der jüngste tag (gelöscht)

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15780
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Tula

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Hallo Mondnein

bemerkenswert alle drei von dir, die ich gerade gelesen habe. Gerade dieses regt zum Nachdenken an, wobei ich bei der letzen Zeile dann doch meine Schwierigkeiten habe.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

ich lese das Gedicht in zweierlei Hinsicht: mit Bezug auf die Auferstehung (d.h. der jüngste Tag, der sich dem letzten im Leben anschliesst) oder eben (der letzten Zeile entsprechend) als Neugeburt (Anspielung auf die Taufe).
Ist ja sowieso ein ewiger Kreislauf. Vielleicht hast Du es auch gerade so gemeint... Es regt jedenfalls an

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Fuge

Ja, ist ein zusammenhängendes Doppelmotiv: Am jüngsten Tag wird alles neugeboren.
Dadurch fügt sich die "alte" Erfahrung, die uns zu müden Schelmen, reuigen Teufeln, gütigen Weisen usw. macht, und wo alles ineinander verschränkt zu sein scheint, in das säuglingsfrische neue Leben ein. Und Humor in Ernst, und Ernst in Humor. Deshalb auch das (fast schon alberne) Wortspiel mit den Teufel-Täuflingen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Marie-Luise, bist Du jetzt völlig durchgknallt?
 

molly

Mitglied
Deine Gedicht, letzte Strophe:

umkleidet steigen bein und becken auf
entnachtet gähnen wir beginnt der lauf
der hochbetagten [red]baby-täufel [/red]tauf

Ist das ein Druckfehler?

Gruß molly
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Die Hermeneutik deutscher Umlaute

Nein, liebe Molly. Natürlich nicht.
Der alte Kalauer taufender Pfarrer ist der von den "Teuflingen". Ich drehe diesen Kalauer um zu den "Täufeln", Begründung s.o.
Aber, falls Du keine Lust hast, ein wenig hochzuscrollen, um dort nach-zulesen, was Du nicht vor-gelesen hast, erläutere ich es gerne noch einmal: Gemäß den gängigen Auffassungen dreier Weltreligionen werden die Menschen am jüngsten Tag neugeboren. Da sie bereits gelebt haben, sind sie "hochbetagt" (vergleichbar dem "Hochbetagten", dem "Alten der Tage" im Danielbuch), trotz ihrer Neugeburt. Da sie kleine Teufel sind, was ihre Taten angeht, gibt es nun zwei Möglichkeiten. Orthodox: Nur Nichtteufel werden neugeboren. Gemäß der "Apokatastasis"-Lehre des Origenes (und damit würden die Gegner der "ewigen Verdammnis", die im undifferenzierten Mischmasch des common sense heutzutage vielleicht die Mehrheit bilden, aber das ist nicht wichtig hier) - also gemäß der Neugeburt und Erlösung aller Menschen (Origenes) wären alle neugeboren, frische Täuflinge, und aus halbgaren Teufelchen (denn gerecht ist gemäß Paulus, Augustinus und Luther ja keiner) würden durch deutsche Umlautung "Täufel". Baptizômetha autous.

Ich möchte jetzt aber nicht für "redundante Autorenerläuterung" getadelt werden, sondern nur zeigen, was in so einem Umlaut alles stecken kann. Ich liebe Sprachspiele und Vieldeutigkeiten, das ist ja bekannt. Deren Verdichtung ist ein Grundzug der Dichtung, auch das dürfte unstrittig sein.
Wem so eine Umlaut-Spielerei mit theologischen Hintergründen nicht gefällt, der mag sich ja an anderen Liedern erfreuen, z.B. am "Filmmusik"-Gedicht. Besser, als das zu tadeln, was man nicht mag, ist es bestimmt, das zu loben, was einem gefällt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
homo homini lupa

Des Gespringes im Zahlwerk wegen habe ich mal nachgeschaut, meine sogenannten Werke aufgerufen, Kommentare gelesen - und war entsetzt, wieviel Haß auf Dichtung sich in den Lyrik-Foren der Leselupe findet. Und, daß es immer die gleichen Personen sind, die wie Wölfe auf alles losgehen, was nach Avantgarde aussieht, auch wenn es von wirklicher Avantgarde noch weit entfernt ist. Ich spiele nur ein wenig, wirkliche Avantgarde ist noch was ganz anderes. Und hier findet sie sich nicht. Ginsberg war Avantgarde.
Ich kann gar nicht so viel Luft finden, wie meine Seufzer suchen.
Es ist im Grunde genommen traurig, sehr traurig. Es steht nicht gut um die Leselupe. Es ist wirklich eine Lupa. Und die ist auch noch krank.

Wer schaut schon hier nach, um mal ein paar gute Gedichte zu finden? So zwanzig bis fünzig Leser pro Lied, das ist doch erbärmlich! Und wieviel Kommentare? So zwei bis vier Leser, die selbst schreiben und sich deshalb äußern. Unter denen dann diese Wölfe, die alles runtermachen, was ich hier schreibe.

Ich bins so satt!
 

molly

Mitglied
Lieber Mondnein,

ich habe dich nicht getadelt, nur reagiert auf Deine Antwort an Marie-Luise.
Mir gefallen viele Deiner Bilder, so habe ich "queeques gefährte" nicht nur einmal gelesen. Mir gefiel, wie Du den Bogen von Abrahams Sohn zu Mobbi Dick gespannt hast.
Allerdings habe ich die politische Seite des Gedichts nicht erkannt.

Also sei nicht traurig. In diesem Gedicht hier sprechen mich die ersten drei Strophen sehr an. Die letzte erkannte ich nicht sofort als Sprachrätsel.

Viele Grüße

molly
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, danke Molly.

Dich habe ich mit meiner Klage auch nicht gemeint. Ich habe nur gemerkt, daß schon bei meinem ersten Gedicht unter dem Namen "Mondnein" (Bahnhofbrückenbogenstrahlen ...)schon die Angriffe gegen mich losgegangen sind, die ich jetzt (unter diesem Gedicht hier) noch immer lesen muß. Von Dir kamen solche antimodernistischen Spießerplattitüden nie.
Natürlich schreibst Du andere Texte, in einem anderen Stil, aber du weißt, daß ich die sehr liebe. Sie sind ja gut! Qualität hängt nicht am Stil, sondern eher an der Originalität, an der Idee, die zum Ausdruck oder in der Form zum Singen kommt. Und Ich weiß auch, daß Du einen weiten Verständnishorizont hast, wie Du ja auch eben noch in Deiner Antwort gezeigt hast.

Dieser Tage habe ich diese endlose Verteidigung meiner Tannhäuser-Ghasele (aus der Sicht eines "Kulissenschiebers") hinter mich gebracht - diese Ustrarisa ..., ich denke, Du wirst mal reingeschaut haben -, und davon bin ich nun ziemlich erschöpft. Der Blick in die ewige alte Nölerei, die ich schon bei meinen ältesten Lieder vorgefunden habe, als ich heute mal nachschaute, hat mich deshalb so empört. Ich konnte es nicht fassen.

Fragen verstehe ich als Fragen und antworte gerne. Das hat mit den antimodernistischen Angriffen nichts zu tun, das ist leicht zu unterscheiden. Deshalb noch einmal Danke für Deine freundlichen Worte. Und einen schönen Abend, Molly.

P.S.: Dieses Lied hier ist nicht nur ein eschatologisches Stück, es ist auch ein Liebeslied in der surrealistischen Bilder-Freiheit eines Chagall, man kann es durchaus ganz "ohne definierte Religion" und ohne apokalyptische Endgültigkeit lesen. Das sagt schon der erste Vers (wenn ich das als "erster Leser" des Liedes sagen darf).
 
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