Der Schimmer

Der Schimmer


Es war einst ein Mädchen, in Purpur so fein

Erklomm eine Mauer, stand dort ganz allein
Stolz sprach’s zu dem Vater „Sieh her, wo ich geh’!“
Ein weiterer Schritt und es fiel in den...


„Ein weiterer Schritt und es fiel in den…“ Elon hielt inne und kniff angestrengt die Augen zusammen. „Und es fiel in den...“ Schnee? Nein, das klang nicht richtig, doch ob der dichten Schneedecke, die bei jedem seiner Schritte ein gedämpftes Knarzen von sich gab, schien es naheliegend, dass sich der Gedanke Luft verschaffen wollte.
Mühsam richtete er sich auf, soweit es die Last der Äste, die er mit zwei Lederriemen auf seinem Rücken festgeschnallt hatte, erlaubte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Einen Moment lang stand er so schwer atmend da und schaute in die Dunkelheit hinaus. Sein Blick mochte das dichte Schneegestöber nicht zu durchdringen und die Kälte zwickte seine Wangen, während sein Atem dichte Wolken formte, die im dimmen Licht der Laterne für einen Moment vor seinem Gesicht zu schweben schienen, bis sie im Nächsten von einem jähen Windstoß in die Nacht hinaus gerissen wurden.
„Es war einst ein Mädchen, in Purpur, so fein“, begann er wieder, zögerlicher als zuvor, doch so sehr er sich auch zu erinnern versuchte, so schienen die Worte sich mit zunehmender Anstrengung nur tiefer in den hintersten Ecken seines Bewusstseins zu verkriechen, sodass sich sein Gesang schon nach wenigen Zeilen wieder in Gemurmel verlor. Unzufrieden rümpfte er die Nase. Es störte ihn, dass er sich nicht zu erinnern vermochte, doch schien dies weder die richtige Zeit, noch der passende Ort zu sein, um weitere Gedanken an etwas so Belangloses wie die Zeilen eines alten Kinderliedes zu verschwenden.
Es bedurfte einiger Willenskraft, doch schließlich gelang es ihm, den Blick von der Dunkelheit loszureißen, die mittlerweile so vollkommen schien, dass er sich nicht länger sicher war, ob die Welt außerhalb des Scheins seiner Laterne, für die Zeit seiner Abwesenheit, nicht einfach in einen tiefen Schlaf gefallen war.
Mit ungelenken Bewegungen, ließ er einen der Lederriemen über seine Schulter gleiten, bis ein dürres Bündel schließlich mit einem kaum merklichen „Umpf“ im Schnee vor seinen Füßen landete. Vorsichtig hob er die Laterne und konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Der Anblick, den die Erträge seiner Arbeit, nun unverkennbar einsam zu seinen Füßen darboten, konnte selbst mit viel Wohlwollen und in Anbetracht der offenkundig widrigen Umstände als allenfalls „kümmerlich“ bezeichnet werden.
Ein Holzscheit und eine Hand voll knorriger Äste erwiderten seinen Blick vorwurfsvoll, als wollten sie tunlichst jedwede Mitschuld an seiner misslichen Lage von sich weisen. Widerwillig hielt Elon ihrem Blick stand, während er gedankenverloren auf seiner Unterlippe herumkaute. Nur zu gut waren ihm die Worte vertraut, die er bei seiner Rückkehr zu hören bekommen würde, sollte er es tatsächlich wagen, mit einer solch mageren Ausbeute zurückzukehren.
„Weil du ein elender Träumer bist, Elon. Doch du wirst schon sehen, dass dich das im Leben nirgendwo hinbringen wird“, hallte Schwester Aytons Stimme bereits in seinem Kopf. „Kinder wie du, auf euch kann man sich nicht verlassen. Den einfachsten Aufgaben seid ihr nicht gewa...“
Ein scharfer Ruck fuhr durch seine Gedanken und brachte sie zu einem jähen Stillstand.
Moment. Erwiderten seinen Blick vorwurfsvoll?
Mit einem spitzen Schrei stolperte er einige Schritte zurück, bis der feuchte Schnee seine Beine nicht mehr freigeben wollte und er das Gleichgewicht verlor. Dabei bereitete ihm die dichte Schneedecke zwar einen sanften Fall, doch konnte er gleichzeitig nicht verhindern, dass die Laterne seinen steifen Fingern entglitt und mit einem dumpfen Scheppern neben ihm im Schnee landete.
Und schon zum zweiten Mal an diesem Abend, schien die Welt um ihn herum für einen Moment stillzustehen, während das wummernde Pochen seines Herzens das Rauschen des Windes an einen fernen Ort verwies.
Es stimmt allerdings – zumindest in dieser Hinsicht sollten die Sprichwörter wohl Recht behalten – dass Unwissenheit ein Segen sein kann, der den Seeligen die Welt mit einer Unschuld betrachten lässt, um welche er nur aufrichtig beneidet werden kann. Denn hätte Elon nur von all jenen ebenso wundersamen wie gefährlichen Kreaturen gewusst, die im Schutz des Großen Waldes die Zeit überdauert hatten; er hätte sich wohl ohne zu zögern und so schnell ihn seine Beine nur zu tragen vermochten, in die entgegengesetzte Richtung davon gemacht.
So hingegen, als die Tannen noch gespannt den Atem anhielten und die Sekunden zäh wie Honig an der Schneide der Zeit hinabrannen, gewann das Heulen des Windes wieder die Oberhand über das Getöse seines Herzens und, zunächst zaghaft, dann merklich, entspannten sich seine Züge und ein verträumtes Lächeln machte sich breit. Es dauerte noch einen weiteren, ebenso langen Moment, bis ihn das müde Flackern seiner Laterne wieder gänzlich in die Gegenwart zurückholte.
Er blinzelte einige Male, als wollte er die letzten Bilder eines langen Traumes zurück in sein Bewusstsein rufen, und richtete sich schließlich ächzend auf. Auch die Laterne schien den Sturz ohne weitere Schäden überstanden zu haben, doch nur noch ein schwaches Licht drang durch ihr milchiges Glas nach außen. Behutsam klopfte er ein paar Mal mit den Knöcheln gegen ihr kaltes Metall und wandte sich schließlich erneut dem Bündel im Schnee zu.
Wieder an der Stelle angelangt, von der er einige Sekunden zuvor noch geflohen war, ging er in die Knie und ließ den matten Lichtkegel über die Holzscheite gleiten.
Er zog scharf den Atem ein. Da war tatsächlich ein paar Augen, dass ihm vorwurfsvoll von zwischen den Zweigen heraus entgegenstarrte. Ein braunes Augenpaar, um genau zu sein, eingerahmt von einer Partie moosgrüner, verfilzter Augenbrauen, in denen sich winzige Äste und Tannennadeln verfangen hatten. Die Brauen des Wesens wirkten dabei gar so buschig und ganz und gar undurchdringlich, dass er sich fragte, ob es ihn durch diese hindurch überhaupt wahrnehmen konnte.
„Na, du?“ Erst jetzt fielen ihm die feinen, knorrigen Hände auf, mithilfe derer sich das sonderbare Wesen von zwischen den Ästen empor gearbeitet haben musste und die nun einen kleinen Zweig fest umschlungen hielten. „Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan“, fuhr er etwas verlegen fort. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du da drin warst.“ Zögerlich streckte er einen Finger wie zur Begrüßung aus, hielt jedoch inne, als sich das Wesen langsam in Bewegung setzte.
Tatsächlich kam es Elon wie eine Ewigkeit vor, die er nur da kniete und dem Wesen dabei zusah, wie es sich mühsam einen Weg der kalten Abendluft entgegenbahnte. Dabei staunte er nicht schlecht, als sich einige der besonders dünnen Äste, oder eher; was er zuvor für solche gehalten hatte, mit der Zeit zu regen begannen und sich als Arme, Beine und andere, der menschlichen Anatomie gänzlich unbekannte Körperteile zu erkennen gaben.
„Und es tut mir auch Leid, wenn ich dich, na ja, gepflückt habe.“ Seine Unsicherheit war ihm nun deutlich anzumerken. „Es ist nur, es ist ziemlich dunkel und du siehst aus wie, nun, du weißt schon.“
Unbeholfen wrang er seine Hände, während er nach den richtigen Worten suchte, doch noch bevor er erneut zu einer Entschuldigung ansetzen konnte, flammte die Laterne in seiner Hand für den Bruchteil einer Sekunde hell auf und ließ ihn in der nächsten in vollkommener Dunkelheit zurück. Elon stieß einen leisen Fluch aus, während er die erloschene Laterne neben sich in den Schnee setzte und damit begann, die zahlreichen kleinen Taschen, die die Seiten seiner Hosenbeine säumten, mit fahrigen Händen abzutasten und sie, so gut es die Dunkelheit und seine tauben Finger erlaubten, auf ihren Inhalt zu überprüfen.
„Bitte nicht jetzt“, murmelte er zwischen weiteren Unmutsbekundungen. „He, wacht auf!“
Erneut klopfte er mit den Knöcheln der einen Hand energisch gegen das Glas, während die andere weiterhin rastlos seine Taschen absuchte. Als seine Finger schließlich fanden, wonach sie gesucht hatten, stieß er einen langgezogenen Seufzer aus und setzte sich, ohne der Kälte, die langsam seine Beine emporkroch, Beachtung zu schenken, in den Schnee. Vorsichtig fuhr er entlang der Seiten der alten Laterne, auf der Suche nach dem unscheinbaren Riegel, der ihr Inneres gleichermaßen vor Wind und Kälte, sowie allzu neugierigen Augen schützen sollteeine Aufgabe, der das schmale Stück Metall nur unzulänglich gewachsen schien.
Als sie schließlich mit einem scharfen Quietschen den Blick in ihr Innerstes freigab, stellte Elon zufrieden fest, dass doch noch ein schwaches Licht durch die nun geöffnete Tür nach Außen drang, welches von einer etwa handtellergroßen Kröte ausging, die ihm nun mit halbgeöffneten, müden Augen entgegenblickte.
„Na, Großer Onkel, langer Tag, was?“, sagte er, während er seine Hand öffnete, um zwei dunkelblaue Beeren zum Vorschein zu bringen. Die Kröte, die von den so unverhofft dargebotenen Köstlichkeiten gänzlich unbeeindruckt schien, blinzelte nur und schaute ihn weiterhin ausdruckslos an.
„Jetzt guck nicht so. Das war keine Absicht – ich bin hingefallen. Und außerdem habt ihr es hier drinnen eigentlich doch ganz gemütlich.“ Prüfend ließ er seinen Blick umherschweifen. Tatsächlich glich das Innere der Laterne vielmehr einem kleinen, aber nicht minder dichten Urwald mit Blumen, Pilzen und Schlingpflanzen, als dem Innern einer gewöhnlichen Laterne und auch die Luft war keineswegs kalt, sondern feucht und warm, sodass dicke Wassertropfen zu allen Seiten an den beschlagenen Scheiben hinabrannen. Der unweigerlich aufkommende Gedanke, dass es gänzlich unmöglich sein musste, dass eine Lichtquelle, wie auch immer stark, jemals durch die dichte Vegetation und milchigen Scheiben nach außen dringen konnte, war einer, der Elon beim Anblick der müden Krötenaugen unweigerlich mit Stolz erfüllte. Einem Stolz, den er zum ersten Mal an jenem Tag verspürt hatte, an dem er in einem Anflug von Unachtsamkeit vergessen hatte, den metallenen Riegel vorzuschieben, woraufhin sich Großer Onkel – am Ende einer zweifellos kräftezehrenden Entdeckungsreise durch die Räume des Waisenhauses – letztlich Schwester Margrets linken Schuh als trefflichen Ort für eine Verschnaufpause ausgewählt hatte. Die spitzen Schreie, die am darauffolgenden Morgen durch sämtliche Räume des Hauses gedrungen und sich schließlich um die ihrerseits ächzenden Dachbalken geschlungen hatten, waren letztlich jedoch ein seltener Glücksmoment geblieben.
„Und bald bringe ich auch neues Moos und Stöckchen“, sagte er, während er Großer Onkel mit einem ausgestreckten Finger am Bauch kraulte, worauf ein zufriedenes Gurgeln tief aus dem Kröteninnern empor drang. Elon streckte seine Hand noch ein wenig weiter aus, als drei schwarze Käfer plötzlich mit einem tiefen Brummen aus dem sich öffnenden Maul emporstiegen und sich auf seiner Hand niederließen. Obgleich der geöffneten Tür, machten sie keine Anstalten in die Nacht davonzufliegen, sondern umklammerten nach gründlicher Untersuchung jeweils eine der Beeren und trugen sie, unter einiger Anstrengung, zurück ins Innere der Laterne. Alleine der dritte Käfer blieb ziellos umherkrabbelnd auf seiner Hand zurück.
„Nächstes Mal. Versprochen!“ Behutsam gab Elon ihm einen leichten Stups mit dem Zeigefinger, bis auch dieser wieder neben seinen Artgenossen im Krötenmaul Platz nahm, welches sich daraufhin mit einem weiteren kehligen Laut schloss.
Zufrieden schob Elon den Riegel vor und schloss die Augen. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis sein Warten belohnt, und das Innere seiner Augenlider von einem gleißenden Licht in helles rot getaucht wurde. Als er sie wieder öffnete, sah er gerade noch, wie ein goldenes Licht im Innern der Laterne hell flackerte und dann allmählich zu einem matten aber steten Leuchten abebbte.
Erst jetzt wanderten seine Gedanken wieder zurück zu dem sonderbaren Wesen mit den buschigen Augenbrauen, dessen Bekanntschaft – ein zugegebenermaßen irreführendes Wort für die jüngsten Geschehnisse – er erst vor wenigen Minuten gemacht hatte.
Als er sich jedoch voller Erwartung erneut der Stelle im Schnee zuwandte, musste er feststellen, dass von dem Wesen nun jede Spur fehlte. Ein Gefühl der Enttäuschung überkam ihn, begleitet von einer Wut auf sich selbst, dafür dass seine Schreckhaftigkeit ihn um weitere Minuten mit dem wundersamen Wesen betrogen hatte.
Doch auch dieses Gefühl verflog rasch, als er sich besann, weshalb er sich ursprünglich, trotz der kräftigen Winde und des dichten Schneefalls, so tief in den Wald hinein gewagt hatte. Bei diesem Gedanken, trat eine Leichtigkeit an die Stelle, die gerade noch von Ärger eingenommen worden war. Hastig schulterte er sein Bündel, zog die Riemen enger und machte sich auf den Weg.


Der Wind hatte sich gelegt und auch der Schnee fiel nur noch in zarten Flocken herab. Dennoch stellte sich Elons Hoffnung, der Weg zurück würde weitaus weniger beschwerlich ausfallen, schnell als Trugschluss heraus, da der Pfad, den er sich zuvor mit erheblicher Anstrengung gebahnt hatte, bereits verweht und mit bloßem Auge kaum noch auszumachen war.
„Großer Wald“, schnaubte er, während er sich zwischen zwei Eichen hindurchzwängte, die sich besonders eng aneinanderschmiegten.
Er hatte schon immer eine große Bewunderung für jene Menschen empfunden, die sich meisterhaft darauf verstanden, Dingen einen Namen zu geben. Dabei schien es ihnen ein ums andere Mal zu gelingen, nicht lediglich eine beliebige Anzahl von Lauten aneinanderzureihen, sondern vielmehr Wörter zu wählen, die scheinbar nur darauf gewartet hatten, entdeckt und ihrem bis dahin namenlosen Gegenstück zugewiesen zu werden. An dem Tag, an dem der Große Wald seinen Namen erhalten hatte, musste jedoch ein zynischer Geist am Werk gewesen sein.
'Eichensprung', der Name des Ortes, den Elon seit jeher das zweifelhafte Vergnügen hatte, seine Heimat zu nennen, hatte seinen Namen einst aufgrund der vielen Eichhörnchen erhalten, die in der Frühlingszeit von Baum zu Baum getollt waren – vermeintlich ohne jemals den Boden zu berühren. Doch diese Geschichte kannte Elon nur aus den Erzählungen des Alten Wunderlich, und denen, soviel war Elon auch zu dessen Lebzeiten längst bewusst gewesen, hatte man für gewöhnlich nur so weit trauen dürfen, wie man es später auch bereit gewesen war, enttäuscht zu werden.
„Die Sommer waren lau und der Frühling lang, als ich ein kleiner Junge war. Und der Wald, oh, der Wald, ja, der Wald wimmelte nur so von Leben und wundersamen Geschöpfen.“ An diesem Punkt hatte der alte Mann stets die Augen geschlossen, als wollte er der langen Pause, die folgte, auf diese Weise zusätzliche Bedeutung verleihen, während die Kinder wie gebannt bis an die Kante ihrer Stühle vorgerückt waren.
„Doch dann kam der Winter. Dunkler und länger als alle Winter vor ihm. Und als der Winter den Frühling verschlang, da dachten sich die Menschen noch nicht viel dabei. Vielmehr lachten und scherzten sie, dass einer von ihnen den Winter in seinem Palast über den Wolken herausfordern und den Frühling aus seinen Klauen befreien müsse. Doch dann stahl der Winter den Sommer und wenige Zeit später den Herbst.“ Für gewöhnlich war an dieser Stelle eine weitere, in Selbstgefälligkeit und süßen Wein getränkte Pause gefolgt, während derer sich der Alte Wunderlich, sichtlich zufrieden, ob der abermals fesselnden Wirkung seiner Geschichte, in seinem Schaukelstuhl zurückgelehnt und seine knorrige Buchenholzpfeife angesteckt hatte.
„Und dieser Winter, dieser längste alle Winter, dauert noch immer an. Ja, das tut er. Er dauert an, bis zum heutigen Tage.“
Danach hatte sich der Kopf des alten Mannes stets in dichten Rauch gehüllt und er hatte all die Fragen beantwortet, die aus den Mündern der Kinder in schier endloser Zahl hervorgequollen waren. Fragen über die Zeit, als er selber noch ein Junge gewesen war – vor dem langen Winter. Fragen über grüne Wiesen und den Frühling. Fragen über Sommerabende und den Herbst und nicht zuletzt natürlich auch Fragen über Eichhörnchen. Und der alte Mann hatte dagesessen und alle Fragen beantwortet, bis auch der Durst des wissbegierigsten Kindes gestillt, oder aber – und dies war eine Entwicklung, die die Elternschaft von Eichensprung mit großer Missbilligung zur Kenntnis genommen hatte – auch das letzte Kind von seinen Eltern nach Hause gescheucht worden war.
Noch immer tief in Gedanken verloren, kam Elon an einer Kreuzung an, die inmitten des noch immer dichten Baumwuchses nur aufgrund eines einsamen Wegweisers mit der Aufschrift „Eichensprung“ als solche zu erkennen war. Kurz blicke er in die Richtung, in die das angespitzte Ende wies, nur um sich im nächsten Moment einer der anderen Abzweigungen zuzuwenden.
Ja, Schwester Ayton würde wütend sein. Wahrscheinlich würde sie ihn ohne Essen ins Bett schicken und ihm in den nächsten Tagen besonders schwere Arbeiten auftragen. Dieser Gedanke war auch für Elon zweifellos kein angenehmer und für gewöhnlich hätte er alles getan, um einer solchen Strafe aus dem Weg zu gehen, wäre da nicht diese eine Frage, die selbst der alte Wunderlich zu Lebzeiten nicht zu beantworten gewusst hatte. Vielmehr noch hatte sich die Miene des alten Mannes stets schlagartig verfinstert, wenn ein Kind abermals so töricht gewesen war, sie zu stellen, und hatte sich erst dann wieder aufgehellt, wenn eines der jüngsten Kinder ihm sanft die kleine Hand auf den Arm gelegt und ihn gebeten hatte, doch noch einmal die Geschichte zu erzählen, wie er als kleiner Junge im Flüsternden See gebadet hatte.
In Erinnerungen vertieft, hatte Elon nicht bemerkt, dass ihn seine Beine, nun, da er seinem Ziel immer näher kam, wie von alleine durch den schweren Schnee getragen hatten, sodass ihn der Anblick der Lichtung so unvorbereitet traf, dass ihm die Luft wegblieb.

Obwohl er nur wenige Ellen zwischen den umliegenden Bäumen aufragte, stellte sich das Erklimmen des Hügels als keineswegs einfaches Unterfangen heraus. Tückisches Eis und scharfe Felskanten schienen wie Raubtiere unter der dichten Schneedecke zu schlummern; jederzeit bereit, ihren Schlaf zu unterbrechen, um einen jeden unbedacht gesetzten Fuß auf schmerzhafte Weise zur Vorsicht zu mahnen. Sich der Gefahren, die zu seinen Füßen lauerten, schmerzlich bewusst und fest entschlossen, die nötige Vorsicht aufzubringen, um die Stürze vorheriger Aufstiege nicht zu einer ungeliebten Gewohnheit werden zulassen, gab Elon sich große Mühe, seinen Stand vor jedem neuen Schritt gründlich zu prüfen. Als er sich jedoch beinahe an der Spitze und somit auf sicherem Boden wähnte, verlor er den Halt und schlug mit der Schulter hart auf einer Felskante auf, (so)dass ein Riemen seines Holzbündels riss und sich dessen Inhalt unverzüglich und auf direktem Wege wieder am Fuße des Hügels einfand.
Doch in diesem Moment schien keiner seiner Gedanken bereit, sich daran zu verschwenden, da es ihm doch reichlich unwahrscheinlich schien, dass die Stöcke – selbst im Lichte ihrer jüngst erlangten Freiheit – auf eigenen Antrieb hin auf ihre Bäume zurückkehren würden.
Außer Atem und mit steifen Fingern legte er die letzte Strecke des Weges zurück. Der Wind zerrte nun wieder stärker an ihm und auch der Schneefall hatte zugenommen. Dennoch löste Elon seinen Mantel und deckte ihn über seine Laterne.

Glühwürmchen fängt man schließlich auch nur im Dunkeln.

Das waren die einzigen Worte gewesen, die sie gesprochen hatte, an dem Tag als er Celeste kennengelernt hatte. Schweigend hatten sie danach Seite an Seite dagestanden, und schweigend hatten sie sich, nach vielen Stunden, wieder auf den Rückweg gemacht.
Elon kniff die Augen zusammen und begann seinen Blick über den Horizont streifen zu lassen. Damals hatte sie ihm die Stelle gezeigt – eine Bresche in der ansonsten hoch aufragenden Landschaft der Baumwipfel, geschlagen von einer mächtigen Tanne, die, zu alt, um dem Wind länger standzuhalten, zwei weitere Bäume mit sich gen Erdboden gerissen hatte. Als seine Augen schließlich die vertraute Stelle fanden, spürte er eine wohlige Wärme in sich aufsteigen. Es fühlte sich beinahe so an wie damals. So als ob, wenn er nur seine Hand ausstreckte, er den aufgerauten Saum von Celestes grünem Filzmantel neben sich spüren könnte. Und auch wenn er wusste, dass er diesmal alleine auf dem Hügel war, würde er doch alles genauso tun wie damals. So wie er es seit jenem Tag immer getan hatten; auf der Suche nach dem Schimmer.


Am Anfang war er einfach nur da gewesen, der Fleck an der Decke über seinem Bett – tief schwarz und formlos. Mit den Jahren hatte er sich jedoch verändert und ein ums andere Mal die Gestalt gewechselt. Aus dem dunklen Fleck war zunächst ein Rabe geworden – mit gespreizten Schwingen und aufgerissenem Schnabel hatte er auf ihn hinab gesehen – welcher sich seinerseits erst in einen mächtigen Baum und dann in einen Schmetterling inmitten eines verworrenen Spinnennetzes verwandelt hatte.
Rastlos drehte Elon sich auf die Seite. Schlussendlich waren die Dinge doch so gekommen, wie er es zu erwarten gelernt hatte. Nachdem er auf dem Hügel ausgeharrt hatte, bis er seine Zehenspitzen nicht mehr spüren konnte, hatte er sich schließlich schweren Herzens auf den Heimweg gemacht. Den Hügel hinunter und zurück zur Kreuzung, vorbei an den ersten Häusern, die wie Zähne im Mund eines Greises spärlich den Weg zur Stadt zierten. Durch enge Gassen, vorbei am Geschäft der Näherinnen, der alten Fleischerei und den Überresten des Hauses von Frau Ungetrübt.
Das Haus von Frau Ungetrübt, bevor es zu einem, was Schutthaufen anbelangte, noch immer recht beeindruckendem Ascheberg niedergebrannt war, war einst das größte Haus der Stadt gewesen. Turmhoch war es zwischen den umliegenden Häusern aufgeragt, und oftmals hatten Celeste und er sich ausgemalt, wie sie sich des Nachts hineinstehlen würden, um endlich einen Blick über die Baumkronen hinweg auf die Quelle des Schimmers zu erhaschen. Da Frau Ungetrübt ihr Haus jedoch nur selten verlassen hatte, sowie ob der drohenden Strafen, wären sie dennoch bei dem Versuch ertappt worden, sich Eintritt zu verschaffen, aber sicherlich allerspätestens seit der Nacht des Feuers, hatten sie sich jedoch endgültig von jedweden Plänen verabschiedet. Seit jener Nacht war das Haus des Neuen Wunderlich das neue größte Haus der Stadt, wobei mitnichten eine familiäre Verbindung zwischen dem Neuen und dem jüngst verstorbenen Alten Wunderlich bestand. Vielmehr wurde der Name Wunderlich stets jener Person zuteil, die sich in den Augen der Gemeinschaft von Eichensprung um eben diesen in besonderem Maße verdient gemacht hatte. Und auch wenn es Elon nur ein schwacher Trost war, so würde es immerhin interessant sein zu beobachten, in was für einen Aschehaufen sich das Haus des Neuen Wunderlich verwandeln würde, sollte es dasselbe Schicksal ereilen, wie sein Vorgänger.
Mit einem leisen Seufzen wälzte Elon sich auf die andere Seite. Noch vor Sonnenaufgang wurde er wieder in der Küche erwartet, um sämtliche Pfannen und Töpfe von Rost zu befreien – selbstverständlich nur die erste von vielen Aufgaben, die Schwester Ayton für ihn vorgesehen hatte – und doch war sein Geist zu aufgewühlt, um seinen Körper zur Ruhe kommen zu lassen.
Natürlich hatten viele Kinder behauptet, die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Schimmers zu wissen, doch es hatte nicht lange gedauert, bis er begriffen hatte, dass sie in Wahrheit ebenso ahnungslos waren, wie er selber.
„Es ist ein riiiiesiger See – bis zum Rand gefüllt mit süßem Honig.“
„Nein! Es ist ein großer Drache, und wenn er atmet, kommt Feuer aus seinem Maul!“
„Ihr seid beide falsch! In Wahrheit ist ein wunderschönes Pferd mit einem goldenen Schweif. Mein Bruder hat es mir erzählt.“
Und auch wenn diese Antworten für Elon alle gleichermaßen unwahrscheinlich klangen, so war er dennoch gewillt, keine von ihnen voreilig abzutun, bis er die Quelle des Lichts nicht mit eigenen Augen gesehen hatte.
Gedankenverloren ließ Elon den Blick durch den Raum wandern und beobachtete für eine Weile, wie die Silhouetten der anderen Jungen, in einem sanften Ozean aus Atemgeräuschen wogten und sich dennoch in ihrem gänzlich eigenen Rhythmus zu heben und senken schienen. Auch kam es nur selten vor, dass der Mond die dichte Wolkendecke zu durchbrechen vermochte, die sich mit Anbruch des diebischen Winters über den Wald gelegt hatte, doch auch in dieser Nacht drang nicht mehr als ein fahles Licht durch die hohen Fenster. Jene Kinder von rebellischem Wesen pflegten jedoch, das schwere Stofftuch des Nachts nur halbherzig über ihre Laterne zu decken, sodass die Gesichter eben dieser unbeugsamen Kinder für den Rest der Gruppe sichtbar erleuchtet waren.
Doch so wie auch die Gespräche und Tuscheleien über die Quelle des Schimmers mit den Jahren verstummt waren, so waren mit der Zeit auch immer mehr Gesichter in der Dunkelheit verschwunden, bis nur noch der Schein von Elons Laterne an ehemals angeregte Debatten und tollkühne Pläne erinnerte. Dabei war er sich nicht sicher, ob die anderen Kinder, mit den Jahren schlichtweg die Hoffnung aufgegeben hatten, jemals herauszufinden, was jenseits des Waldes lag, oder ob sie den Schimmer einfach vergessen, oder in Wahrheit vielleicht sogar nie wirklich mit eigenen Augen gesehen hatten. Vielleicht hatten sie auch den Geschichten des alten Wunderlich gelauscht – jenen Geschichten von sonderbaren Wesen und alten Zeiten – und waren zu dem Entschluss gekommen, dass der Schimmer einer ebenso vergangenen Zeit angehören musste, der es nicht nachzujagen lohnte.
Doch er hatte ihn gesehen, und es war ihm als täte er es jedes Mal aufs neue, wann immer er die Augen schloss, wenn auch das Bild in seinem Kopf über die Jahre an Klarheit verloren hatte. Und auch Celeste, da war er sich sicher, hatte den Schimmer gesehen – wahrscheinlich öfter noch als jeder andere. Sie war auch diejenige gewesen, die am häufigsten mit den Schwestern gestritten hatte. Über Kleidung und Schlafenszeiten, Mahlzeiten und Hausarbeit, doch besonders darüber, welche Art von Fragen es sich zu stellen gehörte und welche man lieber für sich behielt. Und ein ums andere Mal, hatte sie die Konsequenzen ihrer Aufsässigkeit zu spüren bekommen, doch das hatte sie keineswegs davon abgehalten…
„Celeste!“ Es war ihm, als weigerte sich die Luft in seinem Körper mit einem Mal, den Weg zu seinen Lippen zu finden, sodass ihm anstelle von Worten lediglich ein heiseres Röcheln entglitt.
Das schmale Gesicht, das mit einem breiten Lächeln auf ihn herabblickte, hob eine einzelne Augenbraue. Sich seines ganz und gar unsouveränen Auftretens schmerzlich bewusst, setzte Elon sich rasch in seinem Bett auf.
„Was machst du hier? Wie bist du...“ Ein jäher Anflug von Benommenheit überkam ihn und sein Kopf surrte plötzlich mit Fragen, die sich allesamt uneins schienen, welcher von ihnen am dringlichsten Aufmerksamkeit zuteilwerden sollte. Noch bevor er jedoch erneut den Mund öffnen konnte, beförderte das noch immer amüsiert dreinblickende Mädchen mit einer Hand, die sie hinter ihrem Rücken verborgen gehalten hatte, einen kleinen, kupferfarbenen Schlüssel zum Vorschein.
„Ich fürchte, die junge Schwester May übernachtet heute wieder einmal im ‚Bodenlosen Krug‘. Wirklich tragisch. Wenn das nur Schwester Ayton erfährt.“
Selbstverständlich lag in ihren Worten weder Mitgefühl noch Besorgnis, sondern ihr Lächeln, sofern dies denn überhaupt möglich war, schien sogar noch etwas breiter als zuvor.
„Wo warst du so lange? Es ist bestimmt schon fast zwei Monate her, seitdem du…“ Erneut schienen seine Worte auf ihrem Weg zu seinen Lippen an Selbstbewusstsein zu verlieren. Doch tatsächlich war er sich unsicher, wie er die Angelegenheit ihres plötzlichen Verschwindens zur Sprache bringen sollte. Sicher, sie hatten oft darüber gesprochen, eines Tages das Heim zu verlassen – in aller Stille und ohne Vorzeichen – doch er hatte immer angenommen, dass zumindest sie beiden von dieser Regel ausgenommen waren.
„Ich weiß, es tut mir leid, aber es ging nicht anders. Außerdem…“, erneut beförderte das Mädchen mit der hinter dem Rücken verbliebenen Hand einen Schlüssel zum Vorschein. Dieser war jedoch aus einem silbernen Metall gearbeitet und schien ganz und gar zu groß für die kleine Kinderhand.
„Außerdem war ich fleißig.“
Und sowie seine Kinnlade bei dem Anblick des alten Schlüssels, dessen Hauptaufgabe es für gewöhnlich war, den Schlüsselbund des Neuen Wunderlich um eine weitere Klangfarbe zu ergänzen, langsam herunterklappte, war Elon sich sicher; Celestes Grinsen wurde noch einmal eine ganze Spur breiter.


Die dichte Wolkendecke, die das Licht des Mondes verschluckte, war ihnen zu einem unverhofften Freund geworden, als sie im Schutz der Dunkelheit durch enge Häuserschluchten und verwinkelte Gassen schlichen.
Er hatte sie nicht gefragt, wie sie in den Besitz des mächtigen Eisenschlüssels gelangt war, der die schwere Eingangstür zum Haus des Neuen Wunderlich öffnete. Zum einen hegte er den – in seinen Augen mehr als berechtigten Zweifel – ob sie ihm auf diese Frage überhaupt eine wahrheitsgemäße Antwort geben würde, und andererseits war er sich nicht einmal sicher, ob er eine solche überhaupt hören wollte. Gerade jedoch als er zu dem Entschluss gelangt war, ein gewisses Maß an Unwissenheit könne in einer solchen Situation womöglich gar ein Segen sein, beorderte Celeste ihn, mit einem Finger auf den Lippen, zu einem hohen Fenster, durch welches sogar zu dieser späten Stunde noch der flackernde Schein eines Kaminfeuers drang.
„Der Neue Wunderlich trifft sich einmal in der Woche mit einigen Männern aus der Stadt. Ich weiß nicht, worüber sie dann reden, aber sie lassen sich vom 'Krug' jedes Mal Unmengen Beerenwein bringen“, raunte sie mit gedrungener Stimme und blickte durchs Fenster.
Auch Elon richtete sich vorsichtig auf und warf einen Blick in den Raum auf der anderen Seite. Tatsächlich war das Feuer beinahe verglommen, doch in den schweren Sesseln, die in einem Halbkreis um den Kamin herum angeordnet waren, konnte er dennoch die Körper dreier Gestalten ausmachen, die in der einschläfernden Wirkung des Weines offenbar einen Meister gefunden hatten, dessen Finten sie nicht hatten vorhersagen können, und welcher sie noch in ihren Sesseln übermannt hatte. Auf einem runden Tisch in ihrer Mitte, standen große Flaschen, in denen es eine rote Flüssigkeit vollbracht zu haben schien, das Glimmen der Kohlen wie ein Insekt einzufangen und für spätere Zeiten zu verkorken. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm jedoch auf, dass noch weitere, identisch dreinblickende Flaschen auf dem Boden um die Sessel herum verstreut lagen. Fragend suchte er ihren Blick.
„Sagen wir, ich habe lediglich dafür gesorgt, dass die Herren noch weniger durstig zu Bett gegangen sind, als sie es ohnehin zu tun pflegen.“ Sie musste die Frage schon auf seinem Gesicht abgelesen haben.
Wieder machte sich ein selbstzufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht breit und Elon meinte, eine neugewonnene Leichtigkeit in ihrem Gang ausmachen zu können, als sie sich von dem hohen Fenster entfernten.
„Wenn wir fertig sind, werde ich den Schlüssel wieder zurückbringen. Lass uns gehen.“
Stumm und sich nur mit gelegentlichen Handzeichen verständigend, legten sie das letzte Stück des Weges zurück, bis sie schließlich vor einem Haus standen, das wie ein gewaltiger Berg geradewegs in den Himmel zu ragen schien. Flüchtig tauschten sie einen letzten Blick aus, bevor das Getöse des schweren, in die Tür eingelassenen Eisenriegels in das schabende Geräusch des Schlüssels im Schlüsselloch mit einstimmte, an dessen Ende ihnen die dunkle Tür den Weg in das Innere des Hauses freigab.

Als sie eintraten, ließ sie eine dichte Wolke von Moschus und Wildkräutern beinahe auf direktem Weg zurück über die Türschwelle taumeln. Der Geruch war unerträglich süß und beißend zugleich, und legte sich schwer auf Elons Sinne, sodass er sich den Mund mit dem Tuch seiner Laterne bedeckte, bevor er einen weiteren Schritt in das Haus hineinwagte. Der ausladende Eingangsbereich, in dem sie sich wiederfanden, war nur von wenigen Kerzen erleuchtet, die die dunkle Wandtäflung und schweren Vorhänge in ein beinahe unwirkliches Licht tauchten. Der Raum selbst war mit wuchtigen Eichenmöbeln eingerichtet und ernst dreinschauende Männer auf kunstvoll verzierten Stühlen blickten geringschätzig von einer Reihe Porträts an gegenüberliegenden Seiten des Raumes auf sie herab.
Ganz so, als befürchtete sie, die Männer auf den Gemälden könnten sie womöglich hören und bei jedem noch so leisen Geräusch einen Lärm veranstalten, wie er die gesamte Stadt aufwecken würde, deutete Celeste mit dem Kopf auf die große Treppe, die unmissverständlich den Weg in die oberen Stockwerke wies.
„Ich hoffe, du hast nichts gegen ein paar Stufen.“
„Ich nehme an, je früher wir anfangen, desto schneller sind wir auch fertig“, erwiderte er, ebenfalls in gedämpftem Ton. „Egal ob fünfzig oder fünfhundert.“
„Oder fünftausend“, fügte sie mit einem breiten Grinsen hinzu, ergriff das Geländer auf beiden Seiten des Aufgangs und tat die ersten Schritte, auf was sich anfühlen sollte, wie die längste Reise ihres Lebens.

Von außen hatte das Haus des Neuen Wunderlich zweifellos beeindrucken ausgesehen – groß und erhaben war es aufgeschossen – doch sowie sie, Stockwerk für Stockwerk, die schier unendlichen Stufen des Treppenhauses hinaufstiegen, fühlte es sich schon bald an, als entfernten sie sich mit jedem ihrer Schritte von ihrem Ziel ebenso sehr, wie sie ihm näher kamen.
Dabei gaben die langen Flure, in die das Treppenhaus mündete, zu Beginn noch zuverlässig Auskunft über die Bestimmung des jeweiligen Stockwerks – kristallene Wandleuchter und schwere Sessel versprachen Räume für gesellige Zusammenkünfte, während Elon hinter einem Flur mit hohen Bücherregalen eine Reihe von Studierzimmern vermutete. Mit fortschreitender Zeit und jedem neuerlichen Mal, dass die Stufen am Absatz eines Stockwerkes unter dem Gewicht ihrer Schritte ächzend in sich zusammensanken, schienen die Möbel und Gegenstände jedoch immer exotischere Formen anzunehmen, deren Funktion sich ihm zunehmend zu entziehen suchte. Er spürte, wie die Neugierde auch an Celeste zerrte und sie beide dazu verleitete, wann immer das Treppenhaus den Blick in einen dieser rätselhaften Flure freigab, für einen Moment auf dem Treppenabsatz zu verweilen, bis der Gedanke an den Schimmer sie jedes Mal aufs neue die Treppe hinauf trieb.
Zu Beginn ihres Aufstiegs hatte Elon in seinen Gedanken noch leise die Anzahl der Stufen mitgezählt – eine Aufgabe, die seinen Geist zwar in Bewegung gehalten, derer Ausmaße er sich jedoch schnell geschlagen gezeigt hatte – sodass er nun beobachten musste, wie sich an ihrer statt immer wieder Zweifel in seine Gedanken einschlichen. Gerade jedoch, als sich der Gedanke breitmachte, der Tag habe die Nacht mittlerweile sicherlich bereits wieder verdrängt, fanden sie sich mit einem Mal am Ende des Treppenhauses wieder und blickten einen langen Flur hinunter, an dessen Ende eine klapprige Holzleiter zu einer schmalen Dachluke hinaufführte.
Elon spürte, wie sich bei dem Anblick ein jäher Dämmerzustand auf seinen Geist legte, der ihn – gemeinsam mit den betörenden Düften, die noch immer schwer auf seinen Sinnen lagen – wie von alleine in den Gang hineintreten ließ. Bevor er jedoch auch nur einen weiteren Schritt tun konnte, spürte er mit einem Mal Celestes Hand an seinem Arm, die ihn mit sachter Bestimmtheit zurückhielt. Da überkam ihn ein plötzlicher Ärger und der unergründbare Drang, sich von ihr losreißen, doch Celeste schob sich nur schweigend an ihm vorbei und trat mit einem großen Schritt in den langen Gang hinein.
Er war sich nicht sicher, ob sie auf etwas Bestimmtes wartete – wie sie nun still und regungslos dastand – doch sowie er ihre Gestalt betrachtete, die sich, inmitten des gewaltigen Ganges, nun ein wenig verloren gegen den dimmen Kerzenschein abhob, spürte er, wie eine tiefe Scham seine Wut hinfort spülte. Als jedoch auch nach einer ganzen Weile Holz Holz und Stein noch immer Stein zu bleiben schien, und weder Wände noch Boden den Eindruck erweckten, sich in nächster Zeit zu einer wie auch immer gearteten Antwort hinreißen zulassen, bedachte Celeste die Stille schließlich mit einem zufriedenen Kopfnicken und bedeutete ihm mit einer knappen Geste, in den Gang hineinzutreten.
Es gab keine Fenster, durch die Licht von außen hätte eindringen können und auch der tiefrote Läufer, der das Knarzen der alten Holzdielen dämpfte, schien sich vortrefflich darauf zu verstehen, den Schein der Kerzen einzufangen, die wie schillernde Früchte in die verschlungenen Arme der Deckenleuchter eingelassen waren. Entlang der Wände, auf etlichen kunstvoll gearbeiteten Kommoden und Schränken, sowie auf Tischen, die ihrem Zweck gemessen entweder zu wenige oder einen gar verschwenderischen Überfluss an Beinen besaßen, waren auch hier wundersame Apparaturen und Artefakte zur Schau gestellt, von denen sich zuweilen eine körperlose Kraft nach ihm auszustrecken schien. Dabei meinte er einige der Gegenstände auf den ersten Blick gar zu kennen, musste sich schließlich jedoch eingestehen, dass es sich bei ihnen um kaum mehr als entfernte Verwandte jener Objekte handelte, für die er sie zunächst gehalten hatte.
So nahm auch der Weg zur Dachluke mehr Zeit in Anspruch, als er zunächst hatte vermuten lassen, was in diesem Fall jedoch mit einiger Sicherheit dem Umstand zuzuschreiben war, dass sie kaum zwei Schritte tun konnten, ohne stehenzubleiben und ihre Umgebung zu bestaunen. In der Tat zogen einige der Gegenstände Elon derart in ihren Bann, dass der Gedanke an den Schimmer zunehmend an Dringlichkeit zu verlieren schien. Gerade jedoch als eben diese Erkenntnis im Begriff war, ihn zur Eile anzutreiben, spürte Elon, wie seine Aufmerksamkeit abermals auf beinahe magische Weise von einer der unzähligen Kuriositäten auf sich gezogen wurde.
Bei dem Gegenstand handelte es sich auf den ersten Blick um eine Art Bilderrahmen, der sich aus vier Ästen zusammensetzte, die so alt schienen, dass sie einst gar vom Weltenbaum selbst losgebrochen sein mussten. Dicke Taue waren scheinbar achtlos um die Stellen geschlungen, an denen sich das Holz traf, und dort, wo für gewöhnlich ein Porträt oder Gemälde Platz gefunden hätte, schienen sich unzählige Holzsplitter wie Federkiele über eine unsichtbare Leinwand zu bewegen. Wie angewurzelt blieb Elon vor dem Rahmen stehen und beobachtete, wie sich die Splitter von den Ästen lösten, nur um scheinbar ziellos und ohne fremdes Zutun durch den leeren Raum zu irren und sich schließlich an anderer Stelle wieder in das Holz einzufügen. Es war ein Spektakel, dass Elon ebenso unerklärlich – er konnte keine Fäden oder Luftströme ausmachen, entlang derer sich die Holzstücke bewegten – wie sinnlos erschien, und doch wohnte dem sachten wogen ein unbeschreiblicher Zauber inne.
Als hätte sich ein unsichtbares Band um seine Gelenke geschlungen, streckte er langsam die Hand aus. Hätte man ihn später gefragt, was er zu berühren oder welche Erkenntnisse er in diesem Moment zu gewinnen gesucht hatte; er hätte die Frage wohl nicht zu beantworten gewusst, doch sein Geist war vollends eingenommen, von dem Schauspiel, welches sich ihm bot. Als seine Hand jedoch nur noch wenige Finger von dem hölzernen Strom entfernt war, begannen die Splitter mit einem Mal aufgeregt zu surren und umher zu schwirren. Entgeistert taumelte er rückwärts und suchte mit rudernden Armen nach Halt, doch noch bevor Panik von ihm Besitz ergreifen konnte, spürte er Celestes Arme, die ihn mit Bestimmtheit festhielten.
„Du hast doch nichts angefasst, oder?“ In ihren Worten lag eine Dringlichkeit und Schärfe, die den dichten Schleier durchtrennte, der sich auf seine Sinne gelegt hatte.
Er schüttelte den Kopf, den Blick noch immer auf den surrenden Schwarm gerichtet.
„Dann lass uns gehen.“
Mit diesen Worten wirbelte sie auf dem Absatz herum und zog Elon mit langen Schritten den Korridor hinunter. Als er einen letzten Blick über seine Schulter warf, meinte er gerade noch, die wogende Gestalt eines Bären in dem dichten Treiben der Holzsplitter zu erkennen, der ihm, auf den Hinterbeinen aufgebäumt, aus dem Bilderrahmen heraus nachblickte.
„Was sind all diese Dinge?“, fragte Elon, während sie das letzte Stück des Weges zurücklegten, darauf bedacht, den Gegenständen um sie herum keine weitere Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen.
„Ich weiß es nicht. Nichts von alldem habe ich schon mal gesehen“, entgegnete Celeste, den Blick weiter starr nach vorne gerichtet. „Vielleicht sind sie von jenseits des Waldes, oder vielleicht verdient der Neue Wunderlich seinen Namen auch einfach mehr, als wir gedacht haben.“
Außer Atem kamen sie am Fuß der Leiter zu einem Halt.
„Aber das ist jetzt egal.“ Celeste sah ihm tief in die Augen und legte ihre Hände auf seine Schultern. „Bist du bereit?“
Elon wusste, dass sich hinter dieser Frage keinesfalls bloß leere Worte verbargen, sondern dass ihnen Mitgefühl und aufrichtige Besorgnis innewohnten.
„Ich glaube schon.“
„Egal was kommt?“
Die Endgültigkeit in ihrer Stimme ließ ein flaues Gefühl in seiner Magengegend aufsteigen, doch er antwortete ihr dennoch mit einem Nicken.
Celeste lächelte. Es war dasselbe Lächeln, dass ihm seit seinem ersten Tag im Heim Sicherheit und Geborgenheit gegeben hatte – damals, als er mit bebenden Lippen und roten Augen auf dem Boden vor der Waschkammer gekauert hatte. Die anderen Kinder waren einfach an ihm vorbeigegangen – lachend und in Unterhaltungen vertieft – allesamt bedacht, einen der guten Plätze am Esstisch für sich zu beanspruchen. Celeste jedoch hatte sich neben ihn gesetzt, und den Rest des Tages hatten sie gemeinsam geschwiegen. Diesmal meinte Elon in ihren Zügen jedoch auch so etwas wie Traurigkeit zu erkennen, doch noch bevor er Zeit hatte, die Regung in ihren Augen tiefer zu ergründen, löste sie ihre Hände mit einem sanften Druck von seinen Schultern und erklomm mit geübten Griffen die Leiter zum Dach.

Er war sich nicht sicher, was er erwartet hatte, als sie die Luke zum Dach aufgestoßen und aus den betörenden Düften in die Nacht hinausgestiegen waren, doch etwas, irgendetwas, hatte er mit Sicherheit zu geschehen erwartet. Dabei wäre es ihm beinahe lieber gewesen, von einem brausenden Wind erfasst und von einem peitschenden Regen bis auf die Knochen durchnässt zu werden, als im dichten Nebel und der beinahe lauen Mitternachtsluft der überwältigenden Gleichgültigkeit der Elemente ausgesetzt zu werden. So jedoch traf ihn die Stille wie ein fallender Baum.
„In dieser Richtung muss es sein.“
Celestes Worte waren klar und bestimmt, auch wenn in der Richtung, in die ihr ausgestreckter Finger deutete, keine Anzeichen eines Schimmerns hinter den dichten Nebelschwaden zu erkennen waren.
Vorsichtig trat Elon an den Rand des Daches und blickte in die Tiefe. Es war schwer festzustellen, auf welcher Höhe sie sich tatsächlich befanden, da die Straße und sogar die Dächer der umliegenden Häuser unter einem dichten Nebelschleier verborgen lagen und nur gelegentlich der ferne Schein einer Laterne oder eines erleuchteten Fensters durch den weißen Dunst zu ihnen hinauf drang.
„Ich denke, wir werden einfach warten müssen“, antwortete er, darauf bedacht, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
Doch so lange sie auch warteten und darauf hofften, mit der Zeit würden ihnen sicherlich alle Antworten auf ihre Fragen offengelegt werden, so kam Elon um den Gedanken nicht umhin, die Zeit musste, mitsamt all ihren Weisheiten, auf dem Weg zu ihnen irgendwo im Nebel, dem endlosen Treppenhaus, oder den langen Fluren vom Weg abgekommen und zu dem Entschluss gelangt sein, dass ihre Anwesenheit ein Luxus sei, der nicht allen gleichermaßen zuteilwerden konnte.
„Vielleicht müssen wir einfach nochmal zurückkommen. Irgendwann, wenn der Nebel nachgelassen hat.“
Er versuchte Zuversicht in seine Worte hineinzulegen, doch sowie er sich umdrehte und Celeste mit leerem Gesichtsausdruck auf dem Boden sitzen sah, stellte er seine Laterne ab und setzte sich wortlos neben seine Freundin.
„Weißt du, ich dachte…“ Wäre die Zeit in dieser Nacht mit ihnen auf dem Dach des Neuen Wunderlich gewesen – ein beträchtlicher Teil von ihr wäre wohl verstrichen, bevor sie fortfuhr.
„Ich dachte, hier oben finden wir endlich Antworten.“ Die Hilflosigkeit in ihrer Stimme war nun unverkennbar und Elon konnte nicht anders, als ihre Hand mit der Seinen zu umschließen. Den Blick noch immer starr auf den Nebel gerichtet, lächelte sie schwach. Auch er heftete seinen Blick wieder auf den Horizont – oder vielmehr, auf einen Punkt im Nebel, hinter welchem er diesen vermutete – und zog die Knie zu sich heran.
Auch auf dem Hügel im Wald hatten sie bereits Stunden damit verbracht, in die Nacht hinauszustarren, ohne dass der Schimmer ihnen ein Zeichen geschenkt hatte, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund, war dies etwas anderes. Vielleicht, weil sie es sich so häufig ausgemalt hatten, wie sie auf eben diesem Dach die Antwort auf den Schimmer finden würden, oder weil die unzähligen Stockwerke, die nun zu ihren Füßen geduldig auf ihre Rückkehr warteten, ihre Hoffnung auf ein geradezu magisches Ereignis weiter genährt hatten. Aus dem Augenwinkel blickte er auf Celeste, die ebenfalls ihre Knie mit den Händen fest umschlungen hielt. Oder vielleicht war es viel mehr ihre Hilflosigkeit, die wie ein Felsen auf seiner Brust lastete und ihm die Kehle zuschnürte. Mehr noch als jene Momente, in denen er selbst das sachte Leuchten gesehen hatte, war es stets ihre Zuversicht gewesen, die ihn daran hatten glauben lassen, dass sie einst die Quelle des Schimmers selbst sehen würden. Doch das ehemals hell lodernde Feuer der Zuversicht war auf dem windstillen und nebelverhangenen Dach jäh zu einer müde glimmenden Glut heruntergebrannt, die ein unvorsichtig gesetzter Stiefel sicherlich zum endgültigen Erlöschen bringen würde. Und doch, solange sie gemeinsam ausharrten – es gab wenige Dinge, derer er sich sicherer war – blieb noch immer Hoffnung.
Das war der Gedanke, den er mit seinen Armen fest umschlungen hielt, sowie die Stille dem Brausen des aufkommenden Windes wich. Und er hielt ihn fest, als die Nacht aufklärte und der Wind eine Schneise in die dichte Nebelwand riss, die den Blick auf die Bäume zu ihren Füßen freigab. Und er vernahm kaum Celestes Keuchen und ihre Finger, die sich in das weiche Fleisch seiner Handfläche gruben, denn als sich das gleißende Licht in den Tautropfen der Baumkronen brach, dass diese wie ein Meer von abertausenden Diamanten in allen noch unbenannten Farben schillerten, hatte er nur noch Augen, für das, was vor ihm lag.


*****


Ein Meer und eine Insel.

Ein Lächeln huschte über Elons Gesicht, als er sich mit beiden Händen auf die kunstvoll geschwungene Balustrade stütze und über die Dächer der Stadt hinweg in Richtung des Großen Waldes blickte. Es war ihm, als würden sich seine Erinnerungen an jenen Ort, der einst die Grenzen seiner Welt bestimmt hatte, wann auch immer er sich zurückbesinnen versuchte, auf ihrem Weg in den knorrigen Ästen verfangen, bis sie schließlich vor seinem inneren Auge angelangt, kaum mehr als ein schemenhaftes Bild einer lang vergangenen Zeit zu zeichnen vermochten. Das Bild der gleißenden Stadt inmitten funkelnder Baumwipfel jedoch, hatte sich an jenem Abend für den Rest seiner Tage in sein Gedächtnis gebrannt.
Geistesabwesend fuhr er sich mit der Hand durch den Bart, in dem vereinzelte graue Strähnen, ebenso unmissverständlich wie unaufgefordert, Zeugnis über das Alter des Mannes ablegten, dessen kunstvoll besticktes Gewand sie in langen Bahnen hinabfielen.
Es war doch sonderbar, wie die Fäden des Schicksals stets einen Weg zu finden schienen, ihr eigenwilliges und zuweilen schlecht sitzendes Unterhemd gerade um jene herum zu weben, die sich ihm am entferntesten wähnten – ganz so, wie damals auf dem Haus des Neuen Wunderlich.
Noch einen Moment ließ er seine Augen über den Horizont schweifen, bis er schließlich mit einem zufriedenen Ausdruck in die Hände klatschte und zu der großen Turmuhr hinauf sah, die vom Glanz der aufgehenden Sonne in ein warmes Licht getaucht wurde.
„Entschuldigung, Sir … Professor, haben sie vielleicht doch noch einen Anderen für mich?“
Tief in Erinnerungen versunken, hatte Elon nicht bemerkt, wie die kleine Gestalt sich ihm in seinem Rücken genähert hatte. Der Junge, der nun mit verlegenem Blick zu ihm aufsah, hatte lockiges, blondes Haar, welches unter einem an zwei Stellen spitz zulaufenden Hut mit breiter Krempe auf eine Art und Weise hervorquoll, die ihm bei jeder Aktivität, bei der eine schnelle Auffassung vonnöten war, einem entscheidenden Nachteil aussetzte. Unruhig trat der Junge auf der Stelle, während sein Hut ihm im einen Moment vom Kopf zu gleiten und im Nächsten selbigen mitsamt der Lockenpracht vollends zu verschlingen drohte. In Anbetracht dieses ganz und gar komischen Anblicks, war Elon ob seines beherrschten Gesichtsausdrucks mehr als zufrieden mit sich selbst.
„Oh, so früh schon wach?“
Der Junge nickte eifrig, wobei er den Hut mit beiden Händen umklammerte, als dieser bei der heftigen Bewegung über seine Augen rutschte. Nun konnte auch Elon ein sanftes Lächeln nicht länger unterdrücken.
„Ich denke doch, wir werden noch etwas Passendes für dich finden. Aber erst nach dem Essen, wenn das für dich in Ordnung ist.“
Erneut nickte der Junge heftig und lief mit eiligem Schritt in Richtung des unteren Hofes davon – den Hut noch immer mit beiden Armen fest umschlungen.
Gerade als Elon sich anschickten wollte, ihm zu folgen, hielt er jäh inne und stieß einen erleichterten Seufzer aus.

Ein weiterer Schritt und fort war das Fernweh.

Bei Gelegenheit musste er sich die Zeile endlich einmal aufschreiben, doch wenn er genau darüber nachdachte, war dafür sicherlich auch später noch Zeit.
 

Neto

Mitglied
Mir wurde es zu langweilig.
Wie war das mit dem Holz?
"vor seinen Füßen landete." aber es war doch auf seinem Rücken und nicht vor dem Bauch?

Versuche doch die Sätze etwas zu beschleunigen.
Ich weiß, ich bin kein guter Kritiker.
 



 
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