Der Fall des Briefschreibers

GerRey

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Gestern hatte ich um 10:30 einen Termin in der Firma; ich war entschlossen zu kündigen, weil mir die Vorfälle um um die schöne V. den Job in den "LPM” gekostet hatten. Der Grund war mein Brief an sie vom vorigen Samstag, den man als Belästigung wertete, obwohl da gar nichts großartig Belästigendes drin gestanden hatte - zumindest von meiner Warte aus, der ich solche Briefe häufig schreibe, wo es hauptsächlich um das Briefeschreiben geht. Sie fühlte sich aber allein schon dadurch belästigt, den Brief von mir bekommen zu haben - das reichte, mir eine Bannmeile und ein Kontaktverbot zusätzlich zum Verlust meines Jobs aufzuerlegen. Diese Maßnahmen hindern mich zwar jetzt daran, die eine oder andere von dort abzuholen - aber das soll mich nicht weiter bekümmern.
In diesem Zusammenhang: Die … - wohnt ein paar Häuser oberhalb von mir - arbeitet in den “LPM” im Nahbereich der Direktion. Als ich gestern auf dem Weg in die Firma war, um zu kündigen, stand ihr Mann vor dem Gartentor und sprach mit seinem Kind, das er gerade in den Kindergarten zu bringen vorgehabt zu haben schien. Offensichtlich hatte er es genossen, eine Weile so dort zu stehen, zu reden und auf die gegenüberliegende Wiese hinauszuschauen. Aber als er mich von links in einiger Entfernung kommen sah, packte er rasch sein Kind und verfrachtete es ins Auto. Mir kehrte er dann den Rücken zu, während er um das Auto herum ging, um die Fahrerseite zu erlangen. Er nötigte mich, seinen Rücken zu grüßen - so als hätte er mich nicht gesehen (diesen Arsch grüße ich sicher nicht mehr zuerst, und gegen die Alte … na wir werden sehen, wenn es Gerüchte gibt, fallen sie sicher einem meiner Freunde - ich lebe dort seit ich denken kann, bin unter all den Leuten in der ganzen Gasse der am zweitlängsten dort Lebende - vor die Füße).Er grüßte dann zwar verhalten zurück - aber mir war doch schon der Verdacht gekommen, dass diese Frau vielleicht ihre dienstlichen Belange zu Hause verbreitete, wobei sie meinen Fall möglicherweise mit ihrem Mann - oder wer weiß mit wem sonst noch - besprochen hatte. Denn - ein paar Meter weiter - hielt plötzlich der Nachbar ihres Nachbarn mit dem Auto und fragte mich, ob er mich mitnehmen könne. Ich dankte, aber verneinte. Da ging er mich plötzlich an - hintergründig, wie ich schon zu glauben meinte -, dass er mich gestern gesehen hätte: “Bist du im Urlaub oder was?”
Ich war einigermaßen perplex; der Mann hat mich - in all den Jahren, seit er dort wohnt - noch nie im Auto mitnehmen wollen (zudem saß auch noch seine Frau auf dem Beifahrersitz), und wenn ich - am ersten Tag, an dem ich nicht in der Arbeit war (also vorgestern) - gleich “gesehen” wurde, wie ich vormittags (wo ich an diesem Tag ja schon seit Jahren vormittags noch frei hatte), als ich auf dem Weg war, einen Brief zum Postkasten zu bringen, bei den Alt-Glascontainern mit meiner Nachbarin stand und mich unterhielt, dies sogleich bei ihm Rückschlüsse nach sich zog, ob ich “im Urlaub oder was” wäre, verblüffte mich zusätzlich, da er ja nicht wissen konnte, ob ich nicht dann doch - später, zu meiner regulären Zeit, gegen 16:15 Uhr - zur Arbeit gegangen wäre.
Als ich daraufhin mit irritierten Gesichtsausdruck den Kopf schüttelte, begann er wirres Zeug von sich zu geben, dass ich eh Recht hätte usw. Würde gerade noch fehlen, dass da ein paar selbsternannte Sittenwächter anonym erschienen, um an meinem Haus die Fenster einzuschlagen, dachte ich - bereits verärgert. Schließlich fuhr er ab, und ich ging meinen Weg fort. In der Firma war dann alles nur eine kurze Formalität, als ich sagte, dass ich nicht für eine neue Dienststelle gekommen wäre, sondern um zu kündigen. Ich wurde gefragt, ob ich vielleicht meine 66 Tage Urlaub konsumieren wollte oder gleich … “Gleich, gleich”, sagte ich, und bekam einen Schrieb, den ich unterzeichnen musste.
Zur Sprache kam zuvor - aber das hatte keinerlei Einfluss auf meine bereits gefasste Kündigungsentscheidung -, dass ich trotz des erteilten Verbots gestern wieder ein Mail an V. geschickt hätte - was so nicht stimmte: sie hatte mir ein Mail geschrieben, das ich zweimal kurz beantwortete -, und da war mir klar, dass diese Leute nicht einmal davor zurückschrecken, Fake-Mails zu versenden!
Ich ging dann gleich aufs Arbeitsmarktservice (AMS), um mich arbeitslos zu melden. Ich habe nicht mehr vor, groß in die Arbeitswelt einzusteigen. Mir steht ein ansehnlicher Betrag zur Verfügung, der bis zu meiner Rente in vier Jahren mehr als ausreichen sollte, um mir den gewohnten Lebensstandard - nicht nur - zu sichern, sondern jetzt - da mehr Zeit zur Verfügung steht - sogar zu erweitern! Natürlich werde ich alle Anforderungen, die das AMS an mich stellt, getreulich erfüllen. Es macht mir nichts aus, Bewerbungen zu schreiben - oder was immer. Auch einen Job anzunehmen, der mich nicht zu tief involviert - vielleicht positiv, in dem man neue Menschen kennenlernt usw. Jedenfalls bin ich froh, diesen Schritt getan zu haben. Die Erfahrungen, die ich mit V. gemacht habe, gingen bereits in mein Schreiben ein - eine weitere Notiz möchte ich hier noch hinzufügen, um sie vielleicht gelegentlich zu verwenden:

Sie war eines dieser emotionalen Killerkommandos, die glauben, die Welt würde sich lediglich um sie drehen, weil ihnen eine elitäre Gesellschaft von Forschern und Wissenschaftlern - ekelhafte Typen, die sich mit ihrer Gutwisserei gleich alles unter den Nagel reißen, um weitere Kader zu bilden - Zucker in den Arsch blasen und empathielose Monster - außen göttlich, innen zugedreht wie verrostete Schrauben - erzeugen, die einsatzbereit, erfolgsträchtig und hinterhältig sind wie Kinder einer Selbstmordsekte. Und wohin diese Nomenklatura aus Akademikern die Welt tagtäglich führen, steht nicht im Kleingedruckten der Zeitungsglossen, sondern in fetten Lettern auf den Titelseiten.
 



 
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