Der Sonnensprung

yza

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(Kurzes Vorwort: Kindergschichte, ja, das war damals meine Motivation. Ich frage mich schon, ob meine Art der Kindergeschichten, nicht doch ein bisschen zu 'Grimmsch' sind? Und wenn, sicher nicht ab 5...? Anderseits leben wir heute in einer Zeit, wo die Probleme der Welt so offensichtlich sind und die Menschheit braucht junge Menschen, die das auch sofort erkennen und dann vielleicht ihr Leben so ausrichten, dass sie gegen diese ganze Zerstörung arbeiten....?!)

Was hat das alles zu bedeuten? Seit Tagen ist sie nun schon unterwegs und nichts von dem, was sie erwartet hatte, ist eingetreten.

Ihr geht es nicht deutlich schlechter, sie hat noch immer Schmerzen und mehr als vor ein paar Wochen, doch sie hat gelernt damit umzugehen.

Im Moment ist sie mehr als enttäuscht, sie irrt schon seit Tagen in diesem unwirtlichen, kargen Gebiet umher und was man ihr auch darüber erzählt hatte, sie kann nur feststellen, dass es nicht stimmt. Es ist keine Frage, sie befindet sich in der richtigen Gegend. Ihre Sinne sind noch ungetrübt und sie hat keine Probleme mit der Orientierung.

Hier soll sie die Pflanzen vorfinden, von denen sie sich eine Heilung verspricht.

Aber wie so oft in diesem Leben, welches einmal so verheißungsvoll begonnen hatte, muss sie einsehen, dass nichts von dem wahr ist, was ihr Freunde und Wissende erzählt haben, denen sie des Öfteren auf ihren ziellosen Reisen begegnet ist.

Dieses Gebiet, das schon ihre alten Stammesväter zur Heilung verschiedener Krankheiten und Wunden aufgesucht haben, gleicht nur noch den schroffen, grauen, pflanzenlosen Regionen in den nordischen Fjorden Alaskas und Kamtschatkas.

Die Wahrheit der Gegenwart hat jedoch nichts mit den alten Erzählungen gemeinsam.

Seit sie geboren wurde, unter den Sternen des Südens, die ihr Volk verehrte, aus deren Konstellationen sie den Lauf ihrer Zukunft ablasen und bei denen sie den Wohnort ihrer Götter vermuteten, zeigte es sich, dass alles, was man sie gelehrt hat, jetzt kaum noch zu gebrauchen war.

Nicht selten zweifelte sie in diesen Zeiten an dem Glauben ihres Volkes oder sie denkt, dass ihr Leben unter besonders schlechten Einflüssen stehen muss.

Wie glücklich war die Zeit als Kind, wo sie ungetrübt durchs Leben gleiten konnte. Ihre Mutter hatte stets versucht, die Gefahren des Lebens von ihr fernzuhalten und ihr Vater, wenn er sie und ihren Stamm begleitete, hatte sie in die mystischen Welten ihrer Religion eingeweiht.

Die Erinnerungen an ihre Mutter machte sie immer glücklich, denn mehr als sie es Heute selbst tat, glaubte ihre Mutter an all das, was sie ihrer Tochter über das Leben erzählte. Sie kannte sie nur froh und jederzeit bereit, neue Unternehmungen zu starten. Sie ist sich sicher, dass ihre Mutter nichts von all dem, was ihr im Verlauf ihres Lebens widerfahren sollte, erahnt haben konnte.

Sie ist mit dem Glauben gestorben, dass ihre Tochter, in dieser, wie für ihr Volk geschaffenen Welt, ein glückliches Leben führen würde.

Ihr lebendiger Optimismus, den sie ihrer Tochter vererbt hatte, ist einem haltlosen Durcheinander der Gefühle gewichen. Auch die Weisheiten ihres Vaters, der die Götter ihres Volkes gepriesen hatte und ihr die Regeln der gemeinschaftlichen Jagd lehrte, hatten ihre Bedeutung verloren.

Konnten die Lehren ihres Volkes jemals Wirklichkeit gewesen sein? Oder war ihr Volk schon seit endlosen Generationen einem Traum verfallen, für dessen Erfüllung es in dieser Welt keinen berechtigten Anlass mehr gab?

Seit sie reif genug ist, über die Spielereien ihrer Kindheit hinaus, auch die Ernsthaftigkeiten des Lebens zu begreifen und sich Gedanken darüber zu machen, geriet ihr Bild von dieser Welt, dass ihr so umfassend und einfühlsam vermittelt wurde, ins Wanken.

Wie schnell ist all die Zeit vergangen? Sie ist alt geworden, wenn auch nicht an Jahren, so waren doch ihre sprühenden Lebensgeister schon längst verloren gegangen. Sie selbst hatte vielen Kindern das Leben geschenkt.

Aber all das, was ihr vermittelt worden war, konnte sie ihnen jedoch nicht mehr, ohne lügen zu müssen, weitergeben.

Ist es die Zeit selbst, die sie und alles andere verändert?

Im Moment klammert sie sich an die Hoffnung, dass ihr eigenes Leben noch nicht so früh zu Ende gehen wird. Doch ihre Krankheit ist unerklärlich und sie spürt, wie sie an ihren Kräften zehrt.

Es sind nicht nur die offenen Wunden, die ihren Körper schwächen, ihre ganze Lebenskraft verlässt sie von innen heraus und sie wird schwächer und schwächer. Die lange Reise, hierher in diese Region, die ihr mehrere Wissende ihres Volkes, als die Felder der Heilung angepriesen haben, ist ihre letzte Hoffnung gegen den bald einsetzenden Todeskampf.

Sie weiß nicht, wo sich ihre Kinder aufhalten und ihr Stamm ist unauffindbar oder vielleicht sogar tot. Sie gehört zu niemandem, außer zu sich selbst und daran will sie auch festhalten.

Es ist nicht immer einfach am Leben festzuhalten. Schon öfters überkam sie das Gefühl, einen selbstgewählten Tod zu suchen. Dies ist ein Gedanke, der ihr und ihrem Volk normalerweise fremd ist. Er macht ihr Angst und lässt viele Konflikte in ihr entstehen. Ihre Gedanken beschäftigen sich mit Dingen, die man ihr nie vor Augen geführt hatte, die anscheinend nie zum normalen Leben und den wirklichen Problemen ihres Volkes gehört haben. Wie soll sie damit umgehen?

Die intuitive und auch universelle Weltanschauung ihres Volkes, erklärte ihnen seit undenklichen Zeiten die großen Zusammenhänge des natürlichen Lebens auf diesem Planeten. Niemand von ihnen hatte je einen Zweifel, diese perfekte Welt musste von etwas göttlichen erschaffen worden sein.

Ohne dass sie besondere Beweise dafür brauchten, zeigte ihnen das Leben immer wieder, dass es alles für sie bereithält, um wirklich glücklich sein zu können.

Damals blieb ihr nichts anderes übrig, als an die religiösen Regeln ihres Volkes und den Optimismus ihrer Mutter zu glauben und sie erwartete unweigerlich, dass auch sie einem Leben, ohne große Gefahren, entgegen sehen kann.

Ihre Welt ist schier endlos und bis auf die monströsen, gefürchteten schwarzweißen Mörder, die aus dem Nichts auftauchen konnten, haben sie keine Feinde, die ihnen gefährlich werden können.

Sie waren die Herren der Hydrosphäre dieses Planeten, ihr Lebensraum machte sie zu den reichsten und glücklichsten Wesen.

Alles was sie von ihren Eltern gelernt hat, sind die ewigen Wahrheiten der Natur, die mit denen ihres Volkes eng verknüpft sind. Das Wissen über die wunderbare Natur in der sie leben, wuchs von Generation zu Generation.

Ihr Volk wusste um die Naturgesetze des Gleichgewichts der biologischen Kräfte, um die Macht der Strahlen und den biologischen Möglichkeiten der evolutionsorientierten Mutation. Ihre fast als religiös zu bezeichnenden Rituale beinhalten wissenschaftliche Erkenntnisse. Ihre Art ist flexibel und ihr Weltbild ist nicht von dogmatischen Regeln bestimmt. Niemand hält diese Welt für statisch.

Gerade das Wissen darüber, dass sich in dieser Welt alles verändert und verändern kann, bedeutete für ihre ausgeprägte Phantasie, auch eine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Diese religiöse Vorstellung ist ein Pfeiler ihres Glaubens.

Nichts ist unmöglich in diesem natürlichen System, dass ihnen fast nur Gutes offenbarte und all die natürlichen Probleme des Lebens, auf die sie ihre Mutter vorbereitet hatte, sind aus ihrer heutigen Sicht, nicht einmal Wert angesprochen zu werden. Sie scheinen bedeutungslos gegen die Fragen, die ihr späteres Leben in ihr aufgeworfen haben.

Die Jagd, die auch immer bedeutet, dass man selbst zur Beute werden konnte, bildete früher noch die ernsthafteste natürliche Problematik mit der sie das Leben einst konfrontiert hatte.

Die übliche Erziehung steckte voller selbstgemachter Regeln über gesellschaftliche Umgangsformen, die als besonders wichtig erachtet wurden.

Wenn sich die unzähligen Stämme ihres Volkes in den unendlichen Jagdgründen begegneten, mussten sie sich diplomatisch verhalten. Jeder Stamm hatte seine speziellen Eigenheiten und es kribbelte vor Spannungen, wenn fremde Stämme aufeinander prallten. Damit es nicht zu plötzlichen Gefechten kam, mussten die diplomatischen Regeln streng eingehalten werden.

In der langen Geschichte ihres Volkes, lernten sie ihre natürlichen Aggressionen, durch die Anerziehung gewisser Moralvorstellungen und Umgangsformen, in den Griff zu bekommen, um solchen spontanen Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Doch was bedeuten all die perfekten Regeln und auch ihr intensiver Glaube an ihre religiösen Vorstellungen jetzt noch? Was sind das für wissenschaftliche Tatsachen, die letzten Endes in dem Prozess, der immer fortlaufenden Veränderungen, unwichtig zu werden scheinen und sich im Nichts auflösen?

Dem Weltbild ihres Volkes kann sie nicht mehr vertrauen! Die Natur selbst kann sie nicht mehr überzeugen!

Das Leben hat sie bitter enttäuscht.

Viele alte Bräuche sind ausgestorben, die alten Stammesverbindungen haben sich aufgelöst. Wichtige Zusammenhänge ihrer Religion sind verloren gegangen.

Plötzlich wird ihr Lebensraum von Katastrophen heimgesucht und all ihre Götter scheinen sie verlassen zu haben. Es gibt kaum noch natürliche Wahrheiten, an denen sie sich festhalten kann.

Ihr Volk ist krank, es gibt sehr viele Fehlgeburten. Und sie haben neue Feinde bekommen. Feinde, die man nirgends zu Gesicht bekommt und die dennoch maßgeblich Einfluss auf ihr Leben nehmen.

Sie hat noch nicht verstehen können, woher sie gekommen sind.

Sie schwimmt immer noch aufgeregt umher und sucht nach all den Pflanzen und Korallen, die sie in diesen tropischen Regionen vorfinden müsste und die vielleicht Heilung auf ihre Krankheit versprechen.

Kann man sie so belogen haben?

Mehrere Anführer und Wissende einzelner Stämme, denen sie auf ihren langen Reisen durch die Wasser der Ozeane begegnet ist, haben ihr dieses Gebiet als ein Paradies aus exotischen Heilpflanzen beschrieben.

Ist dies wieder eine dieser Veränderungen, die niemand erklären kann?

Sie belügt sich selbst, wenn sie glaubt, sie kann dem Tod noch einmal entrinnen und irgendwas oder irgendwer könnte ihre Krankheit heilen.

Wieder steigt die Frage in ihr auf, ob es denn wirklich noch erstrebenswert ist, dieses Leben weiterzuführen?

Ständig auf der Suche nach dem Glück, das man ihr seit ihrer Geburt versprochen hat, welches ihr nie begegnet ist.

Wusste ihre Mutter, dass dieses Leben so anders ist? Hatte sie sie belogen, um ihrer Kindheit noch einen glücklichen Anschein zu geben?

Kein Zweifel, ihre Kindheit war schön. Jagen, spielen und ständig lernte sie etwas dazu, ihr Leben war erfüllt.

Irgendwie gehen die umwälzenden Veränderungen in einem wirklich kurzen Zeitraum vonstatten. Es gibt Gebiete, die von einem Tag zum anderen zur tödlichen Bedrohung werden konnten.

Man sieht den lauernden Tod nicht, wie von Geisterhand werden die Gewässer zu Giftlachen, die sämtliches Leben auslöschen. Die Gefahren werden immer größer, niemand hat einst mit solchen Veränderungen gerechnet.

Das traditionelle Jagen in großen Verbänden von Familien und Stämmen ist nicht mehr möglich. Riesige Fangnetze, die in der unmittelbaren Nähe der größten Fischschwärme auftauchen, fordern Millionen von Opfern. Die Fische werden bewacht und auch sie sind krank.

Die Stämme warnen sich vor den wachsenden Gefahren in den Ozeanen. Ihr Verständnis reicht aus, um zu erkennen, dass all die Veränderungen eine natürliche Ursache haben müssen.

Doch bis jetzt haben sie nur die eigentlichen Verursacher erkennen können. Die Art, die sich Mensch nennt.

Niemand kann jedoch erklären, warum sie diesen Wandel auf der Welt herbeiführen wollen. Man hält sie für gefährlich dumme Geschöpfe, die den Planeten immer mehr auslaugen.

Ihr Volk setzt alles daran, diese Wesen zu verstehen, die auf den Landgebieten leben und selten persönlich in die Gebiete der endlosen Gewässer vordringen, aber dennoch so ein großen Einfluss auf die riesigen Meere der Erde nehmen.

Sie haben es anscheinend nicht nötig, ständig dort anwesend zu sein. Die Zerstörung, die sie über die Ozeane bringen kommt heimlich, man bekommt nur selten einen von ihnen zu Gesicht.

Die Meere sind total verändert und nicht nur das Leben ihres Volkes wird immer weiter bedroht und eingeschränkt. Viele Fische und andere ozeanische Lebewesen sind sogar ausgerottet.

Jetzt ist sie selbst an der Reihe.

Ihre Haut ist an verschiedenen Stellen aufgebrochen und von offenen Wunden gezeichnet.

In ihrem Inneren schmerzen die Organe. All die Symptome hat sie schon bei anderen Delphinen gesehen und ihre Angst vor einem qualvollen Tod wird mit jedem Tag größer.

In ihrem Alter gehört sie noch nicht zu denen, die den Tod natürlicher Weise erwarten müssten. Doch die Lebenserwartungen haben sich geändert. Sie muss ihrem Schicksal in die Augen sehen, ohne Antworten auf die vielen Fragen, die sich in diesem Leben aufgetan haben.

Was wollen diese Menschen?

Ist für sie das Wasser nicht genauso lebenswichtig, wie für die Delphine? Welche Macht hat dieses Volk, dass sie die natürlichen Bedingungen des Planeten so nachhaltig beeinflussen können?

Sie schwimmt weiter in Richtung Süden und verlässt die Gebiete der toten Korallenriffe, in denen sie hoffte Pflanzen vorzufinden, die sie vielleicht noch einmal heilen könnten. Doch das Leben der Ozeane ist sichtbar dem Tod geweiht.

Es liegt in aller Munde, dass einzig allein die Menschen für die Zerstörungen und die Veränderungen der natürlichen Lebensräume verantwortlich ist.

Ihr bleibt nicht mehr, als an all den Hoffnungen festzuhalten, die in den Lehren ihrer Vorfahren verborgen liegen.

Der Glaube an eine Unsterblichkeit! – An viele weitere Leben, in anderen Welten, in anderen Körpern, unter anderen Völkern, ist alles, auf was sie noch zu hoffen wagt. Die Natur allein ist in der Lage, dies alles möglich zu machen.

Auch im alltäglichen Leben kann man spüren, wie dünn die Grenzen zwischen den Welten der Wahrheit und der unergründlichen Vielfältigkeit der Phantasie sind. Immer wieder begegnet man Phänomenen, die einem andeuten, dass das Leben wert ist, immer wieder gelebt zu werden.

Doch was nützen diese philosophischen Erkenntnisse?

Ihre Beziehung zum Tod ist nicht der Punkt, der ihr den Abschied vom Leben erschwert, sie kommt sich vor, als müsste sie diesen Planeten für immer aufgeben, wogegen sie sich innerlich sträubt.

Jetzt ist es das Gefühl etwas unwiederbringlich zu verlieren, was sie auch durch ein neues Leben, in einer anderen Welt, nicht wieder erlangen kann.

Sie und ihr Volk lieben die Ozeane dieses Planeten und wenn sie daran denkt, in einem neuen Leben wiederzukehren, dann will sie in die Ozeane dieses Planeten zurückkehren.

Doch wenn diese Natur perfekt ist, wird sie sie nicht auf diesen sterbenden Planeten zurückkehren lassen.

Im Mittelpunkt ihres Glaubens an eine natürliche Wiedergeburt steht die Sonne. Die Sonne, sie ist für ihr Volk der heilige Ort des Todes, in ihr soll die zu erwartende Umwandlung zu einem neuen Wesen vor sich gehen. Ihre Seele wird im Tod durch sie hindurchgeschleudert werden, um dann, so es die Götter wollen, in einer anderen Welt, irgendwo im Universum, zu neuem Leben erweckt zu werden.

Ja, sie wird mit diesem Körper sterben, doch all ihr Wissen und ihr ausgeprägter Glaube an die mythischen Vorstellungen ihres Volkes, lassen in ihr keinen Zweifel aufkommen, dass sie nur auf dem Weg zu einem neuen Leben ist.

Die Schmerzen steigen unaufhörlich und nach dieser erfolglosen Reise ist sie völlig entkräftet. Das Auftauchen, um Luft zu holen, wird immer mehr zur Last. Sie ist auf ihrem letzten Weg und hofft noch bis in die kalten Regionen des Südpols zu gelangen, um dort ihrem Ende entgegen zu sehen. Dort, wo sie ihre ersten Kinder aufgezogen hat. Dort, wo das Wasser so kühl war, wie sie es liebte.

Auf dem Weg dorthin überkommt sie eine unsägliche Angst.

Was wäre...?

Ja, was wäre, wenn die Macht der Menschen über den Tod hinausgeht? Wenn sein Wirken, selbst den Kreislauf von Tod und Leben durcheinander gebracht hat?

Dieser Gedanke lässt ihre Gefühle ins bodenlose fallen. Sie hat Angst vor der Macht dieser Wesen, die keine Empfindungen zu haben scheinen.

Sie weiß nicht, dass sie sich schon längst für die Herren der Erde halten und keinen anderen Lebewesen, noch einen Platz auf diesem so wundervollen Planeten einräumen wollen.

Gegrämt von all diesen ungeklärten Gedanken erreicht sie die Grenzen des südlichen Eismeers und stirbt.

Ihre Seele löst sich von ihrem toten, vergifteten Körper und mit der Geschwindigkeit des Lichts durchfliegt sie die Sonne.

Ihr ist, als würde sie sich für Augenblicke im Zentrum dieses Leben spendenden Sterns aufhalten und durch die millionenfachen Strahlen seines Lichts auf die Erde zurückblicken, die nun dem Menschen allein gehört.

Ihm, der weder einen Glauben besitzt, der ihm eine Hoffnung gibt, noch dazu in der Lage ist, zu verstehen, dass er nie allein und aus eigener Kraft auf dem Planeten überleben kann.

In diesem göttlichen Augenblick spürt sie, dass die Macht der Menschen nicht bis hierher reicht und sie noch einen langen Weg zu gehen haben.

Ihre Angst verfliegt und sie taucht in eine neue Welt ein, in einer neuen Zeit, in einen anderen Körper.
 

molly

Mitglied
Hallo Yza,

Eine Umweltgeschichte besonderer Art, die mich mit vielen Fragen zurück lässt. Einige davon:
Warum hat "Sie" keinen Namen? Von wo macht sie sich auf den Weg? Wo lebt ihr Stamm?
Für welches Alter ist diese Geschichte gedacht?

Viele Grüße
molly
 

yza

Mitglied
@molly ... Erstmal danke fürs lesen und feedback.... Delphine haben keine Namen ;-) Na ja, ich wollte eigentlich nichts vermenschlichen, sondern versuchen unerkannt zu bleiben, so lange wie es nur geht.... Denn der Zustand steht ja für viele Tiere in den Meeren. Aber klar, Delphine besitzen Intelligenz und Bewusstsein ihrer eigenen Existenz. Tja, wo leben Delphine? Haben sie ein Zuhause oder sind es 'Seenomaden' ?
Die Fragen, die du ansprichst waren für meine Geschichte nicht wichtig! Es geht nur noch ums Überleben für sie und die Reflektion ihrer Vergangenheit und ihrer Rituale.
Das frage ich mich auch immer: "Ab welchem Alter kann man sowas einem Kind vorlesen?" Wie gesagt, ich mag zwar die Brüder Grimm, aber halte ihre Geschichten zum Teil nicht für kleinere Kinder geeignet...
Trotzdem liegen die Probleme auf unserem Planeten klar auf der Hand und müssen kommuniziert werden, eben auch mit Kindern...
 

molly

Mitglied
Hallo yza,

es gibt tatsächlich auch für mich nur wenig Grimm'sche Märchen, die ich Kindern erzählen möchte, eines davon ist die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten. Sie zeigen uns, der Kampf zum Überleben kann gelingen, auch wenn man alt, blind ... ist.
Delphine dagegen hat keinerlei Hoffnung, weil der Lebensraum der Tiere von den Menschen zerstört wurde. Ihre Erlösung ist der Tod und das ist für Kinder sehr schwer zu begreifen. Ich fände es gut, wenn Delphine einen Begleiter hätte, dem sie ihre Rituale und Vergangenheit erzählen könnte, einen jungen Hoffnungsträger, der einen winzigen Lichtstrahl in der Trostlosigkeit entdeckt.
Kindern frühestens ab 12 Jahren würde ich die Geschichte erzählen,damit sie die Philosophie und Mystik einigermaßen verstehen.
"Sie" sollte von Anfang "Dephine" genannt werden, dann schwimmen die Kinder praktisch mit.
Trotz allem, eine interessante Geschichte für mich.

Ich schreibe hauptsächlich für kleinere Kinder. Eine Umweltgeschichte habe ich auch geschrieben, es geht aber mehr um die Folgen für die Menschen, wenn man nicht auf die Umwelt achtet.

Liebe Grüße
molly
 

yza

Mitglied
@molly Na klar, ich könnte natürlich noch ne andere Geschichte über Delphine schreiben und mach das vielleicht auch noch....
Ich gebe dir da völlig recht, so ab 12, ich würde sogar sagen, ab 9 oder 10, man soll Kinder nicht unterschätzen. Nein, der Titel ist wohl gewählt und wie schon erwähnt, war es mir wichtig, dass man nicht sofort erkennt, dass es um Delphine geht. Na ja, es ist eben eine Geschichte von vielen Möglichen...
Beim Schreiben von Kindergeschichten, ist mir eher wichtig, Kindern auch klar zu machen, dass es eben nicht nur um Menschen geht und wir uns viel zu wichtig nehmen: Dabei ist es gut, wenn man vermitteln kann, dass, wenn wir der Natur, somit Tieren, Pflanzen, etc, helfen und sie nicht zerstören, eben dann auch die Menschen davon profitieren und eine bessere Zukunft haben können...
Bei den Grimmschen Märchen stimme ich dir voll zu.... Es sind wundervolle Geschichten, brauchen aber, so meine ich, nach der Vorlesung, klare Erklärungen für die Kids, damit sie die teils brutalen und miesen Charakterzüge der Protagonisten besser einordnen können... ;-) Vielen Dank für die Konversation Molly

✿◕ ‿ ◕✿
 



 
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