Jagt sie, rief er. Jagt die Verbrecher, die Verräter und die hungernde Menge jubelte. Er wusste, was er tun musste, um sie zu füttern, ohne dass sie aßen. Die ersten Männer stürmten los und die nächsten folgten blind. Er trat zurück in den Schatten. Er blickte nicht ein einziges Mal nach hinten, als man ihn in sein Schloss brachte. Jetzt war er ungesehen und er lachte, er lachte los – so laut und voller Missgunst, dass seine Wachen erschauderten. Der kalte Schauer kroch ihre Rücken herunter wie eine dicke Spinne auf dem Weg zu ihrem Netz, wo sie ihre wehrlose Beute verspeisen wird. Doch sie rührten sich nicht, weil die Hunde nicht die fütternde Hand ihres Meisters beißen. Er betrank sich den ganzen Abend und ergötzte sich freudig am schaurigen Spektakel in Lariv. Mittlerweile hatten die Idioten – wie er sie nannte, wenn er sie nicht als räudige Köter beschimpfte – einen Mann gefangen genommen, sie traten auf ihn ein, bis er um Gnade winselte, aber sie hörten nicht auf. Sie fesselten ihn an den mit getrocknetem Blut übersehenen Pfahl, an dem sie schon so viele dieser Verbrecher gefoltert hatten. Der Pfahl stand in der Mitte der Stadt auf dem Marktplatz. Der gepflasterte Platz sah genauso abgenutzt aus wie der Rest der Stadt, als würde auch dieser schreien. Nicht verwunderbar: Alles, was man von ihm aus sehen konnte, waren dreckige Hauswände und ausgetrocknete Apfelbäume, die seit Jahren keine Früchte mehr getragen hatten.
Er fragte sich, wie lange es wohl dauern wird, bis sie den zweiten Mann finden würden. Theoretisch könnte die Lüge auffliegen, aber er wusste, dass sein Volk sie nicht anhören würde. Sie waren ausgehungert und er musste sie unterhalten. Die Unzufriedenheit in der Stadt war erneut gestiegen, denn es war Sommer. Der Fluss ausgetrocknet und die Ernte schlecht. Es interessierte ihn nicht; nicht die kreischenden Babys, deren Mütter keine Milch produzieren konnten, nicht die hautüberzogenen Skelettkinder, die vor Erschöpfung auf den Straßen zusammenbrachen. Er genoss sein Leben ungeniert in seinem Schloss, die Menschen unwissend darüber, wie er das Wasser aus dem Fluss abzapfte, um seine Springbrunnen zu füllen oder wie die Ähren auf seinen versteckten Feldern blühten und gedeihten. Sie arbeiteten für ihn, sie quälten sich für ihn. Und wenn die Köter mit Schaum im Maul zu knurren beginnen, lässt man sie jagen. Er bezahlte jedes Jahr Männer, die sich in seine Stadt schleichten. Sie sollten irgendein Verbrechen begehen – je grausamer desto besser. Dann konnte er seine Tölen auf sie hetzen und sie würden sie zerfleischen statt ihn, ihre Wut vergessend, ihr Hunger gestillt vom Hass und dem Spaß an der Gewalt. Wenn es ihnen wirklich so schlecht geht, können sie doch auch die Räuber verspeisen, lachte er weiter. Stolz wie ein Dompteur im Zirkus wusste er, dass sie nun nicht mehr knurrten, sondern brav Platz machten vor den Füßen ihres Herrn. Alle um ihn herum ließen ihn gewähren, seine Gunst zu verlieren, sollte man nicht riskieren.
Niemand stellte ihn in Frage, niemand zog ihn zur Rechenschaft.
Denn er ist der König von Lariv.
Er fragte sich, wie lange es wohl dauern wird, bis sie den zweiten Mann finden würden. Theoretisch könnte die Lüge auffliegen, aber er wusste, dass sein Volk sie nicht anhören würde. Sie waren ausgehungert und er musste sie unterhalten. Die Unzufriedenheit in der Stadt war erneut gestiegen, denn es war Sommer. Der Fluss ausgetrocknet und die Ernte schlecht. Es interessierte ihn nicht; nicht die kreischenden Babys, deren Mütter keine Milch produzieren konnten, nicht die hautüberzogenen Skelettkinder, die vor Erschöpfung auf den Straßen zusammenbrachen. Er genoss sein Leben ungeniert in seinem Schloss, die Menschen unwissend darüber, wie er das Wasser aus dem Fluss abzapfte, um seine Springbrunnen zu füllen oder wie die Ähren auf seinen versteckten Feldern blühten und gedeihten. Sie arbeiteten für ihn, sie quälten sich für ihn. Und wenn die Köter mit Schaum im Maul zu knurren beginnen, lässt man sie jagen. Er bezahlte jedes Jahr Männer, die sich in seine Stadt schleichten. Sie sollten irgendein Verbrechen begehen – je grausamer desto besser. Dann konnte er seine Tölen auf sie hetzen und sie würden sie zerfleischen statt ihn, ihre Wut vergessend, ihr Hunger gestillt vom Hass und dem Spaß an der Gewalt. Wenn es ihnen wirklich so schlecht geht, können sie doch auch die Räuber verspeisen, lachte er weiter. Stolz wie ein Dompteur im Zirkus wusste er, dass sie nun nicht mehr knurrten, sondern brav Platz machten vor den Füßen ihres Herrn. Alle um ihn herum ließen ihn gewähren, seine Gunst zu verlieren, sollte man nicht riskieren.
Niemand stellte ihn in Frage, niemand zog ihn zur Rechenschaft.
Denn er ist der König von Lariv.