dass die stille laut ist

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Walther

Mitglied
dass die stille laut ist


am himmel treffen sich zwei
sterne hell & klar // sie leuchten was
zu leuchten ist / ganz wunderbar //
dies schimmern durch plejaden
fäden die als haar // von engeln zu
erscheinen pflegen / schwärze bar // der

leisen hoffnung tief im all sei
seelen wärme // zerstäubt die gase aller
weißen schnuppen schwärme // die
firmamente queren / galaxie gedärme //
aus dunklem stoff um wabern eng
der heißen therme // spiralen arme /

decken leere räume gänzlich zu // ein
kleiner mensch spickt durch ein
rohr / im nu // erkennt er / dass die
stille laut ist / keine ruh // herrscht
in den sphären von des universums
nächten // unendlich schwingt der ton

von raum zeit wellen mächten // die nichts
vom guten wissen & vom schlechten //
 

Fleur de Sol

Mitglied
Lieber Walther,

das gefällt mir großartig:
decken leere räume gänzlich zu // ein
kleiner mensch spickt durch ein
rohr / im nu // erkennt er / dass die
stille laut ist / keine ruh // herrscht
in den sphären von des universums
nächten // unendlich schwingt der ton
und würde mir reichen, ... ;), was nicht heißen soll, dass all die anderen Strophen sinnlos, wertlos tralala sind ... mitnichten, dicht bebildert einfach schön, vollkommen!

Herzlichst,
Fleur
 

revilo

Verboten
Hallo Meister.....mir geht es so wie fleur...diese Strophe ist großartig, gerade zu magisch und gehört zu dem Besten,was ich in der LL je las.....ansonsten empfinde ich das Gedicht wie einen Irrgarten:Wenn Du das Ende gelesen hast, findest Du den Anfang nicht mehr....was mich aber am meisten fasziniert, ist die Tatsache dass Du als -unbestritten- " Großer " der LL den Mut besitzt, Gedichte zu schreiben, die man von Dir so nicht erwartet hätte....Du bist unberechenbar...und gerade das macht Dich so wertvoll für die LL....

LG von revilo
 

Label

Mitglied
mir fallen jetzt gerade keine Worte ein, die deinem Gedicht gerecht werden könnten, ohne schal zu klingen
nun will ich erst noch dem Nachhall lauschen und genießen

überwältigt
Label
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Walther,
mich freut zunächst, dass du die alten Zäsuren und Diäresen wieder hervorgekramt hast. Denn ein Rassepferd geht am straffen Zügel zuweilen "kunstvoller" als eines, das frei läuft, schreibt jedenfalls in etwa Herr Gelfert. Zumindest gilt ihm dies für die Dressur.
Das Interessante an deinem (ungereimten? *hihihi) Alexandriner ist die kühne Formatierung, die die übliche schwierige Zäsur nach der dritten Hebung elegant überbrückt und wohlklingende Enjambements schafft.
Unlängst waren Zäsuren hier schon einmal Thema; deshalb freue ich mich, dass du die Sache aufgreifst und meisterlich vorführst.
Inhaltlich gibt es nix zu meckern; lediglich die ersten zwei Verse sehe ich kritisch. Sie klingen - im Vergleich zum ganzen Rest - etwas banal in meinen Ohren und abgehackt.
Vielleicht findet sich da noch etwas anderes?
Ansonsten ein lauthalsiges Bravo für ein bewundernswertes Handwerksstück von Raffinesse und Schönheit.
Herzliche Grüße
Heidrun
 
A

AchterZwerg

Gast
Nachtrag: Eben merke ich, dass die Strophen in sich komplett auf ihre Endsilben gereimt sind ... Was issen däs? Ein alexandrinisch-walthersches Extra-Gelege? ;)
 

Walther

Mitglied
hallo in die runde,

ganz herzlichen dank für die lobenden worte und wunderbaren wertungen, ich bin überwältigt. da einige fragten, was sich hinter all diesen zäsurzeichen verbirgt, hier eine andere schreibung des texts, die eine der varianten, die ich ausprobiert habe, darstellt:
dass die stille laut ist


am himmel treffen sich zwei sterne hell & klar /
sie leuchten was zu leuchten ist / ganz wunderbar
dies schimmern durch plejaden fäden / die als haar
von engeln zu erscheinen pflegen / schwärze / bar

der leisen hoffnung / tief im all sei seelen wärme /
zerstäubt die gase aller weißen schnuppen schwärme
die firmamente queren / galaxie gedärme
aus dunklem stoff um wabern eng der heißen therme

spiralen arme / decken leere räume gänzlich zu /
ein kleiner mensch spickt durch ein rohr / im nu
erkennt er / dass die stille laut ist / keine ruh

herrscht in den sphären von des universums nächten /
unendlich schwingt der ton von raum zeit wellen mächten /
die nichts vom guten wissen & vom schlechten
ich habe noch einige weitere getestet.

gewonnen hat die, die ich in die lupe gestellt habe, weil sie alles verbindet: das schwingende des texts, die ebenen der gedichtarten und das sonettige.

auf eure einträge darf ich nach und nach noch einzeln antworten. ;) danke!!!

lg w.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

ja, es ist (von zwei Ausnahmeversen mit einmal fünf, einmal sieben Hebungen abgesehen - hoffe, ich habe mich nicht verzählt :)) ein Sonett, nicht unbedingt ein Alexandriner, wegen der nicht durchgängig vorhandenen Zäsuren in der Mitte. Aber Du schriebst ja: sonett-ähnlich, vielleicht wegen der beiden Ausnahmen. (2. Terzett, 3. Zeile; 1. Terzett, 1. Zeile)

Was mir noch aufgefallen ist: Du schreibst Wörter auseinander - bewusst, wie glaube -, die eigentlich zusammenzugehören scheinen. "seelen wärme", "um wabern" und vor allem "raum zeit wellen mächten". Resultat sind weitere Deutungsmöglichkeiten, aber auf Kosten eines fließenden Lesens.

Nicht so begeistert bin ich von

"sphären von des universums nächten"

weil das sprachlich abfällt.

Die aaaa bbbb ccc ddd Reimstruktur habe ich schon häufiger ähnlich von Dir in Erinnerung, ein echter Walter :)

Inhaltlich ein kosmisches Thema, mit paarweisen Anspielungen.

Mir gefällt es in der eigenwillig gebrochenen Form.

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
hi fleur de sol,

in der tat könnte man das gedicht evtl. kürzen, allerdings wirkt die strophe natürlich auf dem vorbereiteten bett der anderen. so war das jedenfalls gedacht.

lieben dan fürs hereinschauen und kommentieren.

lg w.

lb. revilo,

der gelegenheitsdichter verneigt sich bescheiden. als großer würde ich mich nicht bezeichnen. dazu reicht es an vielen stellen nicht, und das sollte man sich immer wieder klar machen, um nicht abzuheben.

aber natürlich muß man als ewiger (ver-)suchender immer mal wieder was neues wagen, auch des scheiterns wegen, weil nur daraus gelernt werden kann. außerdem langweilt man sich, wenn man zu sklavisch immer wieder repetiert.

1000mal danke für das sicherlich unverdiente lob - aber gefallen tut einem das schon (und gut tuts auch). :)

lg w.

hi label,

wenn dir die worte fehlen, ist es entweder super gut und gaaanz schrecklich. ;) danke fürs reinschauen!

lg w.

lb. revilo,

danke für den aufruf, den einige zu wörtlich genommen haben. :)

lg w.

hi 8erzwerg,

ab und zu gelingt mal ein gutes gedicht. dieses scheint eins zu sein, wenigstens für die eine oder den anderen. vielen lieben dank für die sehr freundlichen worte!

lg w.

lb. herbert,

danke für deinen ausführlichen eintrag. es ist kein richtiges sonett, was ich geschrieben habe; daher stimmen die formalia nicht hundertprozentig.

nach meinem dafürhalten habe ich einen sechshebigen jambus verwandt. dieser schafft die getragene stimmung, die langsamkeit auslöst. er sollte eigentlich durchgängig sein, ich habe ganz schön hin zu her geschoben dafür.

in der tag ist der von dir genannte vers der schwächste. bis dato habe ich keine idee, die inhalt und melodie vereinte. hast du einen tip?

danke nochmals!!

lg w.
 

Walther

Mitglied
lb herbert,

eine interessante anregung, die aber die beschriebe schwäche, die sie adressiert, nicht entfernt. daran muß ich wohl noch feilen. :)

danke und lg w.
 



 
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