Papiertiger
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Der Auffüller
Er konnte sich nicht genau daran erinnern, wann es gekippt war. Es muss ungefähr um das Jahr 2030 gewesen sein. Erstmals hatten sie die Einbruchs- und Diebstahldelikte in der Kriminalitätsstatistik überholt. Sie hinterließen traumatisierte, wütende und schimpfende Opfer. Am schlimmsten war es für die wohlhabenderen, gebildeten und kultivierten Schichten. Eben noch Minimalist mit weißer Weste, reinstem Gewissen und wundervollen Image als Minimalist und nun das: Messie, Umweltsau, Vollproll. Es war so peinlich!
Ich bin Auffüller. Ich stopfe Dinge, die niemand mehr haben will an Orte, an denen sie ebenfalls keiner haben will. Ich bin eine Art Robin Hood? Darüber habe ich noch nie nachgedacht? Bin ich eine Arte Cleaner, Tatortreiniger, eine Anti-Marie-Kondo? Ich wurde schon vieles genannt, meist Verbrecher, Taugenichts oder auch Schrottwichtel.
Es ist gleich stockdüster. Ich sitze in meinem Auto, den Blick auf die Villa eines örtlichen Millionärs gerichtet. Der saß vor zwei Wochen beim NDR auf dem roten Sofa in der nett-kurzweiligen Sendung „DAS!“ und dozierte über das gute Leben, über Nachhaltigkeit. Ein Einspielfilm zeigt den Mann in einer kleinen Cessna über das Great Barrier Reef fliegen. „In diesem Monat, während meiner viertägigen Reise durch Asien und Australien wurde mir klar, wir müssen diesen Planeten retten. Ich werde nächstes Jahr wieder vor Ort sein, um zu helfen“. Die Kamera fährt zurück auf die Moderatorin. Sie lacht nicht. Ich bin erstaunt. Dann fällt mir ein: Ach ja, bei Satire lacht man nicht, ist ja keine Billo-Comedy.
Ich habe den Mann schon eine Weile beobachtet. Er hat gut geerbt. Die Familie ist schon lange aktiv in dem Gebiet, dass heute Fast-Fashion heißt. Es hat die Familie obszön reich gemacht. Sie wissen schon, sie kennen sicher die Werbung. „Oh! Echte Neverlands“ sagt das junge Mädel zu den Schuhen, die ihre Bekannte trägt. Ich hatte mir früher zwei Mal Schuhe gekauft in einem ihrer Läden und war bass erstaunt, das erste Paar hielt noch fünf, das zweite und letzte nur noch zwei Monate. Das nenne ich Produktinnovation.
Es ist dunkel. Ich muss lächeln als mein Blick auf den Igel fällt, der über den liebevoll gepflegten Garten huscht. Ich schleiche langsam, sorgfältig darauf achtend weder entdeckt zu werden noch etwas zu beschädigen zur Rückseite des Anwesens. In Sekunden ist das Fenster auf. Mein heutiger Assistent, Codename Bruder Tuck, hilft mir den Schlauch ins Wohnzimmer zu legen. Und los geht´s. Wir pumpen Hunderte zerschlissene Klamotten, die nichts mehr sind als Müll hinein in die gute Stube. Jetzt liegen sie zumindest nicht mehr in dem Wald, in den wir nach der erfolgreichen Aktion verschwinden und wo wir uns unseren nächsten- Plan überlegen mit dem ganzen Irrsinn irgendwie konstruktiv umzugehen. Aufzufüllen gibt es noch so vieles: Bücherregale, Suppenküchen, Bürger-, Tierschutz- und Umweltinitiativen.
Er konnte sich nicht genau daran erinnern, wann es gekippt war. Es muss ungefähr um das Jahr 2030 gewesen sein. Erstmals hatten sie die Einbruchs- und Diebstahldelikte in der Kriminalitätsstatistik überholt. Sie hinterließen traumatisierte, wütende und schimpfende Opfer. Am schlimmsten war es für die wohlhabenderen, gebildeten und kultivierten Schichten. Eben noch Minimalist mit weißer Weste, reinstem Gewissen und wundervollen Image als Minimalist und nun das: Messie, Umweltsau, Vollproll. Es war so peinlich!
Ich bin Auffüller. Ich stopfe Dinge, die niemand mehr haben will an Orte, an denen sie ebenfalls keiner haben will. Ich bin eine Art Robin Hood? Darüber habe ich noch nie nachgedacht? Bin ich eine Arte Cleaner, Tatortreiniger, eine Anti-Marie-Kondo? Ich wurde schon vieles genannt, meist Verbrecher, Taugenichts oder auch Schrottwichtel.
Es ist gleich stockdüster. Ich sitze in meinem Auto, den Blick auf die Villa eines örtlichen Millionärs gerichtet. Der saß vor zwei Wochen beim NDR auf dem roten Sofa in der nett-kurzweiligen Sendung „DAS!“ und dozierte über das gute Leben, über Nachhaltigkeit. Ein Einspielfilm zeigt den Mann in einer kleinen Cessna über das Great Barrier Reef fliegen. „In diesem Monat, während meiner viertägigen Reise durch Asien und Australien wurde mir klar, wir müssen diesen Planeten retten. Ich werde nächstes Jahr wieder vor Ort sein, um zu helfen“. Die Kamera fährt zurück auf die Moderatorin. Sie lacht nicht. Ich bin erstaunt. Dann fällt mir ein: Ach ja, bei Satire lacht man nicht, ist ja keine Billo-Comedy.
Ich habe den Mann schon eine Weile beobachtet. Er hat gut geerbt. Die Familie ist schon lange aktiv in dem Gebiet, dass heute Fast-Fashion heißt. Es hat die Familie obszön reich gemacht. Sie wissen schon, sie kennen sicher die Werbung. „Oh! Echte Neverlands“ sagt das junge Mädel zu den Schuhen, die ihre Bekannte trägt. Ich hatte mir früher zwei Mal Schuhe gekauft in einem ihrer Läden und war bass erstaunt, das erste Paar hielt noch fünf, das zweite und letzte nur noch zwei Monate. Das nenne ich Produktinnovation.
Es ist dunkel. Ich muss lächeln als mein Blick auf den Igel fällt, der über den liebevoll gepflegten Garten huscht. Ich schleiche langsam, sorgfältig darauf achtend weder entdeckt zu werden noch etwas zu beschädigen zur Rückseite des Anwesens. In Sekunden ist das Fenster auf. Mein heutiger Assistent, Codename Bruder Tuck, hilft mir den Schlauch ins Wohnzimmer zu legen. Und los geht´s. Wir pumpen Hunderte zerschlissene Klamotten, die nichts mehr sind als Müll hinein in die gute Stube. Jetzt liegen sie zumindest nicht mehr in dem Wald, in den wir nach der erfolgreichen Aktion verschwinden und wo wir uns unseren nächsten- Plan überlegen mit dem ganzen Irrsinn irgendwie konstruktiv umzugehen. Aufzufüllen gibt es noch so vieles: Bücherregale, Suppenküchen, Bürger-, Tierschutz- und Umweltinitiativen.