Das Ohdoch-Neinchen

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Aufschreiber

Mitglied
"Nein!", sagte er, die Stimme streng.

"Oh doch!", sprach sie,
verschränkte eng die Arme
und verkniff den Mund,
tat somit ihr Missfallen kund.

"Ich sagte 'nein'!", ließ er vernehmen,
und hoffte, sie würd' sich bequemen,
nur ... sie schmollte noch
und schniefte drum beleidigt: "Doch!"

"Das kannst du immer wieder sagen!",
schrie er, konnt' kaum es mehr ertragen.
Da war ihr Widerstand passee,
so schien es,
denn ihr Resümee
wollt' Kapitulation vielleicht versprechen.
Sie hörte auf, zu widersprechen
und sie begann zu schmeicheln, kosen,
mit Lippen küsste sie, wie Rosen.

Er fasste kaum, wie ihm geschah,
stand stumm und ganz verdattert da.
Sie biss ihn sanft ins Ohr und dann
fing sie ... ihn zu entkleiden ... an.
Sie ließen auf dem Bett sich nieder,
er fasste keck ihr schon ans Mieder.
Die Frau entzog sich ihm gewandt
und schlug ihm neckisch auf die Hand.

Er fühlte sich in seiner Haut
recht angenehm, ja, ... aufgetaut ...
Sie küsste wieder, einmal noch,
ihn heiß und gurrte leise: "Doch!"

Dann ging sie und ließ ihn allein.
Da lag er nun - und dachte: "Nein!"
 

sufnus

Mitglied
Hey Aufschreiber,

thematisch bin ich bei Deinen Zeilen nicht unbedingt in meiner Wohlfühlzone, weil ich persönlich der humorvollen Bedichtung "heteronormer" (ja.. ich weiß... ein aufgeladener Begriff) Beziehungen im Geiste traditioneller Geschlechter-Zuschreibungen keinen so großen Schmunzelfaktor abgewinnen kann, was bei "komischer Lyrik" (oder meinethalben "heiterer Lyrik") natürlich ein subjektives Rezeptionsproblem darstellt. Hinzu kommt noch für mich, dass der von einem nicht näher spezifizierten "nein" überwölbte Schrei-Ausraster von dem Typen mit anschließendem Beinahe-Sex mich zusätzlich noch in düstere (und wie ich durchaus ganz klar erkennen kann, von Deinem Text eindeutig NICHT intendierte) Assoziationsräume verschlägt, was mir noch ein bisschen mehr auf die Stimmung schlägt.
Und... wow... das hab ich jetzt aber echt mal wieder schön kompliziert ausgedrückt! Krass.

Davon jetzt aber mal wirklich ganz & gar abgesehen, find ich Dein Gedicht eigentlich ganz schmissig und überzeugend komponiert. An ein paar wenigen Stellen gibt es gewisse metrische und/oder klangliche Unebenheiten, aber ich bin mir da gar nicht sicher, ob die womöglich beabsichtigt sind. Falls nicht könnte man z. B. korrigieren:

"Oh doch!", sprach sie,
verschränkte eng die Arme und
verkniff den Mund,
tat so ihr Missbehagen kund.

oder

und hoffte, sie würd' sich bequemen,
allein ... sie schmollte noch


Auf alle Fälle, hoffe ich, Du bist durch meine höchst subjektive Andersverortung in Sachen Humor (mein lyrischer Humor ist sicher auch nicht zwingend jedermenschs Sache ;) ) nicht offendiert. Denn so wars nicht gemeint. :)

LG!

S.
 

petrasmiles

Mitglied
Mhm, war jetzt süß geflattert und mit Kratzfüßchen und 'gar nicht bös gemeint' Schelmblick - aber wenn das jetzt mein Text wäre, dächte ich, was soll ich mit diesem Feedback anfangen?

Man könnte auch sagen: Ich mag keine Baumlyrik. Nun hast Du Baumlyrik geschrieben und ich will Dich auch bestimmt nicht deshalb kritisieren oder Dich damit piesacken, dass Du mit diesem Ast- und Blätter-Bla-Bla nicht nur den (in meiner Wohlfühlzone verankerten) Zeitgeist nicht mehr triffst, sondern auch noch bedenkliche Beinahe-Sachen hinzudichtest, die für mich nun wirklich schwer aushaltbar sind. Aber so, in Deinem Kontext, ich will mal nicht so sein, da finde ich schon noch was Gelungenes und gebe ich Dir noch ein paar Tipps. Zwinker, zwinker, zwinker.

Muss man in Feedback - muss man das Textarbeit nennen? - eigentlich erst einmal sein ganzes Sein reingekippen, um politisch korrektem Kontext, dem man selber huldigt, gerecht zu werden, um dann eventuell noch etwas dazulassen, was auch andere interessiert?

Soll man ja eigentlich nicht machen, die Kommentare anderer beurteilen, aber da ist mir jetzt doch die Hutschnur geplatzt - ich empfand's als Frechheit.
Nichts für ungut.

Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Tja, Petra, der anklingende Zeitgeist dürfte stärker für Deine geplatzte Hutschnur verantwortlich zeichnen als mein Zwinkern (das btw. einem nervösen Nervenleiden geschuldet ist und keinesfalls irgendeine Form von Schelmenhaftigkeit anzeigt).
Einem Diskurs über Baumlyrik wäre ich dennoch nicht abgeneigt, wenngleich Baumkuchenlyrik mir noch etwas näher stünde.
Noch mehr Substantielles kann ich aus Deiner Kritik an der Kritik leider nicht extrahieren. Sela.
LG!
S.
 

petrasmiles

Mitglied
Muss man in Feedback - muss man das Textarbeit nennen? - eigentlich erst einmal sein ganzes Sein reingekippen, um politisch korrektem Kontext, dem man selber huldigt, gerecht zu werden, um dann eventuell noch etwas dazulassen, was auch andere interessiert?
Lieber Sufnus,
da hast Du beinahe alles aufgegriffen, nur den Punkt, der vielleicht etwas Substantielles zu bieten hätte, sparst Du aus.
Ich begreife Feedback als etwas Gebendes. Und wenn ich spüre - wie Du es getan hast - das ist jetzt nicht so auf meiner Linie - muss das dann als Subtext transportiert werden? Ich halte es für ein Unsitte. Durch die individuelle Perspektive kommt da schon genug von einem selbst hinzu, muss man dass dann als Plakat vor sich hertragen?
Aber nun ist auch gut.

LG Petra
 

sufnus

Mitglied
Ich begreife Feedback als etwas Gebendes. Und wenn ich spüre - wie Du es getan hast - das ist jetzt nicht so auf meiner Linie - muss das dann als Subtext transportiert werden? Ich halte es für ein Unsitte. Durch die individuelle Perspektive kommt da schon genug von einem selbst hinzu, muss man dass dann als Plakat vor sich hertragen?
Aber nun ist auch gut.
1) Ist es nicht an Dir per "nun-ist-gut" die Diskussion zu schließen, wenn es gerade wieder Substanz gewinnen könnte.
2) Versteht man unter Subtext etwas, das nicht direkt gesagt wird, sondern implizit mitschwingt. Meine Vorbemerkung, dass ich auf Männlein-Weiblein-Humor auf Basis von typischen Rollenklischees im Allgemeinen nicht so furchtbar stehe, ist völlig Subtext-frei und mein Hinweis auf weitergehende Asssoziationsräume blieb zwar unausgeführt, ist aber offensichtlich für jeden nachvollziehbar und war außerdem durch die Bemerkung, dass dies so nicht vom Autor intendiert ist, klar als Nebenbemerkung gekennzeichnet. Selbstkritisch würde ich hier einwenden, dass ich das Fass trotzdem besser nicht aufgemacht hätte.
3) Könntest Du doch, anstelle Dich mit Kritik an der Kritik abzuarbeiten, was Nettes zu dem Gedicht sagen? Das wär doch mal ein konstruktiver Beitrag von Dir.
4) Nur zur weitergehenden Klarstellung: Wenn jemand gerne über Typologien aus dem XY/XX-Dunstkreis einen Witz machen möchte, hab ich damit nullo Problemo - wie käm ich auch dazu? - ich fänds höchstens nicht so furchtbar witzig und würd das ggf. auch kundtun, um einen evtl. ausbleibenden Enthusiasmus näher zu erläutern (der könnte ja sonst auch an 1000 anderen Dingen hängen). Political correctness empfind ich als gar gruseligen Ausdruck von Dumpfbackigkeit (nach dem Motto: man darf nicht mehr "die Franzosen" sagen, weil das zu verallgemeinernd sei - gehts noch ne Schippe bekloppter?) und die in meiner Wahrnehmung glücklicherweise etwas abgeebte Cancel-Diskussion ist einfach nur gru-se-lig.

LG!

S.
 

petrasmiles

Mitglied
Ach schade, ich dachte, da könnte man sich wirklich austauschen und nachdenklich werden.
Für mich ist die Frage wirklich zentral, ob man in einem Kommentar eine Du- oder eine Ich-Botschaft sendet.
Du hast Dich entschieden ...

Aufschreiber weiß, dass er es kann, und hat aufgeschrieben, was ihm Spaß machte.
Und anderen vielleicht auch.

Liebe Grüße
Petra
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Ihr Beiden,

ich habe Euren Austausch erst jetzt gelesen und danke Euch allen 2 für Eure Kommentare. Petra hat das schon ziemlich gut erfasst. Der Text ist ein rein amüsant geplanter, bei dem ich eher auf den Vortrag (daher die scheinbaren Holpereien) abziele, als auf die saubere Versform.
Vom Inhalt her ist es einfach die augenzwinkernde Beschreibung der Situation, in der das "Hausherrchen" lernt, dass die Zeit solcher Auswüchse vorbei ist und die "Sie" um einiges cleverer, als sein misslungener Dominanzversuch.

Vielleicht kann man das einfach auch nur so lesen, weil ich sicher nicht daran arbeiten werde?

Beste Grüße,
Steffen
 

James Blond

Mitglied
Muss man in Feedback - muss man das Textarbeit nennen? - eigentlich erst einmal sein ganzes Sein reingekippen, um politisch korrektem Kontext, dem man selber huldigt, gerecht zu werden, um dann eventuell noch etwas dazulassen, was auch andere interessiert?
Genau diese Frage habe ich mir in den vergangenen 24 Stunden zu verschiedenen Anlässen auch gestellt, liebe Petra. Und meine Antwort lautet: Nein, besser man tut es nicht! ;)
Ich möchte in Stellungnahmen zu meinen Gedichten nichts über persönliche Hintergründe, bzw. Bewusstseinsabgründe meiner Beurteilenden erfahren, um ihr Urteil angemessen einordnen zu können. Und das gilt auch in der Gegenrichtung: Es spielt keine Rolle, welchem Acker der Text entwachsen ist, bzw. es sollte keine Rolle spielen ...

Und so mache ich mein Feedback kurz und nur dem Text angemessen: Ein prima Text, der sich gut für einen lebhaften Vortrag auf der Bühne eignet! Und der mit einer coolen Pointe seinen passenden Abschluss findet. Erfolg garantiert. Punkt. :)

Schmunzelnde Grüße
JB
 



 
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