mir geraten hattest und nun?“
„Was heißt hier gemacht, verdammt noch mal, drück dich doch mal genauer aus, Rita“, hörte sie ihn zu ihrer Überraschung ziemlich ungehalten durchs Mikro. „Hast du Gesine aufgelesen?“
„Ja, du hattest Recht“, wisperte Rita aufgeregt. „Sie wollte so gerne nach Kitzingen. Keiner hatte sie mitgenommen.“
Frank holte vor Erleichterung tief Atem. „Mann, das passt aber gut. Da wird sie dir sicher vor lauter Dank aus der Hand gefressen haben, richtig?“
„Sehr richtig, Frankilein!“
„Frankilein, Frankilein!“(Komma) äffte er sie ungeduldig nach. „Und hast du sie nun gefragt?“
„Was gefragt?“
„Na, was ich dir vorhin gesagt habe! Gesine schleicht doch immer um diese Glucke herum, und da ist diesem neugierigen Mädel bestimmt nicht entgangen, wo deren verrückte Familie ihre Bleibe hat. Also, hat sie nun darüber geplappert oder nicht?“
„Ich .. ich weiß nicht!“ Rita überkamen nämlich auf einmal Gewissensbisse. Obwohl sie sehr für den muskelbepackten Frank schwärmte und dieser in letzter Zeit Anspielungen gemacht hatte, dass er dergleichen für sie empfinden würde, fand sie ihn doch ein wenig rau im Umgang mit Menschen. Na ja, er gehörte eben zu den Spinnen und die waren schon etwas anderes als die Maden, halt richtig verwegene Guerillas. Aber heute war er so mürrisch und sie hatte mit einem Male irgendwie gar kein rechtes Vertrauen zu ihm. Was war, wenn er alles, was sie soeben von Gesine erfahren hatte, an Mike weiter erzählen würde? He, weshalb wollte er überhaupt so viel über Margrits Familie wissen.(besser Fragezeichen) Was ging ihn das eigentlich an? Diese Fragen stellte sie ihm dann auch.
„Aber Ritalein, meine Süße“, sagte er mit wesentlich sanfterer Stimme, kaum dass sie geendet hatte. „Du brauchst mir gegenüber nun wirklich nicht so misstrauisch zu sein! Wir kennen uns doch schon ein bisschen - oder? Außerdem mache ich nicht alles, was Mike sagt, bin doch nicht sein Sklave. Und du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass Mike sich ausgerechnet wieder das alte Muttchen und die zwei unternährten Kinder einfangen würde! Nein, so schlimm ist der Mike nun auch wieder nicht!“ Rita hörte ihn jetzt amüsiert auflachen. Ach, er hatte so eine süße Lache!
„Es ist nur so“, erklärte er weiter, „dass ich hier ein paar richtig tolle Decken und schöne Kleidung habe, die ich gerne dieser netten Familie bringen würde und ... he, wann könnten wir zwei Hübschen uns eigentlich wieder mal treffen, hm?“
„Du willst dich mit mir treffen?“(Komma) keuchte sie mit hochrotem Kopf.
„Nur mit dir Süße und mit sonst niemandem!“(Komma) flötete er.
„Nun übertreib mal nicht ganz so sehr, Sklave!“(Komma) wisperte ihm Mike zu, neben welchem Frank gerade im Jambo saß. „Und vor allem - mach schnell. Es wäre schon besser, diese verrückten Hammel zu fangen, bevor Margrit und George bei ihnen sind. Die leisten bestimmt Gegenwehr!“

#

Worgulmpf zerhackte das Holz sorgfältig in kleine Stückchen. Bei Ubeka, das würde abends ein sehr schönes Feuerchen im Kamin abgeben. Die Sonne ging schon rot hinter den Wipfeln des wunderschönen Waldes unter, in welchem die kleine Hütte stand. Kontriglusi, es war gut, nach allem, was sie so ausgestanden hatten, ein solch geräumiges Häuschen zu finden, denn es bot nicht nur für ihn und seinen Sohn Gulmur(Komma) sondern auch noch für alle seine mit ihm befreiten Freunde Bagala, Orgoro und Djebawa genügend Platz.
Xorr, leider war es dem tapferen und wagemutigen Gulmur nicht geglückt, auch noch Trukir und dessen Mutter zu befreien. Obwohl Worgulmpf glücklich war, endlich wieder frei sein zu dürfen und auch Chiunatra aufrichtig dafür dankbar war, bereitete es ihm doch großen Kummer, seinen jüngsten Sohn und seine Frau noch immer unter entsetzlichen Bedingungen gefangen zu sehen, zumal in Aussicht stand, dass die [red] Beiden [/red] (beiden) sowie einige Jisken und Loteken und etliche so(getrennt)genannte Volksverräter – dazu gehörten sogar drei der einstigen Mandios und der Undasubo Gisterupa - morgen hingerichtet werden sollten. Hajeps waren grausam, nicht einmal auf Kinder nahmen sie Rücksicht und daher würde wohl bei Trukir keine Ausnahme gemacht werden.
Worgulmpf packte mit seinen kräftigen Pranken das Holz in die Kiepe. Der Sabber lief ihm dabei aus seinem breiten Maul. Hoffentlich hatten Gulmur, Bagala und Orgoro schon Beute gemacht, denn er verspürte einen mächtigen Hunger. In den letzten Tagen hatten sie reingehauen wie die Millike, wenn sich nur etwas Essbares anfand, denn sie hatten bei den Hajeps kaum Nahrung bekommen. Wie mochte es wohl seinem kleinen Trukir gerade ergehen? Er seufzte bei diesem Gedanken tief bekümmert, während er sich die Kiepe auf den Rücken wuchtete und dann lief er los. Geschickt hob er dabei die krallenbewehrten Füße über Würzelchen und Gestein, denn er wollte leise sein. Diese Vorsichtsmaßnahme hatte sich bisher schon sehr gelohnt. So hatten sie sich alle gemeinschaftlich anschleichen können, als gerade zwei große, muskelbepackte Männer – einer mit gelben, langen Haaren, der andere eher dunkler - eine laut jammernde alte Frau mit zwei Kindern aus diesem Häuschen getrieben hatte. Zwar besaßen Worgulmpf und Gulmur seit dem Überfall auf Zarakuma inzwischen recht gute Waffen, aber sie hatten keine Lust auf eine Schießerei gehabt und daher in aller Ruhe gewartet, bis diese Männer die Familie in ihr komisches Auto verfrachtet hatte und dann waren sie alle einfach in diese Hütte eingezogen, denn es hatte nicht so ausgesehen, als ob diese Familie so schnell wiederkommen würde.
Jedoch nach ungefähr einer halben Stunde – nach menschlicher Zeitrechnung - war plötzlich ein Jisk erschienen. Worgulmpf hatte sich zunächst auf diesen stürzen wollen, um die Hütte zu verteidigen, doch Gulmur hatte sie alle gebremst und ihnen dabei leise erklärt, dass Jisken hochgefährlich wären. Der Jisk, welcher erstaunlicherweise recht verhutzelt aussah, war wohl ziemlich schlau und kampferprobt, hatte schnell die neue Situation erkannt, die Gefahr beizeiten gewittert und sich dem Haus einfach nicht weiter genähert, aber immerzu die Namen der ehemaligen Bewohner mit leiser Stimme gerufen. Dann hatte er plötzlich die Spuren des komischen Autos in Erdreich und Moos entdeckt und sofort vollends kehrt gemacht. Er war der Spur gefolgt und seitdem nicht wiedergekommen.
Xorr, Worgulmpf wollte weiterhin vorsichtig sein, denn wer wusste schon, wer sonst noch alles kommen konnte?
Bei den Göttern des Alls, leichtsinnig waren er und seine Freunde schon, einfach in Hajepgebiet nächtigen zu wollen, aber das taten sie alle, auch die Loteken. Chiunatra hatte Worgulmpf prophezeit, dass die Zeit der herrschsüchtigen Hajeps bald vorbei sein würde. Sie würden mit der Unterstützung der Jisken rechnen und somit wären bald die Gebiete der Hajeps in der Hand aller freier Lebewesen.
Außerdem war es für Worgulmpf noch ein sehr langer Weg, um in lotekische Gebiete zu kommen und irgendwie traute er Chiunatra trotz der großartigen Prophezeiungen nicht so recht über den Weg. Er würde über alles noch viel nachdenken und darüber mit Gulmur sprechen müssen – mit seinem guten Sohn! Bei Ubeka - was war jetzt? Er hielt verdutzt inne. Nein, der alte, zerfledderte Gürtel war jetzt vollends durchgerissen, nur weil er sich damit in einem der hier herab hängenden Zweige verhakt hatte und jetzt polterte das ganze Zeugs natürlich zu Boden, ohne dass er das so schnell verhindern konnte. Er knurrte laut und verärgert darüber und fletschte die langen, gelben Zähne.

#

Margrit verharrte entsetzt und duckte sich plötzlich im Dickicht. „Bloß nicht weiter laufen(Komma) George!“
„Wieso? Hast du etwa Angst, dass du deine Mutter beim Baden überraschst?“
„Hä, hä, George! Wie gut, dass wir diese Abkürzung genommen haben statt den normalen Weg, das kann ich dir nur flüstern.“
George duckte sich nur unwillig neben Margrit. „Bist ganz schön schreckhaft in letzter Zeit, Margrit, denn ich sehe nichts!“
„Aber ich habe eben etwas gehört!“
„Gehört, sehr schön!“ Er grinste schief. „Wird sicher ein Wildschwein gewesen sein, das wir hochgescheucht haben. Hoffentlich keine Bache mit Frischlingen, sonst sage ich dir nur: Viel Spaß!“
„Weiß gar nicht, ob die Bachen im Frühling schon Junge haben, George. Außerdem habe ich bessere Ohren als du.“
„Mann, lauf doch endlich weiter(Komma) Margrit. Da war nichts, glaube mir!“
„Schscht! Nimm dein Fernrohr und guck mal lieber nach links!“
„Links!“(Komma) äffte er sie sehr unwillig nach, holte aber dennoch den Jawubani hervor. “Hast du dort etwa einen Waldfurz entdeckt?“
„Du bist heute wirklich zuuu süß, George. Nein, nur einen Schatten, der ...“
„Oh, verdammt, verdammt ... puh ... muss jetzt Abbitte leisten. Da vorne links sammelt gerade ein Trowe irgendetwas ein und packt es in einen Behälter.“
„Gib mir mal auch das Fernrohr...“
„Das ist kein normales Fernrohr(Komma) sondern ein Jawubani, aber du kriegst das gute Stück trotz dieser Beleidigung!“
Margrit schaute nun auch in die Richtung und schluckte schließlich. „Himmel, das ist ja Muttschs Kiepe! He - und jetzt nimmt er auch noch den Weg zum Haus!“
„Verdammt!“(Komma) schnaufte George und holte [blue] dabei [/blue] (überflüssig) seine Pistole aus dem Gürtel. „Wo ein Trowe ist, da sind meist mehrere. Wir müssen zusehen, dass wir von hier abhauen ...“
„Nein, denn womöglich können wir ja Muttsch und die Kinder noch retten! Schade, dass sie kein Handy hat, so kann man sie nicht warnen!“
„Quatsch, die ist doch gar nicht mehr in dem Haus. Ist doch pfiffig!“
„Pfiffig? Pah, so`n altes Frauchen! Woher soll die wissen, dass Trowes im Anmarsch sind!“
„Also Margrit, gib mir mal noch mal den Jawubani rüber ... danke!“ [red] er [/red] (Er) blickte wieder durch die Linse. „Dieser Trowe, Mensch, den kenn` ich doch? He, ich glaube, das ist Wogulmpf! Bin mir aber nicht sicher, da ich ihn nur von hinten sehe. Also, wenn der sich bereits diese Kiepe geholt hat, welche sich bestimmt in der Nähe des Hauses befunden hatte, dann war der schon längst dort!“
„Oh Gott, meinst du ... äh ...Worgulmpf ist meiner Familie gefährlich geworden?“
„Weiß nicht, habe von irgendwo gehört, dass sich die Trowes sehr verändert hätten. Ja, zum Bespiel damals, als ich dich gemeinsam mit Gesine gesucht habe, da haben Trowes einfach wahllos auf uns gefeuert, sind richtig hinter uns her gewesen, sollen jetzt übrigens sogar Fleisch essen!“
„Könntest du den hier nicht mal ansprechen, wenn du ihn kennst?“
„Ansprechen? Du bist niedlich! Was mache ich, wenn ich mich geirrt habe und es ist gar nicht Worgulmpf? Weißt du, mit Trowes ist in letzter Zeit wirklich nicht zu spaßen. Außerdem tragen sie inzwischen ebenfalls außerirdische Waffen. Und übrigens, hattest du mir nicht damals selber erzählt, dass einer von denen sogar Oworlotep den Kopf absäbeln wollte?“
„Schrecklich, ja – du lieber Himmel – das stimmt, soll Gulmur, ein Sohn von Worgulmpf(Komma) gewesen sein.“
„Du(Komma) ich glaube“, ächzte George betreten, „der mich und Gesine damals verfolgt hatte, war auch dieser Gulmur gewesen. War schrecklich scharf auf den Jambuto gewesen. Also, wenn das hier nur ein einziger Trowe ist, könnte ich mich vielleicht noch von dir überreden lassen“, George ließ den Jawubani am Band hinab baumeln, „aber mit einer ganzen Horde lege ich mich nicht an.“
„Angsthase!“(Komma) knirschte sie
„Dummerlein ... oh nein, da kommt ja noch jemand von der anderen Seite?(besser Ausrufezeichen)“(Komma) ächzte er entsetzt und hatte sofort wieder den Feldstecher vor Augen

#

Norbert war richtig verärgert. Nicht nur, dass er sich mit seinem dämlichen Handy für seinen Chef hatte herumquälen müssen und zuletzt Mike durch den mistigen Lautsprecher nicht hatte verstehen können, hinzu kam jetzt auch noch diese verrückte Lauferei durch den Wald. Er hielt erst mal an(Komma) um kurz zu verschnaufen. He, wo war jetzt diese halb verrückte Margrit schon wieder?
Na klar, er hatte sie, wie schon so oft, aus den Augen verloren und wo befand sich dieses Weichei George? Ach, er verstand das ganze Theater überhaupt nicht. Warum machte Günther Arendt die beiden nicht gleich dingfest und prügelte sie so ein bisschen, dann würden die schon noch gefügiger werden. Ja, er kannte Tricks, mit denen er aus den zweien schon ... huch? Was war denn das? „Aaaaarrgh!“(Komma) schrie Norbert plötzlich gellend und schmerzerfüllt. Es war der letzte Schrei seines Lebens, der seinen blassen Lippen entwich, dann stürzte er erschlafft zu Boden.
Gulmur kostete das Blut. Eigentlich lecker! Sie hatten heute nicht gerade reiche Beute heimgebracht. Aber so ein leckerer Lumanti tat es vielleicht auch und würde ganz gewiss für sie alle reichen! Der Sabber lief ihm aus dem Maul, als er Bagala und Orgoro herbeirief(Komma) um sie zu fragen, was sie von dieser Idee hielten.

#

„Noch ein Trowe!“(Komma) keuchte George.
„Entsetzlich!“(Komma) wisperte Margrit. „Gib mir mal das Fernrohr rüber ... Tatsache! Von der anderen Seite kommt auch so`n Viech geschlichen und ... hast du diesen Schrei gehört?“
„Ja, hab` ich, siehst du nicht, wie ich gerade kehrt mache? Sei vernünftig, Margrit, kehre auch um!“
„Feigling!“(Komma) schnaufte sie abermals.
„Es gibt da einen alten Spruch(Komma) Margrit - du bist doch so für Sprüche!“(Komma) knurrte er, während er schnell und sehr vorsichtig weiter schlich. „Und der lautet: Die Angst der anderen nennt man Feigheit, seine eigene Vorsicht. Also“, er wendete sich nach ihr um und blieb für einen Moment stehen, „schieß doch selber, wenn du dich so gerne mit denen anlegen willst ... hier hast du meine Pistole!“ Und er warf ihr tatsächlich die Waffe zu und [red] schlichh [/red] weiter Richtung Jambuto. „Schade, die Trowes scheinen sich inzwischen wirklich mächtig verändert zu haben!“(Komma) murrte er noch, während er [blue] dabei [/blue] (überflüssig) einige Äste zur Seite bog, die im Wege waren. „Ich traue selbst Worgulmpf inzwischen nicht mehr über den Weg. Sind wohl inzwischen völlig verwildert!“
„Du redest von ihnen(Komma) als wären es Tiere, George!“(Komma) knurrte sie ziemlich dicht hinter ihm.
Er wendete sich wieder nach ihr um und grinste übers ganze Gesicht. „Ach nein, wen haben wir denn da?“ (Komma) tat er überrascht und dann lief er einfach weiter. „Hat wohl doch plötzlich ziemliches Muffensausen bekommen, unsere tapfere Kämpferin.“
„Hä hä, was haben wir gelacht!“(Komma) zischelte sie erbost, musste sich aber große Mühe geben, seinen langen Beinen zu folgen.
Schließlich standen sie wieder vor dem Jambuto(Punkt) „Na, hopp rein mit dir in den Sitz!“(Komma) krächzte er keck.
„Nein(Komma) George, guck mal da hinten ... sind das nicht Radspuren im Sand?“ Sie schaute sich suchend um. „He, da im Gebüsch steht ja auch der Mercedes. Günther Arendts Chauffeur hat uns also verfolgt! Dein lieber Präsident will wohl doch meine Familie haben und du hast ihn, den guten, ach, den so Tapferen, die ganze Zeit vor mir verteidigt.“ Sie stemmte bei dieser Feststellung traurig und sehr zornig ihre kleinen Fäuste in die Hüften.
„He, meinst du wirklich ...“,(kein Komma und groß weiter) er wagte auf einmal nicht(Komma) in den Jambuto zu klettern, „... dass der Günther so fies sein könnte und ...?“ [red] tief [/red] (Tief) betroffen brach er ab.
„Ja, ja, und nochmals ja!“(Komma) fauchte sie unter Tränen. „Aber du glaubst mir ja diese ganze Geschichte mit dem Refe ... na, Dings nicht! Erzählst mir immer wieder, ich wäre nur hysterisch gewesen, hätte mich ja ganz bestimmt verhört. Aber, halt mal ... he ... ob das wohl dieser Chauffeur war, der eben so laut und schrecklich ...“, die letzten Worte blieben ihr fast im Halse stecken, „... geschrieen hat?“
„Mensch, ja“, ächzte jetzt George ebenso betroffen, „wenn ich mir diesen Todesschrei so in Erinnerung rufe, das war ganz sicher seine Stimme!“
„Puh, ist mir schlecht ... ich glaub(Komma) ich muss kotzen!“
„Reiß dich zusammen(Komma) Margrit, spring lieber schleunigst in den Jambuto.“ George riss für Margrit die Tür auf und flitzte dann um den Jambuto herum, weil er schnellstens hinter dem Lenkrad Platz nehmen wollte.
„Aber warum?“(Komma) keuchte sie immer noch käseweiß im Gesicht(Komma) als sie neben ihm saß.
„Na, dann schau dich mal um...“

#

Also das war ja so ziemlich der Gipfel! Munk schaute fassungslos drein und ließ [blue] dabei [/blue] (überflüssig) die Schnurrhaare hängen. Wie gut, dass er ihnen die dritte Maus nicht gebracht(Komma) sondern lieber selbst gefressen hatte. Einfach, ohne ihm etwas zu sagen, wegzulaufen und ihn hier alleine zurückzulassen. Tja, so waren eben Zweibeiner, immer hektisch und daher machten sie auch nie etwas Vernünftiges!
Nanu? Wer hatte denn jetzt die schöne Hütte bezogen? Er hörte Stimmen, den Lärm von anderen Zweibeinern. Munk machte einen langen Hals, schaute hinter einem Busch hervor und witterte. Es waren wohl dieselben felligen Zweibeiner, denen er schon einmal begegnet war. Puh, wie das komisch aus dem Küchenfenster stank! Die hatten da wohl irgendetwas fleischiges gekocht, welches sie gerade verspeisten. Aber was konnte das sein? Er hatte noch nie dergleichen gerochen und ihm war dabei irgendwie ekelig zumute - er wusste auch nicht(Komma) weshalb. Wo sollte er jetzt nur hin(Komma) so mutterseelenallein?

#

Gulmur schaute Richtung Fenster und sein grünes Gesicht erhellte sich freudevoll. Zwar hat das Fleisch des Lumanti gar nicht mal so übel geschmeckt, aber so ein kleiner Nachtisch wie der, welcher gerade hinter dem Busch hervorkam, war vielleicht gar nicht mal so schlecht! Der Sabber lief ihm schon wieder aus seiner breiten Schnauze, während er seinen Vater in die Seite stupste, der gerade mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen einen Knochen des Lumanti gründlich benagte.

#

Munk war ein wenig unschlüssig. Er lief zum nächsten Busch. Sollte er nun zum Haus laufen um nachzuschauen, ob seine Zweibeiner womöglich inzwischen zurück gekommen waren, denn es roch hier plötzlich so nach ihnen, oder ...? Er kam nicht mehr weiter, denn schon schnellte eine kräftige Hand hinter ihm aus dem Busch hervor, packte ihn beim Genick.
Er zappelte erschrocken, fauchte, versuchte zu kratzen, doch er konnte nicht mehr entkommen. Schon fühlte er sich empor gehoben, die Pfoten wirbelten [blue] dabei [/blue] (überflüssig) hilflos durch die Luft, und dann stopfte die schreckliche Faust den armen Munk einfach in einen dunklen, schwarzen Behälter.
„Mauuu?“(Komma) brüllte er verzweifelt von innen, als sich der Deckel unbarmherzig über ihm schloss.

#

„Ach, der arme Chauffeur! Irgendwie tut er mir echt leid!“(Komma) jammerte Margrit. „Aber ich glaube nicht, dass die Trowes auch noch uns etwas antun wollten.“ Sie band sich die Zipfel des Kopftuches noch etwas straffer, denn die Sonne war inzwischen fast untergegangen und der Abendwind war ziemlich frisch.
„Aber es war doch gut, dass wir die lieben, kleinen Trowes sicherheitshalber trotzdem hinter uns gelassen haben, nicht wahr?“ George grinste Margrit breit an.
Sie nickte verstohlen. „Weißt du, ich wollte ja nur mit denen reden, weil ich solche Angst um Muttsch und die Kinder hatte.“ Und dann setzte sie etwas lauter hinzu: „Und finde es übrigens lieb von dir, dass du dieser Reifenspur die ganze Zeit folgst.“
„Aber ich bin mir nicht sicher, dass das tatsächlich die Reifenspuren von Mikes Jambo sind.“
„Ach ja? Du hast doch erst gesagt, du erkennst sie an den Profilen, weil er stets die besten Reifen drauf hat.“
„Ja, habe ich behauptet. Ach, was sagt man nicht alles und außerdem hat dieser Jambo jetzt die Straße und keine Abkürzung mehr über die Wiesen und Äcker genommen. Also ... aus ist es mit der Spurensuche!“
„Ist es gar nicht!“(Komma) knurrte sie aufgeregt. „Weil ...“
„Doch, doch!“ fiel er ihr ins Wort. „Und dann wird es auch noch zunehmend dunkler. Außerdem, woher willst du wissen, dass Mike tatsächlich deine Muttsch und die Kinder entführt hatte, noch bevor die Trowes kamen.(besser Fragezeichen)“
„Ganz einfach, was ist zum Beispiel das hier?“ Margrit hielt eine kleine Faltarbeit aus einer alten Zeitung in die Höhe.
Er warf einen kurzen Blick darauf. „Ein Papierpferdchen, ja und?“
„Das war Jule!“ Margrits Augen leuchteten hoffnungsfroh. „Hat sie aus Mikes Jambo geworfen. Hab` das Pferdchen nämlich direkt neben der Spur gefunden, als wir angehalten haben, weil du dir noch die Profile neben dem ehemaligen Hühnerhof gründlicher begucken wolltest.“ Ihre Miene wirkte jetzt richtig stolz. „Julchen kann ganz schön listig sein, hehe!“
„Ach, komm ...“ Er winkte ab. „Sowas könnte auch sonst wer gefaltet haben und der ... oh, Mann? (kein Leerfeld)“(Leerfeld)George bremste plötzlich sehr scharf und starrte [blue] dabei [/blue] (überflüssig) wie gebannt in die Ferne. Er schnaufte aufgeregt und seine Kinnlade zuckte [blue] dabei [/blue] (überflüssig) merkwürdig.
„Puh, bist du verrückt?“(Komma) fauchte sie und starrte ihn fassungslos an. „Immer deine blöde Bremserei. Ich bin fast vom Sitz geflogen! Was ist denn los?“
Er erwiderte nichts, holte nur mit zitternden Fingern sein Fernrohr hervor. “D .. das ist ja unglaublich!“(Komma) stammelte er endlich.
„Was ist hier unglaublich? Mann, nun sag doch mal richtig, was passiert ist!“(Komma) murrte sie und schaute in die selbe Richtung wie er, konnte aber nichts besonderes am Horizont entdecken, als dass da irgendwie Bewegung war. Sie machte die Augen ganz schmal und da sah sie – zwar nur schemenhaft – irgendwelche Schatten über die Äcker und Wiesen staksen oder eher fahren? So richtig war das von hier aus eigentlich nicht erkennbar.
„Verdammt!“(Komma) brummte George und seine Augen suchten immer weiter mit dem Jawubani den Horizont ab. „Es sind wohl Quafune, die sich von allen Seiten durch die Wälder geschlichen haben und nun, da es dunkel wird, ganz offensichtlich auf Kitzingen zu bewegen.“
„Auf Kitzingen? Oh nein, meinst du etwa, die Stadt wird plötzlich angegriffen? Warum? Oder wollen die komischen ... äh ... Qua ... Dinger nur daran vorbei?“
„Weiß ich nicht! Es könnte sein, dass sie jemanden verfolgen ... aber sie sind sehr langsam.“
„Kann man nicht die Stadt warnen?“
„Tja, so weit reichen die alten Handys leider nicht. Die restlichen Bodenstationen, welche die Hajeps noch nicht zerstört haben, haben nicht die Reichweite wie damals die Satteliten“, bemerkte er traurig.
„Dann sollten wir vielleicht diesen Dingern einfach hinterher, nur um zu gucken, was die überhaupt machen!“
„Bist du lebensmüde? Quafune sind hochgefährlich und außerdem viel größer(Komma) als sie von hier aus aussehen!“
„Brrr!“ Sie schüttelte sich. „Hoffentlich sind die nicht Mike und meiner Familie begegnet. Oh Gott, ich hab` plötzlich solchen Bammel, dass sie erwischt worden sind!“
„Glaube ich nicht. Mike ist doch pfiffig. Vielleicht befinden sich deine Lieben ja schon längst in den unterirdischen Tunneln der Spinnen.“
„Hoffen wir`s! Und was kannst du noch durch dein Fern ... äh ... deinen Jawudings sehen?“
„Jawubani bitte! Ich suche nach Chilkis!“
„Chilkis? He, sind das nicht Winzroboter?“ Sie streckte die Hand zu ihm aus. „Gib` mir mal auch den ... hm ... Jawubani rüber!“
„Hier bitte ... ja, Chilki ist eigentlich ein Sammelbegriff für alle Roboter, die nicht größer als ein Meter sind.“
„Und in diese Rubrik gehörte wohl auch Danox, der nur etwa handgroß war?“ Sie blinzelte angespannt durch die Linse. “Komisch, ich kann hier gar nichts entdecken!“
„Schaust ja auch in die falsche Richtung. Diese Erkundungschilkis sind vom Aussehen her dem kleinen Danox tatsächlich ziemlich ähnlich, haben aber wohl andere Fähigkeiten.“
„Und auf welche Weise arbeiten sie? He, ich seh` immer noch keine Quafune und auch keine Chilkis!“
„Musst eben weiter nach rechts. Erkundungschilkis sind ja auch viel kleiner und daher auch nicht mit diesem Jawubani auszumachen. Diese Chilkis können mit ihren langen Fühlern die Wege der Feinde erschnüffeln. Sie sind fähig, dabei zu fliegen ...“
„Das konnte Danox auch!“(Komma) erklärte sie stolz. “Hach, das gibt`s doch nicht!“(Komma) fauchte sie. “Sehe viele Bäume und sonst nichts!“
„Sie sind fähig zu klettern, zu schwimmen ...“
„Konnte er auch!“ Sie senkte entnervt den Jawubani und rieb sich erst einmal die Augen.
„... und sogar in geheime Gänge zu krabbeln und sie ...“
„Oh Gott“, unterbrach ihn Margrit, „wenn diese komischen Erkundungsviecher nun in die Gänge der(kein Absatz)
Spinnen hinein gekrochen sind?“
Auch George schluckte, ehe er Margrits Satz vollenden konnte. „Tja, dann haben diese Chilkis auch ganz gewiss unsere Guerillas entdeckt und mit ihren komischen Augen gefilmt und zu den Quafunen gesendet. Manchmal erhalten Chilkis auch den Befehl, sich selbst zu sprengen und somit das Versteck des Feindes und alles, was sich dort befindet.“
„Grässlich!“(Komma) keuchte Margrit. Beide starrten sich jetzt, erheblich blasser im Gesicht geworden, fragend an. „M ... meinst du ... die Gänge der Spinnen sind bereits ...“, Margrit holte tief Atem, „... ge ... gesprengt, George? Aber dann hätten wir das doch längst gehört?“
Er schüttelte sein gesenktes Haupt. „Unterirdische Sprengungen müssen nicht unbedingt von oben zu hören sein!“
„Aber woher willst du denn wissen, dass diese komischen Qua ... na ... Dinger, solche Viecher losgeschickt haben? Hast du denn welche gesehen?“
„Weil die Hajeps das nach unseren Beobachtungen immer so machen, Margrit, damit der Weg für die langbeinigen Quafune frei ist.“
„Es sind also Hajeps gewesen, die diese Dinger losgeschickt haben?“
„Ich vermut es!“
„Aber es können doch auch Jisken oder Loteken gewesen sein?“
„Loteken wohl kaum, da sie inzwischen nicht mehr von [red] Gistrupa [/red] unterstützt werden!“
„Ach, das hat Gisterupa getan? Günther Arendt erzählte mir heute ganz etwas anderes!“
„Dann wird das auch stimmen. Gisterupa hat so manches gegen sein eigenes System unternommen. Da könnte man eine ganze Liste schreiben.“
„Und was machen diese fürchterlichen Quafune?“
„Hast du noch nie die sonderbaren Geräte gesehen, mit welchen die Hajeps immer die .. verdammt!“ [red] erschrocken [/red] (Erschrocken) brach er ab. „Hörst du das auch?“
„Ja, sind zwar ein bisschen komisch die Geräusche, aber es kommt wohl ein Gewitter auf!“
„Nee, Margrit, ich meine damit dieses seltsame Knistern direkt über uns.“
Sie blickte stirnrunzelnd zum Himmel. „Puh, George, hast Recht, das ist kein normales Gewitter!“(Komma) ächzte sie entsetzt. „Das knackst und knirscht ja immer lauter!“
„So ein Mist, was könnte das sein?“ Er suchte den Himmel mit dem Jawubani ab. „Es hört sich an, als ob plötzlich über uns enorm viel Elektrizität in Wellen durch die Luft schwirrt und danach in die Ferne wandern würde.“
„Sehr richtig, das Gefühl habe ich auch“, keuchte sie mit hochgezogenen Schultern. „Mann, Mann, wir müssen hier schnellstens weg, George!“
„Aber wohin?“(Komma) knurrte er. „Das sage mir mal, denn da hinten knirscht es ebenso und ganz rechts inzwischen auch.“
Beide zitterten um die Wette, während sie ihre Ohren gespitzt hielten und in der Dämmerung verzweifelt irgendetwas zu erkennen suchten. „Es scheint überall so zu sein ... furchtbar!“(Komma) wisperte Margrit kaum hörbar.
Er hatte zwar nichts verstanden, nickte aber trotzdem. „Weißt du, ich setze den Jambo jetzt einfach ein Stück zurück unter einen Baum.“
„Und warum?“
„Weiß ich auch nicht!“(Komma) erklärte er ziemlich hirnrissig.
Gerade als er den Motor anlassen wollte, kreischte Margrit: „He, jetzt verwandelt sich das Knistern auch noch in ein dröhnendes Rumpeln!“
„Egal(Komma) wir fahren jetzt einfach zurück!“(Komma) brüllte er so laut wie sie.
„Nein(Komma) George, brauchst du nicht mehr. Es rumpelt jetzt nicht mehr in unserer Nähe ... nur am Horizont!“(Komma) keuchte sie erleichtert. “Hörst du`s? Dort poltert es, als wenn sich da irgend etwas ganz Gewaltiges zusammenbrauen würde!“
„Oh Gott, dann sind wenigstens wir erst mal gerettet!“(Komma) krächzte er und ließ sich mit einem lauten Seufzer etwas entspannter in den Sitz zurück fallen. „Aber es wird bestimmt irgendetwas Furchtbares direkt über Kitzingen losgehen, das sage ich dir!“
„Die armen Menschen!“(Komma) jammerte Margrit jetzt, kaum dass sie sich von dem ersten Schock erholt hatte. „Ich drücke die Daumen, dass die Leute noch genügend Zeit haben(Komma) die Stadt zu verlassen! Hoffentlich haben sie die Gefahr überhaupt bemerkt!“
„War nicht zu überhören. Bestimmt werden sie Hals über Kopf durch die Straßen jagen.“
„Himmel, aber die Gänge der Spinnen verlaufen doch in der Nähe von Kitzingen!“
George [blue] und [/blue] (überflüssig) setzte sich wieder aufrecht hin, um weiter durch den Jawubani Richtung Horizont zu schauen.
„Tja, wir können leider nirgendwo helfen, Margrit!“
„Sind es nun Jisken, welche die Stadt angreifen(Komma) oder Hajeps?“
„Kann ich dir immer noch nicht sagen, es ist absolut nichts zu sehen. Die Angreifer haben sich getarnt. Auch von den Quafunen ist plötzlich nichts mehr zu sehen. Ist schon ein komisches Gefühl, überhaupt nichts mit den Augen wahrzunehmen und trotzdem zu wissen, dass da jemand ist! He, d ... das ist ja verrückt ... siehst du das auch? Ach, kannst du ja gar nicht ohne Jawubani!“
„Doch kann ich, ist auch ohne Fernglas erkennbar! Lauter glühende Funken plötzlich über Kitzingen!“
Das Knirschen in den plötzlich erleuchteten Wolken war - auch wenn es aus weiter Ferne kam - inzwischen derart unerträglich geworden, dass die beiden meinten, ihr Trommelfell würde davon kaputt gehen und dann ergossen sich mit einem berstendem Knall Ströme aus rotglühender Flüssigkeit wie lange Feuerzungen über Kitzingen, der nahe gelegenen Stadt, welche Margrit noch heute Mittag aufgesucht hatte, um Günther Arendt zu besuchen. Das komische Zeug sah so ähnlich wie Lava aus und schien aus einigen Teilen der Wolken einfach hervor zu sprudeln.
Feuer brandete nach und nach von unten auf, einige Häuser brannten lichterloh, während sich die gelbroten, breiigen Flüsse wie aus dem [red] nichts [/red] (Nichts) immer weiter über die Stadt ergossen. Schließlich ließ das Poltern im Himmel nach und es regnete nur noch etwas hinab, das wie kleine, glühende Kohlestückchen aussah.
„Das ist eine furchtbare Katastrophe!“(Komma) keuchte George, senkte endlich wieder den Feldstecher und Margrit nahm die Hände von ihren Ohren.
„So etwas habe ich noch nie gesehen!“(Komma) ächzte er.
„Warum sind immer wir Menschen dran?“ Margrit traten Tränen in die Augen. „Wir haben doch gar nichts getan?“
Ehe George noch etwas dazu sagen konnte, hörten sie ein leichtes Rauschen über sich am dunklen Abendhimmel und [blue] dabei [/blue] (überflüssig) auch die Geräusche leiser Motoren, Düsen und dazu das Flattern gewaltiger Schwingen.
„Trestine!“(Komma) keuchte George.
Margrit und er schauten zunächst nach oben, aber da war wieder nichts zu sehen. Sie duckten sich schließlich instinktiv, machten sich möglichst klein in ihrem Jambuto. Sie wussten zwar, dass ihnen so etwas kaum nützen würde, aber sie waren wie ängstliche Tierchen, kauerten sich dicht aneinander.
Wenig später hörten sie außerirdische Bordkanonen in der Nähe von Kitzingen knattern und zischeln und dann sah George, wie sich eine der dunklen Wolken auflöste und den Blick auf ein hajeptisches Trestin freigab. Es zischelte abermals und schon war auch der lotekische Verteidiger von Kitzingen, der leider viel zu spät gekommen war, zu sehen. Scheinbar ziellos segelten beide nun mit ihren riesigen Flügeln umher, wohl um eine möglichst gute Angriffmöglichkeit [blue] beim Gegner [/blue] (überflüssig) zu finden und dann tauchte ein weiteres lotekisches Kriegsschiff plötzlich ebenfalls wie aus dem Nichts auf.
Unwahrscheinlich viel Staub wirbelte dabei durch die Luft und inzwischen brannten viele Teile der Stadt. Noch mehr dieser eleganten Flugzeuge wurden nach und nach sichtbar und ein gewaltiges Gefecht hoch am Himmel nahm [blue] dabei [/blue] (überflüssig) seinen Anfang.
Doch lange konnten Margrit und George nicht Zuschauer dieses unheimlichen Spektakels sein, denn nun ereignete sich wieder etwas am Boden, was ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Ebenfalls vom Tarnnebel befreit, gewahrte George wieder die sechs bis acht riesigen, Scheibenförmige Quafune, welche auf ihren langen, giraffenartigen Beinen noch immer Richtung Kitzingen wanderten. Unterhalb der Scheiben saßen in Drahtstühlen kleine, [red] grauhäutiges[/red] (grauhäutige) , halbnackte Wesen mit großen Facettenaugen im birnenförmigen Gesicht, welche wohl die jeweilige Scheibe zu lenken hatten. Er gab Margrit das Fernrohr.
„Jetzt kannst du sie sehen!“(Komma) wisperte er.
„Oh, Gott!“(Komma) stöhnte Margrit. „Die ... die Männlein schauen ja nicht gerade hübsch aus und was soll das?“
„Hast du noch nie gesehen, wie die künstlichen Erdbeben herbei geführt werden?“(Komma) flüsterte George traurig. „Die Quafune wollen Kitzingen den Rest geben!“
Margrit schüttelte mit zusammen gebissenen Zähnen den Kopf. „Furchtbar! Aber zu wem gehören nun diese entsetzlichen Maschinen und deren Roboter.(besser Fragezeichen) Ich bring sie bald alle durcheinander!“
„Das ist doch ganz einfach, Margrit. Ich denke, du hast keine Sehschwierigkeiten mehr!“
„Schon wieder Hajeps!“(Komma) krächzte sie zornig und verzweifelt nach einem weiteren Blick durch die Ferngläser, denn sie hatte den weißen Drachen in der Mitte der silbernen Scheiben jetzt deutlich erkannt. „He, warum tun Hajeps all das? Verdammt, da kann man ja fast Günther Arendt verstehen!“
„Sag ich doch!“ George versuchte zu[red] Grinsen[/red] (grinsen) , aber das konnte ihm nicht mehr so recht gelingen, denn schon begann die Erde zu erbeben. Das furchtbare Krachen und Bersten zog sich über Wiesen und Äcker dahin, bis das Erdreich in der Nähe von Kitzingen plötzlich mit aller Gewalt aufzuspringen schien, als würde deren Inneres kochen. Riesige Erklumpen und Gesteinsbocken wirbelten dabei gemeinsam mit viel schwarzem Staub durch die Luft. Grasballen flogen in die Gegend, Büsche und Bäume krachten reihenweise zu Boden und vieles davon stürzte in klaffende, sehr tiefe Spalten. Nun begannen auch die restlichen Häuser und prächtigen Bauten Kitzingen zu wanken, schienen mit einem Male in einzelne Teile zerrissen zu werden. Während Steine hinabprasselten, Dächer einstürzten und die Erde mit grässlichem Knarren auch dort aufsprang, wölbten sich fast gleichzeitig Strassen nach oben, wurden kleine Gässchen zu hässlichen Bergen und überall breitete sich ungehemmt weiter das Feuer aus.
Schon wendeten sich die tödlichen Scheiben in die entgegen(getrennt)gesetzte Richtung - leider dorthin, wo sich Margrit und George befanden. Entsetzt schrieen George und Margrit auf, die das alles durch den Jawubani hatten beobachten können. Doch ehe die Quafune mit ihren sonderbaren, magnetischen Schwingungen die Erde erneut zum Zittern bringen konnten, nahmen zwei lotekische Trestine diese schrecklichen Scheiben endlich unter Beschuss und immer(Komma) wenn sie getroffen hatten, wirbelten funkelnde Trümmer durch die Luft wie glitzernde Scherben.
Schon rauschten gleich drei hajeptische Kriegsschiffe herbei, aber der eine der zwei lotekischen Flieger traf sofort den ersten Angreifer so gut, dass dieser nur noch als glühende Fackel hinab segeln konnte. Die anderen beiden hajeptischen Jäger ließen währenddessen wieder die flachen, etwa unterarmlangen, insektenartigen Metallwesen aus einer Luke an ihrem Heck hervorsausen.
„Scheiße! Chilkis!“(Komma) krächzte George, kaum dass er das gesehen hatte. “Genau in unsere Richtung! Was machen wir jetzt nur?“
„Einfach ganz ruhig bleiben, George!“(Komma) bemerkte Margrit ziemlich einfallslos und kuschelte sich noch enger an ihn.
„Wir haben Glück!“(Komma) brummelte er wenig später hinter seinem Jawubani hervor. „Die schrecklichen Viecher sollen wohl nur zu den lotekischen Schiffen fliegen und sich in deren Flügeln festhaken.“
Nun kamen vier weitere lotekische Flugzeuge aus der Richtung des zerstörten Kitzingen hinzu und nahmen die käferartigen Roboter unter Beschuss. Fast gleichzeitig aber feuerten die kleinen Zwergwesen, die noch übrig geblieben waren(Komma) Puktis aus langen, spitzen Gewehren ab, die sofort in die Luken der Gegner hineinsummten.
Das [red] furchtbares [/red] (furchtbare) Gemetzel fand nicht nur oben am Himmel statt(Komma) sondern auch unten auf der Erde, denn inzwischen waren sowohl hajeptische als auch lotekische Bodentruppen angekommen. Trotz der dichten Wälder waren für Margrit und George die Schüsse der sonderbaren außerirdischen Waffen auch aus weiter Ferne hörbar.
Nach endlos erscheinender Zeit sah es so aus, als würden die restlichen hajeptischen Jäger fortfliegen. Die Loteken jagten ihnen hinterher, wohl um sie aufzuhalten. Zerstörte Quafune und Wrackteile der abgeschossenen hajeptischen [red] Tristine [/red] (Trestine) blieben zurück und immer noch[blue] waren die Bodentruppen am kämpfen[/blue] (kämpften die Bodentruppen. Wenn du aber unbedingt die englische Form beibehalten möchtest, dann am Kämpfen. In am ist ein Artikel enthalten, der das Verb zum Substantiv macht).
Als auch das vorbei zu sein schien, der Lärm am Boden sich ebenfalls verzogen hatte und nur noch in der Ferne zu erahnen war, fielen sich George und Margrit erst einmal schluchzend in die Arme, glücklich darüber, dass sie das alles unverletzt überstanden hatten. Doch als sie umher schauten, blickten sie über eine Landschaft, welche nicht nur völlig verwüstet aussah, sondern wo auch das Erdreich tiefe Schrunden bekommen hatte.
Sie brauchten daher lange, bis sie endlich wieder völlig zu sich kamen.
„Also hat der schreckliche Krieg viel früher begonnen(Komma) als es Munjafkurin vorausgesagt hatte“, fand Margrit als erste die Worte wieder, nachdem sie einen großen Schluck aus der Feldflasche genommen hatte. „Günther Arendts Plan, Menschen nach Zarakuma zu schicken(Komma) ist hiermit so gut wie geplatzt- oder?“
Er nahm ihr die Flasche ab und ebenfalls einen Schluck. “Weiß nicht, womöglich konnte Günther Arendt auch rechtzeitig entkommen und dabei noch alles Wichtige mitnehmen?“ Er wischte sich mit dem Handrücken sehr nachdenklich den Mund trocken.
„Meinst du etwa mit wichtig das Refenin?“ Ihre Augen funkelten ihn zornig an. “Weißt du, dass er damit zwanzig Menschen infizieren wollte?“
„Das finde ich auch nicht in Ordnung- sofern es denn stimmen sollte.“ Er grinste Margrit dabei freundlich an, aber ärgerte sich doch. Warum konnte Margrit nicht glauben, dass er nun mal die bessere Menschenkenntnis hatte und Margrit recht oft überreagierte und daher auch vieles missverstand!
„Hach, Margrit(Komma) nun guck nicht so böse. Gib mir lieber einen Kuss (auf) die Wange, denn wir werden jetzt nach deiner Familie suchen, okay?“
Nachdem sie ihm das ganze Gesicht abgeküsst hatte und er dabei vor lauter Verlegenheit fürchterlich hatte lachen müssen, startete er den Jambo. Er fuhr nicht zu schnell, weil er dabei Acht gab, ob womöglich eine Spur von der Straße hinunter führte. Aber überall lag dieser entsetzliche Staub und die Straße wies Risse und Sprünge auf, so dass sie oft selbst vom Asphalt hinunter mussten. Als sie etwa eine halbe Stunde mit dem Jambo unterwegs gewesen waren, entdeckte Margrit plötzlich eine leicht taumelnde Gestalt am Straßenrand, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Diese hatte sich auf einen Stock gestützt, hielt sich nur mühsam auf den Beinen, aber nun hatte sie den Jambuto gesehen, riss sich zusammen und winkte ihnen mit großer Kraftanstrengung zu.
„D ... das ist ja Renate?“(Komma) ächzte Margrit betroffen. „George(Komma) du musst unbedingt anhalten.“
George nickte mit zusammen gebissenen Zähnen.
Renate konnte zwar noch lächeln, denn sie war sehr erleichtert, den beiden begegnet zu sein, aber George erkannte sofort, dass Renates Verletzungen so furchtbar waren, dass sie sie das Leben kosten würden, käme sie nicht sofort zu einem Arzt.
Einen Teil der Strecke fuhr Margrit noch mit und hörte Renate zu, die ihnen noch kurz schildern konnte, was vorhin Schreckliches passiert war. Mike hatte Margrits Familie tatsächlich entführt, um sie Günther Arendt zu bringen, aber nicht damit gerechnet, dass die Loteken, von einer Überzahl Robotern in den Wäldern entdeckt, zu den Menschen flüchten würden. Mike hatte mit den Loteken verhandelt und sie gebeten, diese Gebiete wieder zu verlassen, doch die Loteken hatten in ihrer Verzweiflung nicht auf Mike gehört und waren sogar aggressiv geworden. Schließlich war er gemeinsam mit Margrits Familie vor den Angriffen der Loteken geflüchtet und hatte sich in die Gänge seiner Organisation verzogen, wo er erst einmal abwarten wollte. Renate hatte ihn gerade in dem Moment aufgesucht, als er die Kinder und Margrits Mutter in einer Kammer einschloss.
Währendessen waren von den Chilkis so nach und nach die Eingänge zu den unterirdischen Behausungen der Spinnen entdeckt worden. Die Chilkis stießen dabei auch auf die unterirdischen Waffenarsenale, welche Günther Arendt besonders reichlich bei den Spinnen hatte anlegen lassen. Das Ergebnis hatten dann Margrit und George miterleben müssen. Renate war wenig später bei einer Selbstsprengung zweier Chilkis gemeinsam mit weiteren sechs Guerillas schwer verletzt worden. Zwei waren in Stücke gerissen worden, drei langsam verblutet und der [red] Letzte [/red] (letzte) nicht mehr zu laufen fähig.
Es schien wirklich besser, wenn George Renate zu Werner, dem Chirurgen der Organisationen rund um Zarakuma, brachte, weil George Renate notfalls auch über einen etwas längeren Zeitraum tragen konnte und so lastete die Suche nach Margrits Familie und den übrigen Spinnenmitgliedern allein auf ihren Schultern.
Kaum war der Jambuto davon gebraust, war Margrit auch schon losgelaufen. Im Gürtel trug sie, außer einer Handfeuerwaffe, Georges Jawubani und hielt ihr Funkgerät kontaktbereit. Sie trug eine Taschenlampe in der Hand und hatte die Karte, die sie zur Sicherheit von George mitbekommen hatte und in welcher sämtliche Eingänge der Spinnen verzeichnet waren, immer griffbereit.
Weil sie sich [blue] die [/blue] (den) Weg abkürzen wollte, hastete sie oft quer über die Felder und Äcker. Doch das war manchmal keinesfalls besser, eher komplizierter, da die frisch entstandenen und oft metertief klaffenden Risse im Erdreich Margrit dazu zwangen(Komma) im weiten Bogen um diese herum zu laufen. Selten waren die Spalten so schmal und der Boden einigermaßen fest, dass sie es wagen konnte, einfach darüber zu springen. Endlich angekommen, musste sie dann auch noch feststellen, dass sie gar nicht mehr in die Gänge hinein konnte, da diese durch die Sprengungen der Chilkis meist völlig in sich zusammen gefallen waren. Oft war es aber auch so, dass die Eingänge noch unbeschädigt aussahen, dahinter jedoch trotzdem alles eingestürzt war.
Ein Eingang war noch in Ordnung und so kletterte sie tiefer hinein, doch dann schien es plötzlich von unten her sonderbar zu rascheln und schon war Margrit wieder die Leiter hinauf. Oben im Tageslicht angekommen schalt sie sich für ihre Feigheit aus, doch als das Rascheln aus dem Gang zunahm und sogar immer hastiger hinauf tönte, nahm Margrit doch lieber die Beine in die Hand und jagte davon.
Erst nach dem sie auf einen Baum geklettert war und dabei im [red] Stillen [/red] (stillen) ihre neu gewonnene Jugend pries(Komma) schaute sie zurück und gewahrte tatsächlich einen Erkundungschilki, welcher ihr die ganze Zeit hinterdrein galoppiert war. Das Geschöpf, halb Tier(Komma) halb Roboter, war wesentlich plumper als Danox gebaut und auch erheblich größer. Unten an Margrits Baumstamm angekommen, verharrte es erst einmal. Seine Metallstirn hatte es dabei gegen die Rinde des Stammes gepresst und schien auf diese Weise die Bewegungen oben in der Baumkrone wahrnehmen zu wollen. Margrit entdeckte, dass es beschädigt war. Einige Kabel hingen aus seinem zerbeulten Unterleib heraus, sodass es sich wohl deswegen vorhin in den Gängen der Spinnen nicht gemuckst hatte und darum vermutlich auch dort zurückgelassen worden war. Selbst jetzt schien es irgendwie nicht richtig zu funktionieren, denn unten am Baum, zwischen den schönen langen Grashalmen, döste es nach etwa zehn Minuten ein. War es nur ein leichter Schlaf, oder ...? Ewig wollte Margrit jedenfalls nicht hier oben bleiben. Deshalb kletterte sie, allerdings äußerst vorsichtig, hinab.
Manchmal hatte Margrit auch Glück und fand weitere Gänge der Spinnen, die bis tief hinein noch völlig in Ordnung waren, aber sie schienen völlig menschenleer zu sein. In solchen Fällen wagte Margrit dann, die Namen von Spinnenmitglieder zu rufen, trotz ihrer Angst, neue Chilkis dadurch auf sich aufmerksam zu, doch antwortete niemand. Ach, schon ein simples öffnen von Türen konnte sich zu einem wahren Albtraum entwickeln, wenn Margrit dahinter die Leichen von mancher ihr vertrauten Person entdecken musste.
Je näher Margrit Kitzingen kam, um so intensiver nahm sie nicht nur den sonderbaren Brandgeruch wahr, die Umgebung wurde auch heller, weil die lodernden Flammen der Stadt die Dunkelheit wie eine riesige Fackel beleuchtete. So konnte sie auch die einzelnen Wrackteile der zerschossenen Quafune recht gut ausmachen. Auch hier meinte sie, oft halb zerfetzte Leichen im hohen Grase zu erkennen.
Als sie etwa nur zwei Meter von einer zum Teil zerbröselten Scheibe entfernt vorbei schlich, glaubte sie plötzlich, aus dem Augenwinkel eine Bewegung zu sehen. Sie lief schneller, versuchte sich von der Scheibe zu entfernen und wagte dabei einen Blick zurück über die Schulter, und so schaute sie zum ersten Male einem Erdbebenchilki direkt in die großen, schwarzen Facettenaugen. Das kleine, graue Wesen mit dem birnenförmigen Kopf kauerte hinter seiner zertrümmerten Scheibe, hatte sein komisches, spitzes Gewehr auf Margrit gerichtet und die scharfen, gelben Zähnchen in dem winzigen Mäulchen klapperten ihm.
Und wieder dankte Margrit im stillen Oworlotep, denn mit der Reaktionsschnelligkeit eines jungen Mädchens hatte sie sich auch schon zu Boden geworfen und der rot glühende Feuerstrahl sauste über sie hinweg. Nach dem Schuss flitzte sie los und verbarg sich hinter einer der seltsamen Scherben.
„Ke, Chilki“, krächzte sie hinter dieser hervor. „Wenn du noch mal schießt, dann ich auch! Ault to da tista xunz far noi rir!”(Komma) raffte sie mühselig ihre ganzen Vorkabelkenntnisse zusammen. „Habe eine gefährliche Waffe bei mir ... hm ... ato ae takuna tlebio hiat me ... sehr gefährlich ... tumi takun! (kein Leerfeld)“(Komma) fügte sie recht laut hinzu. Und dann schob sie den Lauf ihres altertümlichen Revolvers hervor. Ach, sie musste sich große Mühe geben, dass ihre Hand nicht dabei zitterte. Sie spürte richtig, wie der kleine Chilki hinter seiner Scheibe überrascht war, dass Margrit seine Sprache beherrschte und daher überlegte. Mit zitternden Knien kroch Margrit in möglichst stolzer Haltung wieder aus ihrem Versteck und lief einfach weiter.
Immer noch zögerte der Chilki. Bestimmt fragte er seine Programme [blue] dabei [/blue] (überflüssig) ab und dann zischelte es wieder durch die Nacht. Diesmal sauste der Strahl wirklich nur sehr knapp an ihr vorbei.
Da wendete sie sich um und feuerte zurück mitten in die Dunkelheit hinter sich. Ein überraschtes Quarren war hinter der Scheibe zu hören und dann ein leises Schnaufen. Anscheinend hatte sie sogar getroffen. Margrit schaute sich jedoch nicht lange um, sondern rannte einfach los, so schnell sie die Beine nur tragen konnten. Gott sei Dank hatte sie große Ausdauer und kam daher bald aus der Schusslinie des Chilkis, den seine Verletzung zwang, weiterhin in seinem Versteck zu bleiben.
Margrit gönnte sich auch später keine Ruhe und kam dadurch Kitzingen immer näher. Der Rauch stieg ihr, immer unangenehmer werdend, in die Nase. Sie sah die nachtschwarzen Schatten der zerstörten Häuser deutlich vor sich. Scherenschnitten gleich hielten sich einige von ihnen noch tapfer inmitten prasselnder, hellroter und gelber Feuerzungen und unablässig wanderten dabei graue Schwaden zum Himmel hinauf.
Dort in jenem Hügel war ein weiterer Eingang der Spinnen, den Margrit noch aufzusuchen hatte. Doch sie musste schon von weitem erkennen, dass kein Leben in diesen unterirdischen Tunneln mehr vorhanden sein konnte, weil daraus noch immer Flammen empor züngelten. Also waren die Lavamassen von Kitzingen bereits in diese Gänge gelangt.
Die kleine Waldschenke, einst beliebter Treff der Maden und Spinnen, war ebenfalls ein Opfer der gierigen Flammen geworden. Nachdem Margrit halb verkohlte Spinnenmitglieder, darunter waren auch zwei kleine Körper von Kindern und einer alten Frau, in diesen zum Teil eingestürzten Gängen gefunden hatte, warf sie sich in ihrer Verzweiflung mitten ins Ackerfeld zwischen die Salatpflanzen, weinte laut und schrie und beklagte den Tod ihrer Familie, denn sie meinte, dass nun alles umsonst gewesen sei.
Sie trommelte dabei mit ihren Fäusten und Füßen auf den Boden und riss einige Salatpflanzen aus, wobei sie sich vorstellte, es wären die steilen Haarkämme der Hajeps, denn sie konnte nicht begreifen, weshalb die Hajeps immer wieder solche furchtbaren Dinge den Menschen antaten.
Erst nach einer ganzen Weile kam sie schließlich zu sich und sprang wieder auf, hatte den Mut einer Wahnsinnigen gefasst. Sie wusste zwar, dass kaum jemand von den Spinnen dieses Massaker hatte überleben können, aber dennoch bildete sie sich ein, dass ihre Familie noch leben musste, denn hatte Mike nicht auch andere Menschen, besonders Kinder, von je her versklavt? Woher konnte sich Margrit denn so sicher sein, dass die verkohlten Überreste dieser Menschen ausgerechnet ihre Familienmitglieder waren? Womöglich war ja auch Mike früher zu Günther Arendt in die Stadt gefahren, um ihm Margrits Familie zu übergeben.
Wie dem auch sein sollte, Margrit hatte sich vorgenommen, nach ihrer Familie zu suchen und zwar so lange, bis sie erschöpft zu Boden fallen würde.


ist und bleibt spannend.
lg
 



 
Oben Unten