Der Tod

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Walther

Mitglied
Der Tod
- für JoteS -

Der Geier überm Feld zieht seine Kreise,
Darunter liegt der Tod fast ausgeweidet.
Das Gute daran ist, dass er nicht leidet:
Ein Nutzen stiftet sich auf seine Weise,

Das hat man ihm schon häufig angekreidet.
Ein Rufen weht im Wind so still und leise,
Durch eines nahen Waldstücks enge Schneise
Lugt klug ein Fuchs, der zögert, nicht entscheidet,

Obwohl er wittert, was da liegt. Vergessen,
Gestorben ist zu schnell, und als Kadaver
Nützt er den Welpen nichts: Sie brauchen Fressen

Und Schutz. Die Krähen halten ein Palaver,
Dann steigt ein Pärchen auf und jagt den Geier.
Es ist halt doch die ewig gleiche Leier.
 
O

orlando

Gast
Hallo Walther,
ich weiß zwar nicht so recht wie der Bewidmete das Sonett aufnehmen wird ... ähem), mir selber gefällt es jedenfalls sehr. Klug und hintergründig.
Da spürt man einmal mehr die Hand des erfahrenen Dichters auf der Tastatur - eine Freude für Auge und Ohr.
Herzliche Grüße
Orlando

Meine erklärte Lieblingsstelle: "Lugt klug ein Fuchs" :)
 

JoteS

Foren-Redakteur
Der Tod lebt weiter, gerade erst hab ich ihn im Fuchsmantel gesehen und das Blut des Ritters Ohnesorg tropfte von seiner Sense...
 

Walther

Mitglied
hi jotes,

so isses. aber man kann am antwortverhalten sehen, wie es aussieht. ich denke, hier sollte man wirklich eine auszeit nehmen und das feld denen überlassen, die sich aktuell hier tummeln.

lg w.
 

Label

Mitglied
Lieber Walther

im ersten Moment habe ich gestutzt - Geier? und gleichzeitig Krähen? Aber stimmt ja, im Süddeutschen wird ein Bussard oftmals Geier genannt!

Ich empfinde dein Gedicht unter anderem auch als eine Allegorie auf Wirtschaftsinteressen bei der Ressourcenaufteilung.
Dieser pragmatische Blick auf Tod/Kollaps ist für mich nicht ohne hintergründigen Humor.
suits me down to the ground

lieber Gruß
Label
 

Walther

Mitglied
hi label,

danke fürs ausgraben. ein gedicht ist immer auch fiktion. die metaphern stehen für sinnzusammenhänge, hier eben die geier, die ja wieder angesiedelt werden (wie wölfe, luchse, braunbären).

in der tat habe ich das nützlichkeitsprinzip neben den tod gestellt. die biologie - nicht nur der laissez-faire-kapitalismus - ist höchst nützlichkeitsorientiert: minimierung des inputs bei maximierung des ouitputs. die biologen nennen das optimierung der energiebilanz.

die schöpfung, die natur, die materie, das universum ist im kern "kalt", also gefühllos. wir sind es, die das ändern könnten. daher darf die realität geschildert und muß der spiegel vorgehalten werden.

lieber gruß w.
 



 
Oben Unten