der Wind erzählt unsere Geschichten

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Arcos

Mitglied
vergeude dein Wasser nicht
es ist sehr trocken, Vater
in deinem Schoß war keine Liebe

der Wind erzählt unsere Geschichten
die Zeit zählt unsere Schritte, Vater
Feuer hält den Winter fern
doch es verbrennt die Seele
Erinnerungen in Asche geschrieben

in meinen Nächten
wohnten keine Märchen
und an manchen Tagen
wuchs die Dunkelheit
legte sich wie ein Schleier
über alles, was noch atmete
 
Zuletzt bearbeitet:

Frodomir

Mitglied
Hallo Arcos,

wie Aniella finde auch ich dieses Gedicht sehr traurig. Ich hoffe, es nicht allzu autobiografisch :(

Aus textkritischer Sicht sehe ich hier einen starken Start:
vergeude dein Wasser nicht
es ist sehr trocken, Vater
Das ist in meinen Augen sehr poetisch und vielversprechend, aber leider folgen dann zu viele Allgemeinplätze oder eigentlich auserzählte Metaphern (dein Weg war steinig; du bist kein Mann der großen Worte; ein ewiges Rätsel; ...), die das hohe Niveau des Textanfangs nicht halten können. Der aufzählende Stil tut dann sein Übriges und verhindert, dass ich als Leser in den Text hineingezogen werde.

Insgesamt denke deshalb, dass ein eigentlich tiefgründiges und sehr emotionales Thema hier durch eine gewisse Oberflächlichkeit der Metaphern nicht richtig spürbar wird. Was natürlich schade ist nach dem guten Einstieg in den ersten beiden Versen.

Viele Grüße
Frodomir
 

Frodomir

Mitglied
Also so wie es jetzt ist, gefällt es mir schon besser als deine erste Version, aber im Gegensatz zu vielen deiner anderen Gedichte holt mich dieses leider nicht so richtig ab. Mir kommt der metaphorische Wechsel in Strophe 2 vom Wind über die Zeit zum Feuer zu willkürklich daher und er erschließt sich für mich auch nicht logisch aus dem Text. Die letzte Strophe finde ich da schon stimmiger und aussagekräftiger, vor allem, weil das Verb atmen in der Lage ist, die Sinne anzusprechen und damit nachfühlbar wird. Die anderen Metaphern bleiben eher im Benennenden, Philosophischen.
 

Arcos

Mitglied
Das ist auch völlig in Ordnung, Frodomir.
Ich danke dir für deine wertvollen Rückmeldungen.

Nicht jede Blüte wird zu einer Frucht,
doch jede trägt den Duft des Möglichen.
Manche vergehen im Wind,
und doch war ihr Erblühen kein Verlust.
 



 
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