Der Schredder

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John Goodman

Mitglied
Moin, ich heiße dich herzlich willkommen in unserer geselligen Runde.

Deine Art Geschichten zu erzählen hat mir auf Anhieb gefallen. Du hast einen ausdrucksstarken Schreibstil, wie du mit müheloser Leichtigkeit eine düstere Szenerie erschaffst, die mich auch Stunden danach noch erschaudern lässt. Vielen lieben Dank, dass du dich entschlossen hast, deine Werke mit uns zu teilen.

Folgende Beschreibung hat mir am besten gefallen:

"Links und rechts gab es nichts. Nicht Dunkelheit im klassischen Sinne, sondern diese totale Schwärze, die sich nicht einmal Mühe gab, geheimnisvoll zu wirken. Sie war einfach da. Ein Loch ohne Rand. Ein Negativ von Raum. Jeder, der versuchte, hinzusehen, spürte instinktiv, dass es dort nichts zu entdecken gab. Keine alternative, kein „Runter vom Band“. Nur das Band. Und das Vorwärts."






Liebe Grüße

John
 

Harle Kin

Mitglied
Hey John,
Vielen Dank für dein Feeback und dein herzliches Willkommen.
Ich freue mich wirklich sehr darüber dass dir der düstere Stil gefällt!
Für viele Menschen ist das sehr abschreckend, für mich ist es ein Zwischenraum.
Danke für deine Wertschätzung und alles Liebe.

Harle
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo Harle Kin,

zieht sich ganz schön lang hin, die Sache. Und am Ende hätte ich schon gerne etwas genauer gewusst, was da passiert. Dass man Menschen massenhaft schreddert, habe ich bisher noch nicht gehört.
Ich dachte erst, es wäre eine Szene aus der französischen Revolution.

Gruß, Heinrich
 

Harle Kin

Mitglied
Hallo Heinrich,
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und dein Interesse.
Die Geschichte handelt von existenziellen Themen in metaphorisch abstrakter Form – bewusst existenzialistisch und absurd, wie das verborgene Fundament, das unser Leben und unsere Wahrnehmung der Welt formt.
Es geht um den Widerspruch zwischen der menschlichen Suche nach Sinn und der gleichgültigen Stille des Universums.
Hoffnung ist vergeblich, wenn sie auf einem falschen Fundament ruht.
Ich sehe in diesem Widerspruch das "Göttliche Lachen" – die Erkenntnis, dass selbst die größte Tragödie (der Tod) lächerlich banal ist aus einer bestimmten Perspektive.
Das Lachen ist keine Verharmlosung oder Zynismus, sondern eine Form existenzieller Überwindung.
Es tritt nur ein, wenn man die Härte der dargestellten Sinnlosigkeit vollständig akzeptiert hat.
Vielleicht ein sehr dunkler Witz – aber ein notwendiger.
Das "hinziehen" wie du es nennts ist für mich daher notwendig um dieses Gefühl herüber zu bringen.
Es lässt sich schwer erklären
Die Story ist quasi eine Allegorie oder ein Metaphorisches Bild.

Danke für dein Feedback!
Alles Liebe.

Harle
 

Harle Kin

Mitglied
War vielleicht etwas verwirrend und dilettantisch ausgedrückt, aber eigentlich geht es eher um das Gefühl als um die Story an sich. Sie ist aber beabsichtigt, auf mehreren Ebenen Lesbar und steht auch für ein starres Denksystem und dessen Folgen (Vernichtung durch den Schredder) und auch für das scheinheilige in der Welt (freundliche Bandansagen) , grob ausgedrückt. Aber eigentlich ist sie ein abstraktes Bild der "dunklen Nacht der Seele" wenn man so will. Entschuldige meine Notdürftigen Erklärungsversuche , es ist beabsichtig unkonkret und abstrakt.

LG
Harle
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo Harle Kin,

War vielleicht etwas verwirrend und dilettantisch ausgedrückt, aber eigentlich geht es eher um das Gefühl als um die Story an sich.
Sie ist aber beabsichtigt, auf mehreren Ebenen Lesbar und steht auch für ein starres Denksystem und dessen Folgen (Vernichtung durch den Schredder) und auch für das scheinheilige in der Welt (freundliche Bandansagen) , grob ausgedrückt. Aber eigentlich ist sie ein abstraktes Bild der "dunklen Nacht der Seele" wenn man so will. Entschuldige meine Notdürftigen Erklärungsversuche , es ist beabsichtig unkonkret und abstrakt.
Äh ja - da könntest du richtig liegen.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie lange diese vorbereitenden Erklärungen wohl noch dauern.
Und dann, am Ende, habe ich keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Wenn das, in einem höheren Sinn,
einen Sinn ergeben soll, müsste auch so ein Kontext hergestellt werden. In deiner Geschichte warten nur Leute auf
einen angeblichen Schredder. Sie wehren sich nicht, wie eine Herde Schafe, und man kann auch nicht erfahren, warum
sie in diese Situation geraten sind. Geschweige denn, dass das Ganze einem höheren Zweck dienen soll. Vielleicht hast du ja
etwas Bedeutendes in dieser Welt, in der wir leben, erkannt. Aber es ausreichend dargestellt, so dass man es verstehen kann,
hast du nicht.

Gruß, Heinrich
 
Zuletzt bearbeitet:

Harle Kin

Mitglied
Hallo Heinrich,
danke für deine ausführliche Rückmeldung.
Du beschreibst sehr genau das, was dich als Leser gestört hat – und das ist nachvollziehbar.
Die Geschichte ist allerdings bewusst kein erklärendes Modell und kein Sinnangebot.
Sie versucht keinen höheren Zweck zu behaupten, sondern genau dessen Abwesenheit erfahrbar zu machen.
Das Ausbleiben von Widerstand, Ursache und Auflösung ist kein Versäumnis, sondern Teil des Bildes/Zustands.
Mir geht es weniger um eine Aussage über die Welt als um ein Erleben.
Die Geschichte ist kein Modell mit Ursache, Zweck und Lösung, sondern ein Zustand, der ausgehalten werden muss.

Diese Hoffnungslosigkeit ist für mich nicht die Wahrheit selbst, sondern eine notwendige Phase – ein inneres Grundgerüst, durch das man hindurchgeht, bevor sich überhaupt etwas verändern kann.
Der Text bleibt absichtlich darin stehen. Nicht, weil es „nichts dahinter“ gäbe, sondern weil jede vorschnelle Erklärung diesen Zustand entschärfen würde.

Dass das unbefriedigend wirken kann, verstehe ich gut. Für mich liegt genau darin die Funktion des Textes.

LG
Harle

P.S. Falls Interesse besteht, der Text "Ich erwachte ins nichts" den ich ebenfalls im Forum gepostet habe, zeigt genau dieses Grundgerüst auf dem diese Story (und alles andere) beruht.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Für mich ist diese Geschichte ein Synonym für eine ausweglose Situation, die der Mensch nicht entkommen kann. Das Ganze muss nicht erklärt werden, es wirkt für sich.

Es gibt einfach kein Entrinnen - das ist für mich das stärkste Bild!

Vielleicht eine grausame Geschichte, Menschen zu schreddern. Vielleicht ist auch das nur ein Bild - Menschen werden zerstört, aber jeder hat seinen persönlichen Schredder, der ihn vernichtet.

Schon interessant!

Gruß DS
 

Harle Kin

Mitglied
Hallo DocSchneider,
danke dir für deinen Blick.
Die Grausamkeit ist für mich auch kein Selbstzweck, sondern genau dieser Zustand, den du beschrieben hast:
kein Entrinnen, kein Trost, nur das Aushalten.

Und ja – es gibt für mich noch eine tiefere Ebene, aber die muss nicht benannt werden.
Wer sie sieht, sieht sie. Wer nicht, hat trotzdem die ganze Wirkung vor sich. Beides ist völlig in Ordnung.

LG
Harle
 



 
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