Demenz - Einfach mal anders. Teil 2

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catbarlu

Mitglied
Schiffbruch

So, ihr konntet euch ja ein Bild machen von Hans und Peter. Peter auf seine wohl manchmal etwas devote Art kam ja mit Hans nicht so klar. Hans steuerte es im Unterbewusstsein nach dem Motto Zuckerbrot und Peitsche. Wenn Besuch da war oder die Spitex Mäuse kamen war er ,wie Peter immer sagte, ein Engel. Ich persönlich denke mehr mit einem B davor. Ja, aber Peter hatte immer so neue Ideen und als dann wieder mal Hans seine alte Freundin Maria da war wurde die Idee der Bootstour geboren, denn eine Seefahrt die ist lustig, die ist schön. Maria bot sich auch an beide zum Bootsverleih zu bringen und dann auch wieder abzuholen. Peter hatte wohl auch so etwas wie ein Bootsführerschein, oder anders gesagt ein Kapitänspatent für Arme. Auf jedenfalls waren fast alle Feuer und Flamme, nur Hans dachte wohl nun müssen die schon ein Boot mieten wo ich doch irgendwo selber eins habe. Er hatte ja nur vergessen wo. Wobei Peter dachte, dass evtl. aus Maria und Hans noch etwas werden könnte, aber sie waren eben nur Freunde und viele Freuden hatte Hans schlichtweg vergessen. Also fuhr Maria unsere beiden Freunde dann nach Lachen zu dem Bootsverleih am Obersee. Das Wetter spielte auch mit und sogar Hans seine Tochter hatte zugestimmt zu der Aktion Leinen los. Maria lies unsere Leichtmatrosen dann alleine und sagte sie komme sie dann wieder abholen, es sei denn sie wären Seeräubern in die Hände gefallen. Die beiden suchten dann ein Boot aus und Kapitän Peter ging dann zum Verleiher und erklärte ihm, dass er einen Schein hatte, den aber nicht dabei hatte, weil er nicht vor gehabt hatte ein Boot zu mieten, also hätte, hätte Fahrradkette. Hans der etwas abseits stand und eben nur so was wie ein Leichtmatrose war, langweilte sich wohl und erinnerte sich an den 100 jährigen der aus dem Boot sprang und dachte wohl an die Ehrenamtlichen Frauen und machte sich auf die Suche. Hans ging einfach los und sagte sich, lass die doch reden und dachte wohl , er war noch niemals in New York. Hans ging also seiner Wege. Als Kapitän Peter endlich fertig war und in See stechen wollte merkte er, dass seine Mannschaft nicht mehr da war. Ja, da lief er nun erst mal los und schaute in die Café s oder Bars nach dem Motto, irgendwo muss er ja sein. Doch nix Waidmanns Heil, Hans blieb verschwunden. Gott sei Dank kam dann endlich Maria und nachdem 4 Augen auch nicht mehr sahen wie 2 Augen rief man die Tochter von Hans an und teilte ihr mit das Hans für eine unbestimmte Zeit mal alleine unterwegs sein will. Man kann sich ja nun vorstellen wie die Tochter reagiert hat, zuerst mal Polizei anrufen, Großfahndung, schade das Eduard Zimmermann das nicht miterlebt hat. Dann fuhr die Tochter samt Schwiegersohn zum Ort des Verschwindens. Lösegeldforderungen waren bisher noch nicht eingegangen somit konnte man eine Entführung erst einmal ausschließen. Dann traf man sich mit Maria und Peter die bei einem Kaffee in einem Lokal sich wohl am sammeln waren. Danach ging es zur Polizei wo nun eine Vermisstenanzeige aufgenommen und zuerst lokal, später Schweiz weit und dann international sollte nach Hans gefahndet werden. Auch von einem Aufruf im Schweizer Fernsehen war die Rede, evtl. noch mit Worten von Peter, nicht füttern kann ausschlagen aber sonst ist er in Ordnung……..mit Hosen sag ich lieber nicht….besser so Peter. Nun lief die Fahndung an und ich war nicht dabei. Ich denke heute mit Abstand, Hans war noch fit und gut auf den Beinen und auch so das er nicht groß aufgefallen ist. Ja, ein schneller Erfolg konnte nicht gemeldet werden, 18 h war der Fluchtzeitpunkt, ca. 19 h der Anruf bei der Tochter und dann Auslösung der Fahndung. Plötzlich kommt einem die Zeit endlos vor und einer der Beamten brachte dann Peter nach Hause, wie ich auch von Insidern erfahren habe, war die Tochter nicht so gut auf Peter zu sprechen und der Polizeibeamter hat somit in weiser Voraussicht eine Straftat verhindern können. Nun wurde einfach nur gewartet,Peter denke ich schaute vom Balkon auf die Straße und von der Seeseite glaubte man den alten Song von Freddy Quinn zu hören….Junge komm bald wieder, bald wieder nach Haus.. Und als ob dieses Lied erhört wurde an anderer Stelle, um 4 Uhr wurde Hans aufgegriffen und nach Hause gebracht. Ja, das war eine Freude und ich denke es war das letzte große Abenteuer von Hans. Dies alles habe ich aus den Erzählungen der Beteiligten Personen zusammen gesetzt. Bis auf Hans der dazu nicht bereit war etwas zu sagen, ein Gentleman schweig und wer weiß.
Ich wurde morgens informiert direkt von dem Schwiegersohn von Hans, seine Tochter war zu kaputt von dieser Nacht und musste erst mal ausschlafen.
Auch Peter meldete sich und schilderte Hans seine kleine Flucht und mehr als aus der Ferne nun beiden ein friedliches Wochenende zu wünschen konnte ich auch nicht. Aber Peter meinte, dann er wüsste nicht ob das die richtigen Wünsche für Hans wären, er schrieb dann:„Ich glaube er muss sich seinen Frieden verdienen, durch Leistung, Anstrengungen und Kampf. Kräfte messen mit sich selber vor allen Dingen. Aber Polizei hat ihn gefunden auf dem Weg nach Hause. Er ist richtig beseelt danach“. Gut, ich war zu weit weg um das zu beurteilen zu können. Doch Hans hat dann gut geschlafen und wie die Spitex Mäuse zur Pflege kamen war er bester Laune….der Bootsflüchtling.
Wie ich dann in der Schweiz eingetroffen bin, war Polen offen wie man so sagt, denn Peter, der ja auch polnische Wurzeln hatte, war nun der Überzeugung, dass evtl. er denn ganzen Polizeieinsatz bezahlen musste. Was soll ich machen, also wollte er bei der Polizei anrufen. Ich sagte ihm dann was und wie er das erfragen sollte und er bekam auch eine positive, das er nicht mit Kosten zu rechnen hatte und auch die Familie von Hans nicht. Ja, da ist ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Das einzige was nun sehr negativ war, man hatte ihm mitgeteilt das Hans nun ohne seine Hilfe auskommen wird. Das warum und weshalb und alles was dann noch kommt, wer hat Schuld, bestimmt wegen Sexualtherapie, die Firmenmitarbeiterin hatte angedeutet das die Idee für die Familie sehr unangebracht und unangenehm sowie geschmacklos war. Er war sich ja bewusst, dass dies ein neuer Weg war, der Petersweg unter Fachleuten, aber war von der negativen Reaktion von allen Seiten doch überrascht. Er war der Meinung, dass einige dachten, er ist ein sexsüchtiger, alter geiler und geschmackloser Bock. Kein Dank für die Schwierigkeiten oder für die Ehrlichkeit sich selber anzuzweifeln. Doch er hatte Stil und hat sich emotional auch von Hans seiner Familie schriftlich verabschiedet. Ja, alles versucht und ich finde seine letzten Sätze zu Hans, nachdem er erfahren hat, das er im Heim ist wiederum schon passend zu Peters Traum. Er schrieb mir, das er Hans wünsche in dem Heim nochmal eine charmante und liebe Frau zu finden die ihn so nimmt wie er ist.

Eine wahre Geschichte nur mit anderen Namen.
 



 
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