Langt Skegg
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Es war einmal... ein weiser Mann. Er lebte in einem Dorf und war so weise, dass sein Wissen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Viele Menschen suchten das Dorf auf, um ihn nach einem Rat zu fragen oder ihre Ängste und Sorgen ihm zu berichten. Es kamen Männer und Frauen, arme Menschen, reiche Menschen, Arbeiter, Bauern, Verwalter, Krieger, Adelige und sogar Könige, wobei diese meist nur einen Untertanen schickten.
Der Weise empfing die Besucher immer an einem Feuer. Im Frühling, wie im Sommer, Herbst und sogar im Winter. Er bot ihnen nichts zu essen an und auch zu trinken gab es nicht. Er erwartete nämlich von seinen Besuchern, dass sie ihm eine Gabe mitbrachten, denn er wollte kein Geld, keine Schätze, Kostbarkeiten oder ähnliche Luxusgüter, sondern er wollte Essen und Trinken. Und zwar aus aller Welt. Er mochte es, wenn sein Gaumen jeden Tag mit anderen Köstlichkeiten verwöhnt wurde. Des Weiteren wollte er hören, was in der Welt, welche so weit weg von seinem Dorf war, passierte. Er hatte nämlich, da er so weise und berühmt war, noch niemals sein Dorf verlassen.
Wenn er von einem Menschen aufgesucht wurde, und das wurde er mehrmals täglich, sieben Tage die Woche, dann setzte er sich mit dem Besucher ans Feuer, ließ sich die Geschenke geben, fragte nach den Neuigkeiten, welche der Besucher ihm erzählen konnte und dann hörte er sich die Probleme, die Sorgen und Ängste, die Fragen, ja all das an, was der jeweilige Besucher ihm erzählen mochte, was er beantwortet haben wollte. Jeder Besucher, welcher den weisen Mann aufsuchte, ging nach diesen Gesprächen erleichtert, glücklicher, freudiger von dem Weisen weg, denn er half jedem seiner Besucher, gab allen den richtigen Rat und sagte jedermann, was zu tun sei, um das Problem aus der Welt zu bringen.
Der weise Mann tat dies über viele Jahre, gar Jahrzehnte, ohne gierig zu werden. Sein Lohn blieb immer etwas zu essen und zu trinken sowie eine Neuigkeit aus der Welt. Alles blieb, wie es war, beinah alles, denn der weise Mann begann, sich zu verändern. Er merkte dies natürlich nicht, aber er wurde eingebildet. Das war er viele Jahre nicht, aber sein Ruf war so bekannt, weit bis in die entlegensten Länder dieser Welt, sodass er überall zu einer Berühmtheit wurde, ja zu einer Legende. Er wurde nicht nur eingebildet, sondern er hob förmlich ab. Wenn er allein war, dachte er viel über sich nach. Er dachte und träumte, und konnte schon bald nicht mehr Realität und Traum auseinanderhalten. So kam es, dass sein Traum, gottgleich zu sein von ihm immer mehr gelebt wurde. An der Feuerstelle, wo er so viele Jahre seine Besucher empfangen hat, lies er einen großen Stuhl hinstellen. Sein Gegenüber musste aber weiterhin auf dem Boden sitzen. Anfangs noch auf Kissen, aber bald darauf auf der bloßen Erde. Es folgte bald eine Überdachung rund um die Feuerstelle, welche relativ schnell zu einem Gebäude wurde. Der Stuhl wurde zum bequemen Sessel und irgendwann zum Thron. Das Gebäude wurde größer und größer. Es gab feste Steinwände und überall Holzverzierungen, welche nach und nach mit Gold und Edelsteinen besetzt wurden.
Eines Tages, der weise Mann hielt seine Besprechungen nur noch selten ab, und dann nur für zahlungskräftige Kunden, damit sein Altar in seinen Tempel noch schöner wurde, denn er hielt sich mittlerweile für einen lebenden Gott, kam eine Maus in den Tempel. Der weise Mann saß auf seinen Thron und schaute die Maus abwertend an. Die Maus und der Weise schauten sich in die Augen, lange beobachteten sich die Beiden. Der Weise dachte: „So ein lästiges, schmarotzendes Tier. Es leistet nichts, frisst sich durch fremde Speicher, verbreitet Gestank und Krankheiten, vermehrt sich unkontrolliert, das Vieh sollte man sogleich zertrampeln, ich sollte es sogleich einen meiner Jünger auftragen dies zu tun“.
Die Maus dachte auch etwas, nur konnte der weise Mann, und auch wir, es nicht vernehmen, da die Menschen in der Regel nicht weitsichtig genug sind, und auch nicht schlau genug Tiere zu verstehen. Zweimal zwinkerte die Maus den Menschen an, dreht sich dann um und verschwand auf dem gleichen Weg, wie sie gekommen war. Der Weise zwinkerte auch, denn er meinte, die Maus hätte sich einfach in Luft aufgelöst. Da dies aber ja nicht sein konnte, klingelte er nach einem Jünger, der dann sogleich die Maus im Tempel ausfindig machen sollte. Es konnte ja nicht sein, dass in seinem Tempel einfach so eine Maus ihr Unwesen trieb. Als der Jünger den Raum betrat, wollte der Weise ihm sogleich den Auftrag übermitteln, bekam jedoch keinen Ton heraus. Er öffnete seinen Mund und presste Luft hinaus. Nichts geschah, kein Ton. Er formte seine Lippen und wollte flüstern, nichts geschah. Er wollte schreien... nichts geschah. Der weise Mann rannte aus seinem Tempel, schnurstracks zum Medizinmann des Dorfes. Dieser brauchte etwas Zeit, um überhaupt das Problem zu verstehen. Er konnte den Weisen ja nicht verstehen, traute sich aber auch nicht ihn zu fragen, da man ein gottgleiches Wesen niemals zuerst ansprechen sollte. Erst durch wilde Gestikulation mit Händen und Füßen konnte der Weise den Medizinmann sein Problem erklären. Er wurde sehr eindringlich untersucht. Drei Tage und drei Nächte dauerten die Untersuchungen an, aber der Medizinmann konnte nichts finden. Keine Ursache für die plötzliche Stummheit des Weisen.
Der Weise ging in sein Haus zurück, sein altes, kleines Haus, nicht den Tempel und war für niemand zu sprechen. Lange schloss er sich dort ein und öffnete nur ein Fenster, um Essen und Trinken zu bekommen. Es kamen jedoch jeden Tag immer noch viele Menschen, die einen Rat des Weisen haben wollten. Sie wollten sich nicht wegschicken lassen, sodass es jeden Tag mehr wurden und die Nahrungsmittel und das Wasser im Dorf knapp wurden. Es dauerte nicht lange, da wurden die Dorfbewohner genauso ungeduldig und verärgert wie die Besucher des weisen Mannes und so kam es, dass der Tempel abgerissen wurde und der weise Mann aus dem Dorf vertrieben wurde, da er dem Dorf ja so geschadet hat.
Der Verstummte wusste nicht, was er machen sollte. Er ging erst mal weg, egal wohin, nur weit genug weg von den Besuchern des Dorfes, welche ihn noch eine Zeit lang verfolgten. Einige, um ihn aufzusuchen, da sie nicht glaubten, dass er nicht mehr reden konnte, andere, um sich an ihn zu rächen. Immerhin sind sie nur seinetwegen von so weit hergekommen und dies nun umsonst. Einigen drohte jetzt die Armut oder Schlimmeres, da der Weise ihn nicht geholfen hatte.
Der Verstummte konnte sie jedoch alle abschütteln, so groß war sein Überlebenswille. Er ging Schritt für Schritt. Er ging lange, viele Jahre und Schritte. Unzählige Kilometer legte er zurück. Suchte jeden Heiler auf, den er auf seinen Weg finden konnte, aber keiner konnte ihn helfen. Keiner fand den Grund für sein Verstummen, geschweige denn ein Gegenmittel. Als er die Hoffnung auf Heilung aufgegeben hat, suchte er andere weise Männer auf. Viele fand er, aber auch keiner dieser Menschen konnte ihn bei seinem Problem helfen, sei es, weil einige von ihnen Scharlatane waren, aber auch deswegen, weil noch niemand zuvor von solch einem Fall gehört hat und somit auch kein Heilmittel zur Verfügung stehen konnte.
So vergingen die Jahre. Drei mal drei Jahre zog er noch durch die Welt, ohne einen Heiler oder einen Weisen aufzusuchen. Er zog durch die Welt als Bettler, nicht wissend, wo er eigentlich hinsollte und was er tun sollte, bis er eines Tages in die Nähe seines alten Dorfes kam. Seine Angst war groß, das Dorf aufzusuchen, aber die Neugier war größer und er war sich sicher, dass ihn nach all den Jahren niemand mehr erkennen würde. Also ging er den steilen Weg hoch zum Dorf, nur um festzustellen, dass ihn wirklich niemand erkennen würde, dann das Dorf war verlassen. Niemand war mehr hier, kein Mensch und auch kein Tier. Die Häuser standen allesamt verlassen dort und waren schon ein wenig dem Verfall preisgegeben. Der Verstummte setzte sich an die Stelle, an welcher sich früher sein Lagerfeuer befand. Vom Tempel konnte man nur noch die Grundmauern erahnen, so sorgfältig wurde er abgetragen. Als er so an seiner alten Wirkungsstätte saß, sinnierte er gerade, als er aufblickte und in die Augen einer Maus schaute. Sie stand dort, wie die Maus vor vielen Jahren. Er war davon überzeugt, dass es die gleiche Maus war, auch wenn dies gar nicht möglich war. Er legte seine rechte Hand auf die linke Brust und verneigte sich vor seinem Besucher. Die Maus setzte sich hin und beide schauten sich in die Augen. Sie sprachen miteinander, da aber niemand sonst die stille Unterhaltung verstand, wird ihr Inhalt wohl für immer unbekannt bleiben. Fakt ist, dass der Verstummte seine Berufung wiederaufnahm und Besucher empfing. Zuerst kamen nur wenige, aber nach und nach wurden es mehr. Viele der Menschen ließen sich in dem Dorf nieder, da ja alle Häuser verlassen waren, bedeutete dich auch kein Problem. Der Weise, welcher für so viele Jahre nur der Stumme war, wurde bekannt als der stumme Weise. Er nahm sich Zeit für seine Besucher, aß und trank mit ihnen, hörte ihre Probleme, ihre Ängste und Sorgen an und verabschiedete sich stumm von ihnen. Einige waren nicht zufrieden mit diesem „Gespräch“, ein paar rannten sogar wütend von dannen, aber die meisten verstanden, was der stumme Weise für sie getan hatte, bedankten sich und gingen erleichtert ihrer Wege.
Der Weise empfing die Besucher immer an einem Feuer. Im Frühling, wie im Sommer, Herbst und sogar im Winter. Er bot ihnen nichts zu essen an und auch zu trinken gab es nicht. Er erwartete nämlich von seinen Besuchern, dass sie ihm eine Gabe mitbrachten, denn er wollte kein Geld, keine Schätze, Kostbarkeiten oder ähnliche Luxusgüter, sondern er wollte Essen und Trinken. Und zwar aus aller Welt. Er mochte es, wenn sein Gaumen jeden Tag mit anderen Köstlichkeiten verwöhnt wurde. Des Weiteren wollte er hören, was in der Welt, welche so weit weg von seinem Dorf war, passierte. Er hatte nämlich, da er so weise und berühmt war, noch niemals sein Dorf verlassen.
Wenn er von einem Menschen aufgesucht wurde, und das wurde er mehrmals täglich, sieben Tage die Woche, dann setzte er sich mit dem Besucher ans Feuer, ließ sich die Geschenke geben, fragte nach den Neuigkeiten, welche der Besucher ihm erzählen konnte und dann hörte er sich die Probleme, die Sorgen und Ängste, die Fragen, ja all das an, was der jeweilige Besucher ihm erzählen mochte, was er beantwortet haben wollte. Jeder Besucher, welcher den weisen Mann aufsuchte, ging nach diesen Gesprächen erleichtert, glücklicher, freudiger von dem Weisen weg, denn er half jedem seiner Besucher, gab allen den richtigen Rat und sagte jedermann, was zu tun sei, um das Problem aus der Welt zu bringen.
Der weise Mann tat dies über viele Jahre, gar Jahrzehnte, ohne gierig zu werden. Sein Lohn blieb immer etwas zu essen und zu trinken sowie eine Neuigkeit aus der Welt. Alles blieb, wie es war, beinah alles, denn der weise Mann begann, sich zu verändern. Er merkte dies natürlich nicht, aber er wurde eingebildet. Das war er viele Jahre nicht, aber sein Ruf war so bekannt, weit bis in die entlegensten Länder dieser Welt, sodass er überall zu einer Berühmtheit wurde, ja zu einer Legende. Er wurde nicht nur eingebildet, sondern er hob förmlich ab. Wenn er allein war, dachte er viel über sich nach. Er dachte und träumte, und konnte schon bald nicht mehr Realität und Traum auseinanderhalten. So kam es, dass sein Traum, gottgleich zu sein von ihm immer mehr gelebt wurde. An der Feuerstelle, wo er so viele Jahre seine Besucher empfangen hat, lies er einen großen Stuhl hinstellen. Sein Gegenüber musste aber weiterhin auf dem Boden sitzen. Anfangs noch auf Kissen, aber bald darauf auf der bloßen Erde. Es folgte bald eine Überdachung rund um die Feuerstelle, welche relativ schnell zu einem Gebäude wurde. Der Stuhl wurde zum bequemen Sessel und irgendwann zum Thron. Das Gebäude wurde größer und größer. Es gab feste Steinwände und überall Holzverzierungen, welche nach und nach mit Gold und Edelsteinen besetzt wurden.
Eines Tages, der weise Mann hielt seine Besprechungen nur noch selten ab, und dann nur für zahlungskräftige Kunden, damit sein Altar in seinen Tempel noch schöner wurde, denn er hielt sich mittlerweile für einen lebenden Gott, kam eine Maus in den Tempel. Der weise Mann saß auf seinen Thron und schaute die Maus abwertend an. Die Maus und der Weise schauten sich in die Augen, lange beobachteten sich die Beiden. Der Weise dachte: „So ein lästiges, schmarotzendes Tier. Es leistet nichts, frisst sich durch fremde Speicher, verbreitet Gestank und Krankheiten, vermehrt sich unkontrolliert, das Vieh sollte man sogleich zertrampeln, ich sollte es sogleich einen meiner Jünger auftragen dies zu tun“.
Die Maus dachte auch etwas, nur konnte der weise Mann, und auch wir, es nicht vernehmen, da die Menschen in der Regel nicht weitsichtig genug sind, und auch nicht schlau genug Tiere zu verstehen. Zweimal zwinkerte die Maus den Menschen an, dreht sich dann um und verschwand auf dem gleichen Weg, wie sie gekommen war. Der Weise zwinkerte auch, denn er meinte, die Maus hätte sich einfach in Luft aufgelöst. Da dies aber ja nicht sein konnte, klingelte er nach einem Jünger, der dann sogleich die Maus im Tempel ausfindig machen sollte. Es konnte ja nicht sein, dass in seinem Tempel einfach so eine Maus ihr Unwesen trieb. Als der Jünger den Raum betrat, wollte der Weise ihm sogleich den Auftrag übermitteln, bekam jedoch keinen Ton heraus. Er öffnete seinen Mund und presste Luft hinaus. Nichts geschah, kein Ton. Er formte seine Lippen und wollte flüstern, nichts geschah. Er wollte schreien... nichts geschah. Der weise Mann rannte aus seinem Tempel, schnurstracks zum Medizinmann des Dorfes. Dieser brauchte etwas Zeit, um überhaupt das Problem zu verstehen. Er konnte den Weisen ja nicht verstehen, traute sich aber auch nicht ihn zu fragen, da man ein gottgleiches Wesen niemals zuerst ansprechen sollte. Erst durch wilde Gestikulation mit Händen und Füßen konnte der Weise den Medizinmann sein Problem erklären. Er wurde sehr eindringlich untersucht. Drei Tage und drei Nächte dauerten die Untersuchungen an, aber der Medizinmann konnte nichts finden. Keine Ursache für die plötzliche Stummheit des Weisen.
Der Weise ging in sein Haus zurück, sein altes, kleines Haus, nicht den Tempel und war für niemand zu sprechen. Lange schloss er sich dort ein und öffnete nur ein Fenster, um Essen und Trinken zu bekommen. Es kamen jedoch jeden Tag immer noch viele Menschen, die einen Rat des Weisen haben wollten. Sie wollten sich nicht wegschicken lassen, sodass es jeden Tag mehr wurden und die Nahrungsmittel und das Wasser im Dorf knapp wurden. Es dauerte nicht lange, da wurden die Dorfbewohner genauso ungeduldig und verärgert wie die Besucher des weisen Mannes und so kam es, dass der Tempel abgerissen wurde und der weise Mann aus dem Dorf vertrieben wurde, da er dem Dorf ja so geschadet hat.
Der Verstummte wusste nicht, was er machen sollte. Er ging erst mal weg, egal wohin, nur weit genug weg von den Besuchern des Dorfes, welche ihn noch eine Zeit lang verfolgten. Einige, um ihn aufzusuchen, da sie nicht glaubten, dass er nicht mehr reden konnte, andere, um sich an ihn zu rächen. Immerhin sind sie nur seinetwegen von so weit hergekommen und dies nun umsonst. Einigen drohte jetzt die Armut oder Schlimmeres, da der Weise ihn nicht geholfen hatte.
Der Verstummte konnte sie jedoch alle abschütteln, so groß war sein Überlebenswille. Er ging Schritt für Schritt. Er ging lange, viele Jahre und Schritte. Unzählige Kilometer legte er zurück. Suchte jeden Heiler auf, den er auf seinen Weg finden konnte, aber keiner konnte ihn helfen. Keiner fand den Grund für sein Verstummen, geschweige denn ein Gegenmittel. Als er die Hoffnung auf Heilung aufgegeben hat, suchte er andere weise Männer auf. Viele fand er, aber auch keiner dieser Menschen konnte ihn bei seinem Problem helfen, sei es, weil einige von ihnen Scharlatane waren, aber auch deswegen, weil noch niemand zuvor von solch einem Fall gehört hat und somit auch kein Heilmittel zur Verfügung stehen konnte.
So vergingen die Jahre. Drei mal drei Jahre zog er noch durch die Welt, ohne einen Heiler oder einen Weisen aufzusuchen. Er zog durch die Welt als Bettler, nicht wissend, wo er eigentlich hinsollte und was er tun sollte, bis er eines Tages in die Nähe seines alten Dorfes kam. Seine Angst war groß, das Dorf aufzusuchen, aber die Neugier war größer und er war sich sicher, dass ihn nach all den Jahren niemand mehr erkennen würde. Also ging er den steilen Weg hoch zum Dorf, nur um festzustellen, dass ihn wirklich niemand erkennen würde, dann das Dorf war verlassen. Niemand war mehr hier, kein Mensch und auch kein Tier. Die Häuser standen allesamt verlassen dort und waren schon ein wenig dem Verfall preisgegeben. Der Verstummte setzte sich an die Stelle, an welcher sich früher sein Lagerfeuer befand. Vom Tempel konnte man nur noch die Grundmauern erahnen, so sorgfältig wurde er abgetragen. Als er so an seiner alten Wirkungsstätte saß, sinnierte er gerade, als er aufblickte und in die Augen einer Maus schaute. Sie stand dort, wie die Maus vor vielen Jahren. Er war davon überzeugt, dass es die gleiche Maus war, auch wenn dies gar nicht möglich war. Er legte seine rechte Hand auf die linke Brust und verneigte sich vor seinem Besucher. Die Maus setzte sich hin und beide schauten sich in die Augen. Sie sprachen miteinander, da aber niemand sonst die stille Unterhaltung verstand, wird ihr Inhalt wohl für immer unbekannt bleiben. Fakt ist, dass der Verstummte seine Berufung wiederaufnahm und Besucher empfing. Zuerst kamen nur wenige, aber nach und nach wurden es mehr. Viele der Menschen ließen sich in dem Dorf nieder, da ja alle Häuser verlassen waren, bedeutete dich auch kein Problem. Der Weise, welcher für so viele Jahre nur der Stumme war, wurde bekannt als der stumme Weise. Er nahm sich Zeit für seine Besucher, aß und trank mit ihnen, hörte ihre Probleme, ihre Ängste und Sorgen an und verabschiedete sich stumm von ihnen. Einige waren nicht zufrieden mit diesem „Gespräch“, ein paar rannten sogar wütend von dannen, aber die meisten verstanden, was der stumme Weise für sie getan hatte, bedankten sich und gingen erleichtert ihrer Wege.