Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 14

3,00 Stern(e) 1 Stimme

Doska

Mitglied
Kapitel 14

"Na und?" Eberhardt zuckte wieder teilnahmslos mit den Schultern. "Wir haben Krieg, soll sich doch jeder freuen, wenn er es nur kann! Erkan erzählt so lustig, da macht’s einfach mehr Spaß zuzuhören als einer jammervollen Gesine! He, hast du schon mitgekriegt, was dem alles passiert ist?“
„Nee, Eberhardt, weißt du, das interessiert mich jetzt einfach nicht!“ Sie warf ihr Haar nach hinten wendete sich um, weil sie gehen wollte.
„Oho, die heilige Margrit“, rief ihr Eberhardt trotzdem spöttisch hinterher. „He, he, hast du das gerade gehört?”
“Nein!“ murrte sie.
„Wow, manchmal bekam Erkan sogar drei von diesen ... diesen heißen Hajepas auf sein Zimmer geschickt!“
Margrit wendete sich nun ganz zu ihm herum. „Nanu? Wozu? Wozu brauchte denn Erkan drei Hajepas?“
Da lachten die meisten der Männer, die vor ihr standen und ihre Blicke wanderten jetzt ziemlich anzüglich über Margrits hübsche Figur.
Margrit wurde knallrot und sagte dann möglichst kühl: „Hab schon verstanden ... also wegen so was nur!“
„Das darfst du ruhig Sex nennen!“ grinste Eberhardt.
„Pah!“ Margrit wendete sich mit hoch erhobener Nase einfach auf dem Absatz um und sah zu, dass sie schnellstens von hier wegkam.
„Margrit ist nicht nur eine Heilige“, brüllte ihr Eberhardt dennoch hinterher, „sondern wohl auch noch Jungfrau!“
Da lachte fast der ganze Saal. Nur Erkan, der mitten in der Menge stand, konnte das nicht verstehen. Warum lachten denn alle diese junge Frau aus?“
Margrit war noch heißer im Gesicht geworden, denn ein allzu merkwürdiger Gedanke war ihr bei Eberhardts letzter Bemerkung gekommen – peinlich, peinlich! Konnte sie tatsächlich wieder Jungfrau geworden sein? Verdammt, sie beschloss bei nächster Gelegenheit nachzuschauen.
Paul sah, trotz der vielen breiten Schultern, die ihn umgaben, wie Margrit fortlief. Sie schien sehr unsicher, fast verzweifelt zu sein und so bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Schon hatte er sie eingeholt und fragte, wohin die denn wolle.
„Margrit“, sagte er schließlich, nachdem sie ihm alles ziemlich zornig erklärt hatte, “wann wirst du endlich aufhören, dich hier ständig als Gesines Mutter aufzuspielen.“ Er tätschelte ihr begütigend die Wange. „Du hast das doch nicht nötig, hast zwei kleine Kinder, die dich dringend brauchen, das genügt!“
„Und nun wirst du mir noch sagen, was ich zu tun und was ich zu lassen habe ... ja?“
„Das nicht, aber du machst dich damit nur lächerlich! Gesine braucht keinen Halt. Sie hat eine große Klappe, ist dreist und rücksichtslos und außerdem scheint sie bereits sehr zu wissen, was Sex ist und sie ist ..."
„... im Grunde ihrer Seele total verunsichert Paul! Sie war ein Straßenkind wie meine beiden Kleinen und nun musste sie seit über drei Monaten in Zarakuma vielleicht ´wer-weiß-was´ durchmachen!“
„Das war nicht ´wer-weiß-was´, wie du es nennst, sondern die Hajeps haben vor, eine neue Spezies entstehen zu lassen und ...“
„So was ähnliches haben wir uns ja leider bereits gedacht! Aber komisch ist das schon, weil ich bisher immer dachte, dass uns Hajeps verachten würden?“
„Anscheinend waren sie darüber wohl geteilter Meinung.“ Paul zuckte verwirrt mit den Schultern. “Wusstest du, dass die Hajeps auf ihren Eroberungszügen schon immer versucht haben sollen, von den Völkern fremder Planeten Erbsubstanzen in ihre eigene zu verpflanzen? Da sie aber fürchteten, die schlechten Charakterstrukturen der Menschen dabei versehendlich in die Gene des zukünftigen Volkes zu übernehmen, versuchten sie erst einmal nur Organe, Zellen und Gehirnteile von uns zu entnehmen und in ihre eigenen Körper zu verpflanzen. Tja, so hat`s uns Erkan jedenfalls gerade geschildert!“
„Och, was der so quatscht!“ Margrit machte eine wegwerfende Handbewegung. „War der nicht schon immer ein mächtiger Märchenerzähler?“
„Das schon, aber wie der das uns diesmal geschildert hat? Hört sich wirklich mächtig überzeugend an.“ Paul rubbelte dabei sehr nachdenklich an seiner Nase herum.
„Also, Erkan und Gesine wurden nur deswegen entführt, weil die Hajeps tatsächlich ... hm ... sozusagen ein Männlein und ein Weiblein zum ... äh ...“
„Vögeln, poppen, bummern und so weiter zu holen! Ja, du darfst das alles ruhig aussprechen Margrit. He, was ist nur plötzlich mit dir los?“
„Aber eigentlich ist das doch irgendwie eine reichlich primitive Maßnahme, um zu Erbmaterialien für ein neues Volk zu gelangen, findest du nicht?“
„Wohl doch noch immer die effektivste!“ Paul grinste. „Denn dumm scheinen mir Hajeps nicht gerade zu sein!“
„Aber Hajeps haben sicher doch noch ganz andere Möglichkeiten um ... ach, lass mich jetzt durch, ich will endlich zu Gesine." Sie schuppste Paul ziemlich unsanft zur Seite und begann noch schneller durch den langen Flur zu laufen. Paul jagte ihr nach einigem Zögern hinterher.
"He, Margrit!" brüllte er. "So warte doch", und fügte kleinlaut hinzu, "ich komm` ja mit!"
Wenig später entdeckte Paul seine Margrit, wie sie ganz offensichtlich bemüht war, Gesines neue Tür mit ihren Fäusten zu zertrümmern. "Gesine, mach mir auf!" hörte er sie mit ihrer dunklen Stimme rufen. "Ich bin`s doch nur ... zum Donnerwetter, die Margrit! Und es hat gar keinen Zweck, wenn du dich verbarrikadierst, hörst du? Keinen Zweck, damit löst sich überhaupt kein Problem! Hast du verstanden ... kein Problem!"
„Du meine Güte, lass die Tür ganz!" lachte Paul und hielt plötzlich von hinten Margrits Fäuste fest.
„Huch ... huuuuch Paul?" Margrit keuchte und hielt sich das Herz. „Hast du mich aber
erschreckt!“
„Entschuldige!" stammelte er betreten. „Das wollte ich eigentlich gar nicht. Aber seit wann bist du derart schreckhaft?"
„Ach, mir ist eben alles Mögliche und Unmögliche durch den Kopf gegangen, was die Hajeps mit Gesine angestellt haben könnten ... und da ..."
„Ja, ja, ich weiß du hast viel Phantasie, ein bisschen zu viel davon würde ich glatt sagen."
„Schließlich muss ich wissen, was Owor ... äh ...die Hajeps mit ihr gemacht hat ... äh ... haben, meine ich natürlich! "
„Ach, und warum musst du das unbedingt so genau wissen?" hakte er nach, schob Margrit dabei einfach von der Tür weg und baute sich selbst davor breitbeinig auf, damit Margrit nicht mehr dagegen hämmern konnte.
„Naaaa ... damit ich ihr helfen kann, natürlich. Gehst du mal zu Seite?"
„Natürlich, damit du ihr helfen kannst!“ wiederholte er näselnd und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen dir Tür. „Darf man fragen, wie du das anstellen willst?“ Er hüstelte belustigt. „Denn wenn er tatsächlich über sie ... na ja ... `rübergehuscht´ sein sollte, wirst du das wohl kaum wieder rückgängig machen können ... oder?“
Margrit zeigte ihm nun doch ein ziemlich verdutztes Gesicht.
„Warum muss eigentlich immer Owor ... hm ... Oworlotep für alle möglichen und unmöglichen Schandtaten zuständig sein, Margrit? Ich habe so den Eindruck, dass du es fast willst! Selbst Julchen und Tobias kennen inzwischen seinen Namen. Haben mir den mit großen, erschrockenen Augen erst neulich verraten! ´Owi´ hat mir Julchen heute wieder zugeflüstert. Findest du das gut? Ich warne dich, solche Wünsche können zu einer fixen Idee werden!“
„Also, nun hört doch alles auf!“ zischelte Margrit. „Warum sollte ich mir denn wünschen, dass Oworlotep SCHLECHT ist?"
„Weiß nicht!“ Paul schaute nun auch so traurig drein wie Margrit. „Vielleicht, damit du dir einreden kannst, dass es gut gewesen ist, dass du den Auftrag Günther Arendts, für uns nach Zarakuma zu gehen, schon wieder abgelehnt hast?“
Margrit wurde bei diesen Worten doch so ein bisschen blass um ihre Nase herum. Ihre Lippen zuckten, aber sie brachte keinen Ton hervor. „Willst du das denn auch haben?“ fragte sie sehr leise und ängstlich. “Dass ich mich für euch opfere und nach Zarakuma gehe?“
„Nein! Natürlich nicht!“ knurrte er verdrießlich. „Und ich glaube, der Günther meint das wohl auch eher so als Scherz! Ist schon ´n komischer Kauz!“ Paul verzog das Gesicht. „Aber dich scheint dieses Thema irgendwie zu belasten!“
„Unsinn! Denke überhaupt nicht daran!“ erwiderte sie nach einer kurzen Pause, schob ihn brüsk zur Seite und lehnte dann ihr Ohr gegen die Tür.
„Komisch, da ist aber auch rein gar nichts zu hören!“ ächzte sie beunruhigt.
„Na, wahrscheinlich schläft sie inzwischen ganz selig!“ bemerkte er. „He, he, das wäre wohl das Schärfste, wo wir uns hier solch einen Kopf über sie machen!“
„Ach Quatsch, Gesine antwortet und nur nicht, weil ... hm, sag mal“, fragte Margrit plötzlich und wendete ihr Gesicht wieder Paul zu, „hat das ... äh ... Experiment mit Erkan und ...“ sie schluckte, ehe sie weitersprechen konnte, „... Gesine denn geklappt?“
„Weiß nicht! Du hast mich ja nicht weiter zuhören lassen!“ mokierte er sich seufzend.
„Gesine ... he?“ Margrit legte wieder ihr Ohr an die Tür. „War ja nur so `ne Frage!“ erklärte sie ziemlich kleinlaut und so ganz nebenbei. „Gesine ... also nun sag doch mal endlich was ... bitte!“
„Weißt du was, die ist überhaupt nicht mehr in ihrem Zimmer!“ entfuhr es Paul aus einer inneren Eingebung heraus. “Hat hinter sich abgeschlossen und sitzt längst wieder bei den anderen im großen Salon!“
„M .. meinst du? Mensch, du kannst einen aber echt verunsichern! Ach, komm du willst ja nur in Wahrheit wieder zurück, weil du Angst hast, das meiste“, Margrit machte dabei kleine, boshafte Augen, “von Erkans schwei¬nischen Sexgeschichten zu versäumen, richtig?“
„Ach, und sich dann über Menschen aufregen, die anscheinend nur Schlechtes über andere denken!“ mokierte sich Paul grinsend, aber Margrit war geistig wohl schon wieder mit Gesine beschäftigt, denn sie starrte jetzt sehr konzentriert die Tür an.
„Aber, vielleicht ist es ja auch nur so still dahinter, weil sich Gesine etwas an ... äh ... getan hat? Du lieber Himmel, was machen wir dann?“ kreischte Margrit plötzlich erschrocken los und Paul seufzte deshalb abermals.
„Okay“, knurrte er, da er wieder mal Tränen in Margrits Augen schimmern sah, „ich werde jetzt einfach diese ziemlich liederlich Tür rammen!“ erklärte er, nahm dabei auch schon einen gewaltigen Anlauf, warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen, kam mit dem Ellenbogen dabei gegen die Klinge, drückte die runter und die Tür sprang überraschenderweise auf. Der Schwung war dermaßen groß, dass Paul, sich dabei um sich selbst drehend, nicht nur in Gesines Zimmer hineinwirbelte, er stolperte auch über einen kleinen Hocker, der im Wege war und kam schließlich direkt neben Gesine zu Fall, die völlig verheult bäuchlings auf ihrer Matratze lag.
„Nanu?“ ächzte Gesine erschrocken. Sie hatte die verquollenen Augen weit aufgerissen, blickte über ihre Schulter hinweg, denn sie erkannte Margrit nicht wieder.
„Och, das ist nur Margrit!“ schnaufte Paul und kam leise ächzend erst einmal nur mit dem Kopf hoch. Hatte er sich bei diesem schlimmen Sturz auch nichts gebrochen? Alles tat ihm weh! „Die ist jetzt verjüngt!“ Paul ließ den Kopf wieder nach hinten fallen, leider zu abrupt, denn der Boden war recht hart. Er betrachtete den anschließend richtig verärgert.
„Verjüngt?“ echote Gesine ungläubig und setzte sich auf, dabei putzte sie ihre rote Nase mit einem großen Tuch. „He, wie soll denn so was Verrücktes passiert sein?“ Sie trompetet in das Tuch. “Nee, nee, anschmieren lass ich mich von euch nicht! Also, heraus mit der Sprache, wer bist du wirklich?“
„Ich bin ...“, begann Margrit.
„Aber irgendwie kommst du mir jetzt doch vertraut vor!“ Gesine verstaute das Tuch unter der Matratze und starrte dabei Margrit unentwegt an.
„Na, ich bin ja auch ...“, begann Margrit von neuem.
„He, du bist Margrits kleine Schwester und daher auch so `ne ähnliche Stimme, richtig?“
Paul lag immer noch auf dem Boden, schmerzerfüllt keuchend. Er verschränkte dabei allerdings die Arme im Nacken, damit sein Kopf weicher lag. Na, da war er ja mal gespannt, wie Margrit als Psychologin mit solch einer komischen Situation klar kommen wollte.
„Äh, ich bin eigentlich ...“
„Und wie alt bist du?“ fragte jetzt Gesine neugierig. “Nein, lass mich raten … mindestens zwei Jahre jünger als ich, stimmts?“
„Na ... hm ... sagen wir mal so zweiundzwanzig?“ erklärte Margrit und klimperte ein wenig hektisch dazu mit ihren Augendeckeln.
„Nein! So alt schon?“ rief Gesine fassungslos. „Das hätt` ich nun wirklich nicht gedacht! Aber egal! Mach´s dir hier ruhig gemütlich!“ Gesine wies mit einer einlandenden Handbewegung neben sich und Margrit nahm, wenn auch etwas zögerlich, auf der Matratze Platz.
„Dazu muss ich dir sagen, dass ich mich mit der Margrit ... also, mit dieser alten Schachtel überhaupt nie richtig gut verstanden habe!“
„A-ach?“ ächzte Margrit erstaunt und Paul kicherte.
„Na ja, war eben viel zu besserwisserisch! Darum hatte ich mich auch erst hier eingeschlossen, weil ich wusste, dass genau diiie ganz bestimmt wieder angewetzt kommen wird, aber als ich auch Paul hörte, habe ich doch aufgeschlossen!“ Gesine warf dabei einen flüchtigen Blick nach Paul, der gerade vorsichtig sein Bein bewegte, um zu überprüfen, ob es wohl gebrochen war, denn es hatte darin ziemlich heftig gepiekt. Er stöhnte herzzerreißend dabei.
„Aber komisch, ihr habt beide so lebhaft miteinander gequatscht, da hat das mit dem Aufschließen wohl keiner von euch bemerkt hat!“ stellte Gesine verwundert fest und nicht nur Margrit, auch Paul machte deshalb ein verdutztes Gesicht.
„Und was wolltet ihr nun hier bei mir?“
„Och, wir haben uns nur ein bisschen gewundert“, erklärte Margrit jetzt leicht hin, „dass du sofort auf dein Zimmer verschwunden bist, ohne auch nur irgendjemanden von zu begrüßen! Denn Erkan ...“
„Ja, Erkan!“ fauchte Gesine jetzt wütend und verzweifelt. „Der hat gut reden, hat ja auch nicht all das durchmachen müssen, was ich ... ach ... aaach ...“ Gesine nahm plötzlich das kleine Strohkissen von der Matratze und wieder erfasste sie ein heftiger Weinkrampf.
„Hm, weißt du“, sagte Margrit jetzt völlig hirnrissig, aber irgendwie aus einer inneren Eingebung heraus, „ich kann die Margrit auch nicht leiden!“
„Du auch nicht?“ Gesines Kopf fuhr überrascht wieder hoch. „Und George hält immer sooo große Stücke von der!“
„Findest du?“ ächzte Margrit erstaunt, wurde jedoch doch ein kleines bisschen rot.
„He, aber die Margrit ist ja inzwischen nicht die Einzige, auf die George steht!“ verriet Gesine weiter.
„Hat der denn jetzt noch eine?“
„Klar, die komische Hajepa von neulich zum Beispiel ... da kriegt er immer ganz glänzende Augen, wenn er von der redet.“
„Verstehe, auch so `ne Tussi!“
„Richtig, der steht nämlich nuur auf Tussis! Aber, ich brauch` den George nicht! Nö ... niie mehr! Weil, ich hatte jetzt ganz viel Sex!“ Und schon warf sich Gesine wieder bäuchlings auf ihre Matratze und schluchzte zum Gotterbarmen weiterhin in ihr Kissen hinein. “Aaach, ihr glaubt ja gar nicht, was ich so alles in Zarakuma durchge¬macht habe!“ tönte es ziemlich undeutlich aus dem Kissen hervor.
Margrit war zutiefst entsetzt. „Tja, was kann man da am besten machen?“ fragte sich Margrit deshalb selber laut.
,,Na, vielleicht mein Bein schienen?“ schlug Paul jetzt sehr nachdenklich vor.
„He, du ... was genau ist dir denn eigentlich passiert?“ fragte Margrit klopfte Gesine dabei auf die Schulter.
„Komm sag es mir ruhig, vielleicht fühlst du dich dann besser!“
„Na, das weißt du doch“, erklärte Paul, weiter tief in Gedanken. „Ich bin hingefallen und da ...“
„Ach, manchmal muss man eben im Leben eben Schweres durchstehen!“ Margrit legte Gesine nun beruhigend gleich beide Hände auf die zuckenden Schultern.
Gesine nickte und Paul sagte, während er sich mit schmerzverzerrter Miene mühte wieder aufzurichten: „Na ja, es ist ja wohl doch noch mal gut gegangen!“
„He, wie kann ich dir nur helfen?" erkundigte sich Margrit weiterhin völlig ratlos. „Vielleicht sollten wir doch lieber unseren Arzt, den Detlef holen.“ wisperte Margrit Gesine ins Ohr. “Soll der kommen?“
„Das ist nett.“ Paul rieb sich, inzwischen wieder fest auf den Beinen stehend, sehr vorsichtig sein rückwärtiges Körperteil. „Aber wird wohl nicht nötig sein ... nein, nein!“ wehrte er bescheiden ab. „Gebrochen ist dort hinten ebenfalls nichts!“
„Paul“, schnaufte jetzt Margrit wütend, „ich meine doch nicht dich sondern Gesine! Kannst du dir das nicht denken?"
„D .. denken?“ Er schaute verdutzt, dann so ein bisschen eifersüchtig drein, schließlich brach er in schrilles Lachen aus.
„Paul, du hast wirklich kein Gefühl! Sie hat einen schweren Schock durch dieses Erlebnis.“
„Ach, und woher weißt du, dass sie wirklich so sehr geschockt ist? Erkan ist zum Beispiel sogar sehr zufrieden damit gewesen!“
“Ja, der Erkan!“ schluchzte Gesine wieder verzweifelt, bohrte ihr Gesicht noch tiefer ins Kissen und die Schultern zuckten sogar noch wilder als bisher.
„Also Paul!“ schimpfte Margrit. „Jetzt sieh dir doch mal an, was du mit der Erwähnung seines Namens schon wieder angerichtet hast! Himmel, du merkst aber auch gar nichts!“
„He, was sollte ich denn merken?“
Margrit beugte sich vor und wisperte Paul zu: „Es sieht alles danach aus, dass sie tatsächlich mehrmals ... verge ... na ... waltigt worden ist.“
„Ach“, entfuhr es Paul skeptisch, „und woran siehst du das?“
„Waren es mehrere Männer ... oder nur einer?“ fragte Margrit Gesine möglichst beiläufig.
Gesine schnäuzte lautstark wieder in ihr großes, tränendurchtränktes Taschentuch. „Nein, ich glaube ... äh ... hm .... also ...“
„Mein Gott!“ bemerkte Paul fassungslos. „Weiß sie noch nicht einmal genau, wie viele Kerle es waren?“
„Ganz gleich, wie viele es waren und was sie mit dir taten“, bemerkte Margrit jetzt mit fester, ruhiger Stimme, „denke immer daran, dass sie unwissend waren, weil sie durch das Leben verroht worden sind!“
„Unwissend“, säuselte Paul mit affektierter Stimme. „Wie niedlich! Ach, diese süßen, kleinen Rohlinge, die!"
„Aber ... es war nur einer!“ keuchte jetzt Gesine.
„Das ist schon etwas besser, trotzdem .... gaaaanz ruhig bleiben!“ wisperte Margrit. „Auch eine Vergewaltigung kann man ohne schlimme Schäden überleben, wenn man sich anschließend vernünftig verhält.“
„He, hat es nicht eben geklopft?“ krächzte Gesine und richtete sich wieder auf. „Komm rein, ist offen!“ sagte sie fast im gleichen Atemzug.
Sofort erschien Georges Kopf hinter der halbgeöffneten Tür. Er nickte freundlich sowohl Margrit als auch Paul erst einmal zu und dann musterte er sehr aufmerksam Gesine, der dabei eine leichte Röte ins Gesicht stieg. „Hallo, Gesine, störe ich?“
„Nein, nur so ein bisschen!“ erwiderte sie und die Röte in ihrem Gesicht vertiefte sich noch mehr.
„Na, so lange es nur ein bisschen ist ...“ George lief mit ausgebreiteten Armen auf Gesine zu.
„Herzlich willkommen daheim!“ brummelte er, drückte dabei das Mädchen zärtlich an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Willst du nicht mit uns kommen und dich wie Erkan feiern lassen?“
„Erk ...?“ächzte Gesine und machte sich zornig von George frei. „Nein, ich komme nicht mit!“
„George, du darfst diesen Namen nicht erwähnen ...“, raunte ihm Margrit ziemlich aufgeregt zu.
„... denn sonst kriegt Gesine Weinkrämpfe!“ fügte Paul in recht affektierter Tonlage noch hinzu. “Hier ist nämlich gerade eine Psychologin am Werk!“ Und dann kicherte Paul leise quietschend in sich hinein.
„Was, du bist auch Psychologin, wie deine Schwester?“ Gesine warf Margrit einen verdutzten Blick zu.
„Ach, dann will ich nicht weiter stören!“ erwiderte George zu Pauls Überraschung ziemlich ernst. „Komm Paul, gehen wir doch einfach! Gesine kann ja nachkommen, wenn äh ... die Sache geklärt ist!“ George grinste Gesine dabei nochmals freundlich zu und lief wieder Richtung Tür.
Paul kam ihm kopfschüttelnd und noch immer ein bisschen in sich hineinglucksend hinterher geschlendert. Dabei schien ihm plötzlich etwas ganz anderes eingefallen zu sein, denn er blieb stehen und fragte George mit einem Male neugierig: „Stimmt das wirklich mit dem fürchterlichen Genfehler, den die Hajeps haben sollen?“
„Scheint so!“ erwiderte George und wendete sich nach ihm um. „Aber denke nicht, dass die Erde nur deswegen erobert worden ist, weil Hajeps wieder mal versucht haben, mit den Genen eines fremden Volkes zu züchten. ´Hajeptoan´ ist überbevölkert, ebenso deren Nachbarplanet ´Jisk´ und es gibt nur wenige Planeten, die so günstige Lebensbesingungen aufweisen wie unsere Erde!“
„Oho! Dann sieht`s ja wohl immer noch nicht bestens für uns aus!“
„Es ist noch nie bestens gewesen, Paul!“
Und dann waren sie auch schon zur Tür hinaus.
„Und nur wegen diesem dämlichen Genfehler ...“, begann Gesine, musste aber abbrechen, weil ihr schon wieder die Tränen gekommen waren, “... musste ich das alles durchmachen!“
„Hat es denn sehr weh getan?“ erkundigte sich Margrit mitleidig.
„Eigentlich nicht ... na ja ... vielleicht ihm?“ Gesine wischte sich dabei sehr nachdenklich die Nase trocken.
„Äh ... was sagtest du doch gleich?“ hakte Margrit etwas irritiert nach.
„Na, hast du doch gehört! Ihm könnte die Vergewaltigung vielleicht doch etwas weh getan haben ... na ja, ich hab mich ja auch auf ihn gestürzt wie ein Tier!“ Gesine machte ein schuldbewusstes Gesicht und dann trompetete sie wieder in das riesige Tuch. „Aber er hat ja auch einen solch süßen Körper, sage ich dir und dann diese Augen ... aaach!“ schniefte Gesine. „Ich werden ihn nie vergessen ... niiie!“ hörten Margrits überraschte Ohren, unauffällig stocherte sie deshalb in beiden herum. Hatte sie plötzlich einen Hörschaden? Sie holte tief Atem. „Hattest du eben etwa von einem Hajep geschwärmt?“
„Ja klar, von was sonst? Weißt du, Erk ... na ja, der ... und ich wurden erst einmal gründlich von Howanen, das sind Ärzte, untersucht. Und dann bekam er verschiedene Partnerinnen und ich verschiedene Partner zugeführt. Sie stammten übrigens alle aus der Kaste der Kutmats. Es ist die aller unterste Kaste der Hajeps und ...“
„Die Hajeps haben also wirklich ein Kastensystem, wie George schon immer vermutet hatte?“
„Ja, ein sehr strenges sogar. Kutmats heißt übrigens wirklich ´Schmutz´. Es sind ´wertlose´ Männer und Frauen dieses Volkes, aber niemand wird in irgendeine Kaste hineingeboren, sondern nur immer weiter nach unten sortiert, je schlechter er im Laufe seines Lebens funktioniert.“
„Aber umgekehrt geht es dann wohl auch?“
„Du meinst, wenn einer gute Fähigkeiten entwickelt, dass er dann aufsteigt? Schwer! Wenn er ganz unten war, hat er einen schlechten Ruf. Darum bringen sich auch viele Hajeps um, ehe sie so tief hinabsinken!“
„Puh, das alles hätt` ich nicht gedacht. Hm, komisch, aber warum wurden euch dann gerade aus solch einer Kaste Partner zugeführt?“
„Es ging erst einmal darum, ob sich Menschen mit Hajeps überhaupt paaren und weitervermehren können!“
„Ach, sowohl ihr als auch diese armseligen Hajeps solltet also erst einmal getestet werden.“
„Genau, natürlich haben die Howane dabei auch versucht uns zu klonen, unsere Genstränge mit den Genen der Hajeps in Retorten zu verbinden und so weiter, all solch ganz verrückten Sachen.“ Gesine zuckte mit den Schultern. „Ich hab` von solchen Dingen keine Ahnung, aber sie haben dabei unglaublich viel mit uns in den Laboren angestellt. Doch mit diesen komischen Hajeps ins Bett wollte ich nicht. Ich hab` so lange herumgeheult, bis meine Weigerung dem Oten zugetragen wurde.“
„Sagtest du Oten?“
„Ja, wieso?“
„Hmm ... hmmm ... hat er noch einen anderen Namen?“
„Ja, Agol! Er stammt übrigens aus der allerhöchsten Kaste, der ´Jastra´, und der fand Stress beim Sex für die Vermehrung nicht gut und so durfte ich wählen. Ich bestellte diesen süßen Soldaten ...“
„Also einen Jimaro!“
„Richtig, einen Jimaro, den man zu meiner Bewachung abkommandiert hatte, auf mein Zimmer, der darüber natürlich völlig perplex war ... na ja, und dann kam die Sache mit der Vergewaltigung.“ Gesine grinste schon wieder verstohlen. „Na ja, sonst hätt`s doch mit uns Zweien nicht geklappt! Denn du glaubst ja gar nicht, wiiiie schüchtern Hajeps in Wahrheit sind!“
„Äh, was sagtest du doch gleich?“
„Schüchtern, sagte ich! Mann, du hörst irgendwie nicht gut, was? He he, und hinterher, da hat er natürlich richtig gewollt!“ Gesine, warf sich dabei das Haar in den Nacken und kicherte. „Tu pisst wonderschon!“ hat er immer wieder zu mir gesagt.“ Ihre Augen bekamen dabei einen verträumten Blick. „Ja, du wirst dich vielleicht wundern, aber das war das erste Mal, dass ein Mann so was zu mir gesagt hat. Mein ganzes Leben lang war ich doch hier für alle nur das lästige, nervige, kleine Ding. Und dann meinte er noch eines! Ach“, schluchzte sie, „es klingt so verrückt, so unglaublich. Aber er sagte doch allen ernstes in seinem gebrochenen Deutsch: ´Bine mirr zischerr, dasse du pisst einer gutter Lumanti!´“ Gesine atmete tief durch und ihre Augen glänzten schon wieder selig. „He, guter Mensch hat er zu mir gesagt. Stell dir das mal vor, ausgerechnet mir, zu der sagt der so was! Wo ich doch immer diejenige war, die ... na ja, jedem mal hier und dort so ein bisschen was ... hm ... stibitzt hat!“
„Ja, immer nur so ein bisschen!“ knurrte Margrit verärgert und musterte dabei ihre Kette, die Gesine gerade um den Hals hatte.
„Tja, und da wurde ich zum ersten Male ehrlich und gestand ihm ...“
„Dem Hajep?“
„Wem sonst? Dass ich eine diebische Elster wäre!“
„Und was sagte nun der Hajep dazu?“
„Er wüsste zwar nicht, was eine Elster wäre, aber das mit dem diebisch kenne er!“
„Nein!“ Margrit schüttelte verdutzt den Kopf.
„Doch, doch, er zählte mir danach auf, was er sich so alles im Laufe seines Lebens zusammen ... na ja ... geklaut hätte ... oh, es war eine lange Liste!“ Gesine kicherte und es kamen ihr dabei erneut die Tränen. „Ich erklärte ihm danach, dass ich keine Eltern gehabt hätte, woraufhin er mir wiederum sehr aufgeregt verriet, dass er zwar nicht wisse, was genau Eltern eigentlich wären, aber er könne sich nicht zurück entsinnen, so etwas komisches je besessen zu haben.“
„Ach?“ rief Margrit verdutzt.
„Und dann erzählte ich ihm, was ich als Kind alles durchgemacht hätte und so verriet er mir auch, was er so alles erlebt hätte. Weißt du, ich bin ja nun schon wirklich so einiges gewöhnt, aber da standen mir doch die Haare zu Berge.“ Gesine musste inne halten, so sehr regte sie das alles noch immer auf. „Seltsamerweise weinte er, während er mir das alles berichtete, nicht. Es schien sogar so, als wäre ihm dabei eine Maske über das Gesicht gefallen, und seine Stimme klang ebenso ausdruckslos. Ich nahm ihn schließlich in die Arme und ... na ja ...“, Gesine wurde nun knallrot im Gesicht, „... und dann passierte es eben noch mal!“
„D ... das mit dem Vergewaltigen?“
„Ja ... hm ... ich glaube wir vergewaltigten uns alle beide!“
„Gesine, das ist keine Vergewaltigung!“ schnaufte Margrit jetzt verärgert.
„Ach so? Na, macht ja nichts!“
„Man kann also zusammenfassend sagen, dass dir dieser außerirdische Typ irgendwie zugesagt hat.“
„Nicht irgendwie ... seeehr! Er heißt übrigens Munjafkurin!“
„Oh Gott, doch nicht etwa dieser verspielte Typ, der damals nach mir ... äh ... nach Margrit gesucht hatte?“
„Richtig, genau der!“
„Ihr habt euch aber darüber nicht mehr unterhalten?“
„Doch, doch, natürlich, gerade darüber!“
„Oh Gott!“
„Nein, keine Angst, deeer verrät deine Schwester bestimmt nicht!“ erklärte Gesine mit dem leuchtenden Glanz der Zuversicht in den Augen.
„Puh, aber Munjafkurin kann dir doch auch den diebischen Hajep mit der schlechten Kindheit nur vorgespielt haben, um dich auszuhorchen.“ Margrit schaute nachdenklich zu Boden. „Aber er könnte auch bereits damals so leicht ablenkbar durch mein .. äh ... Margrits Spielzeug gewesen sein, weil er im Grunde genommen überhaupt nicht daran interessiert war, einen Flüchtling zu finden.“
„So ist es!“ gestand Gesine mit heiserer, aber fester Stimme. „Munjafkurin hat mir nämlich erzählt, dass er niemals ernsthaft bemüht ist, Entflohene des hajeptischen Systems wiederzufinden. Aber in einem hast du Recht: Er ist tatsächlich extrem verspielt, wie fast alle Hajeps und hat bereits eine kleine Sammlung unterschiedlichster Gegenstände in einer kleinen Kammer neben seinem Zimmer aufbewahrt, die er sich so nach und nach zusammengeraubt hatte. Er hat mir alles gezeigt, war davon so begeistert wie ein kleines Kind.“
„Verrücktes Volk!“ entfuhr es Margrit. „Sie sind so seltsam wie sie aussehen!“
„Sie sind nicht seltsam!“ fauchte Gesine aufgebracht. „Dieses Volk ist sehr intelligent und der scharfe Verstand spiegelt sich im Ausdruck ihrer Gesichter wieder. Sie haben wache Augen, empfindsame Lippen und wunderschöne Körper. He, ich finde sie überhaupt nicht hässlich. Ihr Anblick ist für uns Menschen zwar zunächst ungewohnt, doch dann, wenn du für ein Weilchen mit ihnen zusammen bist, dann bist du von ihnen begeistert! Ja, dann möchtest du am liebsten so sein wie sie!“ Gesine brach ab und seufzte sehnsüchtig.
„Ach, so ein Unsinn!“ zischelte Margrit aufgeregt. „Du hast dich doch hoffentlich nicht in Munjafkurin ... äh ...“
„Doch, doch, habe ich ... und das ist ja das Schlimme, weswegen ich hier die ganze Zeit herumheule. Weiß du, ich hab` mich ja schon früher immer so schnell in Jungs verschossen! Und zuletzt hab` ich sogar ganz stark auf George gestanden, aber der wollte ja nicht wirklich! Schüttele nicht so den Kopf, das stimmt. Und bei Munjafkurin, da ist alles ganz anders!“ Sie schluchzte schon wieder laut auf. „Ich weiß, verknallen ist was ganz Dämliches ... echt kitschig! Is` mir aber halt passiert. War`n Fehler, stimmt, aber ehrlich“, sie hob beschwörend die Hand, „ansonsten hatte es mich noch nie dermaßen doll erwischt ... echt nicht! Oh Gott, und es ist ein so irres Gefühl!“ Gesine schlug voller Begeisterung die Hände zusammen. „Und nun kommt noch das Schärfste! Nachdem ich Munjafkurin auch das gestanden hatte, meinte er, dass er zwar wisse, was verknallen ist“, Gesine gluckste dabei wieder in sich hinein, „aber dass ich wohl etwas anderes meinen würde als das, was man so alles mit Munition machen kann, denn auch er spüre ein völlig neues, fremdartiges Gefühl. Er habe dabei sogar den Eindruck, ohne mein liebes Lächeln künftig nicht mehr leben zu können ... ja, liebes Lächeln hat er gesagt!“ schniefte sie. „Ich weiß, es ist nicht zu fassen, dass ausgerechnet mich jemand liebt!“ Sie lachte und biss, weil sie Margrits seltsa¬men Blick bemerkte, jetzt einfach in ihr Taschentuch, um sich nicht nochmals so übertrieben und ungebührlich zu benehmen.
Margrit starrte Gesine trotzdem noch immer völlig perplex mit offenem Munde an.
„Aber weshalb hast du dann vorhin so getobt und geweint, wo überhaupt nichts Schlimmes passiert ist? Liebe ist doch kein Grund zum Schluchzen?“
„Wenn man aber unglücklich verliebt ist?“ Gesine zerknüllte das Taschentuch und stopfte es wieder unter die Matratze.
„Unglücklich?“ krächzte Margrit. „Das musst du mir wohl genauer erklären.“
„Na ja, für drei Monate waren wir beide sogar sehr glücklich, Munjafkurin und ich. Ja, ich durfte immer denselben Partner behalten, obwohl die Howane das nicht gerne sahen und mit Erkan daher viel zufriedener waren als mit mir. Erkan hat sich übrigens in dieser Zeit mir gegenüber aufgesprochen zickig verhalten, denn er versuchte mich fast jeden Tag auf`s neue zum Partnerwechsel zu überreden und hetzte auf diese Weise die Howane immer wieder gegen mich auf. Aber dann hieß es plötzlich, das ganze Projekt wäre gescheitert, alles hätte keinen Zweck gehabt. Nicht nur Munjafkurin wäre trotz der Hormonzufuhr, die wir jeden Morgen bekamen, Menschen gegenüber steril, auch ich wäre unfruchtbar! Doch man werde nicht aufgeben und sich weitere Menschen nach Zarakuma holen. Doch die zur Zucht ausgesuchten Hajeps und Hajepas dürfen künftig einen Menschenpartner nie länger als drei Nächte bei sich haben, weil sich längere Zeit nicht lohnen würde. Das wurde plötzlich so beschlossen und bedeutete für Erkan und mich, dass wir umgehend Zarakuma zu verlassen hatten und dass Munjafkurin und ich uns nie ... niiie mehr wieder sehen dürfen!“ Gesine brach wieder in lautes Schluchzen aus und Margrit nahm sie deshalb tröstend in die Arme.
„Ach, das ist also der Grund?“ sagte sie traurig und sehr mitleidig.
Gesine nickte und heulte noch lauter und Margrit weinte schließlich sogar dabei mit. „Du arme Maus!“ schniefte sie und streichelte Gesine übers Haar. “He, was kann man da am besten machen?“
“Ja, das hat Margrit auch immer zu mir gesagt!“ schluchzte Gesine als Erwiderung. “Soll ich dir vielleicht mal mein Taschentuch für deine Nase borgen?“
„Geht schon so!“ Margrit wischte mit dem Handrücken darüber. “Aber ... könnten nicht du und Munjafkurin euch auch mal heimlich treffen?“ schlug Margrit jetzt ganz einfach vor.
„Geht nicht, heimliche Treffen werden nämlich mit äußerst brutalen Strafen geahndet!“
„Was?“ Margrit blickte Gesine nun richtig entrüstet an. „Welch ein grausames System!“
„Das sagt Munjafkurin auch immer!“ Gesine wischte sich noch eine Träne von ihrer Wange und dann betrachtete sie die zwei merkwürdig geformten steinernen Stückchen, welche sie zu Margrits Überraschung plötzlich in der Hand hielt. „He, was sind denn das für ulkige Dinger?“ murmelte Gesine und drehte und wendete dabei die Stücken nach allen Seiten. „Und was für ein irres Muster da drauf ist?“
„He, Gesine, hast du die mir etwa eben gemopst?“ Margrit klopfte sich dabei hastig ab, denn sie glaubte nicht recht gesehen zu haben. „Na klar hast du das!“ fauchte sie jetzt fassungslos.
Gesine zeigte sich unbeeindruckt, packte die beiden Teile so zusammen als wären sie wieder ein Einziges.
„Eine komische Schrift ist das ja“, schwatzte Gesine einfach weiter, „und darunter eine schwarze Schlange?“
„Mann, Gesine“, Margrits Gesicht leuchtete jetzt zornesrot, „was soll denn plötzlich dieser Blödsinn? Gib mir die beiden Teile wieder her!“
„Nö“, sagte Gesine nun so richtig trotzig, „lass mich die Dinger doch mal weiter begucken. Schade, der dritte Teil, der untere, fehlt. He, wer den jetzt wohl gerade hat?“ Gesines Augen bekamen dabei einen versonnenen Ausdruck.
„Der kann auch noch immer irgendwo im Wald herum liegen!“ murrte Margrit. „So, und jetzt reicht`s!“ Margrit langte zu ihr hinüber, um die beiden Teile von Danox endlich wieder an sich nehmen, doch Gesine entwand sich kichernd ihrem Griff, sprang einfach auf und lief damit ein kleines Stück von Margrit fort.
„Gesine?“ Margrit lachte mit ihr, war jedoch irgendwie verstört. „Das ist doch wohl jetzt nur ein Scherz, oder? Du ... du kannst mir doch nicht einfach diese Stücke wegnehmen!“
„Siehst doch, das ich das kann! He, he, ich weiß, das sind die Reste von Danox, von dieser komischen Wunderwaffe, weswegen Margrit damals eigentlich zu unserer Organisation hatte kommen sollen. Aber George hat dann schließlich für diese Tussi gesorgt, obwohl die gar nicht mehr das Ding bei sich gehabt hatte. Munjafkurin hat mir außerdem Danox ganz genau beschrieben. Danox hat zwar viele Nebenfunktionen, aber über seine wirkli¬chen Fähigkeiten gibt es bisher nur Gerüchte! Das Ding stammt übrigens von Shough! Soll so ein kleiner Planet gewesen sein, auf dem ausschließlich Wissenschaftler lebten und die haben Danox erfunden!“
„Munjafkurin hat dir ....?“ Erschrocken war Margrit nun auch aufgesprungen. „Gesine, sei vernünftig gib mir die Stücke wieder!“
„Nö, warum? Selber Schuld, weshalb schleppst du so etwas kostbares mit dir herum?“
Konnte sie Gesine denn verraten, dass sie sich durch Danox irgendwie beschützt fühlte? „Ja, dann war das eben dumm von mir!“ räumte Margrit stattdessen ein. „Aber die Hajeps dürfen auf keinen Fall Danox zurückerhalten!“
„Ach, tu doch nicht immer so heilig, Margrit, in Wirklichkeit willst du dir doch nur selbst Vorteile durch diese kostbaren Teile verschaffen.“
„Du hast eben Margrit gesagt!“ stellte Margrit klar und kam nun Gesine hinter her gelaufen. “Also weißt du sehr
wohl, wer ich bin, du kleine Lügnerin, du!“
„Ich habe nicht gelogen, erst war ich mir wirklich nicht so recht im Klaren über dich! Aber du bist ja so typisch immer noch du!“
„Gesine, und wenn ich sonst wer wäre, bei mir ist Danox wirklich gut aufgehoben! Nur darf es niemand wissen! Es muss einen Grund haben, dass dieser kleine Roboter gerade in die Hände von Menschen gelangt ist!“
„Unsinn! He weißt du, dass Munjafkurin und seine Kameraden wegen Danox andauernd die Trowes verfolgen mussten? Ja, guck nicht so! Er gehörte zu dieser Einheit unter der Führung Gwenghelestons. Mann, wird der sich vielleicht freuen, wenn er diese Dinger von mir kriegt!“
„B ... bist du wahnsinnig, Gesine? Außerdem habe ich Danox zuerst gefunden und so gehören die beiden Teile rechtmäßig mir! Du weißt, dass du die Gesetze sämtlicher Untergrundorganisationen brichst, indem du mir einfach meine Beute wegnimmst, mit der ich hier Handel hätte treiben können. Soll ich erst jemanden herbeirufen?“
„He, he, du wirst ja richtig wütend! Steht dir gut! Dann machst du so große Augen. Aber die Maden werden dich gar nicht hören, weil sie alle damit beschäftigt sind, diesem ausgemachten Prahlhans von Erkan zuzuhören!“
„Man kann aber auch nichts anderes als wütend bei dir werden! Du diebische Elster hast mir die beiden Teile in dem Moment aus meiner Weste geklaut, als dich tröstend umarmt habe, nicht wahr?“
„Jo, war doch der beste Moment dazu, hast so schön mit mir mitgeheult, da ging das ganz leicht!“ Gesine lief nun in eine Ecke ihres Zimmers und spielte mit den Teilen neckisch herum.
„Sehr nett“, fauchte Margrit fassungslos, „dass du es so tückisch ausnutzt, wenn man Mitleid mit dir hat!“
„Brauche eben keins!“ zischelte Gesine mit boshaftem Blick. „He, du magst ja wie ein ganz junges Mädchen aussehen, trotzdem bist noch immer die alte, besserwisserische Tussi, die du warst, bah! Und die Teile kriegst du nicht von mir zurück, da kannst du quatschen, bis du Fussel an den Lippen kriegst!“ Gesine hatte die Stücke in der Hosentasche verschwinden lassen. „Munjafkurin hat nämlich schon immer davon geträumt Danox zu besitzen, um endlich dieses schreckliche Kastensystem zu stürzen!“
„Das ist doch alles Unsinn, Gesine, er belügt dich nach Strich und Faden, weil ...“ Margrit sprach nicht mehr weiter, denn schon hatte sie sich auf die überraschte Gesine gestürzt und ihre Hand an deren Hosentasche. Doch Gesine warf sich, einen lauten Schrei von sich gebend, wie eine Schlange herum und stach Margrit mit spitzen Fingern einfach in die Augen.
Für einen Moment konnte Margrit nichts mehr sehen und der Schmerz war so groß, dass sie zurück taumelte und so konnte Gesine noch schnell genug die Tür aufreißen, hinter sich abschließen, um dann ungestört zu verschwinden.
Margrit trommelte wenig später verzweifelt wie eine Verrückte gegen dir Tür. Aber es war so, wie Gesine gesagt hatte, ihre lauten Hilferufe wurden nicht gehört. Immer noch hatten sich sämtliche Guerillas im großen Salon um Erkan versammelt, der inzwischen so laut und so viel geredet hatte, dass er darüber heiser geworden war.
Lediglich Günther Arendt lief jetzt durch die Gänge, er hatte inzwischen genug von Erkans Sexorgien gehört. Nun wollte er endlich nach Hause, zu den Ratten, als er Gesine in einem der Tunnelgewölbe entdeckte.
Die war noch auf der Toilette gewesen und holte gerade das eine Teil von Danox mit ziemlich verekelter Miene hervor, da sie gemeint hatte, dass es in ihrer Hosentasche plötzlich komisch krabbeln würde.
„Iiiihgitt?“ quiekte sie leise, denn das Stückchen zuckte einfach weiter so merkwürdig in ihrer Hand, als würde es leben. He, jetzt glaubte sie sogar, ein haariges Käferbein aus diesem Teil hervorlugen zu sehen! Entsetzt blieb sie stehen, verspürte das dringende Bedürfnis, dieses zappelige Stück einfach von sich zu werfen. Würde doch wohl nicht schaden, wenn sie das – nur so zur Betäubung - mal kurz auf den Steinboden pfefferte, oder? Gedacht ... getan!
In diesem Moment geschah etwas, womit Gesine leider gar nicht gerechnet hatte. Günther Arendt, der Gesine gut versteckt beobachtet hatte, schoss plötzlich aus dem rechten Seitentunnel hervor und ergriff sich das zappelnde Stück einfach.
„Aha-aah“, schnaufte er mit gierig blitzenden Augen. „Da haben wir ja endlich etwas sehr Feines, auch wenn`s nur ein Stückchen davon ist. Danox sei begrüßt! Sämtliche Außerirdische sind inzwischen rein verrückt nach dir!“
Es nutzte dem Stückchen nichts, dass es noch weiter zappelte. Es kam einfach in eine Plastiktüte, die Günther glücklicherweise gerade dabei gehabt hatte und die auch sehr gut verschlossen wurde. Ohne Sauerstoff gab das Stück auch alsbald Ruhe.
Nur Gesine nicht, die konnte sich vor lauter Empörung und Verzweiflung einfach gar nicht mehr beruhigen. „Aber, das sollte doch Munjafkurin bekommen!“ schluchzte sie lauthals los und dann sprang sie einfach den Präsidenten an, um ihm die Tüte mit dem Stück zu entreißen. Ein wilder Kampf entbrannte um das kostbare Gut, denn Gesine war, Dank ihrer harten Kindheit eine recht gute Kämpferin. Waffen konnten dabei nicht gezogen werden, denn die bei sich zu haben, war unter der Erde nur im äußersten Notfall erlaubt. Doch gelang es Gesine nicht, Günther zu besiegen, da dieser äußerst brutal und rücksichtslos zuschlug. Letztendlich hatte er sie im ´Schwitzkasten´ gepackt und so lief er mit ihr, bis zu ihrem Zimmer zurück.
In der Zwischenzeit hatte Rita die Tür für Margrit längst aufgeschlossen und Margrit aus ihrer Gefangenschaft befreit. Darum war Gesine sehr erstaunt, die hier nicht mehr vorzufinden.
„Das gibt Stubenarrest!“ kreischte Günther zornig, denn er blutete aus mehreren kleinen Wunden, als er Gesine auf die Matratze warf. „Und du kannst von Glück reden, dass du noch so jung bist! Sonst gäbe es mehr ... viel mehr, denn heute hast du gleich mehrere unserer Gesetze übertreten!“ Er machte eine kleine Pause und fügte dann ziemlich leise hinzu: „Ich könnte allerdings die Tage deiner Gefangenschaft ein wenig verkürzen, wenn du nichts über Danox ausplapperst! Na, wie sieht`s damit aus?“
„Ich ... ich werde ganz bestimmt nicht darüber reden!“ schwor Gesine hoch und heilig und tastete dabei vorsichtig ihr geschwollenes Gesicht ab.
Und dann schloss Günther Arendt hinter sich zu und stapfte zornig davon. In Wahrheit freute er sich aber, dass er heute so einen prächtigen Fund hatte erlangen können, denn er hatte schon eine Idee, was er damit tun wollte.
Gesine tröstete sich indes damit, dass sie ja wenigstens den anderen Teil von Danox durch diesen Kampf mit Günther Arendt hatte retten können, denn dadurch war er zu abgelenkt gewesen, nach weiteren Stücken von Danox zu fragen. Es würde sich schon ein Weg finden lassen, alsbald von hier zu türmen, um Munjafkurin wenigstens einen Teil seines größten Wunsches zu erfüllen! Und ein tolles Versteck für dieses kleine Teilchen - sie hatte es jetzt ebenfalls in eine Plastiktüte gepackt - würde sich schon finden lassen. Nur plagte sie jetzt eine Sorge, würde man Margrits fürchterlichem Geplärre, dass Gesine sie beklaut hätte, glauben schenken?“

#

Gesine wäre sehr zufrieden gewesen, hätte sie gesehen, wie ungläubig und verdrießlich Rita gerade den Kopf über Margrit schüttelte.
„Also wirklich, Margrit, warum spielst du dich mit allem, was dir passiert, immer so entsetzlich auf? Ausgerechnet du sollst ein paar Teile von Danox besessen haben?“
Margrit zögerte mit der Antwort, einfach aus dem Grund, weil sie eben Günther Arendt durch die Gänge hatte flitzen sehen. Also war der völlig überraschend gekommen! Oh Gott, nein, wenn der jetzt vielleicht die Kinder entdeckte! Sie musste so schnell wie möglich zu ihnen, sie irgendwie vor ihm verstecken. Außerdem hatte sie keine Lust, ausgerechnet jetzt viel über Danox zu erzählen, da sie wusste, dass selbst, wenn es glücken würde, die Teile Gesine wieder abzunehmen, letztendlich nur einer etwas davon hätte und das wäre todsicher Günther Arendt! Und das fand sie nicht gerade gut! Also machte sie - so gut es ging - ein reuiges Gesicht und hauchte: „Du hast ja so Recht, Rita! Manchmal neige ich wirklich zu ganz schönen Übertreibungen!“
„Na, endlich mal ein vernünftiges Wort von dir!“ seufzte Rita erleichtert. „Dachte schon, du kämst überhaupt nicht mehr zu Verstande! Aber ... he ... was ist denn mit deinem rechten Auge?“
„Hab` mich ... äh ... wohl irgendwo gestoßen, Rita!“
„He, weißt du noch nicht mal, wo du dich gestoßen hast?“ quiekste Rita kichernd los.
Nach einem kurzen Wortwechsel eilte Margrit dann endlich zu ihren Kindern. Die waren schon schlau genug gewesen, sich mitsamt Munk in Margrits Zimmer zu verstecken und keinen Laut von sich zu geben.
„Du ... die ... also ... diiie haben sich ganz, ganz, ganz doll ... puh ... gekloppt!“ verriet Julchen wenig später Margrit mit ängstlichem Stimmchen.
„Aber so richtig ... ganz ohne Sch ... also in echt!“ setzte Tobias etwas nuschelig noch hinzu, da er dabei seine Lippe eingesaugt hatte.
„Und wer?“ fragte Margrit verdutzt.
„Na-ah ... die ... diiie doch!“ keuchte Julchen.
„Die mit den gelben ... äh ... blonden Zöpfen!“ erklärte Tobias und ließ die Unterlippe endlich hervor schnellen.
„Aha, also Gesine!“ bemerkte Margrit. „Und wer war der andere?“
„Na ... der ... deeer doch!“ berichtete Julchen leise schnaufend.
„War so`n Dünner mit Brille“, half ihr Tobias.
„... mit ohne viel Haar auf dem Kopf!“ fügte Julchen noch hinzu.
„Und der hat der so`n Stück von meinem Flutschi weggenommen!“ setzte Tobias noch hinzu. “He, warum is´ Flutschi jetzt kaputt, Mamms?“
„Ja, der aaarme Flutschi!“ jammerte Julchen. „Aber der war trotzdem noch immer ganz schön ekelig, bäh!“
„War er nich´! Der Flutschi is´ immer noch hübsch! Das sagst nur, weil der jetzt kaputt ist!“
„Kinder, beruhigt euch. Aber, was ist daraufhin mit Gesine passiert?“
„Na ... diiie bekam Stubenfliegenrest oder so ...“
„Heißt Stubenarrst, Jule!“ Tobias saugte zwar schon wieder die Unterlippe ein, aber Margrit war trotzdem ob dieser Nachricht ziemlich erleichtert. Immerhin konnte sie ja noch zu dem zweiten kostbaren Stück von Danox kommen, wenn sie das nur geschickt genug anstellte.

#

Gulmur fuhr aus dem Schlaf hoch. War da nicht ein Rauschen und Knistern zu hören gewesen? Er richtete sich auf, warf die dicke Baumwolldecke von sich und lauschte. Akir, draussen konnte er wirklich einige verschiedene Geräusche ausmachen, die er nicht so recht bei sich einzuordnen vermochte. Ob er seine neu gewonnenen Freunde deswegen wecken sollte?
Remtekiha, Gordenato und Natrinada schliefen noch immer tief und fest neben ihm auf dem Fußboden im großen Wohnzimmer des alten Bauernhauses, welches sie heute Abend unter der Führung Chiunatras aufgesucht hatten, um erst einmal zu nächtigen, bevor sie Richtung Zarakuma weiter fahren wollten.
Gulmur atmete beruhigt aus. Nichts, rein gar nichts war mehr zu hören! Wahrscheinlich hatten ihm seine Nerven nur einen Streich gespielt. Er war ja auch ein wenig überreizt in letzter Zeit.
Freilich hätte Gulmurs lotekische Einheit auch bis Zarakuma fliegen können, doch die Peilstationen und Abwehrmechanismen Zarakumas waren seit kurzem in solch einer perfekten Weise auf Flugobjekte ausgerichtet, dass es trotz Tarnnebel nicht angebracht schien, sich Zarakuma von oben zu nähern. Es war erstaunlich, dass die Hajeps bisher kaum darauf reagierten, dass lotekische Soldaten mit der Besetzung ihrer Gebiete begonnen hatten. Drei Dörfer hatten sie bereits von hajeptreuen Menschen entvölkert und Gulmur war immer dabei gewesen.
Ja, wo hätte er auch sonst hingehen sollen? Die Menschen hatten damals versagt, waren viel zu vorsichtig dabei gewesen, ihm und seiner Familie weiterzuhelfen, aus Angst, selber dabei entdeckt zu werden. Da war es sogar sein gutes Recht, wenigstens einen kleinen Teil von Danox inzwischen zurück erhalten zu haben.
Zu viel Wert legten die Loteken allerdings nicht darauf. Sie glaubten nicht mehr an diese Geschichte, dass Danox in Wahrheit eine hochgefährliche Waffe sein sollte, denn schließlich war der einfach in Stücke zersprungen und daher konnte es mit dessen Verteidigungskraft nicht weit her sein. Gulmur hatte zwar auch so seine Zweifel, vor allem war ihm unklar, was man nur mit einem einzigen Teil von Danox anfangen sollte, doch Chiu¬natra bereitete das wohl weniger Kopfzerbrechen. Dieser hatte sich nämlich ruhig einverstanden erklärt, dieses Teil als Lohn für die Befreiung von Gulmurs Familie anzunehmen, da er ohnehin plante, mit seinen Truppen Zarakuma anzugreifen, um endgültig die Macht ´Scolos´ zu brechen. Zumal ihm Gulmur auch noch dabei behilflich sein wollte, sich mit seinen Truppen in Zarakuma zurecht zu finden.
Es wunderte Gulmur inzwischen wenig, dass die Loteken ihr früheres Regierungssystem hassten, nach alledem, was er inzwischen darüber von ihnen gehört hatte. Diese ehemalige Eliteeinheit wurde damals von ´Pasua´ und ´Scolo´ nur für regelrechte Todeskommandos eingesetzt. Attentate gehörten nicht selten dazu und die Loteken hatten schließlich gelernt hinterhältig zu sein, sich zusammen zu rotten und nur im Untergrund zu kämpfen. Als dann diese Einsätze mehr und mehr von Robotern gemacht werden konnten, brauchte man sie kaum noch. Aber die Loteken, inzwischen ein riesiges Heer, hatten nun mal nichts anderes gelernt und wollten auch nichts anderes tun, als das, was sie eben gelernt hatten. Sie rebellierten ständig, und als sie dann auch noch einige Schwächen im hajeptischen System entdeckten, wollten sie die Macht an sich reißen.
Von den ständigen Schwierigkeiten mit den Loteken genervt, bot Pasua schließlich den Loteken die Erde zur Besiedlung an, die sie gerade gemeinschaftlich mit den Loteken erobert hatten, auch weil sie von den Menschen nicht allzu viel hielten. Doch behielten sie sich einige Gebiete der Erde dabei vor, für den Fall, dass sie eines Tages selber auf der Erde leben wollten, denn der Planet selbst gefiel ihnen recht gut. Dieses alte Abkommen missachteten nun die Loteken inzwischen, weil sie der Meinung waren, dass sie selbst die meisten Gebiete von Menschen gesäubert hätten.
„Jedes Gebiet hier haben wir erkämpft ... wir, die Loteken!“ Das betonte Chiunatra daher fast jeden Tag, um den Kampfesmut seiner Männer zu steigern.
Gerade als Gulmur wieder daran dachte und sich dabei auf sein Lager hatte fallen lassen, hörte er abermals diese sonderbaren Geräusche. Erneut fuhr er hoch. Bei Ubeka, was konnte das nur sein? Sein Herz klopfte, denn das merkwürdige Zischeln war diesmal lauter gewesen als beim ersten Mal. Sogar Remptekiha war wach geworden. „Bei Ubeka!“ knurrte der verwirrt und schaute sich dabei nach allen Seiten um. „Was ist das?“ Er stupste deswegen sogar seine Kameraden in die Seite. „Habt ihr das auch gehört Gordenato .... Natrinada?“
„Wieso ... was ist los?“ riefen die beiden zunächst schlaftrunken, doch dann horchten auch sie in die Dunkelheit.
„Xorr, was könnte das sein?“ ächzten die ebenso verdutzt.
„Hört sich reichlich komisch an!“ bemerkte Gulmur. Na, richtige Freunde waren die drei anscheinend kaum, denn sie gingen wieder mal nicht auf Gulmurs Bemerkung ein, wohl, weil der nur ein Trowe war.
„Aber wir haben doch überall Wachen postiert“, erklärte nun Gordenato, dabei ausschließlich an seine Kameraden gewandt, „die würden doch Alarm geben!“
„Das stimmt, doch leider bin ich eine skeptische Natur!“ bemerkte Gulmur und wieder antwortete ihm niemand.
So brummte der Trowe schließlich vor sich hin: „Dann werde ich eben aufstehen und nachschauen, weshalb die Wachen keinen Alarm gegeben haben.“
Die drei Loteken schauten ihm nun doch kopfschüttelnd hinterher, aber der Trowe tappte trotzdem weiter, ergriff sich dabei sein Gewehr, welches er von Remptekiha geliehen bekommen hatte.
„Bist du dumm?“ fauchte ihn jetzt Gordenato an. „Die Wachen sitzen im Tarnnebel und werden sich über dich lustig machen, dass du bei ihnen aufkreuzt!“
Aha, auf einmal konnten sie mit ihm reden, na ja! „Interessiert mich nicht!“ beharrte Gulmur. „Ich will wissen was draußen los ist!“ Und schon war er zur Tür hinaus.
Um das ganze Haus herum flimmerte tatsächlich noch immer der Tarnnebel und deshalb war es auch draußen ziemlich feucht. Doch wo waren die Wachen? Zumindest innerhalb dieser Dunstglocke müsste Gulmur sie doch gleich erkennen! Gulmur hatte leider keinen eigenen Blunaska, kein Gerät, womit er speziell für sich einen Tarnnebel erzeugen konnte. Darum fragte er sich doch ein wenig beklommen, ob er überhaupt dieses Haus verlassen sollte und somit auch den so lebenswichtigen Schutz?
Da sah er auch schon die erste Wache unter dem Fenster des Hauses zusammen gekrümmt am Boden liegen. Bei Ubeka und Antsor, was war hier passiert? War die Wache tot?
Vorsichtig schlich er näher, immer noch vom Nebel des Hauses umgeben und achtgebend, möglichst kein Geräusch zu machen. Entsetzt starrte er ins Gesicht des zusammen gekrümmten Loteken., denn dessen gesamte Haut war dicht bei dicht mit weißen, daumennagelgroßen, schuppenähnlichen Hautlappen übersät. Offensichtlich war auf diesen Soldaten mit einer völlig neuartigen Substanz gefeuert worden, die wohl nicht nur dessen Haut auf solch merkwürdige Weise zersetzt hatte, vermutlich auch irgendetwas in seinem Inneren, an dem er dann rasch gestorben war. Immerhin konnte Gulmur sich ziemlich sicher sein, dass es wohl kaum Menschen gewesen waren, die so etwas Raffiniertes auf diesen Loteken geschossen hatten, sondern Außerirdische wie er und seine Kameraden, da die Menschen nur noch primitive Munition besaßen.
Dieser Soldat dürfte wohl ein wenig laut gewesen sein und nicht nur der ... etwa einen Meter von diesem entdeckte Gulmur gleich zwei weitere auf diese Weise getötete Wachen. Auch deren Lärm war ihr Todesurteil gewesen, denn nur dadurch hatte man sie trotz des Tarnnebels ausfindig machen können.
Gulmur nahm sich daher vor, weiterhin lautlos lieber ins Haus zurück zu schleichen um die anderen zu warnen. Aber kaum wieder an der Tür angelangt, meinte er auch schon, im Inneren des Hauses das gleiche Zischeln gehört zu haben wie vordem draußen.
´Bei Ubeka´, dachte er entsetzt, ´der Feind ist wohl, schon ins Haus eingedrungen.´
Noch zwei- dreimal rauschte und zischte es drinnen merkwürdig. Das Herz klopfte Gulmur bis zum Halse, denn er ahnte, dass man gerade seine drei Kameraden auf die gleiche schreckliche Weise wie vorher diese Wachen umbrachte.
Xorr, wo sollte er hin, was jetzt am besten tun? Denn diesen neuartigen Waffen war er als Trowe gar nicht gewachsen. Die anderen Loteken über sein Sprechfunkgerät warnen konnte er nicht, denn er war sich sicher, dass er dann auch vom Feind gehört würde. Also musste er von hier weg und zwar schnell. Blitzartig, aber doch möglichst leise, huschte er noch für einige Sekunden an der Mauer des Hauses entlang, noch immer verborgen vom schützenden Tarnnebel. Doch dann biss er die Zähne fest zusammen und durchbrach einfach die flirrende Dunstwand. Als nichts geschah, schlich er, lediglich von Buschwerk und Bäumen verborgen, einfach zu seinem kleinen Gleiter, den er abseits von den übrigen Lais und Molkats hinter dem breiten Stamm einer alten Eiche geparkt hatte.
Kaum hatte er die Gleitertür geöffnet und sich in den Sitz geworfen, da feuerten auch schon die Hajeps aus allen Rohren und von sämtlichen Seiten. Doch sie hatten nicht den Trowe im Visier, sondern eher die Flotte lotekischer Lais, die sich auch gerade wie Gulmur in die Lüfte erheben wollten. Das sah Gulmur erst jetzt, da die anderen ja Blunaskas besaßen, aber die wegen dem vielen Staub, der nun in der Luft herum schwirrte, gut erkennbar waren. Schreiend fielen sie in die Tiefe, oft wie glühende Fackeln am ganzen Körper brennend.
Gulmur ließ seinen Gleiter in dem Wipfel der gewaltigen Tanne erst einmal landen und hielt sich mit beiden Armen mitsamt Gleiter am Baumstamm zwischen all diesen Nadeln fest.
Die Hajeps segelten indes alle an ihm vorbei. Er hatte noch einmal Glück gehabt, rechtzeitig zwischen diesen biegsamen Ästen und Zweigen verschwunden zu sein. Um ihn herum fand schließlich eine entsetzliche Schlacht statt, bei der er fürchtete, dass man ihn noch versehentlich vom Baum herunterholen könnte.
Sämtliche Häuser Reichenbergs wurden dabei ihres Tarnnebels beraubt. Das ganze Dorf schien praktisch wie aus dem nichts plötzlich neu erstanden zu sein. Obwohl sich die Loteken verzweifelt zur Wehr setzten, war den Hajeps die Überrumpelung so gut geglückt, dass die Loteken keinen großen Widerstand leisten konnten.
Die Hajeps wollten anscheinend diesmal Gefangene machen, vielleicht um den Loteken in den nächsten Tagen mit drastischen Bestrafungen an den Gefangenen zu drohen, wenn sie sich nicht aus den besetzten Gebieten zurückzögen.
Soweit es Gulmur von seiner Tanne aus beurteilen konnte, hatten die Hajeps in dieser Nacht wirklich sehr viele lotekische Gefangene gemacht, obwohl es einigen, den fanatischsten unter ihnen, noch auf dem Weg zu den hajeptischen Militärfliegern gelingen konnte sich selbst umzubringen. Gulmur hoffte inständig, dass es wenigstens Chiunatra gelungen war, dem tückischen Feind zu entkommen.

#

Am nächsten Morgen waren Julchen, Tobias, Margrit und sogar Munk sehr überrascht, plötzlich Gesine vor der Tür ihres Zimmers vorzufinden. Die war sehr verschämt, hielt sogar in der Hand einen kleinen, sehr hübschen Blumenstrauß – Margrit ahnte natürlich, woher Gesine dieses Sträusslein wieder mal ergattert hatte - und sie war plötzlich auch derart verschüchtert, dass sie zuvor nicht einmal an Margrits Tür zu klopfen gewagt hatte.
„Also, es tut mir echt Leid, dass ich dich gestern so Scheiße behandelt hab`“, krächzte Gesine mit rotem, gesenkten Kopf. „Tut ... tut dein Auge noch sehr weh?“
„Hm, gut durchblutet ist es jetzt auf jeden Fall!“ grinste Margrit und sie nahm Gesine verzeihend in die Arme und ihr dabei auch den Strauß ab – schließlich wusste Margrit ja, wo sie diesen anschießend wieder hinbringen konnte.
Gesine schniefte dann noch für ein Weilchen vor sich hin und einer erzählte dabei dem anderen, was er so alles inzwischen durchgemacht hatte. Margrit bedauerte Gesine schließlich sehr, als die ihr die vielen Blutergüsse zeigte, welche sie bei der wilden Schlägerei mit Günther Arendt erhalten hatte, doch insgeheim konnte sie sich dabei nur schwer ein kleines Grinsen verkneifen.
„Und für das alles hab` ich jetzt Stubenarrest bekommen, wie ein kleines Kind!“ beschwerte sich Gesine bei Margrit weiter. „Ach, der Günther, der spinnt doch völlig!“
„Na, ich finde, deine Strafe ist eigentlich noch recht milde ausgefallen!“ erklärte Margrit ehrlich überrascht. „Vor allem wo du ihn tätlich angegriffen hast. Da ist er ansonsten immer sehr penibel! Doch nun beginne ich mich langsam zu fragen, weshalb du dann hier frei herum laufen darfst?“
„Brauchst du nicht! Weißt du, Rita fand diese Strafe völlig unmöglich!“
„Mann, hast du nette Freunde!“ brummte Margrit anerkennend.
„Ja, und die hat mich heute Morgen einfach `rausgelassen! ´Es genügt doch, wenn du unsere unterirdischen Wohnungen nicht verlassen darfst´, hat sie gesagt. ´Da brauchst du doch nicht immer auf deinem Zimmer zu hocken!´ Und dann sind wir beide erst mal zu Martin hin! Du weißt doch, Adrian – äh, General von Dings, hihi – soll ja eigentlich unser Oberhaupt sein, hat jedenfalls der Arendt immer zu uns gesagt, aber wirklich kümmern tut der sich eigentlich um nichts.“
Margrit nickte zu letzterem sehr eifrig.
„Na, und darum sind wir eben zu Martin `rübergegangen und der hat Rita Recht gegeben!“
„Man, das ist aber echt schön, denn Adrian hört meistens auf Martin!“ Nun mussten beide Frauen darüber lachen.
Als Gesine wieder gehen wollte, kam Margrit dann doch noch auf eine wichtige Frage zu sprechen, die ihr eigentlich schon die halbe Nacht durch den Kopf gegangen war. „Wo ist der zweite Teil von Danox, Gesine?“ fragte sie völlig unvermittelt und ihr Herz klopfte wieder sehr dabei.
„Wo sollte der sein?“ erwiderte Gesine mit gespielter Überraschung im Gesicht.
„Natürlich bei dem anderen Teil“, fügte sie atemlos hinzu. „Guck nicht so. Ja, glaub`s mir! Günther Arendt hat jetzt beide Stücke von Danox! He, was sollte ich da machen?“ schluchzte sie wie auf Kommando los. „Er hat sie mir doch einfach weggenommen!“
„Wirklich beide?“ fragte Margrit jetzt noch mal und etwas Drohendes schwang dabei in ihrer Stimme mit.
„Ja!“ erwiderte Gesine ängstlich mit treuherzigem Augenaufschlag. Und wieder begann sie zu schluchzen, wollte dabei von Margrit getröstet werden.
Es hatte keinen Zweck, sich wegen dieses Stückes abermals mit Gesine zu prügeln, obwohl die beiden Frauen in etwa gleichstark waren, da Gesine bestimmt sehr viel Lärm dabei machen, ihre Beschützer herbei rufen und sich bei denen über Margrit beschweren würde. Womöglich wäre dann auch später Günther Arendt auf das zweite Stück aufmerksam gemacht geworden, denn er hatte unter den Maden einige engere Vertraute.
Nein, Margrit nahm Gesine diesmal nicht in die Arme. ´Du falsche Schlange´, dachte sie nur, ´weißt ja nicht, dass dich meine Kinder gestern beobachtet haben. Du hast das eine Teil ganz sicher irgendwo versteckt, natürlich nicht in deinem Zimmer, denn dazu bist du schlau! Künftig werde ich dich eben heimlich beobachten und herausfinden, wo du es versteckt hast!´
Margrit lächelte nun Gesine freundlich zu und sagte dann: „Gut, dann ist ja alles klar!“
„Wirklich?“ keuchte Gesine total erleichtert und begab sich dann, leise ein Liedchen vor sich hin summend, durch den großen Flur Richtung Speisesaal, denn sie hatte mächtigen Hunger.

#

Tage vergingen, reihten sich zu Wochen, doch so häufig, wie sie sich das Margrit erst gedacht hatte, konnte sie Gesine gar nicht hinterher schleichen, denn es gab ja gerade im Frühling besonders viel für die Maden zu tun. Da es den Bauern an Geld fehlte, um für die anfallenden Arbeiten Knechte und Mägde zu bezahlen, übernahmen die Guerillas unentgeltlich deren Arbeiten, immer, wenn sie nur Zeit dafür hatten, denn dass Nahrung auf den Feldern gedieh, war sie das Allerwichtigste.
Weil Gesine noch immer Hausarrest hatte, musste sie dort unten Arbeiten verrichten. Zwar hatte man sie schon öfter heimlich an die Erdoberfläche mitgenommen, ihrem Betteln nachgeben und sie sogar in der Nähe von Zarakuma abgesetzt, denn niemand wusste etwas von Danox. Selbst Günther Arendts Vertraute hatten die Suche nach weiteren Teilen inzwischen völlig aufgegeben.
Jedes Mal hatten dann die Freunde Gesines das traurige Mädchen wieder nach Hause zurück mitnehmen müssen, das stundenlang vergeblich vor ´Ranof´, dem großen Haupttor der mächtigen Mauer, die Zarakuma umfasste, auf Munjafkurin gewartet hatte.
Schließlich war Gesine sehr still und in sich gekehrt geworden, so ganz anders als wie sie früher gewesen war, was die Maden doch irgendwie sehr bedauerten, denn es fehlte ihnen ihr heiteres Lachen. Aber diese Veränderung hatte auch Vorteile, denn niemand vermisste mehr seine Uhr, sein Taschenmesser, die Taschenlampe oder gar seinen Pullover. Man konnte jetzt ungestört seine Sachen neben sich ablegen, musste sie nicht mehr in der Hand behalten oder gar an sich drücken, nur weil Gesine plötzlich in Erscheinung getreten war.
Aus diesem Grunde sprach Margrit George eines Abends sogar an. Sie waren gerade auf dem Weg zu ihren Zimmern und Margrit hatte ein altes Märchenbuch unter dem Arm, aus welchem sie den Kindern vorlesen wollte, als sie sagte: „George, Gesine ist zwar eine ziemliche Zicke, aber irgendwie tut sie mir doch Leid, dir nicht?“
„Doch, sehr!“ sagte er ebenso nachdenklich.
„Du warst ihr ja fast ein Vater“, berichtete Margrit weiter. „Hast sie von der Straße aufgelesen.“
Er nickte und seine Augen schimmerten dabei feucht. “Ich habe mich immer um sie gekümmert!“
Margrit druckste nun auf ihrer nächsten Frage so ein bisschen herum, bis sie die doch endlich aus sich hinaus schmetterte: „Liebst du sie?“ hörte sie ihre eigene Stimme und wurde deshalb recht verlegen. „Ich weiß, es ist nicht richtig, so etwas privates zu fragen. Aber das ist mir sehr wichtig!“ setzte sie rasch hinzu und die Hitze stieg ihr dabei ins Gesicht.
Zunächst schwieg er völlig entgeistert und seine grünen Augen wanderten dabei Margrits schlanken Körper hinauf und hinunter. „Wieso ist dir das wichtig?“
„Weil ... äh ... ach, vielleicht ist es gar nicht so gut, wenn ich mich da einmische. Aber Gesine scheint dich ... na ja ... zu lieben!“
„Ach so!“ sagte er immer noch verdattert. „Das meinst du! Nein, ich glaube, das war nur kindliche Verehrung. Sie ist noch sehr jung, weißt du, und da bringt sie wohl noch einiges durcheinander!“
Jetzt wurde Margrit ärgerlich. „Warum sollte nicht auch ein ganz junger Mensch lieben können, George! Ich meine damit nur, wie stehst du eigentlich zu ihr! He, vielleicht könnte ihr das helfen, wenn sie das etwas genauer von dir wüsste!“
„Tja ... äh ...“ Er zuckte nun mit den breiten Schultern und hob dabei ratlos die Hände. „Ich weiß nicht ... also ... hm ... eigentlich habe ich die Beziehung zu Gesine eher als eine Vater-Tocher Geschichte angesehen.“
„Mann, George, du sollst nicht darüber nachdenken, als was du das früher angesehen hast, sondern wie das heute so zwischen euch beiden ist!“ Sie zwinkerte ihn möglichst ermunternd dabei an.
„Heute?“
„Sehr richtig!“
„Herr du meine Güte, Gesine ist wesentlich jünger als ich und ...“
„Aber das macht doch nichts, George, Hauptsache man versteht sich!“
„He, Margrit“, entrüstete er sich jetzt, „wen willst du denn hier unbedingt zusammen packen? Gesine ist mir viel zu kindisch! Weißt du, was mir Günther Arendt neulich über Gesine erzählt hat?“ fügte er sorgenvoll hinzu. „Gesine hätte ihn im Streit körperlich angegriffen. ´Ich will zu Munjafkurin! Ich will wieder zurück!´ Soll sie dabei in einem fort geschrieen haben. Nur mit Mühe hat er sie bändigen und auf ihr Zimmer einschließen können. Oh Gott, das ist schon ziemlich heftig!“ George schob sich dabei das dichte Haar zurück, welches ihm in die Stirn gefallen war.
„Meinst du nicht, dass es auch etwas anders gewesen sein könnte, was sie da so herum geschrieen hat?“ fragte ihn jetzt Margrit.
„Nö, deeer lügt nicht! Das glaube mir mal!“ Er funkelte sie ärgerlich an. “Schließlich kenne ich den Günther schon etliche Jahre!“
„So, so!“ sagte sie und senkte dabei ihren Kopf.
„Na ja“, räumte er jetzt ein, „in letzter Zeit gefällt mir unser Präsident auch nicht mehr so ganz! Über den kann man echt sehr geteilter Meinung sein!“ George rieb sich gedankenversunken seinen verspannten Nacken. “Paul ist ja ständig misstrauisch bei ihm, Martin hingegen vertraut ihm nach wie vor, Eberhardt und Heiko bewundern ihn sogar sehr!“
„Und wie steht es nun mit dir?“ fragte sie ihn hoffnungsvoll, schaute ihn dabei an und ihr Herz begann schneller zu schlagen, denn für einen Moment überlegte Margrit, ob sie George nicht endlich doch alles erzählen sollte.
„Donnerwetter, du stellst mir ja heute vielleicht Fragen?“ keuchte er verdutzt. „Was ist mit dir los, he?“
Sie schwiegen für ein Weilchen, während sie gedankenversunken weiter durch den nur spärlich beleuchteten Flur liefen. „Hm ... na ... einiges an Günther Arendts Planungen gefällt mir halt überhaupt nicht!“ sagte er endlich. „He, wollten wir nicht eigentlich weiter über Gesine reden?“
Also verwarf Margrit letzteren Gedanken lieber und sagte stattdessen: „Stell dir vor, in Zarakuma ist Gesine nichts weiter passiert, als dass sie sich in diesen Hajep verliebt hat! Das allein hat sie so umgehauen! Kannst du das verstehen?“
„Verstehen?“ wiederholte er und wieder dachte er dabei nach und dabei erschien ihm das sonderbare Bild dieser wunderschönen Frau mit den vollen Lippen und den schrägen, katzenhaften Augen. Er hörte ihre heisere, sanfte Stimme fragen: ´Jelso ir me, Georgo?´ „Ja!“ sagte er jetzt einfach.
„Was ... ja!“ knurrte sie.
„Liebe Margrit, ich habe deine Frage beantwortet und gesagt, dass ich Gesine verstehen kann und zwar sogar sehr!“
„Wirklich?“ erwiderte sie verwirrt.
„Verstehst du sie etwa nicht?“ fragte George zurück.
Margrit schüttelte wild, fast trotzig ihren Kopf.
„Komm“, sagte er, „erkläre mir hier nicht, Hajeps würden keinerlei Faszination auf dich ausüben!“
„Sie sind grässlich!“ entgegnete sie tonlos, wendete sich ziemlich abrupt von ihm ab, wollte an ihm vorbei auf ihr Zimmer eilen, da fühlte sie sich plötzlich von zwei großen Händen von hinten gepackt und einfach wieder herum gerissen.
Erschrocken fühlte sie die Muskeln der starken Arme, die sie festhielten, spürte sie den heißen Atem, der über ihr Gesicht hauchte und nun schaute sie hinauf in diese glitzernden Augen. George beugte sein Gesicht zu ihr hinab.
“Sage mir nicht, du kannst Gesine nicht begreifen“, hörte sie seine dunkele Stimme dicht an ihrem Ohr, „denn das wäre wirklich nicht ehrlich!“
Margrit schluckte. “Sie sind schon geheimnisvoll!“ gab sie leise schnaufend zu. „Meinst du vielleicht das?“
George ließ Margrit plötzlich sehr durcheinander los. „Verdammt!“ stammelte er. „Was ist nur mit mir? Für einen Moment dachte ich, du wärest ... du wärest ...“ Er brach erschrocken ab.
„Diese Hajepa?“ vollendete Margrit mit großen Augen seinen Satz, musterte dabei seine breiten Schultern und keuchte dabei immer noch ein bisschen.
Er nickte und schaute dabei verstohlen auf ihre herrlichen langen Beine.
„Jetzt werde ich dir mal was sagen“, wisperte sie ebenso eindringlich wie er, „etwas sehr ähnliches dachte ich gerade von dir!“
Da brachen sie beide in erleichtertes Lachen aus.
„Diese Hajeps können einen aber auch rein verrückt machen!“ sagte sie gedankenvoll. „Wohl, weil man nie so richtig weiß, woran man bei ihnen ist!“
„Du sagst es!“ Er nickte wieder sehr ernst. „Und Gesine will nun an diesen einen Hajep unbedingt glauben! Was meinst du, wie könnten wir ihr am besten helfen?“
Etwa für eine ganze Stunde redeten sie sich dann darüber ihre Köpfe heiß.

#

„Also Margrit, so gedulde dich doch. Wir machen ja gleich den Fernseher an!“ knurrte Martin verdrießlich. „Aber vielleicht dürfen wir ihn erst mal in aller Ruhe aufstellen?“
„He, ich wollte euch doch nur helfen!“ murrte sie ungeduldig.
„Ja, das kannst du, indem du am besten aus dieser Ecke verschwindest1“ ächzte Paul genervt, der das uralte Ding gerade gemeinsam mit Martin auf das kleine Schränkchen stellen wollten, welches sie sich erst neulich von Pommi erhandelt hatten.
„Puh, ich geh` ja schon!“ maulte Margrit und trollte sich zu den anderen.
Margrit war nämlich nicht die Einzige, die hier im Wege stand. Auch Gesine, Erkan, George, Karl, Chan-Jao, Renate, Heiko und Rita hatten sich im Salon zu dem Aufsehen erregenden Ereignis eingefunden, dass es nun auch bei den Maden richtiges Fernsehen geben sollte. Natürlich existierten dafür keine Sender mehr und der kleine Stromgenerator in einem der tiefer gelegenen Räume wurde mit Diesel angetrieben.
Es war außerdem altes und damit auch ziemlich schlechtes Videofilmmaterial, das aus ebensolchen veralteten Kameras stammte, mit denen zwei Mitglieder der Ratten vor einigen Tagen recht wichtige Geschehnisse aufgenommen hatten, die sich nun jede der Organisation ansehen sollte, um darüber informiert zu sein.
Aufgeregt nahm die kleine Gruppe schließlich Platz rings um die Tische herum und während der alte Kasten mit einer fast feierlichen Geste eingestellt wurde, kamen noch mehr Maden aus den Tunnelgewölben herbei gelaufen.
Licht flackerte im recht großen Bildschirm zuckend auf und dann sahen sie die ersten Bilder. Loteken schlichen gerade durchs Gebüsch, umkreisten ein Dorf in der Nähe des Waldes. Die Menschen hatten keine Ahnung, arbeiteten weiter in ihren Höfen, als plötzlich sämtliche Loteken wie auf Kommando einfach wieder kehrt machten und zu ihren Lais zurück liefen.
War es schon wegen dieser Bilder ziemlich laut gewesen, denn man hatte Angst um die Dörfler gehabt, so jetzt um so mehr. Verdutzte Ausrufe wurden laut und jetzt hörte man dabei Sätze wie: „He, diese lotekischen Schisser sind wohl von irgendwas mächtig überrascht worden oder was ist jetzt passiert?“ Im Hintergrund der Bilder entdeckte Margrit dabei eine ältere Dame, die wohl gerade einen Beutel Kartoffeln bei einem der Bauern gegen irgendetwas anderes eingetauscht hatte und die nun ganz verdutzt zum Himmel schaute, wo die Loteken gerade zu ihrem Mutterschiff zurück flogen.
„He, die fliegen ja wirklich weg, wow?“ hörte man jetzt. Einige Guerillas johlten deshalb übermütig und wieder wurde dabei gepfiffen und in die Hände geklatscht.
„Muttsch ... Muuutsch!“ kreischte Margrit einfach dazwischen „He, haaalt ... stooop ... da war doch meine Muttsch?“
„Wer ist hier Muttsch?“ fragte Martin und die anderen schauten auch nicht viel klüger drein.
„Aber das war sie doch ... oh Gott“, schniefte Margrit und hielt sich das Herz, weil es plötzlich wieder wie rasend schlug, „sie lebt also doch! Martin ... den Film noch einmal zurückspielen, bitte!“
Obwohl alles protestierte, weil es noch einen ganzen Stapel kurzer, jedoch sehr wichtiger Filme zum Anschauen gab, tat Martin ihr doch diesen Gefallen.
Alles maulte, nachdem man den Film zum zweiten Male gesehen hatte, besonders Rita, die schon wieder fand, dass sich Margrit mächtig in den Vordergrund spielte, doch Margrit war tief befriedigt, wusste sie doch dadurch, das sie sich wirklich nicht geirrt hatte. Die Meute war gleich wieder ruhig, da Martin dafür gesorgt hatte, dass gleich der nächste Film lief.
Zwei ziemlich dumm vor sich hin kichernde junge Frauen waren im Bildschirm zu sehen. Die begannen gerade über Zarakuma zu erzählen, als sich Margrit mit entschlossener Miene an George vorbei schieben wollte, doch dieser hielt sie fest.
„He, wo willst so schnell hin?“ fragte er leise und setzte noch schnell hinzu: „Ich gestehe, dieser englische Film, der zeigt, wie die Menschen für ihre Dienste von den Hajeps reich beschenkt worden sind, hat schon etwas Langweiliges! Aber der nächste, der müsste dich doch sehr interessieren!“
„George“, Margrit schob seine Hand ziemlich energisch von ihrer Hüfte, „mich interessiert jetzt nichts anderes als meine Mutter. Da können Martin und Paul sonst was für Filme vorführen. Ich werde nach ihr suchen, denn ich muss sie heute noch finden!“
„Heute noch?“ echote George irritiert. „He, warum?“
„Mein Gott, kannst du dir das nicht denken?“ Sie nahm jetzt neben ihm Platz, weil einige mit ihr geschimpft hatten, dass sie so nichts sehen könnten. „Muttsch ist alt und schwach, alleine kommt sie nicht mehr klar und ...“
„So ... findest du?“ fragte George mit einem verständnislosen Unterton in der Stimme.
Rein automatisch blickte Margrit dabei wie er in den Fernseher. Ein recht hübscher, junger Kerl war gerade im Bildschirm zu sehen, der in einem fort – wieder auf Englisch - von den schönen, geschmeidigen Leibern einiger liebeswilliger Hajepas zu schwärmen begonnen hatte.
„Das finde ich nicht, sondern so ist es George!“ knurrte Margrit als Erwiderung, schaute aber zu ihrer eigenen Überraschung trotzdem weiter zu. Hinter dem schönen Mann hatten seine Verwandten voller Stolz auf einem kleinen Tischchen die ganzen Geschenke für ihn gestapelt, zu denen wohl auch Nahrungsmittel gehörten. „Weißt du, ich werde Eberhardt einfach bitten, dass er mich mitnimmt!“
Der Mann ergriff sich von dem aufgestapelten Haufen eine besondere Frucht, die eine ziemlich ulkige Form hatte, hielt diese in die Kamera und erklärte lachend etwas dazu, was Margrit leider nicht mehr verstehen konnte, denn George murrte zurück: „Ich frage mich nur, wie deine Mutter hilflos sein sollte, wenn sie sogar einen schweren Beutel Kartoffeln wegschleppen kann! Auch kommt es mir so vor, als hätte sie zugenommen.“
„Meinst du?“ fragte Margrit unsicher. Insgeheim musste sie zugeben, dass Muttsch nicht gerade unterernährt ausgesehen hatte.
„He, deine Muttsch wird wohl irgendwo in der Nähe eine recht gute Bleibe gefunden haben! Also brauchst du dich nicht zu hetzen. Hmm, übrigens, das ist wohl gerade Filmmaterial unserer Organisationen aus Schweden ... oder eher aus Dänemark?“ George kratzte sich dabei nachdenklich in seiner dichten Mähne.
„Ist doch Wurst!“ Margrit war trotzdem wieder aufgestanden. „Jedenfalls haben sie Gesine und Erkan damals nicht so reich bezahlt und ...“
„Doch, doch!“
„Wie?“ Margrit musste leider wieder Platz nehmen, da nochmals hinter ihr gemeckert worden war.
„Sogar sehr reichlich!“ vollendete George seinen Satz. „Hajeps sind wirklich sehr nobel gegenüber uns Menschen geworden, aber dich hat das ja in all diesen Wochen nie interessiert!“
„Ach?“ keuchte Margrit verdutzt.
„Das Unglaubliche daran ist, dass sie nun überall auf der Welt nach Versuchspersonen suchen, um sich endlich vermehren zu können und gesunde Nachfahren zu bekommen!“
„Das ist wirklich echt erstaunlich!“ sagte Margrit jetzt sehr leise, denn man hatte eben auch über ihre ungebührliche Lautstärke gemeckert. „Ich habe sogar den Eindruck, Hajeps könnten unter einer sonderbaren Krankheit leiden, denn deren Hände – ich glaube auch die Füße - scheinen davon besonders befallen zu sein.“
„Ja, das stimmt! Aber die höchsten Kasten scheinen am schlimmsten davon betroffen zu sein“, erwiderte George ebenso nachdenklich. Im Film waren gerade zwei dunkelhäutige, junge Frauen zu sehen, die ebenfalls ziemlich herumalberten und dabei erzählten, dass die Hajeps anscheinend nicht einmal die geläufigsten Zärtlichkeiten kennen würden.
„Tja, Margrit“, grinste George, „das hast du nun davon, wenn du dich immer ausschließt! Sonst hätte dir Erkan vielleicht sogar etwas von den komischen Früchten abgeben, die er extra für uns mitgenommen hatte.“
„Eines wundert mich aber dabei doch“, sagte Margrit, als wieder junge Männer im Bildschirm zu sehen waren, die ebenfalls viel über das Experiment von Zarakuma zu erzählen hatten. „Warum haben die Hajeps erst jetzt mit solch einer Sache begonnen und nicht schon von Anfang an, als sie die Erde eroberten?“
„Irgend etwas muss ihre schlechte Meinung über uns verändert haben!“
„Und hatten sie jetzt endlich Erfolg?“
„Noch nie! Es scheint so, als würde das Genmaterial der Hajeps völlig von dem unsrigen abweichen und somit nicht miteinander kombinierbar sein!“
„Und? Warum machen sie trotzdem immer weiter?“
„Das ist eben Ausdauer! Die Ausdauer der Hajeps!“ er grinste nervös. „Aber mal wird es dann auch damit vorbei sein! Günther Arendt schätzt sogar ziemlich bald ... he, hast du gehört? Hajeps können noch nicht einmal einander umarmen! Dann kriegen die Platzangst! He, verrückt so was, echt!“
„Aber ... wie soll das dann dabei mit dem ... äh ... Sex gehen?“ entfuhr es Margrit verdutzt.
„Na ja, an einer Stelle geht`s dann schon!“ hörte man Erkan, der leider Margrits Frage gehört hatte und deswe¬gen lachte schließlich alles laut und schallend.
„Gott, ist das wieder peinlich!“ Margrit erhob sich, um nun wirklich zu gehen, außerdem hatte richtige Sehn¬sucht, endlich ihre Mutter wiederzusehen..
„He, du willst doch nicht jetzt los?“ fragte George abermals. „Kommt nämlich gleich so`n Filmchen, bei dem es um die schrecklich nette Beziehung zwischen Loteken und Hajeps geht. Mein lieber Freund“, George lachte sarkastisch, „bei denen geht`s jetzt aber mächtig rund!“
„Meinst du wegen der vielen lotekischen Gefangenen, welche die Hajeps gemacht haben?“
„Na klar, die wollen sie doch in etwa einer Woche gemeinsam mit irgendwelchen Trowes nacheinander erschießen, wenn die Loteken sich bis dahin nicht aus sämtlichen besetzten Gebieten wieder zurück gezogen haben. Werden komischerweise immer mehr Loteken und Hajeps, die auf unserer guten alten Erde landen und sich hier ansiedeln wollen! Mann, wo soll das Ganze noch hinführen!“ George schüttelte den Kopf.
„Begreif` ich auch nicht!“ ächzte Margrit. „Denn wenn das schon so viele Hajeps sind, weshalb wollen sie sich dann überhaupt vermehren?“
Wieder einmal suchte ihr Auge gewohnheitsmäßig nach Gesine. George und Margrit war es zwar inzwischen geglückt das Mädchen ein wenig heiterer zu machen, indem sie sich viel mit ihr unterhielten und ihr lange dabei zuhörten, aber ihr sonderbares, in sich gekehrtes Gehabe hatte sich dabei kaum geändert. Und so war Margrit auch nicht besonders erstaunt, als sie Gesine plötzlich zur Tür des Salons hinaus schleichen sah.
In diesem Fall war das sogar recht günstig für Margrit, Gesine unauffällig hinterher zu gehen, da Margrit später ohnehin an die Erdoberfläche wollte. Gesine war so tief in Gedanken, dass ihr Margrit in großem Abstand hinterher schlendern konnte, ohne dass diese Verdacht schöpfte. Zudem schien sie in großer Eile zu sein, denn sie schaute sich noch nicht einmal um und Margrit war sehr geschickt, machte beim Laufen kaum Geräusche.
Margrits Herz klopfte, denn Eberhardt kam Gesine von der anderen Seite winkend entgegen. „Na, kommst du?“ rief er ungeduldig. “Wir müssen heute etwas schneller machen als sonst. Nölke hat doch mehr Samen von Pommi erhandeln können als gedacht. Daher muss ein weiteres Feld gepflügt und noch heute gesät werden.“
„He und diesmal werde ich Glück haben!“ jubelte Gesine.
„Meinst du wirklich?“ erwiderte Eberhardt ziemlich schief grinsend. „Bis jetzt hast du jedes Mal vergeblich gewartet!“
„Diesmal erwische ich ihn aber!“ Gesines Stimme klang trotzig aber auch hoffnungsfroh.
Margrit blieb gut versteckt in einem der kleineren Tunnel, als sie sah, wie Gesine mit Eberhardt plötzlich Richtung Ausgang davon flitzte.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Korrekturvorschläge:

Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 14
Veröffentlicht von Doska am 26. 06. 2006 22:06
Kapitel 14

"Na und?" Eberhardt zuckte wieder teilnahmslos mit den Schultern. "Wir haben Krieg, soll sich doch jeder freuen, wenn er es nur kann! Erkan erzählt so lustig, da macht’s einfach mehr Spaß zuzuhören(Komma) als einer jammervollen Gesine! He, hast du schon mitgekriegt, was dem alles passiert ist?“
„Nee, Eberhardt, weißt du, das interessiert mich jetzt einfach nicht!“ Sie warf ihr Haar nach hinten(Komma) wendete sich um, weil sie gehen wollte.
„Oho, die heilige Margrit“, rief ihr Eberhardt trotzdem spöttisch hinterher. „He, he, hast du das gerade gehört?”
“Nein!“(Komma) murrte sie.
„Wow, manchmal bekam Erkan sogar drei von diesen ... diesen heißen Hajepas auf sein Zimmer geschickt!“
Margrit wendete sich nun ganz zu ihm herum. „Nanu? Wozu? Wozu brauchte denn Erkan drei Hajepas?“
Da lachten die meisten der Männer, die vor ihr standen und ihre Blicke wanderten jetzt ziemlich anzüglich über Margrits hübsche Figur.
Margrit wurde knallrot und sagte dann möglichst kühl: „Hab schon verstanden ... also wegen so was nur!“
„Das darfst du ruhig Sex nennen!“(Komma) grinste Eberhardt.
„Pah!“ Margrit wendete sich mit hoch erhobener Nase einfach auf dem Absatz um und sah zu, dass sie schnellstens von hier wegkam.
„Margrit ist nicht nur eine Heilige“, brüllte ihr Eberhardt dennoch hinterher, „sondern wohl auch noch Jungfrau!“
Da lachte fast der ganze Saal. Nur Erkan, der mitten in der Menge stand, konnte das nicht verstehen. Warum lachten denn alle diese junge Frau aus?“(kein Anführungszeichen)
Margrit war noch heißer im Gesicht geworden, denn ein allzu merkwürdiger Gedanke war ihr bei Eberhardts letzter Bemerkung gekommen – peinlich, peinlich! Konnte sie tatsächlich wieder Jungfrau geworden sein? Verdammt, sie beschloss(Komma) bei nächster Gelegenheit nachzuschauen.
Paul sah, trotz der vielen breiten Schultern, die ihn umgaben, wie Margrit fortlief. Sie schien sehr unsicher, fast verzweifelt zu sein und so bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Schon hatte er sie eingeholt und fragte, wohin die denn wolle.
„Margrit“, sagte er schließlich, nachdem sie ihm alles ziemlich zornig erklärt hatte, “wann wirst du endlich aufhören, dich hier ständig als Gesines Mutter aufzuspielen.“ Er tätschelte ihr begütigend die Wange. „Du hast das doch nicht nötig, hast zwei kleine Kinder, die dich dringend brauchen, das genügt!“
„Und nun wirst du mir noch sagen, was ich zu tun und was ich zu lassen habe ... ja?“
„Das nicht, aber du machst dich damit nur lächerlich! Gesine braucht keinen Halt. Sie hat eine große Klappe, ist dreist und rücksichtslos und außerdem scheint sie bereits sehr zu wissen, was Sex ist und sie ist ..."
„... im Grunde ihrer Seele total verunsichert Paul! Sie war ein Straßenkind wie meine beiden Kleinen und nun musste sie seit über drei Monaten in Zarakuma vielleicht ´wer-weiß-was´ durchmachen!“
„Das war nicht ´wer-weiß-was´, wie du es nennst, sondern die Hajeps haben vor, eine neue Spezies entstehen zu lassen und ...“
„So was ähnliches haben wir uns ja leider bereits gedacht! Aber komisch ist das schon, weil ich bisher immer dachte, dass uns Hajeps verachten würden?“
„Anscheinend waren sie darüber wohl geteilter Meinung.“ Paul zuckte verwirrt [blue] mit den [/blue] (die) Schultern. “Wusstest du, dass die Hajeps auf ihren Eroberungszügen schon immer versucht haben sollen, von den Völkern fremder Planeten Erbsubstanzen in ihre eigene zu verpflanzen? Da sie aber fürchteten, die schlechten Charakterstrukturen der Menschen dabei [red] versehendlich [/red] (versehentlich) in die Gene des zukünftigen Volkes zu übernehmen, versuchten sie erst einmal nur Organe, Zellen und Gehirnteile von uns zu entnehmen und in ihre eigenen Körper zu verpflanzen. Tja, so hat`s uns Erkan jedenfalls gerade geschildert!“
„Och, was der so quatscht!“ Margrit machte eine wegwerfende Handbewegung. „War der nicht schon immer ein [blue] mächtiger [/blue] (großer) Märchenerzähler?“
„Das schon, aber wie der das uns diesmal geschildert hat? Hört sich wirklich mächtig überzeugend an.“ Paul rubbelte dabei sehr nachdenklich an seiner Nase herum.
„Also, Erkan und Gesine wurden nur deswegen entführt, weil die Hajeps tatsächlich ... hm ... sozusagen ein Männlein und ein Weiblein zum ... äh ...“
„Vögeln, poppen, bummern und so weiter zu holen! Ja, du darfst das alles ruhig aussprechen(Komma) Margrit. He, was ist nur plötzlich mit dir los?“
„Aber eigentlich ist das doch irgendwie eine reichlich primitive Maßnahme, um zu Erbmaterialien für ein neues Volk zu gelangen, findest du nicht?“
„Wohl doch noch immer die effektivste!“ Paul grinste. „Denn dumm scheinen mir Hajeps nicht gerade zu sein!“
„Aber Hajeps haben sicher doch noch ganz andere Möglichkeiten(Komma) um ... ach, lass mich jetzt durch, ich will endlich zu Gesine." Sie [red] schuppste [/red] (schubste) Paul ziemlich unsanft zur Seite und begann noch schneller durch den langen Flur zu laufen. Paul jagte ihr nach einigem Zögern hinterher.
"He, Margrit!"(Komma) brüllte er. "So warte doch", und fügte kleinlaut hinzu, "ich komm` ja mit!"
Wenig später entdeckte Paul seine Margrit, wie sie ganz offensichtlich bemüht war, Gesines neue Tür mit ihren Fäusten zu zertrümmern. "Gesine, mach mir auf!"(Komma) hörte er sie mit ihrer dunklen Stimme rufen. "Ich bin`s doch nur ... zum Donnerwetter, die Margrit! Und es hat gar keinen Zweck, wenn du dich verbarrikadierst, hörst du? Keinen Zweck, damit löst sich überhaupt kein Problem! Hast du verstanden ... kein Problem!"
„Du meine Güte, lass die Tür ganz!"(Komma) lachte Paul und hielt plötzlich von hinten Margrits Fäuste fest.
„Huch ... huuuuch Paul?" Margrit keuchte und hielt sich das Herz. „Hast du mich aber
erschreckt!“
„Entschuldige!"(Komma) stammelte er betreten. „Das wollte ich eigentlich gar nicht. Aber seit wann bist du derart schreckhaft?"
„Ach, mir ist eben alles Mögliche und Unmögliche durch den Kopf gegangen, was die Hajeps mit Gesine angestellt haben könnten ... und da ..."
„Ja, ja, ich weiß(Komma) du hast viel Phantasie, ein bisschen zu viel davon(Komma) würde ich glatt sagen."
„Schließlich muss ich wissen, was Owor ... äh ...die Hajeps mit ihr gemacht hat ... äh ... haben, meine ich natürlich! "
„Ach, und warum musst du das unbedingt so genau wissen?"(Komma) hakte er nach, schob Margrit dabei einfach von der Tür weg und baute sich selbst davor breitbeinig auf, damit Margrit nicht mehr dagegen hämmern konnte.
„Naaaa ... damit ich ihr helfen kann, natürlich. Gehst du mal zu Seite?"
„Natürlich, damit du ihr helfen kannst!“(Komma) wiederholte er näselnd und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen dir Tür. „Darf man fragen, wie du das anstellen willst?“ Er hüstelte belustigt. „Denn wenn er tatsächlich über sie ... na ja ... `rübergehuscht´ sein sollte, wirst du das wohl kaum wieder rückgängig machen können ... oder?“
Margrit zeigte ihm nun doch ein ziemlich verdutztes Gesicht.
„Warum muss eigentlich immer Owor ... hm ... Oworlotep für alle möglichen und unmöglichen Schandtaten zuständig sein, Margrit? Ich habe so den Eindruck, dass du es fast willst! Selbst Julchen und Tobias kennen inzwischen seinen Namen. Haben mir den mit großen, erschrockenen Augen erst neulich verraten! ´Owi´ hat mir Julchen heute wieder zugeflüstert. Findest du das gut? Ich warne dich, solche Wünsche können zu einer fixen Idee werden!“
„Also, nun hört doch alles auf!“(Komma) zischelte Margrit. „Warum sollte ich mir denn wünschen, dass Oworlotep SCHLECHT ist?"
„Weiß nicht!“ Paul schaute nun auch so traurig drein wie Margrit. „Vielleicht, damit du dir einreden kannst, dass es gut gewesen ist, dass du den Auftrag Günther Arendts, für uns nach Zarakuma zu gehen, schon wieder abgelehnt hast?“
Margrit wurde bei diesen Worten doch so ein bisschen blass um ihre Nase herum. Ihre Lippen zuckten, aber sie brachte keinen Ton hervor. „Willst du das denn auch haben?“(Komma) fragte sie sehr leise und ängstlich. “Dass ich mich für euch opfere und nach Zarakuma gehe?“
„Nein! Natürlich nicht!“(Komma) knurrte er verdrießlich. „Und ich glaube, der Günther meint das wohl auch eher so als Scherz! Ist schon ´n komischer Kauz!“ Paul verzog das Gesicht. „Aber dich scheint dieses Thema irgendwie zu belasten!“
„Unsinn! Denke überhaupt nicht daran!“(Komma) erwiderte sie nach einer kurzen Pause, schob ihn brüsk zur Seite und lehnte dann ihr Ohr gegen die Tür.
„Komisch, da ist aber auch rein gar nichts zu hören!“(Komma) ächzte sie beunruhigt.
„Na, wahrscheinlich schläft sie inzwischen ganz selig!“(Komma) bemerkte er. „He, he, das wäre wohl das Schärfste, wo wir uns hier solch einen Kopf über sie machen!“
„Ach Quatsch, Gesine antwortet und nur nicht, weil ... hm, sag mal“, fragte Margrit plötzlich und wendete ihr Gesicht wieder Paul zu, „hat das ... äh ... Experiment mit Erkan und ...“ sie schluckte, ehe sie weitersprechen konnte, „... Gesine denn geklappt?“
„Weiß nicht! Du hast mich ja nicht weiter zuhören lassen!“(Komma) mokierte er sich seufzend.
„Gesine ... he?“ Margrit legte wieder ihr Ohr an die Tür. „War ja nur so `ne Frage!“(Komma) erklärte sie ziemlich kleinlaut und so ganz nebenbei. „Gesine ... also nun sag doch mal endlich was ... bitte!“
„Weißt du was, die ist überhaupt nicht mehr in ihrem Zimmer!“(Komma) entfuhr es Paul aus einer inneren Eingebung heraus. “Hat hinter sich abgeschlossen und sitzt längst wieder bei den anderen im großen Salon!“
„M .. meinst du? Mensch, du kannst einen aber echt verunsichern! Ach, komm(Komma) du willst ja nur in Wahrheit wieder zurück, weil du Angst hast, das meiste“, Margrit machte dabei kleine, boshafte Augen, “von Erkans schweinischen Sexgeschichten zu versäumen, richtig?“
„Ach, und sich dann über Menschen aufregen, die anscheinend nur Schlechtes über andere denken!“(Komma) mokierte sich Paul grinsend, aber Margrit war geistig wohl schon wieder mit Gesine beschäftigt, denn sie starrte jetzt sehr konzentriert die Tür an.
„Aber,(kein Komma) vielleicht ist es ja auch nur so still dahinter, weil sich Gesine etwas an ... äh ... getan hat? Du lieber Himmel, was machen wir dann?“(Komma) kreischte Margrit plötzlich erschrocken los und Paul seufzte deshalb abermals.
„Okay“, knurrte er, da er wieder mal Tränen in Margrits Augen schimmern sah, „ich werde jetzt einfach diese ziemlich liederlich Tür rammen!“(Komma) erklärte er, nahm [blue] dabei [/blue] (überflüssig) auch schon einen gewaltigen Anlauf, warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen, kam mit dem Ellenbogen dabei gegen die Klinge, drückte die runter und die Tür sprang überraschenderweise auf. Der Schwung war dermaßen groß, dass Paul, sich dabei um sich selbst drehend, nicht nur in Gesines Zimmer hineinwirbelte, er stolperte auch über einen kleinen Hocker, der im Wege war und kam schließlich direkt neben Gesine zu Fall, die völlig verheult bäuchlings auf ihrer Matratze lag.
„Nanu?“(Komma) ächzte Gesine erschrocken. Sie hatte die verquollenen Augen weit aufgerissen, blickte über ihre Schulter hinweg, denn sie erkannte Margrit nicht wieder.
„Och, das ist nur Margrit!“(Komma) schnaufte Paul und kam leise ächzend erst einmal nur mit dem Kopf hoch. Hatte er sich bei diesem schlimmen Sturz auch nichts gebrochen? Alles tat ihm weh! „Die ist jetzt verjüngt!“ Paul ließ den Kopf wieder nach hinten fallen, leider zu abrupt, denn der Boden war recht hart. Er betrachtete den anschließend richtig verärgert.
„Verjüngt?“(Komma) echote Gesine ungläubig und setzte sich auf, dabei putzte sie ihre rote Nase mit einem großen Tuch. „He, wie soll denn so was Verrücktes passiert sein?“ Sie trompetet in das Tuch. “Nee, nee, anschmieren lass ich mich von euch nicht! Also, heraus mit der Sprache, wer bist du wirklich?“
„Ich bin ...“, begann Margrit.
„Aber irgendwie kommst du mir jetzt doch vertraut vor!“ Gesine verstaute das Tuch unter der Matratze und starrte dabei Margrit unentwegt an.
„Na, ich bin ja auch ...“, begann Margrit von neuem.
„He, du bist Margrits kleine Schwester und daher auch so `ne ähnliche Stimme, richtig?“
Paul lag immer noch auf dem Boden, schmerzerfüllt keuchend. Er verschränkte dabei allerdings die Arme im Nacken, damit sein Kopf weicher lag. Na, da war er ja mal gespannt, wie Margrit als Psychologin mit solch einer komischen Situation klar kommen wollte.
„Äh, ich bin eigentlich ...“
„Und wie alt bist du?“(Komma) fragte jetzt Gesine neugierig. “Nein, lass mich raten … mindestens zwei Jahre jünger als ich, stimmts?“
„Na ... hm ... sagen wir mal so zweiundzwanzig?“(Komma) erklärte Margrit und klimperte ein wenig hektisch dazu mit ihren Augendeckeln.
„Nein! So alt schon?“(Komma) rief Gesine fassungslos. „Das hätt` ich nun wirklich nicht gedacht! Aber egal! Mach´s dir hier ruhig gemütlich!“ Gesine wies mit einer einlandenden Handbewegung neben sich und Margrit nahm, wenn auch etwas zögerlich, auf der Matratze Platz.
„Dazu muss ich dir sagen, dass ich mich mit der Margrit ... also, mit dieser alten Schachtel überhaupt nie richtig gut verstanden habe!“
„A-ach?“(Komma) ächzte Margrit erstaunt und Paul kicherte.
„Na ja, war eben viel zu besserwisserisch! Darum hatte ich mich auch erst hier eingeschlossen, weil ich wusste, dass genau diiie ganz bestimmt wieder angewetzt kommen wird, aber als ich auch Paul hörte, habe ich doch aufgeschlossen!“ Gesine warf [blue] dabei [/blue] (überflüssig) einen flüchtigen Blick nach Paul, der gerade vorsichtig sein Bein bewegte, um zu überprüfen, ob es wohl gebrochen war, denn es hatte darin ziemlich heftig gepiekt. Er stöhnte herzzerreißend dabei.
„Aber komisch, ihr habt beide so lebhaft miteinander gequatscht, da hat das mit dem Aufschließen wohl keiner von euch bemerkt[blue] hat[/blue] (doppelt)!“(Komma) stellte Gesine verwundert fest und nicht nur Margrit, auch Paul machte deshalb ein verdutztes Gesicht.
„Und was wolltet ihr nun hier bei mir?“
„Och, wir haben uns nur ein bisschen gewundert“, erklärte Margrit jetzt leicht hin, „dass du sofort auf dein Zimmer verschwunden bist, ohne auch nur irgendjemanden von zu begrüßen! Denn Erkan ...“
„Ja, Erkan!“(Komma) fauchte Gesine jetzt wütend und verzweifelt. „Der hat gut reden, hat ja auch nicht all das durchmachen müssen, was ich ... ach ... aaach ...“ Gesine nahm plötzlich das kleine Strohkissen von der Matratze und wieder erfasste sie ein heftiger Weinkrampf.
„Hm, weißt du“, sagte Margrit jetzt völlig hirnrissig, aber irgendwie aus einer inneren Eingebung heraus, „ich kann die Margrit auch nicht leiden!“
„Du auch nicht?“ Gesines Kopf fuhr überrascht wieder hoch. „Und George hält immer sooo große Stücke von der!“
„Findest du?“(Komma) ächzte Margrit erstaunt, wurde jedoch doch ein kleines bisschen rot.
„He, aber die Margrit ist ja inzwischen nicht die Einzige, auf die George steht!“(Komma) verriet Gesine weiter.
„Hat der denn jetzt noch eine?“
„Klar, die komische Hajepa von neulich zum Beispiel ... da kriegt er immer ganz glänzende Augen, wenn er von der redet.“
„Verstehe, auch so `ne Tussi!“
„Richtig, der steht nämlich nuur auf Tussis! Aber, ich brauch` den George nicht! Nö ... niie mehr! Weil, ich hatte jetzt ganz viel Sex!“ Und schon warf sich Gesine wieder bäuchlings auf ihre Matratze und schluchzte zum Gotterbarmen weiterhin in ihr Kissen hinein. “Aaach, ihr glaubt ja gar nicht, was ich so alles in Zarakuma durchgemacht habe!“(Komma) tönte es ziemlich undeutlich aus dem Kissen hervor.
Margrit war zutiefst entsetzt. „Tja, was kann man da am besten machen?“(Komma) fragte sich Margrit deshalb selber laut.
„Na, vielleicht mein Bein schienen?“(Komma) schlug Paul jetzt sehr nachdenklich vor.
„He, du ... was genau ist dir denn eigentlich passiert?“(Komma) fragte Margrit klopfte Gesine dabei auf die Schulter.
„Komm(Komma) sag es mir ruhig, vielleicht fühlst du dich dann besser!“
„Na, das weißt du doch“, erklärte Paul, weiter tief in Gedanken. „Ich bin hingefallen und da ...“
„Ach, manchmal muss man eben im Leben eben Schweres durchstehen!“ Margrit legte Gesine nun beruhigend gleich beide Hände auf die zuckenden Schultern.
Gesine nickte und Paul sagte, während er sich mit schmerzverzerrter Miene mühte(Komma) wieder aufzurichten: „Na ja, es ist ja wohl doch noch mal gut gegangen!“
„He, wie kann ich dir nur helfen?"(Komma) erkundigte sich Margrit weiterhin völlig ratlos. „Vielleicht sollten wir doch lieber unseren Arzt, den Detlef(Komma) holen.“(Komma) wisperte Margrit Gesine ins Ohr. “Soll der kommen?“
„Das ist nett.“ Paul rieb sich, inzwischen wieder fest auf den Beinen stehend, sehr vorsichtig sein rückwärtiges Körperteil. „Aber wird wohl nicht nötig sein ... nein, nein!“(Komma) wehrte er bescheiden ab. „Gebrochen ist dort hinten ebenfalls nichts!“
„Paul“, schnaufte jetzt Margrit wütend, „ich meine doch nicht dich(Komma) sondern Gesine! Kannst du dir das nicht denken?"
„D .. denken?“ Er schaute verdutzt, dann so ein bisschen eifersüchtig drein, schließlich brach er in schrilles Lachen aus.
„Paul, du hast wirklich kein Gefühl! Sie hat einen schweren Schock durch dieses Erlebnis.“
„Ach, und woher weißt du, dass sie wirklich so sehr geschockt ist? Erkan ist zum Beispiel sogar sehr zufrieden damit gewesen!“
“Ja, der Erkan!“(Komma) schluchzte Gesine wieder verzweifelt, bohrte ihr Gesicht noch tiefer ins Kissen und die Schultern zuckten sogar noch wilder als bisher.
„Also Paul!“(Komma) schimpfte Margrit. „Jetzt sieh dir doch mal an, was du mit der Erwähnung seines Namens schon wieder angerichtet hast! Himmel, du merkst aber auch gar nichts!“
„He, was sollte ich denn merken?“
Margrit beugte sich vor und wisperte Paul zu: „Es sieht alles danach aus, dass sie tatsächlich mehrmals ... verge ... na ... waltigt worden ist.“
„Ach“, entfuhr es Paul skeptisch, „und woran siehst du das?“
„Waren es mehrere Männer ... oder nur einer?“(Komma) fragte Margrit Gesine möglichst beiläufig.
Gesine schnäuzte lautstark wieder in ihr großes, tränendurchtränktes Taschentuch. „Nein, ich glaube ... äh ... hm .... also ...“
„Mein Gott!“(Komma) bemerkte Paul fassungslos. „Weiß sie noch nicht einmal genau, wie viele Kerle es waren?“
„Ganz gleich, wie viele es waren und was sie mit dir taten“, bemerkte Margrit jetzt mit fester, ruhiger Stimme, „denke immer daran, dass sie unwissend waren, weil sie durch das Leben verroht worden sind!“
„Unwissend“, säuselte Paul mit affektierter Stimme. „Wie niedlich! Ach, diese süßen, kleinen Rohlinge, die!"
„Aber ... es war nur einer!“(Komma) keuchte jetzt Gesine.
„Das ist schon etwas besser, trotzdem .... gaaaanz ruhig bleiben!“(Komma) wisperte Margrit. „Auch eine Vergewaltigung kann man ohne schlimme Schäden überleben, wenn man sich anschließend vernünftig verhält.“
„He, hat es nicht eben geklopft?“(Komma) krächzte Gesine und richtete sich wieder auf. „Komm rein, ist offen!“(Komma) sagte sie fast im gleichen Atemzug.
Sofort erschien Georges Kopf hinter der halbgeöffneten Tür. Er nickte freundlich sowohl Margrit als auch Paul erst einmal zu und dann musterte er sehr aufmerksam Gesine, der dabei eine leichte Röte ins Gesicht stieg. „Hallo, Gesine, störe ich?“
„Nein, nur so ein bisschen!“(Komma) erwiderte sie und die Röte in ihrem Gesicht vertiefte sich noch mehr.
„Na, so lange es nur ein bisschen ist ...“ George lief mit ausgebreiteten Armen auf Gesine zu.
„Herzlich willkommen daheim!“(Komma) brummelte er, drückte dabei das Mädchen zärtlich an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Willst du nicht mit uns kommen und dich wie Erkan feiern lassen?“
„Erk ...?“(Komma Leerfeld)ächzte Gesine und machte sich zornig von George frei. „Nein, ich komme nicht mit!“
„George, du darfst diesen Namen nicht erwähnen ...“, raunte ihm Margrit ziemlich aufgeregt zu.
„... denn sonst kriegt Gesine Weinkrämpfe!“(Komma) fügte Paul in recht affektierter Tonlage noch hinzu. “Hier ist nämlich gerade eine Psychologin am Werk!“ Und dann kicherte Paul leise quietschend in sich hinein.
„Was, du bist auch Psychologin, wie deine Schwester?“ Gesine warf Margrit einen verdutzten Blick zu.
„Ach, dann will ich nicht weiter stören!“(Komma) erwiderte George zu Pauls Überraschung ziemlich ernst. „Komm Paul, gehen wir doch einfach! Gesine kann ja nachkommen, wenn äh ... die Sache geklärt ist!“ George grinste Gesine dabei nochmals freundlich zu und lief wieder Richtung Tür.
Paul kam ihm kopfschüttelnd und noch immer ein bisschen in sich hineinglucksend hinterher geschlendert. Dabei schien ihm plötzlich etwas ganz anderes eingefallen zu sein, denn er blieb stehen und fragte George mit einem Male neugierig: „Stimmt das wirklich mit dem fürchterlichen Genfehler, den die Hajeps haben sollen?“
„Scheint so!“(Komma) erwiderte George und wendete sich nach ihm um. „Aber denke nicht, dass die Erde nur deswegen erobert worden ist, weil Hajeps wieder mal versucht haben, mit den Genen eines fremden Volkes zu züchten. ´Hajeptoan´ ist überbevölkert, ebenso deren Nachbarplanet ´Jisk´ und es gibt nur wenige Planeten, die so günstige [red] Lebensbesingungen [/red] aufweisen wie unsere Erde!“
„Oho! Dann sieht`s ja wohl immer noch nicht bestens für uns aus!“
„Es ist noch nie bestens gewesen, Paul!“
Und dann waren sie auch schon zur Tür hinaus.
„Und nur wegen[red] diesem dämlichen Genfehler[/red] (dieses dämlichen Genfehlers) ...“, begann Gesine, musste aber abbrechen, weil ihr schon wieder die Tränen gekommen waren, “... musste ich das alles durchmachen!“
„Hat es denn sehr weh getan?“(Komma) erkundigte sich Margrit mitleidig.
„Eigentlich nicht ... na ja ... vielleicht ihm?“ Gesine wischte sich dabei sehr nachdenklich die Nase trocken.
„Äh ... was sagtest du doch gleich?“(Komma) hakte Margrit etwas irritiert nach.
„Na, hast du doch gehört! Ihm könnte die Vergewaltigung vielleicht doch etwas weh getan haben ... na ja, ich hab mich ja auch auf ihn gestürzt wie ein Tier!“ Gesine machte ein schuldbewusstes Gesicht und dann trompetete sie wieder in das riesige Tuch. „Aber er hat ja auch einen solch süßen Körper, sage ich dir und dann diese Augen ... aaach!“(Komma) schniefte Gesine. „Ich werden ihn nie vergessen ... niiie!“(Komma) hörten Margrits überraschte Ohren, unauffällig stocherte sie deshalb in beiden herum. Hatte sie plötzlich einen Hörschaden? Sie holte tief Atem. „Hattest du eben etwa von einem Hajep geschwärmt?“
„Ja klar, von was sonst? Weißt du, Erk ... na ja, der ... und ich wurden erst einmal gründlich von Howanen, das sind Ärzte, untersucht. Und dann bekam er verschiedene Partnerinnen und ich verschiedene Partner zugeführt. Sie stammten übrigens alle aus der Kaste der Kutmats. Es ist die aller unterste Kaste der Hajeps und ...“
„Die Hajeps haben also wirklich ein Kastensystem, wie George schon immer vermutet hatte?“
„Ja, ein sehr strenges sogar. Kutmats heißt übrigens wirklich ´Schmutz´. Es sind ´wertlose´ Männer und Frauen dieses Volkes, aber niemand wird in irgendeine Kaste hineingeboren, sondern nur immer weiter nach unten sortiert, je schlechter er im Laufe seines Lebens funktioniert.“
„Aber umgekehrt geht es dann wohl auch?“
„Du meinst, wenn einer gute Fähigkeiten entwickelt, dass er dann aufsteigt? Schwer! Wenn er ganz unten war, hat er einen schlechten Ruf. Darum bringen sich auch viele Hajeps um, ehe sie so tief hinabsinken!“
„Puh, das alles hätt` ich nicht gedacht. Hm, komisch, aber warum wurden euch dann gerade aus solch einer Kaste Partner zugeführt?“
„Es ging erst einmal darum, ob sich Menschen mit Hajeps überhaupt paaren und weitervermehren können!“
„Ach, sowohl ihr als auch diese armseligen Hajeps solltet also erst einmal getestet werden.“
„Genau, natürlich haben die Howane dabei auch versucht(Komma) uns zu klonen, unsere Genstränge mit den Genen der Hajeps in Retorten zu verbinden und so weiter, all solch ganz verrückten Sachen.“ Gesine zuckte mit den Schultern. „Ich hab` von solchen Dingen keine Ahnung, aber sie haben dabei unglaublich viel mit uns in den Laboren angestellt. Doch mit diesen komischen Hajeps ins Bett wollte ich nicht. Ich hab` so lange herumgeheult, bis meine Weigerung dem Oten zugetragen wurde.“
„Sagtest du Oten?“
„Ja, wieso?“
„Hmm ... hmmm ... hat er noch einen anderen Namen?“
„Ja, Agol! Er stammt übrigens aus der allerhöchsten Kaste, der ´Jastra´, und der fand Stress beim Sex für die Vermehrung nicht gut und so durfte ich wählen. Ich bestellte diesen süßen Soldaten ...“
„Also einen Jimaro!“
„Richtig, einen Jimaro, den man zu meiner Bewachung abkommandiert hatte, auf mein Zimmer, der darüber natürlich völlig perplex war ... na ja, und dann kam die Sache mit der Vergewaltigung.“ Gesine grinste schon wieder verstohlen. „Na ja, sonst hätt`s doch mit uns Zweien nicht geklappt! Denn du glaubst ja gar nicht, wiiiie schüchtern Hajeps in Wahrheit sind!“
„Äh, was sagtest du doch gleich?“
„Schüchtern, sagte ich! Mann, du hörst irgendwie nicht gut, was? He he, und hinterher, da hat er natürlich richtig gewollt!“ Gesine,(kein Komma) warf sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) das Haar in den Nacken und kicherte. „Tu pisst wonderschon!“ hat er immer wieder zu mir gesagt.“ Ihre Augen bekamen dabei einen verträumten Blick. „Ja, du wirst dich vielleicht wundern, aber das war das erste Mal, dass ein Mann so was zu mir gesagt hat. Mein ganzes Leben lang war ich doch hier für alle nur das lästige, nervige, kleine Ding. Und dann meinte er noch eines! Ach“, schluchzte sie, „es klingt so verrückt, so unglaublich. Aber er sagte doch allen ernstes in seinem gebrochenen Deutsch: ´Bine mirr zischerr, dasse du pisst einer gutter Lumanti!´“ Gesine atmete tief durch und ihre Augen glänzten schon wieder selig. „He, guter Mensch hat er zu mir gesagt. Stell dir das mal vor, ausgerechnet mir, zu der sagt der so was! Wo ich doch immer diejenige war, die ... na ja, jedem mal hier und dort so ein bisschen was ... hm ... stibitzt hat!“
„Ja, immer nur so ein bisschen!“(Komma) knurrte Margrit verärgert und musterte dabei ihre Kette, die Gesine gerade um den Hals hatte.
„Tja, und da wurde ich zum ersten Male ehrlich und gestand ihm ...“
„Dem Hajep?“
„Wem sonst? Dass ich eine diebische Elster wäre!“
„Und was sagte nun der Hajep dazu?“
„Er wüsste zwar nicht, was eine Elster wäre, aber das mit dem diebisch kenne er!“
„Nein!“ Margrit schüttelte verdutzt den Kopf.
„Doch, doch, er zählte mir danach auf, was er sich so alles im Laufe seines Lebens zusammen ... na ja ... geklaut hätte ... oh, es war eine lange Liste!“ Gesine kicherte und es kamen ihr dabei erneut die Tränen. „Ich erklärte ihm danach, dass ich keine Eltern gehabt hätte, woraufhin er mir wiederum sehr aufgeregt verriet, dass er zwar nicht wisse, was genau Eltern eigentlich wären, aber er könne sich nicht zurück entsinnen, so etwas komisches je besessen zu haben.“
„Ach?“(Komma) rief Margrit verdutzt.
„Und dann erzählte ich ihm, was ich als Kind alles durchgemacht hätte und so verriet er mir auch, was er so alles erlebt hätte. Weißt du, ich bin ja nun schon wirklich so einiges gewöhnt, aber da standen mir doch die Haare zu Berge.“ Gesine musste inne halten, so sehr regte sie das alles noch immer auf. „Seltsamerweise weinte er, während er mir das alles berichtete, nicht. Es schien sogar so, als wäre ihm dabei eine Maske über das Gesicht gefallen, und seine Stimme klang ebenso ausdruckslos. Ich nahm ihn schließlich in die Arme und ... na ja ...“, Gesine wurde nun knallrot im Gesicht, „... und dann passierte es eben noch mal!“
„D ... das mit dem Vergewaltigen?“
„Ja ... hm ... ich glaube wir vergewaltigten uns alle beide!“
„Gesine, das ist keine Vergewaltigung!“(Komma) schnaufte Margrit jetzt verärgert.
„Ach so? Na, macht ja nichts!“
„Man kann also zusammenfassend sagen, dass dir dieser außerirdische Typ irgendwie zugesagt hat.“
„Nicht irgendwie ... seeehr! Er heißt übrigens Munjafkurin!“
„Oh Gott, doch nicht etwa dieser verspielte Typ, der damals nach mir ... äh ... nach Margrit gesucht hatte?“
„Richtig, genau der!“
„Ihr habt euch aber darüber nicht mehr unterhalten?“
„Doch, doch, natürlich, gerade darüber!“
„Oh Gott!“
„Nein, keine Angst, deeer verrät deine Schwester bestimmt nicht!“(Komma) erklärte Gesine mit dem leuchtenden Glanz der Zuversicht in den Augen.
„Puh, aber Munjafkurin kann dir doch auch den diebischen Hajep mit der schlechten Kindheit nur vorgespielt haben, um dich auszuhorchen.“ Margrit schaute nachdenklich zu Boden. „Aber er könnte auch bereits damals so leicht ablenkbar durch mein .. äh ... Margrits Spielzeug gewesen sein, weil er im Grunde genommen überhaupt nicht daran interessiert war, einen Flüchtling zu finden.“
„So ist es!“(Komma) gestand Gesine mit heiserer, aber fester Stimme. „Munjafkurin hat mir nämlich erzählt, dass er niemals ernsthaft bemüht ist, Entflohene des hajeptischen Systems wiederzufinden. Aber in einem hast du Recht: Er ist tatsächlich extrem verspielt, wie fast alle Hajeps und hat bereits eine kleine Sammlung unterschiedlichster Gegenstände in einer kleinen Kammer neben seinem Zimmer aufbewahrt, die er sich so nach und nach zusammengeraubt hatte. Er hat mir alles gezeigt, war davon so begeistert wie ein kleines Kind.“
„Verrücktes Volk!“(Komma) entfuhr es Margrit. „Sie sind so seltsam wie sie aussehen!“
„Sie sind nicht seltsam!“(Komma) fauchte Gesine aufgebracht. „Dieses Volk ist sehr intelligent und der scharfe Verstand spiegelt sich im Ausdruck ihrer Gesichter wieder. Sie haben wache Augen, empfindsame Lippen und wunderschöne Körper. He, ich finde sie überhaupt nicht hässlich. Ihr Anblick ist für uns Menschen zwar zunächst ungewohnt, doch dann, wenn du für ein Weilchen mit ihnen zusammen bist, dann bist du von ihnen begeistert! Ja, dann möchtest du am liebsten so sein wie sie!“ Gesine brach ab und seufzte sehnsüchtig.
„Ach, so ein Unsinn!“(Komma) zischelte Margrit aufgeregt. „Du hast dich doch hoffentlich nicht in Munjafkurin ... äh ...“
„Doch, doch, habe ich ... und das ist ja das Schlimme, weswegen ich hier die ganze Zeit herumheule. Weiß du, ich hab` mich ja schon früher immer so schnell in Jungs verschossen! Und zuletzt hab` ich sogar ganz stark auf George gestanden, aber der wollte ja nicht wirklich! Schüttele nicht so den Kopf, das stimmt. Und bei Munjafkurin, da ist alles ganz anders!“ Sie schluchzte schon wieder laut auf. „Ich weiß, verknallen ist was ganz Dämliches ... echt kitschig! Is` mir aber halt passiert. War`n Fehler, stimmt, aber ehrlich“, sie hob beschwörend die Hand, „ansonsten hatte es mich noch nie dermaßen doll erwischt ... echt nicht! Oh Gott, und es ist ein so irres Gefühl!“ Gesine schlug voller Begeisterung die Hände zusammen. „Und nun kommt noch das Schärfste! Nachdem ich Munjafkurin auch das gestanden hatte, meinte er, dass er zwar wisse, was verknallen ist“, Gesine gluckste dabei wieder in sich hinein, „aber dass ich wohl etwas anderes meinen würde als das, was man so alles mit Munition machen kann, denn auch er spüre ein völlig neues, fremdartiges Gefühl. Er habe dabei sogar den Eindruck, ohne mein liebes Lächeln künftig nicht mehr leben zu können ... ja, liebes Lächeln hat er gesagt!“(Komma) schniefte sie. „Ich weiß, es ist nicht zu fassen, dass ausgerechnet mich jemand liebt!“ Sie lachte und biss, weil sie Margrits seltsamen Blick bemerkte, jetzt einfach in ihr Taschentuch, um sich nicht nochmals so übertrieben und ungebührlich zu benehmen.
Margrit starrte Gesine trotzdem noch immer völlig perplex mit offenem Munde an.
„Aber weshalb hast du dann vorhin so getobt und geweint, wo überhaupt nichts Schlimmes passiert ist? Liebe ist doch kein Grund zum Schluchzen?“
„Wenn man aber unglücklich verliebt ist?“ Gesine zerknüllte das Taschentuch und stopfte es wieder unter die Matratze.
„Unglücklich?“(Komma) krächzte Margrit. „Das musst du mir wohl genauer erklären.“
„Na ja, für drei Monate waren wir beide sogar sehr glücklich, Munjafkurin und ich. Ja, ich durfte immer denselben Partner behalten, obwohl die Howane das nicht gerne sahen und mit Erkan daher viel zufriedener waren als mit mir. Erkan hat sich übrigens in dieser Zeit mir gegenüber [red] aufgesprochen [/red] zickig verhalten, denn er versuchte mich fast jeden Tag auf`s neue zum Partnerwechsel zu überreden und hetzte auf diese Weise die Howane immer wieder gegen mich auf. Aber dann hieß es plötzlich, das ganze Projekt wäre gescheitert, alles hätte keinen Zweck gehabt. Nicht nur Munjafkurin wäre trotz der Hormonzufuhr, die wir jeden Morgen bekamen, Menschen gegenüber steril, auch ich wäre unfruchtbar! Doch man werde nicht aufgeben und sich weitere Menschen nach Zarakuma holen. Doch die zur Zucht ausgesuchten Hajeps und Hajepas dürfen künftig einen Menschenpartner nie länger als drei Nächte bei sich haben, weil sich längere Zeit nicht lohnen würde. Das wurde plötzlich so beschlossen und bedeutete für Erkan und mich, dass wir umgehend Zarakuma zu verlassen hatten und dass Munjafkurin und ich uns nie ... niiie mehr wieder sehen dürfen!“ Gesine brach wieder in lautes Schluchzen aus und Margrit nahm sie deshalb tröstend in die Arme.
„Ach, das ist also der Grund?“(Komma) sagte sie traurig und sehr mitleidig.
Gesine nickte und heulte noch lauter und Margrit weinte schließlich sogar dabei mit. „Du arme Maus!“(Komma) schniefte sie und streichelte Gesine übers Haar. “He, was kann man da am besten machen?“
“Ja, das hat Margrit auch immer zu mir gesagt!“(Komma) schluchzte Gesine als Erwiderung. “Soll ich dir vielleicht mal mein Taschentuch für deine Nase borgen?“
„Geht schon so!“ Margrit wischte mit dem Handrücken darüber. “Aber ... könnten nicht du und Munjafkurin euch auch mal heimlich treffen?“(Komma) schlug Margrit jetzt ganz einfach vor.
„Geht nicht, heimliche Treffen werden nämlich mit äußerst brutalen Strafen geahndet!“
„Was?“ Margrit blickte Gesine nun richtig entrüstet an. „Welch ein grausames System!“
„Das sagt Munjafkurin auch immer!“ Gesine wischte sich noch eine Träne von ihrer Wange und dann betrachtete sie die zwei merkwürdig geformten steinernen Stückchen, welche sie zu Margrits Überraschung plötzlich in der Hand hielt. „He, was sind denn das für ulkige Dinger?“(Komma) murmelte Gesine und drehte und wendete dabei die Stücken nach allen Seiten. „Und was für ein irres Muster da drauf ist?“
„He, Gesine, hast du die mir etwa eben gemopst?“ Margrit klopfte sich dabei hastig ab, denn sie glaubte(Komma) nicht recht gesehen zu haben. „Na klar hast du das!“(Komma) fauchte sie jetzt fassungslos.
Gesine zeigte sich unbeeindruckt, packte die beiden Teile so zusammen(Komma) als wären sie wieder ein Einziges.
„Eine komische Schrift ist das ja“, schwatzte Gesine einfach weiter, „und darunter eine schwarze Schlange?“
„Mann, Gesine“, Margrits Gesicht leuchtete jetzt zornesrot, „was soll denn plötzlich dieser Blödsinn? Gib mir die beiden Teile wieder her!“
„Nö“, sagte Gesine nun so richtig trotzig, „lass mich die Dinger doch mal weiter begucken. Schade, der dritte Teil, der untere, fehlt. He, wer den jetzt wohl gerade hat?“ Gesines Augen bekamen dabei einen versonnenen Ausdruck.
„Der kann auch noch immer irgendwo im Wald herum liegen!“(Komma) murrte Margrit. „So, und jetzt reicht`s!“ Margrit langte zu ihr hinüber, um die beiden Teile von Danox endlich wieder an sich nehmen, doch Gesine entwand sich kichernd ihrem Griff, sprang einfach auf und lief damit ein kleines Stück von Margrit fort.
„Gesine?“ Margrit lachte mit ihr, war jedoch irgendwie verstört. „Das ist doch wohl jetzt nur ein Scherz, oder? Du ... du kannst mir doch nicht einfach diese Stücke wegnehmen!“
„Siehst doch, [red] das [/red] (dass) ich das kann! He, he, ich weiß, das sind die Reste von Danox, von dieser komischen Wunderwaffe, weswegen Margrit damals eigentlich zu unserer Organisation hatte kommen sollen. Aber George hat dann schließlich für diese Tussi gesorgt, obwohl die gar nicht mehr das Ding bei sich gehabt hatte. Munjafkurin hat mir außerdem Danox ganz genau beschrieben. Danox hat zwar viele Nebenfunktionen, aber über seine wirklichen Fähigkeiten gibt es bisher nur Gerüchte! Das Ding stammt übrigens von Shough! Soll so ein kleiner Planet gewesen sein, auf dem ausschließlich Wissenschaftler lebten und die haben Danox erfunden!“
„Munjafkurin hat dir ....?“ Erschrocken war Margrit nun auch aufgesprungen. „Gesine, sei vernünftig(Komma) gib mir die Stücke wieder!“
„Nö, warum? Selber Schuld, weshalb schleppst du so etwas [red] kostbares [/red] (Kostbares) mit dir herum?“
Konnte sie Gesine denn verraten, dass sie sich durch Danox irgendwie beschützt fühlte? „Ja, dann war das eben dumm von mir!“(Komma) räumte Margrit stattdessen ein. „Aber die Hajeps dürfen auf keinen Fall Danox zurückerhalten!“
„Ach, tu doch nicht immer so heilig, Margrit, in Wirklichkeit willst du dir doch nur selbst Vorteile durch diese kostbaren Teile verschaffen.“
„Du hast eben Margrit gesagt!“(Komma) stellte Margrit klar und kam nun Gesine hinter her gelaufen. “Also weißt du sehr (kein Absatz)
wohl, wer ich bin, du kleine Lügnerin, du!“
„Ich habe nicht gelogen, erst war ich mir wirklich nicht so recht [blue] im Klaren [/blue] (klar Klarer is Schnaps) über dich! Aber du bist ja so typisch immer noch du!“
„Gesine, und wenn ich sonst wer wäre, bei mir ist Danox wirklich gut aufgehoben! Nur darf es niemand wissen! Es muss einen Grund haben, dass dieser kleine Roboter gerade in die Hände von Menschen gelangt ist!“
„Unsinn! He(Komma) weißt du, dass Munjafkurin und seine Kameraden wegen Danox andauernd die Trowes verfolgen mussten? Ja, guck nicht so! Er gehörte zu dieser Einheit unter der Führung Gwenghelestons. Mann, wird der sich vielleicht freuen, wenn er diese Dinger von mir kriegt!“
„B ... bist du wahnsinnig, Gesine? Außerdem habe ich Danox zuerst gefunden und so gehören die beiden Teile rechtmäßig mir! Du weißt, dass du die Gesetze sämtlicher Untergrundorganisationen brichst, indem du mir einfach meine Beute wegnimmst, mit der ich hier Handel hätte treiben können. Soll ich erst jemanden herbeirufen?“
„He, he, du wirst ja richtig wütend! Steht dir gut! Dann machst du so große Augen. Aber die Maden werden dich gar nicht hören, weil sie alle damit beschäftigt sind, diesem ausgemachten Prahlhans von Erkan zuzuhören!“
„Man kann aber auch nichts anderes als wütend bei dir werden! Du diebische Elster hast mir die beiden Teile in dem Moment aus meiner Weste geklaut, als dich tröstend umarmt habe, nicht wahr?“
„Jo, war doch der beste Moment dazu, hast so schön mit mir mitgeheult, da ging das ganz leicht!“ Gesine lief nun in eine Ecke ihres Zimmers und spielte mit den Teilen neckisch herum.
„Sehr nett“, fauchte Margrit fassungslos, „dass du es so tückisch ausnutzt, wenn man Mitleid mit dir hat!“
„Brauche eben keins!“(Komma) zischelte Gesine mit boshaftem Blick. „He, du magst ja wie ein ganz junges Mädchen aussehen, trotzdem bist noch immer die alte, besserwisserische Tussi, die du warst, bah! Und die Teile kriegst du nicht von mir zurück, da kannst du quatschen, bis du Fussel an den Lippen kriegst!“ Gesine hatte die Stücke in der Hosentasche verschwinden lassen. „Munjafkurin hat nämlich schon immer davon geträumt(Komma) Danox zu besitzen, um endlich dieses schreckliche Kastensystem zu stürzen!“
„Das ist doch alles Unsinn, Gesine, er belügt dich nach Strich und Faden, weil ...“ Margrit sprach nicht mehr weiter, denn schon hatte sie sich auf die überraschte Gesine gestürzt und ihre Hand an deren Hosentasche. Doch Gesine warf sich, einen lauten Schrei von sich gebend, wie eine Schlange herum und stach Margrit mit spitzen Fingern einfach in die Augen.
Für einen Moment konnte Margrit nichts mehr sehen und der Schmerz war so groß, dass sie zurück taumelte und so konnte Gesine noch schnell genug die Tür aufreißen, hinter sich abschließen, um dann ungestört zu verschwinden.
Margrit trommelte wenig später verzweifelt wie eine Verrückte gegen [red] dir [/red] Tür. Aber es war so, wie Gesine gesagt hatte, ihre lauten Hilferufe wurden nicht gehört. Immer noch hatten sich sämtliche Guerillas im großen Salon um Erkan versammelt, der inzwischen so laut und so viel geredet hatte, dass er darüber heiser geworden war.
Lediglich Günther Arendt lief jetzt durch die Gänge, er hatte inzwischen genug von Erkans Sexorgien gehört. Nun wollte er endlich nach Hause, zu den Ratten, als er Gesine in einem der Tunnelgewölbe entdeckte.
Die war noch auf der Toilette gewesen und holte gerade das eine Teil von Danox mit ziemlich verekelter Miene hervor, da sie gemeint hatte, dass es in ihrer Hosentasche plötzlich komisch krabbeln würde.
„Iiiihgitt?“(Komma) quiekte sie leise, denn das Stückchen zuckte einfach weiter so merkwürdig in ihrer Hand, als würde es leben. He, jetzt glaubte sie sogar, ein haariges Käferbein aus diesem Teil hervorlugen zu sehen! Entsetzt blieb sie stehen, verspürte das dringende Bedürfnis, dieses zappelige Stück einfach von sich zu werfen. Würde doch wohl nicht schaden, wenn sie das – nur so zur Betäubung - mal kurz auf den Steinboden pfefferte, oder? Gedacht ... getan!
In diesem Moment geschah etwas, womit Gesine leider gar nicht gerechnet hatte. Günther Arendt, der Gesine gut versteckt beobachtet hatte, schoss plötzlich aus dem rechten Seitentunnel hervor und ergriff sich das zappelnde Stück einfach.
„Aha-aah“, schnaufte er mit gierig blitzenden Augen. „Da haben wir ja endlich etwas sehr Feines, auch wenn`s nur ein Stückchen davon ist. Danox(Komma) sei begrüßt! Sämtliche Außerirdische sind inzwischen rein verrückt nach dir!“
Es nutzte dem Stückchen nichts, dass es noch weiter zappelte. Es kam einfach in eine Plastiktüte, die Günther glücklicherweise gerade dabei gehabt hatte und die auch sehr gut verschlossen wurde. Ohne Sauerstoff gab das Stück auch alsbald Ruhe.
Nur Gesine nicht, die konnte sich vor lauter Empörung und Verzweiflung einfach gar nicht mehr beruhigen. „Aber, das sollte doch Munjafkurin bekommen!“(Komma) schluchzte sie lauthals los und dann sprang sie einfach den Präsidenten an, um ihm die Tüte mit dem Stück zu entreißen. Ein wilder Kampf entbrannte um das kostbare Gut, denn Gesine war, Dank ihrer harten Kindheit(Komma) eine recht gute Kämpferin. Waffen konnten dabei nicht gezogen werden, denn die bei sich zu haben, war unter der Erde nur im äußersten Notfall erlaubt. Doch gelang es Gesine nicht, Günther zu besiegen, da dieser äußerst brutal und rücksichtslos zuschlug. Letztendlich hatte er sie im ´Schwitzkasten´ gepackt und so lief er mit ihr,(kein Komma) bis zu ihrem Zimmer zurück.
In der Zwischenzeit hatte Rita die Tür für Margrit längst aufgeschlossen und Margrit aus ihrer Gefangenschaft befreit. Darum war Gesine sehr erstaunt, die hier nicht mehr vorzufinden.
„Das gibt Stubenarrest!“(Komma) kreischte Günther zornig, denn er blutete aus mehreren kleinen Wunden, als er Gesine auf die Matratze warf. „Und du kannst von Glück reden, dass du noch so jung bist! Sonst gäbe es mehr ... viel mehr, denn heute hast du gleich mehrere unserer Gesetze übertreten!“ Er machte eine kleine Pause und fügte dann ziemlich leise hinzu: „Ich könnte allerdings die Tage deiner Gefangenschaft ein wenig verkürzen, wenn du nichts über Danox ausplapperst! Na, wie sieht`s damit aus?“
„Ich ... ich werde ganz bestimmt nicht darüber reden!“(Komma) schwor Gesine hoch und heilig und tastete dabei vorsichtig ihr geschwollenes Gesicht ab.
Und dann schloss Günther Arendt hinter sich zu und stapfte zornig davon. In Wahrheit freute er sich aber, dass er heute so einen prächtigen Fund hatte erlangen können, denn er hatte schon eine Idee, was er damit tun wollte.
Gesine tröstete sich indes damit, dass sie ja wenigstens den anderen Teil von Danox durch diesen Kampf mit Günther Arendt hatte retten können, denn dadurch war er zu abgelenkt gewesen, nach weiteren Stücken von Danox zu fragen. Es würde sich schon ein Weg finden lassen, alsbald von hier zu türmen, um Munjafkurin wenigstens einen Teil seines größten Wunsches zu erfüllen! Und ein tolles Versteck für dieses kleine Teilchen - sie hatte es jetzt ebenfalls in eine Plastiktüte gepackt - würde sich schon finden lassen. Nur plagte sie jetzt eine Sorge, würde man Margrits fürchterlichem Geplärre, dass Gesine sie beklaut hätte, glauben schenken?“

#

Gesine wäre sehr zufrieden gewesen, hätte sie gesehen, wie ungläubig und verdrießlich Rita gerade den Kopf über Margrit schüttelte.
„Also wirklich, Margrit, warum spielst du dich mit allem, was dir passiert, immer so entsetzlich auf? Ausgerechnet du sollst ein paar Teile von Danox besessen haben?“
Margrit zögerte mit der Antwort, einfach aus dem Grund, weil sie eben Günther Arendt durch die Gänge hatte flitzen sehen. Also war der völlig überraschend gekommen! Oh Gott, nein, wenn der jetzt vielleicht die Kinder entdeckte! Sie musste so schnell wie möglich zu ihnen, sie irgendwie vor ihm verstecken. Außerdem hatte sie keine Lust, ausgerechnet jetzt viel über Danox zu erzählen, da sie wusste, dass selbst, wenn es glücken würde, die Teile Gesine wieder abzunehmen, letztendlich nur einer etwas davon hätte und das wäre todsicher Günther Arendt! Und das fand sie nicht gerade gut! Also machte sie - so gut es ging - ein reuiges Gesicht und hauchte: „Du hast ja so Recht, Rita! Manchmal neige ich wirklich zu ganz schönen Übertreibungen!“
„Na, endlich mal ein vernünftiges Wort von dir!“(Komma) seufzte Rita erleichtert. „Dachte schon, du kämst überhaupt nicht mehr zu Verstande! Aber ... he ... was ist denn mit deinem rechten Auge?“
„Hab` mich ... äh ... wohl irgendwo gestoßen, Rita!“
„He, weißt du noch nicht mal, wo du dich gestoßen hast?“(Komma) quiekste Rita kichernd los.
Nach einem kurzen Wortwechsel eilte Margrit dann endlich zu ihren Kindern. Die waren schon schlau genug gewesen, sich mitsamt Munk in Margrits Zimmer zu verstecken und keinen Laut von sich zu geben.
„Du ... die ... also ... diiie haben sich ganz, ganz, ganz doll ... puh ... gekloppt!“(Komma) verriet Julchen wenig später Margrit mit ängstlichem Stimmchen.
„Aber so richtig ... ganz ohne Sch ... also in echt!“(Komma) setzte Tobias etwas nuschelig noch hinzu, da er dabei seine Lippe eingesaugt hatte.
„Und wer?“(Komma) fragte Margrit verdutzt.
„Na-ah ... die ... diiie doch!“(Komma) keuchte Julchen.
„Die mit den gelben ... äh ... blonden Zöpfen!“(Komma) erklärte Tobias und ließ die Unterlippe endlich hervor schnellen.
„Aha, also Gesine!“(Komma) bemerkte Margrit. „Und wer war der andere?“
„Na ... der ... deeer doch!“(Komma) berichtete Julchen leise schnaufend.
„War so`n Dünner mit Brille“, half ihr Tobias.
„... mit ohne viel Haar auf dem Kopf!“(Komma) fügte Julchen noch hinzu.
„Und der hat der so`n Stück von meinem Flutschi weggenommen!“(Komma) setzte Tobias noch hinzu. “He, warum is´ Flutschi jetzt kaputt, Mamms?“
„Ja, der aaarme Flutschi!“(Komma) jammerte Julchen. „Aber der war trotzdem noch immer ganz schön ekelig, bäh!“
„War er nich´! Der Flutschi is´ immer noch hübsch! Das sagst nur, weil der jetzt kaputt ist!“
„Kinder, beruhigt euch. Aber, was ist daraufhin mit Gesine passiert?“
„Na ... diiie bekam Stubenfliegenrest oder so ...“
„Heißt Stubenarrst, Jule!“ Tobias saugte zwar schon wieder die Unterlippe ein, aber Margrit war trotzdem ob dieser Nachricht ziemlich erleichtert. Immerhin konnte sie ja noch zu dem zweiten kostbaren Stück von Danox kommen, wenn sie das nur geschickt genug anstellte.

#

Gulmur fuhr aus dem Schlaf hoch. War da nicht ein Rauschen und Knistern zu hören gewesen? Er richtete sich auf, warf die dicke Baumwolldecke von sich und lauschte. Akir, [red] draussen [/red] (draußen) konnte er wirklich einige verschiedene Geräusche ausmachen, die er nicht so recht [blue] bei sich [/blue] (überflüssig) einzuordnen vermochte. Ob er seine neu gewonnenen Freunde deswegen wecken sollte?
Remtekiha, Gordenato und Natrinada schliefen noch immer tief und fest neben ihm auf dem Fußboden im großen Wohnzimmer des alten Bauernhauses, welches sie heute Abend unter der Führung Chiunatras aufgesucht hatten, um erst einmal zu nächtigen, bevor sie Richtung Zarakuma weiter fahren wollten.
Gulmur atmete beruhigt aus. Nichts, rein gar nichts war mehr zu hören! Wahrscheinlich hatten ihm seine Nerven nur einen Streich gespielt. Er war ja auch ein wenig überreizt in letzter Zeit.
Freilich hätte Gulmurs lotekische Einheit auch bis Zarakuma fliegen können, doch die Peilstationen und Abwehrmechanismen Zarakumas waren seit kurzem in solch einer perfekten Weise auf Flugobjekte ausgerichtet, dass es trotz Tarnnebel nicht angebracht schien, sich Zarakuma von oben zu nähern. Es war erstaunlich, dass die Hajeps bisher kaum darauf reagierten, dass lotekische Soldaten mit der Besetzung ihrer Gebiete begonnen hatten. Drei Dörfer hatten sie bereits von hajeptreuen Menschen entvölkert und Gulmur war immer dabei gewesen.
Ja, wo hätte er auch sonst hingehen sollen? Die Menschen hatten damals versagt, waren viel zu vorsichtig dabei gewesen, ihm und seiner Familie weiterzuhelfen, aus Angst, selber dabei entdeckt zu werden. Da war es sogar sein gutes Recht, wenigstens einen kleinen Teil von Danox inzwischen zurück erhalten zu haben.
Zu viel Wert legten die Loteken allerdings nicht darauf. Sie glaubten nicht mehr an diese Geschichte, dass Danox in Wahrheit eine hochgefährliche Waffe sein sollte, denn schließlich war der einfach in Stücke zersprungen und daher konnte es mit dessen Verteidigungskraft nicht weit her sein. Gulmur hatte zwar auch so seine Zweifel, vor allem war ihm unklar, was man nur mit einem einzigen Teil von Danox anfangen sollte, doch Chiunatra bereitete das wohl weniger Kopfzerbrechen. Dieser hatte sich nämlich ruhig einverstanden erklärt, dieses Teil als Lohn für die Befreiung von Gulmurs Familie anzunehmen, da er ohnehin plante, mit seinen Truppen Zarakuma anzugreifen, um endgültig die Macht ´Scolos´ zu brechen. Zumal ihm Gulmur auch noch dabei behilflich sein wollte, sich mit seinen Truppen in Zarakuma zurecht zu finden.
Es wunderte Gulmur inzwischen wenig, dass die Loteken ihr früheres Regierungssystem hassten, nach alledem, was er inzwischen darüber von ihnen gehört hatte. Diese ehemalige Eliteeinheit wurde damals von ´Pasua´ und ´Scolo´ nur für regelrechte Todeskommandos eingesetzt. Attentate gehörten nicht selten dazu und die Loteken hatten schließlich gelernt(Komma) hinterhältig zu sein, sich zusammen zu rotten und nur im Untergrund zu kämpfen. Als dann diese Einsätze mehr und mehr von Robotern gemacht werden konnten, brauchte man sie kaum noch. Aber die Loteken, inzwischen ein riesiges Heer, hatten nun mal nichts anderes gelernt und wollten auch nichts anderes tun, als das, was sie eben gelernt hatten. Sie rebellierten ständig, und als sie dann auch noch einige Schwächen im hajeptischen System entdeckten, wollten sie die Macht an sich reißen.
Von den ständigen Schwierigkeiten mit den Loteken genervt, bot Pasua schließlich den Loteken die Erde zur Besiedlung an, die sie gerade gemeinschaftlich mit den Loteken erobert hatten, auch weil sie von den Menschen nicht allzu viel hielten. Doch behielten sie sich einige Gebiete der Erde dabei vor, für den Fall, dass sie eines Tages selber auf der Erde leben wollten, denn der Planet selbst gefiel ihnen recht gut. Dieses alte Abkommen missachteten nun die Loteken inzwischen, weil sie der Meinung waren, dass sie selbst die meisten Gebiete von Menschen gesäubert hätten.
„Jedes Gebiet hier haben wir erkämpft ... wir, die Loteken!“ Das betonte Chiunatra daher fast jeden Tag, um den Kampfesmut seiner Männer zu steigern.
Gerade als Gulmur wieder daran dachte und sich dabei auf sein Lager hatte fallen lassen, hörte er abermals diese sonderbaren Geräusche. Erneut fuhr er hoch. Bei Ubeka, was konnte das nur sein? Sein Herz klopfte, denn das merkwürdige Zischeln war diesmal lauter gewesen als beim ersten Mal. Sogar Remptekiha war wach geworden. „Bei Ubeka!“(Komma) knurrte der verwirrt und schaute sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) nach allen Seiten um. „Was ist das?“ Er stupste deswegen sogar seine Kameraden in die Seite. „Habt ihr das auch gehört(Komma) Gordenato .... Natrinada?“
„Wieso ... was ist los?“(Komma) riefen die beiden zunächst schlaftrunken, doch dann horchten auch sie in die Dunkelheit.
„Xorr, was könnte das sein?“(Komma) ächzten die ebenso verdutzt.
„Hört sich reichlich komisch an!“(Komma) bemerkte Gulmur. Na, richtige Freunde waren die drei anscheinend kaum, denn sie gingen wieder mal nicht auf Gulmurs Bemerkung ein, wohl, weil der nur ein Trowe war.
„Aber wir haben doch überall Wachen postiert“, erklärte nun Gordenato, dabei ausschließlich an seine Kameraden gewandt, „die würden doch Alarm geben!“
„Das stimmt, doch leider bin ich eine skeptische Natur!“(Komma) bemerkte Gulmur und wieder antwortete ihm niemand.
So brummte der Trowe schließlich vor sich hin: „Dann werde ich eben aufstehen und nachschauen, weshalb die Wachen keinen Alarm gegeben haben.“
Die drei Loteken schauten ihm nun doch kopfschüttelnd hinterher, aber der Trowe tappte trotzdem weiter, ergriff [blue] sich [/blue] (überflüssig) dabei sein Gewehr, welches er von Remptekiha geliehen bekommen hatte.
„Bist du dumm?“(Komma) fauchte ihn jetzt Gordenato an. „Die Wachen sitzen im Tarnnebel und werden sich über dich lustig machen, dass du bei ihnen aufkreuzt!“
Aha, auf einmal konnten sie mit ihm reden, na ja! „Interessiert mich nicht!“(Komma) beharrte Gulmur. „Ich will wissen(Komma) was draußen los ist!“ Und schon war er zur Tür hinaus.
Um das ganze Haus herum flimmerte tatsächlich noch immer der Tarnnebel und deshalb war es auch draußen ziemlich feucht. Doch wo waren die Wachen? Zumindest innerhalb dieser Dunstglocke müsste Gulmur sie doch gleich erkennen! Gulmur hatte leider keinen eigenen Blunaska, kein Gerät, womit er speziell für sich einen Tarnnebel erzeugen konnte. Darum fragte er sich doch ein wenig beklommen, ob er überhaupt dieses Haus verlassen sollte und somit auch den so lebenswichtigen Schutz?
Da sah er auch schon die erste Wache unter dem Fenster des Hauses zusammen gekrümmt am Boden liegen. Bei Ubeka und Antsor, was war hier passiert? War die Wache tot?
Vorsichtig schlich er näher, immer noch vom Nebel des Hauses umgeben und achtgebend, möglichst kein Geräusch zu machen. Entsetzt starrte er ins Gesicht des zusammen gekrümmten Loteken.(kein Punkt), denn dessen gesamte Haut war dicht bei dicht mit weißen, daumennagelgroßen, schuppenähnlichen Hautlappen übersät. Offensichtlich war auf diesen Soldaten mit einer völlig neuartigen Substanz gefeuert worden, die wohl nicht nur dessen Haut auf solch merkwürdige Weise zersetzt hatte, vermutlich auch irgendetwas in seinem Inneren, an dem er dann rasch gestorben war. Immerhin konnte Gulmur sich ziemlich sicher sein, dass es wohl kaum Menschen gewesen waren, die so etwas Raffiniertes auf diesen Loteken geschossen hatten, sondern Außerirdische wie er und seine Kameraden, da die Menschen nur noch primitive Munition besaßen.
Dieser Soldat dürfte wohl ein wenig laut gewesen sein und nicht nur der ... etwa einen Meter von diesem entdeckte Gulmur gleich zwei weitere auf diese Weise getötete Wachen. Auch deren Lärm war ihr Todesurteil gewesen, denn nur dadurch hatte man sie trotz des Tarnnebels ausfindig machen können.
Gulmur nahm sich daher vor, [blue] weiterhin lautlos lieber [/blue] (lieber lautlos) ins Haus zurück zu schleichen(Komma) um die anderen zu warnen. Aber kaum wieder an der Tür angelangt, meinte er auch schon, im Inneren des Hauses das gleiche Zischeln gehört zu haben(Komma) wie vordem draußen.
´Bei Ubeka´, dachte er entsetzt, ´der Feind ist wohl,(kein Komma) schon ins Haus eingedrungen.´
Noch zwei- dreimal rauschte und zischte es drinnen merkwürdig. Das Herz klopfte Gulmur bis zum Halse, denn er ahnte, dass man gerade seine drei Kameraden auf die gleiche schreckliche Weise wie vorher diese Wachen umbrachte.
Xorr, wo sollte er hin, was jetzt am besten tun? Denn diesen neuartigen Waffen war er als Trowe gar nicht gewachsen. Die anderen Loteken über sein Sprechfunkgerät warnen konnte er nicht, denn er war [blue] sich [/blue] (überflüssig) sicher, dass er dann auch vom Feind gehört würde. Also musste er von hier weg und zwar schnell. Blitzartig, aber doch möglichst leise, huschte er noch für einige Sekunden an der Mauer des Hauses entlang, noch immer verborgen vom schützenden Tarnnebel. Doch dann biss er die Zähne fest zusammen und durchbrach einfach die flirrende Dunstwand. Als nichts geschah, schlich er, lediglich von Buschwerk und Bäumen verborgen, einfach zu seinem kleinen Gleiter, den er abseits von den übrigen Lais und Molkats hinter dem breiten Stamm einer alten Eiche geparkt hatte.
Kaum hatte er die Gleitertür geöffnet und sich in den Sitz geworfen, da feuerten auch schon die Hajeps aus allen Rohren und von sämtlichen Seiten. Doch sie hatten nicht den Trowe im Visier, sondern eher die Flotte lotekischer Lais, die sich auch gerade wie Gulmur in die Lüfte erheben[blue] wollten[/blue] (wollte – die Flotte, Einzahl). Das sah Gulmur erst jetzt, da die anderen ja Blunaskas besaßen, aber[blue] die wegen dem vielen Staub, der nun in der Luft herum schwirrte, gut erkennbar waren[/blue] (durch den Staub, der nun in der Luft herum wirbelte, waren sie gut zu erkennen). Schreiend fielen sie in die Tiefe, oft wie glühende Fackeln am ganzen Körper brennend.
Gulmur ließ seinen Gleiter [blue] in dem [/blue] (im) Wipfel der gewaltigen Tanne erst einmal landen und hielt sich mit beiden Armen mitsamt Gleiter am Baumstamm zwischen all diesen Nadeln fest.
Die Hajeps segelten indes alle an ihm vorbei. Er hatte noch einmal Glück gehabt, rechtzeitig zwischen diesen biegsamen Ästen und Zweigen verschwunden zu sein. Um ihn herum fand schließlich eine entsetzliche Schlacht statt, bei der er fürchtete, dass man ihn noch versehentlich vom Baum herunterholen könnte.
Sämtliche Häuser Reichenbergs wurden dabei ihres Tarnnebels beraubt. Das ganze Dorf schien praktisch wie aus dem [red] nichts [/red] (Nichts) plötzlich neu erstanden zu sein. Obwohl sich die Loteken verzweifelt zur Wehr setzten, war den Hajeps die Überrumpelung so gut geglückt, dass die Loteken keinen großen Widerstand leisten konnten.
Die Hajeps wollten anscheinend diesmal Gefangene machen, vielleicht(Komma) um den Loteken in den nächsten Tagen mit drastischen Bestrafungen an den Gefangenen zu drohen, wenn sie sich nicht aus den besetzten Gebieten zurückzögen.
Soweit es Gulmur von seiner Tanne aus beurteilen konnte, hatten die Hajeps in dieser Nacht wirklich sehr viele lotekische Gefangene gemacht, obwohl es einigen, den fanatischsten unter ihnen, noch auf dem Weg zu den hajeptischen Militärfliegern gelingen konnte(Komma) sich selbst umzubringen. Gulmur hoffte inständig, dass es wenigstens Chiunatra gelungen war, dem tückischen Feind zu entkommen.

#

Am nächsten Morgen waren Julchen, Tobias, Margrit und sogar Munk sehr überrascht, plötzlich Gesine vor der Tür ihres Zimmers vorzufinden. Die war sehr verschämt, hielt sogar in der Hand einen kleinen, sehr hübschen Blumenstrauß – Margrit ahnte natürlich, woher Gesine dieses [red] Sträusslein [/red] (Sträußlein) wieder mal ergattert hatte - und sie war plötzlich auch derart verschüchtert, dass sie zuvor nicht einmal an Margrits Tür zu klopfen gewagt hatte.
„Also, es tut mir echt Leid, dass ich dich gestern so Scheiße behandelt hab`“, krächzte Gesine mit rotem, [red] gesenkten [/red] (gesenktem) Kopf. „Tut ... tut dein Auge noch sehr weh?“
„Hm, gut durchblutet ist es jetzt auf jeden Fall!“(Komma) grinste Margrit und sie nahm Gesine verzeihend in die Arme und ihr dabei auch den Strauß ab – schließlich wusste Margrit ja, wo sie diesen [red] anschießend [/red] wieder hinbringen konnte.
Gesine schniefte dann noch für ein Weilchen vor sich hin und einer erzählte dabei dem anderen, was er so alles inzwischen durchgemacht hatte. Margrit bedauerte Gesine schließlich sehr, als die ihr die vielen Blutergüsse zeigte, welche sie bei der wilden Schlägerei mit Günther Arendt erhalten hatte, doch insgeheim konnte sie sich dabei nur schwer ein kleines Grinsen verkneifen.
„Und für das alles hab` ich jetzt Stubenarrest bekommen, wie ein kleines Kind!“(Komma) beschwerte sich Gesine bei Margrit weiter. „Ach, der Günther, der spinnt doch völlig!“
„Na, ich finde, deine Strafe ist eigentlich noch recht milde ausgefallen!“(Komma) erklärte Margrit ehrlich überrascht. „Vor allem(Komma) wo du ihn tätlich angegriffen hast. Da ist er ansonsten immer sehr penibel! Doch nun beginne ich mich langsam zu fragen, weshalb du dann hier frei herum laufen darfst?“
„Brauchst du nicht! Weißt du, Rita fand diese Strafe völlig unmöglich!“
„Mann, hast du nette Freunde!“(Komma) brummte Margrit anerkennend.
„Ja, und die hat mich heute Morgen einfach `rausgelassen! ´Es genügt doch, wenn du unsere unterirdischen Wohnungen nicht verlassen darfst´, hat sie gesagt. ´Da brauchst du doch nicht immer auf deinem Zimmer zu hocken!´ Und dann sind wir beide erst mal zu Martin hin! Du weißt doch, Adrian – äh, General von Dings, hihi – soll ja eigentlich unser Oberhaupt sein, hat jedenfalls der Arendt immer zu uns gesagt, aber wirklich kümmern tut der sich eigentlich um nichts.“
Margrit nickte zu letzterem sehr eifrig.
„Na, und darum sind wir eben zu Martin `rübergegangen und der hat Rita Recht gegeben!“
„[red] Man[/red] (Mann), das ist aber echt schön, denn Adrian hört meistens auf Martin!“ Nun mussten beide Frauen darüber lachen.
Als Gesine wieder gehen wollte, kam Margrit dann doch noch auf eine wichtige Frage zu sprechen, die ihr eigentlich schon die halbe Nacht durch den Kopf gegangen war. „Wo ist der zweite Teil von Danox, Gesine?“(Komma) fragte sie völlig unvermittelt und ihr Herz klopfte wieder sehr dabei.
„Wo sollte der sein?“(Komma) erwiderte Gesine mit gespielter Überraschung im Gesicht.
„Natürlich bei dem anderen Teil“, fügte sie atemlos hinzu. „Guck nicht so. Ja, glaub`s mir! Günther Arendt hat jetzt beide Stücke von Danox! He, was sollte ich da machen?“(Komma) schluchzte sie wie auf Kommando los. „Er hat sie mir doch einfach weggenommen!“
„Wirklich beide?“(Komma) fragte Margrit jetzt noch mal und etwas Drohendes schwang dabei in ihrer Stimme mit.
„Ja!“(Komma) erwiderte Gesine ängstlich mit treuherzigem Augenaufschlag. Und wieder begann sie zu schluchzen, wollte dabei von Margrit getröstet werden.
Es hatte keinen Zweck, sich wegen dieses Stückes abermals mit Gesine zu prügeln, obwohl die beiden Frauen in etwa gleichstark waren, da Gesine bestimmt sehr viel Lärm dabei machen, ihre Beschützer herbei rufen und sich bei denen über Margrit beschweren würde. Womöglich wäre dann auch später Günther Arendt auf das zweite Stück aufmerksam gemacht[red] geworden[/red] (worden), denn er hatte unter den Maden einige engere Vertraute.
Nein, Margrit nahm Gesine diesmal nicht in die Arme. ´Du falsche Schlange´, dachte sie nur, ´weißt ja nicht, dass dich meine Kinder gestern beobachtet haben. Du hast das eine Teil ganz sicher irgendwo versteckt, natürlich nicht in deinem Zimmer, denn dazu bist du schlau! Künftig werde ich dich eben heimlich beobachten und herausfinden, wo du es versteckt hast!´
Margrit lächelte nun Gesine freundlich zu und sagte dann: „Gut, dann ist ja alles klar!“
„Wirklich?“(Komma) keuchte Gesine total erleichtert und begab sich dann, leise ein Liedchen vor sich hin summend, durch den großen Flur Richtung Speisesaal, denn sie hatte mächtigen Hunger.

#

Tage vergingen, reihten sich zu Wochen, doch so häufig, wie sie sich das Margrit erst gedacht hatte, konnte sie Gesine gar nicht hinterher schleichen, denn es gab ja gerade im Frühling besonders viel für die Maden zu tun. Da es den Bauern an Geld fehlte, um für die anfallenden Arbeiten Knechte und Mägde zu bezahlen, übernahmen die Guerillas unentgeltlich deren Arbeiten, immer, wenn sie nur Zeit dafür hatten, denn dass Nahrung auf den Feldern gedieh, war (für) sie das Allerwichtigste.
Weil Gesine noch immer Hausarrest hatte, musste sie dort unten Arbeiten verrichten. Zwar hatte man sie schon öfter heimlich an die Erdoberfläche mitgenommen, ihrem Betteln nachgeben und sie sogar in der Nähe von Zarakuma abgesetzt, denn niemand wusste etwas von Danox. Selbst Günther Arendts Vertraute hatten die Suche nach weiteren Teilen inzwischen völlig aufgegeben.
Jedes Mal hatten dann die Freunde Gesines das traurige Mädchen wieder nach Hause zurück mitnehmen müssen, das stundenlang vergeblich vor ´Ranof´, dem großen Haupttor der mächtigen Mauer, die Zarakuma umfasste, auf Munjafkurin gewartet hatte.
Schließlich war Gesine sehr still und in sich gekehrt geworden, so ganz anders als [blue] wie [/blue] (überflüssig) sie früher [blue] gewesen [/blue] (überflüssig) war, was die Maden doch irgendwie sehr bedauerten, denn es fehlte ihnen ihr heiteres Lachen. Aber diese Veränderung hatte auch Vorteile, denn niemand vermisste mehr seine Uhr, sein Taschenmesser, die Taschenlampe oder gar seinen Pullover. Man konnte jetzt ungestört seine Sachen neben sich ablegen, musste sie nicht mehr in der Hand behalten oder gar an sich drücken, nur weil Gesine plötzlich in Erscheinung getreten war.
Aus diesem Grunde sprach Margrit George eines Abends sogar an. Sie waren gerade auf dem Weg zu ihren Zimmern und Margrit hatte ein altes Märchenbuch unter dem Arm, aus welchem sie den Kindern vorlesen wollte, als sie sagte: „George, Gesine ist zwar eine ziemliche Zicke, aber irgendwie tut sie mir doch Leid, dir nicht?“
„Doch, sehr!“(Komma) sagte er ebenso nachdenklich.
„Du warst ihr ja fast ein Vater“, berichtete Margrit weiter. „Hast sie von der Straße aufgelesen.“
Er nickte und seine Augen schimmerten dabei feucht. “Ich habe mich immer um sie gekümmert!“
Margrit druckste nun auf ihrer nächsten Frage so ein bisschen herum, bis sie die doch endlich aus sich hinaus schmetterte: „Liebst du sie?“(Komma) hörte sie ihre eigene Stimme und wurde deshalb recht verlegen. „Ich weiß, es ist nicht richtig, so etwas [red] privates [/red] (Privates) zu fragen. Aber das ist mir sehr wichtig!“(Komma) setzte sie rasch hinzu und die Hitze stieg ihr dabei ins Gesicht.
Zunächst schwieg er völlig entgeistert und seine grünen Augen wanderten dabei Margrits schlanken Körper hinauf und hinunter. „Wieso ist dir das wichtig?“
„Weil ... äh ... ach, vielleicht ist es gar nicht so gut, wenn ich mich da einmische. Aber Gesine scheint dich ... na ja ... zu lieben!“
„Ach so!“(Komma) sagte er immer noch verdattert. „Das meinst du! Nein, ich glaube, das war nur kindliche Verehrung. Sie ist noch sehr jung, weißt du, und da bringt sie wohl noch einiges durcheinander!“
Jetzt wurde Margrit ärgerlich. „Warum sollte nicht auch ein ganz junger Mensch lieben können, George! Ich meine damit nur, wie stehst du eigentlich zu ihr! He, vielleicht könnte ihr das helfen, wenn sie das etwas genauer von dir wüsste!“
„Tja ... äh ...“ Er zuckte nun [blue] mit den [/blue] (die) breiten Schultern und hob dabei ratlos die Hände. „Ich weiß nicht ... also ... hm ... eigentlich habe ich die Beziehung zu Gesine eher als eine Vater-[red] Tocher[/red] Geschichte angesehen.“
„Mann, George, du sollst nicht darüber nachdenken, als was du das früher angesehen hast, sondern wie das heute so zwischen euch beiden ist!“ Sie zwinkerte ihn möglichst ermunternd dabei an.
„Heute?“
„Sehr richtig!“
„Herr du meine Güte, Gesine ist wesentlich jünger als ich und ...“
„Aber das macht doch nichts, George, Hauptsache(Komma) man versteht sich!“
„He, Margrit“, entrüstete er sich jetzt, „wen willst du denn hier unbedingt zusammen packen? Gesine ist mir viel zu kindisch! Weißt du, was mir Günther Arendt neulich über Gesine erzählt hat?“(Komma) fügte er sorgenvoll hinzu. „Gesine hätte ihn im Streit körperlich angegriffen. ´Ich will zu Munjafkurin! Ich will wieder zurück!´ Soll sie dabei in einem fort geschrieen haben. Nur mit Mühe hat er sie bändigen und [blue] auf [/blue] (in) ihr Zimmer einschließen können. Oh Gott, das ist schon ziemlich heftig!“ George schob sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) das dichte Haar zurück, welches ihm in die Stirn gefallen war.
„Meinst du nicht, dass es auch etwas anders gewesen sein könnte, was sie da so herum geschrieen hat?“(Komma) fragte ihn jetzt Margrit.
„Nö, deeer lügt nicht! Das glaube mir mal!“ Er funkelte sie ärgerlich an. “Schließlich kenne ich den Günther schon etliche Jahre!“
„So, so!“(Komma) sagte sie und senkte [blue] dabei [/blue] (überflüssig) ihren Kopf.
„Na ja“, räumte er jetzt ein, „in letzter Zeit gefällt mir unser Präsident auch nicht mehr so ganz! Über den kann man echt sehr geteilter Meinung sein!“ George rieb sich gedankenversunken seinen verspannten Nacken. “Paul ist ja ständig misstrauisch bei ihm, Martin hingegen vertraut ihm nach wie vor, Eberhardt und Heiko bewundern ihn sogar sehr!“
„Und wie steht es nun mit dir?“(Komma) fragte sie ihn hoffnungsvoll, schaute ihn dabei an und ihr Herz begann schneller zu schlagen, denn für einen Moment überlegte Margrit, ob sie George nicht endlich doch alles erzählen sollte.
„Donnerwetter, du stellst mir ja heute vielleicht Fragen?“(Komma) keuchte er verdutzt. „Was ist mit dir los, he?“
Sie schwiegen für ein Weilchen, während sie gedankenversunken weiter durch den nur spärlich beleuchteten Flur liefen. „Hm ... na ... einiges an Günther Arendts Planungen gefällt mir halt überhaupt nicht!“(Komma) sagte er endlich. „He, wollten wir nicht eigentlich weiter über Gesine reden?“
Also verwarf Margrit letzteren Gedanken lieber und sagte stattdessen: „Stell dir vor, in Zarakuma ist Gesine nichts weiter passiert, als dass sie sich in diesen Hajep verliebt hat! Das allein hat sie so umgehauen! Kannst du das verstehen?“
„Verstehen?“(Komma) wiederholte er und wieder dachte er dabei nach und dabei erschien ihm das sonderbare Bild dieser wunderschönen Frau mit den vollen Lippen und den schrägen, katzenhaften Augen. Er hörte ihre heisere, sanfte Stimme fragen: ´Jelso ir me, Georgo?´ „Ja!“ sagte er jetzt einfach.
„Was ... ja!“(Komma) knurrte sie.
„Liebe Margrit, ich habe deine Frage beantwortet und gesagt, dass ich Gesine verstehen kann und zwar sogar sehr!“
„Wirklich?“(Komma) erwiderte sie verwirrt.
„Verstehst du sie etwa nicht?“(Komma) fragte George zurück.
Margrit schüttelte wild, fast trotzig(Komma) ihren Kopf.
„Komm“, sagte er, „erkläre mir hier nicht, Hajeps würden keinerlei Faszination auf dich ausüben!“
„Sie sind grässlich!“(Komma) entgegnete sie tonlos, wendete sich ziemlich abrupt von ihm ab, wollte an ihm vorbei auf ihr Zimmer eilen, da fühlte sie sich plötzlich von zwei großen Händen von hinten gepackt und einfach wieder herum gerissen.
Erschrocken fühlte sie die Muskeln der starken Arme, die sie festhielten, spürte sie den heißen Atem, der über ihr Gesicht hauchte und nun schaute sie hinauf in diese glitzernden Augen. George beugte sein Gesicht zu ihr hinab.
“Sage mir nicht, du kannst Gesine nicht begreifen“, hörte sie seine dunkele Stimme dicht an ihrem Ohr, „denn das wäre wirklich nicht ehrlich!“
Margrit schluckte. “Sie sind schon geheimnisvoll!“(Komma) gab sie leise schnaufend zu. „Meinst du vielleicht das?“
George ließ Margrit plötzlich sehr durcheinander los. „Verdammt!“(Komma) stammelte er. „Was ist nur mit mir? Für einen Moment dachte ich, du wärest ... du wärest ...“ Er brach erschrocken ab.
„Diese Hajepa?“(Komma) vollendete Margrit mit großen Augen seinen Satz, musterte dabei seine breiten Schultern und keuchte dabei immer noch ein bisschen.
Er nickte und schaute dabei verstohlen auf ihre herrlichen langen Beine.
„Jetzt werde ich dir mal was sagen“, wisperte sie ebenso eindringlich wie er, „etwas sehr ähnliches dachte ich gerade von dir!“
Da brachen sie beide in erleichtertes Lachen aus.
„Diese Hajeps können einen aber auch rein verrückt machen!“(Komma) sagte sie gedankenvoll. „Wohl, weil man nie so richtig weiß, woran man bei ihnen ist!“
„Du sagst es!“ Er nickte wieder sehr ernst. „Und Gesine will nun an diesen einen Hajep unbedingt glauben! Was meinst du, wie könnten wir ihr am besten helfen?“
Etwa für eine ganze Stunde redeten sie sich dann darüber ihre Köpfe heiß.

#

„Also Margrit, so gedulde dich doch. Wir machen ja gleich den Fernseher an!“(Komma) knurrte Martin verdrießlich. „Aber vielleicht dürfen wir ihn erst mal in aller Ruhe aufstellen?“
„He, ich wollte euch doch nur helfen!“(Komma) murrte sie ungeduldig.
„Ja, das kannst du, indem du am besten aus dieser Ecke verschwindest[red] 1[/red] “(Komma) ächzte Paul genervt, der das uralte Ding gerade gemeinsam mit Martin auf das kleine Schränkchen stellen[red] wollten[/red] (wollte), welches sie sich erst neulich von Pommi erhandelt hatten.
„Puh, ich geh` ja schon!“(Komma) maulte Margrit und trollte sich zu den anderen.
Margrit war nämlich nicht die Einzige, die hier im Wege stand. Auch Gesine, Erkan, George, Karl, Chan-Jao, Renate, Heiko und Rita hatten sich im Salon zu dem Aufsehen erregenden Ereignis eingefunden, dass es nun auch bei den Maden richtiges Fernsehen geben sollte. Natürlich existierten dafür keine Sender mehr und der kleine Stromgenerator in einem der tiefer gelegenen Räume wurde mit Diesel angetrieben.
Es war außerdem altes und damit auch ziemlich schlechtes Videofilmmaterial, das aus ebensolchen veralteten Kameras stammte, mit denen zwei Mitglieder der Ratten vor einigen Tagen recht wichtige Geschehnisse aufgenommen hatten, die sich nun jede der Organisation ansehen sollte, um darüber informiert zu sein.
Aufgeregt nahm die kleine Gruppe schließlich Platz rings um die Tische herum und während der alte Kasten mit einer fast feierlichen Geste eingestellt wurde, kamen noch mehr Maden aus den Tunnelgewölben herbei gelaufen.
Licht flackerte im recht großen Bildschirm zuckend auf und dann sahen sie die ersten Bilder. Loteken schlichen gerade durchs Gebüsch, umkreisten ein Dorf in der Nähe des Waldes. Die Menschen hatten keine Ahnung, arbeiteten weiter in ihren Höfen, als plötzlich sämtliche Loteken wie auf Kommando einfach wieder kehrt machten und zu ihren Lais zurück liefen.
War es schon wegen dieser Bilder ziemlich laut gewesen, denn man hatte Angst um die Dörfler gehabt, so jetzt um so mehr. Verdutzte Ausrufe wurden laut und jetzt hörte man [blue] dabei [/blue] (überflüssig) Sätze wie: „He, diese lotekischen Schisser sind wohl von irgendwas mächtig überrascht worden oder was ist jetzt passiert?“ Im Hintergrund der Bilder entdeckte Margrit [blue] dabei [/blue] (überflüssig) eine ältere Dame, die wohl gerade einen Beutel Kartoffeln bei einem der Bauern gegen irgendetwas anderes eingetauscht hatte und die nun ganz verdutzt zum Himmel schaute, wo die Loteken gerade zu ihrem Mutterschiff zurück flogen.
„He, die fliegen ja wirklich weg, wow?(besser Ausrufezeichen)“(Komma) hörte man jetzt. Einige Guerillas johlten deshalb übermütig und wieder wurde [blue] dabei [/blue] (überflüssig) gepfiffen und in die Hände geklatscht.
„Muttsch ... Muuutsch!“(Komma) kreischte Margrit einfach dazwischen „He, haaalt ... stooop ... da war doch meine Muttsch?“
„Wer ist hier Muttsch?“(Komma) fragte Martin und die anderen schauten auch nicht viel klüger drein.
„Aber das war sie doch ... oh Gott“, schniefte Margrit und hielt sich das Herz, weil es plötzlich wieder wie rasend schlug, „sie lebt also doch! Martin ... den Film noch einmal[blue] zurückspielen[/blue] (zurückspulen), bitte!“
Obwohl alles protestierte, weil es noch einen ganzen Stapel kurzer, jedoch sehr wichtiger Filme zum Anschauen gab, tat Martin ihr doch diesen Gefallen.
Alles maulte, nachdem man den Film zum zweiten Male gesehen hatte, besonders Rita, die schon wieder fand, dass sich Margrit mächtig in den Vordergrund spielte, doch Margrit war tief befriedigt, wusste sie doch dadurch, [red] das [/red] (dass) sie sich wirklich nicht geirrt hatte. Die Meute war gleich wieder ruhig, da Martin dafür gesorgt hatte, dass gleich der nächste Film lief.
Zwei ziemlich dumm vor sich hin kichernde junge Frauen waren im Bildschirm zu sehen. Die begannen gerade über Zarakuma zu erzählen, als sich Margrit mit entschlossener Miene an George vorbei schieben wollte, doch dieser hielt sie fest.
„He, wo willst so schnell hin?“(Komma) fragte er leise und setzte noch schnell hinzu: „Ich gestehe, dieser englische Film, der zeigt, wie die Menschen für ihre Dienste von den Hajeps reich beschenkt worden sind, hat schon etwas Langweiliges! Aber der nächste, der müsste dich doch sehr interessieren!“
„George“, Margrit schob seine Hand ziemlich energisch von ihrer Hüfte, „mich interessiert jetzt nichts anderes als meine Mutter. Da können Martin und Paul sonst was für Filme vorführen. Ich werde nach ihr suchen, denn ich muss sie heute noch finden!“
„Heute noch?“(Komma) echote George irritiert. „He, warum?“
„Mein Gott, kannst du dir das nicht denken?“ Sie nahm jetzt neben ihm Platz, weil einige mit ihr geschimpft hatten, dass sie so nichts sehen könnten. „Muttsch ist alt und schwach, alleine kommt sie nicht mehr klar und ...“
„So ... findest du?“(Komma) fragte George mit einem verständnislosen Unterton in der Stimme.
Rein automatisch blickte Margrit dabei wie er in den Fernseher. Ein recht hübscher, junger Kerl war gerade im Bildschirm zu sehen, der in einem fort – wieder auf Englisch - von den schönen, geschmeidigen Leibern einiger liebeswilliger Hajepas zu schwärmen begonnen hatte.
„Das finde ich nicht, sondern so ist es(Komma) George!“(Komma) knurrte Margrit als Erwiderung, schaute aber zu ihrer eigenen Überraschung trotzdem weiter zu. Hinter dem schönen Mann hatten seine Verwandten voller Stolz auf einem kleinen Tischchen [blue] die ganzen [/blue] (alle, halbe Geschenke sind sehr selten) Geschenke für ihn gestapelt, zu denen wohl auch Nahrungsmittel gehörten. „Weißt du, ich werde Eberhardt einfach bitten, dass er mich mitnimmt!“
Der Mann ergriff sich von dem aufgestapelten Haufen eine besondere Frucht, die eine ziemlich ulkige Form hatte, hielt diese in die Kamera und erklärte lachend etwas dazu, was Margrit leider nicht mehr verstehen konnte, denn George murrte zurück: „Ich frage mich nur, wie deine Mutter hilflos sein sollte, wenn sie sogar einen schweren Beutel Kartoffeln wegschleppen kann! Auch kommt es mir so vor, als hätte sie zugenommen.“
„Meinst du?“(Komma) fragte Margrit unsicher. Insgeheim musste sie zugeben, dass Muttsch nicht gerade unterernährt ausgesehen hatte.
„He, deine Muttsch wird wohl irgendwo in der Nähe eine recht gute Bleibe gefunden haben! Also brauchst du dich nicht zu hetzen. Hmm, übrigens, das ist wohl gerade Filmmaterial unserer Organisationen aus Schweden ... oder eher aus Dänemark?“ George kratzte sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) nachdenklich in seiner dichten Mähne.
„Ist doch Wurst!“ Margrit war trotzdem wieder aufgestanden. „Jedenfalls haben sie Gesine und Erkan damals nicht so reich bezahlt und ...“
„Doch, doch!“
„Wie?“ Margrit musste leider wieder Platz nehmen, da nochmals hinter ihr gemeckert worden war.
„Sogar sehr reichlich!“(Komma) vollendete George seinen Satz. „Hajeps sind wirklich sehr nobel gegenüber uns Menschen geworden, aber dich hat das ja in all diesen Wochen nie interessiert!“
„Ach?“(Komma) keuchte Margrit verdutzt.
„Das Unglaubliche daran ist, dass sie nun überall auf der Welt nach Versuchspersonen suchen, um sich endlich vermehren zu können und gesunde Nachfahren zu bekommen!“
„Das ist wirklich echt erstaunlich!“(Komma) sagte Margrit jetzt sehr leise, denn man hatte eben auch über ihre ungebührliche Lautstärke gemeckert. „Ich habe sogar den Eindruck, Hajeps könnten unter einer sonderbaren Krankheit leiden, denn deren Hände – ich glaube auch die Füße - scheinen davon besonders befallen zu sein.“
„Ja, das stimmt! Aber die höchsten Kasten scheinen am schlimmsten davon betroffen zu sein“, erwiderte George ebenso nachdenklich. Im Film waren gerade zwei dunkelhäutige, junge Frauen zu sehen, die ebenfalls ziemlich herumalberten und dabei erzählten, dass die Hajeps anscheinend nicht einmal die geläufigsten Zärtlichkeiten kennen würden.
„Tja, Margrit“, grinste George, „das hast du nun davon, wenn du dich immer ausschließt! Sonst hätte dir Erkan vielleicht sogar etwas von den komischen Früchten abgeben, die er extra für uns mitgenommen hatte.“
„Eines wundert mich aber dabei doch“, sagte Margrit, als wieder junge Männer im Bildschirm zu sehen waren, die ebenfalls viel über das Experiment von Zarakuma zu erzählen hatten. „Warum haben die Hajeps erst jetzt mit solch einer Sache begonnen und nicht schon von Anfang an, als sie die Erde eroberten?“
„Irgend etwas muss ihre schlechte Meinung über uns verändert haben!“
„Und hatten sie jetzt endlich Erfolg?“
„Noch nie! Es scheint so, als würde das Genmaterial der Hajeps völlig von dem unsrigen abweichen und somit nicht miteinander kombinierbar sein!“
„Und? Warum machen sie trotzdem immer weiter?“
„Das ist eben Ausdauer! Die Ausdauer der Hajeps!“(Komma) er grinste nervös. „Aber mal wird es dann auch damit vorbei sein! Günther Arendt schätzt sogar ziemlich bald ... he, hast du gehört? Hajeps können noch nicht einmal einander umarmen! Dann kriegen die Platzangst! He, verrückt so was, echt!“
„Aber ... wie soll das dann dabei mit dem ... äh ... Sex gehen?“(Komma) entfuhr es Margrit verdutzt.
„Na ja, an einer Stelle geht`s dann schon!“(Komma) hörte man Erkan, der leider Margrits Frage gehört hatte und deswegen lachte schließlich alles laut und schallend.
„Gott, ist das wieder peinlich!“ Margrit erhob sich, um nun wirklich zu gehen, außerdem hatte richtige Sehnsucht, endlich ihre Mutter wiederzusehen..(Punkt doppelt)
„He, du willst doch nicht jetzt los?“(Komma) fragte George abermals. „Kommt nämlich gleich so`n Filmchen, bei dem es um die schrecklich nette Beziehung zwischen Loteken und Hajeps geht. Mein lieber Freund“, George lachte sarkastisch, „bei denen geht`s jetzt aber mächtig rund!“
„Meinst du wegen der vielen lotekischen Gefangenen, welche die Hajeps gemacht haben?“
„Na klar, die wollen sie doch in etwa einer Woche gemeinsam mit irgendwelchen Trowes nacheinander erschießen, wenn die Loteken sich bis dahin nicht aus sämtlichen besetzten Gebieten wieder zurück gezogen haben. Werden komischerweise immer mehr Loteken und Hajeps, die auf unserer guten alten Erde landen und sich hier ansiedeln wollen! Mann, wo soll das Ganze noch hinführen!“ George schüttelte den Kopf.
„Begreif` ich auch nicht!“(Komma) ächzte Margrit. „Denn wenn das schon so viele Hajeps sind, weshalb wollen sie sich dann überhaupt vermehren?“
Wieder einmal suchte ihr Auge gewohnheitsmäßig nach Gesine. George und Margrit war es zwar inzwischen geglückt(Komma) das Mädchen ein wenig heiterer zu machen, indem sie sich viel mit ihr unterhielten und ihr lange dabei zuhörten, aber ihr sonderbares, in sich gekehrtes Gehabe hatte sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) kaum geändert. Und so war Margrit auch nicht besonders erstaunt, als sie Gesine plötzlich zur Tür des Salons hinaus schleichen sah.
In diesem Fall war das sogar recht günstig für Margrit, Gesine unauffällig hinterher zu gehen, da Margrit später ohnehin an die Erdoberfläche wollte. Gesine war so tief in Gedanken, dass ihr Margrit in großem Abstand hinterher schlendern konnte, ohne dass diese Verdacht schöpfte. Zudem schien sie in großer Eile zu sein, denn sie schaute sich noch nicht einmal um und Margrit war sehr geschickt, machte beim Laufen kaum Geräusche.
Margrits Herz klopfte, denn Eberhardt kam Gesine von der anderen Seite winkend entgegen. „Na, kommst du?“(Komma) rief er ungeduldig. “Wir müssen heute etwas schneller machen als sonst. Nölke hat doch mehr Samen von Pommi erhandeln können als gedacht. Daher muss ein weiteres Feld gepflügt und noch heute gesät werden.“
„He(Komma) und diesmal werde ich Glück haben!“(Komma) jubelte Gesine.
„Meinst du wirklich?“(Komma) erwiderte Eberhardt ziemlich schief grinsend. „Bis jetzt hast du jedes Mal vergeblich gewartet!“
„Diesmal erwische ich ihn aber!“ Gesines Stimme klang trotzig(Komma) aber auch hoffnungsfroh.
Margrit blieb gut versteckt in einem der kleineren Tunnel, als sie sah, wie Gesine mit Eberhardt plötzlich Richtung Ausgang davon flitzte.


Oooh, schon wieder Ende! Ärgerlich.
lg
 



 
Oben Unten