Filjanka Seenonne
Mitglied
Der Möbeltransporter stand immer noch vor dem Haus. Die Stufen zur Haustür waren mächtig krumm getreten und von Rissen geziert. Drinnen war es chaotisch. Überall standen Kartons und halbfertige Regale herum. Schon im Flur mussten sie sich an einem riesigen Berg aus Blasenfolie vorbeizwängen. In der Küche hingen altmodische Schränkchen schief an der Wand, auf dem Esstisch türmten sich Töpfe und Kartons mit Geschirr, im Wohnzimmer knisterte der Ofen.
„Na, meine Süßen?“, fragte Papa, „Seid ihr schön herumgestromert? Wir haben schon eingeheizt.“
„Papa! Guck doch mal, was in den Beeten lag!“ Gerda streckte stolz ihre Schätze empor.
„Oooh, das ist ja sogar ein Nachthemd für Frieda dabei! Das haben sicher die Heinzelmännchen als Begrüßungsgeschenk hinterlegt. Zeig es mal Mama, sie räumt gerade das Geschirr ein.“
Und schon stiefelte die Lütte hinüber zu Mama, die nur staunen konnte.
„Danke Papa“, raunte Bruno und Astrid schmiegte sich an Papas Bauch.
„Oben haben wir alles“, unterbrach einer der Möbelpacker. „Wo genau sollen wir die Schrankwand aufbauen?“
„Moment, ich komme“, sagte Papa zu dem Mann und wandte sich dann an seine Kinder. „Dort drüben liegt euer Bettzeug und eine kleine Lampe. Bringt es hoch und schaut euch euer Zimmer an.“
Die Kinder taten wie geheißen. In der Stadt hatten sie eigene Zimmer gehabt und Gerda hatte bei ihren Eltern geschlafen, doch nun mussten sich die drei bis nächstes Jahr ein Zimmer teilen; bis der Rest des Hauses fertig ausgebaut war. Es war ein sehr großes Zimmer mit einem Doppelstockbett für Gerda und Bruno und einem einzelnen für Astrid. Regen trommelte nun verdrießlich an die Fenster,die kleine Schreibtischlampe spendete nur wenig Licht und das Zimmer wirkte düster und leer. Morgen würden sie ihm mit ihren Sachen Lebendigkeit einhauchen.
Nach dem Abendbrot brachte Papa Gerda und Bruno ins Bett. Auch Astrid kuschelte sich in ihre Decke und hörte mit ihren neuen Kopfhörern den Soundtrack zu ihrem Lieblingsfilm. Heimlich hörte sie mit einem Ohr Papas Gute-Nacht-Geschichte zu. Hätte man sie gefragt, wäre sie schon viel zu alt dafür gewesen, doch insgeheim lauschte sie gern den Worten. Besonders jetzt, hier in dieser fremden Umgebung. An diesem Abend erzählte Papa wieder einmal vom Bullerlux, der nachts in die Kinderzimmer huschte und die unartigen Kinder, die nicht schlafen wollten, erschreckte.
„So. Und nun ist Feierabend. Schlaft gut, ihr drei.“ Behutsam deckte Papa die Kleinste zu, strich jedem seiner Kinder noch einmal über den Kopf und löschte die kleine Lampe.
„Nachher schau ich noch einmal nach euch“, kündigte er an. „Und wer dann nicht schläft, den holt der Bullerlux.“ Gerda kicherte, halb aus freudiger Behaglichkeit, aber auch etwas aus Angst – dass der Bullerlux tatsächlich kommen würde. Auch Bruno schmunzelte. Er glaubte eigentlich nicht mehr an Papas Geschichten, doch er hörte sie immer noch gerne.
„Ach, und denkt dran: Was man in der ersten Nacht in einem neuen Bett träumt, wird wahr.“
Mitten in der Nacht wurde Bruno wach. Ein Geräusch hatte ihn aus dem Schlaf gelockt. Über sich hörte er Gerda in ihre Kissen winseln. Halblaut flüsterte er: „Gerda, was ist denn?“
Das Winseln hörte auf. Gerda schob sich vorsichtig an den Rand ihres Bettes und wisperte zu ihrem Bruder hinunter: „Ich hab was gehört.“
„Ach Gerda … Du flunkerst doch. Schlaf wieder ein.“
„Ich flunkere gar überhaupt nicht. Frieda hat es auch gehört, stimmt‘s Frieda?“ Ein piepsieges, leise gesummtes M-Hm kam zur Antwort.
„Hach, na gut … Was hast du denn gehört?“
„Wir haben Schritte gehört. Winzig kleine Schritte … und ein Flüstern.“
„Gerda, das war bestimmt nur - “ Doch jetzt hörte Bruno es auch. Winzig kleine Schritte auf dem Dielenboden! Und ein Klingeln, wie von Schellen an einem Winterschlitten, der auf watteweichem Schnee in die Ferne fährt. Tsching, tsching, tsching. Drei Mal.
„Siehst du?“, flüsterte Gerda fast schon quiekend herunter. Astrid begann in ihrem Bett zu rascheln.
„Hä?“, brummte sie heiser. „Wieso seid ihr denn noch wach? Ihr solltet schlafen.“
„Da waren Schritte“, erklärte Gerda halblaut.
„Vielleicht war Mama noch mal auf der Toilette … schlaft weiter.“
„Ich hab es auch gehört“, mischte sich Bruno ein. „Kleine Schritte und ein Klingeln.“ Astrid richtete sich im Bett auf. „So ein Blödsinn. In alten Häusern gibt es nun einmal Geräusche. Ihr werdet euch daran gewöhnen müssen.“ Damit wurschtelte sie sich wieder in ihr Kissen zurück. Bruno und Gerda widersprachen nicht, lagen aber noch eine Weile wach und lauschten in das Dunkel hinein. Doch alles blieb still.
„Na, meine Süßen?“, fragte Papa, „Seid ihr schön herumgestromert? Wir haben schon eingeheizt.“
„Papa! Guck doch mal, was in den Beeten lag!“ Gerda streckte stolz ihre Schätze empor.
„Oooh, das ist ja sogar ein Nachthemd für Frieda dabei! Das haben sicher die Heinzelmännchen als Begrüßungsgeschenk hinterlegt. Zeig es mal Mama, sie räumt gerade das Geschirr ein.“
Und schon stiefelte die Lütte hinüber zu Mama, die nur staunen konnte.
„Danke Papa“, raunte Bruno und Astrid schmiegte sich an Papas Bauch.
„Oben haben wir alles“, unterbrach einer der Möbelpacker. „Wo genau sollen wir die Schrankwand aufbauen?“
„Moment, ich komme“, sagte Papa zu dem Mann und wandte sich dann an seine Kinder. „Dort drüben liegt euer Bettzeug und eine kleine Lampe. Bringt es hoch und schaut euch euer Zimmer an.“
Die Kinder taten wie geheißen. In der Stadt hatten sie eigene Zimmer gehabt und Gerda hatte bei ihren Eltern geschlafen, doch nun mussten sich die drei bis nächstes Jahr ein Zimmer teilen; bis der Rest des Hauses fertig ausgebaut war. Es war ein sehr großes Zimmer mit einem Doppelstockbett für Gerda und Bruno und einem einzelnen für Astrid. Regen trommelte nun verdrießlich an die Fenster,die kleine Schreibtischlampe spendete nur wenig Licht und das Zimmer wirkte düster und leer. Morgen würden sie ihm mit ihren Sachen Lebendigkeit einhauchen.
Nach dem Abendbrot brachte Papa Gerda und Bruno ins Bett. Auch Astrid kuschelte sich in ihre Decke und hörte mit ihren neuen Kopfhörern den Soundtrack zu ihrem Lieblingsfilm. Heimlich hörte sie mit einem Ohr Papas Gute-Nacht-Geschichte zu. Hätte man sie gefragt, wäre sie schon viel zu alt dafür gewesen, doch insgeheim lauschte sie gern den Worten. Besonders jetzt, hier in dieser fremden Umgebung. An diesem Abend erzählte Papa wieder einmal vom Bullerlux, der nachts in die Kinderzimmer huschte und die unartigen Kinder, die nicht schlafen wollten, erschreckte.
„So. Und nun ist Feierabend. Schlaft gut, ihr drei.“ Behutsam deckte Papa die Kleinste zu, strich jedem seiner Kinder noch einmal über den Kopf und löschte die kleine Lampe.
„Nachher schau ich noch einmal nach euch“, kündigte er an. „Und wer dann nicht schläft, den holt der Bullerlux.“ Gerda kicherte, halb aus freudiger Behaglichkeit, aber auch etwas aus Angst – dass der Bullerlux tatsächlich kommen würde. Auch Bruno schmunzelte. Er glaubte eigentlich nicht mehr an Papas Geschichten, doch er hörte sie immer noch gerne.
„Ach, und denkt dran: Was man in der ersten Nacht in einem neuen Bett träumt, wird wahr.“
Mitten in der Nacht wurde Bruno wach. Ein Geräusch hatte ihn aus dem Schlaf gelockt. Über sich hörte er Gerda in ihre Kissen winseln. Halblaut flüsterte er: „Gerda, was ist denn?“
Das Winseln hörte auf. Gerda schob sich vorsichtig an den Rand ihres Bettes und wisperte zu ihrem Bruder hinunter: „Ich hab was gehört.“
„Ach Gerda … Du flunkerst doch. Schlaf wieder ein.“
„Ich flunkere gar überhaupt nicht. Frieda hat es auch gehört, stimmt‘s Frieda?“ Ein piepsieges, leise gesummtes M-Hm kam zur Antwort.
„Hach, na gut … Was hast du denn gehört?“
„Wir haben Schritte gehört. Winzig kleine Schritte … und ein Flüstern.“
„Gerda, das war bestimmt nur - “ Doch jetzt hörte Bruno es auch. Winzig kleine Schritte auf dem Dielenboden! Und ein Klingeln, wie von Schellen an einem Winterschlitten, der auf watteweichem Schnee in die Ferne fährt. Tsching, tsching, tsching. Drei Mal.
„Siehst du?“, flüsterte Gerda fast schon quiekend herunter. Astrid begann in ihrem Bett zu rascheln.
„Hä?“, brummte sie heiser. „Wieso seid ihr denn noch wach? Ihr solltet schlafen.“
„Da waren Schritte“, erklärte Gerda halblaut.
„Vielleicht war Mama noch mal auf der Toilette … schlaft weiter.“
„Ich hab es auch gehört“, mischte sich Bruno ein. „Kleine Schritte und ein Klingeln.“ Astrid richtete sich im Bett auf. „So ein Blödsinn. In alten Häusern gibt es nun einmal Geräusche. Ihr werdet euch daran gewöhnen müssen.“ Damit wurschtelte sie sich wieder in ihr Kissen zurück. Bruno und Gerda widersprachen nicht, lagen aber noch eine Weile wach und lauschten in das Dunkel hinein. Doch alles blieb still.