Der alte Bekannte oder Eine Liebeserklärung (PDF)
Ich habe da diesen alten Bekannten – alt, in mehrerlei Hinsicht. Einerseits kenne ich ihn schon seit ich denken kann und außerdem steht er bald schon seit neunzig Jahren im Rampenlicht, muss also schon weit jenseits der hundert sein. Dabei sieht er keinen Tag älter aus als Mitte dreißig. Persönlich bin ich ihm noch nie begegnet, auch in seine Heimat habe ich noch keinen Fuß gesetzt und obwohl diese sich stetig verändert ist er sich doch im Herzen treu geblieben.
Die ganze Welt kennt ihn, ich bin mir sicher, auch Sie haben bereits von ihm gehört und gelesen, und doch ist er ein Durchschnittsbürger, legendär allerhöchstens für die Missgeschicke, denen er anheimfällt. Er ist Teil einer scheinbar unendlich großen Familie, die einst aus ihrer Heimat auszog um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück zu finden.
Apropos Glück: er hat da diesen Vetter, einen wahren Widerling und Glückspilz, der seiner Verlobten ständig schöne Augen macht, oftmals mit Erfolg, die ihm dann die Hörner aufsetzen. Er selbst weiß auch um die Reize der holden Weiblichkeit, ist im Herzen aber eine treue Socke, der trotz aller Differenzen immer wieder mit der Seinen Versöhnung feiert. Es ist mehr der Reiz an Protz und Prunk, der sie sich umschauen lässt, der nur allzu menschliche Wunsch sich den Reichen und Schönen anschließen zu können, denn der böse Vetter selbst.
Mein Bekannter ist wahrlich kein reicher Mann, ganz im Gegenteil. Wo er geht und steht, da macht er Schulden. Trotzdem bewohnt er ein Einfamilienhaus in gar nicht so schlechter Lage und ist in der Lage drei hungrige Mäuler zu sättigen, die nicht die Seinen sind. Er ist „nur“ ihr Onkel, ihre Mutter hat sich zu neuen Ufern aufgemacht, ihr Vater dagegen ist unbekannt. Bei genauerer Betrachtung ist es da, wo sie leben, gar nicht so unüblich, dass Kinder von ihren Onkeln und Tanten großgezogen werden. Es ist ein soziales Phänomen, wenn Sie so wollen. Unerzogen und rotzfrech kamen sie einst in seine Obhut, aber waren ihm an Cleverness und Hinterlist stets überlegen. Die Hinterlist haben sie mit den Jahren abgelegt, die Schlauheit ist ihnen geblieben. Mehr als einmal haben sie ihm aus der Patsche geholfen und sei es nur mit dem Inhalt ihres Sparschweins gewesen. Sieht man die Drei, die einander ähneln wie ein Ei dem andern, so meint man, sie bedürften eigentlich nicht der Aufsicht ihres Oheims, aber dies ist falsch. So gegensätzlich sie sind, so sehr sind sie einander doch Stütze auf dem harten Lebensweg.
Wissen Sie, da gibt es auch noch diesen reichen Onkel, der im Geld nur so schwimmt. Obwohl er die Bitte meines Freundes um ein Darlehen stets ablehnt steht mein Bekannter doch beachtlich bei ihm in der Kreide. Ständig muss er bei ihm deswegen zum Frondienst antreten, ohne dass sein Schuldenberg im Geringsten schwindet - kein Wunder, bei einem Lohn von dreißig Cent die Stunde. Stets hantiert er mit großen Beträgen, ihm selbst ist aber keiner vergönnt und wenn doch, muss er ihn bald wieder aus den Händen geben, oftmals durch das bereits erwähnte, ihm angeborene Übermaß an Pech.
All seine Anverwandten haben es auf ihrem Gebiet zu großem Erfolg und Anerkennung gebracht, er selbst ist oftmals, salopp gesprochen, ein fauler Hund. Vom Bett zieht es ihn nach dem Frühstück gerne in die Hängematte, nach dem Mittagessen verbringt er darin sein Nachmittagsschläfchen. Es sind die seltenen Phasen der Ruhe, die ihm zwischen zwei Anstellungen vergönnt sind. Arbeitet er einmal nicht für seinen Onkel oder in der Margarinefabrik, so erlebt er hin und wieder einen Höhenflug als jeweiliger Meister seines Fachs. Egal, ob nun als Glaser, Landschaftsarchitekt oder Abbruchunternehmer, er führt jeden Auftrag zum Erfolg, mit einer Präzision, von der wir hierzulande nur träumen können. Jedoch scheitert er schließlich im Finale an der Tücke des Objekts und ist mit Mann und Maus zum Untergang verdammt. Die Missgunst seiner Mitbürger ist ihm dafür ein jedes Mal gewiss.
Es gibt noch so endlos vieles mehr über ihn zu berichten, meinen alten Bekannten in dem fernen Land, dem so viel Außergewöhnliches widerfährt und der doch im Grunde nur ein Leben wie wir alle führt, der ein Jedermann ist, wie es ihn so häufig und doch wieder viel zu selten gibt. Sie haben sie sicher schon enttarnt, die Person, über die ich hier die Zeilen schinde, den Mann, dem ein Matrosenzug um vieles besser steht als allen anderen.
Dein Geburtstag ist vorbei, mein alter Freund und ich entbiete dir hiermit meinen Gruß. Geh weiter unbeirrbar deinen Weg in deiner Welt, die nicht perfekt, aber doch nah dran ist und bleib so wie du bist.
Donald Fauntleroy Duck, du hast mein Leben so sehr bereichert und ich liebe dich dafür!
Ich habe da diesen alten Bekannten – alt, in mehrerlei Hinsicht. Einerseits kenne ich ihn schon seit ich denken kann und außerdem steht er bald schon seit neunzig Jahren im Rampenlicht, muss also schon weit jenseits der hundert sein. Dabei sieht er keinen Tag älter aus als Mitte dreißig. Persönlich bin ich ihm noch nie begegnet, auch in seine Heimat habe ich noch keinen Fuß gesetzt und obwohl diese sich stetig verändert ist er sich doch im Herzen treu geblieben.
Die ganze Welt kennt ihn, ich bin mir sicher, auch Sie haben bereits von ihm gehört und gelesen, und doch ist er ein Durchschnittsbürger, legendär allerhöchstens für die Missgeschicke, denen er anheimfällt. Er ist Teil einer scheinbar unendlich großen Familie, die einst aus ihrer Heimat auszog um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück zu finden.
Apropos Glück: er hat da diesen Vetter, einen wahren Widerling und Glückspilz, der seiner Verlobten ständig schöne Augen macht, oftmals mit Erfolg, die ihm dann die Hörner aufsetzen. Er selbst weiß auch um die Reize der holden Weiblichkeit, ist im Herzen aber eine treue Socke, der trotz aller Differenzen immer wieder mit der Seinen Versöhnung feiert. Es ist mehr der Reiz an Protz und Prunk, der sie sich umschauen lässt, der nur allzu menschliche Wunsch sich den Reichen und Schönen anschließen zu können, denn der böse Vetter selbst.
Mein Bekannter ist wahrlich kein reicher Mann, ganz im Gegenteil. Wo er geht und steht, da macht er Schulden. Trotzdem bewohnt er ein Einfamilienhaus in gar nicht so schlechter Lage und ist in der Lage drei hungrige Mäuler zu sättigen, die nicht die Seinen sind. Er ist „nur“ ihr Onkel, ihre Mutter hat sich zu neuen Ufern aufgemacht, ihr Vater dagegen ist unbekannt. Bei genauerer Betrachtung ist es da, wo sie leben, gar nicht so unüblich, dass Kinder von ihren Onkeln und Tanten großgezogen werden. Es ist ein soziales Phänomen, wenn Sie so wollen. Unerzogen und rotzfrech kamen sie einst in seine Obhut, aber waren ihm an Cleverness und Hinterlist stets überlegen. Die Hinterlist haben sie mit den Jahren abgelegt, die Schlauheit ist ihnen geblieben. Mehr als einmal haben sie ihm aus der Patsche geholfen und sei es nur mit dem Inhalt ihres Sparschweins gewesen. Sieht man die Drei, die einander ähneln wie ein Ei dem andern, so meint man, sie bedürften eigentlich nicht der Aufsicht ihres Oheims, aber dies ist falsch. So gegensätzlich sie sind, so sehr sind sie einander doch Stütze auf dem harten Lebensweg.
Wissen Sie, da gibt es auch noch diesen reichen Onkel, der im Geld nur so schwimmt. Obwohl er die Bitte meines Freundes um ein Darlehen stets ablehnt steht mein Bekannter doch beachtlich bei ihm in der Kreide. Ständig muss er bei ihm deswegen zum Frondienst antreten, ohne dass sein Schuldenberg im Geringsten schwindet - kein Wunder, bei einem Lohn von dreißig Cent die Stunde. Stets hantiert er mit großen Beträgen, ihm selbst ist aber keiner vergönnt und wenn doch, muss er ihn bald wieder aus den Händen geben, oftmals durch das bereits erwähnte, ihm angeborene Übermaß an Pech.
All seine Anverwandten haben es auf ihrem Gebiet zu großem Erfolg und Anerkennung gebracht, er selbst ist oftmals, salopp gesprochen, ein fauler Hund. Vom Bett zieht es ihn nach dem Frühstück gerne in die Hängematte, nach dem Mittagessen verbringt er darin sein Nachmittagsschläfchen. Es sind die seltenen Phasen der Ruhe, die ihm zwischen zwei Anstellungen vergönnt sind. Arbeitet er einmal nicht für seinen Onkel oder in der Margarinefabrik, so erlebt er hin und wieder einen Höhenflug als jeweiliger Meister seines Fachs. Egal, ob nun als Glaser, Landschaftsarchitekt oder Abbruchunternehmer, er führt jeden Auftrag zum Erfolg, mit einer Präzision, von der wir hierzulande nur träumen können. Jedoch scheitert er schließlich im Finale an der Tücke des Objekts und ist mit Mann und Maus zum Untergang verdammt. Die Missgunst seiner Mitbürger ist ihm dafür ein jedes Mal gewiss.
Es gibt noch so endlos vieles mehr über ihn zu berichten, meinen alten Bekannten in dem fernen Land, dem so viel Außergewöhnliches widerfährt und der doch im Grunde nur ein Leben wie wir alle führt, der ein Jedermann ist, wie es ihn so häufig und doch wieder viel zu selten gibt. Sie haben sie sicher schon enttarnt, die Person, über die ich hier die Zeilen schinde, den Mann, dem ein Matrosenzug um vieles besser steht als allen anderen.
Dein Geburtstag ist vorbei, mein alter Freund und ich entbiete dir hiermit meinen Gruß. Geh weiter unbeirrbar deinen Weg in deiner Welt, die nicht perfekt, aber doch nah dran ist und bleib so wie du bist.
Donald Fauntleroy Duck, du hast mein Leben so sehr bereichert und ich liebe dich dafür!