Dein Reich komme
Es wird das Reich des Vaters, das Reich Gottes erwünscht. Ein Reich, das anders sein muss als das Menschenreich hier auf Erden.
Einige Gedanken sollen klären helfen, wie sich diese beiden Reiche unterscheiden könnten.
Im Thomas-Evangelium Log. 22 steht:
"Jesus sagte zu ihnen:
Wenn ihr die zwei zu eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem Einzigen macht, damit das Männliche nicht männlich und das Weibliche nicht weiblich ist, wenn ihr Augen anstelle eines Auges macht und eine Hand anstelle einer Hand und einen Fuß anstelle eines Fußes, ein Bild anstelle eines Bildes, dann werdet ihr ins Reich eingehen."
"Wenn ihr zwei zu eins macht", das ist bereits der ganze Auftrag auf dieser Erde, um das Reich Gottes kommen zu lassen.
Die ZWEI symbolisiert die Polarität, der wir Menschen in dieser Welt ausgesetzt sind. Unsere Aufgabe ist es, die Gegensätze zu überwinden, zu vereinen und so zur Einheit, zu Gott, ins Reich zu kommen, also die ZWEI zur EINS zu machen. Das Ziel des Menschen ist die Überwindung der Polarität, dieses kann nur über die Auseinandersetzung mit der Polarität erreicht werden.
"Alles ist zwiefach, alles hat zwei Pole,
alles hat sein Paar von Gegensätzlichkeiten,
gleich und ungleich ist dasselbe;
Gegensätze sind identisch in der Natur,
nur verschieden im Grad; Extreme berühren sich;
alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten;
alle Widersprüche können miteinander
in Einklang gebracht werden!"
(Kybalion)
alles hat sein Paar von Gegensätzlichkeiten,
gleich und ungleich ist dasselbe;
Gegensätze sind identisch in der Natur,
nur verschieden im Grad; Extreme berühren sich;
alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten;
alle Widersprüche können miteinander
in Einklang gebracht werden!"
(Kybalion)
Das Polaritätsgesetz ist das Gesetz unserer Welt, das wir zur Wirkung gebracht haben, als wir vom Baum der Erkenntnis aßen, denn erst dadurch war es uns möglich, die Gegensätze zu erkennen. Diese Gegensätzlichkeit bringt uns auch das Leid dieser Welt, denn wenn wir zu einem Pol ja sagen, sagen wir automatisch zum anderen Pol nein und erzeugen damit unser persönliches Leid.
In der Jung'schen Psychologie wird all das, mit dem sich unser Ich nicht identifizieren kann, Schatten genannt. Wenn wir also für Frieden aber gegen Krieg sind, liegt Krieg im Schatten. Dieses im Schatten liegen, heißt, sich dagegen zu wehren und somit sein persönliches Leiden zu erzeugen. Jeder Widerstand gegenüber Dingen, die ungewünscht auf uns zukommen, die uns zufallen, die uns zufällig passieren, erzeugt unser Leid, weil wir nicht einverstanden sein können, mit dem was ist.
Das Essen vom Baum der Erkenntnis zwingt uns alles, was wir erleben in Gegensatzpaare zu spalten, die wir zu großen Teilen als Konflikte leben. Sie zwingen uns, diese zunächst zu unterscheiden und uns dann für eines zu entscheiden. Mit jedem Nein zum Gegenstück, mit jedem Ausschluss, wächst unser Schatten, wird unser Unheil sein gefestigt, denn zum Heilsein dürfte uns ja nichts fehlen, es müsste alles in uns sein, wir müssten all-ein sein.
Dieser Zustand ist hier in unserem Erdenreich nicht erreichbar.
Laotse sagte im TaoTeKing über die Gegensätze:
"Wer da sagt: Schön - schafft zugleich: Unschön.
Wer da sagt: Gut - schafft zugleich: Ungut.
Bestehen bedingt Nichtbestehen.
Verworren bedingt Einfach.
Hoch bedingt Nieder.
Laut bedingt Leise.
Bedingt bedingt Unbedingt.
Jetzt bedingt Einst.
Also der Erwachte:
Er wirkt - ohne zu werken.
Er sagt - ohne zu reden.
Er trägt alle Dinge in sich zur Einheit beschlossen.
Er erzeugt - doch besitzt nicht.
Er vollendet Leben - beansprucht nicht Erfolg.
Weil er nie beansprucht - erleidet er nie Verlust."
Wer da sagt: Gut - schafft zugleich: Ungut.
Bestehen bedingt Nichtbestehen.
Verworren bedingt Einfach.
Hoch bedingt Nieder.
Laut bedingt Leise.
Bedingt bedingt Unbedingt.
Jetzt bedingt Einst.
Also der Erwachte:
Er wirkt - ohne zu werken.
Er sagt - ohne zu reden.
Er trägt alle Dinge in sich zur Einheit beschlossen.
Er erzeugt - doch besitzt nicht.
Er vollendet Leben - beansprucht nicht Erfolg.
Weil er nie beansprucht - erleidet er nie Verlust."
So bedingen sich die Gegensätze zwingend, weil sie eben zwei Aspekte der Einheit sind, die als Reich Gottes hinter der Polarität steht. Die Einheit ist das, was alles enthält in seiner Ununterscheidbarkeit. Die Einheit ist eine Welt, in der es keine Gegensätze und damit auch keine Erkenntnis gibt. Es ist die Welt des Baums des Lebens, der ja auch im Paradies stand und diesen Baum des Lebens suchen wir, um wieder in den paradiesischen Zustand zurückkehren zu können.
Doch diese paradiesischen Zustände bedeuten letztendlich, alles in sich aufzunehmen, mit nichts im Widerstand zu sein.
Der Mensch muss mit allem ausgesöhnt sein, er muss alles bewusst erleben und sich alles bewusst gemacht haben und ist damit All-ein, hat damit das Reich Gottes in sich und kann es auch nur in sich finden.
Er muss seinen Weg gehen, muss sein Selbst finden und geht dann ein ins Reich.
Dieses Eingehen in die Einheit, dieses Verschmelzen mit Gott wird im TaoTeKing so ausgedrückt:
"Das Wesen, das begriffen werden kann,
ist nicht das Wesen des Unbegreiflichen.
Der Name, der gesagt werden kann,
ist nicht der Name des Namenlosen.
Unnambar ist das All-Eine, ist Innen.
Nambar ist das All-Viele, ist Außen.
Begehrdenlos ruhen, heißt Innen erdringen.
Begehrdenvoll handeln, heißt beim Außen verharren.
All-Eins und All-Vieles sind gleichen Ursprungs,
Ungleich in der Erscheinung.
Ihr Gleiches ist das Wunder,
Das Wunder der Wunder,
Alles Wunder-Vollen Tor."
ist nicht das Wesen des Unbegreiflichen.
Der Name, der gesagt werden kann,
ist nicht der Name des Namenlosen.
Unnambar ist das All-Eine, ist Innen.
Nambar ist das All-Viele, ist Außen.
Begehrdenlos ruhen, heißt Innen erdringen.
Begehrdenvoll handeln, heißt beim Außen verharren.
All-Eins und All-Vieles sind gleichen Ursprungs,
Ungleich in der Erscheinung.
Ihr Gleiches ist das Wunder,
Das Wunder der Wunder,
Alles Wunder-Vollen Tor."
Dieses Reich Gottes ist mit unserem Verstand nicht erfassbar und mit unserer Sprache nicht beschreibbar, denn es kann nicht begriffen und nicht benannt werden. Es ist aber das Innen und nicht das Außen und letztlich doch beides. Es ist in uns zu finden und in der Welt. Dieses Reich bedeutet für uns Menschen den Tod des Ich, denn in diesem Reich ist alles ununterschieden und das Ich ist Grenze und somit unterscheidbar. In diesem Reich gibt es das Gute nicht, weil es das Böse nicht gibt; es gibt Frieden nicht, weil es Krieg nicht gibt, es gibt Gesundheit nicht, weil es Krankheit nicht gibt.
Es gibt dort das Gute und das Böse, Frieden und Krieg, Gesundheit und Krankheit, aber sie sind nicht zu unterscheiden und wir müssen uns nicht für eins von beiden entscheiden.
Es gibt dort nur Agape, die allumfassende Liebe, die sich allen öffnet und die alles in sich aufnimmt und somit eins werden kann mit allem, was ist.
Das Reich Gottes kann auch durch die zehnte Tarot Säule, dem Rad des Schicksals symbolisiert werden.
Solange der Mensch an der Peripherie des sich drehenden Lebensrades hängt, wird er der Polarität, dem Auf und Ab ausgesetzt sein. Er wird den Kreis der immer wiederkehrenden Inkarnationen nicht verlassen können. Er ist seinem Schick-sal (sal = Heil) voll ausgesetzt. Ziel des Menschen muss es sein, die ruhende Mitte des Rades, die Nabe des Rades zu erreichen, denn nur dort kann er aus dem ewigen polaren Schwingen aussteigen und zu seiner ruhenden Mitte, zum Mittelpunkt und damit zur Einheit zu kommen.
Das Reich Gottes ist das Selbst, ist das kosmische Bewusstsein, ist auch die Zahl 10, die die göttliche Vollkommenheit versinnbildlicht (10. Tarot Säule). Es ist auch die Instanz, die uns das Notwendige zum Heil schickt, die uns das Schick-sal gibt.
Frances Wickens, eine englische Mystikerin, schreibt zum Schicksalsrad:
"Der Mensch ist an das Schicksalsrad gebunden, bis ihm seine von Gott gegebene Freiheit zu wählen bewusst wird. Dann erkennt er die paradoxe Natur der Kraft, die ihn gebunden und ihm die Macht gegeben hat, die Bande zu brechen, falls er sich für die Schmerzen entscheidet, die ein solcher Kampf mit sich bringt, und er zugleich die Gefahren der Freiheit akzeptiert, denen er auf dem spiralförmigen Weg begegnen wird, der von dem gebrochenen Rad nach oben führt."
Die Psychotherapeutin Beata Bishop schreibt zum Schicksal:
"Du sollst nicht fragen: Warum passiert mir dies immer?, denn zutiefst in deinem Innern weißt du, dass du diese Dinge unfreiwillig auf dich ziehst, was immer sie sein mögen."