Der ‘Ringverein Immertreu’ und ein Freeman of Haselünne an der ScheinBAR

Hagen

Mitglied
Der ‘Ringverein Immertreu’ und ein Freeman of Haselünne an der ScheinBAR

„Lass Neider neiden und Hasser hassen! Was Gott uns gönnt, muss man uns lassen“, sprach die Wunderbare Ulrike, als sie mit mir, einem ‘Ringverein Immertreu’ und ‘Radio Vintage‘ mal weder an der ScheinBAR saß. „Aber ist ‘Ringverein Immertreu’ nicht ein etwas seltsamer Name für einen Cocktail?"
„Stimmt! – Du hast soeben das Motto des Ringvereins Immertreu erwähnt! – Außerdem tue ich mich immer schwer, neue und originelle Namen für meine Cocktails zu finden, da fand ich ‘Ringverein Immertreu’ recht apart.
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.“
„Und wieso hast du den ausgerechnet mit kaltem Kaffee gemacht?“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Denk‘ mal an den ‘Screaming Orgasm‘! – Der wird auch aus Wodka, Likör, Sahne, Amaretto, kaltem Kaffee oder Caffeeliqueur und so zusammengemixt. – Aber meinen Recherchen nach haben die Jungs vom Ringverein Immertreu offiziell immer nur Kaffee getrunken, obwohl ich mit Adolf Leib, alias ‘Muskel-Adolf‘ in der ‘Mulackritze‘ gar manches Bierchen getrunken habe ...“
„Ah ja, die Mulackritze im Berliner Scheunenviertel!“ Die Wunderbare Ulrike bekam einen träumerischen Gesichtsausdruck und nahm einen Schluck vom ‘Ringverein Immertreu’. „Hast du dort auch Heinrich Rudolf Zille, den bekannten Grafiker, Maler und Fotografen kennengelernt?“
„Natürlich, Henrich hat doch Zilles-Milieu so trefflich dargestellt! Ich habe Sogar Gustaf Gründgens sowie Claire Waldoff kennengelernt und mit Marlene Dietrich manche Zigarre geraucht.“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Allerdings konnte ich dem Ringverein Immertreu nicht beitreten, weil ich weder im Gefängnis oder gar Zuchthaus gesessen habe, noch Bürgen vorweisen konnte, denn Mitglied wurde nur, wer von einem Mitglied eingeführt und von mindestens drei Mitgliedern, die mindestens je zwei Jahre Zuchthaus absolviert hatten, empfohlen worden ist!“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Tröste dich“, sprach die Wunderbare Ulrike daraufhin, „schließlich bist du jetzt ein Freeman, und zwar ein ‘Freeman of Haselünne‘, denn du bist bei mir eingezogen und hast dich und dein Auto ordentlich umgemeldet.“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Ah, ja. Das hört sich doch gut an!“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Wenn ich nur wusste, was ein ‘Freeman of Haselünne‘ ist …“
„Ursprünglich“, sprach die Wunderbare Ulrike und nahm auch einen Schluck ‘Ringverein Immertreu’, „wurde in England mit dem ‘Freedom of the City‘ eine Person von der Leibeigenschaft durch den Feudal Lord freigesprochen und erhielt unter anderem die Rechte, eigenes Geld zu verdienen und Land zu besitzen.“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Entstanden im Königreich England des 13. Jahrhunderts, veränderte sich die Form, Art und Weise sowie die Bedeutung der Auszeichnung bis ins heutige 21. Jahrhundert nicht. Im Jahre 1633 wurde die Auszeichnung von dem Haselünner Regimentsobristen Dodo Freiherr von Innhausen und zu Knyphausen für das gesamte Emsland übernommen.“
„Interessant! – Ich habe nie unter der Leibeigenschaft eines Feudalherren gestanden und mein Geld selbst verdient“, sagte ich. „Land besitze, beziehungsweise besaß ich auch, seit ich ein kleines Haus mit ebenso kleinem Grundstück geerbt, aber verkauft habe um der Liebe wegen zu dir zu ziehen.“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Freedom of the City, auch als ‘Key to the City‘ bezeichnet, ist ein Status und eine der ältesten noch existierenden, ursprünglich britischen Ehrenauszeichnungen, die ein Bürger einer Stadt im englischsprachigen Raum und im Emsland erhalten konnte und heute noch erhalten kann“, sprach die Wunderbare Ulrike außerdem und nahm einen weiteren Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Die Person“, fuhr sie fort, „die den ‘Freedom of the City‘ auf Lebenszeit verliehen bekommt, darf sich fortan ‘Freeman of the City‘ nennen, auch wenn sie im Emsland wohnt und/oder weiblich ist.“
„Dann bist du also auch ein ‘Freedom of the City‘?“
„Selbstverständlich!“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Naja, im Zeitalter der Emanzipation ist es ein unbedingtes Muss, die Frauenquote aufrecht zu halten. Den Engländern, die ich bisher als stockkonservativ in Erinnerung habe, hätte ich so viel Fortschritt gar nicht zugetraut.“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Aber mit der Ehrung und Gewährung von Freiheitsrechten“, fuhr die Wunderbare Ulrike fort, „sind aber auch Pflichten verbunden! In London beispielsweise und hier im Emsland, sind damit die ‘Rules for the Conduct of Life‘ und die ‘Declaration of a Freeman von 1738‘ Pflicht und müssen unterzeichnet werden! Beide verpflichten unter anderem, der Königin oder der Kanzlerin Gehorsam zu leisten und Schaden von der Stadt abzuwenden.“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Für mich wäre es kein Problem“, meinte ich, „der Kanzlerin Gehorsam zu leisten, sofern sie mir auch ab und zu mal zuhört. Aber das macht sie nicht, wahrscheinlich hat sie keine Zeit. Neben ihrer Hausarbeit noch das Kanzleramt ausfüllen und bei Staatsempfängen die Schnittchen zu schmieren … ich verstehe schon.“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Nach dem Gesetz von 1454“, fuhr die Wunderbare Ulrike fort, „muss der Privilegierte allerdings jederzeit in der Lage sein, die Stadt zu verteidigen und im Besitz eines Helmes, eines Schwertes und von Pfeil und Bogen sein!“
„Hm“, meinte ich, „hier stoße ich als Freeman allerdings an gewisse Grenzen. Zwar bin ich jederzeit bereit und guten Willens, die Stadt zu verteidigen, aber mit diesen Waffen?“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Mein Opa hatte mal die originale Preußische Pickelhaube mit Initialen FR für ‘König Friedrich III.‘, Leider hat er sie dem Museum in Stettin vermacht.“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Vielleicht tut es auch ein Fahrradhelm?“
„Ein Fahrradhelm“, sprach die Wunderbare Ulrike, „ist eines ‘Freemans of Haselünne‘ unwürdig! Du siehst damit aus, als hättest du schon einen Hirnschaden; - obwohl dieser Helm dich vor einem Solchen schützen soll!“
Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Aber ein Motorradhelm mit Totenkopf drauf ließe sich notfalls beschaffen, und ein echtes Wilkinson-Schwert sowie ein Scimitar of the Sirocco aus 'World of Warcraft' hängen als Dekoration in unserem Billardsalon und dein Originalschwert ‘Excalibur‘ oder ‘Caliburn‘ welches du derzeit aus dem Stein gezogen hast, hast du zur Verschönerung in unserer ScheinBAR angebracht. – Darf ich das zur Verteidigung Haselünnes verwenden? “
„Untersteh‘ dich! Excalibur bleibt da hängen! – Du kannst ja dein Wilkinson-Schwert aus unserem Billardsalon nehmen!“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Außerdem sehe ich schwarz für Pfeil und Bogen! – Kannst du dir einen Kompositbogen bauen?“
„Ich weiß nicht. Holz haben wir sowieso, aber an für Kompositbogen brauchbarem Horn mangelt es im Tierreich des Emslandes nicht! Im ganzen Emsland ist seit Jahrtausenden das bevorzugte Material das Horn des Wasserbüffels, die hier ja massenhaft rumlaufen. Daneben kommt auch noch Yak- und Steinbockhorn, allerdings bevorzugt bei den Mongolen, zum Einsatz. – Die Japaner verwendeten übrigens im Mittelalter gelegentlich auch Walbarten für kurze Bögen.“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Möglicherweise“, fuhr ich fort, „tut es auch die ‘Achtunddreißiger Stubsnase‘, die ich zu Taxifahrers Zeiten wenn ich Al Capone, George ‘BugsMoran, Lucky Luciano, oder Meyer Lansky zu fahren hatte, hin und wieder – natürlich verborgen – unter meinem Jackett getragen habe. – Al Capone war ausgesprochen knickrig, aber Meyer Lansky hat mir übrigens immer mächtig Trinkgeld gegeben …“
„Intereressant! – Bestimmt geht die Stubsnase“, meinte die Wunderbare Ulrike, „auch! – Aber das ist noch nicht alles an Privilegien, auf die ich als Freeman verweisen muss!“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Ein Freeman darf zum Beispiel Schafe über die wichtigste Londoner Brücke oder eine Brücke im Emsland, treiben ohne dafür eine Maut bezahlen zu müssen! Das wäre hier in Haselünne die Brücke über die Hase!“
„Schon wieder stößt das Ganze an seine Grenzen“, sagte ich „denn wo soll ich als Freeman of Haselünne mindestens zwei Schafe herkriegen? – Außerdem habe ich Angst vor Schafen! Gehen auch Erdmännchen oder Drachen?“
Die Wunderbare Ulrike drehte ihre bezaubernden himmelblauen, die stets wie Sterne leuchten, Augen gen Himmel und sprach: „Weiterhin darfst du dein Schwert offen tragen!“
„Also, ich weiß nicht“, meinte ich. „Gibt man das Schwert im Kino oder in der Kneipe an der Garderobe ab, oder nimmt man es mit, um es stets griffbereit zu haben, falls sich irgendwelche Unholde der Stadt nähern?“
„Hier in Haselünne gibt es keine Unholde!“
„Sag‘ das nicht! Es ist noch gar nicht so lange her, dass hier die Schlacht bei Haselünne stattfand!“
„Was du nicht sagst!“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’.
„Ja, im Dreißigjährigen Krieg“, fuhr ich fort, „am 1. Januar, oder war’s der 11 Januar? – Egal. 1636 jedenfalls,. fand zwischen einem schwedischen Regiment und den kaiserlichen Truppen die ‘Schlacht bei Haselünne‘ statt, in welcher der Regimentsobrist Dodo Freiherr von Innhausen und zu Knyphausen leider fiel! Das Schlachtfeld lag zwischen Bawinkel und Haselünne, etwa da, wo heute der friedliche Haselünner Wacholderhain ist, in dem wir gerne Essen gehen! Da muss man doch jederzeit mit einigem neuen Unbill rechnen, zumal ich nicht will, dass du beim Essen gestört wirst!“ Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Aber dafür hast du ja mich und mein Schwert. Du wirst sicher in Ruhe Essen können, dafür werde ich sorgen!“
„In der Tat!“, sprach die Wunderbare Ulrike. „Ich habe volles Vertrauen zu dir! – Aber das Schönste kommt noch: Findet man dich betrunken irgendwo auf einer Parkbank oder auch in irgendeiner Ecke liegend vor, wirst du statt ins Gefängnis nach Hause gebracht! – Prost ‘Ringverein Immertreu’!“
Wir stießen an und tranken.
„Das muss man sich mal vorstellen“, meinte ich nach einem guten Schluck ‘Ringverein Immertreu’. „Kein: ‚Könnenn Sie mir – hicks – mal nnnn Ttttaxxxxiiii besorgen – hicks?‘ – Ich muss nur noch den freundlich dreinblickenden Polzisten, denn die sollen sich gefälligst geehrt fühlen, einen Freeman of Haselünne nach Hause fahren zu dürfen, meine Adresse verknuckfiedeln. Dann könnte ich für das gesparte Geld noch einen kleinen Schlummertrunk mit den freundlichen Polizisten nehmen ...“
„Den Schlummertrunk solltest du lieber mit den freundlichen Polizisten an der ScheinBAR nehmen! – Aber jetzt haben wir genug getrunken und sollten lieber ins Bett gehen.“
„Darf’s vorher noch ein ‘Der Wunderbaren Ulrike‘s Nightcap‘ sein?“
„Ich dachte eher an einen ‘Screaming Orgasm‘ …“



Ringverein ‘Immertreu’
2 cl Campari Bitter
2 cl Kräuterlikör
4 cl Liquore Al CAFè
Auffüllen mit kaltem Kaffee
Eis

Der Wunderbaren Ulrike‘s Nightcap
In hitzebeständigem Glas

3 Teelöffel Kakaopulver
6 cl heißes Waser
2 cl Alte Liebe
2 cl Bénédictine
1EL Sahne
 
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