Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 9

Doska

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Kapitel 9

Inzwischen hatten die Hajeps zwar ihr Flugschiff einigermaßen reparieren und somit auch wieder in ihre Gewalt bringen können, jedoch den anderen Militärflieger, der sich nicht allzu weit entfernt hatte, zu Hilfe gerufen. Da die meisten Bordinstrumente ´Nelipars´ nicht mehr funktionstüchtig zu sein schienen, war eine Landung erst einmal dringend notwendig geworden.
Mehrere Lais hatten das Flugschiff sofort verlassen, um nach einem geeigneten Platz für ´Nelipar´ Ausschau zu halten, und so kam es, dass einer der Piloten eines solchen Lais im Morgengrauen das fliegende Netz mit großer Verwunderung durch seinen Jawubani (Feldstecher) entdeckte. Über Sprechfunk schilderte er seinen Kameraden, die gerade über den Wald jenseits des anderen Ufers flogen, sehr genau, wie das komische Ding aussah, welches das Netz über den Fluss trug. Nireneska, der in dem anderen Militärflieger saß, wurde aufgeregt und spornte plötzlich seine Leute zu höchster Eile an und alle Lais hüllten sich in Tarnnebel.
Währenddessen verfolgte der Pilot weiterhin das fliegende Netz. Es reizte ihn, nachdem er gehört hatte, dass sowohl auf die Lumanti als auch auf Danox eine hohe Prämie ausgesetzt worden war, beides im Alleingang zu bekommen. Da die Lumanti im Gegensatz zum Trowe unbewaffnet war, stellte die schon mal keine Gefahr für ihn dar. Er wusste, dass es wichtig war, sowohl Danox als auch die Lumanti unversehrt zu bekommen. Der Trowe hingegen schien keine besondere Bedeutung zu haben, störte aber bei dieser ganzen Sache sehr.
Da der Hajep unsichtbar für die beiden Flüchtlinge war und er den Antrieb ausgeschaltet hatte, damit das Lai keine Fluggeräusche verursachte, konnte er dicht an den Trowe heransegeln, um ihn mit dem ersten Schuss gezielt in den Kopf zu treffen, damit dieser die kostbare Lumanti nicht als Schutzschild benutzen konnte.
Die eine Hand hielt die Waffe, die andere Hand hielt er ausgestreckt, um die Lumanti mit großem Schwung aus dem Netz zu reißen, zumal die Maschen ohnehin ziemlich aufgeribbelt zu sein schienen. Dann hatte er diese Beute bereits für sich und die anderen konnten sich um Danox und den Trowe kümmern.
Doch in dem Moment, als er sich entschloss zu feuern, gab Danox einen feinen Feuerstrahl von sich und sein Tarnnebel war verschwunden. Diesen Moment der Überraschung nutzte der Trowe und sprang mit einem lauten Wutschrei zu ihm in den Lai.
Margrit war wie erstarrt, musste das alles erst einmal verarbeiten. Danox Robotgehirn hatte wohl irgendwelche Anzeichen bemerken können, dass sich ihnen etwas Getarntes genähert hatte.
Damit hatte der Pilot nun überhaupt nicht gerechnet. Es entwickelte sich ein wütender Kampf auf Leben und Tod in dem engen Lai. Der kleine Gleiter trudelte dadurch ziemlich ziellos am Himmel dahin, bis er plötzlich mitsamt seiner kämpfenden Fracht pfeilschnell ins Wasser krachte.
Margrit war tief erschüttert. Die Kämpfenden schienen wohl bei dieser Enge gegen den Niniti gekommen zu sein und hatten dadurch den verhängnisvollen Befehl ausgelöst. Doch hatte Margrit keine Zeit, sich länger damit aufzuhalten, denn schon sah sie Danox abermals mehrere kleine Feuerstrahlen in alle Richtungen von sich geben und dann erkannte sie etwa zwölf weitere Lais, die wohl vom Walde her gekommen waren und sich nun in einem großen Kreis um sie herum versammelten. Da die Hajeps ihre Enttarnung bemerken konnten, feuerten sie sofort einen gewaltigen Schwarm dieser grässlichen Puktis auf Danox und Margrit ab.
Margrit nahm an, dass diese winzig kleinen Robotviecher darauf programmiert waren, die angesteuerte Beute mit einem besonderen Gift irgendwie kampfunfähig zu machen. Konnte es ein Betäubungsmittel sein? Oder war es gar tödlich? Sie sah die feinen Stachelchen an den winzig kleinen Metallkörpern. Als sie näher schwirrten, rollte Margrit sich hilflos in ihrem Netz zusammen und schrie dabei wie am Spieß.
Und dann geschah wieder etwas völlig Unglaubliches. Danox setzte einfach seinen zweiten elastischen Fühler ein, den er bisher geschont hatte, verankerte ihn blitzartig am unteren Teil des Netzes und fing an, auch diesen mit einer solch rasenden Geschwindigkeit wie einen Propeller zu drehen, dass die Puktis immer, wenn sie zu Margrit hinein wollten, nicht nur ziemlich heftig zurück geschleudert wurden, sondern sich auch nach mehreren Schlägen gegen die empfindlichen Sensoren völlig verwirrt auf ihre Besitzer stürzten und diese stattdessen zu stechen begannen.
Ein lautes, überraschtes und schmerzerfülltes Geschrei tönte alsbald von allen Seiten. Das Serum tat sofort seine Wirkung. Viele der Angreifer stürzten erschlafft aus ihren Lais in die Tiefe oder segelten mit ihren Gleitern einfach irgendwo hin, teilweise sogar kopfüber in die Fluten.
Leider war wohl auch Danox getroffen worden, denn einige der Piloten hatten vor Wut alles vergessen und mit ihren Bordwaffen nach ihm gefeuert. Danox taumelte über den Fluss dahin, verlor dabei immer mehr an Höhe. Eine orangefarbene Flüssigkeit tropfte aus jenen weichen Stellen, die er seitwärts an seinem Körper hatte. Margrit hörte den hohen Alarmton dabei klagend in ihren Ohren.
„Wefion xabir!“ wisperte sie schließlich zu ihm hinauf und wischte sich dabei eine Träne aus dem Augenwinkel. Dann schaute sie beklommen hinab. Es war noch ziemlich dunkel. Ein typischer Herbsttag, sehr feucht und regenschwer, dennoch erkannte sie, dass Danox gerade das Ufer überflog und nun den Deich, und hinter diesem konnte sie bereits die bunten Baumkronen des dichten Waldes erkennen.
Und dann ratterte es plötzlich dicht über ihr sehr unregelmäßig, ein Zeichen dafür, dass Danox Kraft bald erschöpft war. Noch befanden sie sich in ziemlicher Höhe. Konnte sie vielleicht trotzdem durch dieses Loch im Netz in die Tiefe, in die Wipfel der Bäume springen, um Danox ein wenig zu entlasten? Oder wurde sie von den Ästen dort unten, wenn sie ungünstig fiel, einfach wie ein Braten aufgespießt?
Ehe sie gründlicher darüber nachdenken konnte, entdeckte sie in der Ferne ein weiteres Flugschiff, das gerade über dem Wald jenseits des anderen Ufers schwebte, sich Richtung Fluss bewegte. Sie schluckte den Schreckenschrei hinunter und weiter ging es mit Danox abwärts. Dabei lehnte sie sich etwas hinaus, um den Abstand zur Erde besser abzumessen, als das ohnehin lädierte Netz plötzlich nachgab, sich an jener Stelle fast vollständig aufribbelte, die bereits beschädigt gewesen war.
Haltsuchend griff sie ins Leere und während sie hinabsauste, hörte sie die Luft um ihre Ohren herum knattern und brausen. Äste und Zweige peitschten schließlich ihr Gesicht, Gehölze knackte. Manch ein morscher Ast zersplitterte knirschend. Blätter raschelten wild! Plötzlich hielt sie sich irgendwo fest, es gab einen heftigen Ruck in den Armen und dann knallte sie mit ihrem Hinterteil auf einen mächtigen Ast, der offenbar einer uralten, sehr hohen Linde gehörte. Das erkannte sie allerdings erst, nachdem sie diese unfreiwillige halbe Luftrolle gemacht hatte. Für einen kurzen Augenblick verharrte sie dort wie betäubt, war sie nicht fähig, auch nur irgendetwas zu denken. Dann aber überkam sie große Erleichterung, dass sie diesen furchtbaren Sturz wirklich überlebt hatte.
Der nächste Gedanke galt Danox. Wo war das kleine Ding? War es zu Boden gestürzt oder hatte es sich irgendwo in den Zweigen verhakt? Sie reckte den Hals, ließ ihre Blicke nach allen Seiten schweifen und dann meinte sie, ein ziemlich unregelmäßiges Knattern in der Ferne zu hören, das sich mit dem stetig lauter werdenden Brummen des außerirdischen Militärfliegers mehr und mehr vermischte.
„D..Danox?“ keuchte sie entsetzt. Der Tapfere kleine Kerl! Zwar konnte sie von hier aus kaum etwas sehen, aber sie ahnte, was gerade passierte. Danox war trotz größter Erschöpfung wohl mit dem leeren Netz wieder Richtung Fluss geflogen. Dieser Gedanke war zwar verrückt, aber konnte es sein, dass er nun so tat, als habe er die Lumanti im Wasser verloren?

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Man sollte manchmal selbst die verrücktesten Gedanken nicht ausklammern. Danox segelte nämlich, wenn auch taumelnd und vor sich hintrudelnd, tatsächlich gerade über dem Fluss dahin. Nireneska sah von seinem gemütlichen Platz aus natürlich sofort, dass das Netz leer war, aber er und seine Männer hatten ja noch eine Chance auf eine Belohnung, wenn sie Danox fangen würden und die wollte er sich natürlich nicht entgehen lassen.
Mit letzter Kraft floh Danox, der Nireneska hinter dem Fenster geortet hatte, vor dem Trestine zum Ufer, doch dann, kaum hatte er die ersten Bäume des Waldes wieder erreicht, stürzte der kleine Roboter leider ab. Er sauste dabei aus solch einer großen Höhe hinunter, dass er unten trotz des weichen Waldbodens mit einer gewaltigen Explosion in drei Teile zersprang, wobei die Zerteilung des sonderbaren Robotwesens nicht nur erstaunlich langsam geschah, sondern auch von vielen ohrenbetäubenden, knackenden und berstenden Geräuschen begleitet wurde. Die Erde zitterte dabei wie bei einem Erdbeben und grelle Blitze zischelten über den grauen Himmel. Das Flugschiff hoch oben am Himmel schaukelte gefährlich und selbst die Abgebrühtesten unter den Hajeps riefen die Namen der Göttin Ubeka und deren Gatten Antsor gleich mehrmals aus, denn viele von ihnen kannten die sonderbaren Gerüchte, welche um Danox kreisten.
Ein etwa vierzehnjähriges Mädchen, das gerade beim Pilzsammeln für ihre Familie war, hatte das alles gerade mit großer Überraschung miterlebt.
Nicht nur Nireneska und seine Männer hatten dabei einen leichten Schock erlitten, auch Gulmur, der wegen seines wuchtigen, sehr robusten Körpers den lebensgefährlichen Sturz in die Fluten des Flusses besser verkraftet hatte als der Hajep, den Gulmur allerdings trotzdem sicherheitshalber erwürgt hatte, bevor der noch in die Tiefe hinab sinken konnte. Gulmur schlich nun mit nasser Kleidung und tropfender Nase durch den Wald.
Was war das denn für ein unheimliches Ding?
Die Hajeps hatten sich so erschreckt, dass es ein Weilchen dauerte, bis endlich wieder Leben unter die Mannschaft und die Soldaten kam. Schließlich segelte Nireneskas Militärflieger dann doch suchend über den Wald dahin. Vielleicht konnte man ja den niedergestürzten Roboter noch irgendwo finden und trotzdem nach Zara¬kuma bringen?
Auch Diguindi und jene Hajeps, die sich noch im Walde befanden, um darauf zu warten, dass Nelipar, ihr Militärflieger, welcher auf einer kleinen Lichtung notgelandet war, repariert würde, waren durch den gewaltigen Knall und die zuckenden Blitze auf das Geschehen aufmerksam geworden.
Nur das junge Mädchen mit dem Korb am Arm hatte sich anscheinend nicht genügend erschrocken, denn es blickte, hinter einem Baum versteckt, nun ziemlich neugierig auf die komischen Teile, die etwa fünf Meter von ihr entfernt im Laub lagen.
Gerade in dem Moment segelte Nireneskas Trestine über der Lichtung dahin, wo Danox abgestürzt war.
Viel zu schnell, wie Nireneska fand. Er tobte deshalb wütend im Flugschiff herum, brüllte die Crew an und schon machte das Schiff kehrt.
Indes hatte das Mädchen sein Versteck verlassen. Es besaß die neugierige Natur seines Großvaters, bei dem es aufgewachsen war, bückte sich, berührte erst vorsichtig eines der sonderbaren Stücke mit einem kleinen Stock und als nichts passierte, warf sie die Teile einfach zu den Pilzen in den Korb. Noch ehe Nireneskas Flugzeug seine Wendung gemacht hatte, war sie wieder im Dickicht des Waldes verschwunden.
Nicht ein Teil von Danox war mehr auf den Bildschirmen zu sehen. Doch Nireneska tobte diesmal nicht allzu lange sondern wies die Mannschaft an, irgendwo nach einer größeren freien Fläche Ausschau zu halten. Dort wollte er landen, um dann zu Fuß oder in kleinen Lais weiter nach Danox zu suchen, über den er einiges Interessante gehört hatte. Er war sich sicher, dass man selbst mit Teilen von ihm eine große Macht in den Händen hielt. Leider war es bin heute niemandem gelungen, diese sonderbare Macht zu erwecken.
Das Mädchen indes flitzte behände wie ein Eichhörnchen immer weiter durch den Wald. Jeder Baum, jeder Strauch war ihr bekannt, schnell hatte sie jenen schmalen Waldweg eingeschlagen, der zum Lager und somit auch zum Großvater führte. Da entdeckte sie ziemlich dicht in der Nähe ihres Lagers plötzlich ein Trestin, nämlich die ´Nelipar´, welche dort notgelandet war und die außerirdischen, unbehelmten Soldaten mit den roten Augen versetzten sie in Panik. Sofort wollte sie eine Abkürzung durchs Dickicht nehmen und traf dabei auf den grüngesichtigen Gulmur, der hinter einem Busch kauerte, weil der die Hajeps ebenfalls beobachtet hatte.
Beide starrten sich erschrocken an und das Mädchen erfasste, nachdem es die riesigen, gelben Zähne zwischen den Lippen der ´Untiers´ hatte herausragen sehen, solch ein Grausen, dass es den zierlichen Mund öffnete um einen gellenden Schrei auszustoßen. Doch dazu kam es nicht mehr, denn Gulmur sprang das Mädchen an, tötete es mit einem einzigen Biss, weil er keine Waffe mehr besaß. Fast lautlos fiel es in sich zusammen, der Korb rutschte ihr dabei vom Arm und die drei Teile von Danox trudelten gemeinschaftlich mit den Pilzen ins Freie. Gulmur konnte nur mit größter Mühe ein verblüfftes Schnaufen durch seine drei Nasenlöcher unterdrücken. Sofort ergriff er sich mit seiner gewaltigen Pranke das erste der drei Teile, wollte sich dann auch noch das zweiten holen, das etwas weiter entfernt lag, doch dieses krabbelte ihm plötzlich zu seiner großen Überraschung mit nur zweien der haarigen Robotbeinchen einfach davon. Auch das dritte ließ sich nicht erhaschen, verschwand schließlich irgendwo im Dickicht des Waldes. Doch Gulmur war, nachdem er die Leiche des Mädchens einfach in irgend ein Gebüsch geworfen und Laub darüber geschaufelt hatte, doch recht zufrieden, wenigstens einen Teil des kostbaren Gutes erhalten zu haben. Außerdem hatte er vorhin, als er zusammen mit dem Piloten des Lais in den Fluss gestürzt war, diesem - in der Annahme, es wäre eine neuartige Waffe- das Kontaktgerät aus der Hand gerissen, welches anscheinend noch immer funktionstüchtig war. Damit konnte er mit den Hajeps Verbindung aufnehmen, in der Hoffnung, mit dem Teil von Danox seine Familie freipressen zu können. Auf alle Fälle würde er, sofern seine Eltern, sein Bruder, die Freunde noch lebten, deren Hinrichtung damit verhindern können. Daran glaubte er ganz fest und so begab er sich Richtung der Berge, deren Kuppen man von hier aus bereits sehen konnte. Er wusste, dass er dort erst einmal vor den Hajeps in Sicherheit war.
Gedankenversunken leckte er sich das Blut des Mädchens vom Maul und fand zu seiner Überraschung, dass selbst rohes Blut gar nicht mal so schlecht schmeckte. Die kleinen, gelben Augen glitzerten dabei, denn sein Raubtierinstinkt wurde dadurch entgültig geweckt. Hajeps hatten Trowes unter Androhung grausamster Strafen stets dazu angehalten kein Fleisch zu ´fressen´, aber er - Gulmur - war frei! Xorr, ihm konnten sie nichts mehr befehlen! Er hatte Hunger! Bei Ubeka, und ihn dürstete danach, endlich saftiges Fleisch zu zerreißen!

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Nachdem Margrit den gewaltigen Lärm gehört und die Blitze am Himmel gesehen hatte, ahnte sie, dass irgendetwas mit Danox passiert sein musste, doch was es genau sein konnte, war ihr natürlich nicht klar. Ziemlich sorgenvoll kletterte sie erst einmal vom Baum herunter. Ach, noch eines bereitete ihr großen Kummer. Sie schälte sich nämlich inzwischen wie eine Schlange. Da sie Nireneskas Trestine über dem Wald hatte kreisen sehen, beschloss sie, sich noch tiefer in diesen hinein und von dort aus in die nahe liegenden Berge zu begeben, damit sie dann später in einer Höhle schlafen konnte.
Je länger sie durch den Wald lief, desto weniger Haare hatte sie auf dem Kopf. Verdammt, was war nur immerzu mit ihr los? Welche Krankheit konnte sie wohl erwischt haben? Seltsamerweise fühlte sie sich dabei gar nicht mal so schlecht! Obwohl sie heute unglaublich viel durchgemacht hatte, schien vor allem ihr Gehirn wunderbar durchblutet zu sein und ihre Muskeln waren weich und geschmeidig. Sie tastete nun ihre Kopfhaut genauer ab, einige Strähnchen hingen da ja noch, aber die wirkten auch schon ganz schön locker! He, und oben an der Stirn konnte sie nur noch einen hauchfeinen Fransenponni ertasten!
Ob sie wohl auch alle Achselhaare verloren hatte? Mit klopfendem Herzen schaute sie schließlich nach. Oh nein, es stimmte! Sie hob deshalb auch gleich das Hemd unten etwas an und schaute an sich hinunter. Puh, auch an dieser Stelle war sie mit einem Male völlig kahl! Wie peinlich! Sie ließ das Hemd sofort wieder darüber fallen und lief einfach weiter. Nachdenklich zupfte sie nach einem Weilchen wieder ein Stückchen hauchfeiner Pelle, das schon etwas eingerollt war, von ihrer Wange und dann kam ihr ein Gedanke. Sie war nicht krank! Das waren bestimmt hochallergische Reaktionen ihres Körpers auf das außerirdische Schaumzeugs, mit welchem sie dieser halbverrückte Owortep vorhin so brutal eingesprayt hatte. Ja, das war´s! Grässlich! Na, das war vielleicht ein schöner Dank von dem, wirklich! Sie rieb sich ärgerlich und verzweifelt über die Nase, woraufhin sich auch noch von ihrem linken Nasenloch ein winziger Hautfetzen löste. Ach, es war zum Verzweifeln!
Nireneska hatte von oben die Lumanti über seine Bildschirme entdeckt, da die gerade gut erkennbar über die Lichtung gelaufen war, auf der vorhin Danox abgestürzt war. Wie erfreulich, die lebte also doch! Listiges kleines Ding, dieser Danox! Aber komisch benahm sich diese Lumanti schon. Hob immer wieder das Hemd an und schaute darunter nach. Hatte dieses Geschöpf eigentlich schon immer so wenig Haare am Kopf gehabt? Egal, er hatte ja schon seiner Mannschaft Bescheid gegeben, dass sie hier in der Nähe landen sollten.
Margrit stoppte. He, was war denn jetzt auch noch in ihrem Mund? Der Backenzahn vorne rechts hatte plötzlich komisch geziept und nun fühlte sie ein kleines Steinchen auf ihrer Zunge. Das war doch hoffentlich ... hoffentlich nicht dieser Zahn oder? Margrit spuckte beklommen das harte Stückchen in ihre Hand und erbleichte. Oh Gott, nein! Sie ergriff den prächtigen, relativ gesunden Zahn mit zitterigen Fingern und hielt ihn ins Morgenlicht. Das ... das alles konnte doch gar nicht wahr sein? Ging`s jetzt immer so weiter? Die übrigen Zähne wackelten auch schon ganz erheblich! Verdammt, was war nur mit ihr los? Seit dieser Owortep völlig hirnrissig in ihrem Mund herum gefummelt hatte, schien es in ihrem Kiefer irgendwie mächtig zu rumoren. Ständig hatte sie das Gefühl, auf irgend etwas ordentlich herumkauen zu müssen. He, wenn sie alle Zähne verlor, womit sollte sie dann die oft recht zähe Nahrung zerkleinern? Und wie das dann später aussah, so ohne Zahnprothese! Grässlich! Margrit wurde bei dieser Vorstellung richtig schwummerig. Doch schließlich rieb sie sich die Tränen, die ihr gekommen waren, gemeinschaftlich mit ein paar ausgefallenen Wimpern weg und stapfte weiter durchs Laub.
He, was war denn das jetzt dort hinten zwischen all den Blättern? Sie meinte nämlich, ein Paar Beine aus den dünnen Zweiglein eines Buschwerks hervor lugen zu sehen. Ihr Herz schlug wieder mal bis zum Hals, während sie langsam näher schlich. Oh Gott, was war hier passiert? Lebte diese Person noch? Die alten, schmutzigen Kniestrümpfe waren zum Teil bis zu den Knöcheln hinuntergerutscht und zeigten daher viel Haut. Diese Haut war allerdings nicht blau, sondern hatte die angenehme leicht bräunliche Farbe südländischer Menschen. Es war ein ziemlich junges Mädchen und trug einen roten, stark gemusterten Rock. Das dichte, schwarze Haar war unter einem Kopftuch verborgen. Das Mädchen schien nicht mehr zu atmen. Margrit meinte, Blut, welches bereits zum Teil versickert war, auf den Blättern kleben zu sehen. Es kostete sie daher einige Überwindung, das Buschwerk auseinander zu biegen, um das Mädchen noch etwas gründlicher zu mustern. Da lag es mit weit aufgerisse¬nen Augen und starrte blicklos ins Leere. War es tot?
Das Kinn war ziemlich blutbespritzt. Margrit zwang sich, ihre Augen trotzdem noch ein bisschen tiefer wandern zu lassen ... oh Gott! ... uuups! Welch eine entsetzliche Wunde! Margrit wusste, dass sie von Glück reden konnte, dass man nicht sie anstelle des Mädchens überfallen hatte und sie schämte sich, eben noch ihre Zähne beweint zu haben. Sie wandte sich ab, würgte sich, gleichzeitig pochte es wild in ihren Schläfen, sie taumelte, rang nach Atem. Oh Gott, sie hatte ja schon so einiges gesehen, aber das war wirklich zu drastisch. Du lieber Himmel, wer konnte denn etwas derart brutales getan haben und weshalb?
Da meinte sie plötzlich zu ihrem Schrecken, mehrere raue, dunkle Stimmen in der Nähe zu hören. Auch das Knacken von Hölzern, gemischt mit Blätterrascheln und Schritte! Oh Gott, kamen die Mörder etwa zurück?
Blitzartig sprang sie herum und da sah sie auch schon die Schatten von etwa fünf Hajeps aus einer kleinen Lichtung des Waldes näherkommen.
Du liebes bisschen, was wollten diese Soldaten plötzlich hier? Suchten sie nach ihr oder nach Danox? Verdammt, warum hatte sie nicht schon vorher auf Stimmen, auf Geräusche in der Ferne geachtet? Sie hatte eigent¬lich auf nichts geachtet, war viel zu beschäftigt mit ihren Zähnen, mit ihrem komischen Körper gewesen. Ganz klar, dass sie jetzt in der Patsche saß. Hm, was konnte sie wohl jetzt am besten tun? Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter zurück auf das Mädchen und plötzlich hatte sie eine Idee! Die auszuführen war eigentlich recht makaber und würde sie wohl einige Überwindung kosten, aber im Grunde war das wohl kein so schlechter Einfall.
"Amar, xabura lumanti! Wente!" hörte sie etwas später leise die seltsame Männerstimme zischeln und dann schaute sie direkt in die triumphierend blitzenden Augen des vordersten der hajeptischen Soldaten. Er hatte eine kleine Handfeuerwaffe auf Margrit gerichtet und rief mit energische Stimme aufgeregt seinen Kameraden zu: „Pla wan tan!" Er wies, mit dem Finger wild herumfuchtelnd, auf Margrit. "Tan wan udil jadak!" Die vier Hajeps bewegten sich nun, an Büschen und moosigen Baumstämmen vorbei, im gleichmäßigen, siegessicheren Tempo direkt auf Margrit zu. Eigentlich hatte ihnen Rekomp Japongati befohlen, nur nach der Ursache jenes fürchterlichen Knalls von vorhin zu suchen und sie hatten angenommen, dass genau hier in der Nähe irgend etwas sonder¬bares passiert sein musste.
Margrit kam mit erhobenen Händen zögernd aus dem Gebüsch hervor und starrte die Meute mit großen, entsetzten Augen an.
„Du Marktstramm?“ fragte der Hajep, denn sie hatten Diguindi leider nicht mit dabei.
Margrit zuckte verständnislos mit den Achseln, dabei direkt in die Mündung seiner Waffe starrend.
Die Hajeps stutzten und blickten ihren Truppenführer fragend an. Dieser beäugte Margrit nun etwas gründlicher, besonders lange haftete dabei sein Blick auf dem merkwürdigen Rock und danach auf dem Kopftuch.
Margrit raffte nun ihre spärlichen Spanischkenntnisse zusammen und piepste kläglich mit verstelltem Stimmchen
"No disparar por favor!"
"Zîgas!" meinte nun einer der Hajeps abfällig von hinten und die anderen drehten sich deshalb nach ihm um.
"Akir ... Zeukner!" bestätigte noch jemand eifrig. Die Köpfe flogen auch zu ihm herum, um ihm bekräftigend zuzunicken.
Da blickte der Truppenführer seine Untergebenen der Reihe nach kopfschüttelnd an und runzelte aufgebracht die Stirn: "Zigeuner!" verbesserte er sie und hob belehrend den Zeigefinger. "En wed icht plonon Deutsch!"
Woraufhin der gesamte Trupp zu Margrits großer Überraschung tatsächlich kehrt machte, wohl um keine Zeit mehr zu vertun.
Margrit konnte ja nicht wissen, dass die Soldaten Order erhalten hatten, in den nächsten vierundzwanzig Stunden keine weiblichen Lumantis zu töten, so lange die gesuchte Person nicht aufgegriffen worden war. Sie senkte die Arme, spuckte noch einen Zahn aus und dann lauschte sie für ein Weilchen aufmerksam in die Ferne um dann schnellstens fortzuschleichen. Ziel sollte das Zigeunerlager sein, zu welchem dieses Mädchen ganz gewiss gehört hatte. Sie musste es finden, koste es, was es wolle! Vielleicht fand sich dort jemand, der Margrit endlich aus diesem Gefahrengebiet heraus bringen konnte.
Es war bekannt, dass sich neuerdings nicht nur Leute südländischen Blutes den Zigeunern anschlossen. Ja, viele deutsche Familien zahlten ihnen sogar hohe Tribute, um sie auf ihren oft recht halsbrecherischen Touren begleiten zu dürfen, nur um den ständigen Attacken der Hajeps zu entrinnen. Durch ihr Leben auf ständiger Wander¬schaft kannte sich niemand besser in sämtlichen Gegenden aus wie die Zigeuner. Seit die Hajeps die Erde erobert hatten, ging es darum gerade den Zigeunern relativ gut. Nur sie kannten besondere Schlupfwinkel, geheime alte Wege, denn stets war dieses Volk neugierig und unternehmungslustig gewesen. Selbst modernste Zeiten, zunehmender technischer Komfort, hatten nicht vermocht, die Eigensinnigkeit, festen Traditionen und Familienbande der Zigeuner zu zerstören. Mit großer Schnelligkeit konnten unter den zahlreichen Mitgliedern der miteinander bekannten Familien wichtige Neuigkeiten verbreitet werden. Es war nicht gerade ungefährlich, sich mit Zigeunern anzulegen, und es war schwer sie zu finden!
Nachdem Margrit wieder für eine Weile durch den Wald gelaufen war, und sich dabei gründlich von sämtlichen Hautpellen an ihrem Körper befreit hatte - über dem inzwischen völlig kahlen Kopf trug sie ja das Kopftuch und so sah sie eigentlich recht manierlich aus – stolperte sie plötzlich über einen ziemlich spitzen Gegenstand, der im Weg gelegen hatte. Sie bückte sich und schaute nach. Es schien ein ziemlich hübsches, glänzendes Teil von einem großen, kostbar verziertem Stein zu sein.
„D .. Danox?“ wisperte sie plötzlich verblüfft. Sie war sehr traurig, dass der nun so zertrümmert war und suchte sofort nach weiteren Teilen, die von ihm übrig geblieben sein konnten. Na ja, vielleicht konnte man die später irgendwie zusammenkleben! Ab und an schaute sie dabei nachdenklich zum Himmel. Er war also genau hier abgestürzt. Komisch, so zwischen den dichten Baumkronen? Auch das zweite Stück fand sich schnell, denn es lag nur wenige Meter von diesem entfernt in einer Baumhöhle. Margrit verbarg die beiden Teile in der hübschen Bluse – das war immer ein recht gutes Plätzchen - des Zigeunermädchens und suchte dann noch für ein Weilchen nach dem dritten Stück. Schließlich gab sie auf.
Sie konnte ihrem guten Gehör danken, denn wenig später entdeckte sie tatsächlich den ersten Wohnwagen der Zigeuner, welcher für diese schlimmen Zeiten geradezu luxuriös ausgestattet war und sich vermutlich am Rande des Hauptlagers befand, denn sie hörte Stimmen von dort und Musik bis zu ihren Ohren herüberschallen und das Motorengebrumm eines Wohnkombis, der wohl gerade hinzu gekommen war.
Ein älterer, hagerer Mann mit weißem Schnauzbart war gerade durch die Tür seines bunt bemalten Wagens eine kleine Treppe hinuntergestiegen und ihm folgten vier Männer, die Halstücher trugen und schwarze Hüte.
Margrit zögerte, sollte sie ihnen sofort entgegen laufen und schildern, was gerade geschehen war? Oder würde man mit ihr böse sein, weil sie sich einfach die Sachen des Mädchens angeeignet hatte? Ziemlich unsicher näherte sie sich daher dem Wagen. Konnte man die Zigeuner bitten, sie schnellstens von hier weg zubringen? Vielleicht war es ja auch gut, wenn gleich das ganze Lager Bescheid wusste, dass Hajeps in der Nähe herumgeisterten und deshalb sofort von hier verschwand! Schließlich war ja das Mädchen bereits von irgendjemandem grausam umgebracht worden. Oh Gott, ja ... wie sollte sie das eigentlich diesen armen Menschen mitteilen?
Schon trennten Margrit nur noch wenige Meter von diesem Schnauzbart und seinen Männern, die Margrit seltsamerweise gar nicht beachteten, obwohl sie bereits gut sichtbar in die Lichtung getreten war.
Vielmehr blickten die Zigeuner in den Wald hinter Margrit. Sie schienen ziemlich nervös zu sein. Der Schnauzbart schob sich jetzt sogar an seinen Männern vorbei, um wieder in den Wohnwagen zu klettern und er zeigte sich nur wenige Sekunden später im Eingang mit mehreren Gewehren in den Armen.
Komischerweise meinte Margrit fast gleichzeitig ein - ihr recht bekanntes - helles Summen erklingen zu hören. Donnerwetter, das war ja Danox Warnsignal! Allerdings erklang es diesmal zweistimmig. Die beiden Stücke von ihm funktionierten also in dieser Hinsicht noch genauso wie vorher. Margrit drehte sich deshalb sofort nach hinten um. Alle Wetter! Dort kamen ja Hajeps ... nicht nur vier, fünf ... nein, nein, nein ... es war gleich eine ganze Schar! Margrit zählte etwa dreißig Mann!
Rodrigo, wie die Männer den Schnauzbart nannten, riskierte wohl keine Flucht mit dem Auto weil er die Hajeps nicht in Versuchung führen wollte, ihn zu verfolgen und die Reifen zu zerschießen. Er kannte offenbar ihre hochgefährlichen Waffen und wollte mit ihnen in Frieden auskommen, ganz gleich, was sie mit ihm zu bereden hatten. Doch händigte er seinen Männern sicherheitshalber Gewehre aus, ehe die Jimaros nahe genug heran waren.
Margrit glaubte, in dem vordersten der Soldaten Nireneskas gedrungene und kräftige Gestalt zu erkennen. Sie war darüber so verwirrt und erschrocken, dass sie sich nur noch rückwärts auf die Zigeuner zu bewegte. Das war ihr Glück, denn Rodrigo, der erst jetzt auf Margrit aufmerksam geworden war, meinte, seine Enkeltochter vor sich zu haben, und war in großer Sorge um sie. Er rief ihr einiges auf Spanisch zu, gemahnte sie wohl, schnellstens zum Wohnwagen zu laufen, aber gerade das traute sich Margrit nicht mehr.
Die Hajeps trugen keine Helme, weil sie wohl keinen Widerstand erwarteten und es war das erste Mal, dass die Zigeuner den Feind so leibhaftig vor Augen hatten. Dementsprechend erschrocken starrten sie natürlich in diese roten Augen, betrachteten sie auch die graublaue Haut, und selbst Rodrigo, der wohl schon so einiges in seinem langen Leben erlebt hatte, vergaß darüber für einen Moment seinen Mund zu schließen.
Nireneska verlangsamte nun sein Tempo, streckte sogar, kaum dass er und seine Soldaten die Lichtung betreten hatten, die Hand zum Gruß den Zigeunern entgegen, jedoch weit von sich fort! Margrit merkte deutlich, wie er angestrengt nachdachte, denn er hatte Diguindi nicht dabei. Die Stirn und Nase gekraust überlegte er, wie er sein Anliegen den Zigeunern verständlich machen konnte.
“Nemme Lumanti mit!“ erklärte er jetzt schlicht und knapp und wies dabei mit dem Kinn nach Margrit, die deshalb ihre Schultern ergeben fallen ließ, da er sie leider trotz Verkleidung und ausgefallener Augenbrauen und Wimpern doch wieder erkannt hatte.
Aber Rodrigo hatte anscheinend etwas dagegen. “Nein, das du machst nix!“ hörte Margrit zu ihrer Erleichterung hinter sich. “Wehe, du sie anfasst, sonst ...“
„Was sonst?“ näselte Nireneska ziemlich herablassend.
„Sonst bist tot ... verstehst?“ zischelte Rodrigo nun richtig lebensmüde.
Irgendwie musste einer von Rodrigos Männern inzwischen Hilfe vom Lager geholt haben, denn plötzlich traten noch weitere Zigeuner schwer bewaffnet hinter dem Wohnwagen hervor.
Nireneska fühlte sich wohl in seinem Stolz getroffen, sich von blöden Lumantis bedrohen zu lassen, denn er zischelte nur etwas kaum hörbares im Befehlston seinen Männern zu. Einer von ihnen haschte deshalb nach Margrits Arm, den Margrit ihm aber sofort wieder entreißen konnte. Fast gleichzeitig knallte es und jener Hajep brach tödlich im Gesicht getroffen zusammen.
Alles weitere ging so rasend schnell, dass Margrit erst viel später still bei sich rekonstruieren konnte, was eigentlich genau passiert war. Sie sah Blitze aus hypermodernen Waffen in die armen Zigeuner hinein zucken und wie gefällte Bäume stürzten sie auf den Waldboden. Aber auch weitere Gewehrsalven hinter dem Wohnwagen knatterten los und mähten fast gleichzeitig eine Reihe Hajeps herunter wie gereiftes Korn.
Nireneska hatte, wohl weil er sich geistesgegenwärtig auf den Boden warf, dabei noch Glück gehabt, nur ein kleiner Streifschuss ließ seine Wange bluten. Unter Feuerschutz brachte er sich erst einmal in Sicherheit hinter einem mächtigen Baumstamm, denn er und seine Männer waren leichtsinnigerweise nicht mit Blunaskas (Tarngeräten) ausgerüstet, weil sie sich so haushoch überlegen fühlten.
Einige Zigeuner zogen sich während des Schusswechsels in die Wohnwagen zurück, um dort in Deckung zu gehen und Margrit krabbelte mitten im Getümmel auf allen Vieren zu einer große Wassertonne, um sich dahinter zu verbergen. Niemand achtete dabei auf sie. Zu groß war plötzlich die Sorge um das eigene Leben geworden.
Dennoch riss sie einem sterbenden Hajep, der gerade neben der Tonne zusammen gebrochen war, beherzt einfach irgend eine kleinere Waffe, weil sie diese besser an ihrem Körper verstecken konnte, vom Gürtel, falls sie sich heute doch zur Wehr setzen musste. Die Zigeuner waren wahnsinnig tapfer. Immer wieder wurden ihre Schüsse mit einem eigenartigen Zischeln und Prasseln beantwortet, mindestens zwölf oder vierzehn Hajeps lagen inzwischen tödlich getroffen am Boden und Margrit robbte weiter am Boden entlang, Richtung Wald.
Leider kamen wohl weitere Hajeps Nireneska zur Hilfe, die man jedoch diesmal nicht sehen konnte. Es sausten aber auch Lais gut sichtbar einfach umher.
Das ganze Zigeunerlager hinter diesem Wohnwagen hatte sich inzwischen in großer Panik in Bewegung gesetzt, aber das schien wohl nicht all zu viel zu nutzen, denn die Lais jagten den etwa vierzig Wohnwagen einfach hinterher.
Neu hinzu gekommenen Hajeps flitzten immer wieder an Margrit vorbei oder sprangen einfach über den Busch, hinter welchem sie inzwischen kauerte, hinweg. Es schien fast überall im Walde das reinste Chaos zu herrschen.
Als Margrit sich wieder hinter einen Baum geschleppt hatte, vernahm sie plötzlich Autogebrumm, quietschende Reifen. Und dann waren ein Bersten, Zischeln, Knistern und schließlich schrecklichen Schreie zu hören. Margrit sah Rauch über den Baumwipfeln aufsteigen. Feuer zuckte, züngelte wild empor. Verdammt, die Flammen zerfraßen jetzt bestimmt den Wohnwagen oder sogar mehrere davon! Margrit roch, obwohl sie nicht atmen wollte, verbranntes Fleisch! In der Nähe von Margrit wurde es nun erheblich stiller. Lediglich in der Ferne tobte der fürchterliche Kriegslärm. Noch mehr Lais segelten wie muntere, kleine Punkte über den Baumwipfel dahin.
Schließlich erhob sich ein Trestine in die Lüfte und dann sogar noch eines. Es waren wohl die beiden Militärflieger, mit denen es Margrit heute schon so oft zu tun gehabt hatte. Ja, Hajeps waren für ihre gründlichen Rache¬feldzüge bekannt! Margrits Vorhaben, bei den Zigeunern Zuflucht zu finden, war also auf furchtbare Weise gescheitert und sie ahnte, dass man jetzt wieder am Suchen nach ihr war.
Darum verwarf sie ihren ersten Gedanken, sich weiter Richtung Berge zu begeben, sondern wollte lieber eine Abkürzung nehmen, um auf der ehemaligen Schnellstraße ein Fahrzeug anzuhalten, um schleunigst mitgenommen zu werden. Dabei hoffte sie, dass die Maden schon um diese Zeit wegen der Kartoffelernte Richtung Ran¬dersacker unterwegs waren. Etwa eine Viertelstunde wartete sie dann vergeblich am Straßenrand. Sie hatte wäh¬renddessen die kleine, handliche, außerirdische Waffe aus ihrer Bluse geholt und eingehend betrachtet.
War wirklich ein reichlich komisches Ding, diese Pistole. Der Lauf war etwa fingerdick und ca. sechs Zentimeter lang und ragte seitwärts aus dem Mittelteil der Waffe, welches das Aussehen einer gut fünf Zentimeter hohen und kreisrunden Dose hatte, heraus. Mittig hatte das Gebilde sowohl oben als auch unten jeweils einen acht Zentimeter langen und vier Zentimeter breiten Kolben. Die wiederum hatten eine verrückte Ähnlichkeit mit Tannenzapfen. He, und der eine von denen schien sogar weich zu sein! Margrit drückte gerade darauf und plötzlich erhob sich vom Mittelteil ein kleiner Deckel. Sie sah, dass Flüssigkeit von oben aus dem Zapfen in
die Dose sprudelte, ein grünliches Pülverchen dabei auflöste. Es blubberte kurz und ein köstlicher Suppengeruch waberte dabei Margrit entgegen.
Oh Gott, nein, dies war anscheinend gar keine Waffe! Du lieber Himmel, sie hatte wohl vorhin dem Soldaten nur den Nahrungsaufbereiter geraubt! Margrit konnte es nicht fassen, denn wozu gab es dann diesen Lauf? Und warum die Kolben? Doch je länger sie an dem Ding herum probierte, mal gegen dieses oder jenes Sensorenfeld tippte, immer wieder eine Suppe auskippte, je klarer wurde ihr leider, dass diese ´Waffe´ zwar eine ungeheuer praktische Einhandküche mit anscheinend sehr schmackhaften, diversen Pülverchen war, dass der eine Kolben nur die Flüssigkeit für die Suppen enthielt und der andere zur Erhitzung beziehungsweise Kühlung der sicher sehr gehaltvollen Suppen diente. Der Lauf entpuppte sich dabei als elastisches Röhrchen zum Einspritzen in den Mund. Verzweifelt steckte Margrit das Ding trotzdem wieder ein, als plötzlich Bremsen quietschten und ein Wagen ganz in der Nähe anhielt. Vorsichtig schlich sie von Baum zu Baum, um zu sehen, wer da gekommen war.
Mit klopfendem Herzen spähte sie dabei durchs Blattwerk und sah, wie ein großer, kräftiger Mann mit schwarzer, enger Lederjacke, weiten, bequemen Schlabberhosen und Halbstiefeln aus einem Wohnmobil kletterte, einen kleinen Werkzeugkoffer dabei missmutig in der Hand schwenkend. Je näher Margrit kam, desto deutlicher wurde das Stimmengemurmel, welches aus einem der geöffneten Fenster ins Freie drang.
Der Mann war inzwischen, um das beigefarbene Wohnmobil herum gelaufen, das er unter einer riesigen, uralten Tanne einer ehemaligen Raststätte geparkt hatte und es schien Margrit, als ob die Stimmen – es befanden sich wohl mehrere Frauen und einige Männer im Inneren des Wagens - immer lauter und erregter wurden. Man schien wohl schrecklich uneins miteinander zu sein. Noch näher schlich Margrit und hielt dabei den Atem an.
"Scheißwagen!" brüllte der Mann und Margrit vernahm sogar einen Tritt gegen das Blech. "Verfickte Scheiße!"
Margrits Herz hüpfte vor lauter Freude, denn sie hörte zum ersten Mal seit langer Zeit diese typischen, wohlvertrauten deutschen Worte!
Die Wohnmobiltür wurde so plötzlich aufgerissen, dass Margrit hinter ihrem Baum zusammenfuhr. „Hubert, bist du endlich fertig?" ertönte eine helle, besorgte Frauenstimme.
"Aaach, leckt mich!" kam es als Erwiderung.
"Hubi, bitte, beeil dich!" flehte eine andere kräftige Stimme. Margrit drückte einen Zweig herunter und konnte nun sowohl eine zierliche, als auch wohlbeleibte weibliche Gestalt zur Hälfte im Türrahmen des Wagens erkennen. Beide Damen blinzelten angstvoll zum Himmel und Richtung Wald.
„Waldtraud hat recht!“ beeilte sich nun auch die Zierliche. „Vielleicht haben sie uns schon entdeckt!"
Die Dicke nickte aufgeregt dazu und schnaufte. "Ja, seht nur dieses Raumschiff, wie es dort hinten immer wieder über den Wipfeln kreist!“
Nun liefen zu Margrits Überraschung auch noch zwei Männer und noch eine Frau im Inneren des Wohnmobils zusammen. Man, für so viele war der Wagen doch eigentlich viel zu klein! Die versuchten nun aus schmalen Augen über die Schultern der beiden hinweg ebenfalls nach oben zu blicken.
Hubert blinzelte jetzt auch zum Himmel, sein Werkzeug dabei in der Hand haltend, wie eine drohend erhobene Waffe. "Das ist ja ...“, stotterte er, „... die reinste Pisse! Scheint wirklich immer näher zu kommen, aber regt euch ab!“
„Nein, Hubi, du steigst jetzt ein, ja? Wenn sie keinen sehen, schießen sie vielleicht nicht“, schnaufte die Blonde heftig und ihr großer Busen hob und senkte sich dabei.
Margrit konnte leider nichts am Himmel erkennen, weil sie unter einer ziemlich belaubten Baumkrone stand.
„He, meine Scheiße", hörte Margrit plötzlich erleichtert, "jetzt fliegt es doch wieder weg!“ Hubert beugte sich daher recht zufrieden wieder über den Motor. "Tja, die sind halt nur geil auf das Haupttross!"
„Aber es gibt doch gar kein Haupttross mehr ... haben sich geteilt!" wandte die Dicke immer noch recht ängstlich ein.
"Das erfassen die von da oben doch nicht so schnell!"
„Verlass dich nicht allzu sehr darauf“, knurrte nun auch der kleine, bebrillte Kerl neben dem Bärtigen. „Wir sollten trotzdem so schnell wie möglich machen, dass wir von hier verschwinden, sonst ..."
"Verschwinden, verschwinden, verschwinden! " echote Hubert wütend und ruderte dabei wild mit den Armen, deren Hände jetzt je ein Werkzeug umklammerten. "Wohin denn ... meine Hosenschisser! IHR ward`s doch, die unbedingt wolltet, dass wir uns den Zigeunern anschließen. IHR meintet doch, dass wir dann Ruhe vor den Scheißhajeps hätten. IHR habt doch mit denen diesen Kackvertrag ausgehandelt, denen dieses bepisste Wohnmobil abgekauft ... uns was hat es uns gebracht, he?“ Seine Augen blitzten nun die ängstliche Schar richtig böse an.
„Sollen ich und Armin dir vielleicht helfen, Hubert?“ meldete sich nun der Schmalgesichtige ziemlich kleinlaut.
"Nein, kann ich auch alleine machen!" tönte es hinter der Motorhaube hervor.
Nach einem heftigen Wortwechsel ließ sich Hubert dann doch helfen. Es dauerte nicht lange und dann kamen zu Margrits Verwunderung auch noch die drei ängstlichen Damen einfach hinterher. Sie schauten mehr oder weniger sorgenvoll Richtung Wald zum Himmel, während die Männer eifrig darüber beratschlagten, wie man am schnellsten diese alte Zigeunerkiste wieder in Gang bekommen konnte.
Margrit meinte, dass dies ein günstiger Moment wäre, sich der Gruppe anzuschließen und trat darum beherzt aus ihrem Versteck hervor. Die drei Frauen beäugten Margrit, kaum, dass sie den Mund geöffnet hatte, ausgesprochen missmutig und ärgerlich. Waldtrauds Blick blieb dabei ganz besonders an Margrits bunter Zigeunertracht haften.
"Nein!" beantwortete sie Margrits Bitte. "Wir nehmen keine Zigeuner in unser Wohnmobil! Es ist bereits für drei Paare zu eng!“ Die anderen Damen nickten dabei bestätigend und ziemlich aufgeregt der Dicken zu.
„He, da können Sie so gut Deutsch sprechen wie Sie nur wollen!“ mischte sich nun auch die zierliche Person ein.
„Sehr richtig“, meldete sich ebenfalls die große Hagere, welche ihre schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. „Schließlich habt ihr uns ja all den Ärger gebracht!“
„Genau, wir sind durch euch buchstäblich vom Regen in die Traufe gekommen! " bestätigte die Dicke und dann lachten alle drei ärgerlich auf.
"He, können wir denn dafür, dass dein Volk ausgerechnet dich bei der Flucht vergessen hatte?" grollte die mit dem Pferdeschwanz wieder aufgebracht. „Jeder sei sich jetzt selbst der Nächste, habt ihr selbst gesagt!“
Margrit dachte nach: Gewiss war es sehr klug von den Zigeunern gewesen, sich im Wald zu zerstreuen. So bestand die Chance, dass wenigstens ein oder zwei Wohnwagen bei dem Schlachtgetümmel entkommen konnten.
"Also?" bemerkte nun auch der große, graublonde, etwa fünfzigjähriger Mann mit dem Stirnband und seine Augen funkelten Margrit hämisch an.
"Was ... also?" wiederholte Margrit unsicher und wandte sich nach ihm um.
"Armin meint, du fährst nicht mit!" erwiderte die Dicke für ihn hochnäsig. "Also, nur zu, lauf ... lauf alleine durch diesen Wald oder sonst wo hin!" Sie lachte nun so meckernd wie eine Ziege.
Margrit wusste, dass es wenig Zweck haben würde, diesen Menschen zu erklären, dass sie keine Zigeunerin war. Es gab viele aus diesem Volk, die seit ihrer Kindheit in Deutschland lebten und daher sehr gut deutsch sprechen konnten. Was sollte sie da entgegnen?
"Nun macht mal halblang!" brüllte sie nach kurzem Nachdenken wütend. "Ihr werdet mich mitnehmen oder soll ich etwa das nette Wohnmobil alleine fahren, nachdem ich von dieser Waffe hier ...“, sie holte dabei die außerirdische Einhandküche, welchen sie die ganze Zeit hinter ihrem Rücken versteckt gehalten hatte, mit gewichtiger Miene hervor und hielt ihnen den elastischen Schnorchel wie einen Lauf entgegen, „... Gebrauch gemacht und euch eure dämlichen Gehirne aus euren sechs Dickschädeln gepustet habe?"
Alles stand nun mit offenen Mündern da und betrachtete mit angehaltenem Atem das unheimliche Ding, welches Margrit auf sie gerichtet behielt. Selbst die drei Männer, Hubert, Armin und Wilhelm, die gerade ihre Reparatur beendet hatten, hatten noch nie so etwas Entsetzliches wie dieses stachelige Waffe gesehen.
Kurz darauf saß Margrit dann auch auf der hinteren Bank des kleinen Wohnmobils und der Wagen ruckelte wie ein Lämmerschwanz hin und her über die riesigen Schlaglöcher der alten Schnellstraße.

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Gulmur hockte indes gemütlich in einer Höhle. Seine gesprenkelten Augen blinzelten in die kleinen Flämmchen, die langsam ausgehen wollten. Er schob noch ein Stück Holz in die Glut, rülpste zufrieden und beleckte sich dabei nochmals die breite Schnauze. Bei Ubeka und Antsor, das war wirklich sehr lecker gewesen. Lediglich die knusprig gebratenen Hinterbeine und der lange Schwanz baumelten vom Spieß bis zu den Holzscheiten hinab, wo sie so ein bisschen ankohlten.
Das nackte Tierchen, welches Gulmur vorhin mit Hilfe einer kleinen List überrumpelt und sodann erlegt hatte, war derart fett gewesen, dass Gulmur diese drei gewiss auch sehr köstlichen Teile einfach nicht mehr hatte schaffen können. Aber immerhin zeugten die Rippen, welche ziemlich kahl am Holzspieß hingen, und der gründlich benagte Kopf davon, dass er doch recht viel davon verspeist hatte. Behaglich strich er mit der haarigen Pranke über seinen gefüllten Bauch und dann ließ er sich mit einem leisen Seufzer einfach rückwärtig gegen die kühle Felswand plumpsen. Xorr, es war zwar eine furchtbare Nacht und ein schlimmer Morgen gewesen, aber letztendlich hatte ihn Faisan, das Glück, doch noch auf seinem schwierigen Wege bis hierher begleitet.
Er ging all das, was er vorhin erlebt hatte, noch einmal still für sich durch, sah dabei auch das Bild vor sich, wie er zunächst oben im Baum gehockt hatte, einen großen, schweren Ast in den Pranken haltend, die plötzlich umher sausenden Lais dabei scharf beobachtend. Es war sehr günstig für ihn gewesen, dass er nicht nur eine moosgrüne Haut besaß und dadurch zwischen Blättern und Tannennadeln schwer auszumachen war, auch dass ihn die Hajeps für längst im Fluss ertrunken hielten und dass sich die Zigeuner so plötzlich mit denen zerstritten hatten. Das hatte die Hajeps unachtsam werden lassen und Gulmur die Chance gegeben, den Ast einem Piloten, der gerade mit seinem Lai völlig allein am Baum vorbeigesegelt kam, über den Schädel zu ziehen. Fast gleichzeitig war Gulmur in den Lai gesprungen, hatte diesmal dabei den Niniti nicht außer acht gelassen, dem Piloten den Waffengürtel und ordentlich viel Munition abgenommen und ihn dann kurzer Hand einfach über Bord geworfen.
So, und nun besaß er jede Menge Waffen und anderes technisches Zeug - was er noch erforschen wollte - und ein schönes Lai, dass er neben sich in der geräumigen Höhle dieses Bergmassivs geparkt hatte, mit welchem er überall hin konnte, wann immer er nur wollte. Er beugte sich vor und zupfte sich eine Kralle aus jenen feinen Knöchlein, die einstmals ein niedliches Vorderpfötchen gewesen waren, um sich damit ein Fleischrestchen, welches sich zwischen seine mächtigen Schneidezähne festgesetzt hatte, zu pulen. Na ja, an einigen Stellen war das ´Wein´ schon ein wenig zäh gewesen. Konnte es sein, dass er es ein bisschen zu kurz oder gar zu lange gebraten hatte? Er hatte von solchen Dingen keinerlei Ahnung. Oder war das Tierchen schon ziemlich alt gewesen? Wie dem auch sei, er war rundum zufrieden.
Bei Nireneska und Japongati hatte er sich auch schon über das Kontaktgerät gemeldet und ihnen gesagt, wenn sie nicht dem Oten Meldung erstatteten, dass Gulmur inzwischen einen Teil von Danox besäße, würde er diesen den Jisken schenken. Schon kurz danach bekam er Nachricht, dass seine Familie noch lebte und die Vollstreckung der Todesurteile erst dann stattfinden würden, wenn es Agol besser ginge. Gulmur kannte sich mit solchen Verletzungen aus, die Oworlotep erlitten hatte. Es mochte wohl noch ein Weilchen dauern, bis der göttliche Oten einigermaßen gesund sein würde, und bis dahin hatte Gulmur womöglich alle Teile von Danox aufgetrieben. Aber vielleicht verband Gulmur sich ja auch mit den Jisken und befreite mit deren Unterstützung seine Familie mit Gewalt? Er kannte in Zarakuma sozusagen jeden Winkel, schließlich hatten er und seine Kameraden nicht nur bei der Erbauung Doska Jigons, des bunten Zauns, mithelfen müssen, auch Lakeme, der große Palast und Regierungssitz ´Scolos´ wäre ohne die Arbeit von Trowes gar nicht zu denken gewesen. Gulmur traute es sich sogar zu, auch im Alleingang mit Hilfe dieses Lais seine Familie aus Zarakuma herausholen zu können Jedoch wollte das alles erst einmal vernünftig geplant sein. Darum war Zeit für Gulmur im Augenblick das allerwich¬tigste!

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Munk klapperte mit den zahnlosen Kiefern. Ach, war ihm kalt! Schon wieder hatte er am ganzen Körper eine Gänsehaut. Warum war er auch die ganze Zeit diesem komischen Tier gefolgt? Er hatte sich irgendwie zu diesem Fuchs hingezogen gefühlt, wohl, weil der auch kaum noch Fell an seinem Körper gehabt hatte, zudem wegen der Annahme, der würde wegen seiner entsetzlichen Nacktheit bald eine nette kleine Höhle für sie beide aufgetrieben haben. Aber das war gar nicht so gewesen, der räudige Fuchs war nur immer weiter und weiter ziellos die ganze Nacht bis zu diesen Bergen gelaufen. Schließlich hatten sie beide genau vor dieser Höhle eine leckere, frisch erschlagene Maus gefunden und der Fuchs hatte gar nicht geteilt, sich ganz alleine darauf gestürzt und war damit blitzartig tief im Inneren der Höhle verschwunden.
Munk war darüber dermaßen enttäuscht gewesen, hatte sich so darüber geärgert, dass er erst einmal an Ort und Stelle in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen war. Ach, er hatte immer nur Pech! Traurig hob er nun die kleine Nase, sog dabei den herrlichen Duft von gebratendem Fleisch ein und schluckte. Aus der Höhle kringelte sich ihm schon seit einem ganzen Weilchen Rauch entgegen. Jetzt fiel ihm ein, was wohl gerade passierte – schließlich war er hochintelligent! – nämlich, dass der Fuchs von diesem Zweibeiner, der das Feuer gemacht hatte, abgefüttert wurde. Na, so waren Zweibeiner doch immer! Nuuur ihr Tier, da brauchte man erst gar nicht anfangen zu betteln. Ach, er kannte das ja! Es waren schlimme Zeiten und es hatte wirklich keinen Zweck, weiter in die Höhle hinein zu laufen. Noch verdrießlicher als zuvor machte der Kater deshalb kehrt und lief ein Stückchen der Sonne entgegen, damit ihm wärmer wurde und dann den Abhang hinab. Wie gut, dass er so ein schlauer Kopf war und daher immer scharf aufpasste, denn so konnte er sich manche Enttäuschung ersparen. Er leckte sich dabei gedankenversunken über die nackten Vorderpfoten.
„Haben wir dich endlich!“ kreischte jemand plötzlich freudevoll über ihm und dann fühlte er, dass er beim Genick gepackt und hochgehoben wurde. Ein ziemlich starker Rasierwasserduft stieg ihm dabei unangenehm in die Nase. “Gesine, hol` doch mal ein Deckchen für unseren Munk aus dem Wagen. Der Kater zittert ja richtig!“ hörte er die höchst vertraute Männerstimme und Munks nackerte Ohren zuckten deshalb freudevoll.
„Also George, was willst du jetzt auch noch mit dieser kranken Katze?“ seufzte Gesine, rannte aber zum Jambuto und kam ziemlich außer Atem wieder. „Du wirst dich anstecken“, schnaufte das Mädchen, während sie den laut schnurrenden Munk schließlich gemeinschaftlich in die Decke wickelten. “He, du bist wirklich vollkommen verrückt, das kann ich dir nur sagen!“
„Ach, Gesinchen, nun tu mal nicht so, als hättest du – he, Munk hat mich eben geküsst! - ein Herz aus Stein!“
„Wie ungerecht und ich bekomme von diesem Viech keinen Kuss!“
„Ich denke, du hast Angst, dass er dich anstecken könnte?“ Munk schmiegte sich nun so eng an George wie eine Mistel an einen Baum und schnurrte dabei wie ein ganzes Sägewerk. Hm ... hmmmm, ach, er war ja so glücklich. Bestimmt bekam er gleich Fresschen. Er beleckte sich bei diem Gedanken schon mal die schwarz weiß gescheckte Schnauze,
„Du hast recht, igitt!“ Gesine schüttelte sich und lief mit den Händen in den Hosentaschen neben George her, der mit Munk in den Armen nur sehr mühselig hinab hinkte.
„He, bekommst ja von MIR ein kleines Küsschen!“ George beugte sich, kaum unten angekommen, ein wenig vor und gab Gesine einen Kuss auf die leicht gerötete Wange. „Danke, dass du mir Verrücktem die ganze Zeit so tapfer zur Seite gestanden hast, Gesine!“ und dann humpelte er die schmale Landstraße entlang weiter auf den Jambuto zu.
„War manchmal aber auch wirklich an der Grenze meiner Nervenbelastung, George!“ Sie schlenderte ihm hinterher.
„Du meinst die Sache mit den Leichen?“ fragte er und versuchte dabei Munk von seiner Schulter zu holen, auf die der inzwischen geklettert war.
„Jiskenleichen, George, das ist noch ganz etwas anderes als Leichen von Menschen! Lila Haut, gelbe Augen und so weiter!“
„Munk hat grüngelbe ... ach, fandest du sie denn gar so erschrecklich? Die meisten Leichen hatten doch die Hajeps bereits in angenehme Humushäufchen verwandelt! He, guck mal, Munks Schwanz, der pellt sich ja richtig! “ George pustete einen feinen Hautlappen von seiner Schulter.
„Angenehme Häufchen!“ äffte Gesine ihn nach. „Du gebrauchst vielleicht komische Worte für schlimme Dinge, George! Man, wir haben vorhin freiwillig einen Platz im Wald aufgesucht, wo vor kurzem noch ein fürchterliches Scharmützel stattgefunden hatte. Das hätte auch ins Auge gehen können! Was heißen soll, die hätten uns auch dabei schnappen können und dann wäre es ...“
„Meine liebe Gesine - puh, endlich hab` ich den Kater wieder hinunter - es ist aber nun mal gut gegangen!“
„So etwas kann nicht immer gut gehen, George! Wenn ich dabei auch noch an unsere halsbrecherische Fahrt über diese unfertige Brücke denke, nur um diesem einen ´Lai´ hinterher zu jagen, von dem du sogar immer noch behauptest, dass der hier in der Nähe gelandet sein soll ...“, Gesine schaute dabei mit skeptischem Blick wieder zu den Bergen hinauf, „... könnte ich mich jetzt noch darüber aufregen!“
„Gesine, - he, der Kater klettert ja schon wieder an mir hoch! Man ist der plötzlich gelenkig geworden! - ich kann nicht dafür, dass die Würzburger die Brücke nicht zu Ende reparieren konnten, weil die Hajeps ihre Stadt überfallen hatten!“
„Trotzdem, welch ein Leichtsinn!“ Sie nahm ihm jetzt einfach die Decke ab, weil Munk wohl partout nicht in dieser eingewickelt bleiben wollte. „Und das alles nur, weil du so verrückt bist zu denken, dass deine geniale Margrit diesen Gleiter den Hajeps einfach geraubt und damit sogar bis hierher entkommen sein soll. Und dann im nächsten Wald schon wieder solch ein schreckliches Gefecht. Zum Glück kam der Lai sonst hättest du da wohl auch noch hingewollt.“
„Der Gleiter konnte dem Schlachtgetümmel eben entkommen. Auch du hast ihn doch vorhin hier in der Nähe landen sehen!“ George blickte dabei genau wie Gesine wieder prüfend zu den Bergen hinauf. “Schade, dass ich mit diesem Fuß nicht mehr klettern kann!“ seufzte er.
„Das ist nicht Schade, das ist sogar sehr gut!“ murrte Gesine. „ Denn wer weiß, wer wirklich in diesem Lai gesessen hat. Und wenn du den überraschen würdest, wäre der vielleicht gar nicht mal so super nett zu dir!“
„Du meinst, ich würde dann vielleicht mein blaues Wunder erleben?“ feixte George.
„Oder womöglich auch ein lilanes? Weiß`man`s?“
George nickte und kicherte. „Ouuuh !“ krächzte er jetzt verdutzt. „Du machst einen richtig nervös! Beinahe wäre ich gestürzt!“
„Kein Wunder, wenn du hier mit dieser nackten Raubkatze herumrangelst.“ Und schon hatte sie ihm auch noch den verdutzten Munk entrissen.
„Steig erst mal ein George ... he, jetzt hat der mich auch geküsst!“ Sie grinste und wischte sich gleichzeitig mit dem Ärmel über die Wange. „Man, was tue ich denn heute alles für dich? Oh, ich glaub` ich bin wohl auch so ein bisschen verrückt ! He George, guck nicht so! Sollst ja diesen Racker gleich wieder haben!“
„Und welchen Unsinn machen wir als nächstes?“ Gesine zwinkerte George wenig später recht nervös zu, während sie den Jambuto startete. “Halt mir übrigens diesen Schnurrer vom Leib, wenn ich fahre, denn der hat es plötzlich auf mich abgesehen!“
„Werd` mir Mühe geben! Hm, hmmm ... da wir Margrit leider noch immer nicht gefunden haben“, George hielt Munk jetzt wirklich eisern fest und kraulte ihn mit der anderen Hand dabei nachdenklich zwischen den nackten Ohren, „schlage ich vor, wir fahren erst einmal nach Hause!“
„Na endlich, puh!“ Gesine ließ sich erleichtert nach vorne fallen.
„Sag mal, leide ich plötzlich unter einer Sinnestäuschung oder kommt uns tatsächlich da hinten ein Jambuto entgegen?“ George wies jetzt mit dem Kinn - denn er brauchte inzwischen beide Hände um Munk fest zu halten - in jene Richtung, wo die Landstraße hinunter führte.
„Nicht nur von dort nähert sich ein Auto, George!“ ächzte Gesine überrascht. „Hinter uns kommt gerade ein bunt bemalter Wohnwagen von rechts in die Kurve!“
Quatschen, quatschen, quatschen ... und dann noch diese Unruhe! Zweibeiner taten eigentlich nie etwas wirklich Vernünftiges! Munk krauste nun doch recht verdrießlich die nackte Stirn. He, wo blieb endlich das Fresschen?
 

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Korrekturvorschläge:

Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 9
Veröffentlicht von Doska am 03. 06. 2006 14:32
Kapitel 9

Inzwischen hatten die Hajeps zwar ihr Flugschiff einigermaßen reparieren und somit auch wieder in ihre Gewalt bringen können, jedoch den anderen Militärflieger, der sich nicht allzu weit entfernt hatte, zu Hilfe gerufen. Da die meisten Bordinstrumente ´Nelipars´ nicht mehr funktionstüchtig zu sein schienen, war eine Landung erst einmal dringend notwendig geworden.
Mehrere Lais hatten das Flugschiff sofort verlassen, um nach einem geeigneten Platz für ´Nelipar´ Ausschau zu halten, und so kam es, dass einer der Piloten eines solchen Lais im Morgengrauen das fliegende Netz mit großer Verwunderung durch seinen Jawubani (Feldstecher) entdeckte. Über Sprechfunk schilderte er seinen Kameraden, die gerade über den Wald jenseits des anderen Ufers flogen, sehr genau, wie das komische Ding aussah, welches das Netz über den Fluss trug. Nireneska, der in dem anderen Militärflieger saß, wurde aufgeregt und spornte plötzlich seine Leute zu höchster Eile an und alle Lais hüllten sich in Tarnnebel.
Währenddessen verfolgte der Pilot weiterhin das fliegende Netz. Es reizte ihn, nachdem er gehört hatte, dass sowohl auf die Lumanti als auch auf Danox eine hohe Prämie ausgesetzt worden war, beides im Alleingang zu bekommen. Da die Lumanti im Gegensatz zum Trowe unbewaffnet war, stellte die schon mal keine Gefahr für ihn dar. Er wusste, dass es wichtig war, sowohl Danox als auch die Lumanti unversehrt zu bekommen. Der Trowe hingegen schien keine besondere Bedeutung zu haben, störte aber bei dieser ganzen Sache sehr.
Da der Hajep unsichtbar für die beiden Flüchtlinge war und er den Antrieb ausgeschaltet hatte, damit das Lai keine Fluggeräusche verursachte, konnte er dicht an den Trowe heransegeln, um ihn mit dem ersten Schuss gezielt in den Kopf zu treffen, damit dieser die kostbare Lumanti nicht als Schutzschild benutzen konnte.
Die eine Hand hielt die Waffe, die andere Hand hielt er ausgestreckt, um die Lumanti mit großem Schwung aus dem Netz zu reißen, zumal die Maschen ohnehin ziemlich aufgeribbelt zu sein schienen. Dann hatte er diese Beute bereits für sich und die anderen konnten sich um Danox und den Trowe kümmern.
Doch in dem Moment, als er sich entschloss(Komma) zu feuern, gab Danox einen feinen Feuerstrahl von sich und sein Tarnnebel war verschwunden. Diesen Moment der Überraschung nutzte der Trowe und sprang mit einem lauten Wutschrei zu ihm in den Lai.
Margrit war wie erstarrt, musste das alles erst einmal verarbeiten. Danox Robotgehirn hatte wohl irgendwelche Anzeichen bemerken können, dass sich ihnen etwas Getarntes genähert hatte.
Damit hatte der Pilot nun überhaupt nicht gerechnet. Es entwickelte sich ein wütender Kampf auf Leben und Tod in dem engen Lai. Der kleine Gleiter trudelte dadurch ziemlich ziellos am Himmel dahin, bis er plötzlich mitsamt seiner kämpfenden Fracht pfeilschnell ins Wasser krachte.
Margrit war tief erschüttert. Die Kämpfenden schienen wohl bei dieser Enge gegen den Niniti gekommen zu sein und hatten dadurch den verhängnisvollen Befehl ausgelöst. Doch hatte Margrit keine Zeit, sich länger damit aufzuhalten, denn schon sah sie Danox abermals mehrere kleine Feuerstrahlen in alle Richtungen von sich geben und dann erkannte sie etwa zwölf weitere Lais, die wohl vom Walde her gekommen waren und sich nun in einem großen Kreis um sie herum versammelten. Da die Hajeps ihre Enttarnung bemerken konnten, feuerten sie sofort einen gewaltigen Schwarm dieser grässlichen Puktis auf Danox und Margrit ab.
Margrit nahm an, dass diese winzig kleinen Robotviecher darauf programmiert waren, die angesteuerte Beute mit einem besonderen Gift irgendwie kampfunfähig zu machen. Konnte es ein Betäubungsmittel sein? Oder war es gar tödlich? Sie sah die feinen Stachelchen an den winzig kleinen Metallkörpern. Als sie näher schwirrten, rollte Margrit sich hilflos in ihrem Netz zusammen und schrie dabei wie am Spieß.
Und dann geschah wieder etwas völlig Unglaubliches. Danox setzte einfach seinen zweiten elastischen Fühler ein, den er bisher geschont hatte, verankerte ihn blitzartig am unteren Teil des Netzes und fing an, auch diesen mit einer solch rasenden Geschwindigkeit wie einen Propeller zu drehen, dass die Puktis immer, wenn sie zu Margrit hinein wollten, nicht nur ziemlich heftig zurück geschleudert wurden, sondern sich auch nach mehreren Schlägen gegen die empfindlichen Sensoren völlig verwirrt auf ihre Besitzer stürzten und diese stattdessen zu stechen begannen.
Ein lautes, überraschtes und schmerzerfülltes Geschrei tönte alsbald von allen Seiten. Das Serum tat sofort seine Wirkung. Viele der Angreifer stürzten erschlafft aus ihren Lais in die Tiefe oder segelten mit ihren Gleitern einfach irgendwo hin, teilweise sogar kopfüber in die Fluten.
Leider war wohl auch Danox getroffen worden, denn einige der Piloten hatten vor Wut alles vergessen und mit ihren Bordwaffen nach ihm gefeuert. Danox taumelte über den Fluss dahin, verlor dabei immer mehr an Höhe. Eine orangefarbene Flüssigkeit tropfte aus jenen weichen Stellen, die er seitwärts an seinem Körper hatte. Margrit hörte den hohen Alarmton dabei klagend in ihren Ohren.
„Wefion xabir!“(Komma) wisperte sie schließlich zu ihm hinauf und wischte sich dabei eine Träne aus dem Augenwinkel. Dann schaute sie beklommen hinab. Es war noch ziemlich dunkel. Ein typischer Herbsttag, sehr feucht und regenschwer, dennoch erkannte sie, dass Danox gerade das Ufer überflog und nun den Deich, und hinter diesem konnte sie bereits die bunten Baumkronen des dichten Waldes erkennen.
Und dann ratterte es plötzlich dicht über ihr sehr unregelmäßig, ein Zeichen dafür, dass Danox Kraft bald erschöpft war. Noch befanden sie sich in ziemlicher Höhe. Konnte sie vielleicht trotzdem durch dieses Loch im Netz in die Tiefe, in die Wipfel der Bäume springen, um Danox ein wenig zu entlasten? Oder wurde sie von den Ästen dort unten, wenn sie ungünstig fiel, einfach wie ein Braten aufgespießt?
Ehe sie gründlicher darüber nachdenken konnte, entdeckte sie in der Ferne ein weiteres Flugschiff, das gerade über dem Wald jenseits des anderen Ufers schwebte, sich Richtung Fluss bewegte. Sie schluckte den Schreckenschrei hinunter und weiter ging es mit Danox abwärts. Dabei lehnte sie sich etwas hinaus, um den Abstand zur Erde besser abzumessen, als das ohnehin lädierte Netz plötzlich nachgab, sich an jener Stelle fast vollständig aufribbelte, die bereits beschädigt gewesen war.
Haltsuchend griff sie ins Leere und während sie hinabsauste, hörte sie die Luft um ihre Ohren herum knattern und brausen. Äste und Zweige peitschten schließlich ihr Gesicht, Gehölze[red] knackte[/red] (knackten). Manch ein morscher Ast zersplitterte knirschend. Blätter raschelten wild! Plötzlich hielt sie sich irgendwo fest, es gab einen heftigen Ruck in den Armen und dann knallte sie mit ihrem Hinterteil auf einen mächtigen Ast, der offenbar einer uralten, sehr hohen Linde gehörte. Das erkannte sie allerdings erst, nachdem sie diese unfreiwillige halbe Luftrolle gemacht hatte. Für einen kurzen Augenblick verharrte sie dort wie betäubt[blue] , war sie nicht fähig[/blue] (und war nicht fähig), auch nur irgendetwas zu denken. Dann aber überkam sie große Erleichterung, dass sie diesen furchtbaren Sturz wirklich überlebt hatte.
Der nächste Gedanke galt Danox. Wo war das kleine Ding? War es zu Boden gestürzt oder hatte es sich irgendwo in den Zweigen verhakt? Sie reckte den Hals, ließ ihre Blicke nach allen Seiten schweifen und dann meinte sie, ein ziemlich unregelmäßiges Knattern in der Ferne zu hören, das sich mit dem stetig lauter werdenden Brummen des außerirdischen Militärfliegers mehr und mehr vermischte.
„D..Danox?“(Komma) keuchte sie entsetzt. Der [red] Tapfere [/red] kleine Kerl! Zwar konnte sie von hier aus kaum etwas sehen, aber sie ahnte, was gerade passierte. Danox war trotz größter Erschöpfung wohl mit dem leeren Netz wieder Richtung Fluss geflogen. Dieser Gedanke war zwar verrückt, aber konnte es sein, dass er nun so tat, als habe er die Lumanti im Wasser verloren?

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Man sollte manchmal selbst die verrücktesten Gedanken nicht ausklammern. Danox segelte nämlich, wenn auch taumelnd und vor sich hintrudelnd, tatsächlich gerade über dem Fluss dahin. Nireneska sah von seinem gemütlichen Platz aus natürlich sofort, dass das Netz leer war, aber er und seine Männer hatten ja noch eine Chance auf eine Belohnung, wenn sie Danox fangen würden und die wollte er sich natürlich nicht entgehen lassen.
Mit letzter Kraft floh Danox, der Nireneska hinter dem Fenster geortet hatte, vor dem Trestine zum Ufer, doch dann, kaum hatte er die ersten Bäume des Waldes wieder erreicht, stürzte der kleine Roboter leider ab. Er sauste dabei aus solch einer großen Höhe hinunter, dass er unten trotz des weichen Waldbodens mit einer gewaltigen Explosion in drei Teile zersprang, wobei die Zerteilung des sonderbaren Robotwesens nicht nur erstaunlich langsam geschah, sondern auch von vielen ohrenbetäubenden, knackenden und berstenden Geräuschen begleitet wurde. Die Erde zitterte dabei wie bei einem Erdbeben und grelle Blitze zischelten über den grauen Himmel. Das Flugschiff hoch oben am Himmel schaukelte gefährlich und selbst die Abgebrühtesten unter den Hajeps riefen die Namen der Göttin Ubeka und deren Gatten Antsor gleich mehrmals aus, denn viele von ihnen kannten die sonderbaren Gerüchte, welche um Danox kreisten.
Ein etwa vierzehnjähriges Mädchen, das gerade beim Pilzsammeln für ihre Familie war, hatte das alles gerade mit großer Überraschung miterlebt.
Nicht nur Nireneska und seine Männer hatten dabei einen leichten Schock erlitten, auch Gulmur, der wegen seines wuchtigen, sehr robusten Körpers den lebensgefährlichen Sturz in die Fluten des Flusses besser verkraftet hatte als der Hajep, den Gulmur allerdings trotzdem sicherheitshalber erwürgt hatte, bevor der noch in die Tiefe hinab sinken konnte. Gulmur schlich nun mit nasser Kleidung und tropfender Nase durch den Wald.
Was war das denn für ein unheimliches Ding?
Die Hajeps hatten sich so erschreckt, dass es ein Weilchen dauerte, bis endlich wieder Leben unter die Mannschaft und die Soldaten kam. Schließlich segelte Nireneskas Militärflieger dann doch suchend über den Wald dahin. Vielleicht konnte man ja den niedergestürzten Roboter noch irgendwo finden und trotzdem nach Zarakuma bringen?
Auch Diguindi und jene Hajeps, die sich noch im Walde befanden, um darauf zu warten, dass Nelipar, ihr Militärflieger, welcher auf einer kleinen Lichtung notgelandet war, repariert würde, waren durch den gewaltigen Knall und die zuckenden Blitze auf das Geschehen aufmerksam geworden.
Nur das junge Mädchen mit dem Korb am Arm hatte sich anscheinend nicht genügend erschrocken, denn es blickte, hinter einem Baum versteckt, nun ziemlich neugierig auf die komischen Teile, die etwa fünf Meter von ihr entfernt im Laub lagen.
Gerade in dem Moment segelte Nireneskas Trestine über der Lichtung dahin, wo Danox abgestürzt war.
Viel zu schnell, wie Nireneska fand. Er tobte deshalb wütend im Flugschiff herum, brüllte die Crew an und schon machte das Schiff kehrt.
Indes hatte das Mädchen sein Versteck verlassen. Es besaß die neugierige Natur seines Großvaters, bei dem es aufgewachsen war, bückte sich, berührte erst vorsichtig eines der sonderbaren Stücke mit einem kleinen Stock und als nichts passierte, warf sie die Teile einfach zu den Pilzen in den Korb. Noch ehe Nireneskas Flugzeug seine Wendung gemacht hatte, war sie wieder im Dickicht des Waldes verschwunden.
Nicht ein Teil von Danox war mehr auf den Bildschirmen zu sehen. Doch Nireneska tobte diesmal nicht allzu lange(Komma) sondern wies die Mannschaft an, irgendwo nach einer größeren freien Fläche Ausschau zu halten. Dort wollte er landen, um dann zu Fuß oder in kleinen Lais weiter nach Danox zu suchen, über den er einiges Interessante gehört hatte. Er war sich sicher, dass man selbst mit Teilen von ihm eine große Macht in den Händen hielt. Leider war es [red] bin [/red] heute niemandem gelungen, diese sonderbare Macht zu erwecken.
Das Mädchen indes flitzte behände wie ein Eichhörnchen immer weiter durch den Wald. Jeder Baum, jeder Strauch war ihr bekannt, schnell hatte sie jenen schmalen Waldweg eingeschlagen, der zum Lager und somit auch zum Großvater führte. Da entdeckte sie ziemlich dicht in der Nähe ihres Lagers plötzlich ein Trestin, nämlich die ´Nelipar´, welche dort notgelandet war und die außerirdischen, unbehelmten Soldaten mit den roten Augen versetzten sie in Panik. Sofort wollte sie eine Abkürzung durchs Dickicht nehmen und traf dabei auf den grüngesichtigen Gulmur, der hinter einem Busch kauerte, weil der die Hajeps ebenfalls beobachtet hatte.
Beide starrten sich erschrocken an und das Mädchen erfasste, nachdem es die riesigen, gelben Zähne zwischen den Lippen der ´Untiers´ hatte herausragen sehen, solch ein Grausen, dass es den zierlichen Mund öffnete(Komma) um einen gellenden Schrei auszustoßen. Doch dazu kam es nicht mehr, denn Gulmur sprang das Mädchen an, tötete es mit einem einzigen Biss, weil er keine Waffe mehr besaß. Fast lautlos fiel es in sich zusammen, der Korb rutschte ihr dabei vom Arm und die drei Teile von Danox trudelten gemeinschaftlich mit den Pilzen ins Freie. Gulmur konnte nur mit größter Mühe ein verblüfftes Schnaufen durch seine drei Nasenlöcher unterdrücken. Sofort ergriff er [blue] sich [/blue] (überflüssig) mit seiner gewaltigen Pranke das erste der drei Teile, wollte sich dann auch noch das zweiten holen, das etwas weiter entfernt lag, doch dieses krabbelte ihm plötzlich zu seiner großen Überraschung mit nur zweien der haarigen Robotbeinchen einfach davon. Auch das dritte ließ sich nicht erhaschen, verschwand schließlich irgendwo im Dickicht des Waldes. Doch Gulmur war, nachdem er die Leiche des Mädchens einfach in irgend ein Gebüsch geworfen und Laub darüber geschaufelt hatte, doch recht zufrieden, wenigstens einen Teil des kostbaren Gutes erhalten zu haben. Außerdem hatte er vorhin, als er zusammen mit dem Piloten des Lais in den Fluss gestürzt war, diesem - in der Annahme, es wäre eine neuartige Waffe- das Kontaktgerät aus der Hand gerissen, welches anscheinend noch immer funktionstüchtig war. Damit konnte er mit den Hajeps Verbindung aufnehmen, in der Hoffnung, mit dem Teil von Danox seine Familie freipressen zu können. Auf alle Fälle würde er, sofern seine Eltern, sein Bruder, die Freunde noch lebten, deren Hinrichtung damit verhindern können. Daran glaubte er ganz fest und so begab er sich Richtung der Berge, deren Kuppen man von hier aus bereits sehen konnte. Er wusste, dass er dort erst einmal vor den Hajeps in Sicherheit war.
Gedankenversunken leckte er sich das Blut des Mädchens vom Maul und fand zu seiner Überraschung, dass selbst rohes Blut gar nicht mal so schlecht schmeckte. Die kleinen, gelben Augen glitzerten dabei, denn sein Raubtierinstinkt wurde dadurch [red] entgültig [/red] geweckt. Hajeps hatten Trowes unter Androhung grausamster Strafen stets dazu angehalten(Komma) kein Fleisch zu ´fressen´, aber er - Gulmur - war frei! Xorr, ihm konnten sie nichts mehr befehlen! Er hatte Hunger! Bei Ubeka, und ihn dürstete danach, endlich saftiges Fleisch zu zerreißen!

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Nachdem Margrit den gewaltigen Lärm gehört und die Blitze am Himmel gesehen hatte, ahnte sie, dass irgendetwas mit Danox passiert sein musste, doch was es genau sein konnte, war ihr natürlich nicht klar. Ziemlich sorgenvoll kletterte sie erst einmal vom Baum herunter. Ach, noch eines bereitete ihr großen Kummer. Sie schälte sich nämlich inzwischen wie eine Schlange. Da sie Nireneskas Trestine über dem Wald hatte kreisen sehen, beschloss sie, sich noch tiefer in diesen hinein und von dort aus in die nahe liegenden Berge zu begeben, damit sie dann später in einer Höhle schlafen konnte.
Je länger sie durch den Wald lief, desto weniger Haare hatte sie auf dem Kopf. Verdammt, was war nur immerzu mit ihr los? Welche Krankheit konnte sie wohl erwischt haben? Seltsamerweise fühlte sie sich dabei gar nicht mal so schlecht! Obwohl sie heute unglaublich viel durchgemacht hatte, schien vor allem ihr Gehirn wunderbar durchblutet zu sein und ihre Muskeln waren weich und geschmeidig. Sie tastete nun ihre Kopfhaut genauer ab, einige Strähnchen hingen da ja noch, aber die wirkten auch schon ganz schön locker! He, und oben an der Stirn konnte sie nur noch einen hauchfeinen [red] Fransenponni [/red] (Fransenpony) ertasten!
Ob sie wohl auch alle Achselhaare verloren hatte? Mit klopfendem Herzen schaute sie schließlich nach. Oh nein, es stimmte! Sie hob deshalb auch gleich das Hemd unten etwas an und schaute an sich hinunter. Puh, auch an dieser Stelle war sie mit einem Male völlig kahl! Wie peinlich! Sie ließ das Hemd sofort wieder darüber fallen und lief einfach weiter. Nachdenklich zupfte sie nach einem Weilchen wieder ein Stückchen hauchfeiner Pelle, das schon etwas eingerollt war, von ihrer Wange und dann kam ihr ein Gedanke. Sie war nicht krank! Das waren bestimmt hochallergische Reaktionen ihres Körpers auf das außerirdische Schaumzeugs, mit welchem sie dieser halbverrückte Owortep vorhin so brutal eingesprayt hatte. Ja, das war´s! Grässlich! Na, das war vielleicht ein schöner Dank von dem, wirklich! Sie rieb sich ärgerlich und verzweifelt über die Nase, woraufhin sich auch noch von ihrem linken Nasenloch ein winziger Hautfetzen löste. Ach, es war zum Verzweifeln!
Nireneska hatte von oben die Lumanti über seine Bildschirme entdeckt, da die gerade gut erkennbar über die Lichtung gelaufen war, auf der vorhin Danox abgestürzt war. Wie erfreulich, die lebte also doch! Listiges kleines Ding, dieser Danox! Aber komisch benahm sich diese Lumanti schon. Hob immer wieder das Hemd an und schaute darunter nach. Hatte dieses Geschöpf eigentlich schon immer so wenig Haare am Kopf gehabt? Egal, er hatte ja schon seiner Mannschaft Bescheid gegeben, dass sie hier in der Nähe landen sollten.
Margrit stoppte. He, was war denn jetzt auch noch in ihrem Mund? Der Backenzahn vorne rechts hatte plötzlich komisch geziept und nun fühlte sie ein kleines Steinchen auf ihrer Zunge. Das war doch hoffentlich ... hoffentlich nicht dieser Zahn(Komma) oder? Margrit spuckte beklommen das harte Stückchen in ihre Hand und erbleichte. Oh Gott, nein! Sie ergriff den prächtigen, relativ gesunden Zahn mit zitterigen Fingern und hielt ihn ins Morgenlicht. Das ... das alles konnte doch gar nicht wahr sein? Ging`s jetzt immer so weiter? Die übrigen Zähne wackelten auch schon ganz erheblich! Verdammt, was war nur mit ihr los? Seit dieser Owortep völlig hirnrissig in ihrem Mund herum gefummelt hatte, schien es in ihrem Kiefer irgendwie mächtig zu rumoren. Ständig hatte sie das Gefühl, auf irgend etwas ordentlich herumkauen zu müssen. He, wenn sie alle Zähne verlor, womit sollte sie dann die oft recht zähe Nahrung zerkleinern? Und wie das dann später aussah, so ohne Zahnprothese! Grässlich! Margrit wurde bei dieser Vorstellung richtig schwummerig. Doch schließlich rieb sie sich die Tränen, die ihr gekommen waren, gemeinschaftlich mit ein paar ausgefallenen Wimpern weg und stapfte weiter durchs Laub.
He, was war denn das jetzt dort hinten zwischen all den Blättern? Sie meinte nämlich, ein Paar Beine aus den dünnen Zweiglein eines Buschwerks hervor lugen zu sehen. Ihr Herz schlug wieder mal bis zum Hals, während sie langsam näher schlich. Oh Gott, was war hier passiert? Lebte diese Person noch? Die alten, schmutzigen Kniestrümpfe waren zum Teil bis zu den Knöcheln hinuntergerutscht und zeigten daher viel Haut. Diese Haut war allerdings nicht blau, sondern hatte die angenehme leicht bräunliche Farbe südländischer Menschen. Es war ein ziemlich junges Mädchen und trug einen roten, stark gemusterten Rock. Das dichte, schwarze Haar war unter einem Kopftuch verborgen. Das Mädchen schien nicht mehr zu atmen. Margrit meinte, Blut, welches bereits zum Teil versickert war, auf den Blättern kleben zu sehen. Es kostete sie daher einige Überwindung, das Buschwerk auseinander zu biegen, um das Mädchen noch etwas gründlicher zu mustern. Da lag es mit weit aufgerissenen Augen und starrte blicklos ins Leere. War es tot?
Das Kinn war ziemlich blutbespritzt. Margrit zwang sich, ihre Augen trotzdem noch ein bisschen tiefer wandern zu lassen ... oh Gott! ... uuups! Welch eine entsetzliche Wunde! Margrit wusste, dass sie von Glück reden konnte, dass man nicht sie anstelle des Mädchens überfallen hatte und sie schämte sich, eben noch ihre Zähne beweint zu haben. Sie wandte sich ab, würgte[blue] sich[/blue] (überflüssig) , gleichzeitig pochte es wild in ihren Schläfen, sie taumelte, rang nach Atem. Oh Gott, sie hatte ja schon so einiges gesehen, aber das war wirklich zu drastisch. Du lieber Himmel, wer konnte denn etwas derart brutales getan haben und weshalb?
Da meinte sie plötzlich zu ihrem Schrecken, mehrere raue, dunkle Stimmen in der Nähe zu hören. Auch das Knacken von Hölzern, gemischt mit Blätterrascheln und Schritte! Oh Gott, kamen die Mörder etwa zurück?
Blitzartig sprang sie herum und da sah sie auch schon die Schatten von etwa fünf Hajeps aus einer kleinen Lichtung des Waldes näher(getrennt)kommen.
Du liebes bisschen, was wollten diese Soldaten plötzlich hier? Suchten sie nach ihr oder nach Danox? Verdammt, warum hatte sie nicht schon vorher auf Stimmen, auf Geräusche in der Ferne geachtet? Sie hatte eigentlich auf nichts geachtet, war viel zu beschäftigt mit ihren Zähnen, mit ihrem komischen Körper gewesen. Ganz klar, dass sie jetzt in der Patsche saß. Hm, was konnte sie wohl jetzt am besten tun? Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter zurück auf das Mädchen und plötzlich hatte sie eine Idee! Die auszuführen war eigentlich recht makaber und würde sie wohl einige Überwindung kosten, aber im Grunde war das wohl kein so schlechter Einfall.
"Amar, xabura lumanti! Wente!"(Komma) hörte sie etwas später leise die seltsame Männerstimme zischeln und dann schaute sie direkt in die triumphierend blitzenden Augen des vordersten der hajeptischen Soldaten. Er hatte eine kleine Handfeuerwaffe auf Margrit gerichtet und rief mit energische Stimme aufgeregt seinen Kameraden zu: „Pla wan tan!" Er wies, mit dem Finger wild herumfuchtelnd, auf Margrit. "Tan wan udil jadak!" Die vier Hajeps bewegten sich nun, an Büschen und moosigen Baumstämmen vorbei, im gleichmäßigen, siegessicheren Tempo direkt auf Margrit zu. Eigentlich hatte ihnen Rekomp Japongati befohlen, nur nach der Ursache jenes fürchterlichen Knalls von vorhin zu suchen und sie hatten angenommen, dass genau hier in der Nähe irgend etwas sonderbares passiert sein musste.
Margrit kam mit erhobenen Händen zögernd aus dem Gebüsch hervor und starrte die Meute mit großen, entsetzten Augen an.
„Du Marktstramm?“(Komma) fragte der Hajep, denn sie hatten Diguindi leider nicht mit dabei.
Margrit zuckte verständnislos mit den Achseln, dabei direkt in die Mündung seiner Waffe starrend.
Die Hajeps stutzten und blickten ihren Truppenführer fragend an. Dieser beäugte Margrit nun etwas gründlicher, besonders lange haftete dabei sein Blick auf dem merkwürdigen Rock und danach auf dem Kopftuch.
Margrit raffte nun ihre spärlichen Spanischkenntnisse zusammen und piepste kläglich mit verstelltem Stimmchen(Doppelpunkt kein Absatz)
"No disparar por favor!"
"Zîgas!"(Komma) meinte nun einer der Hajeps abfällig von hinten und die anderen drehten sich deshalb nach ihm um.
"Akir ... Zeukner!"(Komma) bestätigte noch jemand eifrig. Die Köpfe flogen auch zu ihm herum, um ihm bekräftigend zuzunicken.
Da blickte der Truppenführer seine Untergebenen der Reihe nach kopfschüttelnd an und runzelte aufgebracht die Stirn: "Zigeuner!"(Komma) verbesserte er sie und hob belehrend den Zeigefinger. "En wed icht plonon Deutsch!"
Woraufhin der gesamte Trupp zu Margrits großer Überraschung tatsächlich kehrt machte, wohl um keine Zeit mehr zu vertun.
Margrit konnte ja nicht wissen, dass die Soldaten Order erhalten hatten, in den nächsten vierundzwanzig Stunden keine weiblichen Lumantis zu töten, so lange die gesuchte Person nicht aufgegriffen worden war. Sie senkte die Arme, spuckte noch einen Zahn aus und dann lauschte sie für ein Weilchen aufmerksam in die Ferne um dann schnellstens fortzuschleichen. Ziel sollte das Zigeunerlager sein, zu welchem dieses Mädchen ganz gewiss gehört hatte. Sie musste es finden, koste es, was es wolle! Vielleicht fand sich dort jemand, der Margrit endlich aus diesem Gefahrengebiet heraus bringen konnte.
Es war bekannt, dass sich neuerdings nicht nur Leute südländischen Blutes den Zigeunern anschlossen. Ja, viele deutsche Familien zahlten ihnen sogar hohe Tribute, um sie auf ihren oft recht halsbrecherischen Touren begleiten zu dürfen, nur um den ständigen Attacken der Hajeps zu entrinnen. Durch ihr Leben auf ständiger Wanderschaft kannte sich niemand besser in sämtlichen Gegenden aus wie die Zigeuner. Seit die Hajeps die Erde erobert hatten, ging es darum gerade den Zigeunern relativ gut. Nur sie kannten besondere Schlupfwinkel, geheime alte Wege, denn stets war dieses Volk neugierig und unternehmungslustig gewesen. Selbst modernste Zeiten, zunehmender technischer Komfort, hatten nicht vermocht, die Eigensinnigkeit, festen Traditionen und Familienbande der Zigeuner zu zerstören. Mit großer Schnelligkeit konnten unter den zahlreichen Mitgliedern der miteinander bekannten Familien wichtige Neuigkeiten verbreitet werden. Es war nicht gerade ungefährlich, sich mit Zigeunern anzulegen, und es war schwer sie zu finden!
Nachdem Margrit wieder für eine Weile durch den Wald gelaufen war, und sich dabei gründlich von sämtlichen Hautpellen an ihrem Körper befreit hatte - über dem inzwischen völlig kahlen Kopf trug sie ja das Kopftuch und so sah sie eigentlich recht manierlich aus – stolperte sie plötzlich über einen ziemlich spitzen Gegenstand, der im Weg gelegen hatte. Sie bückte sich und schaute nach. Es schien ein ziemlich hübsches, glänzendes Teil von einem großen, kostbar [red] verziertem [/red] (verzierten) Stein zu sein.
„D .. Danox?“(Komma) wisperte sie plötzlich verblüfft. Sie war sehr traurig, dass der nun so zertrümmert war und suchte sofort nach weiteren Teilen, die von ihm übrig geblieben sein konnten. Na ja, vielleicht konnte man die später irgendwie zusammenkleben! Ab und an schaute sie dabei nachdenklich zum Himmel. Er war also genau hier abgestürzt. Komisch, so zwischen den dichten Baumkronen? Auch das zweite Stück fand sich schnell, denn es lag nur wenige Meter von diesem entfernt in einer Baumhöhle. Margrit verbarg die beiden Teile in der hübschen Bluse – das war immer ein recht gutes Plätzchen - des Zigeunermädchens und suchte dann noch für ein Weilchen nach dem dritten Stück. Schließlich gab sie auf.
Sie konnte ihrem guten Gehör danken, denn wenig später entdeckte sie tatsächlich den ersten Wohnwagen der Zigeuner, welcher für diese schlimmen Zeiten geradezu luxuriös ausgestattet war und sich vermutlich am Rande des Hauptlagers befand, denn sie hörte Stimmen von dort und Musik bis zu ihren Ohren herüberschallen und das Motorengebrumm eines Wohnkombis, der wohl gerade hinzu gekommen war.
Ein älterer, hagerer Mann mit weißem Schnauzbart war gerade durch die Tür seines bunt bemalten Wagens eine kleine Treppe hinunter(getrennt)gestiegen und ihm folgten vier Männer, die Halstücher trugen und schwarze Hüte.
Margrit zögerte, sollte sie ihnen sofort entgegen laufen und schildern, was gerade geschehen war? Oder würde man mit ihr böse sein, weil sie sich einfach die Sachen des Mädchens angeeignet hatte? Ziemlich unsicher näherte sie sich daher dem Wagen. Konnte man die Zigeuner bitten, sie schnellstens von hier weg zubringen? Vielleicht war es ja auch gut, wenn gleich das ganze Lager Bescheid wusste, dass Hajeps in der Nähe herumgeisterten und deshalb sofort von hier verschwand! Schließlich war ja das Mädchen bereits von irgendjemandem grausam umgebracht worden. Oh Gott, ja ... wie sollte sie das eigentlich diesen armen Menschen mitteilen?
Schon trennten Margrit nur noch wenige Meter von diesem Schnauzbart und seinen Männern, die Margrit seltsamerweise gar nicht beachteten, obwohl sie bereits gut sichtbar in die Lichtung getreten war.
Vielmehr blickten die Zigeuner in den Wald hinter Margrit. Sie schienen ziemlich nervös zu sein. Der Schnauzbart schob sich jetzt sogar an seinen Männern vorbei, um wieder in den Wohnwagen zu klettern und er zeigte sich nur wenige Sekunden später im Eingang mit mehreren Gewehren in den Armen.
Komischerweise meinte Margrit fast gleichzeitig ein - ihr recht bekanntes - helles Summen erklingen zu hören. Donnerwetter, das war ja Danox Warnsignal! Allerdings erklang es diesmal zweistimmig. Die beiden Stücke von ihm funktionierten also in dieser Hinsicht noch genauso wie vorher. Margrit drehte sich deshalb sofort nach hinten um. Alle Wetter! Dort kamen ja Hajeps ... nicht nur vier, fünf ... nein, nein, nein ... es war gleich eine ganze Schar! Margrit zählte etwa dreißig Mann!
Rodrigo, wie die Männer den Schnauzbart nannten, riskierte wohl keine Flucht mit dem Auto(Komma) weil er die Hajeps nicht in Versuchung führen wollte, ihn zu verfolgen und die Reifen zu zerschießen. Er kannte offenbar ihre hochgefährlichen Waffen und wollte mit ihnen in Frieden auskommen, ganz gleich, was sie mit ihm zu bereden hatten. Doch händigte er seinen Männern sicherheitshalber Gewehre aus, ehe die Jimaros nahe genug heran waren.
Margrit glaubte, in dem vordersten der Soldaten Nireneskas gedrungene und kräftige Gestalt zu erkennen. Sie war darüber so verwirrt und erschrocken, dass sie sich nur noch rückwärts auf die Zigeuner zu bewegte. Das war ihr Glück, denn Rodrigo, der erst jetzt auf Margrit aufmerksam geworden war, meinte, seine Enkeltochter vor sich zu haben, und war in großer Sorge um sie. Er rief ihr einiges auf Spanisch zu, gemahnte sie wohl, schnellstens zum Wohnwagen zu laufen, aber gerade das traute sich Margrit nicht mehr.
Die Hajeps trugen keine Helme, weil sie wohl keinen Widerstand erwarteten und es war das erste Mal, dass die Zigeuner den Feind so leibhaftig vor Augen hatten. Dementsprechend erschrocken starrten sie natürlich in diese roten Augen, betrachteten sie auch die graublaue Haut, und selbst Rodrigo, der wohl schon so einiges in seinem langen Leben erlebt hatte, vergaß darüber für einen Moment(Komma) seinen Mund zu schließen.
Nireneska verlangsamte nun sein Tempo, streckte sogar, kaum dass er und seine Soldaten die Lichtung betreten hatten, die Hand zum Gruß den Zigeunern entgegen, jedoch weit von sich fort! Margrit merkte deutlich, wie er angestrengt nachdachte, denn er hatte Diguindi nicht dabei. Die Stirn und Nase gekraust überlegte er, wie er sein Anliegen den Zigeunern verständlich machen konnte.
“Nemme Lumanti mit!“(Komma) erklärte er jetzt schlicht und knapp und wies dabei mit dem Kinn nach Margrit, die deshalb ihre Schultern ergeben fallen ließ, da er sie leider trotz Verkleidung und ausgefallener Augenbrauen und Wimpern doch wieder erkannt hatte.
Aber Rodrigo hatte anscheinend etwas dagegen. “Nein, das du machst nix!“(Komma) hörte Margrit zu ihrer Erleichterung hinter sich. “Wehe, du sie anfasst, sonst ...“
„Was sonst?“(Komma) näselte Nireneska ziemlich herablassend.
„Sonst bist tot ... verstehst?“(Komma) zischelte Rodrigo nun richtig lebensmüde.
Irgendwie musste einer von Rodrigos Männern inzwischen Hilfe vom Lager geholt haben, denn plötzlich traten noch weitere Zigeuner schwer bewaffnet hinter dem Wohnwagen hervor.
Nireneska fühlte sich wohl in seinem Stolz getroffen, sich von blöden Lumantis bedrohen zu lassen, denn er zischelte nur etwas kaum hörbares im Befehlston seinen Männern zu. Einer von ihnen haschte deshalb nach Margrits Arm, den Margrit ihm aber sofort wieder entreißen konnte. Fast gleichzeitig knallte es und jener Hajep brach tödlich im Gesicht getroffen zusammen.
Alles weitere ging so rasend schnell, dass Margrit erst viel später still bei sich rekonstruieren konnte, was eigentlich genau passiert war. Sie sah Blitze aus hypermodernen Waffen in die armen Zigeuner hinein zucken und wie gefällte Bäume stürzten sie auf den Waldboden. Aber auch weitere Gewehrsalven hinter dem Wohnwagen knatterten los und mähten fast gleichzeitig eine Reihe Hajeps herunter wie gereiftes Korn.
Nireneska hatte, wohl weil er sich geistesgegenwärtig auf den Boden warf, dabei noch Glück gehabt, nur ein kleiner Streifschuss ließ seine Wange bluten. Unter Feuerschutz brachte er sich erst einmal in Sicherheit hinter einem mächtigen Baumstamm, denn er und seine Männer waren leichtsinnigerweise nicht mit Blunaskas (Tarngeräten) ausgerüstet, weil sie sich so haushoch überlegen fühlten.
Einige Zigeuner zogen sich während des Schusswechsels in die Wohnwagen zurück, um dort in Deckung zu gehen und Margrit krabbelte mitten im Getümmel auf allen Vieren zu einer große Wassertonne, um sich dahinter zu verbergen. Niemand achtete dabei auf sie. Zu groß war plötzlich die Sorge um das eigene Leben geworden.
Dennoch riss sie einem sterbenden Hajep, der gerade neben der Tonne zusammen gebrochen war, beherzt einfach irgend eine kleinere Waffe, weil sie diese besser an ihrem Körper verstecken konnte, vom Gürtel, falls sie sich heute doch zur Wehr setzen musste. Die Zigeuner waren wahnsinnig tapfer. Immer wieder wurden ihre Schüsse mit einem eigenartigen Zischeln und Prasseln beantwortet, mindestens zwölf oder vierzehn Hajeps lagen inzwischen tödlich getroffen am Boden und Margrit robbte weiter am Boden entlang, Richtung Wald.
Leider kamen wohl weitere Hajeps Nireneska zur Hilfe, die man jedoch diesmal nicht sehen konnte. Es sausten aber auch Lais gut sichtbar einfach umher.
Das ganze Zigeunerlager hinter diesem Wohnwagen hatte sich inzwischen in großer Panik in Bewegung gesetzt, aber das schien wohl nicht all zu viel zu nutzen, denn die Lais jagten den etwa vierzig Wohnwagen einfach hinterher.
Neu hinzu gekommenen Hajeps flitzten immer wieder an Margrit vorbei oder sprangen einfach über den Busch, hinter welchem sie inzwischen kauerte, hinweg. Es schien fast überall im Walde das reinste Chaos zu herrschen.
Als Margrit sich wieder hinter einen Baum geschleppt hatte, vernahm sie plötzlich Autogebrumm, quietschende Reifen. Und dann [red] waren [/red] (war) ein Bersten, Zischeln, Knistern und schließlich schrecklichen Schreie zu hören. Margrit sah Rauch über den Baumwipfeln aufsteigen. Feuer zuckte, züngelte wild empor. Verdammt, die Flammen zerfraßen jetzt bestimmt den Wohnwagen oder sogar mehrere davon! Margrit roch, obwohl sie nicht atmen wollte, verbranntes Fleisch! In der Nähe von Margrit wurde es nun erheblich stiller. Lediglich in der Ferne tobte der fürchterliche Kriegslärm. Noch mehr Lais segelten wie muntere, kleine Punkte über den Baumwipfel dahin.
Schließlich erhob sich ein Trestine in die Lüfte und dann sogar noch eines. Es waren wohl die beiden Militärflieger, mit denen es Margrit heute schon so oft zu tun gehabt hatte. Ja, Hajeps waren für ihre gründlichen Rachefeldzüge bekannt! Margrits Vorhaben, bei den Zigeunern Zuflucht zu finden, war also auf furchtbare Weise gescheitert und sie ahnte, dass man jetzt wieder am Suchen nach ihr war.
Darum verwarf sie ihren ersten Gedanken, sich weiter Richtung Berge zu begeben, sondern wollte lieber eine Abkürzung nehmen, um auf der ehemaligen Schnellstraße ein Fahrzeug anzuhalten, um schleunigst mitgenommen zu werden. Dabei hoffte sie, dass die Maden schon um diese Zeit wegen der Kartoffelernte Richtung Randersacker unterwegs waren. Etwa eine Viertelstunde wartete sie dann vergeblich am Straßenrand. Sie hatte währenddessen die kleine, handliche, außerirdische Waffe aus ihrer Bluse geholt und eingehend betrachtet.
War wirklich ein reichlich komisches Ding, diese Pistole. Der Lauf war etwa fingerdick und ca. sechs Zentimeter lang und ragte seitwärts aus dem Mittelteil der Waffe, welches das Aussehen einer gut fünf Zentimeter hohen und kreisrunden Dose hatte, heraus. Mittig hatte das Gebilde sowohl oben als auch unten jeweils einen acht Zentimeter langen und vier Zentimeter breiten Kolben. Die wiederum hatten eine verrückte Ähnlichkeit mit Tannenzapfen. He, und der eine von denen schien sogar weich zu sein! Margrit drückte gerade darauf und plötzlich erhob sich vom Mittelteil ein kleiner Deckel. Sie sah, dass Flüssigkeit von oben aus dem Zapfen in (kein Absatz)
die Dose sprudelte, ein grünliches Pülverchen dabei auflöste. Es blubberte kurz und ein köstlicher Suppengeruch waberte dabei Margrit entgegen.
Oh Gott, nein, dies war anscheinend gar keine Waffe! Du lieber Himmel, sie hatte wohl vorhin dem Soldaten nur den Nahrungsaufbereiter geraubt! Margrit konnte es nicht fassen, denn wozu gab es dann diesen Lauf? Und warum die Kolben? Doch je länger sie an dem Ding herum probierte, mal gegen dieses oder jenes Sensorenfeld tippte, immer wieder eine Suppe auskippte, je klarer wurde ihr leider, dass diese ´Waffe´ zwar eine ungeheuer praktische Einhandküche mit anscheinend sehr schmackhaften, diversen Pülverchen war, dass der eine Kolben nur die Flüssigkeit für die Suppen enthielt und der andere zur Erhitzung beziehungsweise Kühlung der sicher sehr gehaltvollen Suppen diente. Der Lauf entpuppte sich dabei als elastisches Röhrchen zum Einspritzen in den Mund. Verzweifelt steckte Margrit das Ding trotzdem wieder ein, als plötzlich Bremsen quietschten und ein Wagen ganz in der Nähe anhielt. Vorsichtig schlich sie von Baum zu Baum, um zu sehen, wer da gekommen war.
Mit klopfendem Herzen spähte sie [blue] dabei [/blue] (überflüssig) durchs Blattwerk und sah, wie ein großer, kräftiger Mann mit schwarzer, enger Lederjacke, weiten, bequemen Schlabberhosen und Halbstiefeln aus einem Wohnmobil kletterte, einen kleinen Werkzeugkoffer dabei missmutig in der Hand schwenkend. Je näher Margrit kam, desto deutlicher wurde das Stimmengemurmel, welches aus einem der geöffneten Fenster ins Freie drang.
Der Mann war inzwischen,(kein Komma) um das beigefarbene Wohnmobil herum gelaufen, das er unter einer riesigen, uralten Tanne einer ehemaligen Raststätte geparkt hatte und es schien Margrit, als ob die Stimmen – es befanden sich wohl mehrere Frauen und einige Männer im Inneren des Wagens - immer lauter und erregter wurden. Man schien wohl schrecklich uneins miteinander zu sein. Noch näher schlich Margrit und hielt dabei den Atem an.
"Scheißwagen!"(Komma) brüllte der Mann und Margrit vernahm sogar einen Tritt gegen das Blech. "Verfickte Scheiße!"
Margrits Herz hüpfte vor lauter Freude, denn sie hörte zum ersten Mal seit langer Zeit diese typischen, wohlvertrauten deutschen Worte!
Die Wohnmobiltür wurde so plötzlich aufgerissen, dass Margrit hinter ihrem Baum zusammenfuhr. „Hubert, bist du endlich fertig?"(Komma) ertönte eine helle, besorgte Frauenstimme.
"Aaach, leckt mich!"(Komma) kam es als Erwiderung.
"Hubi, bitte, beeil dich!"(Komma) flehte eine andere kräftige Stimme. Margrit drückte einen Zweig herunter und konnte nun sowohl eine zierliche, als auch wohlbeleibte weibliche Gestalt zur Hälfte im Türrahmen des Wagens erkennen. Beide Damen blinzelten angstvoll zum Himmel und Richtung Wald.
„Waldtraud hat recht!“(Komma) beeilte sich nun auch die Zierliche. „Vielleicht haben sie uns schon entdeckt!"
Die Dicke nickte aufgeregt dazu und schnaufte. "Ja, seht nur dieses Raumschiff, wie es dort hinten immer wieder über den Wipfeln kreist!“
Nun liefen zu Margrits Überraschung auch noch zwei Männer und noch eine Frau im Inneren des Wohnmobils zusammen.[red] Man[/red] (Mann), für so viele war der Wagen doch eigentlich viel zu klein! Die versuchten nun aus schmalen Augen über die Schultern der beiden hinweg ebenfalls nach oben zu blicken.
Hubert blinzelte jetzt auch zum Himmel, sein Werkzeug dabei in der Hand haltend, wie eine drohend erhobene Waffe. "Das ist ja ...“, stotterte er, „... die reinste Pisse! Scheint wirklich immer näher zu kommen, aber regt euch ab!“
„Nein, Hubi, du steigst jetzt ein, ja? Wenn sie keinen sehen, schießen sie vielleicht nicht“, schnaufte die Blonde heftig und ihr großer Busen hob und senkte sich dabei.
Margrit konnte leider nichts am Himmel erkennen, weil sie unter einer ziemlich belaubten Baumkrone stand.
„He, meine Scheiße", hörte Margrit plötzlich erleichtert, "jetzt fliegt es doch wieder weg!“ Hubert beugte sich daher recht zufrieden wieder über den Motor. "Tja, die sind halt nur geil auf [red] das [/red] (den) Haupttross!"
„Aber es gibt doch gar [red] kein [/red] (keinen) Haupttross mehr ... haben sich geteilt!"(Komma) wandte die Dicke immer noch recht ängstlich ein.
"Das erfassen die von da oben doch nicht so schnell!"
„Verlass dich nicht allzu sehr darauf“, knurrte nun auch der kleine, bebrillte Kerl neben dem Bärtigen. „Wir sollten trotzdem so schnell wie möglich machen, dass wir von hier verschwinden, sonst ..."
"Verschwinden, verschwinden, verschwinden! (kein Lerfeld)"(Komma) echote Hubert wütend und ruderte dabei wild mit den Armen, deren Hände jetzt je ein Werkzeug umklammerten. "Wohin denn ... meine Hosenschisser! IHR ward`s doch, die unbedingt[red] wolltet[/red] (wollten), dass wir uns den Zigeunern anschließen. IHR meintet doch, dass wir dann Ruhe vor den Scheißhajeps hätten. IHR habt doch mit denen diesen Kackvertrag ausgehandelt, denen dieses bepisste Wohnmobil abgekauft ... [red] uns [/red] (und) was hat es uns gebracht, he?“ Seine Augen blitzten nun die ängstliche Schar richtig böse an.
„Sollen ich und Armin dir vielleicht helfen, Hubert?“(Komma) meldete sich nun der Schmalgesichtige ziemlich kleinlaut.
"Nein, kann ich auch alleine machen!"(Komma) tönte es hinter der Motorhaube hervor.
Nach einem heftigen Wortwechsel ließ sich Hubert dann doch helfen. Es dauerte nicht lange und dann kamen zu Margrits Verwunderung auch noch die drei ängstlichen Damen einfach hinterher. Sie schauten mehr oder weniger sorgenvoll Richtung Wald zum Himmel, während die Männer eifrig darüber beratschlagten, wie man am schnellsten diese alte Zigeunerkiste wieder in Gang bekommen konnte.
Margrit meinte, dass dies ein günstiger Moment wäre, sich der Gruppe anzuschließen und trat darum beherzt aus ihrem Versteck hervor. Die drei Frauen beäugten Margrit, kaum, dass sie den Mund geöffnet hatte, ausgesprochen missmutig und ärgerlich. Waldtrauds Blick blieb dabei ganz besonders an Margrits bunter Zigeunertracht haften.
"Nein!"(Komma) beantwortete sie Margrits Bitte. "Wir nehmen keine Zigeuner in unser Wohnmobil! Es ist bereits für drei Paare zu eng!“ Die anderen Damen nickten dabei bestätigend und ziemlich aufgeregt der Dicken zu.
„He, da können Sie so gut Deutsch sprechen(Komma) wie Sie nur wollen!“(Komma) mischte sich nun auch die zierliche Person ein.
„Sehr richtig“, meldete sich ebenfalls die große Hagere, welche ihre schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. „Schließlich habt ihr uns ja all den Ärger gebracht!“
„Genau, wir sind durch euch buchstäblich vom Regen in die Traufe gekommen! (kein Leerfeld)"(Komma) bestätigte die Dicke und dann lachten alle drei ärgerlich auf.
"He, können wir denn dafür, dass dein Volk ausgerechnet dich bei der Flucht vergessen hatte?"(Komma) grollte die mit dem Pferdeschwanz wieder aufgebracht. „Jeder sei sich jetzt selbst der Nächste, habt ihr selbst gesagt!“
Margrit dachte nach: Gewiss war es sehr klug von den Zigeunern gewesen, sich im Wald zu zerstreuen. So bestand die Chance, dass wenigstens ein oder zwei Wohnwagen bei dem Schlachtgetümmel entkommen konnten.
"Also?"(Komma) bemerkte nun auch der große, graublonde, etwa fünfzigjähriger Mann mit dem Stirnband und seine Augen funkelten Margrit hämisch an.
"Was ... also?"(Komma) wiederholte Margrit unsicher und wandte sich nach ihm um.
"Armin meint, du fährst nicht mit!"(Komma) erwiderte die Dicke für ihn hochnäsig. "Also, nur zu, lauf ... lauf alleine durch diesen Wald oder sonst wo hin!" Sie lachte nun so meckernd wie eine Ziege.
Margrit wusste, dass es wenig Zweck haben würde, diesen Menschen zu erklären, dass sie keine Zigeunerin war. Es gab viele aus diesem Volk, die seit ihrer Kindheit in Deutschland lebten und daher sehr gut deutsch sprechen konnten. Was sollte sie da entgegnen?
"Nun macht mal halblang!"(Komma) brüllte sie nach kurzem Nachdenken wütend. "Ihr werdet mich mitnehmen oder soll ich etwa das nette Wohnmobil alleine fahren, nachdem ich von dieser Waffe hier ...“, sie holte dabei die außerirdische Einhandküche, welchen sie die ganze Zeit hinter ihrem Rücken versteckt gehalten hatte, mit gewichtiger Miene hervor und hielt ihnen den elastischen Schnorchel wie einen Lauf entgegen, „... Gebrauch gemacht und euch eure dämlichen Gehirne aus euren sechs Dickschädeln gepustet habe?"
Alles stand nun mit offenen Mündern da und [red] betrachtete [/red] (betrachteten) mit angehaltenem Atem das unheimliche Ding, welches Margrit auf sie gerichtet behielt. Selbst die drei Männer, Hubert, Armin und Wilhelm, die gerade ihre Reparatur beendet hatten, hatten noch nie so etwas Entsetzliches wie [red] dieses [/red] (diese) stachelige Waffe gesehen.
Kurz darauf saß Margrit dann auch auf der hinteren Bank des kleinen Wohnmobils und der Wagen ruckelte wie ein Lämmerschwanz hin und her über die riesigen Schlaglöcher der alten Schnellstraße.

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Gulmur hockte indes gemütlich in einer Höhle. Seine gesprenkelten Augen blinzelten in die kleinen Flämmchen, die langsam ausgehen wollten. Er schob noch ein Stück Holz in die Glut, rülpste zufrieden und beleckte sich dabei nochmals die breite Schnauze. Bei Ubeka und Antsor, das war wirklich sehr lecker gewesen. Lediglich die knusprig gebratenen Hinterbeine und der lange Schwanz baumelten vom Spieß bis zu den Holzscheiten hinab, wo sie so ein bisschen ankohlten.
Das nackte Tierchen, welches Gulmur vorhin mit Hilfe einer kleinen List überrumpelt und sodann erlegt hatte, war derart fett gewesen, dass Gulmur diese drei gewiss auch sehr köstlichen Teile einfach nicht mehr hatte schaffen können. Aber immerhin zeugten die Rippen, welche ziemlich kahl am Holzspieß hingen, und der gründlich benagte Kopf davon, dass er doch recht viel davon verspeist hatte. Behaglich strich er mit der haarigen Pranke über seinen gefüllten Bauch und dann ließ er sich mit einem leisen Seufzer einfach rückwärtig gegen die kühle Felswand plumpsen. Xorr, es war zwar eine furchtbare Nacht und ein schlimmer Morgen gewesen, aber letztendlich hatte ihn Faisan, das Glück, doch noch auf seinem schwierigen Wege bis hierher begleitet.
Er ging all das, was er vorhin erlebt hatte, noch einmal still für sich durch, sah dabei auch das Bild vor sich, wie er zunächst oben im Baum gehockt hatte, einen großen, schweren Ast in den Pranken haltend, die plötzlich umher sausenden Lais dabei scharf beobachtend. Es war sehr günstig für ihn gewesen, dass er nicht nur eine moosgrüne Haut besaß und dadurch zwischen Blättern und Tannennadeln schwer auszumachen war, auch dass ihn die Hajeps für längst im Fluss ertrunken hielten und dass sich die Zigeuner so plötzlich mit denen zerstritten hatten. Das hatte die Hajeps unachtsam werden lassen und Gulmur die Chance gegeben, den Ast einem Piloten, der gerade mit seinem Lai völlig allein am Baum vorbeigesegelt kam, über den Schädel zu ziehen. Fast gleichzeitig war Gulmur in den Lai gesprungen, hatte diesmal dabei den Niniti nicht außer acht gelassen, dem Piloten den Waffengürtel und ordentlich viel Munition abgenommen und ihn dann kurzer Hand einfach über Bord geworfen.
So, und nun besaß er jede Menge Waffen und anderes technisches Zeug - was er noch erforschen wollte - und ein schönes Lai, [red] dass [/red] (das) er neben sich in der geräumigen Höhle dieses Bergmassivs geparkt hatte, mit welchem er überall hin konnte, wann immer er nur wollte. Er beugte sich vor und zupfte sich eine Kralle aus [red] jenen [/red] (jenem) feinen Knöchlein, die einstmals ein niedliches Vorderpfötchen gewesen waren, um sich damit ein Fleischrestchen, welches sich zwischen seine mächtigen Schneidezähne festgesetzt hatte, zu pulen. Na ja, an einigen Stellen war das ´Wein´ schon ein wenig zäh gewesen. Konnte es sein, dass er es ein bisschen zu kurz oder gar zu lange gebraten hatte? Er hatte von solchen Dingen keinerlei Ahnung. Oder war das Tierchen schon ziemlich alt gewesen? Wie dem auch sei, er war rundum zufrieden.
Bei Nireneska und Japongati hatte er sich auch schon über das Kontaktgerät gemeldet und ihnen gesagt, wenn sie nicht dem Oten Meldung erstatteten, dass Gulmur inzwischen einen Teil von Danox besäße, würde er diesen den Jisken schenken. Schon kurz danach bekam er Nachricht, dass seine Familie noch lebte und die Vollstreckung der Todesurteile erst dann stattfinden[red] würden[/red] (würde) , wenn es Agol besser ginge. Gulmur kannte sich mit solchen Verletzungen aus, die Oworlotep erlitten hatte. Es mochte wohl noch ein Weilchen dauern, bis der göttliche Oten einigermaßen gesund sein würde, und bis dahin hatte Gulmur womöglich alle Teile von Danox aufgetrieben. Aber vielleicht verband Gulmur sich ja auch mit den Jisken und befreite mit deren Unterstützung seine Familie mit Gewalt? Er kannte in Zarakuma sozusagen jeden Winkel, schließlich hatten er und seine Kameraden nicht nur bei der Erbauung Doska Jigons, des bunten Zauns, mithelfen müssen, auch Lakeme, der große Palast und Regierungssitz ´Scolos´ wäre ohne die Arbeit von Trowes gar nicht zu denken gewesen. Gulmur traute es sich sogar zu, auch im Alleingang mit Hilfe dieses Lais seine Familie aus Zarakuma herausholen zu können Jedoch wollte das alles erst einmal vernünftig geplant sein. Darum war Zeit für Gulmur im Augenblick das allerwichtigste!

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Munk klapperte mit den zahnlosen Kiefern. Ach, war ihm kalt! Schon wieder hatte er am ganzen Körper eine Gänsehaut. Warum war er auch die ganze Zeit diesem komischen Tier gefolgt? Er hatte sich irgendwie zu diesem Fuchs hingezogen gefühlt, wohl, weil der auch kaum noch Fell an seinem Körper gehabt hatte, zudem wegen der Annahme, der würde wegen seiner entsetzlichen Nacktheit bald eine nette kleine Höhle für sie beide aufgetrieben haben. Aber das war gar nicht so gewesen, der räudige Fuchs war nur immer weiter und weiter ziellos die ganze Nacht bis zu diesen Bergen gelaufen. Schließlich hatten sie beide genau vor dieser Höhle eine leckere, frisch erschlagene Maus gefunden und der Fuchs hatte gar nicht geteilt, sich ganz alleine darauf gestürzt und war damit blitzartig tief im Inneren der Höhle verschwunden.
Munk war darüber dermaßen enttäuscht gewesen, hatte sich so darüber geärgert, dass er erst einmal an Ort und Stelle in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen war. Ach, er hatte immer nur Pech! Traurig hob er nun die kleine Nase, sog dabei den herrlichen Duft von [red] gebratendem [/red] (gebratenem) Fleisch ein und schluckte. Aus der Höhle kringelte sich ihm schon seit einem ganzen Weilchen Rauch entgegen. Jetzt fiel ihm ein, was wohl gerade passierte – schließlich war er hochintelligent! – nämlich, dass der Fuchs von diesem Zweibeiner, der das Feuer gemacht hatte, abgefüttert wurde. Na, so waren Zweibeiner doch immer! Nuuur ihr Tier, da brauchte man erst gar nicht anfangen zu betteln. Ach, er kannte das ja! Es waren schlimme Zeiten und es hatte wirklich keinen Zweck, weiter in die Höhle hinein zu laufen. Noch verdrießlicher als zuvor machte der Kater deshalb kehrt und lief ein Stückchen der Sonne entgegen, damit ihm wärmer wurde und dann den Abhang hinab. Wie gut, dass er so ein schlauer Kopf war und daher immer scharf aufpasste, denn so konnte er sich manche Enttäuschung ersparen. Er leckte sich dabei gedankenversunken über die nackten Vorderpfoten.
„Haben wir dich endlich!“(Komma) kreischte jemand plötzlich freudevoll über ihm und dann fühlte er, dass er beim Genick gepackt und hochgehoben wurde. Ein ziemlich starker Rasierwasserduft stieg ihm dabei unangenehm in die Nase. “Gesine, hol` doch mal ein Deckchen für unseren Munk aus dem Wagen. Der Kater zittert ja richtig!“(Komma) hörte er die höchst vertraute Männerstimme und Munks nackerte Ohren zuckten deshalb freudevoll.
„Also George, was willst du jetzt auch noch mit dieser kranken Katze?“(Komma) seufzte Gesine, rannte aber zum Jambuto und kam ziemlich außer Atem wieder. „Du wirst dich anstecken“, schnaufte das Mädchen, während sie den laut schnurrenden Munk schließlich gemeinschaftlich in die Decke wickelten. “He, du bist wirklich vollkommen verrückt, das kann ich dir nur sagen!“
„Ach, Gesinchen, nun tu mal nicht so, als hättest du – he, Munk hat mich eben geküsst! - ein Herz aus Stein!“
„Wie ungerecht und ich bekomme von diesem Viech keinen Kuss!“
„Ich denke, du hast Angst, dass er dich anstecken könnte?“ Munk schmiegte sich nun so eng an George wie eine Mistel an einen Baum und schnurrte dabei wie ein ganzes Sägewerk. Hm ... hmmmm, ach, er war ja so glücklich. Bestimmt bekam er gleich Fresschen. Er beleckte sich bei [red] diem [/red] Gedanken schon mal die schwarz weiß gescheckte Schnauze,
„Du hast recht, igitt!“ Gesine schüttelte sich und lief mit den Händen in den Hosentaschen neben George her, der mit Munk in den Armen nur sehr mühselig hinab hinkte.
„He, bekommst ja von MIR ein kleines Küsschen!“ George beugte sich, kaum unten angekommen, ein wenig vor und gab Gesine einen Kuss auf die leicht gerötete Wange. „Danke, dass du mir Verrücktem die ganze Zeit so tapfer zur Seite gestanden hast, Gesine!“ [red] und [/red] (Und) dann humpelte er die schmale Landstraße entlang weiter auf den Jambuto zu.
„War manchmal aber auch wirklich an der Grenze meiner Nervenbelastung, George!“ Sie schlenderte ihm hinterher.
„Du meinst die Sache mit den Leichen?“(Komma) fragte er und versuchte dabei(Komma) Munk von seiner Schulter zu holen, auf die der inzwischen geklettert war.
„Jiskenleichen, George, das ist noch ganz etwas anderes als Leichen von Menschen! Lila Haut, gelbe Augen und so weiter!“
„Munk hat grüngelbe ... ach, fandest du sie denn gar so erschrecklich? Die meisten Leichen hatten doch die Hajeps bereits in angenehme Humushäufchen verwandelt! He, guck mal, Munks Schwanz, der pellt sich ja richtig! (kein Leerfeld)“ George pustete einen feinen Hautlappen von seiner Schulter.
„Angenehme Häufchen!“(Komma) äffte Gesine ihn nach. „Du gebrauchst vielleicht komische Worte für schlimme Dinge, George![red] Man[/red] , wir haben vorhin freiwillig einen Platz im Wald aufgesucht, wo vor kurzem noch ein fürchterliches Scharmützel stattgefunden hatte. Das hätte auch ins Auge gehen können! Was heißen soll, die hätten uns auch dabei schnappen können und dann wäre es ...“
„Meine liebe Gesine - puh, endlich hab` ich den Kater wieder hinunter - es ist aber nun mal gut gegangen!“
„So etwas kann nicht immer gut gehen, George! Wenn ich dabei auch noch an unsere halsbrecherische Fahrt über diese unfertige Brücke denke, nur um diesem einen ´Lai´ hinterher zu jagen, von dem du sogar immer noch behauptest, dass der hier in der Nähe gelandet sein soll ...“, Gesine schaute dabei mit skeptischem Blick wieder zu den Bergen hinauf, „... könnte ich mich jetzt noch darüber aufregen!“
„Gesine, - he, der Kater klettert ja schon wieder an mir hoch! [red] Man [/red] (Mann Komma)ist der plötzlich gelenkig geworden! - ich kann nicht dafür, dass die Würzburger die Brücke nicht zu Ende reparieren konnten, weil die Hajeps ihre Stadt überfallen hatten!“
„Trotzdem, welch ein Leichtsinn!“ Sie nahm ihm jetzt einfach die Decke ab, weil Munk wohl partout nicht in dieser eingewickelt bleiben wollte. „Und das alles nur, weil du so verrückt bist(Komma) zu denken, dass deine geniale Margrit diesen Gleiter den Hajeps einfach geraubt und damit sogar bis hierher entkommen sein soll. Und dann im nächsten Wald schon wieder solch ein schreckliches Gefecht. Zum Glück kam der Lai(Komma) sonst hättest du da wohl auch noch hingewollt.“
„Der Gleiter konnte dem Schlachtgetümmel eben entkommen. Auch du hast ihn doch vorhin hier in der Nähe landen sehen!“ George blickte dabei genau wie Gesine wieder prüfend zu den Bergen hinauf. “Schade, dass ich mit diesem Fuß nicht mehr klettern kann!“(Komma) seufzte er.
„Das ist nicht[red] Schade[/red] (schade) , das ist sogar sehr gut!“(Komma) murrte Gesine. „ (kein Leerfeld)Denn wer weiß, wer wirklich in diesem Lai gesessen hat. Und wenn du den überraschen würdest, wäre der vielleicht gar nicht mal so super nett zu dir!“
„Du meinst, ich würde dann vielleicht mein blaues Wunder erleben?“(Komma) feixte George.
„Oder womöglich auch ein lilanes? Weiß`man`s?“
George nickte und kicherte. „Ouuuh !“(Komma) krächzte er jetzt verdutzt. „Du machst einen richtig nervös! Beinahe wäre ich gestürzt!“
„Kein Wunder, wenn du hier mit dieser nackten Raubkatze herumrangelst.“ Und schon hatte sie ihm auch noch den verdutzten Munk entrissen.
„Steig erst mal ein George ... he, jetzt hat der mich auch geküsst!“ Sie grinste und wischte sich gleichzeitig mit dem Ärmel über die Wange. „Man, was tue ich denn heute alles für dich? Oh, ich glaub` ich bin wohl auch so ein bisschen verrückt ! He George, guck nicht so! Sollst ja diesen Racker gleich wieder haben!“
„Und welchen Unsinn machen wir als nächstes?“ Gesine zwinkerte George wenig später recht nervös zu, während sie den Jambuto startete. “Halt mir übrigens diesen Schnurrer vom Leib, wenn ich fahre, denn der hat es plötzlich auf mich abgesehen!“
„Werd` mir Mühe geben! Hm, hmmm ... da wir Margrit leider noch immer nicht gefunden haben“, George hielt Munk jetzt wirklich eisern fest und kraulte ihn mit der anderen Hand dabei nachdenklich zwischen den nackten Ohren, „schlage ich vor, wir fahren erst einmal nach Hause!“
„Na endlich, puh!“ Gesine ließ sich erleichtert nach vorne fallen.
„Sag mal, leide ich plötzlich unter einer Sinnestäuschung oder kommt uns tatsächlich da hinten ein Jambuto entgegen?“ George wies jetzt mit dem Kinn - denn er brauchte inzwischen beide Hände(Komma) um Munk fest zu halten - in jene Richtung, wo die Landstraße hinunter führte.
„Nicht nur von dort nähert sich ein Auto, George!“(Komma) ächzte Gesine überrascht. „Hinter uns kommt gerade ein bunt bemalter Wohnwagen von rechts in die Kurve!“
Quatschen, quatschen, quatschen ... und dann noch diese Unruhe! Zweibeiner taten eigentlich nie etwas wirklich Vernünftiges! Munk krauste nun doch recht verdrießlich die nackte Stirn. He, wo blieb endlich das Fresschen?


Das fragt Munk. Und was frag ich? Haste bitte noch n Teil?
lg
 



 
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