Das Tanz des Mädchens

elabird

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Sie war hin und hergerissen zwischen der Annahme sie sei von dieser besonderen, kaum wahrnehmbaren Schönheit, die nur Wenigen tatsächlich zugänglich war, und der felsenfesten Gewissheit das unausstehlichste und hässlichste Wesen unter dem Himmel zu sein. In ihr kämpfen zwei Persönlichkeiten darum Ausdruck zu finden: die selbstbewusste, gut gekleidete und stets zuversichtliche Frau und das melancholische, sich verabscheuende Mädchen. Dieser kräfteraubende Tanz um Präsenz saugt nach und nach Energie aus ihrem Leben und ihrem Sein. Wann immer sie sich sicher zu sein scheint, nun völlig und endgültig ihre Festigkeit gefunden zu haben, den Moment gleichermaßen schätzt wie mit sicherem Schritt in eine erfolgsverheißende Zukunft schreitet, holt die Dunkelheit sie ein. Dann kommen die trüben Gedanken, reißen die geglaubten Felsen aus Mut und Können unter ihren Füßen nieder, und lassen ein schwammiges Wrack zurück, dass alles an sich, das Äußere wie das Innere, in Frage stellt. Unzählige Male stellt sie sich in solchen Momenten die Frage, ob dem Auf und Ab, dem zermürbenden Kreis aus Selbsthass und Selbstliebe ein Ende in fernen Tagen bevorsteht, oder ob die einzig verbleibende Option ist, das schwächelnde Mädchen den kleinstmöglichen, notwendigsten Teil der selbstbestimmten Frau in sich finden zu lassen, um der Kräfteräuberei mit zitternder Stärke selbst ein Ende zu bereiten.
 



 
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