Der kleine Kobold Knausitz

3,00 Stern(e) 1 Stimme

Catty

Mitglied
Der kleine Kobold Knausitz

Der kleine Kobold Knausitz lebte in einem Baum im Park. In einem Astloch in einem Baum im Park. Direkt unter dem Baum verlief ein Weg. Gepflastert und etwa einen Meter breit. Neben seinem Baum waren andere Bäume. Außer auf dem Platz. Der Platz war auch gepflastert. Eine große Fläche ohne Bäume, aber mit Bänken drum herum und einem Springbrunnen in der Mitte.
Der kleine Kobold Knausitz mochte seinen Baum. Im Frühjahr war er voller Blüten, im Sommer spendeten die Blätter kühlen Schatten, im Herbst gab es viele Nüsse und im Winter hatte er es in seinem Astloch schön warm.
Er ging immer morgens hinaus. Früh morgens und spät abends, wenn es still war im Park. Tagsüber war es immer laut. Von hinter den Bäumen kam das große Rauschen. Das hörte er auch manchmal nachts, aber da war es leiser. Und die Menschen waren da. Den ganzen Tag gingen sie unter seinem Baum hindurch. Mal alleine, mal zu zweit oder mehrere. Viele hatten auch einen Hund dabei. Große und auch kleine. An zwei Tagen war immer besonders viel los. Der kleine Kobold Knausitz wusste immer genau, wann diese waren. Er zählte die Tage dazwischen immer mit.
Gerade, wenn die Menschen nicht alleine waren, redeten sie viel. Lauter seltsames Zeug. Den kleinen Kobold Knausitz interessierte das Gerede schon nicht mehr. Aber eines faszinierte ihn doch: Der Wald. Immer, wenn er das Wort hörte, spitzte er die Ohren. Was war das wohl, der Wald? Meistens sprachen die Menschen mit den Hunden davon. Der kleine Kobold Knausitz stellte sich den Wald toll vor. Groß, und grün, und lauter tollen Sachen, wie Büsche und Farne und Wurzeln im Boden. Er wusste nicht, was das war, aber es musste großartig sein. Also fasste er einen Entschluss: Er würde in den Wald gehen!
Aber wie sollte er da hin kommen? Er wusste doch gar nicht, wo der Wald war.
Als er das nächste Mal wieder das Wort hörte, spitzte er wieder die Ohren. Es waren zwei Menschen mit zwei Hunden. Sie sprachen davon, in den Wald zu gehen! Also nahm der kleine Kobold Knausitz seinen ganzen Mut zusammen. Er kletterte schnell seinen Baum herunter, huschte durch das Gras, bis er die Menschen erreichte. Er wollte in die Tasche springen, die einer der Menschen auf dem Rücken trug.
Er nahm sich noch einmal zusammen und rannte schnell zu ihnen. Das Bein hinten hoch. Zum Glück war er zu schnell für die Hunde. Während die Hunde bellten und die Menschen mit ihnen schimpften, verschwand der kleine Kobold Knausitz schnell in der Tasche. Die Menschen schienen ihn nicht bemerkt zu haben. Er würde in den Wald kommen!
Lange wurde der kleine Kobold Knausitz in der Tasche hin und her geworfen. Ihm tat schon alles weh und er war sich sicher: Er würde nicht in den Wald kommen. Doch da hörte er die Menschen davon reden. Er war in den Wald gekommen!
Flink schlüpfte der kleine Kobold Knausitz aus der Tasche und das Bein hinunter. Er versteckte sich gleich in den Blättern, die da lagen. Diesmal rannten die Hunde bellend auf ihn zu! Der kleine Kobold Knausitz konnte sich gerade noch auf den Baum retten, bevor sie ihn erwischten. Die Menschen schimpften wieder mit ihnen. Atemlos wartete der kleine Kobold Knausitz bis sie weg waren und es wieder still wurde. Dann sah er sich den Baum an.
Er war groß. Viel größer als sein Baum im Park und viel dicker. Aber er hatte kein Astloch. Also schaute sich der kleine Kobold Knausitz den nächsten Baum an, und den nächsten und den nächsten. Aber sie alle hatten kein Astloch.
Es war schon fast dunkel, als er endlich einen Baum mit Astloch fand. Erleichtert ging er dort hinein. Aber das Astloch war nicht leer! Lauter kleine Augen sahen ihn an. Dann kamen Mäuler auf ihn zu, Sie wollten ihn fressen! So schnell er konnte kletterte der kleine Kobold Knausitz den Baum wieder hinunter. Und er suchte weiter.
Es wurde dunkel und überall hörte er Geräusche. Das hatte er nachts n seinem Astloch im Baum im Park nie gehört. Er kam hier auch so schlecht voran. Hier gab es kaum Gras. Aber überall waren Bäume ohne Stamm, mit kleinen Blättern und ganz dünnen Zweigen. Die pieksten ihn auch oft. Seine Arme waren schon ganz zerkratzt. Als er endlich an eine freie Stelle kam, machte es „Platsch“ und plötzlich war er ganz nass. Er konnte da auch kaum den Kopf über dem Wasser halten. Mit wild rudernden Armen kämpfte er sich mühsam wieder an Land.
Voller Angst suchte er weiter und endlich, als er schon fast nicht mehr durchhalten konnte, fand er mitten in der Nacht ein leeres Astloch. Er kletterte hinein und schlief sofort ein.
Es war schon ganz hell, als der kleine Kobold Knausitz wieder aufwachte. Er hörte die Vögel, aber nicht das große Rauschen. Vorsichtig sah er aus dem Astloch heraus. Er sah vor sich viele Bäume und recht auch, und links auch. Es sah anders aus als in seinem Park, aber wo war denn jetzt der Wald?
 



 
Oben Unten