das stratigraphische prinzip

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  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15780
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]das stratigraphische prinzip


zerreiß die william morris tapeten
die falsch durcheinander gepuzzelten fetzen
lös auf ihre böden die schichten zertreten
von suchern und sammlern - laß sie sich setzen

im spuren-netz - laß im tonsatz sie lesen
laß keltern die säfte der ameisen-beeren
laß rinnen die sinne durchs werden und wesen
laß sein laß sie sein ohne ihnen zu wehren

die alten plakate entdeckst du darunter
getrakl georgel von jugendstil-schwänen
umschlungen die hälse die schwimmhäute bunter
sieglinde küßt siegmund in friedlosem wähnen

darüber sind längst andre straßen zu teeren
die kriege des friedens west-ostseiten-klima
die kontinentale verschiebung zu mehren
atlantis tertiär um sekunden zur prima
 

Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

bist Du gerade beim Aufräumen ? :D

Dein feiner Humor hat mich auch hier erheitert

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke Dir, Tula, für Lesen, Werten und Kommentieren.

Die Metapher vom "Aufräumen" ist gut, "praktischer" als sagen wir mal das Bild vom Archäologen, das durch den Titel vorgeschlagen (oder gar aufgedrängt) wird.
Es geht zugleich darum, diese Vorgabe zu sprengen, so ein Bild wie das vom psychoanalytischen Archäologen oder vom "aufgeräumten" Dichter bis zur Absurdität hin zu überdehnen, in Vieldeutigkeit aufzublättern, aufzulösen. Etwa am Ende, wo die Formationen-Epochen (Tertiär, Quartär usw.) mit Musikintervallen verwechselbar werden, die genauso wie jene nichts anderes als die puren lateinischen Ordnungszahlen sind, und dann die Sekunden, und und und ...
 



 
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