Das neue Haarnetz

molly

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Das neue Haarnetz

Während die Pfeffermännchen, die Bauersleute und Inspektor Stutzhuber einen Plan ausheckten, wie sie endlich Kunibert und Kunigunde fangen konnten, gelangten die beiden Räuber keuchend zu ihrem Baumhaus und kletterten hastig hinein. Die Räuberfrau warf sich auf den Boden und heulte zornig. "Mein wunderschönes Haarnetz hängt am Busch“, schluchzte sie. "Sei still, ich bin müde und will schlafen. Wie gut, dass uns niemand erwischt hat", knurrte Kunibert. Er warf sich in seine Hängematte und Kunigunde schluchzte noch mehr. Sie stand auf und stellte sich neben Kunibert. „Ich brauche aber mein Haarnetz“, weinte sie. „Schneide deine Haare kurz, dann brauchst du kein Netz, das sie zusammenhält", murmelte er schläfrig. Kunigunde stampfte einmal laut auf, packte Kuniberts Hängematte und stieß sie weit von sich. Der Räuber schaukelte wild hin und her. "Aufhören, sofort aufhören, mir wird übel“, jammerte Kunibert. "Erst wenn du mir versprichst, mein Haarnetz zu suchen", antwortete Kunigunde und versetzte ihm einen neuen Stoß.
„Ja, ja, ich verspreche dir alles, aber bitte hör auf, mich zu schaukeln, ich bitte dich, hör auf“, flehte Kunibert. Kunigunde hielt die Hängematte fest und beugte sich über ihren Räuber. "Vergiss dein Versprechen nicht, denn ohne Haarnetz kann ich dir bei deiner Räuberei nicht helfen, ohne Haarnetz bin ich keine Räuberfrau, verstanden?" „Klar, morgen kümmere ich mich um dein Haarnetz, großes Räuberehrenwort", murmelte er und drehte sich auf die Seite. Als Kunigunde in ihre Hängematte kletterte, schlief der Räuber bereits. Zum Glück schnarchte er nicht, sonst hätte der Inspektor ihn entdeckt. Auf seinem Heimweg drehte Inspektor Stutzhuber noch eine Runde durch den Wald. Dann ging auch er nach Hause, legte sich ins Bett und schlief ein.

Kunibert besorgt ein neues Netz
Sehr früh am Morgen stand Kunigunde auf. Sie hatte schlecht geschlafen, Haarsträhnen waren ihr ins Gesicht gefallen und Haare im Gesicht fand Kunigunde schlimmer, als Haare in der Suppe. Sie brauchte dringend ihr Netz, ihr wunderschönes Netz mit den Perlen. Sie versetzte Kunibert einen Nasenstüber. Er nieste heftig, drehte Kunigunde den Rücken zu und schlief weiter. Da zupfte sie ihn am Schnurrbart und sagte: „Entweder du stehst sofort auf oder ich schaukle dich." „Nein nur das nicht", rief der Räuber und sprang mit einem Satz aus der Hängematte.
Beim Frühstück sagte Kunibert: "Die Blätter färben sich schon bunt. Bald fallen sie ab und wir müssen unser schönes Baumhaus bis zum nächsten Sommer verlassen." "Ja", nickte Kunigunde, "der Herbst kommt. Hast du dich schon nach einem Winterquartier umgesehen?" fragte sie.
„Wir könnten in die alte Mühle einziehen", schlug Kunibert vor. Kunigunde schüttelte den Kopf. „Da wohnen zu viele Mäuse und Ratten. Wir waren in letzter Zeit sehr fleißig und haben viel Geld gestohlen. Damit mieten wir uns über den Winter einen gemütlichen Wohnwagen."
„Kunigunde, du bist ein Schatz", rief der Räuber erfreut aus. Doch dann nagte er an den Lippen und fragte: „Ist das nicht zu teuer?" Kunigunde schlug den Deckel der Schatzkiste zurück, holte einen Strumpf voller Geldstücke heraus und zeigte ihn Kunibert. "Vier solche Geldsocken haben wir, das reicht", sagte sie. Kunibert klopfte zufrieden auf den Geldstrumpf. "Ich hole dein Netz, pack du unsere Sachen für das Winterquartier“, sagte er und kletterte aus dem Baumhaus.
Während Kunigunde das Geschirr, die Töpfe, die Hängematten und alle geraubten Schätze in Rucksäcke verstaute, suchte Kunibert im Wald das Haarnetz. Er fand den Busch, an dem Kunigunde das Netz verloren hatte, doch das war verschwunden. Er kniete sich auf den Boden und suchte weiter. Da hörte er ein leises Motorengeräusch. Vorsichtig zog er sich in den Wald zurück und kletterte auf die hohe Eiche. Kunibert entdeckte den Polizeiinspektor Stutzhuber. Er stellte seinen Motorroller hinter einen Baum und legte sich neben der Brombeerhecke auf die Lauer. Der Räuber lächelte grimmig.
"Du kannst warten, bis du schwarz wirst, mich erwischt du nicht", murmelte er leise. Er beschloss in die andere Richtung, nach Schneckenberg, zu laufen, um dort für seine Kunigunde ein Haarnetz zu besorgen.
Kunibert konnte nicht nur gut auf Bäume klettern, er war auch ein schneller Läufer. Bald kam er in Schneckenberg an. Doch in welchem Geschäft gab es Haarnetze? Kunibert braucht nicht lange zu suchen. Beim ersten Geschäft stand draußen vor dem Schaufenster ein Tisch und darauf lagen Netze in allen Farben und Größen. „Ein guter Räuber wird niemals etwas kaufen, das er leicht klauen kann", sagte sich Kunibert. Er schaute sich verstohlen um, niemand beobachtete ihn. Blitzschnell langte er sich ein grünes Netz und rannte zurück in den Räuberwald. Flink kraxelte er ins Baumhaus und überreichte freudestrahlend Kunigunde seine Beute. „Bei dir piept es wohl, ich will ein Haarnetz und keine grünen Paprika", fauchte sie ihn an. Kunibert nahm ihr das Netz wieder ab und legte es auf den Boden. Dann schnitt er mit seinem Messer ein Loch hinein und holte die Früchte raus. Das leere Netz warf er Kunigunde in die Arme.
"Bist du nun zufrieden?" brummte er. „Eigentlich finde ich dieses Netz sehr hübsch", sagte sie und legte es um ihre Haare. "Aber mein altes, schwarzes wäre mir lieber, das fällt nicht so auf. Und ich weiß auch, wer mein Netz hat.“
"Erzähl doch mal“, sagte Kunibert. Sie setzten sich nebeneinander auf den Boden und lehnten sich an der Baumhauswand an. Dann sagte Kunigunde: „Als ich alle unsere Sachen gepackt hatte, knurrte mir der Magen. Ich ging zu Bäcker Hinz, um 2 Stück Streuselkuchen zu kaufen. An der Tür der Bäckerei hing dieser große Zettel!"
Sie holte ein Blatt aus ihrer Tasche und drückte es Kunibert in die Hand. Kunibert riss erstaunt die Augen auf und las:

WUNDERSCHÖNES H A A R N E T Z GEFUNDEN

kann nachmittags bei Bauer Merten abgeholt werden!

"Wir holen dein Netz, natürlich nicht am Nachmittag, sondern heute Nacht“, versprach Kunibert. Aber damit war Kunigunde nicht einverstanden. „Heute Nacht passt Bauer Merten sicher auf, dass niemand in sein Haus einbricht. Also ziehen wir zuerst in unser Winterquartier und in zwei Nächten schleichen wir ins Bauernhaus und klauen mein Haarnetz.“
Wenn Kunibert und Kunigunde im Herbst ihr schönes Baumhaus verlassen mussten, waren die beiden stets traurig. Doch dieses Mal freuten sie sich auf ihre neue Wohnung. Frohgemut schnallten sie sich den Rucksack auf den Rücken und marschierten schweigend zum Campingplatz. Sie mieteten den schönsten Wohnwagen, mit weichen Betten, Kühlschrank, Herd und einer kuscheligen Sitzecke. So ein gemütliches Winterquartier hatten sie noch nie. Sie packten ihre Sachen aus und aßen den Streuselkuchen. Dann legten sie sich in ihre warmen Betten. Während sie miteinander redeten, strich der Wind um den Wohnwagen und sang für sie ein wundervolles Abendlied.
©M. Rieger

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Das Haus hat Räder und ist klein,
da ziehen nun die Räuber ein.

Moɥuʍɐƃǝu
 



 
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