Der einzige Mensch (Krishna´s 420 paradise cut)

Unter den schwammigen Lichtern, die wie Knospen aus den Fahrgeschäften sprießen, sieht er aus wie eine Schildkröte die zum ersten Mal nach dreißig Jahren ihren Kopf aus´m Panzer zieht.

No sé.

„Vor kurzem habe ich einen Podcast gehört.“ Ich versuche zu kommunizieren.
Sein schweigen macht mich nervös, ich kratze meine rechte Augenbraue.
„Von einem Psychiater, der über ein Bild gesprochen hat, auf dem man den Vollmond sieht, wie er über dem stürmischen Meer scheint.“
Er hebt seinen Blick, schaut mich an, trübe Augen, windige Haare, keine Reaktion.

No sé.

„Die Wellen stehen für deine Gedanken und der Mond soll dein Ich symbolisieren, welches cool über den ganzen troublen steht.“
Er schaut durch mich hindurch, wie durch eine Klarsichthülle.
Wieder beklemmendes Schweigen.
Eine fette schwarze Fliege landet auf dem Biertisch, um an dem eingetrockneten Rotweinfleck zu saugen.
„Was ich damit sagen will ist, du bist ja schlussendlich nicht deine Gedanken. Du hörst und siehst den ganzen Tag soviel Bullshit und das alles, musst du dann halt erst mal irgendwie filtern.
Was du dann davon schlussendlich annimmst, dass ergibt dann dein Ich und den Rest, musst du halt einfach vergessen.“
Nüchtern starrt er auf die Fliege, die sich an dem Weinfleck besäuft. Sein Schweigen macht mich wahnsinnig.
.„Denkst du?“ Endlich bekommt er mal sein Maul auf, „dass die Eintagsfliege weiß, dass sie nur einen Tag zu leben hat?“

No sé si el corazón peca.

Eine Speisekarte stürzt auf den Biertisch herab wie ein Meteor und zermatscht erbarmungslos die besoffene Fliege.
„Was wollt ihr trinken!“ Schreit uns eine zornige Frau mittleren Alters an.
Schätze sie ist.... Spanierin.
„Anscheinend..“ Sage ich, und wische die zerquetschte Fliege an der Tischkante ab.

Te quiero más que a mi vida, llorona
¿Qué más quieres?, ¿quieres más?
 
Zuletzt bearbeitet:



 
Oben Unten