Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 10

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Doska

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Kapitel 10

Margrit hatte Einsicht in die Karte der Zigeuner verlangt und bestimmt, dass es erst in die Berge und dann Richtung Würzburg gehen sollte, weil sie endlich wieder zurück zu den Maden wollte. Es hatte Proteste gegeben. Vor allem Hubert und seine Frau hatten Bedenken geäußert, dass dies die Richtung war, in der Zarakuma lag und dass sie dort in die Hände der Hajeps fallen konnten. Doch Margrit hatte nur mit Georges Worten geantwortet, dass man in der Nähe des Feindes am sichersten ist und damit die Gruppe mehr schlecht als recht überzeugt. Margrit wusste, man schwieg und gehorchte ihr nur, weil ihre Waffe so schrecklich aussah. Mehrfach hatte sie schon, weil sie so nervös war, versehentlich diesen verrückten Nahrungszubereiter in Gang gesetzt und ein angenehmer Süppchenduft war daraufhin durch den Wohnwagen gewabert. Doch sie hatte die Leute dabei immer mit Hilfe interessanter Gesprächsthemen abzulenken verstanden. Beim Studium der Karte hatte ihr Hubert von einem alten unterirdischen Tunnel am Rande der Berge berichtet. Dieser sollte von dort aus auf die Hauptstraße nach Rottendorf führen, von der dann später jene kleine Nebenstraße nach Würzburg abzweigen würde, die Margrit nur zu gut kannte. Und dann gab es noch einen weiteren Grund, weshalb sich Margrit für diesen alten Grubentunnel entschieden hatte. Sie erinnerte sich nämlich noch gut, dass es dort in der Nähe eine Höhle gab, die ihr George früher einmal unter größter Verschwiegenheit als ein sehr gutes Verstecken vor den Hajeps angepriesen hatte.
Margrit beschloss für sich im Stillen, genau an jenem Platz das Wohnmobil zu verlassen, um alleine unterirdisch weiter zu wandern. Sie glaubte nämlich, dass die anderen den schmalen Pass über den Berg nehmen und dann zur Hauptstraße hinunterfahren würden, um nicht den gefährlichen Weg unterirdisch zu Fuß machen zu müssen.
Bis jetzt hatten sie vor den Hajeps Ruhe gehabt, da sie von dem reichlichen bunten Laub der hinabhängenden Äste und Zweige vor neugierigen Blicken von oben geschützt waren. Das Kampfgetöse kam aber immer näher, so dass sie den Wald verlassen mussten. Kaum waren sie aus dem Wald heraus auf der Bergstrasse, wurde es Ernst. Feuerschwalle sausten an ihnen vorbei ins Tal und verwandelten sich dort zu Flammenmauern. Auf ihrem Fluchtweg kam auf der Straße unter ihnen ein weiterer Wohnwagen aus dem Zigeunerlager gefahren. Doch nur für einen kurzen Moment hatten sie ihn gesehen, dann war er ein glühender Ball geworden und schließlich in tausend Fetzen zerplatzt. Sie sahen Menschen laufen, die sich Sekunden später in Feuersäulen verwandelten und sie hatten deren Schreie gehört und sich nur hilflos - wie schon so oft - die Ohren zu gehalten.
Und ein anderes Mal, als sie die Fenster öffnen wollten, um Luft zu schnappen, war rotes Gas vom Boden aufge¬stiegen und sie hatten die Fenster sofort wieder schließen müssen. Als Ortrud dringend ´aufs Örtchen´ musste und deshalb ausgestiegen war, kam sie sofort wieder schreiend zurückgelaufen, denn ein Schwarm Puktis jagte der zierlichen Person summend hinterher. Später lag Ortrud kaum noch ansprechbar und vor sich hin lallend - mindestens eines dieser schrecklichen Insekten musste sie also gestochen haben - auf der Bank hinten im Wohnwagen. Margrit kauerte mit verzweifelter Miene am Boden neben ihr - jedoch immer noch die lästige Einhandküche dabei in der Hand haltend. Sie waren trotz der Karte von ihrer Route abgekommen, denn sie mussten nicht selten ausweichen, um nicht die Aufmerksamkeit der Kampfflieger zu erwecken.
Dabei war Margrit etwas seltsames aufgefallen: Ganz offensichtlich machten plötzlich auch Loteken bei dieser Hetzjagd eifrig mit, wohl weil ihre Gebiete hier angrenzten. Sie erkannte nämlich den Drachenkopf, um welchen sich eine Schlange ringelte, ganz deutlich am Bauch von einem Trestine, das jetzt am Himmel immer engere Kreise zog. Es war schon komisch wie einträchtig plötzlich Loteken und Hajeps tätig werden konnten, wenn es dabei um die Bestrafung von Lumantis ging. Es gab auch mit einem Male immer mehr Lais, die dieses Zeichen trugen. In all diesen lotekischen Fluggeräten befanden sich die rücksichtslosesten Soldaten, denn immer wieder schossen sie Feuerbälle zur Erde hinab. Hajeptische Trestine hingegen waren inzwischen eifrig mit dem Löschen der Brände beschäftigt, vermutlich um die Natur zu schützen. Das wirkte daher fast lächerlich.
"Und jetzt pinkeln die schon wieder in die Flammen!" lästerte Hubert, der den Wagen lenkte. Doch nur Margrit konnte darüber lachen und wurde dafür mit stechenden Blicken der kleinen Gemeinschaft bestraft.
Kurz darauf entdeckten sie gleich drei Zigeunerwohnwagen, die aus unerfindlichen Gründen im dem Wald hatten stoppen müssen, den sie vorher verlassen hatten. Männer waren ausgestiegen und geduckt, jedoch am ganzen Körper bebend und fortwährend nach oben blickend, um ihre Campingwagen geschlichen. Einer war dabei auf etwas Ähnliches wie eine Mine getreten, die im Laub verborgen gewesen war. Dieses riesige, maulartige Instru¬ment war daraufhin hochgeschnellt und hatte den Mann in wenigen Sekunden mit nur drei ´Happsern´ ver¬schlungen und hatte sich anschließend brav wieder im Laub zu vergraben versucht. Jedoch hatte sich der Freund des Mannes diesem technischen Untier mutig genähert, um es zu erschießen, aber nur mit dem Ergebnis, dass das Ding dabei auf ihn zugeschossen war und er nur Sekunden später ebenfalls verspeist worden war, mit dem einzigen Unterschied, dass das ´Tier´ etwas länger zum Verdauen gebraucht hatte und sich danach wieder im Laub eingrub.
Ein paar hundert Meter weiter sahen sie, wie kindskopfgroße Bälle plötzlich aus der Luke eines lotekischen Flugschiffes auf die Erde hinabfielen, die - kaum, dass sie den Boden berührten - wie Eierschalen zerplatzten. Aus ihnen sprangen etwa unterarmlange Robotmännchen, die sich mehrere Meter weit hüpfend vorwärts bewegten und wenig später mit ihren spitzen Köpfen gegen die Reifen der Wohnwagen oder etwas höher gegen das Blech sausten, wo sie sich festhakten. Sie brachten die Wagen, durch Gewichtsverlagerungen ins Schleudern. Ein Campingwagen kippte genau auf die Seite, wo die Männchen hingen. Kaum war er auf den Roboter geplumpst, zerplatzte dieser und zerriss den Wagen über sich mit donnerndem Getöse.
Endlich waren sie so weit in den Bergen, dass sie die Strasse in Richtung Würzburg nehmen konnten.
Doch die Erleichterung darüber sollte nicht lange wären. Aus einem der hajeptischen Trestine prasselte ein Haufen beweglicher, fischähnlicher Instrumente auf den Wohnwagen hinab. Nur eines allerdings hatte sich beim Hinabrutschen in dem Blech unter zwei großen Fenster des Wohnwagens eingebohrt. Es hatte das Wohnmobil nicht aus dem Gleichgewicht gebracht und daher war ihm bei all dem Stress zunächst wenig Beachtung geschenkt worden. Doch dann fiel Hubert auf, dass nunmehr die letzten Wohnwagen, die noch übrig waren, nicht mehr angegriffen wurden und auch der Wald kaum unter Feuer genommen wurde. Hingegen schien hinter ihrem Wohnwagen plötzlich der wahre Teufel her zu sein. Gleich zwei Trestine – ein lotekisches und ein hajeptisches - und etwa acht Lais flogen dem Wohnwagen hinterher, allerdings ohne anzugreifen, so dass ihnen Angst und Bange wurde.
Margrit grübelte, was wohl inzwischen geschehen sein konnte. War etwa der Rachedurst der Loteken und Hajeps, wie es schon oft der Fall gewesen war, endlich gestillt? Zogen die meisten Flieger deshalb wieder ab und nur die Befehlshaber dieser zwei Trestine kümmerten sich wieder um ihre ursprüngliche Aufgabe? Oder hatte man bereits zu viel Kriegsmaterial verbraucht und es war daher zu teuer, weitere Aktionen gegen die Zigeuner und deren Freunde auszuführen?
Wie dem auch war, dieser ´Fisch´, welcher außen am Wohnwagen hing - nur mit dem ´Kopf´ hatte er sich dort hineingebohrt, der geschuppte ´Schwanz´ war erstaunlich beweglich, schlängelte sich dann und wann im Kreis um diesen ´Kopf´ herum - konnte ein Sender sein. Dadurch, diese Vermutung verstärkte sich in Margrit jetzt, hatten die Hajeps und Loteken wohl erkannt, dass die gesuchte Lumanti sich im Inneren dieses Wohnwagens befand.
„Sie beobachten uns wohl über diesen Sender hier“, wisperte nun auch Armin leise und ziemlich entsetzt. „Das vermute ich jedenfalls." Er zeigte dabei auf den Fisch, der - wie unheimlich - gerade wieder seinen sichelförmig gekrümmten ´Schwanz´ bewegt hatte.
Bärbel schaute, nachdem es Waldtraut und Wilhelm endlich gelungen war, die eben erwachte und leider auch laut schreiende Ortrud auf die Bank zurück zu drücken, nun über Margrits Schulter hinweg ebenfalls aus dem Fenster,
"Igitt!" Bärbel verzog angeekelt das Gesicht. "Kann man denn das nicht irgendwie von dort abkriegen?"
"Lasst lieber eure Griffel davon", brüllte Hubert ihnen vom Steuer aus zu.
"Ja, und?" empörte sich Waldtraud, die nun ebenfalls näher gekommen war und das komische Ding dabei gründlicher in Augenschein genommen hatte. "Wollen wir das da etwa auf ewig hängen lassen, bis die Hajeps uns haben? Das ist ein Sender und darum weg damit!“
"Trotzdem, lasst die Finger davon, sage ich euch!" meldete sich Hubert schon wieder und seine Lippen wurden zu einem schmalen, harten Strich, da er bemerkte, dass der Pass beängstigend schmal wurde. Was war, wenn ein kleiner Steinwall ihnen plötzlich den Weg versperrte? Ganz gewiss mussten sie dann alle aussteigen und das Geröll forträumen. Er sah die Hajeps im Rückspiegel immer noch ihm getreulich hinterher segeln. Was ging in den kranken Gehirnen dieser Biester wohl jetzt vor? Schweiß brach ihm aus allen Poren.
Bärbel und Waldtraud pressten indes ihre Nasen aufgeregt gegen die Scheibe. "Aber es hängt nicht sehr fest Hubert!" wandte Bärbel wieder ein.
Armin schob die Frauen jetzt einfach zur Seite und nur Wilhelm war damit beschäftigt, seine Frau, die noch immer auf ihrer Bank herum zappelte, zu beruhigend. "Es fällt ja fast ab“, knurrte Armin. „Ich glaub`, es müsste ganz leicht herauszuziehen sein ..."
"Warte", rief nun auch Wilhelm, das schmalgesichtige Kerlchen, von hinten. "Ich hole uns eine Zange!"
"Nein, bleib du mal bei deiner Ortrud, Willi. Die Weiber können dir ja einen Tee kochen, zur Nervenberuhigung!"
„Ich verstehe euch nicht!“ brüllte Hubert schon wieder aufgebracht. "Lasst doch das Scheißdings da hängen! Was schert uns das - he? Wir sind ohnehin der einzige Wagen, der hier die Serpentine hinaufkackt." Er kniff die Augen zusammen und starrte blinzelnd nach oben. Hm, bis jetzt rollten ihnen keine Steine entgegen.
Hatte Hubert recht? Nein, so würden sie doch nie den Hajeps entkommen können! Die zähen Verfolger trieben nicht nur Armin und Wilhelm dazu, nun erst recht nach entsprechendem Handwerkszeug zu suchen, auch Margrit half ihnen dabei. He, wo gab es denn irgendetwas, mit dem man das Viech entfernen konnte?
Gerde als Margrit eine weitere Kramkiste den beiden Männern vom Schrank herunter reichte, hatte ihr Waltraut auch schon die Einhandküche aus dem Bund des Zigeunerrocks gezogen.
„Gib` mir den Nahrungs ... äh ... die Waffe sofort wieder her“, kreischte Margrit ziemlich hirnrissig, „... denn du kannst damit doch gar nicht umgehen!“ setzte sie nun doch etwas intelligenter hinzu.
In diesem Moment hatte aber Bärbel trotz aller Warnungen einfach das Fenster geöffnet und sich aus diesem hinausgelehnt. Alles schaute ihr dabei verdutzt zu, wie sie sich noch ein kleines Stückchen und noch eines reckte - und dann hatte sie das Ding endlich beim ´Kopf´ gepackt. Sie schauderte nun doch ein bisschen, als sie das sonderbare glatte und doch irgendwie weiche Material zwischen ihren Fingern fühlte. Doch dann zog sie entschlossen daran.
In diesem Augenblick hörte die kleine Schar Bärbel entsetzlich aufschreien. Gleichzeitig sahen sie, wie sich Bärbel heftig zusammen krümmte, jedoch dabei noch immer mit dem Oberkörper aus dem Fenster hing.
Was wirklich geschehen war, wusste zwar niemand, doch das Entsetzen ließ allen schier das Blut in den Adern gefrieren. Käseweiß im Gesicht taumelte Bärbel zurück, aus ihrem rechten Arm schoss stoßweise Blut!
Hubert hatte sich dabei noch am couragiertesten gezeigt. Er hatte trotzdem nicht angehalten, jagte, obwohl er gewiss in eben solcher Sorge wie alle anderen um Bärbel war, einfach den Berg weiter hinauf. Doch bebte sein breiter Rücken und die Hände zitterten, die das Steuer hielten.
Bärbels Unterarm war von dem merkwürdigen Instrument einfach abgetrennt worden. Er war weg! Der ganze Tag war ja schon für Margrit wie ein Horrorfilm gewesen, aber das hier war wirklich der Höhepunkt. Armin begann laut und hilflos wie ein Kind zu schluchzen, während Willi und Waldtraud versuchten, der inzwischen ohnmächtigen Bärbel den Arm so abzubinden, dass sie nicht verblutete.
Plötzlich fühlte Margrit, wie sich Armins Finger von hinten um ihren Hals schlossen. „Wenn meine Freundin
drauf geht, du Hexe“, fauchte er, “dann bist du dran!“
„A .. aber ich hab`s doch gar nicht getan!“ keuchte Margrit leise, da sie kaum Luft bekam.
„Das ist egal, Zigeunermiststück“, brüllte er. „Du und dein Volk habt euch doch mit den Hajeps angelegt. Das sieht man ja an dieser Waffe!“
Er wies dabei mit seinem markanten Kinn Richtung Margrits außerirdischer Einhandküche, die Waldtraud nun ziemlich verstört einfach an Wilhelm weiter reichte, der dieses Ding auch nicht gerade begeistert und daher ausgesprochen vorsichtig in den Händen hielt.
“Habt diese verrückte Wumme den Hajeps geklaut, richtig?“ Armin drückte ein bisschen zu und lockerte danach wieder den Griff.
Margrit holte tief Atem, zögerte, wusste nicht, ob sie zu dieser Frage ehrlicherweise nicken oder lieber den Kopf schütteln sollte.
„He, ich fragte dich gerade etwas!“ Er packte sie nun bei den Schultern und riss sie zu sich herum. „Na, ist ja auch egal“, sagte er jetzt selber, “jedenfalls erscheint es mir jetzt völlig klar, weshalb wir verfolgt werden.“ Er wandte sich jetzt nach den anderen um. “Los Willi, das scheint ein ziemlich kostbares Ding für die Hajeps zu sein ... schmeiß das einfach aus dem Fenster! Dann haben sie es wieder und lassen uns vielleicht endlich in Ruhe!“
„Aber, womöglich können wir diese Waffe für uns nutzen?“ zögerte der nun doch. „So zur Verteidigung, gegen unseren Feind, meine ich!“
„Es ... es ist ja gar keine Waffe!“ krächzte Margrit, recht heiser geworden. „N ... nur ... ein Nahrungszubereiter!“
„Waaas?“ keuchte Armin ungläubig. „Ach, Quatsch!“
„Doch, gebt mir das Ding, dann kann ich euch zeigen, wie es geht!“
„DAAS könnte dir so passen, Zigeunerziege! Erzählst uns hier Märchen, damit du uns damit wieder bedrohen kannst, was? Nee, nee, da wird nichts mehr draus!“
„He, du willst uns doch wohl nicht weiß machen“, rief nun auch Willi aufgeregt, „dass all die Hajeps und diese ... diese ... hm ... wie heißen die doch gleich?“
„Loteken!“ half ihm Margrit.
„Richtig! Also dass die alle zusammen diesen ganzen Aufwand gemacht haben, nur um solch einen alberlichen Nahrungsbehälter wieder zu bekommen?“
„Das ist mir scheißegal!“ hörten sie mit einem Mal wieder Hubert von seinem Fahrersitz aus schnauzen. „Das Ding verschwindet aus dem Wohnwagen. Ich hab die Schnauze voll ... sooo die Schnauze voll von diesem außerirdischem Schnickschnack, das könnt ihr mir glauben!“
So gehorchte denn Wilhelm doch. Er hatte sogar solch einen Respekt vor diesem Ding bekommen, dass er es erst mal auf einen Teller packte und diesen dann aus dem offenen Fenster ausschüttete und kaum war das Ding hinaus wisperte er diesem hinterher: „Hier ihr außerirdischen Dreckstücke! Da habt ihr euer Zeugs wieder!“
Aber die beiden Trestine und auch die sechs Lais schienen sich nicht sonderlich um ihren Kocher zu kümmern, flogen einfach weiter dem Wohnwagen hinterdrein.
Da packte Armin Margrit schon wieder, diesmal beim Kragen: "Was wollen sie von uns, du Zigeunerhexe?" schrie er sie fassungslos an. „Deine Augen funkeln so seltsam, also weißt du`s!“
Sie schüttelte den Kopf und schloss ergeben die Augen. „He, durchsucht sie!“ brüllte er nun. „Sie muss irgendetwas bei sich haben, was die Hajeps magisch anzieht.“
Waldtraut griff Margrit in die Bluse und holte zur Verblüffung aller die beiden Stücken von Danox hervor.
„Scheiße, Scheiße!“ brüllte Hubert wieder von seinem Steuer aus den Freunden zu. „Ich wollte ja gleich dieses Arschgesicht nicht mitnehmen! Stopft es doch der Hexe wieder zurück in die Bluse und dann werfen wir sie einfach hinaus.“
„Gute Idee!“ nicht nur Armins Augen funkelten. „Steck ihr die Dinger wieder `rein, Waldtraut, und dann ab mit ihr!“
Margrit konnte nichts mehr sagen. Sie fühlte Danox sonderbare Körperteile wieder an ihrer Brust und dann packte man sie von hinten beim Genick und zerrte sie durch den Wagen. Schon war die Tür aufgerissen, Margrit starrte stumm und mit großen, flackernden Augen nach draußen..
"Verdammt, worauf wartet ihr! Schmeißt diesen Kackhaufen endlich raus!" brüllte Hubert von seinem Fahrersitz.
"Wa .. was denn? Mi .. mitten in der Fahrt?" flehte Margrit ziemlich hoffnungslos, doch und ihre Augen verdrehten sich vor Entsetzen. Sie warf sich zu Boden, machte sich so schwer wie nur irgend möglich. Ihr Kopf ragte dabei leider über der Türeinfassung, der Fahrtwind peitschte schließlich das Tuch von der Glatze.
„Iiiiih!“ brüllte Waldtraud voller Ekel. „Gebt ihr doch endlich einen Tritt!“
Kräftige Hände hoben Margrits dürren Körper zunächst empor und dann warfen sie Margrit hinaus wie einen alten Lappen. Zum Glück fuhr das Wohnmobil langsam, da an dieser Stelle die Steigung der Strasse sehr steil war. Der Wind fuhr knatternd in den weiten Zigeunerrock während Margrit einem riesigen schwarzen Felsloch umgeben von spitzen Zacken, entgegen sauste. Fast gleichzeitig hörte sie, dass sich beide Trestine dem Berg genähert hatten, über dessen schmalen Pass noch immer der Wohnwagen fuhr, dann das kurze Zischeln mehrerer Laserkanonen aus dem lotekischen Schiff und einen ohrenbetäubenden Knall! Mächtige Gesteinsbrocken spritzten, das gesamte Felsmassiv wurde erschütterte mit krachendem Getöse.
Margrit schaute staunend empor, denn sie hing plötzlich irgendwo fest, ihre Finger umklammerten nämlich einen Zweig eines kleinen Busches, der über ihr in einer schmalen Felsspalte wuchs. Gesteinsbrocken rollten von oben hinab, Staub wallte auf, auch kleinere Bröcklein hüpften nun an Margrit vorbei dem Abgrund entgegen.
Was war passiert? Verwirrt blinzelte sie nach oben durch den Dunst. Dort wo Margrit den Wohnwagen noch vor wenigen Sekunden unfreiwillig verlassen hatte, schien jetzt der Berg gekappt!
"Gekappt", wiederholten Margrits schrundige Lippen diese Feststellung und Blut lief ihr von der Stirn in den Mund., da sie von einem Stein gerade getroffen worden war. "Loteken haben Berg ... ganze Spitze ... einfach abgesäbelt ... ging leicht! Einfach so weg!" Ihr verstaubtes Gesicht zuckte merkwürdig. "Arm auch ab .. weg! Feuer! Nun ...Wohnwagen weg ... alle tot?" Sie sah sich um, es staubte immer noch entsetzlich, aber sie entdeckte, dass eine ihr sehr bekannte Wohnwagentür tief unten aus all dem Geröll heraus ragte, die allerdings sofort von den noch immer herabsausenden Steinen vollends begraben wurde. Und was war denn das hier nebenan am Abhang zwischen den Steinen? Konnte das etwa .... Armins Schädel sein?
Ach, sie mochte gar nicht genauer diesen blutigen, zermatschten Ball betrachten. Erstaunlich große Gesteinsbrocken ruhten in den dichten Zweigen des Vogelbeerbusches, an welchem sie noch immer klammerte. Die hatten Margrit davor bewahrt erschlagen zu werden. Nun ächzte er ganz erbärmlich unter der ungewohnten Last und neigte sich bereits gefährlich immer tiefer hinab.
Es war Margrit nicht möglich loszulassen! Da gewahrte sie etwa einen Meter unter sich an der Felswand einen Felsvorsprung. Er war etwa einen Meter breit. Sollte sie jetzt loslassen? Was war, wenn sie ihn verfehlte? Oder wenn sie beim Aufprall auf diesem nach hinten kippte? Würden ihre zittrigen Beine, angekommen auf dieser Plattform, genügend federn? Vermochte sie dort im Stehen wirklich die Balance zu halten? Sie atmete tief ein, schloss die Lider und öffnete die Hände!
Sie hatte die Augen weit aufgerissen, kaum dass sie den harten Felsen unter ihren nackten Füßen spürte. Doch dann geschah es leider, sie kippelte, ruderte mit den Armen und fiel nach vorn! Normalerweise wäre sie jetzt mit Kopf und Schultern gegen die harte Felswand geprallt, aber vor Margrit befand sich gar keine Wand, sondern nur herbstlich vertrocknetes Buschwerk, das an allen Enden knicksend und knacksend ihrem heftigen Stoß nachgab. Margrit sauste nun der Länge nach in einen dunklen, höhlenähnlichen Spalt hinein. Keuchend blieb sie dort für eine Weile liegen. Fast gleichzeitig hörte sie, wie eines der Trestine nun direkt über dem Abgrund schwebte. Das andere schien sich wohl inzwischen wieder auf den Heimweg zu begeben. Das ganze riesige Felsloch war von diesem eigenartigen Summen des Trestines erfüllt.
Die Hajeps im inneren des Schiffes riefen wohl einander aufgeregt etwas zu. Wortfetzen drangen nämlich aus den geöffneten Fenstern bis zu Margrit hinab. Sie meinte dabei sogar Diguindis sanfte Stimme herauszuhören und hatte das Gefühl, er würde alle beruhigen wollen.
„Tschüß, Diguindi!“ wisperte sie jetzt und dann zog sie vorsichtig erst den einen, dann den anderen Fuß in die Höhle hinein und dann richtete sie sich auf den Knien auf, drehte sich zum Höhleneingang herum und zupfte und zog schließlich von innen mit zitternden Fingern die herab hängenden Zweige und Ästlein wie einen Vorhang zusammen, so dass es aussah, als wäre hier nie jemand hindurch geschlüpft. In der Höhle war es furchtbar eng. Vor allem war sie sehr niedrig.
Nur weil Margrit so mager war, konnte sie sich genügend ducken und sich daher überhaupt bewegen. Vorsichtig spähte sie wieder durch die Zweige hindurch nach draußen und entdeckte, dass das hajeptische Trestine inzwischen ein etliche Meter langes, schlauchartiges Gebilde in den riesigen zugeschütteten Abgrund hatte hinein¬gleiten lassen. Das Gerät war von oben mit dem Trestine fest verbunden und unten schnüffelte es mit seiner rüsselartigen, trichterförmigen Schnauze zwischen all den herabgestürzten Felsbrocken.
Es bewegte sich dabei etwa wie ein riesiger Regenwurm, grub sich dann und wann sogar tief ein und kam nach einem Weilchen wieder schnaufend und prustend hervor. Nun tastete das Ding die Felswände ab, stöberte raschelnd mal hier und mal dort mit seinem Rüssel zwischen den Zweigen der mageren Büsche und Bäume, die an den Berghängen wuchsen. Laub, vertrocknete Gräser und vor allem viel Staub wirbelten dabei empor.
Margrit ahnte, dass sie dieses schlaue Tier - war es überhaupt eines? - auf diese Weise sehr schnell gefunden haben würde. Was konnte sie nur dagegen tun?
Sie schaute sich in der Höhle um. Sollte sie mit etwas werfen und das technische Ungetüm damit abzulenken
versuchen? Würde solch eine grandiose Erfindung überhaupt auf einen derart simplen Trick hereinfallen? Egal - man durfte nichts unversucht lassen. Hier lagen erstaunlich viele Felsbröcklein herum, besonders hinten!
Hinten war die Höhle niedriger und so robbte sie auf allen Vieren nach dort hin, wo gleich ein ganzer Steinhaufen lag und wo es leider auch am dunkelsten war. Doch je näher sie dieser Finsternis rückte, umso deutlicher erkannte sie, dass sich da eine weitere Felsspalte befinden musste. Ihre Hände ertasteten nun die Öffnung, die breit genug für Margrits Körper war, um sich dort tiefer zu verkriechen.
Würde sie hier der ´Wurm´ finden können? Dieser schien ähnlich wie ein riesiger Sauger zu funktionieren und würde wohl Margrit später einfach ansaugen! Margrit kroch deshalb noch tiefer in den Berg hinein. Der Spalt durchlief den Felshang anscheinend mehrere Meter und war inzwischen so schmal, dass man ihn nur auf der Seite liegend durchrobben konnte.
Margrit bekam zwar Platzangst, weil es immer enger wurde, aber die Furcht, von den Hajeps entdeckt zu werden, war viel größer! Schließlich begann sie sich doch mit klopfendem Herzen zu fragen, was geschehen würde, wenn sie weder vor noch zurück konnte, denn sie hatte sich inzwischen auf diese Weise wohl `zig Meter weit in den Felsen geschoben, oder kam ihr das nur so vor? Angst überflutete sie schließlich wie eine tödliche Welle, als sie tatsächlich feststeckte. Die Luft wurde knapp und ihre Lippen begannen zu zittern.
"Hajeps!" brabbelte sie vor sich hin. "Sind hier ... halten mich fest ... wollen mich ... Versuche mit mir machen ... Arm ab ... NEIIIIN!" Während sie sich weiter nur mit den Knien und Füßen vorwärts zwängte, plumpste sie schmerzhaft gegen das kalte Gestein in eine Lücke und versuchte nun, ihren Arm nach vorne zu quetschen, holte wimmernd mit ihren zerschundenen Fingern, die sie kaum bewegen konnte, die zwei kleinen Stücke von Danox aus ihrer Bluse und warf diese nach vorne. Es schien dort etwas abschüssig zu sein, denn die beiden Teile rutschten und rollten schließlich weiter und dann hörte Margrit es dort unten plumpsen.
Diese Hoffnung ließ Margrit ihre letzten Kräfte mobilisieren. Sie schlängelte sich mit aller Macht vorwärts und da das Gestein wohl durch die Explosion gelockert worden war, gab es nach, und Margrit bekam genügend Platz um weiter zu kommen. Einiges prasselte dadurch zwar von oben auf Margrit hinab und sie glaubte im vielen Staub zu ersticken, doch sie spürte, dass sie immer mehr rutschte und so gab sie trotz schwerer Hustenanfälle nicht auf und dann rutschte sie einfach hinunter.
Sie musste für ein Weilchen unten auf dem harten Felsboden liegengeblieben sein, jedenfalls erwachte sie mit ganz erheblichen Kopfschmerzen und irgendwie war ihr schwindelig. Dennoch genoss sie erst einmal dass Glücksgefühl, immer noch am Leben, nicht erstickt und von aller Enge befreit zu sein. Seltsamerweise war es hier nicht mehr so finster. Immer noch blieb sie liegen wo sie war und schaute sich nur sehr vorsichtig um. He, sie glaubte jetzt sogar, in der Ferne den hellen Tag schimmern zu sehen?
Ihr Herz pochte hoffnungsfroh und schon begann sie ihre Glieder zu bewegen. War auch nichts gebrochen? Sie hielt dabei den Atem an. Puh, wirkliches Glück gehabt. Alles in Ordnung! Ganz langsam richtete sie sich auf und schon drehte sich dabei alles um sie. Oh Gott, der Kreislauf! Außerdem taten ihr alle Knochen und Sehnen weh und - oh nein - ihre Haut pellte sich ja immer noch ganz entsetzlich! Verdammter Hajep! Besonders schlimm stand es plötzlich mit ihren Ohren. Sie versuchte sich einen der vielen feinen Hautlappen aus dem Gehörgang zu pulen, was ihr misslang. Na egal, das war ja wohl das kleinste Übel, denn irgendwie schien das Felsmassiv – wenn auch nur ganz schwach – zu erzittern und feine Steine und Staub lösten sich dabei von der Felsdecke. Margrit war sich sicher, dass die Loteken mit der Kappung der Bergspitze dies alles ausgelöst hatten.
Oh nein, sie musste also schnellstens von hier fort. Nachher stürzte hier noch alles ein! Doch als sie wieder auf den Beinen war, taumelte sie schon wieder mächtig. Sie war also total fertig! Hoffentlich irrte sie sich nicht und bildete sich diese feine Helligkeit von dort hinten nur ein? Doch, das helle Loch in Ferne musste wohl der Ausgang sein- hoffentlich!
He, war es etwa jenes alte Bergwerk, zu dem sie hatte kommen wollen? Viel zu schön um wahr zu sein! Als sie sich im Dämmerlicht weiter umschaute, lächelte sie zum ersten Male wieder, denn sie sah die Schatten von Holzstempeln, mit denen die Decken abgestützt waren. Das hier musste wirklich der große, unterirdische Stollen sein, von welchem ihr auch die Dresslers berichtet hatten. Dort wo das Licht war, würde sie auf die Landstraße kommen, die nach Würzburg führte.
Aber wo waren nun die beiden kleinen Stücken von Danox? Sie musste sich beeilen, denn schon wieder schien die Erde unter ihren Füßen zu beben und sie wollte wegen der Verschüttungsgefahr auf keinen Fall diesen wundersamen Roboter hier zurück lassen. Ihre Hände suchten daher ziemlich unruhig den Boden ab. Die unterschiedlichsten Felsbröcklein aller Art lagen hier im Staub herum. Puh, woran konnte man sie nur von den ande¬ren unterscheiden? Immer noch taumelnd und dabei den Kopf gesenkt versuchte Margrit weiter zu gehen, stützte sich hier und da an den Wänden ab. Doch sie war zu schlapp, schließlich kroch sie nur noch auf allen Vieren hin und her, tastete verzweifelt den Boden nach Danox ab, hob dabei jeden kleineren Gesteinsbrocken auf, betastete ihn genauer, um ihn dann doch kopfschüttelnd in hohem Bogen weit von sich fort zu werfen und ständige Hus¬tenanfälle quälten sie dabei.
Aber dann meinte sie trotz ihrer verstopften Ohren plötzlich Stimmen von draußen zu hören, von dort, wo das Tageslicht herkam. Sie stocherte wieder hilflos in ihrem Ohr herum. Hajeps? Alles hallte so komisch. Die Wände hatten kaum Nischen. Wo konnte sie sich jetzt nur verstecken? Wo genau war eigentlich Georges Höhle? Entsetzt stellte sie fest, dass sie wohl abermals gehustet hatte, denn jetzt hoben sich die drei Schatten von dem kreisrunden Tageslicht ganz deutlich ab. Komisch zwei von ihnen liefen aufrecht, der andere hingegen war merkwürdig zusammengekrümmt und kam nur sehr langsam vorwärts.
Die Vordersten stoppten mitten im Schritt, als würden sie erst mal in den dunklen Tunnel hineinhorchen, bevor sie Margrit entgegen laufen wollten.
Margrit wagte sich nicht mehr sich weiterzubewegen. Sie hielt den nächsten Hustenanfall mit aller Macht zurück, lehnte sich bibbernd an die kühle Wand zu ihrer linken. Verdammter Mist, jetzt pellte sich auch noch ein feiner Lappen von ihrem inzwischen völlig wimpernlosen Augenlid.
Oh Gott, da war es schon wieder geschehen, krachend verließ der Husten ihre drangsalierten Lungen. Wie auf Kommando rannten nun die vordersten zwei Männer in den großen Haupttunnel. Das Blut hämmerte in Margrits Ohren, als sie sich von der Wand löste und ebenfalls zu laufen – nein, eher vorwärts zu schleppen - begann.
Ach, sie war ja viel zu schwach, die bebenden Knie wurden weich wie Butter und gaben schließlich nach. Kaum auf den Boden gestürzt, versuchte sie auf allen Vieren weiterzurobben.
"Hajeps!" stammelte sie leise, während sie dumpf die Schritte der Männer näher kommen hörte. "Hajeps kommen! Ja, sie KOMMEN!" Merkwürdigerweise wurde Margrit immer lauter. Sie merkte jetzt sogar, dass sie gel¬lend schrie. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr, machte anscheinend, was er wollte.
„Du, d .. das kann sie aber nicht sein!“ erklang eine dunkele Männerstimme recht energisch, nur etwa zwei Meter von Margrit entfernt. “Sieht ja reichlich seltsam aus!“
„Meinst du? Na, es wird doch wohl ein richtiger Mensch sein oder? “ fragte die andere Stimme stockend und wohl auch verunsichert. “Gott, ja, und es ist wohl ein Mann!“
„Klar, hat doch eine Glatze und .... nanu?“
„Ja, ich bin ein Mann!“ schnaufte Margrit und kroch dabei trotzdem noch ein kleines Stück vorwärts.
„Hat aber eine ziemlich helle Stimme für einen Mann!“ meinte der etwas dickere Typ skeptisch zu seinem Kumpel.
„Bin trotzdem ein Mann!“ ächzte Margrit, sich immer noch dabei weiter schiebend. „Nämlich, ein Mann mit Stimmbruch!“
„Nee, nee, das is `ne Frau! Irgendwie `ne kahlköpfige Zigeunerin! Sieh nur, die hat doch so `ne komische Bluse an und dann dieser weite Rock. He, verdammt dunkel hier!“
Taschenlampen strahlten Margrit plötzlich direkt in die Augen.
„Neiiiin!“ schrie sie deshalb gellend und schlug sich die Hände vors Gesicht. „Ich bin ein Mann, ein Mann, ein Mann, ihr ... ihr Arschlöcher!“
„Ziemlich ordinäres Mundwerk!“ brummte der eine. “Und deswegen wohl doch ein Mensch!“
„Gott, kann das Weib aber kreischen!“ murrte der andere, der etwas dicker war. „Ist arg verstaubt, daher das komische Aussehen ... und dann kommt noch diese Kahlköpfigkeit hinzu! Wirklich eine arg seltsame Pflanze! Hat wohl einiges durchgemacht! Reinstes Nervenbündel! Mann, wie die zittert!“
“Du, diese Pflanze scheint krank zu sein! Verdammt krank sogar! Sieh nur ... hier und da ... wie sich ihre Haut pellt! Uuuups, lass uns abhauen, ehe wir uns anstecken!“
„Ja, ja, ich st ... stecke euch alle an .. .ihr Sch ... Scheißhajeps!“
„Hajeps?“ verwirrt wurden die Lampen wieder ausgeknipst. Margrit entrollte sich erleichtert und atmete etwas ruhiger. Diese beiden Kerle – wer sie auch immer waren - würden also gleich wieder verschwinden. Na, das war ja schon mal etwas positives! Schade, dass sie jetzt alles so dumpf hörte. Sie hatte nur mit Mühe verstanden, was gerade gesprochen worden war. Konnte diese plötzliche Hörverminderung vielleicht auch durch den vielen Staub verursacht worden sein? Wieder stocherte sie völlig entnervt in ihrem Ohr herum.
Gerade als sie weiterrobben wollte, meinte sie ein scharfes ´nein´ aus ziemlicher Nähe zu hören.
„Wir kehren nicht um“, vernahm sie diese neue Stimme wie in Watte gepackt weiter. „Selbst, wenn das hier nur irgendein Geschöpf sein sollte, was wir nicht kennen! Es ist mit ihm ganz gewiss etwas sehr Schlimmes passiert und wir werden erst einmal versuchen ihm irgendwie zu helfen!“
„Pah, du immer mit deinem komischen Helfersyndrom! Dann mache es doch gefälligst alleine!“ mokierte sich einer der beiden, die ihm nun entgegen kamen.
Ohjuijui! Das sah ja plötzlich wieder sehr brenzlig für Margrit aus! War natürlich nur eine faule Ausrede, dass ihr dieser große schlanke Typ helfen wollte. Hatte nicht auch jener komische Owortep vorhin so etwas Ähnliches zu ihr gesagt? Und was war dabei herausgekommen? Nur Schaum!
Margrit versuchte sich aufzurichten, um besser weglaufen zu können, sackte aber sofort in sich zusammen. Alles drehte sich wieder um sie. Verdammt, immerzu vergaß sie, wie erschöpft sie im Grunde war. Erneut fiel der grelle Strahl einer Taschenlampe auf sie.
„Das ist wirklich ein weibliches Geschöpf!“ stellte jener Mann klar, den sie nun als großen Schatten direkt vor sich wahrnahm. Er schien deswegen so zusammen gekrümmt dazustehen, weil er sich wohl auf irgendetwas stützte. Oder war das nur der Hautlappen der bei Margrit dauernd über dem Auge wackelte?
„Hab keine Angst, wer oder was du auch sein solltest, ich werde dir nichts tun!“ sagte der riesige Kerl nun direkt zu Margrit und setzte dann noch hinzu: „Jelso ir tor! Nenulonta? Kir wan nanjua!“
Kaum hatte Margrit diese ekelhafte Hajepsprache gehört, war es vorbei mit ihrer noch anfänglichen Zutraulichkeit. „Von wegen nichts tun!“ krähte sie verzweifelt. „Dich kenn ich doch! Willst dich wieder bei mir bedanken, was? Aber das lasse ich nicht noch mal zu ... nie mehr, hörst du?“
„Margrit", hörte sie den Riesen total erleichtert. "Bist du das etwa? Das ... das ist doch Margrits Stimme! He sie ist es doch!“ rief er den beiden anderen Kerlen zu, die knapp vor dem Ausgang gestoppt hatten und sich nach ihm umschauten.
"Nein", brüllte Margrit und versuchte seine Hand zu beißen, welche ihr tröstend über den Arm streicheln wollte. "Das ist eine völlig andere Stimme! Du hast dich ausnahmsweise maaaal geirrt, Owortep!“
„Äh ... Margrit? Ich bin nicht dieser ... na, wie soll der doch gleich heißen?“
„Owortep. Ach, Diguindi, du alter Süßholzraspler, bist doch im Grunde auch nicht viel anders!“ Aus dem Augenwinkel sah sie, wie nun die anderen beiden Kerle leider doch zurückkamen.
„Margrit, komm zu dir! Was ist denn mit Diguindi?“ versuchte die irgendwie recht sympathische Stimme nun herauszufinden. „Bist du ihm etwa begegnet? Was ist passiert?“
„Ach, tu doch nicht so!“ kreischte sie erbost. “Das weißt du doch im Grunde ganz genau!" Und sie bemühte sich, nach ihm zu treten. "Ihr ... ihr habt mich noch lange nicht, bildet euch das nur ja nicht ein!" Wieder sah sie aus dem Augenwinkel, dass der eine von den beiden – es war der dickere - jetzt sogar etwas schneller lief, wohl um diesem Riesen hier zu helfen, der andere hingegen zögerte, hielt sich noch völlig zurück.
„Mensch Margrit, erkennst du uns denn plötzlich nicht mehr?“ ertönte die Stimme des dicken Kerls schnaufend, da er so rannte.
„Klar, erkenn ich dich Nireneska!“ fauchte sie zurück.
„Nire ... was?“ echote der Dicke verwirrt.
„Pah, tut nicht so überrascht!“ fauchte sie weiter. “Ich kenn euch doch inzwischen sehr genau, ihr ... ihr komischen Biester! Arm ab ... Berge ab ... und ..."
Da kauerte sich die große Gestalt schließlich zu Margrit hinunter und zog das bebende, hustende Häuflein Haut und Knochen dabei vorsichtig und sanft an sich.
"Du brauchst wirklich keine Angst mehr zu haben, Margrit! Was dir auch widerfahren sein mag", hörte Margrit die sympathische Männerstimme direkt an ihrem Ohr, "wir Menschen haben dich hier gefunden und wir werden dich nie mehr den Hajeps überlassen! Auch diese Feuerbälle, die Hajeps auf uns Menschen herab zu werfen pflegen, die deine fürchterlichen Verbrennungen verursacht haben, das geschieht ... niiiie mehr! Da passen wir schon auf! Das verspreche ich dir."
Margrit hatte zunächst mit aufgerissenem Munde und mit angstvoll flackerndem Blick die Worte dieses Riesen stumm in sich aufgenommen, doch dann kam ihr die Stimme aus plötzlich so bekannt vor. Sie drehte sich deshalb zu diesem Gesicht herum und erstarrte vor Freude. „George?“ kreischte sie fassungslos. „Oh Gott, was bin ich doch dämlich!“ Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. „Ach, du Lieber, du Treuer du! Du hast gewiss lange nach mir gesucht nicht wahr? Aber ich habe mich nicht verbrannt, das war nur Schaum, durch welchen ...“ Er schüttelte begütigend den Kopf. “Nein, nein, arme kleine Margrit, das bringst du nun wirklich ein wenig durch¬einander. Ist ja verständlich wegen dem Schock!“ Und es gelang ihm sogar, noch mehr Sanftheit in seine Stimme hineinzulegen als er fortfuhr. „Weißt du, mit diesem Löschschaum haben dich gewiss keine Hajeps sondern eher Zigeuner bearbeitet, nachdem sie gesehen hatten, dass du lichterloh branntest und daher ...“
„Aber?“ warf Margrit etwas verwirrt ein. War das wirklich so gewesen? Hatte sie sich alles nur eingebildet?
„Kein aber“, sagte George noch einen Tick sanfter. Es war schon erstaunlich, was der so alles mit seiner Stimme fertig brachte, darin ähnelte er wirklich Diguindi. „Du darfst dich bei den Zigeunern bedanken, die Gesine ...“
„Waaaas? Gesine hat dich gefahren? Ich bin ganz überrascht!“ schnaufte sie. „He, aber ... die kann mich doch gar nicht leiden!“
„Och, das habe ich einfach nicht beachtet!“ George grinste. „Jedenfalls sind uns die Zigeuner gerade in dem Moment begegnet, als wir uns entschlossen hatten, doch lieber nach Hause zu fahren. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch und dabei verrieten sie uns, dass wohl ein paar Menschen auch jenen Fluchtweg durchs alte Bergwerk genommen haben könnten, um den Hajeps zu entkommen. Na ja, und dabei fiel mir auch jene Höhle ein, die ich dir einmal gezeigt hatte!“
„Genial! Ach, George, ich danke dir, so ... soooo sehr, dass du nicht aufgegeben hast!“ Margrit schniefte und küsste ihn stürmisch auf die rauen stoppeligen Wangen. Doch dann fuhr sie erschrocken wieder vor ihm zurück. „Oh nein, oh nein, was habe ich denn jetzt gemacht? Ich ... ich könnte mich ohrfeigen!“
„Wieso?“ George hielt ihre Hand fest, mit der sie sich tatsächlich ins Gesicht hatte schlagen wollen.
„Na, sicher habe ich dich jetzt angesteckt!“ keuchte sie.
„Aber Margrit, das geht doch gar nicht! Es sind Verbrennungen, glaube es mir!“ sagte George ganz ruhig und seine Finger strichen dabei sacht ihre Wange entlang, die sich gerade wieder pellte. “Ich habe schon oft solche Verbrennungsopfer gesehen! Tut es sehr weh?“ hakte er besorgt nach.
„N ... nein!“ erwiderte sie verstört.
„Was heißt hier Verbrennungsopfer!“ meldete sich nun auch der dritte Mann, welcher immer noch in großem Abstand von Margrit stehen geblieben war und von dem Margrit inzwischen meinte, in ihm Martin wieder zu erkennen. “Du scheinst plötzlich Arzt geworden zu sein George, aber das ist wirklich hochgefährlich, was wir hier machen!“
„... und mich hat sie nicht geküsst!“ erklärte der Dicke trotzdem beleidigt, von welchem Margrit jetzt ziemlich sicher war, dass das nur Paul sein konnte.
„Kannst das ja noch nachholen, du Dämel!“ brüllte Martin fassungslos. “Aber das wäre dann der Abschiedskuss. Ein derart kranker Mensch kommt mir nämlich nicht in den Jambuto!“
„Hallo?“ George hatte sich wieder aufgerichtet und wendete sich zu ihm herum. „Vielleicht habe ich dabei auch noch ein Wörtchen mitzureden?“
„Und ich auch!“ erklärte Paul. „Werde meine Margrit hier nie zurück lassen, dass du`s nur weißt!“
Martin stand breitbeinig da und verschränkte nur seelenruhig die Arme vor der Brust. “Ihr kennt unsere Gesetze, also stellt euch nicht so an!“
„Aber du bist nicht unser Gesetzeshüter!“ fauchte George nun richtig böse. „Bei Krankheiten, die wir nicht kennen, pflegen wir alle abzustimmen. Und ich sage, dieser Haarausfall und diese Pellungen sind nicht ansteckend!“
„Und welchen Beweis hast du hierfür zu erbringen?“ Martin hatte George jetzt einfach den Rücken zugewendet und bewegte sich wieder Richtung Ausgang.
„Den Kater!“ rief ihm George mit fester Stimme hinterher.
„Welchen Kater?“ wiederholte Martin unlustig und lief noch schneller dem Licht entgegen..
„Okay, lasst uns erst einmal dieser Dunkelheit entweichen“, räumte George ein, “denn es rumpelt hier seit einiger Zeit wirklich bedenklich!“ Er schaute sich dabei nach allen Seiten um.
„Tatsache!“ entfuhr es Paul überrascht. „Verdammt, hier krümelt ja einiges von oben hinunter. Woher das wohl kommt? Und die Erde zittert ja richtig! Wir müssen machen, dass wir von hier schleunigst wegkommen!“
„Nun für mich ist das kein Problem!“ feixte Martin spöttisch, denn er war inzwischen schon fast zum Ausgang hinaus.
„Aber wer von euch zweien trägt nun EURE Margrit?“ Er lachte nun richtig boshaft. „Denn die scheint mir doch recht erschlafft zu sein! Vielleicht wirft der gute liebe George dafür einfach seine Krücke weg?“
„Danke für den tollen Ratschlag!“ gab George bissig zurück.
„Ach, lass dich von dem doch nicht ärgern!“ knurrte Paul.
„He, ich habe den Hautlappen endlich aus meinem Ohr!“ jubelte Margrit einfach dazwischen.
Die Männer tauschten verdutzte Blicke miteinander aus. Wenig später gelang es Margrit mit Pauls Unterstützung, nicht nur wieder auf die Beine zu kommen, sondern auf denen – wenn auch sehr langsam – dem Licht entgegen zu laufen.
Paul stützte Margrit dabei geduldig und hatte ihr sogar charmanterweise seine Jacke um die Schultern gelegt, da sie so sehr zitterte. Nein, er wollte sie auf keinen Fall im Stich lassen, obwohl sie so furchtbar hässlich und wohl auch völlig zahnlos geworden war. Denn insgeheim schämte er sich noch immer, dass er damals sie und die Kinder so plötzlich verlassen hatte und wollte nun bei ihr einen besseren Eindruck hinterlassen.
Während sie ins Freie traten machte Margrit eine überraschende Entdeckung. War nicht bei dem einen dieser beiden kleinen Felsbrocken, die hinter ihr am Ausgang lagen, eine schwarze, schlangenähnliche Gravur zu sehen gewesen? Aber wie sollten denn die Teile bis zum Ausgang gekommen sein?
„Ich muss noch einmal zurück!“ wandte sie sich an Paul, kaum dass sie im Freien waren.
„Wieso?“ fragte dieser verstört. “Mach das nicht! Dieser komische Stollen kann doch jeden Augenblick in sich zusammen brechen!“
Doch schon hatte sie sich von seinem kräftigen Arm gelöst, taumelte schleunigst zurück und noch während die Steine immer schneller von oben herunter prasselten und die Stützen des Einganges zu wanken begannen, war das kleine Stück von Margrit aufgehoben, hatte sie es lächelnd von allen Seiten betrachtet und dann in der Innentasche von Pauls Jacke verschwinden lassen..
„Was hast du da gefunden?“ wollte Martin deshalb gleich wissen. Er war sogar deswegen umgekehrt und kam nun direkt auf sie zu gelaufen.
Margrits Finger zitterten, als sie auch noch das zweite Teil erkannt und ebenfalls - flink wie ein Eichhörnchen - in die Jacke zu dem anderen gepackt hatte. “Och, nichts Besonderes! Ich nehme mir von hier bloß noch ein paar Steine mit, bevor der Tunnel völlig einstürzt!“
„Du begibst dich in Lebensgefahr, nur um irgendwelche Steine mit zu nehmen?“ Er lachte verdutzt auf, kam aber noch näher..
„Ja, klar!“ Margrit versuchte ein wenig zu schielen, während sie seinem forschenden Blick begegnete. „Wegen der Hajeps, weißt du! Die Steine sind nämlich meine Waffen!“ Sie bückte sich und ergriff sich dabei gleich noch irgendwelche, die hier herum lagen. „Schmeiß ich denen nämlich später an den Kopf ... huch!“ Sie machte einen Satz nach vorn, denn zu ihrem großen Schrecken fiel der schöne Eingang nun entgültig mit lautem Getöse hinter ihr zusammen. Margrit war dabei irgendwie nach vorne geworfen worden oder auch nur gestolpert, jedenfalls lag sie plötzlich bäuchlings am Boden und blickte dabei zu Martin hinauf. Der viele Staub, der dabei aufwallte, brachte sie wieder zum husten.
„Oh Gott!“ seufzte Martin genervt. “ Ja, ja, schon gut!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung in ihre Richtung, während er sich wieder von ihr abwandte. Paul kam Margrit mit besorgter Miene entgegen, hinter ihm drein humpelte George nicht minder beunruhigt.
“Na, dann viel Spaß mit EURER Margrit“, wünschte Martin noch Paul und dann George beim Vorübergehen. „die sicher nicht nur von einer Seuche befallen, sondern auch noch völlig Hacke ist!“ setzte er eisig hinzu und schüttelte dabei wild mit dem Kopf.
„Ach, halt´s Maul!“ knurrte Paul, lief noch entschlossener zu Margrit rüber und half ihr hoch. „Nur ruhig ... gaanz ruhig!“ und er strich ihr dabei etwas zaghaft über die staubige Schulter. Gott, hier im Hellen konnte man erst so richtig erkennen, wie schrecklich herunter gekommen Margrit aussah . „Lass dich nicht fertig machen!“
„Sehr richtig!“ knurrte nun auch George zur Bestätigung, der die beiden endlich erreicht hatte. „Margrit, wir verstehen dich! Nimm ruhig deine Steine mit!“
„Ja, darf ich?“ krächzte Margrit und versuchte dabei wieder ein möglichst dummes Gesicht zu machen. Inwendig schämte sie sich natürlich, dass sie auch diese treuen Freunde so schrecklich anschmieren musste und ihnen deshalb sogar noch mehr Ärger einbrachte. Aber sie hatte keine richtiges Zutrauen, dass sie nicht doch irgendwann etwas über diesen sonderbaren Fund verplappern würden.
„Aber sicher!“ meldete sich auch Paul schon wieder und bot ihr den Arm, damit sie sich bei ihm einhaken konnte. „Du kannst auch ruhig noch ein paar Steine von hier draußen sammeln und in meine Jacke tun, wenn du das unbedingt möchtest!“ Er versuchte ihr dabei mutmachend zuzugrinsen, aber irgendwie gelang ihm das nicht so richtig.
„Sie steht lediglich unter Schock!“ mühte sich daher George seinerseits Paul zu beruhigen. „Du weißt, ich bin Profiler und kenne mich daher in psychologischen Dingen aus!“
„Ja, der kennt sich darin aus!“ echote Margrit aufgeregt und erreichte damit leider nur, dass Pauls linkes Auge noch mehr zu zucken begann.
„He, Martin muss sich immer irgendwie als unser Chef aufführen, gelle?“ George klopfte nun im vorübergehen Paul so heftig auf die Schulter, dass dieser zusammenfuhr.
„Na klar“, krächzte Paul dennoch wacker, „ich lass mich doch von dem nicht verunsichern!“
„He ... heee?“ Margrit stocherte wieder wie verrückt in dem anderen Ohr herum. „Vielleicht krieg ich diesen zweiten Lappen auch endlich heraus! Ach, hat leider doch nicht geklappt!“
Paul nickte mit langem Gesicht. Gott, war das alles ekelig!
George wankte zwar immer noch arg auf einem kräftigen Ast gestützt einher und hatte Schmerzen, aber das machte ihm nicht allzu viel aus. Er runzelte die Stirn. Ach, was war schon so ein Bänderriss im Vergleich zu dem, was Margrit ganz offensichtlich erlebt hatte! Sie sah furchtbar aus durch diese Verbrennungen - so richtig entstellt. Ja, die Waffen der Hajeps waren nicht nur seltsam, sondern auch tückisch! Aber er hatte sein Ziel erreicht und Margrit endlich wiedergefunden. Im Stillen dankte er nochmals den Zigeunern, dass sie Margrit noch rechtzeitig mit dem Löschschaum besprüht hatten. Komisch, dass Margrit das nicht zugeben wollte! Ach, es würde sich später schon irgendeine alte Perücke auftreiben lassen, damit sie nicht ständig mit dieser Glatze herumlaufen musste. Nur mit einem passenden Gebiss – weshalb sie wohl bei diesem Brand auch noch ihre letzten Zähne verloren hatte! - würde er sie sicherlich kaum versorgen können. Leider stand es mit solchen Dingen zu diesen schrecklichen Zeiten wirklich schlecht.
„Und wo ist nun diese Katze?“ wollte Martin wissen, kaum dass sie die beiden Jambutos erreicht hatten, welche man ganz in der Nähe vom alten Stollen geparkt hatte.
George antworte ihm nicht. „Gesine?“ rief er stattdessen.
Sofort ging die Tür auf der Fahrerseite auf und ein fettes, nacktes Tier sprang ziemlich elegant vom Schoß der jungen Frau auf die Erde. Gesine lachte dabei. „Mann, der ist ja richtig geschmeidig, George! Wie alt hast du gesagt, ist er doch gleich?“
„Zwanzig!“ sagte George schmunzelnd..
„Mäauuu?“ machte Munk und schaute sich verdutzt nach allen Seiten um. Warum starrten ihn denn hier alle so komisch an, statt ihm endlich Fresschen zu geben? Schließlich hatte er mordsmäßigen Hunger!
„Oh Gott, diese Katze hat ja gar kein Fell mehr!“ entfuhr es Martin verdutzt. “Warum haben wir das fette Tier auf dem Hinweg gar nicht gesehen?“
„Da war ja Munk auch in eine Decke gewickelt und eingepennt!“ erklärte George.
„Sieht aber grässlich aus, so was Nacktes. Der Fellausfall kommt wohl vom Alter, was? Rechnet man bei so `ner Mieze nicht alles mal sieben?“
George nickte schmunzelnd. “Aber das kommt bestimmt nicht daher, sondern...“
„Oh, wer ist denn das?“ wurde George von Gesine plötzlich unterbrochen und ihre Stimme hatte dabei ziemlich erschrocken geklungen. Ihr Blick war auf Margrit gefallen, die gestützt von Paul nun auch näher gekommen war. “Sieht ja entsetzlich aus der kranke Kerl!“
„Hallo, Gesine!“ krächzte ihr Margrit freundlich zu. Sie war wegen dem vielen Staub immer noch etwas heiser. „Danke, dass du George bei der ganzen Sucherei so tapfer unterstützt hast!“
Gesine öffnete den Mund, aber es kam kein Ton über ihre Lippen. Ihre Augen weiteten sich. Nein, sie machte immer noch kein schlaueres Gesicht!
„Danke übrigens auch dir, Martin, dass du beim Suchen mitgeholfen hast!“ Margrit zwinkerte nun auch Martin mit ihren wimpernlosen Augen dankbar an.
Der schaute einfach weg.
„Hat Martin ja gar nicht!“ erklärte George stattdessen mürrisch. „Er war nur unterwegs zur Grünkohlernte, kam uns zufällig in dem Moment entgegen, als uns auch die Zigeuner begegneten. Na, die haben ihm natürlich dringend davon abgeraten weiter in Richtung Kohlfelder zu fahren und so hat er uns nur aus dem Grunde begleitet, um erst einmal aus respektvoller Entfernung zu sehen, ob dort noch immer Hajeps herum spuken oder nicht! Siehst du, also kein Danke an den, verstanden? “
„Okay, okay ... he, Munk!“ rief Margrit verdutzt zu dem jämmerlich maunzenden Kater hinunter, der sich gerade an ihren Beinen rieb – ach, was fühlte sich das komisch an! „Man, wie schaust du denn plötzlich aus, du schrecklich nacktes Tier?“ Und sie streichelte ihm den kahlen Rücken. “Ach, du armer, armer Kleiner!“
Munk jammerte natürlich gleich noch viel lauter. Ach, er mochte es ja so gerne, wenn er bedauert wurde.
Gesine hatte zwar endlich Margrits Stimme wieder erkannt, konnte sich jedoch trotzdem nicht mehr dazu durchringen, vollends aus dem Jambuto zu klettern, um Margrit zu begrüßen. Irgendwie war sie wie gelähmt.
„Aber Gesine, das ist doch nur Margrit!“ erklärten George und Paul fast wie aus einem Munde und grinsten dabei möglichst mutmachend.
Gesine schluckte.
„Ha, ich hab`s endlich geschafft!“ jubelte Margrit wieder ganz begeistert und hielt dabei einen feinen Hautlappen für alle klar ersichtlich in die Höhe. „Dieser Pfropfen ist nun auch raus! Habt ihr gehört? Mein anderes Ohr ist jetzt auch frei! Juchhu! Oh, Mann! He, seht mal, seht doch mal, wiiiie ekelig so was aussieht, so `ne bleiche Haut mit Ohrenschmalz drin und so richtig mit Staub vollgedreckt ... bäh!“ Sie schnipste den kleinen Kringel mit angeekelter Miene von sich.
„D ... das ist wirklich Margrit? G ... ganz in echt jetzt?“ Gesine blieb immer noch wie angewurzelt hinter dem Steuer sitzen. “Oh Gott, wo sind denn ihre langen Haare geblieben? He, was ist denn nur mit der passiert?“
„Ja ... hm ... das frage ich mich eigentlich auch!“ hörte man plötzlich. Erkan. Dieser lugte mit einer keineswegs frischeren Gesichtsfarbe als Gesine hinter dem zweiten Jambuto hervor.
„Hallo Erkan!“ grüßte ihn Margrit freundlich, kaum dass sie ihn entdeckt hatte und zupfte sich dabei noch einen feinen Hautlappen von ihrer linken Augenbraue.
Im Gegensatz zu Gesine war Erkan aber in seiner Arglosigkeit bereits aus dem Wagen geklettert. „Hm ... tja ... äh ... hallo!“ schnaufte er hinter seinem Jambuto hervor.
Margrit winkte mit ihrer grauen, staubigen Hand, er winkte zu ihrer Enttäuschung nicht zurück. Im Gegenteil, jetzt wurde er zornig. „He, Martin, w ... was soll denn das jetzt alles?“ kam es über seine bebenden Lippen.
Der Angesprochene hob daraufhin recht provokativ die Schultern an. „Tja, ICH habe den beiden bereits gesagt, dass es ausgesprochen leichtsinnig ist, was sie da machen.“
„Lass das nicht zu, Martin! DAS nicht! “ fauchte Erkan deshalb wie eine Furie und sprang dann blitzartig zurück in den Wagen. „Drinnen kurbelte er hektisch die Scheibe herunter. „Eine richtige Schweinerei, das ganze!“ brüllte er vom Jambuto aus weiter zu ihnen herunter. “Als ob wir nicht wissen würden, dass die Hajeps schon oft Menschen oder Tiere entführt und mit irgendwelchen Seuchen infiziert haben, nur damit wieder irgendwelche sonderbaren Epidemien uns Menschen ausrotten!“
„He, Erkan, das ist doch überhaupt noch nicht erwiesen!“ brüllte George ebenso aufgeregt zurück.
Munk plärrte indes zu Erkan hinauf und zeigte dem dabei sein zahnloses Maul. Ach, ihm war kalt und er wollte endlich wieder in irgendeines dieser Autos.
„Iiihgitt!“ ächzte Erkan deshalb zu Munk hinunter, dann wendete er sich wieder George zu. „Ach du bist ja so ein Traumtänzer, George ... SOLCH ein Traumtänzer! He, das wird dir noch das Genick brechen! Aber nicht das meinige, George, das sage ich dir!“ Munk versuchte jetzt zu Erkan hinauf in den Jambuto zu klettern - aber er rutschte leider immer wieder hinab.
„Aber Erkan, so warte doch“, begann George von neuem, da er sah, dass Erkan die Scheibe hoch kurbeln wollte. „Das sind doch nur Verbrennungen!“ George nahm Munk einfach auf den Arm, weil dieser es tatsächlich mit einem gewaltigen Sprung bis auf den riesigen Vorderreifen hinauf geschafft hatte, nur um zu Erkan ins Fenster zu springen.
“Verdammt, George, jetzt spielst du dich schon als Arzt auf! Merkst du das nicht?“ Und dann kurbelte Erkan schnaufend und wild dabei mit dem Kopf schüttelnd die Scheibe entgültig wieder hoch, da sich Munk inzwischen einfach aus Georges Arm geschlängelt hatte.
„Und was ist nun weiter Interessantes mit dieser Mieze!“ verlangte Martin zu wissen und beobachtete George dabei mit skeptischer Miene, wie der auf den Stock gestützt trotzdem die Katze wieder zu erhaschen versuchte.
„Es ist keine ´sie´ sondern ein ´er´ und dieser Kater häutet sich ebenso wie Margrit! Also ist er auch irgendwie mit ihren außerirdischen Waffen in Berührung gekommen.“
„Ja, armer Munk!“ krächzte Margrit deshalb sehr mitleidig. „Du häutest dich, nicht wahr?“ Und schon hatte sie den verärgert fauchenden Munk eingefangen. „Bleib lieber bei mir, Leidensgenosse!“ Und sie küsste Munk auf die dicke Nase.
„Ja und?“ fragte Martin missmutig. „Er könnte ja wohl auch die gleiche Krankheit wie Margrit haben. Was macht das schon. Damit haben wir noch lange keinen Beweis, dass die nicht ansteckend ist.“
„Munk hinterlässt aber überhaupt keinen leidenden Eindruck.!“ beharrte George und guckte dabei zu, wie sich der Kater nun auch Margrits zärtlichem Griffen zu entwinden suchte. „He, er scheint nicht einmal Schmerzen wegen seiner Verbrennungen zu haben. Diese Auswirkung ist zwar komisch, aber es sind ja schließlich auch außerirdische Waffen! Und wenn es denn eine Krankheit wäre, dann hätten Gesine und ich uns schon von ihm angesteckt. Sämtliche Bakterien dürften außerdem bereits in diesem Jambuto herum schwirren und ...“
„Also, das letzte Argument will ich noch gelten lassen“, unterbrach ihn Martin und seine braunen Augen funkelten dabei boshaft. „Alle, die bereits mit diesem Viech oder Margrit Kontakt hatten, klettern oder bleiben gefälligst in dem einen Jambuto und nur ich und Erkan“, dieser nickte ihm dabei hinter der Scheibe zu und hielt grinsend, in die Richtung von Paul und George weisend, den Daumen runter, “bleiben in dem anderen, okay? Was allerdings bedeutet, dass der liiiebe Paul zu euch rüberkommt. Aber wohin wollt ihr mit Margrit? Zu den Maden kommt die bestimmt nicht! Weder sie noch der Kater! Das steht schon mal fest!“
„Na, wir werden ja sehen, was hier fest steht und was nicht!“ knurrte George. „Ich werde die anderen befragen!“
„Okay, okay, mach, was du denkst!“ Martin zuckte mit den Schultern. „Fahr meinethalben zu uns, wirst schon sehen, was du davon hast!“
Wütend stieg Martin zu Erkan in den Jambuto, der ihm schließlich immer wieder tröstend auf die Schultern klopfte.
Margrit kam mit Munk nach hinten in den Laderaum, wo es sich auch George auf einer alten Kiste gemütlich gemacht hatte, da Paul es nun doch mit der Angst zu tun bekommen hatte und daher lieber vorne neben Gesine hatte sitzen wollen. Seine Jacke hatte er allerdings Margrit gelassen, weil er gemeint hatte, dass sie die Steine darin beruhigen dürften. Zwar begann Margrit, kaum dass die Schiebetür geschlossen worden war, erneut zu schreien, aber George und Munk gelang es schließlich, sie einigermaßen zu beruhigen.
Kaum dass die Jambutos in Gang gesetzt worden waren, schaute sich Margrit im Laderaum verwundert nach allen Seiten um. „Oh, George, der ist ja rappel-zappel voll?“ ächzte sie überrascht. “Was ist denn so alles in diesen Kisten drin, die ihr bis zur Decke gestapelt habt?“
„Och, alles Mögliche!“ erklärte George nicht ohne Stolz. „Hinten rechts in den zwei Kisten zum Beispiel befindet sich ausschließlich Spielzeug! Wollte Pommi haben, aber der hat uns gestern nicht mehr aufgemacht!“
„Kann ich sehr verstehen!“ Margrit verzog das Gesicht und schüttelte dabei symbolisch ihre Hand aus, als habe sie sich die verbrannt. „Nach dem was deeer gestern durchgemacht hat, puh!
„Scheinst alles miterlebt zu haben?“ hakte er nach.
Sie nickte gleich mehrmals. “He, was ist denn das? Oh Gott!“ Margrit taumelte ungläubig zwei, drei Schritte vor den Beuteln zurück, welche sie links in einer Ecke des Jambutos entdeckt hatte, dann lachte sie laut auf vor Freude und Überraschung. Tränen liefen ihr gleichzeitig über das Gesicht. „ Nee, nee, das kann nicht sein, oder?“ versuchte sie sich zu bremsen und wischte sich mit dem Handrücken die Nase trocken.
„Doch, doch!“ Georges Augen schimmerten ebenfalls feucht, so sehr freute er sich mit Margrit. „Du siehst das ganz richtig! Dort stehen die Beutel, deine gefüllten Beutel, welche du dir gestern von Pommi erkämpft hast!“
„Das war ich nicht alleine. Owortep hat doch ... na, egal! Glaubst mir´s ja doch nicht!“ Margrit hielt sich schnaufend das Herz, da es vor lauter Freude schier zu zerspringen drohte. „He, jetzt kann ich DOCH meine Familie befreien! Und ... alles ist noch drin?“
„Alles!“ bestätigte George mit leuchtenden Augen.
„Das hatte ich längst aufgegeben! George, oh, oh Gott! Mann, mann .. endlich, endlich brauchen sie nicht mehr so zu leiden! Sie ... sie kommen frei! Noch heute wenn es geht, ja?“
„Noch heute!“ bekräftigte er abermals.
„Versprochen?“
„Versprochen!“ Er hob die Hand wie zu einem Schwur.
„Und du ... du hast diese Beutel gefunden, George! “ Margrit fiel ihm wieder um den Hals. „Danke dir, du lieber, du guter, du ... allerbest ...“
Er löste jedoch ihre Arme ziemlich energisch sofort von seinen Schultern. „Nein, nein, da bedanke dich lieber bei Gesine! Ihren scharfen Augen ist es nämlich zu verdanken, dass die Säcke überhaupt entdeckt wurden. Und ... was noch viel wichtiger ist ... sie hat auch die Beutel fast alleine in den Jambuto geladen.“
„Diese zierliche Frau?“
Er nickte nun voller Stolz auf Gesine.
„Donnerwetter, welch eine Frau! Was für ein Mensch! Und alle schimpfen immer über sie! Ach, das bisschen Klauen!“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Na ja, sie klaut sich eigentlich immer ganz schön was zusammen!“ räumte George ziemlich leise ein.
„Hm, ja, meine Halskette fehlt mir allerdings auch schon seit einem ganzen Weilchen. Ach, das ist doch jetzt ganz egal. Oh Gott, hoffentlich werde ich mich eines Tages bei ihr revanchieren können!“
„Bestimmt, ganz bestimmt ... so oft, wie die immer in Schwierigkeiten kommt!“ fügte er nun ziemlich erschöpft hinzu.
Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen kannte er sich damit wohl gut aus. Und dann entdeckte Margrit auch noch ihre Weste, welche Owortep gestern einfach über die Rückenlehne der Parkbank gehängt hatte.
„Oh Gott, meine Weste?“ jubelte sie. Das gute Stück lag nun über einer Kiste, die gefüllt war mit Steckrüben. Margrit lief zu diesen Kisten und dankbar nahm sie das einzige Kleidungsstück, was ihr noch von diesem turbulenten Abend geblieben war, an sich.
Wenig später war Margrit sogar in ein paar alte Lumpen neu eingekleidet, hatte den kahlen Kopf mit einem bunten Tuch nett verhüllt und trug ihre Weste. Eigentlich war sie total erschöpft und wie der Wagen so weiter heimwärts ruckelte, war es kein Wunder, dass sie - sitzend auf der langen Kiste und gemütlich an Georges Schulter gekuschelt, noch dazu mit dem schnurrenden Munk auf dem Schoß – auch bald einnickte.
Doch nach etwa einer halben Stunde wurde sie durch zwei feine Summtöne aus Pauls Jacke geweckt, die sie neben sich auf die Kiste gelegt hatte. Auch wenn Danox geteilt war, schien er doch ganz wie früher zu funktionieren und Margrit erneut vor irgendeinem herannahenden Unglück warnen zu wollen. Selbst Munk war davon erwacht und blickte verwirrt und mit zuckenden Ohren um sich. Beide horchten also in die Stille und George, der wohl auch gerade eingedruselt war, schaute ihnen verdutzt dabei zu.
"HAJEPS!" kreischte Margrit schließlich und sprang wie der Blitz auf. Munk plumpste deswegen natürlich ziemlich unsanft von Margrits Schoß. Er lag auf dem Boden und war sehr empört darüber. Kaum wurde es draußen nur so ein kleines bisschen laut, handelten Zweibeiner völlig exstatisch. Er stand schließlich breitbeinig in dem wackeligen Jambuto, schüttelte sein nicht vorhandenes Fell und hielt er Ausschau nach einer etwas vernünftigeren Schlafstatt. War ja wirklich furchtbar mit diesen Zweibeinern, nie gaben sie ein anständiges Ruhe¬plätzchen her! He, befand sich da nicht ein einladender Korb, sogar mit einem hübschen Deckchen darin, direkt neben der Tür? Hm ... hmmm! Er trabte, wenn auch ein wenig schwankend, natürlich sofort dort hin. Margrit begab sich – dabei nicht weniger taumelnd, jedoch heftig am ganzen Körper zitternd - ebenfalls zur Tür und wäre dabei fast über Munk gestolpert, der scharf gebremst hatte, da er das Körbchen erst einmal eingehend beschnüffeln wollte. Roch irgendwie nett nach etwas Essbarem, welches wohl unter der Decke eingepackt war, aber nach was? Munk setzte sich erst mal hin, dachte angestrengt darüber nach und nur seine nackte Schwanzspitze bewegte sich arbeitsam hin und her.
"Oh, oh Gott, was machen wir jetzt, George?“ jammerte Margrit und legte ihr Ohr an die Tür. „Sie haben die Suche nach mir anscheinend noch immer nicht aufgegeben!“ Sie wandte nun George ihr Gesicht zu und die Augen flackerten wild.
George lachte verwirrt. "Aber Margrit! Du bildest dir doch hoffentlich nicht ein, dass die ganze Hetzjagd der Hajeps nur wegen dir stattgefunden hatte?“
„Nicht NUR wegen wir ... aber MICH wollen sie auch!“ keuchte sie, dabei komischerweise doch so ein bisschen stolz! „ Puh, warum sind sie denn immer noch hinter mir her?“ setzte sie darum noch etwas lauter hinzu.
George lachte nun ziemlich wild. „Ja, ich weiß“, gluckste er, „weil sie dich wieder einschäumen wollen!“
„Lach nicht so dämlich!“ knurrte sie richtig gekränkt. “Weiß auch nicht, was sich Owortep mit diesem komischen Schaum gedacht hat!“
„Du immer mit deinem Owortep, den gibt`s so wenig wie diesen ... diesen außerirdischen Schaum!“ fauchte er, nun richtig böse darüber geworden.
„Und ob es den gibt ... nein, lach doch nicht immer so! Oh, ooh Gott, jetzt sind sie an uns vorbei
gesaust!“ keuchte sie – nun doch ziemlich leichenblass im Gesicht geworden. “Gewiss wollen sie Martin von vorne stoppen und ...“
„Also Margrit, hör jetzt endlich damit auf, ja?“ zischelte George erbost.
Munk war indes immer noch nicht eingefallen, was eigentlich so gut in diesem Körbchen riechen konnte. Er war müde und hatte Hunger, darum sprang er beherzt gleich mit allen vier Pfoten in den Korb. Plopp! machte es unter ihm. ´EIER!´ durchfuhr es ihn beglückt. He, das eine von den mehr als dreien war wohl von seinem nicht gerade federleichten Körper zerdrückt worden. Nun ja! Er hob sein reichlich mit Eigelb und Eiweiß beschmutztes Hinterteil in die Höhe und begann, sich die Kehrseite laut schnurrend sauber zu lecken. Hmmm, hmmm, dieses Eichen war zwar nicht mehr ganz taufrisch, aber dennoch lecker!
„Ich werde dir mal was dazu sagen“, knurrte George indes Margrit weiter an, „wenn du deinen Tick mit den Hajeps, die nuuur hinter diiir her sein sollen ständig, so auswalzt dann ...“, erschrocken brach er ab, denn ein gewaltiger Ruck ging plötzlich durch den Jambuto. Margrit und George flogen dabei fast bis zum anderen Ende durch den Laderaum.
„Ganz ruhig bleiben, George!“ wisperte Margrit heftige keuchend George zu. „Damit wir weiter hören können, was draußen passiert und dann ...“, sie kämpfte mit den Tränen, “... müssen wir uns etwas Schlaues ... etwas ganz besonders Schlaues einfallen lassen!“
George nickte nur stumm, auch er hatte plötzlich einen Klos im Halse. Du meine Güte, konnte Margrit einem vielleicht bange machen!
Munk schaute ebenso verärgert drein. War das vielleicht ein Ruck gewesen! Nie konnten Menschen etwas Vernünftiges tun! Wirklich, er war deshalb sogar aus dem Körbchen geschleudert worden! Er fauchte, schüttelte wieder sein nicht vorhandenes Fell und dann sprang er einfach zurück in den Korb. Es machte abermals ´plopp´. Nun ja, war wohl das zweite Ei gewesen, hehe! Seine Mundwinkel schnellten hoch, da er wieder das Hinterteil anheben musste um – na ja, man konnte ihm wirklich nicht nachsagen, dass er etwa verfressen war, iiihwo! Er war nur sehr reinlich! – es gründlich abzulecken!
Margrit und George schauten sich verdutzt an, weil sie plötzlich ein ziemlich genüssliches Schmatzen aus dem Körbchen neben der Türe zu hören meinten, gefolgt von einem leisen zufriedenen Rülpser.
 

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Korrekturvorschläge:

Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 10
Veröffentlicht von Doska am 12. 06. 2006 17:46
Kapitel 10

Margrit hatte Einsicht in die Karte der Zigeuner(? die Leute, mit denen sie nun fuhr, hatten den Zigeunern den Wagen abgekauft) verlangt und bestimmt, dass es erst in die Berge und dann Richtung Würzburg gehen sollte, weil sie endlich wieder zurück zu den Maden wollte. Es hatte Proteste gegeben. Vor allem Hubert und seine Frau hatten Bedenken geäußert, dass dies die Richtung war, in der Zarakuma lag und dass sie dort in die Hände der Hajeps fallen konnten. Doch Margrit hatte nur mit Georges Worten geantwortet, dass man in der Nähe des Feindes am sichersten ist und damit die Gruppe mehr schlecht als recht überzeugt. Margrit wusste, man schwieg und gehorchte ihr nur, weil ihre Waffe so schrecklich aussah. Mehrfach hatte sie schon, weil sie so nervös war, versehentlich diesen verrückten Nahrungszubereiter in Gang gesetzt und ein angenehmer Süppchenduft war daraufhin durch den Wohnwagen gewabert. Doch sie hatte die Leute dabei immer mit Hilfe interessanter Gesprächsthemen abzulenken verstanden. (Absatz)Beim Studium der Karte hatte ihr Hubert von einem alten unterirdischen Tunnel am Rande der Berge berichtet. Dieser sollte von dort aus auf die Hauptstraße nach Rottendorf führen, von der dann später jene kleine Nebenstraße nach Würzburg abzweigen würde, die Margrit nur zu gut kannte. Und dann gab es noch einen weiteren Grund, weshalb sich Margrit für diesen alten Grubentunnel entschieden hatte. Sie erinnerte sich nämlich noch gut, dass es dort in der Nähe eine Höhle gab, die ihr George früher einmal unter größter Verschwiegenheit als ein sehr gutes [red] Verstecken [/red] (Versteck) vor den Hajeps angepriesen hatte.
Margrit beschloss für sich im Stillen, genau an jenem Platz das Wohnmobil zu verlassen, um alleine unterirdisch weiter zu wandern. Sie glaubte nämlich, dass die anderen den schmalen Pass über den Berg nehmen und dann zur Hauptstraße hinunterfahren würden, um nicht den gefährlichen Weg unterirdisch zu Fuß machen zu müssen.
Bis jetzt hatten sie vor den Hajeps Ruhe gehabt, da sie von dem reichlichen bunten Laub der [blue] hinabhängenden [/blue] (herabhängenden) Äste und Zweige vor neugierigen Blicken von oben geschützt waren. Das Kampfgetöse kam aber immer näher, so dass sie den Wald verlassen mussten. Kaum waren sie aus dem Wald heraus auf der Bergstrasse, wurde es Ernst. Feuerschwalle sausten an ihnen vorbei ins Tal und verwandelten sich dort zu Flammenmauern. Auf ihrem Fluchtweg kam auf der Straße unter ihnen ein weiterer Wohnwagen aus dem Zigeunerlager gefahren. Doch nur für einen kurzen Moment hatten sie ihn gesehen, dann war er ein glühender Ball geworden und schließlich in tausend Fetzen zerplatzt. Sie sahen Menschen laufen, die sich Sekunden später in Feuersäulen verwandelten und sie hatten deren Schreie gehört und sich nur hilflos - wie schon so oft - die Ohren zu gehalten.
Und ein anderes Mal, als sie die Fenster öffnen wollten, um Luft zu schnappen, war rotes Gas vom Boden aufgestiegen und sie hatten die Fenster sofort wieder schließen müssen. Als Ortrud dringend ´aufs Örtchen´ musste und deshalb ausgestiegen war, kam sie sofort wieder schreiend zurückgelaufen, denn ein Schwarm Puktis jagte der zierlichen Person summend hinterher. Später lag Ortrud kaum noch ansprechbar und vor sich hin lallend - mindestens eines dieser schrecklichen Insekten musste sie also gestochen haben - auf der Bank hinten im Wohnwagen. Margrit kauerte mit verzweifelter Miene am Boden neben ihr - jedoch immer noch die lästige Einhandküche dabei in der Hand haltend. Sie waren trotz der Karte von ihrer Route abgekommen, denn sie mussten nicht selten ausweichen, um nicht die Aufmerksamkeit der Kampfflieger zu erwecken.
Dabei war Margrit etwas seltsames aufgefallen: Ganz offensichtlich machten plötzlich auch Loteken bei dieser Hetzjagd eifrig mit, wohl weil ihre Gebiete hier angrenzten. Sie erkannte nämlich den Drachenkopf, um welchen sich eine Schlange ringelte, ganz deutlich am Bauch von einem Trestine, das jetzt am Himmel immer engere Kreise zog. Es war schon komisch(Komma) wie einträchtig plötzlich Loteken und Hajeps tätig werden konnten, wenn es dabei um die Bestrafung von Lumantis ging. Es gab auch mit einem Male immer mehr Lais, die dieses Zeichen trugen. In all diesen lotekischen Fluggeräten befanden sich die rücksichtslosesten Soldaten, denn immer wieder schossen sie Feuerbälle zur Erde hinab. Hajeptische Trestine hingegen waren inzwischen eifrig mit dem Löschen der Brände beschäftigt, vermutlich um die Natur zu schützen. Das wirkte daher fast lächerlich.
"Und jetzt pinkeln die schon wieder in die Flammen!"(Komma) lästerte Hubert, der den Wagen lenkte. Doch nur Margrit konnte darüber lachen und wurde dafür mit stechenden Blicken der kleinen Gemeinschaft bestraft.
Kurz darauf entdeckten sie gleich drei Zigeunerwohnwagen, die aus unerfindlichen Gründen im dem Wald hatten stoppen müssen, den sie vorher verlassen hatten. Männer waren ausgestiegen und geduckt, jedoch am ganzen Körper bebend und fortwährend nach oben blickend, um ihre Campingwagen geschlichen. Einer war dabei auf etwas Ähnliches wie eine Mine getreten, die im Laub verborgen gewesen war. Dieses riesige, maulartige Instrument war daraufhin hochgeschnellt und hatte den Mann in wenigen Sekunden mit nur drei ´Happsern´ verschlungen und hatte sich anschließend brav wieder im Laub zu vergraben versucht. Jedoch hatte sich der Freund des Mannes diesem technischen Untier mutig genähert, um es zu erschießen, aber nur mit dem Ergebnis, dass das Ding dabei auf ihn zugeschossen war und er nur Sekunden später ebenfalls verspeist worden war, mit dem einzigen Unterschied, dass das ´Tier´ etwas länger zum Verdauen gebraucht hatte und sich danach wieder im Laub eingrub.
Ein paar hundert Meter weiter sahen sie, wie kindskopfgroße Bälle plötzlich aus der Luke eines lotekischen Flugschiffes auf die Erde hinab(getrennt)fielen, die - kaum, dass sie den Boden berührten - wie Eierschalen zerplatzten. Aus ihnen sprangen etwa unterarmlange Robotmännchen, die sich mehrere Meter weit hüpfend vorwärts bewegten und wenig später mit ihren spitzen Köpfen gegen die Reifen der Wohnwagen oder etwas höher gegen das Blech sausten, wo sie sich festhakten. Sie brachten die Wagen,(kein Komma) durch Gewichtsverlagerungen ins Schleudern. Ein Campingwagen kippte genau auf die Seite, wo die Männchen hingen. Kaum war er auf [blue] den [/blue] (die) Roboter geplumpst, [blue] zerplatzte dieser und zerriss [/blue] (zerplatzten dies und zerrissen) den Wagen über sich mit donnerndem Getöse.
Endlich waren sie so weit in den Bergen, dass sie die Strasse in Richtung Würzburg nehmen konnten.
Doch die Erleichterung darüber sollte nicht lange[red] wären[/red] (währen). Aus einem der hajeptischen Trestine prasselte ein Haufen beweglicher, fischähnlicher Instrumente auf den Wohnwagen hinab. Nur eines allerdings hatte sich beim Hinabrutschen in dem Blech unter zwei großen Fenster des Wohnwagens eingebohrt. Es hatte das Wohnmobil nicht aus dem Gleichgewicht gebracht und daher war ihm bei all dem Stress zunächst wenig Beachtung geschenkt worden. Doch dann fiel Hubert auf, dass nunmehr die letzten Wohnwagen, die noch übrig waren, nicht mehr angegriffen wurden und auch der Wald kaum unter Feuer genommen wurde. Hingegen schien hinter ihrem Wohnwagen plötzlich der wahre Teufel her zu sein. Gleich zwei Trestine – ein lotekisches und ein hajeptisches - und etwa acht Lais flogen dem Wohnwagen hinterher, allerdings ohne anzugreifen, so dass ihnen Angst und Bange wurde.
Margrit grübelte, was wohl inzwischen geschehen sein konnte. War etwa der Rachedurst der Loteken und Hajeps, wie es schon oft der Fall gewesen war, endlich gestillt? Zogen die meisten Flieger deshalb wieder ab und nur die Befehlshaber dieser zwei Trestine kümmerten sich wieder um ihre ursprüngliche Aufgabe? Oder hatte man bereits zu viel Kriegsmaterial verbraucht und es war daher zu teuer, weitere Aktionen gegen die Zigeuner und deren Freunde auszuführen?
Wie dem auch war, dieser ´Fisch´, welcher außen am Wohnwagen hing - nur mit dem ´Kopf´ hatte er sich dort hineingebohrt, der geschuppte ´Schwanz´ war erstaunlich beweglich, schlängelte sich dann und wann im Kreis um diesen ´Kopf´ herum - konnte ein Sender sein. Dadurch, diese Vermutung verstärkte sich in Margrit jetzt, hatten die Hajeps und Loteken wohl erkannt, dass die gesuchte Lumanti sich im Inneren dieses Wohnwagens befand.
„Sie beobachten uns wohl über diesen Sender hier“, wisperte nun auch Armin leise und ziemlich entsetzt. „Das vermute ich jedenfalls." Er zeigte dabei auf den Fisch, der - wie unheimlich - gerade wieder seinen sichelförmig gekrümmten ´Schwanz´ bewegt hatte.
Bärbel schaute, nachdem es Waldtraut und Wilhelm endlich gelungen war, die eben erwachte und leider auch laut schreiende Ortrud auf die Bank zurück zu drücken, nun über Margrits Schulter hinweg ebenfalls aus dem Fenster,
"Igitt!" Bärbel verzog angeekelt das Gesicht. "Kann man denn das nicht irgendwie von dort abkriegen?"
"Lasst lieber eure Griffel davon", brüllte Hubert ihnen vom Steuer aus zu.
"Ja, und?"(Komma) empörte sich Waldtraud, die nun ebenfalls näher gekommen war und das komische Ding dabei gründlicher in Augenschein genommen hatte. "Wollen wir das da etwa auf ewig hängen lassen, bis die Hajeps uns haben? Das ist ein Sender und darum weg damit!“
"Trotzdem, lasst die Finger davon, sage ich euch!"(Komma) meldete sich Hubert schon wieder und seine Lippen wurden zu einem schmalen, harten Strich, da er bemerkte, dass der Pass beängstigend schmal wurde. Was war, wenn ein kleiner Steinwall ihnen plötzlich den Weg versperrte? Ganz gewiss mussten sie dann alle aussteigen und das Geröll forträumen. Er sah die Hajeps im Rückspiegel immer noch ihm getreulich hinterher segeln. Was ging in den kranken Gehirnen dieser Biester wohl jetzt vor? Schweiß brach ihm aus allen Poren.
Bärbel und Waldtraud pressten indes ihre Nasen aufgeregt gegen die Scheibe. "Aber es hängt nicht sehr fest(Komma) Hubert!"(Komma) wandte Bärbel wieder ein.
Armin schob die Frauen jetzt einfach zur Seite und nur Wilhelm war damit beschäftigt, seine Frau, die noch immer auf ihrer Bank herum zappelte, zu[red] beruhigend[/red] (beruhigen). "Es fällt ja fast ab“, knurrte Armin. „Ich glaub`, es müsste ganz leicht herauszuziehen sein ..."
"Warte", rief nun auch Wilhelm, das schmalgesichtige Kerlchen, von hinten. "Ich hole uns eine Zange!"
"Nein, bleib du mal bei deiner Ortrud, Willi. Die Weiber können dir ja einen Tee kochen, zur Nervenberuhigung!"
„Ich verstehe euch nicht!“(Komma) brüllte Hubert schon wieder aufgebracht. "Lasst doch das Scheißdings da hängen! Was schert uns das - he? Wir sind ohnehin der einzige Wagen, der hier die Serpentine hinaufkackt." Er kniff die Augen zusammen und starrte blinzelnd nach oben. Hm, bis jetzt rollten ihnen keine Steine entgegen.
Hatte Hubert recht? Nein, so würden sie doch nie den Hajeps entkommen können! Die zähen Verfolger trieben nicht nur Armin und Wilhelm dazu, nun erst recht nach entsprechendem Handwerkszeug zu suchen, auch Margrit half ihnen dabei. He, wo gab es denn irgendetwas, mit dem man das Viech entfernen konnte?
Gerde als Margrit eine weitere Kramkiste den beiden Männern vom Schrank herunter reichte, hatte ihr Waltraut auch schon die Einhandküche aus dem Bund des Zigeunerrocks gezogen.
„Gib` mir den Nahrungs ... äh ... die Waffe sofort wieder her“, kreischte Margrit ziemlich hirnrissig, „... denn du kannst damit doch gar nicht umgehen!“(Komma) setzte sie nun doch etwas intelligenter hinzu.
In diesem Moment hatte aber Bärbel trotz aller Warnungen einfach das Fenster geöffnet und sich aus diesem hinausgelehnt. Alles schaute ihr dabei verdutzt zu, wie sie sich noch ein kleines Stückchen und noch eines reckte - und dann hatte sie das Ding endlich beim ´Kopf´ gepackt. Sie schauderte nun doch ein bisschen, als sie das sonderbare glatte und doch irgendwie weiche Material zwischen ihren Fingern fühlte. Doch dann zog sie entschlossen daran.
In diesem Augenblick hörte die kleine Schar Bärbel entsetzlich aufschreien. Gleichzeitig sahen sie, wie sich Bärbel heftig zusammen krümmte, jedoch [blue] dabei [/blue] (überflüssig) noch immer mit dem Oberkörper aus dem Fenster hing.
Was wirklich geschehen war, wusste zwar niemand, doch das Entsetzen ließ allen schier das Blut in den Adern gefrieren. Käseweiß im Gesicht taumelte Bärbel zurück, aus ihrem rechten Arm schoss stoßweise Blut!
Hubert hatte sich dabei noch am couragiertesten gezeigt. Er hatte trotzdem nicht angehalten, jagte, obwohl er gewiss in eben solcher Sorge wie alle anderen um Bärbel war, einfach den Berg weiter hinauf. Doch bebte sein breiter Rücken und die Hände zitterten, die das Steuer hielten.
Bärbels Unterarm war von dem merkwürdigen Instrument einfach abgetrennt worden. Er war weg! Der ganze Tag war ja schon für Margrit wie ein Horrorfilm gewesen, aber das hier war wirklich der Höhepunkt. Armin begann laut und hilflos wie ein Kind zu schluchzen, während Willi und Waldtraud versuchten, der inzwischen ohnmächtigen Bärbel den Arm so abzubinden, dass sie nicht verblutete.
Plötzlich fühlte Margrit, wie sich Armins Finger von hinten um ihren Hals schlossen. „Wenn meine Freundin (kein Absatz)
drauf geht, du Hexe“, fauchte er, “dann bist du dran!“
„A .. aber ich hab`s doch gar nicht getan!“(Komma) keuchte Margrit leise, da sie kaum Luft bekam.
„Das ist egal, Zigeunermiststück“, brüllte er. „Du und dein Volk habt euch doch mit den Hajeps angelegt. Das sieht man ja an dieser Waffe!“
Er wies dabei mit seinem markanten Kinn Richtung Margrits außerirdischer Einhandküche, die Waldtraud nun ziemlich verstört einfach an Wilhelm weiter reichte, der dieses Ding auch nicht gerade begeistert und daher ausgesprochen vorsichtig in den Händen hielt.
“Habt diese verrückte Wumme den Hajeps geklaut, richtig?“ Armin drückte ein bisschen zu und lockerte danach wieder den Griff.
Margrit holte tief Atem, zögerte, wusste nicht, ob sie zu dieser Frage ehrlicherweise nicken oder lieber den Kopf schütteln sollte.
„He, ich fragte dich gerade etwas!“ Er packte sie nun bei den Schultern und riss sie zu sich herum. „Na, ist ja auch egal“, sagte er jetzt selber, “jedenfalls erscheint es mir jetzt völlig klar, weshalb wir verfolgt werden.“ Er wandte sich jetzt nach den anderen um. “Los Willi, das scheint ein ziemlich kostbares Ding für die Hajeps zu sein ... schmeiß das einfach aus dem Fenster! Dann haben sie es wieder und lassen uns vielleicht endlich in Ruhe!“
„Aber, womöglich können wir diese Waffe für uns nutzen?“(Komma) zögerte der nun doch. „So zur Verteidigung, gegen unseren Feind, meine ich!“
„Es ... es ist ja gar keine Waffe!“(Komma) krächzte Margrit, recht heiser geworden. „N ... nur ... ein Nahrungszubereiter!“
„Waaas?“(Komma) keuchte Armin ungläubig. „Ach, Quatsch!“
„Doch, gebt mir das Ding, dann kann ich euch zeigen, wie es geht!“
„DAAS könnte dir so passen, Zigeunerziege! Erzählst uns hier Märchen, damit du uns damit wieder bedrohen kannst, was? Nee, nee, da wird nichts mehr draus!“
„He, du willst uns doch wohl nicht [red] weiß [/red] (weis) machen“, rief nun auch Willi aufgeregt, „dass all die Hajeps und diese ... diese ... hm ... wie heißen die doch gleich?“
„Loteken!“(Komma) half ihm Margrit.
„Richtig! Also dass die alle zusammen diesen ganzen Aufwand gemacht haben, nur um solch einen alberlichen Nahrungsbehälter wieder zu bekommen?“
„Das ist mir scheißegal!“(Komma) hörten sie mit einem Mal wieder Hubert von seinem Fahrersitz aus schnauzen. „Das Ding verschwindet aus dem Wohnwagen. Ich hab die Schnauze voll ... sooo die Schnauze voll von diesem außerirdischem Schnickschnack, das könnt ihr mir glauben!“
So gehorchte denn Wilhelm doch. Er hatte sogar solch einen Respekt vor diesem Ding bekommen, dass er es erst mal auf einen Teller packte und diesen dann aus dem offenen Fenster ausschüttete und kaum war das Ding hinaus(Komma) wisperte er diesem hinterher: „Hier(Komma) ihr außerirdischen Dreckstücke! Da habt ihr euer Zeugs wieder!“
Aber die beiden Trestine und auch die sechs Lais schienen sich nicht sonderlich um ihren Kocher zu kümmern, flogen einfach weiter dem Wohnwagen hinterdrein.
Da packte Armin Margrit schon wieder, diesmal beim Kragen: "Was wollen sie von uns, du Zigeunerhexe?"(Komma) schrie er sie fassungslos an. „Deine Augen funkeln so seltsam, also weißt du`s!“
Sie schüttelte den Kopf und schloss ergeben die Augen. „He, durchsucht sie!“(Komma) brüllte er nun. „Sie muss irgendetwas bei sich haben, was die Hajeps magisch anzieht.“
Waldtraut griff Margrit in die Bluse und holte zur Verblüffung aller die beiden Stücken von Danox hervor.
„Scheiße, Scheiße!“(Komma) brüllte Hubert wieder von seinem Steuer aus den Freunden zu. „Ich wollte ja gleich dieses Arschgesicht nicht mitnehmen! Stopft es doch der Hexe wieder zurück in die Bluse und dann werfen wir sie einfach hinaus.“
„Gute Idee!“ [red] nicht [/red] (Nicht) nur Armins Augen funkelten. „Steck ihr die Dinger wieder `rein, Waldtraut, und dann ab mit ihr!“
Margrit konnte nichts mehr sagen. Sie fühlte Danox sonderbare Körperteile wieder an ihrer Brust und dann packte man sie von hinten beim Genick und zerrte sie durch den Wagen. Schon war die Tür aufgerissen, Margrit starrte stumm und mit großen, flackernden Augen nach draußen..(Punkt zuviel)
"Verdammt, worauf wartet ihr! Schmeißt diesen Kackhaufen endlich raus!"(Komma) brüllte Hubert von seinem Fahrersitz.
"Wa .. was denn? Mi .. mitten in der Fahrt?"(Komma) flehte Margrit ziemlich hoffnungslos, [blue] doch [/blue] (überflüssig) und ihre Augen verdrehten sich vor Entsetzen. Sie warf sich zu Boden, machte sich so schwer wie nur irgend möglich. Ihr Kopf ragte dabei leider über der Türeinfassung, der Fahrtwind peitschte schließlich das Tuch von der Glatze.
„Iiiiih!“(Komma) brüllte Waldtraud voller Ekel. „Gebt ihr doch endlich einen Tritt!“
Kräftige Hände hoben Margrits dürren Körper zunächst empor und dann warfen sie Margrit hinaus wie einen alten Lappen. Zum Glück fuhr das Wohnmobil langsam, da an dieser Stelle die Steigung der Strasse sehr steil war. Der Wind fuhr knatternd in den weiten Zigeunerrock(Komma) während Margrit einem riesigen schwarzen Felsloch(Komma) umgeben von spitzen Zacken, entgegen sauste. Fast gleichzeitig hörte sie, dass sich beide Trestine dem Berg genähert hatten, über dessen schmalen Pass noch immer der Wohnwagen fuhr, dann das kurze Zischeln mehrerer Laserkanonen aus dem lotekischen Schiff und einen ohrenbetäubenden Knall! Mächtige Gesteinsbrocken spritzten, das gesamte Felsmassiv wurde [red] erschütterte [/red] (erschüttert) mit krachendem Getöse.
Margrit schaute staunend empor, denn sie hing plötzlich irgendwo fest, ihre Finger umklammerten nämlich einen Zweig eines kleinen Busches, der über ihr in einer schmalen Felsspalte wuchs. Gesteinsbrocken rollten von oben hinab, Staub wallte auf, auch kleinere Bröcklein hüpften nun an Margrit vorbei dem Abgrund entgegen.
Was war passiert? Verwirrt blinzelte sie nach oben durch den Dunst. Dort(Komma) wo Margrit den Wohnwagen noch vor wenigen Sekunden unfreiwillig verlassen hatte, schien jetzt der Berg gekappt!
"Gekappt", wiederholten Margrits schrundige Lippen diese Feststellung und Blut lief ihr von der Stirn in den Mund.(kein Punkt), da sie von einem Stein gerade getroffen worden war. "Loteken haben Berg ... ganze Spitze ... einfach abgesäbelt ... ging leicht! Einfach so weg!" Ihr verstaubtes Gesicht zuckte merkwürdig. "Arm auch ab .. weg! Feuer! Nun ...Wohnwagen weg ... alle tot?" Sie sah sich um, es staubte immer noch entsetzlich, aber sie entdeckte, dass eine ihr sehr bekannte Wohnwagentür tief unten aus all dem Geröll heraus ragte, die allerdings sofort von den noch immer herabsausenden Steinen vollends begraben wurde. Und was war denn das hier nebenan am Abhang zwischen den Steinen? Konnte das etwa .... Armins Schädel sein?
Ach, sie mochte gar nicht genauer diesen blutigen, zermatschten Ball betrachten. Erstaunlich große Gesteinsbrocken ruhten in den dichten Zweigen des Vogelbeerbusches, an welchem sie noch immer klammerte. Die hatten Margrit davor bewahrt(Komma) erschlagen zu werden. Nun ächzte er ganz erbärmlich unter der ungewohnten Last und neigte sich bereits gefährlich immer tiefer hinab.
Es war Margrit nicht möglich(Komma) loszulassen! Da gewahrte sie etwa einen Meter unter sich an der Felswand einen Felsvorsprung. Er war etwa einen Meter breit. Sollte sie jetzt loslassen? Was war, wenn sie ihn verfehlte? Oder wenn sie beim Aufprall auf [red] diesem [/red] (diesen) nach hinten kippte? Würden ihre zittrigen Beine, angekommen auf dieser Plattform, genügend federn? Vermochte sie dort im Stehen wirklich die Balance zu halten? Sie atmete tief ein, schloss die Lider und öffnete die Hände!
Sie hatte die Augen weit aufgerissen, kaum dass sie den harten Felsen unter ihren nackten Füßen spürte. Doch dann geschah es leider, sie kippelte, ruderte mit den Armen und fiel nach vorn! Normalerweise wäre sie jetzt mit Kopf und Schultern gegen die harte Felswand geprallt, aber vor Margrit befand sich gar keine Wand, sondern nur herbstlich vertrocknetes Buschwerk, das an allen Enden knicksend und knacksend ihrem heftigen Stoß nachgab. Margrit sauste nun der Länge nach in einen dunklen, höhlenähnlichen Spalt hinein. Keuchend blieb sie dort für eine Weile liegen. Fast gleichzeitig hörte sie, wie eines der Trestine nun direkt über dem Abgrund schwebte. Das andere schien sich wohl inzwischen wieder auf den Heimweg zu begeben. Das ganze riesige Felsloch war von diesem eigenartigen Summen des Trestines erfüllt.
Die Hajeps im [red] inneren [/red] (Inneren) des Schiffes riefen wohl einander aufgeregt etwas zu. Wortfetzen drangen nämlich aus den geöffneten Fenstern bis zu Margrit hinab. Sie meinte dabei sogar Diguindis sanfte Stimme herauszuhören und hatte das Gefühl, er würde alle beruhigen wollen.
„Tschüß, Diguindi!“(Komma) wisperte sie jetzt und dann zog sie vorsichtig erst den einen, dann den anderen Fuß in die Höhle hinein und [blue] dann [/blue] (danach) richtete sie sich auf den Knien auf, drehte sich zum Höhleneingang herum und zupfte und zog schließlich von innen mit zitternden Fingern die herab hängenden Zweige und Ästlein wie einen Vorhang zusammen, so dass es aussah, als wäre hier nie jemand hindurch geschlüpft. In der Höhle war es furchtbar eng. Vor allem war sie sehr niedrig.
Nur weil Margrit so mager war, konnte sie sich genügend ducken und sich daher überhaupt bewegen. Vorsichtig spähte sie wieder durch die Zweige hindurch nach draußen und entdeckte, dass das hajeptische Trestine inzwischen ein etliche Meter langes, schlauchartiges Gebilde in den riesigen zugeschütteten Abgrund hatte hineingleiten lassen. Das Gerät war von oben mit dem Trestine fest verbunden und unten schnüffelte es mit seiner rüsselartigen, trichterförmigen Schnauze zwischen all den herabgestürzten Felsbrocken.
Es bewegte sich dabei etwa wie ein riesiger Regenwurm, grub sich dann und wann sogar tief ein und kam nach einem Weilchen wieder schnaufend und prustend hervor. Nun tastete das Ding die Felswände ab, stöberte raschelnd mal hier und mal dort mit seinem Rüssel zwischen den Zweigen der mageren Büsche und Bäume, die an den Berghängen wuchsen. Laub, vertrocknete Gräser und vor allem viel Staub wirbelten dabei empor.
Margrit ahnte, dass sie dieses schlaue Tier - war es überhaupt eines? - auf diese Weise sehr schnell gefunden haben würde. Was konnte sie nur dagegen tun?
Sie schaute sich in der Höhle um. Sollte sie mit etwas werfen und das technische Ungetüm damit abzulenken (kein Absatz)
versuchen? Würde solch eine grandiose Erfindung überhaupt auf einen derart simplen Trick hereinfallen? Egal - man durfte nichts unversucht lassen. Hier lagen erstaunlich viele Felsbröcklein herum, besonders hinten!
Hinten war die Höhle niedriger und so robbte sie auf allen Vieren nach dort hin, wo gleich ein ganzer Steinhaufen lag und wo es leider auch am dunkelsten war. Doch je näher sie dieser Finsternis rückte, umso deutlicher erkannte sie, dass sich da eine weitere Felsspalte befinden musste. Ihre Hände ertasteten nun die Öffnung, die breit genug für Margrits Körper war, um sich dort tiefer zu verkriechen.
Würde sie hier der ´Wurm´ finden können? Dieser schien ähnlich wie ein riesiger Sauger zu funktionieren und würde wohl Margrit später einfach ansaugen! Margrit kroch deshalb noch tiefer in den Berg hinein. Der Spalt durchlief den Felshang anscheinend mehrere Meter und war inzwischen so schmal, dass man ihn nur auf der Seite liegend durchrobben konnte.
Margrit bekam zwar Platzangst, weil es immer enger wurde, aber die Furcht, von den Hajeps entdeckt zu werden, war viel größer! Schließlich begann sie sich doch mit klopfendem Herzen zu fragen, was geschehen würde, wenn sie weder vor noch zurück konnte, denn sie hatte sich inzwischen auf diese Weise wohl `zig Meter weit in den Felsen geschoben, oder kam ihr das nur so vor? Angst überflutete sie schließlich wie eine tödliche Welle, als sie tatsächlich feststeckte. Die Luft wurde knapp und ihre Lippen begannen zu zittern.
"Hajeps!"(Komma) brabbelte sie vor sich hin. "Sind hier ... halten mich fest ... wollen mich ... Versuche mit mir machen ... Arm ab ... NEIIIIN!" Während sie sich weiter nur mit den Knien und Füßen vorwärts zwängte, plumpste sie schmerzhaft gegen das kalte Gestein in eine Lücke und versuchte nun, ihren Arm nach vorne zu quetschen, holte wimmernd mit ihren zerschundenen Fingern, die sie kaum bewegen konnte, die zwei kleinen Stücke von Danox aus ihrer Bluse und warf diese nach vorne. Es schien dort etwas abschüssig zu sein, denn die beiden Teile rutschten und rollten schließlich weiter und dann hörte Margrit es dort unten plumpsen.
Diese Hoffnung ließ Margrit ihre letzten Kräfte mobilisieren. Sie schlängelte sich mit aller Macht vorwärts und da das Gestein wohl durch die Explosion gelockert worden war, gab es nach, und Margrit bekam genügend Platz(Komma) um weiter zu kommen. Einiges prasselte dadurch zwar von oben auf Margrit hinab und sie glaubte im vielen Staub zu ersticken, doch sie spürte, dass sie immer mehr rutschte und so gab sie trotz schwerer Hustenanfälle nicht auf und dann rutschte sie einfach hinunter.
Sie musste für ein Weilchen unten auf dem harten Felsboden liegen(getrennt)geblieben sein, jedenfalls erwachte sie mit ganz erheblichen Kopfschmerzen und irgendwie war ihr schwindelig. Dennoch genoss sie erst einmal dass Glücksgefühl, immer noch am Leben, nicht erstickt und von aller Enge befreit zu sein. Seltsamerweise war es hier nicht mehr so finster. Immer noch blieb sie liegen(Komma) wo sie war und schaute sich nur sehr vorsichtig um. He, sie glaubte jetzt sogar, in der Ferne den hellen Tag schimmern zu sehen?
Ihr Herz pochte hoffnungsfroh und schon begann sie ihre Glieder zu bewegen. War auch nichts gebrochen? Sie hielt dabei den Atem an. Puh, wirkliches Glück gehabt. Alles in Ordnung! Ganz langsam richtete sie sich auf und schon drehte sich dabei alles um sie. Oh Gott, der Kreislauf! Außerdem taten ihr alle Knochen und Sehnen weh und - oh nein - ihre Haut pellte sich ja immer noch ganz entsetzlich! Verdammter Hajep! Besonders schlimm stand es plötzlich mit ihren Ohren. Sie versuchte sich einen der vielen feinen Hautlappen aus dem Gehörgang zu pulen, was ihr misslang. Na egal, das war ja wohl das kleinste Übel, denn irgendwie schien das Felsmassiv – wenn auch nur ganz schwach – zu erzittern und feine Steine und Staub lösten sich dabei von der Felsdecke. Margrit war sich sicher, dass die Loteken mit der Kappung der Bergspitze dies alles ausgelöst hatten.
Oh nein, sie musste also schnellstens von hier fort. Nachher stürzte hier noch alles ein! Doch als sie wieder auf den Beinen war, taumelte sie schon wieder mächtig. Sie war also total fertig! Hoffentlich irrte sie sich nicht und bildete sich diese feine Helligkeit von dort hinten nur ein? Doch, das helle Loch in Ferne musste wohl der Ausgang sein- hoffentlich!
He, war es etwa jenes alte Bergwerk, zu dem sie hatte kommen wollen? Viel zu schön(Komma) um wahr zu sein! Als sie sich im Dämmerlicht weiter umschaute, lächelte sie zum ersten Male wieder, denn sie sah die Schatten von Holzstempeln, mit denen die Decken abgestützt waren. Das hier musste wirklich der große, unterirdische Stollen sein, von welchem ihr auch die Dresslers berichtet hatten. Dort wo das Licht war, würde sie auf die Landstraße kommen, die nach Würzburg führte.
Aber wo waren nun die beiden kleinen [red] Stücken [/red] (Stücke) von Danox? Sie musste sich beeilen, denn schon wieder schien die Erde unter ihren Füßen zu beben und sie wollte wegen der Verschüttungsgefahr auf keinen Fall diesen wundersamen Roboter hier zurück lassen. Ihre Hände suchten daher ziemlich unruhig den Boden ab. Die unterschiedlichsten Felsbröcklein aller Art lagen hier im Staub herum. Puh, woran konnte man sie nur von den anderen unterscheiden? Immer noch taumelnd und dabei den Kopf gesenkt(Komma) versuchte Margrit weiter zu gehen, stützte sich hier und da an den Wänden ab. Doch sie war zu schlapp, schließlich kroch sie nur noch auf allen Vieren hin und her, tastete verzweifelt den Boden nach Danox ab, hob dabei jeden kleineren Gesteinsbrocken auf, betastete ihn genauer, um ihn dann doch kopfschüttelnd in hohem Bogen weit von sich fort zu werfen und ständige Hustenanfälle quälten sie dabei.
Aber dann meinte sie trotz ihrer verstopften Ohren plötzlich Stimmen von draußen zu hören, von dort, wo das Tageslicht herkam. Sie stocherte wieder hilflos in ihrem Ohr herum. Hajeps? Alles hallte so komisch. Die Wände hatten kaum Nischen. Wo konnte sie sich jetzt nur verstecken? Wo genau war eigentlich Georges Höhle? Entsetzt stellte sie fest, dass sie wohl abermals gehustet hatte, denn jetzt hoben sich die drei Schatten von dem kreisrunden Tageslicht ganz deutlich ab. Komisch(Komma) zwei von ihnen liefen aufrecht, der andere hingegen war merkwürdig zusammengekrümmt und kam nur sehr langsam vorwärts.
Die Vordersten stoppten mitten im Schritt, als würden sie erst mal in den dunklen Tunnel hineinhorchen, bevor sie Margrit entgegen laufen wollten.
Margrit wagte [blue] sich [/blue] (überflüssig) nicht mehr(Komma) sich weiterzubewegen. Sie hielt den nächsten Hustenanfall mit aller Macht zurück, lehnte sich bibbernd an die kühle Wand zu ihrer linken. Verdammter Mist, jetzt pellte sich auch noch ein feiner Lappen von ihrem inzwischen völlig wimpernlosen Augenlid.
Oh Gott, da war es schon wieder geschehen, krachend verließ der Husten ihre drangsalierten Lungen. Wie auf Kommando rannten nun die vordersten zwei Männer in den großen Haupttunnel. Das Blut hämmerte in Margrits Ohren, als sie sich von der Wand löste und ebenfalls zu laufen – nein, eher vorwärts zu schleppen - begann.
Ach, sie war ja viel zu schwach, die bebenden Knie wurden weich wie Butter und gaben schließlich nach. Kaum auf den Boden gestürzt, versuchte sie auf allen Vieren weiterzurobben.
"Hajeps!"(Komma) stammelte sie leise, während sie dumpf die Schritte der Männer näher kommen hörte. "Hajeps kommen! Ja, sie KOMMEN!" Merkwürdigerweise wurde Margrit immer lauter. Sie merkte jetzt sogar, dass sie gellend schrie. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr, machte anscheinend, was er wollte.
„Du, d .. das kann sie aber nicht sein!“(Komma) erklang eine dunkele Männerstimme recht energisch, nur etwa zwei Meter von Margrit entfernt. “Sieht ja reichlich seltsam aus!“
„Meinst du? Na, es wird doch wohl ein richtiger Mensch sein(Komma) oder? (kein Leerfeld)“ fragte die andere Stimme stockend und wohl auch verunsichert. “Gott, ja, und es ist wohl ein Mann!“
„Klar, hat doch eine Glatze und .... nanu?“
„Ja, ich bin ein Mann!“(Komma) schnaufte Margrit und kroch dabei trotzdem noch ein kleines Stück vorwärts.
„Hat aber eine ziemlich helle Stimme für einen Mann!“(Komma) meinte der etwas dickere Typ skeptisch zu seinem Kumpel.
„Bin trotzdem ein Mann!“(Komma) ächzte Margrit, sich immer noch dabei weiter schiebend. „Nämlich, ein Mann mit Stimmbruch!“
„Nee, nee, das is `ne Frau! Irgendwie `ne kahlköpfige Zigeunerin! Sieh nur, die hat doch so `ne komische Bluse an und dann dieser weite Rock. He, verdammt dunkel hier!“
Taschenlampen strahlten Margrit plötzlich direkt in die Augen.
„Neiiiin!“(Komma) schrie sie deshalb gellend und schlug sich die Hände vors Gesicht. „Ich bin ein Mann, ein Mann, ein Mann, ihr ... ihr Arschlöcher!“
„Ziemlich ordinäres Mundwerk!“(Komma) brummte der eine. “Und deswegen wohl doch ein Mensch!“
„Gott, kann das Weib aber kreischen!“(Komma) murrte der andere, der etwas dicker war. „Ist arg verstaubt, daher das komische Aussehen ... und dann kommt noch diese Kahlköpfigkeit hinzu! Wirklich eine arg seltsame Pflanze! Hat wohl einiges durchgemacht! Reinstes Nervenbündel! Mann, wie die zittert!“
“Du, diese Pflanze scheint krank zu sein! Verdammt krank sogar! Sieh nur ... hier und da ... wie sich ihre Haut pellt! Uuuups, lass uns abhauen, ehe wir uns anstecken!“
„Ja, ja, ich st ... stecke euch alle an .. .ihr Sch ... Scheißhajeps!“
„Hajeps?“(Komma) verwirrt wurden die Lampen wieder ausgeknipst. Margrit entrollte sich erleichtert und atmete etwas ruhiger. Diese beiden Kerle – wer sie auch immer waren - würden also gleich wieder verschwinden. Na, das war ja schon mal etwas[red] positives[/red] (Positives)! Schade, dass sie jetzt alles so dumpf hörte. Sie hatte nur mit Mühe verstanden, was gerade gesprochen worden war. Konnte diese plötzliche Hörverminderung vielleicht auch durch den vielen Staub verursacht worden sein? Wieder stocherte sie völlig entnervt in ihrem Ohr herum.
Gerade als sie weiterrobben wollte, meinte sie ein scharfes ´nein´ aus ziemlicher Nähe zu hören.
„Wir kehren nicht um“, vernahm sie diese neue Stimme wie in Watte gepackt weiter. „Selbst, wenn das hier nur irgendein Geschöpf sein sollte, was wir nicht kennen! Es ist mit ihm ganz gewiss etwas sehr Schlimmes passiert und wir werden erst einmal versuchen(Komma) ihm irgendwie zu helfen!“
„Pah, du immer mit deinem komischen Helfersyndrom! Dann mache es doch gefälligst alleine!“(Komma) mokierte sich einer der beiden, die ihm nun entgegen kamen.
Ohjuijui! Das sah ja plötzlich wieder sehr brenzlig für Margrit aus! War natürlich nur eine faule Ausrede, dass ihr dieser große schlanke Typ helfen wollte. Hatte nicht auch jener komische Owortep vorhin so etwas Ähnliches zu ihr gesagt? Und was war dabei herausgekommen? Nur Schaum!
Margrit versuchte sich aufzurichten, um besser weglaufen zu können, sackte aber sofort in sich zusammen. Alles drehte sich wieder um sie. Verdammt, immerzu vergaß sie, wie erschöpft sie im Grunde war. Erneut fiel der grelle Strahl einer Taschenlampe auf sie.
„Das ist wirklich ein weibliches Geschöpf!“(Komma) stellte jener Mann klar, den sie nun als großen Schatten direkt vor sich wahrnahm. Er schien deswegen so zusammen gekrümmt dazustehen, weil er sich wohl auf irgendetwas stützte. Oder war das nur der Hautlappen(Komma) der bei Margrit dauernd über dem Auge wackelte?
„Hab keine Angst, wer oder was du auch sein solltest, ich werde dir nichts tun!“(Komma) sagte der riesige Kerl nun direkt zu Margrit und setzte dann noch hinzu: „Jelso ir tor! Nenulonta? Kir wan nanjua!“
Kaum hatte Margrit diese ekelhafte Hajepsprache gehört, war es vorbei mit ihrer noch anfänglichen Zutraulichkeit. „Von wegen nichts tun!“(Komma) krähte sie verzweifelt. „Dich kenn ich doch! Willst dich wieder bei mir bedanken, was? Aber das lasse ich nicht noch mal zu ... nie mehr, hörst du?“
„Margrit", hörte sie den Riesen total erleichtert. "Bist du das etwa? Das ... das ist doch Margrits Stimme! He sie ist es doch!“(Komma) rief er den beiden anderen Kerlen zu, die knapp vor dem Ausgang gestoppt hatten und sich nach ihm umschauten.
"Nein", brüllte Margrit und versuchte seine Hand zu beißen, welche ihr tröstend über den Arm streicheln wollte. "Das ist eine völlig andere Stimme! Du hast dich ausnahmsweise maaaal geirrt, Owortep!“
„Äh ... Margrit? Ich bin nicht dieser ... na, wie soll der doch gleich heißen?“
„Owortep. Ach, Diguindi, du alter Süßholzraspler, bist doch im Grunde auch nicht viel anders!“ Aus dem Augenwinkel sah sie, wie nun die anderen beiden Kerle leider doch zurückkamen.
„Margrit, komm zu dir! Was ist denn mit Diguindi?“(Komma) versuchte die irgendwie recht sympathische Stimme nun herauszufinden. „Bist du ihm etwa begegnet? Was ist passiert?“
„Ach, tu doch nicht so!“(Komma) kreischte sie erbost. “Das weißt du doch im Grunde ganz genau!" Und sie bemühte sich, nach ihm zu treten. "Ihr ... ihr habt mich noch lange nicht, bildet euch das nur ja nicht ein!" Wieder sah sie aus dem Augenwinkel, dass der eine von den beiden – es war der dickere - jetzt sogar etwas schneller lief, wohl um diesem Riesen hier zu helfen, der andere hingegen zögerte, hielt sich noch völlig zurück.
„Mensch Margrit, erkennst du uns denn plötzlich nicht mehr?“(Komma) ertönte die Stimme des dicken Kerls schnaufend, da er so rannte.
„Klar, erkenn ich dich(Komma) Nireneska!“(Komma) fauchte sie zurück.
„Nire ... was?“(Komma) echote der Dicke verwirrt.
„Pah, tut nicht so überrascht!“(Komma) fauchte sie weiter. “Ich kenn euch doch inzwischen sehr genau, ihr ... ihr komischen Biester! Arm ab ... Berge ab ... und ..."
Da kauerte sich die große Gestalt schließlich zu Margrit hinunter und zog das bebende, hustende Häuflein Haut und Knochen dabei vorsichtig und sanft an sich.
"Du brauchst wirklich keine Angst mehr zu haben, Margrit! Was dir auch widerfahren sein mag", hörte Margrit die sympathische Männerstimme direkt an ihrem Ohr, "wir Menschen haben dich hier gefunden und wir werden dich nie mehr den Hajeps überlassen! Auch diese Feuerbälle, die Hajeps auf uns Menschen herab zu werfen pflegen, die deine fürchterlichen Verbrennungen verursacht haben, das geschieht ... niiiie mehr! Da passen wir schon auf! Das verspreche ich dir."
Margrit hatte zunächst mit aufgerissenem Munde und mit angstvoll flackerndem Blick die Worte dieses Riesen stumm in sich aufgenommen, doch dann kam ihr die Stimme [blue] aus [/blue] (überflüssig) plötzlich so bekannt vor. Sie drehte sich deshalb zu diesem Gesicht herum und erstarrte vor Freude. „George?“(Komma) kreischte sie fassungslos. „Oh Gott, was bin ich doch dämlich!“ Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. „Ach, du Lieber, du Treuer du! Du hast gewiss lange nach mir gesucht(Komma) nicht wahr? Aber ich habe mich nicht verbrannt, das war nur Schaum, durch welchen ...“ Er schüttelte begütigend den Kopf. “Nein, nein, arme kleine Margrit, das bringst du nun wirklich ein wenig durcheinander. Ist ja verständlich [blue] wegen [/blue] (bei) dem Schock!“ Und es gelang ihm sogar, noch mehr Sanftheit in seine Stimme hineinzulegen(Komma) als er fortfuhr. „Weißt du, mit diesem Löschschaum haben dich gewiss keine Hajeps(Komma) sondern eher Zigeuner bearbeitet, nachdem sie gesehen hatten, dass du lichterloh branntest und daher ...“
„Aber?“(Komma) warf Margrit etwas verwirrt ein. War das wirklich so gewesen? Hatte sie sich alles nur eingebildet?
„Kein aber“, sagte George noch einen Tick sanfter. Es war schon erstaunlich, was der so alles mit seiner Stimme fertig brachte, darin ähnelte er wirklich Diguindi. „Du darfst dich bei den Zigeunern bedanken, die Gesine ...“
„Waaaas? Gesine hat dich gefahren? Ich bin ganz überrascht!“(Komma) schnaufte sie. „He, aber ... die kann mich doch gar nicht leiden!“
„Och, das habe ich einfach nicht beachtet!“ George grinste. „Jedenfalls sind uns die Zigeuner gerade in dem Moment begegnet, als wir uns entschlossen hatten, doch lieber nach Hause zu fahren. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch und dabei verrieten sie uns, dass wohl ein paar Menschen auch jenen Fluchtweg durchs alte Bergwerk genommen haben könnten, um den Hajeps zu entkommen. Na ja, und dabei fiel mir auch jene Höhle ein, die ich dir einmal gezeigt hatte!“
„Genial! Ach, George, ich danke dir, so ... soooo sehr, dass du nicht aufgegeben hast!“ Margrit schniefte und küsste ihn stürmisch auf die rauen stoppeligen Wangen. Doch dann fuhr sie erschrocken wieder vor ihm zurück. „Oh nein, oh nein, was habe ich denn jetzt gemacht? Ich ... ich könnte mich ohrfeigen!“
„Wieso?“ George hielt ihre Hand fest, mit der sie sich tatsächlich ins Gesicht hatte schlagen wollen.
„Na, sicher habe ich dich jetzt angesteckt!“(Komma) keuchte sie.
„Aber Margrit, das geht doch gar nicht! Es sind Verbrennungen, glaube es mir!“(Komma) sagte George ganz ruhig und seine Finger strichen dabei sacht ihre Wange entlang, die sich gerade wieder pellte. “Ich habe schon oft solche Verbrennungsopfer gesehen! Tut es sehr weh?“(Komma) hakte er besorgt nach.
„N ... nein!“(Komma) erwiderte sie verstört.
„Was heißt hier Verbrennungsopfer!“(Komma) meldete sich nun auch der dritte Mann, welcher immer noch in großem Abstand von Margrit stehen geblieben war und von dem Margrit inzwischen meinte, in ihm Martin wieder zu erkennen. “Du scheinst plötzlich Arzt geworden zu sein(Komma) George, aber das ist wirklich hochgefährlich, was wir hier machen!“
„... und mich hat sie nicht geküsst!“(Komma) erklärte der Dicke trotzdem beleidigt, von welchem Margrit jetzt ziemlich sicher war, dass das nur Paul sein konnte.
„Kannst das ja noch nachholen, du Dämel!“(Komma) brüllte Martin fassungslos. “Aber das wäre dann der Abschiedskuss. Ein derart kranker Mensch kommt mir nämlich nicht in den Jambuto!“
„Hallo?“ George hatte sich wieder aufgerichtet und wendete sich zu ihm herum. „Vielleicht habe ich dabei auch noch ein Wörtchen mitzureden?“
„Und ich auch!“(Komma) erklärte Paul. „Werde meine Margrit hier nie zurück lassen, dass du`s nur weißt!“
Martin stand breitbeinig da und verschränkte nur seelenruhig die Arme vor der Brust. “Ihr kennt unsere Gesetze, also stellt euch nicht so an!“
„Aber du bist nicht unser Gesetzeshüter!“(Komma) fauchte George nun richtig böse. „Bei Krankheiten, die wir nicht kennen, pflegen wir alle abzustimmen. Und ich sage, dieser Haarausfall und diese Pellungen sind nicht ansteckend!“
„Und welchen Beweis hast du hierfür zu erbringen?“ Martin hatte George jetzt einfach den Rücken zugewendet und bewegte sich wieder Richtung Ausgang.
„Den Kater!“(Komma) rief ihm George mit fester Stimme hinterher.
„Welchen Kater?“(Komma) wiederholte Martin unlustig und lief noch schneller dem Licht entgegen..
„Okay, lasst uns erst einmal dieser Dunkelheit entweichen“, räumte George ein, “denn es rumpelt hier seit einiger Zeit wirklich bedenklich!“ Er schaute sich dabei nach allen Seiten um.
„Tatsache!“(Komma) entfuhr es Paul überrascht. „Verdammt, hier krümelt ja einiges von oben hinunter. Woher das wohl kommt? Und die Erde zittert ja richtig! Wir müssen machen, dass wir von hier schleunigst wegkommen!“
„Nun(Komma) für mich ist das kein Problem!“(Komma) feixte Martin spöttisch, denn er war inzwischen schon fast zum Ausgang hinaus.
„Aber wer von euch zweien trägt nun EURE Margrit?“ Er lachte nun richtig boshaft. „Denn die scheint mir doch recht erschlafft zu sein! Vielleicht wirft der gute liebe George dafür einfach seine Krücke weg?“
„Danke für den tollen Ratschlag!“(Komma) gab George bissig zurück.
„Ach, lass dich von dem doch nicht ärgern!“(Komma) knurrte Paul.
„He, ich habe den Hautlappen endlich aus meinem Ohr!“(Komma) jubelte Margrit einfach dazwischen.
Die Männer tauschten verdutzte Blicke miteinander aus. Wenig später gelang es Margrit mit Pauls Unterstützung, nicht nur wieder auf die Beine zu kommen, sondern auf denen – wenn auch sehr langsam – dem Licht entgegen zu laufen.
Paul stützte Margrit dabei geduldig und hatte ihr sogar charmanterweise seine Jacke um die Schultern gelegt, da sie so sehr zitterte. Nein, er wollte sie auf keinen Fall im Stich lassen, obwohl sie so furchtbar hässlich und wohl auch völlig zahnlos geworden war. Denn insgeheim schämte er sich noch immer, dass er damals sie und die Kinder so plötzlich verlassen hatte und wollte nun bei ihr einen besseren Eindruck hinterlassen.
Während sie ins Freie traten(Komma) machte Margrit eine überraschende Entdeckung. War nicht bei dem einen dieser beiden kleinen Felsbrocken, die hinter ihr am Ausgang lagen, eine schwarze, schlangenähnliche Gravur zu sehen gewesen? Aber wie sollten denn die Teile bis zum Ausgang gekommen sein?
„Ich muss noch einmal zurück!“(Komma) wandte sie sich an Paul, kaum dass sie im Freien waren.
„Wieso?“(Komma) fragte dieser verstört. “Mach das nicht! Dieser komische Stollen kann doch jeden Augenblick in sich zusammen brechen!“
Doch schon hatte sie sich von seinem kräftigen Arm gelöst, taumelte schleunigst zurück und noch während die Steine immer schneller von oben herunter prasselten und die Stützen des Einganges zu wanken begannen, war das kleine Stück von Margrit aufgehoben, hatte sie es lächelnd von allen Seiten betrachtet und dann in der Innentasche von Pauls Jacke verschwinden lassen..
„Was hast du da gefunden?“(Komma) wollte Martin deshalb gleich wissen. Er war sogar deswegen umgekehrt und kam nun direkt auf sie zu gelaufen.
Margrits Finger zitterten, als sie auch noch das zweite Teil erkannt und ebenfalls - flink wie ein Eichhörnchen - in die Jacke zu dem anderen gepackt hatte. “Och, nichts Besonderes! Ich nehme mir von hier bloß noch ein paar Steine mit, bevor der Tunnel völlig einstürzt!“
„Du begibst dich in Lebensgefahr, nur um irgendwelche Steine mit zu nehmen?“ Er lachte verdutzt auf, kam aber noch näher..(Punkt zuviel)
„Ja, klar!“ Margrit versuchte ein wenig zu schielen, während sie seinem forschenden Blick begegnete. „Wegen der Hajeps, weißt du! Die Steine sind nämlich meine Waffen!“ Sie bückte sich und ergriff sich dabei gleich noch irgendwelche, die hier herum lagen. „Schmeiß ich denen nämlich später an den Kopf ... huch!“ Sie machte einen Satz nach vorn, denn zu ihrem großen Schrecken fiel der schöne Eingang nun [red] entgültig [/red] (endgültig) mit lautem Getöse hinter ihr zusammen. Margrit war dabei irgendwie nach vorne geworfen worden oder auch nur gestolpert, jedenfalls lag sie plötzlich bäuchlings am Boden und blickte dabei zu Martin hinauf. Der viele Staub, der dabei aufwallte, brachte sie wieder zum husten.
„Oh Gott!“(Komma) seufzte Martin genervt. “ Ja, ja, schon gut!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung in ihre Richtung, während er sich wieder von ihr abwandte. Paul kam Margrit mit besorgter Miene entgegen, hinter ihm drein humpelte George nicht minder beunruhigt.
“Na, dann viel Spaß mit EURER Margrit“, wünschte Martin noch Paul und dann George beim Vorübergehen. „die sicher nicht nur von einer Seuche befallen, sondern auch noch völlig Hacke ist!“(Komma) setzte er eisig hinzu und schüttelte dabei wild [blue] mit dem [/blue] (den) Kopf.
„Ach, halt´s Maul!“(Komma) knurrte Paul, lief noch entschlossener zu Margrit rüber und half ihr hoch. „Nur ruhig ... gaanz ruhig!“ und er strich ihr dabei etwas zaghaft über die staubige Schulter. Gott, hier im Hellen konnte man erst so richtig erkennen, wie schrecklich herunter gekommen Margrit aussah (kein Leerfeld). „Lass dich nicht fertig machen!“
„Sehr richtig!“(Komma) knurrte nun auch George zur Bestätigung, der die beiden endlich erreicht hatte. „Margrit, wir verstehen dich! Nimm ruhig deine Steine mit!“
„Ja, darf ich?“(Komma) krächzte Margrit und versuchte dabei wieder ein möglichst dummes Gesicht zu machen. Inwendig schämte sie sich natürlich, dass sie auch diese treuen Freunde so schrecklich anschmieren musste und ihnen deshalb sogar noch mehr Ärger einbrachte. Aber sie hatte [red] keine [/red] (kein) richtiges Zutrauen, dass sie nicht doch irgendwann etwas über diesen sonderbaren Fund verplappern würden.
„Aber sicher!“(Komma) meldete sich auch Paul schon wieder und bot ihr den Arm, damit sie sich bei ihm einhaken konnte. „Du kannst auch ruhig noch ein paar Steine von hier draußen sammeln und in meine Jacke tun, wenn du das unbedingt möchtest!“ Er versuchte ihr dabei mutmachend zuzugrinsen, aber irgendwie gelang ihm das nicht so richtig.
„Sie steht lediglich unter Schock!“(Komma) mühte sich daher George seinerseits Paul zu beruhigen. „Du weißt, ich bin Profiler und kenne mich daher in psychologischen Dingen aus!“
„Ja, der kennt sich darin aus!“(Komma) echote Margrit aufgeregt und erreichte damit leider nur, dass Pauls linkes Auge noch mehr zu zucken begann.
„He, Martin muss sich immer irgendwie als unser Chef aufführen, gelle?“ George klopfte nun im vorübergehen Paul so heftig auf die Schulter, dass dieser zusammenfuhr.
„Na klar“, krächzte Paul dennoch wacker, „ich lass mich doch von dem nicht verunsichern!“
„He ... heee?“ Margrit stocherte wieder wie verrückt in dem anderen Ohr herum. „Vielleicht krieg ich diesen zweiten Lappen auch endlich heraus! Ach, hat leider doch nicht geklappt!“
Paul nickte mit langem Gesicht. Gott, war das alles ekelig!
George wankte zwar immer noch arg auf einem kräftigen Ast gestützt einher und hatte Schmerzen, aber das machte ihm nicht allzu viel aus. Er runzelte die Stirn. Ach, was war schon so ein Bänderriss im Vergleich zu dem, was Margrit ganz offensichtlich erlebt hatte! Sie sah furchtbar aus durch diese Verbrennungen - so richtig entstellt. Ja, die Waffen der Hajeps waren nicht nur seltsam, sondern auch tückisch! Aber er hatte sein Ziel erreicht und Margrit endlich wiedergefunden. Im Stillen dankte er nochmals den Zigeunern, dass sie Margrit noch rechtzeitig mit dem Löschschaum besprüht hatten. Komisch, dass Margrit das nicht zugeben wollte! Ach, es würde sich später schon irgendeine alte Perücke auftreiben lassen, damit sie nicht ständig mit dieser Glatze herumlaufen musste. Nur mit einem passenden Gebiss – weshalb sie wohl bei diesem Brand auch noch ihre letzten Zähne verloren hatte! - würde er sie sicherlich kaum versorgen können. Leider stand es mit solchen Dingen zu diesen schrecklichen Zeiten wirklich schlecht.
„Und wo ist nun diese Katze?“(Komma) wollte Martin wissen, kaum dass sie die beiden Jambutos erreicht hatten, welche man ganz in der Nähe vom alten Stollen geparkt hatte.
George antworte ihm nicht. „Gesine?“ rief er stattdessen.
Sofort ging die Tür auf der Fahrerseite auf und ein fettes, nacktes Tier sprang ziemlich elegant vom Schoß der jungen Frau auf die Erde. Gesine lachte dabei. „Mann, der ist ja richtig geschmeidig, George! Wie alt hast du gesagt, ist er doch gleich?“
„Zwanzig!“(Komma) sagte George schmunzelnd..
„Mäauuu?“(Komma) machte Munk und schaute sich verdutzt nach allen Seiten um. Warum starrten ihn denn hier alle so komisch an, statt ihm endlich Fresschen zu geben? Schließlich hatte er mordsmäßigen Hunger!
„Oh Gott, diese Katze hat ja gar kein Fell mehr!“(Komma) entfuhr es Martin verdutzt. “Warum haben wir das fette Tier auf dem Hinweg gar nicht gesehen?“
„Da war ja Munk auch in eine Decke gewickelt und eingepennt!“(Komma) erklärte George.
„Sieht aber grässlich aus, so was Nacktes. Der Fellausfall kommt wohl vom Alter, was? Rechnet man bei so `ner Mieze nicht alles mal sieben?“
George nickte schmunzelnd. “Aber das kommt bestimmt nicht daher, sondern...“
„Oh, wer ist denn das?“(Komma) wurde George von Gesine plötzlich unterbrochen und ihre Stimme hatte dabei ziemlich erschrocken geklungen. Ihr Blick war auf Margrit gefallen, die gestützt von Paul nun auch näher gekommen war. “Sieht ja entsetzlich aus(Komma) der kranke Kerl!“
„Hallo, Gesine!“(Komma) krächzte ihr Margrit freundlich zu. Sie war [blue] wegen [/blue] (von oder wegen des Staubs) dem vielen Staub immer noch etwas heiser. „Danke, dass du George bei der ganzen Sucherei so tapfer unterstützt hast!“
Gesine öffnete den Mund, aber es kam kein Ton über ihre Lippen. Ihre Augen weiteten sich. Nein, sie machte immer noch kein schlaueres Gesicht!
„Danke übrigens auch dir, Martin, dass du beim Suchen mitgeholfen hast!“ Margrit zwinkerte nun auch Martin mit ihren wimpernlosen Augen dankbar an.
Der schaute einfach weg.
„Hat Martin ja gar nicht!“(Komma) erklärte George stattdessen mürrisch. „Er war nur unterwegs zur Grünkohlernte, kam uns zufällig in dem Moment entgegen, als uns auch die Zigeuner begegneten. Na, die haben ihm natürlich dringend davon abgeraten weiter in Richtung Kohlfelder zu fahren und so hat er uns nur aus dem Grunde begleitet, um erst einmal aus respektvoller Entfernung zu sehen, ob dort noch immer Hajeps herum spuken oder nicht! Siehst du, also kein Danke an den, verstanden? (kein Leerfeld)“
„Okay, okay ... he, Munk!“(Komma) rief Margrit verdutzt zu dem jämmerlich maunzenden Kater hinunter, der sich gerade an ihren Beinen rieb – ach, was fühlte sich das komisch an! „Man, wie schaust du denn plötzlich aus, du schrecklich nacktes Tier?“ Und sie streichelte ihm den kahlen Rücken. “Ach, du armer, armer Kleiner!“
Munk jammerte natürlich gleich noch viel lauter. Ach, er mochte es ja so gerne, wenn er bedauert wurde.
Gesine hatte zwar endlich Margrits Stimme wieder erkannt, konnte sich jedoch trotzdem nicht mehr dazu durchringen, vollends aus dem Jambuto zu klettern, um Margrit zu begrüßen. Irgendwie war sie wie gelähmt.
„Aber Gesine, das ist doch nur Margrit!“(Komma) erklärten George und Paul fast wie aus einem Munde und grinsten dabei möglichst mutmachend.
Gesine schluckte.
„Ha, ich hab`s endlich geschafft!“(Komma) jubelte Margrit wieder ganz begeistert und hielt dabei einen feinen Hautlappen für alle klar ersichtlich in die Höhe. „Dieser Pfropfen ist nun auch raus! Habt ihr gehört? Mein anderes Ohr ist jetzt auch frei! Juchhu! Oh, Mann! He, seht mal, seht doch mal, wiiiie ekelig so was aussieht, so `ne bleiche Haut mit Ohrenschmalz drin und so richtig mit Staub vollgedreckt ... bäh!“ Sie schnipste den kleinen Kringel mit angeekelter Miene von sich.
„D ... das ist wirklich Margrit? G ... ganz in echt jetzt?“ Gesine blieb immer noch wie angewurzelt hinter dem Steuer sitzen. “Oh Gott, wo sind denn ihre langen Haare geblieben? He, was ist denn nur mit der passiert?“
„Ja ... hm ... das frage ich mich eigentlich auch!“(Komma) hörte man plötzlich. Erkan. Dieser lugte mit einer keineswegs frischeren Gesichtsfarbe als Gesine hinter dem zweiten Jambuto hervor.
„Hallo Erkan!“(Komma) grüßte ihn Margrit freundlich, kaum dass sie ihn entdeckt hatte und zupfte sich dabei noch einen feinen Hautlappen von ihrer linken Augenbraue.
Im Gegensatz zu Gesine war Erkan aber in seiner Arglosigkeit bereits aus dem Wagen geklettert. „Hm ... tja ... äh ... hallo!“(Komma) schnaufte er hinter seinem Jambuto hervor.
Margrit winkte mit ihrer grauen, staubigen Hand, er winkte zu ihrer Enttäuschung nicht zurück. Im Gegenteil, jetzt wurde er zornig. „He, Martin, w ... was soll denn das jetzt alles?“(Komma) kam es über seine bebenden Lippen.
Der Angesprochene hob daraufhin recht provokativ die Schultern an. „Tja, ICH habe den beiden bereits gesagt, dass es ausgesprochen leichtsinnig ist, was sie da machen.“
„Lass das nicht zu, Martin! DAS nicht! (kein Leerfeld)“(Komma) fauchte Erkan deshalb wie eine Furie und sprang dann blitzartig zurück in den Wagen. „(kein Anführungszeichen)Drinnen kurbelte er hektisch die Scheibe herunter. „Eine richtige Schweinerei, das ganze!“(Komma) brüllte er vom Jambuto aus weiter zu ihnen herunter. “Als ob wir nicht wissen würden, dass die Hajeps schon oft Menschen oder Tiere entführt und mit irgendwelchen Seuchen infiziert haben, nur damit wieder irgendwelche sonderbaren Epidemien uns Menschen ausrotten!“
„He, Erkan, das ist doch überhaupt noch nicht erwiesen!“(Komma) brüllte George ebenso aufgeregt zurück.
Munk plärrte indes zu Erkan hinauf und zeigte dem dabei sein zahnloses Maul. Ach, ihm war kalt und er wollte endlich wieder in irgendeines dieser Autos.
„Iiihgitt!“(Komma) ächzte Erkan deshalb zu Munk hinunter, dann wendete er sich wieder George zu. „Ach du bist ja so ein Traumtänzer, George ... SOLCH ein Traumtänzer! He, das wird dir noch das Genick brechen! Aber nicht das meinige, George, das sage ich dir!“ Munk versuchte jetzt zu Erkan hinauf in den Jambuto zu klettern - aber er rutschte leider immer wieder hinab.
„Aber Erkan, so warte doch“, begann George von neuem, da er sah, dass Erkan die Scheibe hoch kurbeln wollte. „Das sind doch nur Verbrennungen!“ George nahm Munk einfach auf den Arm, weil dieser es tatsächlich mit einem gewaltigen Sprung bis auf den riesigen Vorderreifen hinauf geschafft hatte, nur um zu Erkan ins Fenster zu springen.
“Verdammt, George, jetzt spielst du dich schon als Arzt auf! Merkst du das nicht?“ Und dann kurbelte Erkan schnaufend und wild dabei mit dem Kopf schüttelnd die Scheibe [red] entgültig [/red] wieder hoch, da sich Munk inzwischen einfach aus Georges Arm geschlängelt hatte.
„Und was ist nun weiter Interessantes mit dieser Mieze!“(Komma) verlangte Martin zu wissen und beobachtete George dabei mit skeptischer Miene, wie der auf den Stock gestützt trotzdem die Katze wieder zu erhaschen versuchte.
„Es ist keine ´sie´ sondern ein ´er´ und dieser Kater häutet sich ebenso wie Margrit! Also ist er auch irgendwie mit ihren außerirdischen Waffen in Berührung gekommen.“
„Ja, armer Munk!“(Komma) krächzte Margrit deshalb sehr mitleidig. „Du häutest dich, nicht wahr?“ Und schon hatte sie den verärgert fauchenden Munk eingefangen. „Bleib lieber bei mir, Leidensgenosse!“ Und sie küsste Munk auf die dicke Nase.
„Ja und?“(Komma) fragte Martin missmutig. „Er könnte ja wohl auch die gleiche Krankheit wie Margrit haben. Was macht das schon. Damit haben wir noch lange keinen Beweis, dass die nicht ansteckend ist.“
„Munk hinterlässt aber überhaupt keinen leidenden Eindruck.(kein Punkt)!“(Komma) beharrte George und guckte dabei zu, wie sich der Kater nun auch Margrits zärtlichem Griffen zu entwinden suchte. „He, er scheint nicht einmal Schmerzen wegen seiner Verbrennungen zu haben. Diese Auswirkung ist zwar komisch, aber es sind ja schließlich auch außerirdische Waffen! Und wenn es denn eine Krankheit wäre, dann hätten Gesine und ich uns schon von ihm angesteckt. Sämtliche Bakterien dürften außerdem bereits in diesem Jambuto herum schwirren und ...“
„Also, das letzte Argument will ich noch gelten lassen“, unterbrach ihn Martin und seine braunen Augen funkelten dabei boshaft. „Alle, die bereits mit diesem Viech oder Margrit Kontakt hatten, klettern oder bleiben gefälligst in dem einen Jambuto und nur ich und Erkan“, dieser nickte ihm dabei hinter der Scheibe zu und hielt grinsend, in die Richtung von Paul und George weisend, den Daumen runter, “bleiben in dem anderen, okay? Was allerdings bedeutet, dass der liiiebe Paul zu euch rüberkommt. Aber wohin wollt ihr mit Margrit? Zu den Maden kommt die bestimmt nicht! Weder sie noch der Kater! Das steht schon mal fest!“
„Na, wir werden ja sehen, was hier fest steht und was nicht!“(Komma) knurrte George. „Ich werde die anderen befragen!“
„Okay, okay, mach, was du denkst!“ Martin zuckte [blue] mit den [/blue] (die) Schultern. „Fahr meinethalben zu uns, wirst schon sehen, was du davon hast!“
Wütend stieg Martin zu Erkan in den Jambuto, der ihm schließlich immer wieder tröstend auf die Schultern klopfte.
Margrit kam mit Munk nach hinten in den Laderaum, wo es sich auch George auf einer alten Kiste gemütlich gemacht hatte, da Paul es nun doch mit der Angst zu tun bekommen hatte und daher lieber vorne neben Gesine hatte sitzen wollen. Seine Jacke hatte er allerdings Margrit gelassen, weil er gemeint hatte, dass sie die Steine darin beruhigen dürften. Zwar begann Margrit, kaum dass die Schiebetür geschlossen worden war, erneut zu schreien, aber George und Munk gelang es schließlich, sie einigermaßen zu beruhigen.
Kaum dass die Jambutos in Gang gesetzt worden waren, schaute sich Margrit im Laderaum verwundert nach allen Seiten um. „Oh, George, der ist ja rappel-zappel voll?“(Komma) ächzte sie überrascht. “Was ist denn so alles in diesen Kisten drin, die ihr bis zur Decke gestapelt habt?“
„Och, alles Mögliche!“(Komma) erklärte George nicht ohne Stolz. „Hinten rechts in den zwei Kisten zum Beispiel befindet sich ausschließlich Spielzeug! Wollte Pommi haben, aber der hat uns gestern nicht mehr aufgemacht!“
„Kann ich sehr verstehen!“ Margrit verzog das Gesicht und schüttelte dabei symbolisch ihre Hand aus, als habe sie sich die verbrannt. „Nach dem(Komma) was deeer gestern durchgemacht hat, puh!(Anführungszeichen)
„Scheinst alles miterlebt zu haben?“(Komma) hakte er nach.
Sie nickte gleich mehrmals. “He, was ist denn das? Oh Gott!“ Margrit taumelte ungläubig zwei, drei Schritte vor den Beuteln zurück, welche sie links in einer Ecke des Jambutos entdeckt hatte, dann lachte sie laut auf vor Freude und Überraschung. Tränen liefen ihr gleichzeitig über das Gesicht. „ (kein Leerfeld)Nee, nee, das kann nicht sein, oder?“(Komma) versuchte sie sich zu bremsen und wischte sich mit dem Handrücken die Nase trocken.
„Doch, doch!“ Georges Augen schimmerten ebenfalls feucht, so sehr freute er sich mit Margrit. „Du siehst das ganz richtig! Dort stehen die Beutel, deine gefüllten Beutel, welche du dir gestern von Pommi erkämpft hast!“
„Das war ich nicht alleine. Owortep hat doch ... na, egal! Glaubst mir´s ja doch nicht!“ Margrit hielt sich schnaufend das Herz, da es vor lauter Freude schier zu zerspringen drohte. „He, jetzt kann ich DOCH meine Familie befreien! Und ... alles ist noch drin?“
„Alles!“(Komma) bestätigte George mit leuchtenden Augen.
„Das hatte ich längst aufgegeben! George, oh, oh Gott! Mann, mann .. endlich, endlich brauchen sie nicht mehr so zu leiden! Sie ... sie kommen frei! Noch heute(Komma) wenn es geht, ja?“
„Noch heute!“(Komma) bekräftigte er abermals.
„Versprochen?“
„Versprochen!“ Er hob die Hand wie zu einem Schwur.
„Und du ... du hast diese Beutel gefunden, George! (kein Leerfeld)“ Margrit fiel ihm wieder um den Hals. „Danke dir, du lieber, du guter, du ... allerbest ...“
Er löste jedoch ihre Arme ziemlich energisch sofort von seinen Schultern. „Nein, nein, da bedanke dich lieber bei Gesine! Ihren scharfen Augen ist es nämlich zu verdanken, dass die Säcke überhaupt entdeckt wurden. Und ... was noch viel wichtiger ist ... sie hat auch die Beutel fast alleine in den Jambuto geladen.“
„Diese zierliche Frau?“
Er nickte nun voller Stolz auf Gesine.
„Donnerwetter, welch eine Frau! Was für ein Mensch! Und alle schimpfen immer über sie! Ach, das bisschen Klauen!“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Na ja, sie klaut sich eigentlich immer ganz schön was zusammen!“(Komma) räumte George ziemlich leise ein.
„Hm, ja, meine Halskette fehlt mir allerdings auch schon seit einem ganzen Weilchen. Ach, das ist doch jetzt ganz egal. Oh Gott, hoffentlich werde ich mich eines Tages bei ihr revanchieren können!“
„Bestimmt, ganz bestimmt ... so oft, wie die immer in Schwierigkeiten kommt!“(Komma) fügte er nun ziemlich erschöpft hinzu.
Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen(Komma) kannte er sich damit wohl gut aus. Und dann entdeckte Margrit auch noch ihre Weste, welche Owortep gestern einfach über die Rückenlehne der Parkbank gehängt hatte.
„Oh Gott, meine Weste?“(Komma) jubelte sie. Das gute Stück lag nun über einer Kiste, die gefüllt war mit Steckrüben. Margrit lief zu diesen Kisten und dankbar nahm sie das einzige Kleidungsstück, was ihr noch von diesem turbulenten Abend geblieben war, an sich.
Wenig später war Margrit sogar in ein paar alte Lumpen neu eingekleidet, hatte den kahlen Kopf mit einem bunten Tuch nett verhüllt und trug ihre Weste. Eigentlich war sie total erschöpft und wie der Wagen so weiter heimwärts ruckelte, war es kein Wunder, dass sie - sitzend auf der langen Kiste und gemütlich an Georges Schulter gekuschelt, noch dazu mit dem schnurrenden Munk auf dem Schoß – auch bald einnickte.
Doch nach etwa einer halben Stunde wurde sie durch zwei feine Summtöne aus Pauls Jacke geweckt, die sie neben sich auf die Kiste gelegt hatte. Auch wenn Danox geteilt war, schien er doch ganz wie früher zu funktionieren und Margrit erneut vor irgendeinem herannahenden Unglück warnen zu wollen. Selbst Munk war davon erwacht und blickte verwirrt und mit zuckenden Ohren um sich. Beide horchten also in die Stille und George, der wohl auch gerade eingedruselt war, schaute ihnen verdutzt dabei zu.
"HAJEPS!"(Komma) kreischte Margrit schließlich und sprang wie der Blitz auf. Munk plumpste deswegen natürlich ziemlich unsanft von Margrits Schoß. Er lag auf dem Boden und war sehr empört darüber. Kaum wurde es draußen nur so ein kleines bisschen laut, handelten Zweibeiner völlig exstatisch. Er stand schließlich breitbeinig in dem wackeligen Jambuto, schüttelte sein nicht vorhandenes Fell und hielt [blue] er [/blue] (überflüssig) Ausschau nach einer etwas vernünftigeren Schlafstatt. War ja wirklich furchtbar mit diesen Zweibeinern, nie gaben sie ein anständiges Ruheplätzchen her! He, befand sich da nicht ein einladender Korb, sogar mit einem hübschen Deckchen darin, direkt neben der Tür? Hm ... hmmm! Er trabte, wenn auch ein wenig schwankend, natürlich sofort dort hin. Margrit begab sich – dabei nicht weniger taumelnd, jedoch heftig am ganzen Körper zitternd - ebenfalls zur Tür und wäre dabei fast über Munk gestolpert, der scharf gebremst hatte, da er das Körbchen erst einmal eingehend beschnüffeln wollte. Roch irgendwie nett nach etwas Essbarem, welches wohl unter der Decke eingepackt war, aber nach was? Munk setzte sich erst mal hin, dachte angestrengt darüber nach und nur seine nackte Schwanzspitze bewegte sich arbeitsam hin und her.
"Oh, oh Gott, was machen wir jetzt, George?“(Komma) jammerte Margrit und legte ihr Ohr an die Tür. „Sie haben die Suche nach mir anscheinend noch immer nicht aufgegeben!“ Sie wandte nun George ihr Gesicht zu und die Augen flackerten wild.
George lachte verwirrt. "Aber Margrit! Du bildest dir doch hoffentlich nicht ein, dass die ganze Hetzjagd der Hajeps nur wegen dir stattgefunden hatte?“
„Nicht NUR wegen[red] wir[/red] (mir) ... aber MICH wollen sie auch!“(Komma) keuchte sie, dabei komischerweise doch so ein bisschen stolz! „ Puh, warum sind sie denn immer noch hinter mir her?“(Komma) setzte sie darum noch etwas lauter hinzu.
George lachte nun ziemlich wild. „Ja, ich weiß“, gluckste er, „weil sie dich wieder einschäumen wollen!“
„Lach nicht so dämlich!“(Komma) knurrte sie richtig gekränkt. “Weiß auch nicht, was sich Owortep mit diesem komischen Schaum gedacht hat!“
„Du immer mit deinem Owortep, den gibt`s so wenig wie diesen ... diesen außerirdischen Schaum!“(Komma) fauchte er, nun richtig böse darüber geworden.
„Und ob es den gibt ... nein, lach doch nicht immer so! Oh, ooh Gott, jetzt sind sie an uns vorbei (kein Absatz)
gesaust!“(Komma) keuchte sie – nun doch ziemlich leichenblass im Gesicht geworden. “Gewiss wollen sie Martin von vorne stoppen und ...“
„Also Margrit, hör jetzt endlich damit auf, ja?“(Komma) zischelte George erbost.
Munk war indes immer noch nicht eingefallen, was eigentlich so gut in diesem Körbchen riechen konnte. Er war müde und hatte Hunger, darum sprang er beherzt gleich mit allen vier Pfoten in den Korb. Plopp! machte es unter ihm. ´EIER!´ durchfuhr es ihn beglückt. He, das eine von den mehr als dreien war wohl von seinem nicht gerade federleichten Körper zerdrückt worden. Nun ja! Er hob sein reichlich mit Eigelb und Eiweiß beschmutztes Hinterteil in die Höhe und begann, sich die Kehrseite laut schnurrend sauber zu lecken. Hmmm, hmmm, dieses Eichen war zwar nicht mehr ganz taufrisch, aber dennoch lecker!
„Ich werde dir mal was dazu sagen“, knurrte George indes Margrit weiter an, „wenn du deinen Tick mit den Hajeps, die nuuur hinter diiir her sein sollen(Komma) ständig,(kein Komma) so auswalzt dann ...“, erschrocken brach er ab, denn ein gewaltiger Ruck ging plötzlich durch den Jambuto. Margrit und George flogen dabei fast bis zum anderen Ende durch den Laderaum.
„Ganz ruhig bleiben, George!“(Komma) wisperte Margrit heftige keuchend George zu. „Damit wir weiter hören können, was draußen passiert und dann ...“, sie kämpfte mit den Tränen, “... müssen wir uns etwas Schlaues ... etwas ganz besonders Schlaues einfallen lassen!“
George nickte nur stumm, auch er hatte plötzlich einen Klos im Halse. Du meine Güte, konnte Margrit einem vielleicht bange machen!
Munk schaute ebenso verärgert drein. War das vielleicht ein Ruck gewesen! Nie konnten Menschen etwas Vernünftiges tun! Wirklich, er war deshalb sogar aus dem Körbchen geschleudert worden! Er fauchte, schüttelte wieder sein nicht vorhandenes Fell und dann sprang er einfach zurück in den Korb. Es machte abermals ´plopp´. Nun ja, war wohl das zweite Ei gewesen, hehe! Seine Mundwinkel schnellten hoch, da er wieder das Hinterteil anheben musste um – na ja, man konnte ihm wirklich nicht nachsagen, dass er etwa verfressen war, iiihwo! Er war nur sehr reinlich! – es gründlich abzulecken!
Margrit und George schauten sich verdutzt an, weil sie plötzlich ein ziemlich genüssliches Schmatzen aus dem Körbchen neben der Türe zu hören meinten, gefolgt von einem leisen(Komma) zufriedenen Rülpser.
 



 
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