Der vierte Mann

molly

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Grünters Geschichte

In dem kleinen Haus hinter dem Bauernhof lebten nun drei Zwerge: Roto, Azuro und Gelberg Pfeffermännchen. Sie arbeiten tagsüber auf dem Bauernhof und abends erzählten sie sich Geschichten. Am Samstag und Sonntag hatten sie frei. Sie putzten ihr Häuschen und gingen spazieren, am liebsten durch den Wald bis zum kleinen Badesee.
Eines Tages saß Grünter Pfeffermännchen auf ihrer Treppe. Er war so müde und traurig, dass er zuerst schlafen wollte. Als Grünter ausgeschlafen hatte, setzten sich alle um den runden Tisch und er erzählte seine Geschichte.
Grünters Häuschen stand am Waldrand. Vor dem Haus gab es den großen Blumengarten mit einer Bank und den kleiner Parkplatz. Da mussten alle ihre Fahrzeuge abstellen und zu Fuß weiter gehen. Grünter bewachte die Autos und Fahrräder und nebenbei zimmerte er Vogelhäuschen und Blumenkästen. Am Abend fegte er den Platz sauber und leerte den Müllkorb aus. Dann spazierte er durch den Garten und goss die Blumen. Wenn Grünter gegessen hatte, setzte er sich auf die Bank vor dem Haus und wartete, bis die Sonne unterging.
An einem Sonntagmorgen stand der Parkplatz im Nu voller Autos. Das hatte Grünter noch nie erlebt. Am Abend brauchte er lange, um den vielen Müll wegzuräumen. Hurtig fegte er den Platz, goss die Blumen, warf sich auf die Bank und schon ging die Sonne unter. Erschöpft sank Grünter in sein Bett. Bald darauf besuchte ihn der Bürgermeister. Er sagte: „Der Parkplatz ist zu klein, wir müssen einen großen bauen."
Grünter dachte an den vielen Müll, den die Leute zurück ließen und sagte: "Ich komme kaum noch dazu, den Sonnenuntergang zu sehen". Der Bürgermeister brummte: "Na, ist denn das so wichtig? Du bekommst eine schöne Stange Geld, wenn du viele Autos bewachst." Aber Grünter erklärte dem Bürgermeister, dass er noch andere Aufgaben zu erledigen hätte, zum Beispiel Platz fegen, Haus putzen, Müll fort tragen und die vielen Blumen gießen.
Der Bürgermeister rieb sich die Hände rief: „Da kann ich dir helfen. Wir machen aus dem Blumengarten einen Parkplatz." Grünter schüttelte traurig den Kopf. Was würde aus den Vögeln und Schmetterlingen, aus den Käfern, Spinnen und Bienen, die in diesem Garten lebten? Und wenn noch mehr Menschen kämen, hätten die Tiere im Wald überhaupt keine Ruhe mehr! Der Bürgermeister verstand nicht, dass für das Pfeffermännchen die Pflanzen, Tiere und Sonnenuntergänge wichtiger waren, als die Autos. Schimpfend stapfte er davon. Grünter rief ihm nach, er möge den Garten in Ruhe lassen. Aber der Bürgermeister hörte gar nicht zu. Bald schon wurde aus dem großen Blumengarten ein kleiner und aus dem kleinen Parkplatz ein großer gebaut. Grünter musste morgens, mittags und am Abend die Müllkörbe ausleeren. Meistens war es schon dunkel, bis er die Blumen gießen konnte. Er wusste schon gar nicht mehr, wie herrlich ein Sonnenuntergang aussah und vermisste ihn.
Eines Tages wurde Grünter sehr krank. Da stürmte der Bürgermeister ins Zimmer und rief: "Die Leute beschweren sich, weil niemand die Autos bewacht. Überall liegen Flaschen, Dosen, Papier und Kaugummis herum! Sogar einen Teppich habe ich unterm Gebüsch gesehen.“
Grünter betrachtete das vor Zorn rote Gesicht des Bürgermeisters. Irgendwo lebte ein Pfeffermännchen, das rote Sachen trug. Zu diesem wollte er gehen. Er wusste nun genau, dass er nicht länger bei den Autos und den Müllsäcken bleiben wollte. Am nächsten Morgen holte er den Rucksackaus dem Schrank, packte Kleider, den grünen Becker und Teller und seine Werkzeuge hinein. Danach türmte Grünter den Müll auf den Schubkarren, schob ihn vor das Rathaus und besuchte den Bürgermeister. Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür und legte dem Bürgermeister den Schlüssel des kleinen Waldhauses auf den Tisch. Er sagte: „Den brauch ich nicht mehr.“ Noch ehe der Bürgermeister etwas erwidern konnte, verließ Grünter das Rathaus und verschwand.
Roto, Azuro und Gelbert hatten aufmerksam zugehört. Roto sagte: Bleibe bei uns, du kannst jeden Abend den Sonnenuntergang betrachten und am Tag arbeiten wir alle vier beim Bauer." Die anderen nickten zustimmend. Doch Grünter schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er, „ diese Arbeit will ich nicht verrichten.“ Roto und Azuro sahen sich zunächst ratlos an. Gelbert fuchtelte mit seinem Zeigefinger in die Luft und rief: „Das geht aber gar nicht! Ich muss auch helfen und würde lieber zu Hause bleiben.“ Azuro meinte: „Ja, jeder arbeitet hier mit!" Roto fragte: „Was schlägst du vor?“
Grünter holte aus seinen Rucksack die Werkzeuge und legte sie auf den Tisch. „Ich fertige mein Bett und einen Stuhl selber an, baue Vogelhäuschen für den Garten und eine Bank vor unser Haus. Bestimmt gibt es jede Menge zu tun bei euch. Wenn ich nichts zu schreinern habe, helfe ich der Bauersfrau im Blumengarten.
Roto klatsche in die Hände. „Wunderbar“, rief er und auch Azuro und Gelbert waren damit sehr, sehr einverstanden.
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Monika Rieger© Nicht frei für R

Wenn du das Rätsel gelöst hast, weißt du, was Grünter nach seinem Bett gebaut hat.

Wer kann ohne Murren und Klagen dich jederzeit auf seinem Rücken tragen?
1ɥnʇs
 

molly

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Hallo
@aligaga

Du schreibst:

"und auch sonst um eine in deinen Augen heile "Gutenachtwelt" bemüht bist, dann verstehe ich jetzt nicht recht, woher plötzlich das Feinbild eines "Bürgermeisters" rührt, der offenbar ohne Bedenken Hausfriedensbruch begehen und schmetterlingsvernichtende Parkplätze bauen darf, wo und wann er gerade lustig ist.
Das können und das tun Gemeindevorsteher normaler Weise ebengerade nicht!"

Normalerweise, da gebe ich Dir Recht. Aber in meinen Geschichten gibt es eben immer auch einen Gegenspieler.
Es gibt genug Bürgermeister, die eigenmächtig handeln.
Unser Gemeindevorsteher gehört nicht dazu. Er fühlt sich auch nicht getroffen und ist nicht beleidigt, ich habe ihn gefragt.

Du schreibst:
" Hinzu kommt, dass der Typ mit dem Haus im Außenbereich (vielleicht ist es ja gar ein Schwarzbau?) den Anschein erweckt, der Badesee im Wald sei nur seiner; wer von weiter her kommen muss, um ihn zu nutzen, soll schauen, wo er bleibt. "
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Welchen Typ meinst Du denn? Den Räuber oder den Vierten Mann?


Du schreibst:
"Jedenfalls werden die Mitmenschen als Schweine dargestellt, die überall ihren Dreck hinterlassen. Sonderbarer Weise müllen die aber nur den Parkplatz zu, nicht den Waldrand oder gar die Seeufer. Wirklich ungewöhnlich."
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Von Schweinen ist nicht die Rede, die hinterlassen ihren Dreck nicht beliebig überall.

Über Müll kann man mit Kindern reden, muss man aber nicht seitenlang für eine Geschichte aufschreiben.

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Du schreibst:
"Ressentiments gegen Gemeindeverwaltungen und gegen die Mitmenschen schüren. Ich glaube nicht, dass du Kindern deiner Zielgruppe damit einen Dienst erweist.

Es geht vielmehr um die lieben Kleinen - dass sie nicht nur gut einschlafen, sondern zu prosozialem Verhalten gelenkt werden, wenn sie wieder wach sind."
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Meinst Du, dass mit Grimms Märchen, die ja eigentlich für Erwachsene aufgeschrieben wurden, prosoziales Verhalten gefördert wird?

Ich glaube nicht, dass die Wichte in meiner Geschichte sich unsozial verhalten.

Du liest Dinge hinein, die es nicht gibt, wie das Krokodil.

So, nun einen guten Tag und freundliche Grüße
molly
 

molly

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@ aligaga und interessierte Leser,

Soll ich den Bürgermeister "Scheppselbach", "Gscheitle" oder "Schmetterschreck" nennen?
Oder besser ohne Bürgermeister´, aber dafür Waldbesitzer oder andere Vorschläge?

Gruß molly
 
Ein Vorteil des reichen Leseangebots der Leselupe ist, dass man schon einmal in literarische Welten hineinguckt, die normalerweise nicht zu dem eigenen Leserepertoire gehören. Z. B. die Welt der Zwerge von molly. Ehrlich gesagt kenne ich mit Zwergen wenig aus, aber molly schreibt liebenswerte, lebendige kleine (aber fortgesetzte) Geschichten über diese Gesellen, so dass man sie sich lebhaft vorstellen kann. Die Erzählungen liefern der primären Zielgruppe, nämlich den Kindern, auch Botschaften, z. B. ökologischer Art (über Umweltverschmutzung), ohne dass diese belehrend daher kommen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Autorin Nachhilfe in Formulierungskunst benötigt, von mir jedenfalls nicht.
Stefan Sternau
 

molly

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Hallo Stefan Sternau,

herzlichen Dank für Dein positives Echo. Ja, es sind kleine Geschichten zur Guten Nacht für kleine Kinder.
Ich finde es wunderbar, dass Du einmal bei den Zwergen vorbei geschaut hast.

Einen sonnigen Tag und viele Grüße :)

molly
 

molly

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Grünters Geschichte

In dem kleinen Haus hinter dem Bauernhof lebten nun drei Zwerge: Roto, Azuro und Gelberg Pfeffermännchen. Sie arbeiten tagsüber auf dem Bauernhof und abends erzählten sie sich Geschichten. Am Samstag und Sonntag hatten sie frei. Sie putzten ihr Häuschen und gingen spazieren, am liebsten durch den Wald bis zum kleinen Badesee.
Eines Tages saß Grünter Pfeffermännchen auf ihrer Treppe. Er war so müde und traurig, dass er zuerst schlafen wollte. Als Grünter ausgeschlafen hatte, setzten sich alle um den runden Tisch und er erzählte seine Geschichte.
Grünters Häuschen stand am Waldrand. Vor dem Haus gab es den großen Blumengarten mit einer Bank und den kleiner Parkplatz. Da mussten alle ihre Fahrzeuge abstellen und zu Fuß weiter gehen. Grünter bewachte die Autos und Fahrräder und nebenbei zimmerte er Vogelhäuschen und Blumenkästen. Am Abend fegte er den Platz sauber und leerte den Müllkorb aus. Dann spazierte er durch den Garten und goss die Blumen. Wenn Grünter gegessen hatte, setzte er sich auf die Bank vor dem Haus und wartete, bis die Sonne unterging.
An einem Sonntagmorgen stand der Parkplatz im Nu voller Autos. Das hatte Grünter noch nie erlebt. Am Abend brauchte er lange, um den vielen Müll wegzuräumen. Hurtig fegte er den Platz, goss die Blumen, warf sich auf die Bank und schon ging die Sonne unter. Erschöpft sank Grünter in sein Bett. Bald darauf besuchte ihn der Bürgermeister. Er sagte: „Der Parkplatz ist zu klein, wir müssen einen großen bauen."
Grünter dachte an den vielen Müll, den die Leute zurück ließen und sagte: "Ich komme kaum noch dazu, den Sonnenuntergang zu sehen". Der Bürgermeister brummte: "Na, ist denn das so wichtig? Du bekommst eine schöne Stange Geld, wenn du viele Autos bewachst." Aber Grünter erklärte dem Bürgermeister, dass er noch andere Aufgaben zu erledigen hätte, zum Beispiel Platz fegen, Haus putzen, Müll fort tragen und die vielen Blumen gießen.
Der Bürgermeister rieb sich die Hände rief: „Da kann ich dir helfen. Wir machen aus dem Blumengarten einen Parkplatz." Grünter schüttelte traurig den Kopf. Was würde aus den Vögeln und Schmetterlingen, aus den Käfern, Spinnen und Bienen, die in diesem Garten lebten? Und wenn noch mehr Menschen kämen, hätten die Tiere im Wald überhaupt keine Ruhe mehr! Der Bürgermeister verstand nicht, dass für das Pfeffermännchen die Pflanzen, Tiere und Sonnenuntergänge wichtiger waren, als die Autos. Schimpfend stapfte er davon. Grünter rief ihm nach, er möge den Garten in Ruhe lassen. Aber der Bürgermeister hörte gar nicht zu. Bald schon wurde aus dem großen Blumengarten ein kleiner und aus dem kleinen Parkplatz ein großer gebaut. Grünter musste morgens, mittags und am Abend die Müllkörbe ausleeren. Meistens war es schon dunkel, bis er die Blumen gießen konnte. Er wusste schon gar nicht mehr, wie herrlich ein Sonnenuntergang aussah und vermisste ihn.
Eines Tages wurde Grünter sehr krank. Da stürmte der Bürgermeister ins Zimmer und rief: "Die Leute beschweren sich, weil niemand die Autos bewacht. Überall liegen Flaschen, Dosen, Papier und Kaugummis herum! Sogar einen Teppich habe ich unterm Gebüsch gesehen.“
Grünter betrachtete das vor Zorn rote Gesicht des Bürgermeisters. Irgendwo lebte ein Pfeffermännchen, das rote Sachen trug. Zu diesem wollte er gehen. Er wusste nun genau, dass er nicht länger bei den Autos und den Müllsäcken bleiben wollte. Am nächsten Morgen holte er den Rucksackaus dem Schrank, packte Kleider, den grünen Becker und Teller und seine Werkzeuge hinein. Danach türmte Grünter den Müll auf den Schubkarren, schob ihn vor das Rathaus und besuchte den Bürgermeister. Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür und legte dem Bürgermeister den Schlüssel des kleinen Waldhauses auf den Tisch. Er sagte: „Den brauch ich nicht mehr.“ Noch ehe der Bürgermeister etwas erwidern konnte, verließ Grünter das Rathaus und verschwand.
Roto, Azuro und Gelbert hatten aufmerksam zugehört. Roto sagte: Bleibe bei uns, du kannst jeden Abend den Sonnenuntergang betrachten und am Tag arbeiten wir alle vier beim Bauer." Die anderen nickten zustimmend. Doch Grünter schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er, „ diese Arbeit will ich nicht verrichten.“ Roto und Azuro sahen sich zunächst ratlos an. Gelbert fuchtelte mit seinem Zeigefinger in die Luft und rief: „Das geht aber gar nicht! Ich muss auch helfen und würde lieber zu Hause bleiben.“ Azuro meinte: „Ja, jeder arbeitet hier mit!" Roto fragte: „Was schlägst du vor?“
Grünter holte aus seinen Rucksack die Werkzeuge und legte sie auf den Tisch. „Ich fertige mein Bett und einen Stuhl selber an, baue Vogelhäuschen für den Garten und eine Bank vor unser Haus. Bestimmt gibt es jede Menge zu tun bei euch. Wenn ich nichts zu schreinern habe, helfe ich der Bauersfrau im Blumengarten.
Roto klatsche in die Hände. „Wunderbar“, rief er und auch Azuro und Gelbert waren damit sehr, sehr einverstanden.

Während Grünter sein Bett schreinerte und Azuro mit Gelbert bei Bauer Merten arbeiteten, kaufte Roto alles ein, was Grünter noch brauchte: Grüne Handtücher, Waschlappen, Teller und Becher, ein Stück grüne Seife, und natürlich eine grüne Zahnbürste. Der Einkauf dauerte beinahe den ganzen Tag. Doch als die Sonne unterging, saßen alle auf der Treppe vor dem Häuschen und schauten zu.

Monika Rieger©
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Wenn du das Rätsel gelöst hast, weißt du, was Grünter nach seinem Bett gebaut hat.

Wer kann ohne Murren und Klagen dich jederzeit auf seinem Rücken tragen?
1ɥnʇs
 



 
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